Es waren inzwischen ein paar Tage vergangen seit dem Streit und der Eskalation desselbigen am Tag des Schulballes.
Die Suspendierung war rechtzeitig zu den Zeugnisvergaben wieder aufgehoben worden und diese wurden am heutigen Tag vergeben.
Der erste Schnee war gerade gefallen. Der Blick aus dem Fenster zeigt eine weiße, reine, schöne Welt. Alles ist so still, so neu.
Ich mag den ersten Schnee des Jahres. Besonders wenn genug fällt um alles darin einzuhüllen.
Mein Zuhause war ein Altenpflegeheim. Nicht dass was ich mir in meiner Jugend erträumt hatte.
Was war passiert? Warum lag ich jetzt hier in diesem Zimmer in dem schon vor mir dutzende alte Menschen gelegen hatten?
„Ich bin ganz und gar nicht zickig!“
„Ach nein? Wie nennst du dass dann?“
„Auf jeden Fall nicht zickig!“
„Argh…Ich kann mit dir nicht reden wenn du so bist.
Der Geruch von Leder hängt in der Luft. Und der seine. Unverkennbar Leder und…ER!
Wann ich angefangen habe ihn am Geruch zu erkennen? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß überhaupt nicht mehr was ich -in Bezug auf ihn- denken soll.
Scheiße! An diese Arschkälte werde ich mich nie gewöhnen. Auch wenn ich jetzt schon zwei Jahre hier bin. Ich hasse Kälte. Und ich hasse Eis und Schnee.
Der Himmel war grau und voller schwerer Wolken die aussahen als würden sie jeden Moment ihre Last verlieren. Die Luft roch schon nach Regen, obwohl es schwer zu beschreiben war wie den Regen roch.
„Aaron mach schon, wach auf!“ Eine nervöse, aufgeregte, zischende Stimme stört meinen Schlaf und das – so fühlt es sich zumindest an - obwohl ich doch gerade erst eingeschlafen bin.
„Ja! Ja Oma, die Geschenke sind rechtzeitig gekommen….Ja, sie liegen unter dem Weihnachtsbaum und keiner hat sie angefasst, sie sind alle noch verpackt…Ja, auch ich…. Nein ich lüge dich nicht an! Soll ich dir ein Beweisfoto schicken? Eines mit der heutigen Zeitung auf dem Bild?..
„Ließ es bitte nochmal vor ja Daiki.“ Seth war der Erste der sich wieder gefangen hatte und sprechen konnte. Auch wenn seine Stimme mehr als nur verblüfft war. Ich hingegen nickte und hob das Blatt Papier in meinen Händen wieder hoch um ihm den Gefallen zu tun.
„Masaru…Masaru wach auf!“ Eine viel zu laute Stimme drängte sich in das angenehme Dunkel seines Schlafes. Aufwachen? Wieso? Sein Körper fühlte sich müde an, also war schlafen die bessere Option anstelle von aufwachen.
„Mensch, jetzt wach doch endlich auf.
„Dein Bruder ist und bleibt ein arroganter Schnösel.“ Jaden war aufgebracht und schmollte. Sein bester Freund Syrus konnte nur neben ihm herlaufen und ein sehr leises: „Ja ich weiß“, von sich geben.
Lächelnde, mitleidige Gesichter sehen mir entgegen. Manche nicken mir grüßend zu, andere sehen weg. Ich ignoriere sie alle.
Mitgefühl ist nicht etwas, dass viele Menschen beherrschen, aber ich will auch kein Mitleid von ihnen. Sie können mir alle gestohlen bleiben.