Training im Schnee 3 oder Wenn Beyblader erwachsen werden... von Venka (Der längste Teil und gleichzeitig das Ende der TiS Trilogie) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Lillie: SOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!!! *Hände reib* Venka: *Lillie anguck* Dann wolln mer mal... Kai: *skeptischer Blick* Tala: Was sie wohl diesmal vorhaben... Ray: Ich wills gar nicht wissen! Lillie: *ggg* Lasst euch überraschen! Kai: Der Blick gefällt mir nicht. Ray: Ich bin weg...- Ich bin weg. Venka: Hier geblieben, Raymond! Kai: *lol* Ray: Klappe Keisuke! Kai: *böser Blick* Tala: *rofl* Lillie: lach du nur, so lange du noch Lachen kannst! Tala: ... ? Venka: Lillie, spoilern ist unfair... Lillie: *abwink* Schoin gut, schon gut... Lange Rede, kurzer Sinn, lasst uns endlich anfangen. *Startschuss* Venka: Und damit sind wir wieder im Spiel!!! --------------------------------- 01 - Der Anfang vom Ende ,Du träumst schon wieder!' ermahnte sich Kai in Gedanken. ,Ich muss diese Auswertungen für Bill unbedingt heute noch fertig machen!' seufzend wendete er sich wieder seinem Rechner zu. Doch so sehr er sich auch bemühte, seine Gedanken schweiften immer wieder ab als ob sie keine Lust hätten diese Aufgabe für Tysons Vater fertig zu bearbeiten. Seine Gedanken gingen fast zwei Jahre zurück, als die White Tigers es geschafft hatten an den Demolition-Boys vorbeizuziehen. Mittlerweile hatten sich er und Ray, von der Erbschaft seines Großvaters, zusammen ein Haus gebaut. Ray arbeitete nach wie vor im BBA - Restaurant und Kai hatte ein freies Geschichtsstudium in Zusammenarbeit mit Tysons Vater begonnen. Max lebte zusammen mit Emily in Japan, bei seinem Vater. Er arbeitete mit in dessen Beyblade - Shop und Emily hatte beschlossen, neben ihrer Tätigkeit in einem Computerfachgeschäft, ein Fernstudium im Fachgebiet Programmierung zu beginnen. Tyson bereitete sich auf sein Studium in Europa vor. ,Das Tyson mal studieren würde, wer hätte das gedacht...' schoss es Kai durch den Kopf. Und Kenny war fleißig daran Informatik zu studieren. Tala und Rogue wohnten zusammen bei Judy im Haus, die für die Beiden den Keller ausbauen ließ, so dass eine kleine eigene Wohnung entstanden war. Rogue war in der Ausbildung zur Sekretärin in der Stadtverwaltung und Tala hatte zusammen mit Eddy und Steve ein Sportstudium angefangen. Michael trainierte neben seiner Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik das Baseball-Team einer Schul-AG. Von den Majestics wusste Kai nicht viel, nur dass Oliver und Akiko zusammen in Paris lebten, wo er, wenn er gerade mal Lust hatte, als Koch im eigenen Restaurant arbeitete und sie eine Ausbildung zur Designerin machte. Alexsey ging nach wie vor in die Schule und "freute" sich auf jede anstehende Klausur. Seine Schwester, Josie, hatte eine Ausbildung zur Logopädin begonnen in der Nähe von Lees Studienort - er studierte Geowissenschaften -, so dass sie sich oft sehen konnten. Kevin machte eine Ausbildung zum Piloten und Mariah lernte Mediengestalterin in Bild und Ton. Von den White Tigers entschließ sich nur Gary im heimatlichen Dorf zu bleiben. ,Es ist einiges passiert in den letzten Jahren...' Kai hing seinen Gedanken noch eine ganze Weile nach, bevor er sich doch endlich entschloss sich wieder seiner Arbeit zu zuwenden. Es war Montag früh und an der Haustürklingel ging ein Sturm nieder. "Tala! Eddy und Steve sind da..." rief Rogue in die Küche. "Is' ja nicht zu überhören!" kam er lächelnd aus dem Raum geeilt. "Tschüß, Liebling!" Tala gab Rogue noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor er die kleine Treppe zum Ausgang hoch sprintete. Er hatte aber seine Geschwindigkeit unterschätzt und konnte vor der Tür nicht mehr ganz bremsen. "Verfluchter Mist!" schimpfte er und rieb sich die schmerzende Stelle. "Nicht mein Tag heute...". Er griff nach seiner Tasche, die schon neben der Tür stand, drehte sich noch einmal zu Rogue um während er die Tür öffnete und warf ihr einen Handkuss zu. Dann rannte er los. In der Mittagspause beschlossen Eddy, Steve und Tala sich den Büchern in der Bibliothek zu widmen, da sie noch Belege schreiben mussten. Sie betraten die große Halle, wo ihre Aufmerksamkeit auf eine Studentin gezogen wurde, die sich lautstark über etwas zu beschweren schien. "...und das Regal in der dritten Reihe ganz hinten ist auch locker. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis es jemanden auf den Kopf fällt!" "Schon gut, Mrs. Miller! Ich kümmere mich darum, ebenso wie um die anderen Kleinigkeiten, aber jetzt habe ich Mittagspause." versuchte der Hausmeister die aufgebrachte Studentin zu beruhigen. "Aber..." begann sie wieder. "Mrs. Miller, ich sagte ich kümmere mich schon darum!" sagte der Hausmeister, aber diesmal klang er nicht mehr sehr freundlich. Beleidigt drehte sich die junge Studentin um und lief entrüstet aus dem Saal. "Dem sollte man echt mal klar und deutlich die Meinung sagen." murmelte Tala während sie sich zu ihrem Stammplatz begaben. "Ja." stimmte ihm Eddy zu. "Dieser Hausmeister macht mehr Pausen als ihm gut tun." Nach einem kurzen und leisen Lachen schlugen sie ihre Bücher auf und begannen zu lesen. "So ein Müll..." meldete sich Steve nach einer Weile zu Wort. "Was haste denn?" fragte Tala ohne aufzublicken. "In diesem Buch steht nur Schrott. Die schreiben nur was über die technischen Details, aber wie, warum und von wem sie entwickelt wurden..." "Warum holst du dir da nicht ein anderes Buch?" fragte Tala aufblickend. "Gibt's denn da noch eins?" "Ja, aber ich weiß nicht mehr wie es hieß." "Na prima..." seufzte Eddy und ließ sich in den Stuhl sinken. "Aber ich weiß noch, wo es ungefähr stand und wie es aussah...- Ich schau mal nach, vielleicht finde ich es ja wieder." Mit diesen Worten erhob sich Tala und verschwand in den Bücherreihen. "Äh, danke..." murmelte Steve. "Da muss es ein!" sagte der Rothaarige zu sich und bog in eine Regalreihe ab. Mit dem Finger fuhr er die Bücherreihen entlang bis er das gesuchte Buch entdeckt hatte. Er zog es aus dem Regal und blätterte eine Weile darin herum. "Tala bleibt aber lange weg." Steve blickte sich suchend um. "Er sucht!" gab Eddy kurz und knapp zurück. Gelangweilt blickte Steve den anderen Studenten hinterher und beobachtete sie, Eddy vertiefte sich wieder in seinen Beleg und las Seite um Seite. Plötzlich drang ein lautes Poltern an ihre Ohren. Steve sprang auf und Eddy warf erschrocken das Buch aus der Hand. "Was war das?" fragte Eddy. "Keine Ahnung, aber es klang nicht gut!" antwortete Steve. "Lass uns nachsehen, ob wir was helfen können!" schlug Eddy vor und Beide liefen in Richtung Geräuschquelle. Kurze Zeit später trafen sie an der Unglücksstelle ein und ihnen bot sich ein erschütterndes Bild: das besagte lockere Regal war herunter gekommen und hatte einen Studenten unter sich begraben, der nun völlig Regungslos am Boden lag. Zwei andere Studenten waren gerade dabei das Regal von dem am Boden Liegenden herunter zu heben und drei weitere räumten die Bücher beiseite. "Oh, nein..." stammelte Steve und bahnte sich einen Weg durch die übrigen, glotzenden Studenten. "Tala?" kreidebleich beugte er sich zu dem Angesprochenen hinunter. Er griff nach seiner Schulter und rüttelte ihn vorsichtig, doch der Junge gab keine Reaktion von sich. Vorsichtig ergriff nun Eddy beide Schultern und richtete Tala auf, wobei er ihm den Kopf stützte. Langsam schlug er die Augen auf und sah die beiden Freunde merkwürdig an, während er etwas Unverständliches auf Russisch stammelte. "Hast du das verstanden?" Eddy sah Steve verwirrt an. "Nein, aber ich denke, dass er sich über die labile amerikanische Baukunst ausgelassen hat." "Oh...- Verstehe..." "Komm schon, hoch mit dir!" sagte Steve und zog Tala auf die Beine. Kaum dass dieser stand, griff er sich mit einer Hand in den Nacken und knickte wieder zusammen. Eddy fing ihn auf noch bevor er den Boden berührte. "Ich denke, wir sollten ihn schleunigst zu einem Arzt bringen!" meinte er und nahm den wieder bewusstlosen Russen auf die Arme. "Dein erster guter Vorschlag heute!" stimmte ihm Steve zu. Etwa eine Stunde nach diesem Vorfall brachten Eddy und Steve den mittlerweile einigermaßen ansprechbaren Tala nach Hause, wo sie ihn sofort, nach Auflagen des Universitätsarztes, ins Bett legten. Kaum dass er lag, versank er auch schon in einem tiefen traumlosen Schlaf. "Ob ihm der Schlag was getan hat?" fragte Eddy besorgt als er den blassen Jungen in dem Bett liegen sah. "Was soll ihm das schon geschadet haben! Du hast doch auch gehört, was der Arzt gesagt hat..." "Ja schon!" warf Eddy bedenklich ein. "Aber du weißt doch, dass Tala dahinten..." "Ach das Ding wird schon ok sein!" schleuderte Steve den Einwand von sich. "Nun komm schon! Sieh nicht alles so schwarz." ermahnte Steve seinen Freund. "Du hast Recht!" sagte Eddy und die Besorgnis hinter sich lassend verlies er mit Steve das Haus. Als Rogue an diesem Abend nach Hause kam, fand sie Tala im Bett, in seinen normalen Sachen schlafend. "War wohl ein harter Tag, was?" säuselte sie und gab ihm einen Kuss. Sie bereitete sich noch ein kleines Abendessen zu, bevor sie sich vor den Fernseher setzte um abzuspannen. Erst spät ging sie zu Bett. Es blieb allerdings nicht bei dieser Ausnahme. In den nächsten zwei Wochen war er öfter Abends so müde, dass er sich gleich ins Bett legte ohne auch nur einen Bissen gegessen zu haben. Auch seine Laune verschlechterte sich von Tag zu Tag. Er redete kaum noch, weder mit ihr noch mit Eddy oder Steve. Rogue wunderte sich zwar, aber sie schob seine Veränderung auf das Studium und Eddy und Steve machten sich nichts daraus. Sie waren es gewohnt, dass er nicht viel sprach, außerdem hatten sie genügend andere Dinge in ihren Köpfen. "Ich möchte jetzt gerne mal wissen, was eigentlich mit dir los ist!" allmählich reichte es Rogue. "Deine ständige Meckerei in der letzten Zeit, fällt mir wirklich langsam auf die Nerven!" "Wenn das so ist, kann ich ja hierbleiben!" knurrte Tala zurück. "Nein, das wirst du bleiben lassen! Kai und Ray freuen sich, dass wir kommen." "Waren wir nicht erst vor Kurzem bei ihnen! Es geht mir auf den Senkel, dass die nicht ein Wochenende alleine sein können!" murrte er in seinen Bart. "Das vor Kurzem ist schon ein Monat her und du weißt genau, warum wir eingeladen sind!" sagte Rogue streng. "Jahrestag der Tunten!" antwortete er pampig. "Ich verstehe dich nicht mehr." sagte Rogue niedergeschlagen. "Wie kannst du nur so über deinen Bruder und Ray sprechen! Sie hatten es so schwer..." "Schon gut!" winkte Tala genervt ab. "Können wir endlich fahren!" Doch auch unterwegs hörte er nicht auf sich über andere Autofahrer zu beschweren. "Wenn du nicht weißt wie man fährt, dann lass dir das nächste mal ein Dreirad schenken!" schimpfte er über den vor ihm Fahrenden. "Da kriecht ja 'ne Schnecke schneller!" "Jetzt halt doch mal die Luft an!" fuhr Rogue dazwischen. "Wenn ich Recht habe, habe ich Recht!" sagte er mürrisch. "Ich weiß nicht, welches Tier dich gebissen hat, aber tu mir bitte einen Gefallen und reiß dich heute Abend zusammen!" "Wenn's denn sein muss!" "Ja, es muss sein!" sagte Rogue müde, aber bestimmt. Keine zehn Minuten später hielt Tala mit dem Auto vor einem sehr hübschen neugebauten Haus. Ray kam sofort herausgelaufen und begrüßte die Beiden. "Schön, dass ihr da seid!" sagte er freundlich lächelnd. "Hallo Ray! Und, Danke für die liebe Einladung!" lächelte Rogue zurück. "Nicht der Rede wert!" winkte er ab. "Aber kommt doch ins Haus!" bat er die Beiden herein. Tala hatte sich mit Mühe zusammengerissen und kein Wort verlauten lassen, doch seinem Gesicht war sein Unmut deutlich anzusehen, was er auch später beim Essen kund tat. Ray hatte sich mal wieder mächtig ins Zeug gelegt und eine russische Spezialität - Pelmeni - gezaubert. "Und diese völlig deformierten Dinger sollen Pelmeni sein?" murmelte Tala mürrisch. "Entschuldige! Es musste heute etwas schneller gehen als sonst. Ich hatte mich einfach in der Zeit vertan." entschuldigte sich Ray bei den anderen am Tisch, als er Talas Kommentar hörte. "Ich finde, dass es verdammt lecker aussieht!" sagte Rogue und lächelte Ray aufmunternd an, bevor sie ihrem Begleiter einen bitterbösen Blick zuwarf. "Schon gut!" seufzte er und streckte Ray seinen Teller hin. Doch kaum dass er den ersten Bissen im Mund hatte, fing Tala wieder an. "Die Soße ist viel zu salzig!" meckerte er. "Sie ist nicht stärker gewürzt als sonst!" mischte sich nun Kai ein. "Wenn du meinst..." brummte Tala und begann wieder in seinen Pelmeni zu stochern. "Und die Füllung schmeckt auch nicht original!" knurrte er kurz darauf. "Soll ich die Pelmeni jetzt auch noch für den Herrn importieren?" fauchte Ray beleidigt zurück. "Und außerdem denke ich, dass du es nicht besser könntest!" "Da hat er Recht!" stimmte Rogue dem Chinesen zu. "Is' ja gut!" sagte der Rothaarige genervt. "Der Hunger wird's schon reintreiben." "Tala!" fuhr Rogue ihn an. "Jetzt reiß dich endlich zusammen. Es reicht schon, dass du diese Nummer bei uns zu Hause durchziehst!" Von Kais Gesicht war mittlerweile jegliche Freundlichkeit gewichen. "Wie war das?" fragte er mit leicht drohendem Unterton. "Du hast mich schon verstanden!" knurrte der Ältere provokativ, stand auf und setzte sich ein paar Meter weiter auf das Sofa. "Ich werd' mal nach ihm sehen!" schlug Rogue vor, nachdem sie mit essen fertig waren. "Lass mich das mal machen!" bat Kai. "Ihr zwei Frauen könnt ja währenddessen den Nachtisch holen!" "Keine Angst!" sagte Ray auf Rogues besorgten Blick. "Mit dem wird Kai schon fertig. Kannst du bitte die zwei Schüsseln mitbringen?" Rogue nahm in jede Hand eine Schüssel und folgte Ray in die Küche. "Ich verstehe das nicht!" sagte der Chinese geknickt als sie die Küche betrat. "Es hat ihm doch sonst auch geschmeckt." "Ich fand es ausgezeichnet, Ray. Wie immer..." sagte sie lächelnd. "Ich weiß auch nicht, woran das liegt..." "War irgendwas los?" versuchte Ray die Ursache zu ergründen. Doch Rogue schüttelte nur den Kopf und zuckte leicht mit den Schultern. "Du sagtest doch vorhin, dass er sich auch zu Hause..." Ray wurde von einem geschrienen russischen Fluch, auf den ein lautes Klirren folgte, unterbrochen. "Was war das?" fragte Rogue erschrocken. "Keine Ahnung..." murmelte Ray, bereits auf dem Weg ins Wohnzimmer. Er blieb eine paar Sekunden wie angewurzelt stehen, ehe er das Bild richtig verarbeitet hatte: Tala stand leicht nach vorn gebeugt seitlich am Sofa und Kai lag in den Überresten des Sofatisches. Er blutete am Mundwinkel und das Tischglas hatte ihm die Hände und die Unterarme, vor allem der rechten Seite, aufgeschnitten. "Tala... - Was um alles in der Welt... - Was hast du getan?" fragte Rogue entsetzt. Doch Tala sah sie nur verwirrt an, dann griff er sich zitternd an den Kopf. "Was... - Wie... - Ich... - Kai..." stammelte er. Doch Kai blieb stumm. Ohne eine emotionale Reaktion ließ er sich von Ray ins Bad bringen und die Wunden versorgen. "Wir sollten besser gehen!" sagte Rogue zu Tala und schleifte ihn zur Garderobe, wo sie ihm die Jacke in die Hand drückte, die er teilnahmslos an sich nahm, aber nicht anzog. Hastig zog sie sich ihre Schuhe und die Jacke an. Als sie zur Tür ging bemerkte sie, dass Tala noch immer apathisch dastand und seine Jacke in der Hand hielt. Besorgt stellte sie ihm seine Schuhe hin. Doch sie musste Tala drei Mal beim Namen nennen, ehe er nach unten sah und dann langsam in seine Schuhe hinein fuhr. "Wir fahren los!" rief sie hinter sich in das Haus und dann fiel die Tür ins Schloss. Rogue atmete tief durch. Die kalte Abendluft half Tala vielleicht wieder einen klaren Kopf zu kriegen. Doch so sehr wie sie sich auch bemühte zu erfahren, was zwischen den beiden Brüdern vorgefallen war, es half nichts. Tala blieb auf der gesamten Autofahrt stumm und auch zu Hause sagte er keine einziges Wort, sondern verkroch sich sofort ins Bett. "Es tut mir so leid!" sagte Rogue wenig später zu Ray am Telefon. "Wie geht es Kai?" fragte sie besorgt. "Alles halb so wild! Die Verletzungen sind nicht so schlimm und der Sofatisch ist ersetzbar!" versuchte Ray sie aufzumuntern. "Oh, Ray! Ich weiß nicht mehr was ich noch mit Tala machen soll!" sagte sie den Tränen nahe. "Wie wär's, wenn du erst einmal diese Nacht drüber schläfst und morgen einfach vorbeikommst. Dann können wir in Ruhe über alles Reden!" schlug Ray vor. "Ist gut!" seufzte sie. "Also dann, bis morgen!" "Bis morgen und Kopf hoch!" verabschiedete sich Ray und legte auf. Kapitel 2: Unheil nimm deinen Lauf... ------------------------------------- Venka: O.O 28 Kommis??? *umkipp* Tyson: *versucht sich in der Kunst der Wiederbelebung* Lillie: ... -.-() Venka: Weiche von mir böser Geist!!! *Finger kreuzt* Tala: Aha, Tyson stirbt. Venka: ... Lillie: Nun sollten wir aber zur Sache kommen! Kai: Die Reg... Reg..., ach, die mit dem Skript hat gesprochen. Ray: *ihn antipp* Falsche Fanfic... Kai: Oups... Ray: Das... Venka: *unterbricht ihn* Das artet aus... Lillie: Lasst uns einfach anfangen... *seufz* Wir haben uns dafür entschlossen das 2. Kapitel schon einen Tag eher ins Netz zu stellen als Bonus und als Dankeschön für die vielen Kommis... Viel Spass!!! *knuddel@all* Lillie und Venka -------------------------------------------02 - Unheil nimm deinen Lauf Am nächsten Tag, es war der Sonntag, machte sich Rogue nach dem Mittagessen auf, um zu Kai und Ray zu fahren. "Es tut mir so schrecklich leid, Kai. Was Tala da angerichtet hat, kann ich niemals wieder gut machen." sagte sie keine halbe Stunde später im Wohnzimmer der Beiden. "Du brauchst dir darüber keine Gedanken zu machen!" wehrte Kai ab. "Mir ist nichts weiter passiert." "Und was ist mit dem schönen Tisch? Er war doch eine Sonderanfertigung." jammerte sie. "Der ist ersetzbar." wiederholte Ray seine Worte vom vorabendlichen Telefonat. "Na, ich weiß nicht..." zögerte sie. "Das ist nun wirklich nicht das Problem. Ich mache mir eher Sorgen, was mit Tala los ist!" "Da muss ich Kai zustimmen." sagte Ray. "Weißt du denn, was er hat?" fragte er die junge Frau. "Ich habe leider keine Ahnung." seufzte Rogue. "Ich weiß nur, dass er sich die letzte Zeit sehr viel zurückzieht und, dass er immer vor mir im Bett ist, was aber in stressigen Zeiten nichts Ungewöhnliches ist." "Er war schon immer sehr ruhig." erinnerte sich Kai. "Wo ist er eigentlich jetzt?" wollte Ray wissen. "Er ist in den Center gefahren." antwortete Rogue. "Am Sonntag?" Ray sah sie ungläubig an. "Ja, ich weiß..." sie seufzte erneut. "Hast du mal mit Eddy und Steve geredet, ob ihnen in der Uni was an Tala aufgefallen ist?" fragte Kai. "Nein, hab ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass sie was gesagt hätten, wenn etwas vorgefallen wäre oder, wenn sie etwas Seltsames bemerkt hätten." "Das denke ich auch." meinte Ray und zu Rogue gewandt sagte er: "Ist dir denn sonst nichts aufgefallen. Versuch dich wirklich an jede Kleinigkeit zu erinnern, alles könnte wichtig sein." "Mir ist wirklich nichts...- Moment! Mir fällt da gerade was ein. Ich habe dem Ganzen keine Bedeutung beigemessen, aber jetzt..." "Was denn?" drängelte Ray. "Die Schmerztabletten!" sagte sie. Kai horchte plötzlich hellwach auf. "Schmerztabletten?" "Ja!" sagte Rogue. "Ich habe vor etwa einem Monat unseren Arzneischrank aufgeräumt, alte Medikamente weggetan und Neue gekauft u.a. auch neue Schmerztabletten. Diese Woche wollte ich eine gegen meine starken Kopfschmerzen nehmen..." "Und?" harkte Kai ungeduldig nach. "Ich war überrascht, denn die Packung war schon fast wieder leer. Und da ich sie nicht genommen habe, kann es ja eigentlich nur Tala gewesen sein, denn Judy hätte mit Sicherheit vorher gefragt." "Sind das irgendwelche besonderen Schmerzmittel?" wollte Kai nun wissen. "Nein, eigentlich nicht. Sie helfen so ziemlich gegen alles, sogar gegen Zahnschmerzen." "Vielleicht hat er ja welche. Weißt du noch, Kai, als Judy damals mit ihren Weißheitszähnen solche Probleme hatte, war sie auch unerträglich." meinte Ray. "Hm!" machte Kai bloß. "Und Tala hasst Zahnärzte. Das sagte er mir das letzte Mal, als ich ihn wegen leichter Zahnschmerzen hinschickte." "Also wäre das schon möglich." sagte Ray. "Hm!" war Kais wiederholter Kommentar. "Möglich wäre es schon..." sagte Rogue. "Aber?" fragte Ray skeptisch. "Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, denn seine Laune hält schon zwei Wochen an und wenn er da Zahnschmerzen gehabt hätte, wäre mir das bestimmt aufgefallen." "So kommen wir nicht weiter!" stellte Kai fest. "Ja, ich weiß. Ich werde mal versuchen mit ihm zu reden." sagte Rogue und erhob sich. Ray begleitete sie in den Korridor und reichte ihr die Jacke. "Danke, Ray." sagte sie niedergeschlagen. "Kopf hoch, das wird schon wieder!" munterte er sie auf. Sie wollte gerade durch die Tür nach draußen gehen als Kai aus dem Wohnzimmer kam. "Rogue!" "Ja, was ist?" "Und sei bitte vorsichtig! Ich weiß nicht zu was er noch fähig ist!" In Kais Stimme lag besorgniserregende Vermutung über Talas Zustand, was jedoch weder Ray noch Rogue auffiel. "Keine Sorge, so schnell wird er mir nichts tun!" sagte Rogue sicher. "Also dann, bis später. Ich melde mich bei euch!" "Machs gut, Rogue!" sagte Ray und schloss hinter ihr die Tür. "Na, hoffentlich nimmt das kein schlimmes Ende!" Ein "Hm!" mit Schulterzucken begleitet war Kais einzige Antwort. In der darauffolgenden Woche, fragte sich Rogue oft, ob sie Talas schlechte Laune nur geträumt hätte. Er begrüßte sie früh nun wieder mit einem Lächeln und warf ihr noch schnell einen Handkuss zu, wenn Eddy und Steve mal wieder Sturm klingelten. Alles war wie immer. ,Ist es wirklich wie immer?' fragte sich Rogue eines Morgens als Tala gerade zur Tür hinausgelaufen war. ,Er scheint alle Vorfälle der letzten Wochen vergessen zu haben. Vielleicht ist er ja auch nur ein guter Schauspieler?' Doch diesen Gedanken verwarf sie sofort. Es war ausgesprochen unmöglich, dass er ihr die Jahre etwas vorgespielt hatte. ,Und wenn er sich an mir rächen will?' schoss es ihr durch den Kopf und die Erinnerung an ihre Erpressungsversuche ließen sie leichenblass werden. ,Nein!' wehrten sich ihre Gedanken bestimmt. ,Er sagte selbst, dass das vergessen und vergeben ist.' Seufzend griff sie nach ihrer Tasche. ,Wer weiß, was für ein Tier ihn gebissen hatte...' dachte sie während sie die Haustür zuschloss. Tala seufzte missmutig. "Diese Vorlesung ist ja zum Einschlafen." murrte er zu Steve. "Nimm's locker!" meinte dieser. "Wie könnt ihr das nur ertragen?" mürrisch lehnte er sich zurück. "Dieser Kinderkram!" "Könnt ihr nicht mal still sein?" der vor ihnen sitzende Student hatte sich umgedreht und sah Tala nun verärgert an. "Ich tu was mir gefällt!" zischte Tala bösartig zurück. "Dann geh doch raus, wenn dich das nicht interessiert!" knurrte der Student und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Dozenten. "Dieser Anfängermist kann einen ja auch kaum interessieren, das ist doch nur was für Babys!" brummte Tala. "Na ja, eigentlich wissen wir das ja auch alles, aber manchmal erfährt man doch noch was Neues." versuchte Eddy seinen Kommilitonen zu beruhigen. "Ja, zum Beispiel das mit der Basis, die jetzt erst neu entwickelt..." wollte sich auch Steve beteiligen, doch er hatte das Falsche gesagt. "Neuentwicklung! HA! Ich falle gleich vor lachen vom Stuhl!" unterbrach Tala ihn mittlerweile lautstark. "Geht's dir gut, Tala?" fragte Steve besorgt und machte eine Geste, die ihm bedeutete etwas leiser zu sein. Doch Tala achtete nicht darauf. "Die Daten sind doch alle aus dem Computersystem der Abtei." sagte er schlechtgelaunt. "Was?" "Wie bitte?" Eddy und Steve sahen ihn ungläubig an. "Das ist doch nicht wahr, oder?" lächelte Steve als ob er ein "April April" erwartete. Doch Tala verdrehte nur verärgert die Augen. "Der Prototyp war unter Kais altem Blade." sagte er trocken. Eddy und Steve husteten los, denn der Russe hatte mittlerweile einige interessierte Zuhörer. "Alles in Ordnung!" versuchte Steve die Gedanken der umsitzenden Studenten von Tala abzulenken. Doch dem Rothaarigen war irgendwie alles egal geworden, selbst wenn diese dummen Studenten jetzt die Wahrheit erfahren würden. ,Jetzt geht das schon wieder los!' dachte er genervt und griff sich an seinen Kopf, wo es gerade angefangen hatte mächtig zu schmerzen. "Ist wirklich alles in Ordnung?" flüsterte Eddy fragend. "Bestens!" zischte Tala zurück. "Mich stinkt nur dieses Babygeschwätz an!" wutschnaubend erhob er sich und bahnte sich lautstark einen Weg durch die Sitzreihen zum Mittelgang. "Dieser Kindergarten hier! In der Abtei haben wir mit 8 Jahren schon Beyblades zusammen gebaut und das auch noch mit verbundenen Augen!" sagte er während er zielstrebig zum Ausgang ging. Mit einem russischen Fluch auf den Lippen schlug er die Tür hinter sich zu. "Verzeihung, Prof. Graham!" rief Eddy quer durch den Vorlesungssaal. "Er hat es nicht so gemeint!" Der Professor nickte ihnen kurz zu und redete dann einfach weiter. In Windeseile hatten sich die Beiden alle Sachen geschnappt und waren schon fast an der Tür. "Ihr denkt wohl, dass ihr diese Vorlesung einfach verlassen könnt, nur weil ihr berühmte Blader seid!" empörte sich ein Student. "Das geht dich nichts an!" fauchte Eddy ihn an. "Sie entschuldigen uns doch, Professor." sagte Steve. "Aber wir kennen diese Basis bereits und haben sie auch schon mehrmals in Aktion erlebt!" "Steve, bist du verrückt!" herrschte Eddy ihn an. "Jetzt fehlt nur noch, dass du ihnen sagst, dass die Basis seit vier Jahren unter Kais Beyblade... - Ups... - Hähä, vergesst das mal schnell wieder!" "Idiot!" seufzte Steve und schob Eddy zur Tür hinaus. "Jetzt sollte Tala unsere Sorge sein und nicht dieser mit Studenten überfüllte Saal." Eddy und Steve suchten fast eine Stunde nach Tala, doch er war wie vom Erdboden verschluckt. "Er ist bestimmt nach Hause gegangen!" meinte Eddy schließlich. "Das sollten wir auch tun." gähnte Steve. Sie schlossen ihre und Talas Bücher in den Schließfächern ein und fuhren dann nach Hause. "Wir können Rogue ja heute Abend mal anrufen, um sicher zu gehen." "Gute Idee, aber nun gib Gas, Eddy. Ich will nach Hause." sagte Steve und gähnte erneut. Taumelnd und von Schmerzen benommen betrat Tala die Wohnung. Er warf seine Jacke und die Schuhe einfach auf den Boden und ging sich an der Wand entlang abstützend ins Bad. Dort angekommen wusch er sich das Gesicht mit kaltem Wasser. ,Was ist bloß los mit mir?' dachte er als er in den Spiegel sehen wollte. ,Jetzt kann ich schon nicht einmal mehr klar sehen und diese verdammten Kopfschmerzen!' Missmutig griff er nach der Packung mit den Schmerztabletten. ,Nur noch acht Stück! Ich muss dringend neue besorgen, bevor Rogue davon noch was mitkriegt!' Ohne weiter über sein Handeln nachzudenken und durch die Kopfschmerzen angetrieben löste er alle acht Tabletten aus der Schachtel heraus und schluckte sie mit ein wenig Wasser runter. Die leere Schachtel ließ er einfach fallen, dann taumelte er ins Schlafzimmer. Kurz bevor er das Bett erreichte stolperte er und fiel hin. Mühsam schaffte er es sich hochzuziehen und so wie er war fiel sein Oberkörper schwer und kraftlos quer über die Matratze. Rogue hatte an diesem Tag extra eine Stunde eher Schluss gemacht. Sie wollte Tala mal wieder eine Freude machen und ihm ein leckeres Abendessen kochen. Vor sieben würde er nicht aus der Uni zurück sein, so dass ihr noch genügend Zeit zum Einkaufen blieb. Als sie jedoch beladen zu Hause ankam erwartete sie eine Überraschung: Die Wohnungstür war nicht abgeschlossen, Talas Sachen lagen verstreut im Korridor herum und das Licht brannte im gesamten Flur. "Tala?" rief sie zaghaft, während sie die Einkaufstaschen in die Küche brachte. Da keine Antwort kam, ging sie durch die ganze Wohnung bis sie im Schlafzimmer angekommen war. "Tala?" fragte sie erneut als sie die nur angelehnte Tür aufdrückte. Rogue hörte ein leises Aufstöhnen als sie das Licht anknipste. "Tala!" rief sie entsetzt und lief zum Bett. Tala lag mit weit aufgerissenen Augen im Bett und stierte, ohne irgendwelche Reaktionen zu zeigen, die Decke an. "Tala?" ihre Stimme klang verängstigt. "Hörst du mich?" Doch der Angesprochene zeigte nach wie vor keine Reaktion. "Tala! Bitte sag doch was!" flehte Rogue mit Tränen in den Augen. Doch alle Versuche schienen zu scheitern. Behutsam legte Rogue ihre Hand auf seine Schultern und rüttelte ihn kurz. "Jetzt sag schon was! Das ist nicht witzig!" forderte sie ihn auf. Langsam drehte er seinen Kopf zu ihr und starrte sie mit gläsernen Augen an. "Ist alles in Ordngung?" fragte sie zittrig. Verzweifelt versuchte sie es erneut ihm eine Reaktion abzuringen, doch ohne Erfolg. Als letzte Möglichkeit sah sie nur noch Judy, die jetzt hoffentlich zu Hause war. So schnell Rogue konnte verließ sie die Wohnung im Kellergeschoss und rannte nach oben. "Judy!" rief sie schon auf der Treppe. "Judy!" "Hallo, Rogue!" sagte die Gerufene. Doch ihr Lächeln erstarb sofort als sie Rogue erblickte. "Um Himmels willen, Kind, du bist ja völlig aufgelöst. Was ist denn passiert?" "Komm schnell!" flehte Rogue und griff zitternd nach Judys Hand. "Irgendwas stimmt nicht mit Tala..." Als die beiden Frauen das Schlafzimmer betraten, stierte Tala bereits wieder an die Decke. Judy lief sofort zu ihm. "Tala! Kannst du mich hören?" sagte sie lauter als normal. Doch wie die anderen Versuche bei Rogue scheiterte auch dieser. Schließlich griff Judy nach seinen Schultern, richtete ihn auf und schüttelte ihn kräftig. "Tala! Wach endlich auf!" Mit Mühe gelang es ihm die Frau anzusehen. "Judy..." sagte er schwach. "Lass mich...- Mein Kopf..." Ein entsetzter Schrei aus dem Bad ließ Judy aufblicken. "Was ist den los?" rief sie. Rogue erschien in der Tür und hatte etwas in der Hand. "Ich weiß was mit ihm los ist." sagte sie und deutete auf die Schachtel in ihrer Hand. "Die war vor drei Tagen noch fast halb voll." "Seid wann nimmt Tala denn Schmerztabletten?" fragte Judy erstaunt. "Schon eine ganze Weile, aber seid wann genau, kann ich dir nicht sagen." "War sonst etwas auffälliges in der letzten Zeit?" fragte Judy weiter. "Er hatte irgendwie eine aggressive Phase..." überlegte Rogue. "Aggressive Phase?!" "Ja, er hat sich sogar mit Kai...- Na ja geprügelt ist nicht der richtige Ausdruck, aber sie hatten eine ganz schön heftige Meinungsverschiedenheit." "Hm!" sachte ließ sie den Talas Oberkörper wieder auf das Bett sinken. "Ich werde Dr. Owens anrufen. Sie sollte so schnell wie möglich herkommen!" Etwa eine viertel Stunde nach dem Anruf klingelte es an der Tür. "Guten Abend, Sybill." begrüßte Judy die Ärztin. "Hallo, Judy. Das ist nun schon das zweite Mal." "Ja." seufzte Judy. "Nur war es diesmal kein Unfall." "Hallo, Rogue." sagte Dr. Owens und reichte ihr die Hand. "Guten Abend, Dr. Owens!" erwiderte die junge Frau. Dr. Owens widmete sich sofort den äußerlichen Gegebenheiten ihres Patienten. "Das sieht aber gar nicht gut aus!" sagte sie kopfschüttelnd als sie Tala betrachtete. "Er hat vermutlich zu viele Kopfschmerztabletten genommen." meinte Judy. "Kopfschmerztabletten?" fragte die Ärztin überrascht. "Damals hatte er sich doch gegen das allergeringste Medikament gesträubt und jetzt nimmt er freiwillig Kopfschmerztabletten? Seltsam..." sagte sie während sie ihre Instrumente auspackte. "Da kann ich leider nicht sehr viel machen." meinte Dr. Owens ein paar Minuten später als sie die Instrumente weglegte. "Es ist eindeutig eine Überdosis Schmerztabletten, aber damit bestätige ich nur euren Verdacht. Rogue, wie viele Tabletten sind denn in der Schachtel gewesen?" "Ich weiß es nicht genau, aber mehr als zehn können es nicht mehr gewesen sein! Es lag auch nur die eine Palette auf dem Boden, die andere war, glaube ich, schon leer. Und ich dächte, dass auch diese Palette nicht mehr ganz voll war, aber das weiß ich nicht mit Gewissheit." antwortete Rogue und reichte ihr die leere Palette, die sie gefunden hatte und immer noch in der Hand festgehalten hatte. "Mh..." Dr. Owens musterte die Palette. "Und was haben sie nun vor?" fragte Rogue besorgt. "In der Klinik bzw. im Center würde ich sagen Magen auspumpen. Aber es gibt noch eine andere Variante." "Und die wäre?" wollte Judy wissen. "Wir können versuchen, ob er ein paar Tabletten erbrechen kann." Mit diesen Worten kramte Dr. Owens eine kleine Flasche aus ihrer Tasche. "Hast du einen kleinen Löffel und einen Eimer mit etwas Wasser drin?" fragte sie Rogue, die sich sofort auf den Weg machte um das Verlangte zu holen. "Ach, und Rogue!" rief sie ihr nach. "Ja?" drehte sie sich fragend um. "Habt ihr Schnaps?" "Nein, warum denn?" fragte Rogue erstaunt. "Alkohol verstärkt die Wirkung. Er könnte damit besser erbrechen." erklärte Dr. Owens. "Ich kann mal oben nachsehen!" bot Judy an. "Es muss aber etwas Hochprozentiges sein, Judy." "Ich denke, dass ich da was finden könnte!" Kurze Zeit später tröpfelte Dr. Owens 30 Tropfen auf den kleinen Löffel und flößte sie Tala ein. Danach gab sie ihm noch zwei kleine Gläser Schnaps. Es dauerte nicht lange und Tala krampfte sich zusammen. Dr. Owens hielt seinen Oberkörper fest, damit er sich über den Eimer beugen konnte. "Nach seinem Zustand würde ich sagen, dass er sechs bis acht Tabletten genommen hat." meinte die Ärztin. "Dass heißt?" fragte Judy. "Dass heißt, dass es gut wäre, wenn er fünf bis sechs wieder erbrechen würde." Rogue setzte sich auf seine andere Seite und nahm behutsam seine Hand. "Wie lange wird es dauern?" fragte sie bemüht normal zu klingen. "Du brauchst dir keine Sorgen um ihn machen!" beruhigte sie Dr. Owens. "Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Es ist nur unangenehm." Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, durchlief Tala ein erneuter Krampf und er erbrach sich. Dr. Owens blickte in den Eimer. "Das waren schon die ersten drei Tabletten!" verkündete sie. Rogue sah Tala an, der immer noch kein Wort von sich gab. Besorgt griff sie nach ein paar Taschentüchern, die auf dem Nachtisch lagen, und wischte ihm den Schweiß von der Stirn. Kurz darauf und nach einem weiteren Schnaps krampfte sich Tala erneut zusammen, diesmal heftiger. Rogue streichelte ihm liebevoll über den Rücken, während er immer wieder in kurzen Abständen erbrach. "Ich denke, mehr können wir nicht erreichen." sagte Dr. Owens als sie nach einer Weile insgesamt fünf Tabletten im Eimer zählte. "Du solltest das Wasser im Eimer wechseln und ihn die Nacht noch stehen lassen. Es kann sein, dass Tala noch mehr erbricht." Damit erhob sie sich zum Gehen. "Danke, Dr. Owens." sagte Rogue und reichte ihr die Hand zum Abschied. "Machs gut und Kopf hoch!" munterte Dr. Owens sie noch einmal auf. "Ich bring dich zur Tür." sagte Judy und bat die Ärztin nach draußen. "Was macht dir Sorgen!" fragte sie die Ärztin, während sie sie nach draußen begleitete. "Die Überdosis war relativ harmlos." sagte sie. "Die Frage ist eher, warum er so viele Tabletten genommen hat!" "Rogue hat gemeint, dass er in letzter Zeit starke Kopfschmerzen gehabt hat und eine aggressive Phase." "Eine aggressive Phase...- Interessant..." murmelte die Ärztin. "Du solltest ihn ein paar Tests unterziehen, wenn er wieder auf den Beinen ist!" schlug Dr. Owens vor. "Und an was für Tests hast du gedacht?" fragte Judy. "Ich denke an Belastungs- und Reaktionstests, wo es vor allem auf die Reflexe ankommt!" "Du führst doch was im Schilde!" Judy blieb an der Tür stehen. "Ich habe da so eine Vermutung. Mir ist aufgefallen, dass seine Bewegungen und auch die Reflexe beeinträchtigt sind..." "Kann das nicht auf die Wirkung der Tabletten zurückzuführen sein?" "Ja, natürlich, aber woher kommen dann die starken Kopfschmerzen?" "Du denkst also, dass es der Chip ist?" "Ja, Judy. Ich denke, dass der Chip eine Fehlfunktion hat und um das herauszubekommen, solltest du mit Tala ein Training durchführen, da kannst du die besten Daten sammeln." "Gut, ich sag dir dann Bescheid, wenn es soweit ist!" Judy öffnete ihr die Tür. "Gute Nacht, Judy." sagte Dr. Owens und streckte ihr die Hand entgegen. "Gute Nacht und Danke." antwortete Judy die Hand schüttelnd. Nachdem Rogue Judy mehrmals versichert hatte, dass sie es schon allein schaffen würde, ging sie wieder nach oben in ihre Wohnung. Mittlerweile waren fast vier Stunden vergangen und es würden noch weitere vergehen, bis sie endlich den passenden Plan für das Training im Kopf hatte und sich zu Bett legte. Kapitel 3: Ein Kampf auf Leben und Tod... ----------------------------------------- So... Eine Woche Verspätung... - Na ja, es gab einige Probleme... Egal! Wir hoffen, ihr seid nicht böse auf uns. Viel Spaß mit dem nächsten Chap! Lillie und Venka ---------------- 03 - Ein Kampf auf Leben und Tod Der Morgen an diesem Tag war vielversprechend und als sich dann die Sonne sehen ließ, zweifelte Rogue nicht mehr daran, dass es ein schöner Tag werden würde. Sie saß auf einem der Küchenstühle und hielt ihren Kopf in das helle Licht, das durch die oben gelegenen Fenster hereinfiel, während sie langsam den heißen Kaffee schlürfte. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr beendete jedoch die vertraute morgendlich gemütliche Stimmung. Sie stellte die Tasse auf den Tisch, stand auf und streckte sich nach allen Richtungen, bevor sie den Flur betrat und Richtung Schlafzimmer ging. "Tala?" fragte sie leise in die gemütliche Dunkelheit, die das Schlafzimmer umfing. "Mhm..." brummelte er. Auf Zehenspitzen ging sie zum Bett und beugte sich über ihn. "Es ist Zeit zum Aufstehen." flüsterte sie ihm ins Ohr und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Tala drehte sich auf den Rücken und schaute sie mit verschlafenen Augen an. "Schon...?" murmelte er. "Ja, es ist neun und du weißt doch, dass du heute halb elf einen Termin im Center hast." "Ach, ja... - Das Trainingsspiel mit Kai..." gähnte er und streckte sich. "Wie geht es dir heute?" fragte Rogue besorgt, als Tala sich beim Aufstehen an den Kopf griff. "Geht schon..." grummelte er und verschwand ohne ein weiteres Wort im Bad. Rouge ging zurück in die Küche und begann nun den Frühstückstisch für sie beide zu decken. "Was möchtest du trinken?" rief sie quer durch die Wohnung. "Kaffee!" rief er zurück. "OK." Etwas verwundert über diese Antwort stellte sie die Kaffeemaschine an diesem Morgen zum zweiten Mal an. Sie saß bereits wieder auf ihrem Stuhl vor einem gedeckten Tisch und mit dem restlichen Kaffee in ihrer Tasse, als Tala den Raum betrat. Sie sah ihn liebevoll an. "Hast du schlecht geschlafen oder bist du zu müde für ein Training?" lächelte sie. "Wieso?" brummelte er. "Weil du Kaffee trinken willst." sagte sie und stand auf um ihm einschenken zu können. Der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern und setzte sich an den Tisch. "Hab halt Appetit drauf..." murmelte er zu einem Brötchen greifend. "Hier, bitte." Rogue reichte ihm ein dampfende Tasse. "Danke!" zaghaft lächelte er sie an, bevor er sich voll und ganz seinem Brötchen widmete. Ein klares Zeichen für Rogue, dass er keine Lust verspürte mit ihr zu reden. Also aß sie ebenfalls schweigend ihr Brötchen und ließ ihn in seiner Gedankenwelt. "Er sieht immer noch blass aus, obwohl die Sache mit den Tabletten eine Woche her ist." dachte Rogue ihn ansehend. "Ist was?" fragte er ihren Blick kreuzend. "Nein, ich dachte nur, dass du das Training heute auch absagen kannst, wenn..." sagte sie zaghaft. "Machst du dir etwa Sorgen um mich?" unterbrach er sie lächelnd. "Du kannst Fragen stellen! Natürlich mache ich mir Sorgen. Ich liebe dich!" Zum ersten Mal in dieser Woche lächelte er sie nun liebevoll und warmherzig an. "Ich liebe dich auch, Rogue." sagte er und streckte sich über den Tisch, um ihr einen Kuss zu geben, wobei er ihr zärtlich über die Wange strich. "Das habe ich vermisst..." flüsterte sie. "Verzeih mir, wenn ich dir weh getan habe!" Er stand auf und legte seine Arme um sie. "Das habe ich doch schon längst." Nun stand auch Rogue auf und drückte sich an ihn und Tala umarmte sie erneut. Eine Weile standen sie eng umschlungen in der Küche und genossen des anderen Gegenwart. Rogue hatte jegliches Gefühl für Zeit vergessen und auch Tala genoss den Moment so sehr, dass sie die Uhr völlig vergaßen. Ein Piepsen von Talas Armbanduhr holte sie jedoch in die Gegenwart zurück und sagte ihnen, dass es zehn war und höchste Zeit aufzubrechen. "Soll ich dich fahren?" flüsterte Rogue, als ob sie damit den Moment noch etwas länger festhalten könnte. Tala schüttelte mit dem Kopf. "Du hast doch heute bestimmt noch genug zu tun!" "Dann pass auf dich auf! Versprich es mir!" "Ich werde vorsichtig sein." lächelte er und um sein Versprechen zu bekräftigen, zog er sie noch einmal an sich ran und küsste sie zum Abschied. "Schön, dass du da bist, Tala." wurde er im Center von Judy begrüßt, worauf Tala mit einem Kopfnicken antwortete. "Kai ist schon da. Er wartet in Traininghalle 8 auf dich." "Hätte ich mir denken können..." murmelte der Rothaarige. "Du wusstest doch, dass es ein Trainingsspiel ist und da ist die Kamera nun mal leider nicht wegzudenken. Aber wenn es dich so sehr stört..." "Nein, ist schon ok." unterbrach er die Frau und ging in Richtung Trainingshalle. "Jetzt bin ich gespannt!" dachte Judy als Kai und Tala etwa zehn Minuten später am Tableau bereit waren. Mit Hilfe der Kamera konnte sie genau beobachten, wie beide anlegten und wenige Sekunden später die Beyblades aufeinander krachten. Tala ging sofort in die Vollen, doch Kai ließ sich nicht lumpen und hatte auf jede Attacke die passende Gegenattacke oder eine perfekte Abwehr parat. "Und, Judy, wie sieht es aus?" fragte Dr. Owens als sie den Überwachungsraum betrat. "Bis jetzt ist alles noch im normalen Bereich." erwiderte Judy ohne den Blick von den Leistungskurven auf dem Bildschirm abzuwenden. "Talas Herzschlag ist etwas erhöht." meinte Dr. Owens, die ihre Augen nun ebenfalls auf die Kurven lenkte. "Ist aber noch im normalen Bereich und Kai setzt ihm ja auch ganz schön zu. Ich sagte ihm, dass er Tala alles abverlangen solle." Dr. Owens nickte zustimmend mit dem Kopf und beide Frauen sahen nun wie gespannt auf den Bildschirm, um die kleinste Veränderung sofort zu bemerken. Das erste Spiel hatte kaum zwei Minuten gedauert und Talas Beyblade landete außerhalb des Tableaus. Doch sofort hatte er wieder angelegt und das zweite Spiel begann. Diesmal hielt Tala sich zu Beginn zurück, um dann einen plötzlichen Angriff zu starten. Kai hatte allerdings damit schon gerechnet und parierte geschickt die Attacke. Der Ältere ließ sich davon nicht abhalten und setzte nach. Diesmal kam Kai ins Schleudern und konnte das Blade gerade noch abfangen. Auf diese Gelegenheit hatte Tala gewartet. Er setzte alle Power in einen Angriff und das gegnerische Blade wurde aus dem Tableau geschleudert. "Respekt!" lächelte Kai. "Fang endlich an zu bladen!" forderte Tala seinen Bruder auf. "Ich will fair gewinnen." "Wie du willst, großer Bruder!" sagte Kai und legte an. Erneut krachten die Blades aufeinander, doch das Spiel hatte sich gewandelt. Kais Miene war ernster und konzentrierter, Talas hingegen verbissener und angestrengter. Die Spannung zwischen den Geschwistern war enorm und sie wuchs mit jeder Attacke. Ein Piepsen des Monitors sagte Judy und Dr. Owens, dass Talas Leistungskurven soeben den Normalbereich verließen. Sein Herzschlag und auch die Atmung hatten kleine, jedoch ansteigende Abweichungen zu verzeichnen. "Das ist nicht gut! Die oberen Grenzen sind schon sehr hoch gesteckt. Wir sollten das Training abbrechen!" sagte Dr. Owens. "Ich bin mir da nicht sicher, Kais Kurve kratzt auch schon an der oberen Grenze." meinte Judy mit dem Finger auf die Kurve zeigend. "Mich würde jetzt viel mehr die Reaktion von Talas Körper interessieren, denn in früheren Situationen hat der Chip die Atem- und Herzfrequenz wieder heruntergeregelt." "Gut, aber lange werde ich mir das nicht mehr mit ansehen!" sagte Dr. Owens warnend. Kai hatte mittlerweile Wolborg in die Wüste geschickt. Tala atmete heftig und kleine Schweißperlen tummelten sich auf seiner Stirn. "Du bist viel besser geworden, aber um mich zu schlagen reicht es noch lange nicht!" sagte Kai spöttisch, aber auch er atmete heftig und sein Oberteil hatte am Rücken eine nasse Stelle. "Das werden wir sehen!" knurrte der Ältere. Auch im nächsten Spiel hatte Kai die Nase vorn und bedrängte Tala wo es nur ging. Dem Rothaarige war unterdes die Anstrengung so sehr anzumerken, dass Kai immer wieder durch seine Sorge um seinen älteren Bruder abgelenkt und unachtsam wurde, was ihn schließlich im fünften Spiel um den Sieg brachte. Wie Judy es gesagt hatte, waren in diesen beiden Spielen Kais Leistungskurven gesunken und obwohl Talas Miene unveränderte Anstrengung zeigte, waren auch seine Kurven auf Entspannungskurs und näherten sich wieder dem Normalbereich. Das sechste Spiel hatte gerade erst begonnen als die Tür zum Überwachungsraum mit Wucht aufgestoßen wurde. Steve stand im Türrahmen. Er sah bleich und abgehetzt aus. "Steve!" rief Judy erschrocken. "Wie siehst du denn aus. Ist was passiert?" "Angelina..." brachte Steve mit Mühe und nach Luft schnappend heraus. "Was ist mit ihr?" wollte Dr. Owens wissen. "Sie... - ist gestürzt... - und hat... - starke Schmerzen..." versuchte er zwischen dem Luft holen zu berichten. "In welcher Trainingshalle?" fragte Judy schnell. "... - 18" stieß er mit einem heftigen Ausatmstrom begleitet hervor. "Ich will mir das ansehen!" sagte Dr. Owens bestimmt. "Warte, ich komme mit!" beschloss Judy, schließlich ging es hier um eine ihrer Nachwuchsspielerinnen für die nächste Weltmeisterschaft. "Und wer überwacht das weitere Spiel?" Vorsicht lag in Dr. Owens Stimme. Judy musterte kurz Talas Leistungskurven, die sich mittlerweile an die Linie zum Normalbereich anschmiegten. "Sie werden das tun!" sagte Judy scharf und deutete dabei auf den Mann, der die ganze Zeit still auf seinem Stuhl gesessen und ab und zu die Monitore der Überwachungskameras gemustert hatte. "Sie werden die Beiden gut im Auge behalten. Und sobald sich etwas verändert, rufen sie mich sofort an!" Damit dem Mann die Bedeutung seiner Aufgabe deutlich bewusst wurde, hielt die blonde Frau ihm noch den Telefonhörer vors Gesicht. Der hielt das Ganze aber nur für sinnlos übertrieben und widmete sich einer Zeitung, kaum dass... Trotz dass Steve noch immer mit der Luft zu kämpfen hatte, begleitete er die beiden Frauen in die genannte Trainingshalle. Schließlich war er der Trainer der NEO-All-Starz, zumindest für die Zeit, in der es Tala nicht so gut ging. Das sechste Spiel hatte mittlerweile seinen Höhepunkt erreicht und Kai hatte abermals die besseren Karten. Doch plötzlich geschah etwas. Kai konnte sich nicht erklären, wie es und vor allem was dem Älteren gelungen war. Nur eins war sicher: NEO-Dranzer landete außerhalb des Tableaus. Gleichzeitig sackten Talas Leistungskurven enorm ab. Er stand nun ruhig atmend an seinem Platz und der Schweiß auf seiner Stirn verzog sich augenblicklich. Kai war zu sehr damit beschäftigt den letzten Zug zu analysieren und der Mann, dem das Absacken der Kurven hätte auffallen müssen, war so in seine Zeitung vertieft, dass keinem der Blick auffiel, mit dem Tala Kai nun bedachte. Es war ein hasserfüllter und mit Sicherheit tödlicher Blick. "Immer noch die große Klappe?" Bosheit lag in Talas Stimmklang. "Das gelingt dir nicht noch einmal!" erwiderte Kai kampflustig, doch auch jetzt beachtete er nicht den bedrohlichen Blick seines Bruders. Was nun geschah, war nur eine Sache von Sekunden. Doch Kai reichte es aus, um zu wissen, in welcher Lage er sich nun befand. Mit einem unglaublichen Krachen stießen die beiden Blades zusammen, noch bevor sie den Boden des Tableaus berührt hatten. Splitter flogen und ein halb verschrottetes, schwarzes Blade landete vor Kais Füßen. "Er ist wahnsinnig geworden! Der Chip hat ihn wahnsinnig gemacht!' schoss es Kai durch den Kopf, während er wie gelähmt auf sein Blade starrte. "Lass das!" zischte Tala als Kai sich bücken wollte, um es aufzuheben. Nun richtete Kai seinen Blick auf Tala. Dieser stand ihm gegenüber und richtete sein Beyblade wie eine Waffe auf ihn. "Verriegel die Tür!" kommandierte er schroff. "Was soll ich?" Kai sah ihn mit großen Augen an. "Du hast mich schon verstanden!" erwiderte Tala und ein gefährlicher Unterton in der Stimme sagte Kai, dass er es besser tun sollte. Also ging er zur Tür und schob von innen den Riegel vor. Fast im selben Moment klirrte es hinter ihm, worauf Kai sich erschrocken umdrehte. Scherben lagen auf dem Boden und die Kamera hing schief baumelnd an der Wand. "Was..." wollte Kai ansetzten, doch Tala unterbrach ihn scharf. "Halt die Klappe!" herrschte er den Jüngeren an und machte sein Blade wieder startbereit. "Nein, werde ich nicht!" sagte Kai stur und machte einen Schritt auf den Älteren zu. Was sich sofort als Fehler herausstellte. Tala hob den Starter und richtete ihn auf Kais Kopf. "Noch einen Schritt und du bist tot!" warnte er. Kai blieb wie angewurzelt stehen. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, dass der Chip eine Fehlfunktion und Tala unter seiner vollständigen Kontrolle hatte. Und obwohl Kai wusste, dass Tala nun sein erbittertster Feind war und alles daransetzen würde ihn, Kai, zu töten, zweifelte er keine Sekunde an dem Rothaarigen. Kai glaubte immer noch, dass er Tala wieder zur Vernunft bringen könnte. "Tala, lass den Blödsinn!" sagte er ruhig. "Du weißt genau so gut wie ich, dass du mir eigentlich gar nichts antun willst! Du bist nicht nur mein Bruder, sondern auch mein Freund." versuchte Kai zu Tala vorzudringen, doch vergebens. "Du redest zuviel!" "Komm schon, Tala!" versuchte Kai es weiter, den drohenden Unterton in Talas Stimme verdrängend. "Leg bitte den Starter bei Seite:" Doch auch dieser Versuch erreichte nur das Gegenteil. Ein entschlossenes Aufflammen in Talas Augen unterstützte seine nächste Handlung. "Ich habe schon viel zu lange auf so einen Moment gewartet. Jetzt mach dich bereit zu sterben, Kai Hiwatari!" fauchte er und zog mit allem Hass, der in ihm war an der Ripcord. Kai glaubte noch immer einen guten Kern in Tala finden zu können, so dass er still stehen blieb und nicht einmal den Kopf zur Seite nahm als das Blade auf ihn zukam. Im selben Augenblick wie das Blade aus dem Starter schnellte, durchzuckte Talas Körper jedoch ein unglaublich heftiger Schmerz. Er schrie auf, krümmte sich kurz und sackte schließlich zusammen. Noch bevor der leblose Körper den Boden berührte, spürte Kai einen Schlag an der Schläfe und einen Schmerz, der sich bis zum Hinterkopf zog. Das Blade hatte ihn längs am Kopf geschliffen, eine lange und tiefe Wunde hinterlassen und steckte nun blutbeschmiert in der Wand hinter ihm. Kai registrierte das nicht, genauso wenig wie die Stimmen vor der Tür. Er lief zu seinem Bruder und kniete sich zu ihm hin. Tala atmete nicht mehr und auch sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Stumme Tränen flossen Kai über das Gesicht, während er sich den leblosen Körper seines Bruders auf die Knie zog. Der Mann gähnte hinter seiner Zeitung, legte sie bei Seite und wollte gerade einen Schluck aus seiner Tasse trinken als er im Augenwinkel sah, wie ein Blade auf ihn zuflog Dann war auf dem Überwachungsmonitor nur noch ein Krieselbild zu sehen. "Scheiße!" fluchte er und griff nach dem Telefonhörer um Judy anzurufen. "Dr. Tate, ich glaube es ist gerade etwas passiert! Die Kamera wurde zerstört!" schrie er fast in den Hörer. "Schnell, Sybill. Es ist was passiert!" hörte der Mann Judy zur Ärztin sagen, bevor sie auflegte. "Judy warte auf mich!" rief Steve den beiden Frauen nach und folgte ihnen quer durch die Gänge und zwei Stockwerke tiefer. "Judy, ich habe vergessen dir was zu sagen!" sagte Steve der blonden Frau unterwegs am Ärmel zupfend. "Nicht jetzt, Steve!" "Doch, es ist wegen Tala..." Judy blieb abrupt stehen. "Was ist mit Tala?" Ihre Stimme verhieß nichts gutes. "Na ja, es ist schon 'ne Weile her als wir in der Uni-Bibo waren und..." "Komm auf den Punkt!" beschleunigte sie die Berichterstattung. "Und da war ein lockeres Bücherregal, das Tala auf den Kopf gefallen ist." "Das ist es!" sagte Dr. Owens, die auch stehen geblieben war. "Der Schlag ist die Ursache für die Fehlfunktion des Chips!" "Und warum sagst du das erst jetzt?" herrschte Judy ihn an. "Wenn wir das schon eher gewusst hätten, hätten wir das Schlimmste verhindern können!" "Was meinst du damit?" fragte der Junge bleich werdend. "Wir können von Glück reden, wenn Kai und Tala noch leben..." So schnell sie ihre Beine tragen konnten, rannten Judy, Dr. Owens und Steve nun weiter zur Trainingshalle 8. Doch als sie dort ankamen, war die Tür von innen verriegelt. Ein kurzer Aufschrei, der unmissverständlich von Tala kam, drang zu ihnen durch die Tür. "Wir kommen zu spät!" sagte Dr. Owens verzweifelt und rüttelte abermals ohne Erfolg an der Tür. Selbst als die beiden Frauen es gemeinsam versuchten, blieb der Erfolg aus. Steve war ein paar Meter den Gang hinunter gelaufen und kam nun mit einer Axt in den Händen zurück. "Bei Seite, Ladies!" befahl er. "Steve! Was hast du vor!" fragte Judy aufgebracht. "Na was wohl! Ich kann doch nicht zulassen, dass die sich gegenseitig umbringen" antwortete er und schlug mit aller Kraft die Axt in die Tür. Das Holz splitterte und Steve schlug erneut zu, bis sich ein kleines Loch gebildet hatte, das gerade so groß war, um seine Hand hindurch stecken zu können. Er griff nach dem Riegel, schob ihn zurück und öffnete die Tür. Judy, gefolgt von Dr. Owens und Steve stürmten in den großen Raum. Sie sahen wie Kai am Boden kniete mit Tala in den Armen. Sein Gesicht war verschmiert von Blut und Tränen. Er sah sie mit gläsernen Augen an, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Kai brach zusammen und fiel bewusstlos auf Talas leblosen Körper. ---------------- Da ich von Devil drauf aufmerksam gemacht wurde: In Amerika ist es üblich, dass man in großen Gebäuden sogenannte Feuer-Äxte haben muss, damit man im Notfall Türen einschlagen kann. Genau so eine Axt hat Steve benutzt um die Trainingsraumtür einzuschlagen. Kapitel 4: Biovolts Vermächtnis ------------------------------- Na ihr? Fragen über Fragen aus dem letzten Kapitel. Ist Tala tot? Ist er's nicht? Lebt Kai noch? Um die Antworten zu finden müsst ihr lesen! Und damit geht es auch schon los! Viel Spaß von Lillie und Venka ------------------------------ 04 - Biovolts Vermächtnis "... st du mich hören? - Kai? - Antworte mir, hörst du mich?" Langsam öffnete der Grauhaarige seine Augen und erblickte Ray, der mit besorgter Mine vor der Liege stand, auf der er lag. "Ray...?" "Gott sei dank... - Wenn du noch länger bewusstlos gewesen wärst, hätten wir dich komplett auf die Krankenstation verfrachten müssen..." meinte der Chinese. "Die Wunde an deinem Kopf hätte auch wesentlich schlimmer enden können." "Wo ist Tala?" wollte Kai wissen, während er an seinem Kopf nach dem Pflaster tastete. "Auf der Krankenstation." war die etwas ausweichend wirkende Antwort. "Wie geht es ihm?" wollte Kai wissen. Ray seufzte und sah ihn ernst an. "Es sieht nicht gut aus... - Wir wissen nicht, was er hat, wir wissen nur, dass er nicht mehr aufwacht..." "Was? - Ich muss sofort..." "Gar nichts musst du..." gab Ray zurück und drückte den Grauhaarigen mit sanfter Gewalt auf die Liege zurück. "Erst beantwortest du mir ein paar Fragen. Ich habe gehört, er hat dich angegriffen?" "Das hat er nicht absichtlich getan!" protestierte Kai. "Wie meinst du das?" "Es ist nur so ein Gefühl... - Aber ich weiß, dass er mir niemals was antun würde..." Ray nickte nachdenklich. "Judy, Eddy und Steve behaupten aber was ganz anderes und wenn ich mir das Pflaster an deinem Kopf ansehe, weiß ich, dass er dir sehr wohl ordentlich weh getan hat." "Er hat absichtlich daneben geschossen!" verteidigte Kai seinen Bruder. Der Chinese schenkte seinem Freund einen skeptischen Blick. "Absichtlich daneben geschossen? - Womit?" "Mit seinem Blade, mit was denn sonst?" "Also das musst du mir jetzt genauer erklären." Kai seufzte. "In gewisser Weise hat Judy ja recht... - Er wollte mich tatsächlich angreifen. Er hat davon gesprochen, dass ich ein Verräter wäre und ich ja wissen müsste, was mit Verrätern passieren würde. - Dann hat er auf mich geschossen, mich aber verfehlt und danach ist er zitternd zusammengebrochen. Er hat geschrieen vor Schmerzen, deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Attacke einen natürlichen Ursprung hat." "Und hast du schon einen Verdacht, an was es liegen könnte?" "Leider nein..." gab Kai zurück. Ray nickte. "Ich werde Judy sofort über das berichten, was du mir grade gesagt hast... - Warte bitte hier auf mich..." meinte er und verließ dann das Zimmer. Kai legte sich zurück auf die Liege und dachte nach. "Oh Mann... - Ich hab zwar schon einen Verdacht, aber das kann ich Ray und den anderen nicht sagen, solange ich keine Beweise dafür habe... - Mist, das Emily nicht hier ist..." murmelte er. "Die könnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen... - Aber... - Gut, wenn Emily nicht greifbar ist, greife ich eben zur Selbsthilfe!" Mit diesen Worten sprang er von der Liege und lief in den Computerraum drei Stockwerke höher. Rasch kopierte er alles an alten Biovolt-Daten über seinen Bruder, was er in den Rechnern finden konnte. Dass Tala als 15-jähriger kurz vor den World Championchips vor 5 Jahren von Boris genetisch aufgewertet worden war, wusste er ganz genau. Und er ahnte schon, das entweder das oder Talas Steuerchip die Ursache für das seltsame Verhalten des Rothaarigen war. Es war bereits Nacht geworden und Ray war längst im Bett. Es hatte ihn auch genug Überzeugungskraft gekostet, Kai aus dem Center in ihr gemeinsames Haus zu lotsen. Das der Grauhaarige jedoch eine CD aus dem Center herausgeschleust hatte, war dem Chinesen nicht aufgefallen. Jetzt hockte Kai im Computerzimmer vor dem PC und durchforstete die mitgebrachten Daten nach brauchbaren Hinweisen, die das seltsame Verhalten seines Bruders erklären würden. Aber er fand wieder nur wage Anhaltspunkte und mehr als das waren seine Spekulationen auch nicht gewesen. Eines jedoch machte ihn stutzig. Bei all den Hinweisen und Daten über Talas veränderte genetische Struktur im Zusammenwirken mit dem Chip und der möglicherweise auftretenden Komplikationen führte jeder Link zu diesem Thema ins Leere. >Keine Daten zu diesem Thema vorhanden< oder >Fehlerhafter Link< waren die beiden Floskeln, die er zu lesen bekam, wenn er näheres über den Chip erfahren wollte. "Verflixt, die Datenmenge war wohl zu groß für die Disk..." murmelte er und warf einen Blick auf die Uhr. Es war genau 2:19 Uhr Nachts. Leise stand er auf, schaltete den Rechner ab und zog sich seine Motorradkombi über. Lautlos verließ er das Haus, holte eine der beiden Suzuki Hayabusa, die Blue Phoenix, aus der Garage und schob sie ein Stück die Straße hinunter vom Haus weg um Ray nicht zu wecken. Das war das Dumme an Holzhäusern. Sie konnten unheimlich hellhörig sein. ,Sorry Ray, aber das lässt mir jetzt keine Ruhe...' dachte er, während er sich seinen Helm aufsetzte, die Maschine anließ und dann in Richtung des Centers davonfuhr. Nachts waren die Highways kaum befahren und die Gefahr, dass man beim Nachdenken am Steuer unsanften Kontakt mit einem entgegenkommenden Fahrzeug hatte, war nicht ganz so groß. Der Scheinwerferkegel würde ihn schon rechtzeitig warnen. Außerdem genoss er es, im Dunklen über die Highways zu fahren. Es war zum einen ruhig und zum anderen hatte man jede Menge Platz um die fast 200 PS der spezialangefertigten Maschine voll auszuspielen. Er erreichte den Center etwa eine Viertelstunde, nachdem er das Haus verlassen hatte, stellte die Maschine ins Parkhaus und lief dann zielsicher durch die verworrenen Gänge zum Hauptcomputer. "OK..." begann er mit seinem Selbstgespräch. "Ich weiß, dass Tala seit geraumer Zeit ständig ausflippt und mich gestern fast getötet hätte... - Und aus den Daten über seine genetische Aufwertung geht deutlich hervor, dass sie ihn damit zwar körperlich gestärkt, ihm aber dabei keine Gehirnwäsche verpasst haben. Also kann es daran nicht liegen... - Das einzige, was uns befehlen kann, Dinge gegen unseren Willen zu tun, ist dieser bekloppte Steuerungschip... - Und wenn ich es mir recht überlege war die Disk eigentlich groß genug für alle Daten... - Vielleicht lag es an meinem Login, dass ich darauf keinen Zugriff hatte...? Na ja, dann versuch ich es halt mit Judys Passwort, vielleicht hab ich dann mehr Chancen, fündig zu werden..." Noch während er seinen Gedanken nachging, gab er Judys Login und ihr Passwort ein. "OK, dann wollen wir doch mal sehen..." murmelte er und verschaffte sich rasch Zugriff auf die Daten, die er vorher mit nach Hause genommen hatte. "Da haben wir es ja... - Projekt Alpha 2 - Code 4-9-0..." >Bitte Passwort eingeben< erschien auf dem Bildschirm, nachdem Kai den Link aktiviert hatte. "Ein Passwort willst du... - Bitte schön, kannst du haben..." murmelte der Grauhaarige, während er den zwölfstelligen Code eingab, den er in einer anderen Datenbank gefunden hatte. "So und nun zeig mir, was ich wissen will... - Was? - Was soll das denn???" Überrascht starrte Kai den großen Bildschirm an. >Fehlerhafter Link< prangte in großen Buchstaben darauf. "Gut..." knurrte er. "Dann eben anders..." fügte er hinzu, während er dem Rechner die Aufgabe zuwies, nach allen verfügbaren Daten über das Projekt Alpha 2, Codenummer 4-9-0 zu suchen. Die Anzahl der Ergebnisse war beachtlich und hätte Kai mit Sicherheit einige Schritte weiter gebracht, wenn nicht hinter jedem der Links die Worte >Link beschädigt - Zieladresse fehlerhaft< geprangt hätten. "Das gibt es doch nicht... - Wieso fehlen ausgerechnet alle Daten über das Projekt mit den Steuerchips? Das kann doch nicht wahr sein... - Die BBA-Techniker haben alle Daten doch eins zu eins übernommen... - Sollte Boris etwa..." "Kai? Was machst du den um diese nachtschlafende Zeit im Center?" Der Grauhaarige fuhr herum. Steve stand hinter ihm und blickte ihn verwundert an. "Also... - Ich..." stotterte er überrascht, fing sich aber schnell und sagte dann: "Ich wollte nachsehen, ob mein Verdacht über Talas Verhalten gerechtfertigt ist, aber es existieren in den alten Biovolt-Files keine Daten darüber. - Ich hatte mir eine Disk mit nach Hause genommen, weil ich... - Ist ja auch egal, jedenfalls fehlten die Daten die ich gebraucht hätte. Da hab ich mich auf mein Motorrad gesetzt und bin hierher gefahren um hier im Hauptdatenspeicher nach den fehlenden Daten zu durchforsten, aber... - Sie fehlen auch..." Steve nickte nachdenklich. "Die Sache lässt dich nicht los, was?" Kai schüttelte den Kopf. "Ich hätte ohnehin nicht schlafen können..." "Verständlich... - Sag mal, was glaubst du denn, an was es liegt?" "Am Chip..." "Chip?" "Ja, am Chip... - An dem hier..." gab Kai zurück und hob seine Nackenhaare an, damit der Amerikaner die Narbe sehen konnte." "Ach so..." nickte Steve. "Jetzt versteh ich... - Der Chip... - Wie kommst du denn da drauf?" "Na ja... - Zuerst dachte ich, seine genetische Aufwertung hätte was mit seiner Austickerei zu tun, aber dann ist mir anhand der Daten aufgefallen, dass damit keine Gehirnwäsche oder Kontrolle über denjenigen möglich ist." "Mit dem Chip schon, das wissen wir ja alle..." Kai nickte. "Korrekt... - Deshalb dachte ich, Talas Verhalten hätte damit was zu tun, aber ich kann nichts beweisen, da sämtliche Daten fehlen." "Aber du bist dir ziemlich sicher, oder?" "Zu 100 Prozent!" "Da hörst du es Judy..." wandte sich Steve an die jetzt in der Tür auftauchende blonde Frau. "Irgendwie hatte ich gleich das Gefühl, dass er mehr weiß als wir..." Kai verzog das Gesicht. "Super... - War das jetzt so ne Art Kreuzverhör?" Judy schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe Steve eigentlich bei einem Referat für die Uni geholfen, aber als der Hauptcomputer uns meldete, dass sich jemand unter meinem Login Zugriff auf die Biovolt-Daten verschafft hat, war mir klar, dass nur du das sein konntest... - Aber jetzt wissen wir wenigstens, woran wir bei Talas Problem sind. Den Verdacht hatte ich zwar auch schon aber ich hatte gehofft, das ich mich irre..." "Na ja, zumindest denke ich, das es daran liegt... - Judy sag mal... - Wissen die Majestics Bescheid?" Die blonde Frau schüttelte den Kopf. "Noch haben wir sie nicht angerufen..." "Das sollten wir wohl besser mal tun, nicht dass die aus allen Wolken fallen, wenn sie ihn plötzlich für ein Spiel brauchen..." "Es ist momentan keines für sie anberaumt worden..." "Egal! Wir wissen nicht, wie lange Tala in diesem Zustand ist..." "Und wer beißt in den sauren Apfel?" wollte Steve wissen. Kai seufzte. "Ich übernehme das, er ist schließlich mein Bruder..." "Gustav! Das Telefon klingelt... - Ach verdammt, wo steckt der Kerl denn wieder..." murrte Robert, als er aus seinem Schlossgarten, wo er mit den anderen Majestics und Akiko gerade Kricket gespielt hatte, ins Schloss zurückkehrte um das nervige Telefon abzunehmen. "Ein Anruf aus dem BBA-Center Master Robert." empfing ihn Gustav, der doch schneller an dem klingelnden Gerät war und reichte ihm das Telefon. "Aus dem Center? Komisch... - Ja, hier ist Robert..." "Und hier ist Kai..." ertönte die matte Stimme des Grauhaarigen am anderen Ende der Leitung. "Kai? Du klingst so komisch... - Was ist denn los?" "Es ist mitten in der Nacht, ich bin hundemüde und das ist nicht so wirklich leicht zu erklären... - Sitzt du?" "Nein... - Warum?" "Du solltest dich besser hinsetzen..." gab Kai zurück. "Wieso? Schlechte Neuigkeiten?" fragte der Deutsche nach, während er wieder nach draußen ging. "Spielt schon mal ohne mich weiter! Ich hab grade Kai am Telefon." rief er seinen vier Freunden dann zu und ließ sich auf einem Stuhl neben dem Spielfeld nieder. "Ich sitze, schieß los." wandte er sich wieder an Kai. "Nun ja... - Es geht um Tala." "Was ist mit ihm? Geht es ihm nicht gut?" "So kann man es auch ausdrücken. - Ich mach's kurz, auch wenn das ein bisschen lieblos klingen sollte... - Tala ist zusammengebrochen und jetzt wacht er nicht mehr auf..." "Was??? - Wie ist denn das passiert?" "Das weiß ich nicht. Tatsache ist nur, dass er seit geraumer Zeit ein äußerst seltsames Verhalten an den Tag legt. Jedenfalls, wenn man Eddy und Steve glauben darf und wenn man von dem ausgeht, was ich in den letzten Wochen erlebt habe." "Seltsam? Inwiefern seltsam?" "Wie zu Biovoltzeiten, er hat sogar versucht, mich zu töten... - Mehr brauche ich, glaube ich, nicht zu sagen." "Du willst mich nicht zufällig veralbern, oder Kai?" "Höre ich mich an, als wäre ich noch zu nem Scherz darüber fähig? - Die Sache ist ernster als wir es zunächst dachten, ich vermute, sein Steuerchip ist kaputt..." "Und was wollt ihr jetzt machen?" "Im Moment können wir nichts machen..." "Was soll denn das heißen?" fragte Robert aufgebracht, was die Aufmerksamkeit seiner Teamkameraden auf ihn lenkte. "Ihr habt sämtliche Daten der Biovolt! Da müsst ihr doch irgendwas tun können!" "Die Daten über das Projekt mit den Steuerungschips fehlen alle. Davon ist nicht eine einzige Information mehr da. Es tut mir leid..." murmelte Kai mit leiser Stimme. "So wie es aussieht, können wir gar nichts tun... - Wir können nur abwarten, ob sich sein Zustand von allein wieder bessert... - Sorry..." "Ich weiß nicht, wofür du dich jetzt entschuldigst, Kai. Es ist dein Bruder und... - Sollen wir rüber kommen?" "Nein... - Ihr könntet ohnehin nichts für ihn tun. - Ich halte euch auf dem Laufenden." "Danke, dass du angerufen hast... - Und Kai...?" "Hm?" "Wenn es irgendwas gibt, was wir tun können..." "Ich ruf euch an... - Im Moment können wir nur warten und hoffen. - Also dann... - Bye..." "Ja, bye..." murmelte Robert noch und legte dann auf. Eine kurze Weile starrte der Deutsche ins Leere und bemerkte nicht einmal, wie Jonny, Enrique, Akiko und Oliver sich vor ihn stellten. "Robert? Stimmt irgendwas nicht?" fragte Oliver schließlich vorsichtig. "Kai hat gerade angerufen..." "Das haben wir mitbekommen, aber was genau ist denn los?" wollte Jonny wissen. "Tala ist zusammengebrochen... - Kai vermutet, dass es etwas mit Biovolts kleinem Vermächtnis an ihn zu tun hat..." "Was?" entfuhr es Enrique. "Das musst du uns genauer erklären." "Gut, ich kann euch aber nur das sagen, was Kai mir gesagt hat... - Hört zu..." Wieder zurück im Center. Kai lehnte sich zurück und starrte an die Decke von Judys Büro. Im Moment war er allein, da Judy und Steve noch einmal zu Tala gegangen waren. Der Grauhaarige atmete tief ein, bevor er eine andere Nummer in den Apparat eintippte. Mit klopfendem Herzen hielt er sich den Hörer ans Ohr. Er wollte es nicht tun und alles in seinem Inneren sträubte sich dagegen, aber er hatte es doch getan. Kais Inneres krampfte sich zusammen, als sich am anderen Ende eine schnarrende Männerstimme meldete. "Boris Balkov." Der Grauhaarige nahm seinen ganzen Mut zusammen und beruhigte seine flatternden Nerven, indem er einmal tief einatmete. "Boris? Hier ist Kai Hiwatari." Für einen Moment lang legte sich eine gespenstige Stille über das gerade begonnene Telefonat. "Erwarte nicht von mir, dass ich mich über deinen Anruf freue... - Aber du rufst sicher nicht grundlos an. Was willst du?" "Ich brauche ihre Hilfe." "DU brauchst meine Hilfe? - Ich wusste nicht, dass heute der Tag ist, an dem man bevorzugt Leute veralbert." "Ich bin nicht in der Laune dazu, jemanden zu veralbern. - Es geht um Tala, er..." Weiter kam Kai nicht, denn schallendes Gelächter am anderen Ende der Leitung unterbrach ihn: "Jetzt lass mich raten... - Der Chip von dem kleinen Verräter ist kaputt und du kannst nirgends Daten darüber finden, nicht wahr?" "Ja, woher..." "Oh da ist wohl das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen, was?" "Lassen sie die Scherze, dazu bin ich nicht aufgelegt! Können sie ihm helfen oder nicht?" "Willst du die Wahrheit wissen, Kai? Ich kann nicht, denn dazu fehlen auch mir die Daten!" log er eiskalt, während er eine Mappe mit der Aufschrift >Projekt Alpha 2 - Code 4-9-0< in den Händen hielt. "Aber selbst wenn ich dir helfen könnte, würde ich es nicht tun! Du kennst meine Ansicht! Soll er doch zum Teufel gehen!" Damit legte er auf. Kai nahm den Hörer von seinem Ohr weg und starrte das Gerät in seiner Hand fassungslos an. Dann wandelte sich die Fassungslosigkeit von einer Sekunde auf die andere in Wut um und Kai schleuderte das Telefon mit voller Wucht in die nächste Ecke. Das laute Knacken deutete darauf hin, dass er es zumindest arg beschädigt hatte. Höchstwahrscheinlich war es nun unbrauchbar geworden, aber das interessierte Kai überhaupt nicht. Und es hätte bestimmt noch mehr von der Inneneinrichtung dran glauben müssen, hätte nicht Ray mit einem Mal den Raum betreten. Der Chinese legte seine Arme um die Hüften seines Freundes und den Kopf auf seine Schulter. Kai ließ den Kopf nach hinten gegen Rays Schulter sinken und lehnte sich rücklings an seinen Freund. Dieser warf einen Blick auf das zerstörte Telefon und flüsterte: "Wen hast du angerufen, dass du dich so aufregst?" "Boris..." Ray blickte ihn skeptisch an. "Was wolltest du denn von dem?" "Ich hatte die törichte Hoffnung, dass er Tala würde helfen können..." "Und er hat sich geweigert, stimmt's...?" Kai nickte langsam. "Aber das hätte ich mir ja denken können... - Ich meine, was hab ich denn erwartet? Dass er erfreut darüber ist, Tala helfen zu können? Sicher nicht... - Sag mal, wie kommst du eigentlich hierher?" "Meinst du, ich kann schlafen, wenn mein Geliebter mehr als 2 Stunden nach Mitternacht immer noch am PC hockt und ihn die Sorge um seinen Bruder beinahe umbringt, hm? - Und als du dann das Haus verlassen und auch noch das Motorrad genommen hast, konnte ich mir denken, wo du hinwillst. Ich hab mich ins Auto gesetzt und bin dir nachgefahren." "Tut mir leid..." flüsterte Kai. "Schon gut." gab Ray besänftigend zurück. "Komm mit, wir gehen mal nachsehen, wie es Tala geht, was meinst du?" Ohne jedoch auf eine Reaktion seitens des Grauhaarigen zu warten, löste sich Ray von ihm, griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich in Richtung des Krankentrakts. Grinsend legte Boris den Hörer zurück auf die Gabel. Er hatte schon gewusst, dass Talas Chip ihm eines Tages Probleme machen würde. Diese hochempfindlichen Geräte waren eben nicht dazu gemacht, dauerhaft in den Körpern von Menschen zu stecken. Irgendwann gaben die sie umgebenden Schutzschilde den Geist auf und schließlich begannen sie damit, die Nervenbahnen zum Gehirn zu beschädigen. Es begann mit einer einfachen Ohnmacht und endete schließlich mit dem Tod. Deshalb waren auch fast alle Chips nach 8 Jahren gegen neuere Modelle ausgetauscht worden. Tala wäre mit 16 Jahren eigentlich auch zum Wechsel des Chips dran gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits bei den Majestics befunden. "Pech für ihn..." murmelte der Russe und warf die Mappe mit Schwung auf den kleinen Tisch der schräg hinter ihm stand. "Dann sind wir ihn wenigstens los... - Wenn er bei uns geblieben wäre, wäre ihm das nicht passiert..." Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. "Die Daten, die sie gewünscht hatten." Boris fuhr herum. Er sah Yuri hinter sich stehen. Die junge Frau blickte ihn mit emotionslosem Gesichtsausdruck an. Hatte sie das Telefonat mitgehört? Es schien nicht so. "Danke... - Leg sie da drüben auf den Tisch und dann lass mich allein." "Jawohl." Yuri tat wie ihr befohlen und legte die Mappe auf den Tisch. Dann verließ sie das Zimmer wieder und entfernte sich so rasch sie konnte von Boris Büro. "Tut mir leid Boris..." murmelte sie und warf einen Blick auf die kleine Mappe, die sie hatte aus dem Zimmer vom Tisch mitgehen lassen. "Aber was sein muss, muss sein..." Schnellen Schrittes durchquerte sie die Gänge des Hauses, welches ihrem Team seit dem Verlust der Abtei als Trainingszentrum und Wohnort gleichzeitig diente, und stürmte in ihr Zimmer. Hastig stopfte sie die Mappe in ihren Rucksack, griff nach ihrem Helm und lief dann hinunter zu ihrem Motorrad. ,Ich muss das so schnell wie möglich irgendwie nach Amerika kriegen...' dachte sie, während sie die Maschine anließ. ,Vielleicht kann ich es irgendwo per Express rüber schicken...' Zwischenzeitlich wieder im Center. Stumm und zu keiner Reaktion fähig stand Kai am Bett seines Bruders, als Judy den Raum betrat. "Was ist nun?" wollte Ray wissen. "Nun ja..." begann die blonde Frau. "Wir haben die Daten von Talas Biowerten noch einmal ausgewertet und dabei berücksichtigt, dass der Chip defekt sein könnte. - Wenn das wirklich so ist, dann brauchen wir unbedingt die Daten der Biovolt über dieses Chipprojekt. Ansonsten sind wir nicht in der Lage dazu, Tala zu helfen. - Im Moment ist sein Zustand stabil, das kann sich aber jederzeit ändern. - Er wird über kurz oder lang sterben, wenn wir ihm nicht helfen können. - Tut mir leid, Kai..." Der Grauhaarige senkte den Kopf. "Was tut dir denn leid, Judy... - Du kannst doch am allerwenigsten dafür. - Ray? Lass uns nach Hause fahren, ich halt es hier nicht mehr aus..." "Das ist wohl das beste... - Kai, ich versprech dir, wir tun alles Menschenmögliche, damit wir Tala helfen können!" "Danke Judy... - Gehen wir, Ray..." Der Chinese nickte und begleitete seinen Freund aus dem Center nach Hause. Kapitel 5: Unerwartete Hilfe ---------------------------- So! Um mal das alte Lied zu zitieren... Immer wieder Sonntags... *hust* *räusper* Wir wünschen euch viel Spaß mit Kapitel 5!!!! Lillie und Venka ------------------------ 05 - Unerwartete Hilfe Zwei Tage später. Kai, der für sein Studium noch eine Belegarbeit einreichen musste, saß im Computerzimmer im ersten Stock des Hauses und suchte sich verschiedene nützliche Sachen aus den Daten, die ihm Tysons Vater per Email übermittelt hatte, heraus. Seufzend ließ er sich nach einer Weile nach hinten gegen die Stuhllehne fallen, legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Im Center war er seit dieser einen Nacht nicht wieder gewesen. Er wusste, dass er Tala nicht helfen konnte und er hielt es nicht aus, stundenlang am Bett seines Bruders zu stehen, ohne etwas tun zu können. Allerdings hatte er Rogue über den Zustand ihres Freundes informieren müssen. Das Mädchen hatte einen totalen Nervenzusammenbruch erlitten. Kai war froh, dass sich Jenny, David und Timo dazu bereit erklärt hatten, sich um sie zu kümmern, schließlich hatte er ganz andere Probleme. Aber konzentrieren konnte er sich trotzdem nicht. Es war wie verhext. "Kai?" Der Angesprochene drehte sich um und erblickte Ray, der gerade eben das Zimmer betreten hatte. "Leichte Konzentrationsschwächen, hm?" wollte der Chinese wissen. "Hmhm..." nickte Kai. "Was Neues aus dem Center? Hat Judy angerufen?" Ray schüttelte nur den Kopf. "Leider nein, aber..." "Aber?" "Du hast Besuch... - Kommst du bitte mal mit ins Wohnzimmer?" "Sicher, ich komme..." gab der Gefragte zurück und erhob sich von seinem Stuhl. Langsam folgte er Ray ins Wohnzimmer, wo ein junger Mann mit kurz geschnittenen, weißlilafarbenen Haaren und eine junge Frau mit einem Kopftuch auf dem Sofa saßen und ihn beim Betreten des Zimmers neugierig musterten. "Einen schönen guten Tag, Mister Hiwatari." begann die Frau in unsauberem Englisch. "Guten Tag... - Was kann ich für sie beide tun?" "Wir sind hierher gekommen, weil wir wissen, dass sie ein großes Problem haben. Und um ihnen bei der Lösung dieses Problems zu helfen sind wir hier." erklärte die Frau. Kai lachte leise auf. "Ich habe in der Tat im Moment ein großes Problem, aber ich glaube nicht, dass sie mir bei der Lösung helfen können." sagte er und warf Ray, der am Türrahmen stand, einen schnellen Blick zu. "Außerdem haben wir an spirituellen Gruppen kein Interesse." "Wir sind keine Mitglieder einer spirituellen Gruppe..." mischte sich nun der junge Mann ins Gespräch ein. Auch er sprach etwas unsauberes Englisch. "Ach nein?" "Nein." "Was wollen sie dann hier?" wollte Kai wissen. "Wir wollen ihnen helfen, das sagten wir doch schon." sagte die Frau. "Und wie?" "Bitte sehen sie sich dass einmal an." gab die junge Frau zurück und schob Kai eine Mappe zu. Die Neugier überwog schließlich doch bei dem Grauhaarigen, er trat auf den Tisch zu und griff nach der Mappe. Dann weiteten sich seine Augen, als er die schwarzen, kyrillischen Druckbuchstaben auf der dunkelgrauen Mappe lesen konnte. "Projekt Alpha 2 - Code 4-9-0..." las er flüsternd vor. "Was ist das?" fragte Ray, der Kai mittlerweile über die Schulter blickte. Kai beachtete ihn nicht weiter. "Das ist die Codierung für das Projekt mit den Steuerchips der Biovolt! Die Daten waren vollständig vom Hauptrechner gelöscht! Woher haben sie die?" wollte er von den Beiden auf dem Sofa wissen. "Ich habe sie Boris gestohlen kurz nachdem ich das Telefonat zwischen dir und ihm belauscht habe, Kai..." antwortete die junge Frau und nahm sich dann das Kopftuch ab. Sofort schlängelte sich ein langer blonder Pferdeschwanz über ihre linke Schulter bis auf den Schoß. Kais Blick zeigte Anzeichen eines plötzlichen Erkennens, als er unsicher fragte: "Yuri? Bryan?" Die Angesprochenen nickten. "Ganz genau!" gab Yuri zurück. "Was macht ihr hier? Und vor allem: Wie seid ihr so schnell hierher gekommen?" wollte Ray überrascht wissen. "Das ist doch jetzt vollkommen nebensächlich." gab Bryan zurück. "Kai... - Mit diesen Daten und der vorhandenen Technik der BBA können wir Tala helfen, da bin ich mir ganz sicher!" fügte Yuri hinzu. "Was schlagt ihr vor?" fragte Ray. "Ich weiß es noch nicht genau. Aber wenn alle Stricke reißen, muss das Ding raus. - Wo ist Tala jetzt?" wollte Yuri wissen. "Im Center und so weit ich weiß, befindet sich dort im Moment nicht ein einziger Arzt, der in der Lage wäre so eine Operation durchzuführen." gab der Chinese zurück. "Elena könnte es... - Sie studiert Medizin und kennt sich außerdem mit der Technologie aus." sagte Bryan. Dann verengte er seine Augen und fügte hinzu: "Und sie ist hier!" "Hier in New Exeter?" Der junge Russe nickte. "Yuri ist Hals über Kopf mit einer Linienmaschine aus Moskau weg nachdem sie mitbekommen hat, das von euch garantiert keiner was mit diesen Daten anfangen kann, wenn sie die nur per Post schickt. Wir haben sie am Flughafen gesehen und nachgeforscht, wohin sie eigentlich will. Dann haben wir das Team zusammengetrommelt und sind mit der nächstbesten Maschine nach Paris und von da aus nach Los Angeles. - Sie sind alle hier, sie warten in einem Café in der Innenstadt." "Na ich fass es ja nicht..." murmelte Ray. "Ich hätte nie erwartet, dass ihr hier auftaucht um Tala zu helfen..." "Glaub mir, ich auch nicht..." gab Bryan mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen zurück. "Ihr könnt euch später unterhalten, jetzt geht's um Minuten! - Passt auf, wir machen das folgendermaßen: Ich fahre mit Yuri und Bryan in den Center, Ray, du rufst Judy an und sagst ihr, dass ich jemanden, der Tala helfen kann, mit bringen werde, du nennst aber keine Namen. Nimm den anderen Wagen und hol die restlichen Demolition-Boys. Dann kommst du uns nach! - OK?" "Kein Problem, ich nehme den Landrover." gab der Chinese zurück. "Gut, ich nehme das Cabrio! - Yuri, Bryan, ihr kommt mit mir!" forderte der Grauhaarige die beiden Russen auf. Yuri sprang wie auf Kommando vom Sofa auf, griff nach der Mappe, die Kai wieder auf den Tisch gelegt hatte und wandte sich dann an Ray: "Sie wollten in einem Café warten... - Es war gleich an der Hauptstraße... - Ich weiß nur den Namen nicht mehr..." "Das kann nur das Rock-Café sein. Ich finde sie schon, mach dir mal keine Sorgen, Yuri." Die Russin lächelte ihn an. "Danke..." sagte sie und lief dann Kai und Bryan nach, die bereits nach draußen gegangen waren. Ray schüttelte den Kopf. "Du brauchst mir nicht zu danken, Yuri..." murmelte er, während er den Schlüssel für seinen Landrover vom Fensterbrett nahm. "Wenn alles klappt, danken wir euch..." Und damit lief er hinunter in die Garage. Dass er Judy eigentlich noch anrufen und vorwarnen sollte, hatte er vollkommen vergessen. "Schickes Auto..." musste Yuri zugeben, als sie sich auf den Beifahrersitz von Kais schneeweißem Cabrio setzte und die Tür schloss. "Vor allem schnell." gab der Grauhaarige zurück, während er den Motor anließ und den Wagen rückwärts aus der Einfahrt lenkte. "Genau das, was wir jetzt brauchen..." Zeitgleich öffnete sich das Garagentor und Ray fuhr den silbergrauen Landrover auf die Straße. Kai drückte noch einmal kurz zum Gruß auf die Hupe und gab dann Gas. Sich umdrehend beobachtete Bryan vom Rücksitz aus, wie der Geländewagen in die entgegengesetzte Richtung davonfuhr. Anerkennend pfiff der Russe durch die Zähne. "Is ja genial... - Zwei solche Autos..." "Wir haben noch einen Buggy und zwei Motorräder..." gab Kai zurück. "Anscheinend auch zu viel Geld, oder?" wollte Bryan wissen. "Möglich... - Aber all das Geld nützt mir nichts, wenn Tala jetzt sterben sollte..." "Mach dir keine Sorgen, Kai..." sagte Yuri mit fester Stimme. "Wir werden ihn schon wieder hinbekommen!" Mit quietschenden Reifen kam der silbergraue Landrover vor dem Rock-Cafe zum Stehen. Ray sprang heraus und schlug die Tür zu. Abschließen brauchte er den Wagen nicht. Jeder in der Stadt wusste, wem dieses Fahrzeug gehörte und dass es mit der neuesten Satellitennavigationstechnik der BBA ausgestattet war. Klauen war sinnlos, man hätte den Wagen binnen Sekunden wiedergefunden. Mit klopfendem Herzen betrat der Chinese das Café. Er hatte schon von draußen gesehen, dass sich auch Rogue, Jenny, David und Timo darin befanden. Und den Vieren wollte er jetzt nicht unbedingt über den Weg laufen, schon gar nicht, wenn er die Demolition-Boys im Schlepp hatte. Was er nicht wusste war, dass auch die drei Russen die vier Amerikaner schon eine Weile beobachteten. Elena wusste ganz genau, dass das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren Talas feste Freundin war und sie konnte sehen, wie verzweifelt die Amerikanerin über den drohenden Verlust war. Die Russin überlegte. Was war wohl besser? Sie anzusprechen und ein Versprechen abgeben, dass man vielleicht nicht würde halten können oder sich ruhig verhalten und auf die Rückkehr von Bryan und Yuri warten, damit man das weitere Vorgehen besprechen konnte. Fast schon hatte sie sich dazu durchgerungen, zu Rogue zu gehen und ihr zu sagen, dass alles gut werden würde und sie war auch schon zu dem Mädchen unterwegs, als die Tür aufging und Ray das Lokal betrat. Elena blickte ihn an, als er, noch von den Amerikanern unbemerkt, auf sie zu kam. "Was ist?" wollte sie wissen "Folgendes: Bryan und Yuri waren gerade bei uns. Sie sind mit Kai unterwegs in den Center. Und ich bin hier um euch zu holen, wir fahren ihnen nach." erklärte der Chinese leise. "Gut... - Ich hole nur schnell die beiden anderen." gab Elena zurück. Ray nickte. "Aber beeilt euch! Mein Wagen steht zwar genau vor der Tür da ist aber leider absolutes Park- und Halteverbot..." "Lass den Motor an, wir sind gleich da!" Und während Elena wieder zum Tisch ihrer zwei Kameraden ging um sie zu holen und dabei wohlweislich einen Bogen um den Tisch der vier Amerikaner machte, lief Ray wieder nach draußen zu seinem Wagen. Timo, der von seinem Sitzplatz aus einen guten Blick auf die Straße hatte, war der silbergraue Landrover nicht entgangen und er beobachtete jetzt amüsiert, wie Ray mit einer Politesse, die ihm gerade ein Knöllchen hatte geben wollen, diskutierte, was sonst gar nicht seine Art war. Irgendwie waren alle ordentlich durch den Wind seit die Sache mit Tala begonnen hatte dieses Ausmaß zu erreichen. Was er dann sah, ließ ihn irritiert seine Freunde auf das Geschehen aufmerksam machen. Und Rogue, mochte sie wegen Talas Gesundheitszustand noch so neben der Spur sein, erkannte die Frau und die beiden jungen Männer, die bei Ray waren, auf den ersten Blick. Diese drei würde sie seit der Begegnung in der Abtei niemals vergessen. "Komische Typen mit denen Ray in letzter Zeit rumhängt..." murmelte David. "Die Demolition-Boys..." Timo legte den Kopf schief und blickte Rogue fragend an. Doch statt einer zu erwartenden Antwort sprang die junge Frau auf und lief nach draußen um Ray und seine drei seltsamen Begleiter noch abzufangen. Die drei waren ihr schon bekannt vorgekommen, als sie das Café betreten hatten doch da war sie noch zu sehr damit beschäftigt den anderen zu schildern, was Kai ihr über Talas Zustand erzählt hatte. Aber jetzt wo Ray sie abgeholt hatte, war sie sich über die Identität der drei voll und ganz im Klaren. Nur was er mit ihnen zu schaffen hatte, war ihr unklar, das galt es jetzt herauszufinden. Doch ihre überstürzte Reaktion kam dennoch zu spät. Im selben Augenblick, wie sie das Café verließ, hatte Ray den Landrover aus der Parklücke gefahren und gab Gas. Mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen verschwand der Geländewagen um die nächste Straßenecke. "Ich versteh das nicht... murmelte Rogue. "Was ist nur los mit allen? Und was machen die Demolition-Boys hier?" Inzwischen befanden sich Kai, Bryan und Yuri auf halbem Wege zum Center und Bryan, der auf dem Rücksitz saß, schien den, in seinen Augen Höllentrip, nicht ganz so zu genießen wie Yuri und Kai, die nebenher auch noch ein Plauderstündchen abhielten. Als er dann einen kurzen Blick auf etwas am Straßenrand Stehendes erhaschen konnte, entschloss er sich doch, sich in das Gespräch der beiden anderen einzumischen. "Sag mal Kai..." begann er. "Hm?" "War hier nicht eben ne Geschwindigkeitsbegrenzung?" "Ja, 60 Meilen die Stunde..." "Aha..." gab Bryan zurück. Irgendwie schien Kai diese Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit reichlich egal zu sein. "Wie viel fährst du überhaupt?" wollte Yuri wissen. "110 Meilen die Stunde..." "Und wie viel ist das?" wollte Bryan wissen. "Rund 180 km/h..." "Oh na ganz toll..." murmelte Bryan. "Und das mir... - Ich hasse so was..." "Hast du was gesagt, Bryan?" fragte Yuri sicherheitshalber noch einmal nach, doch bevor der Angesprochene antworten konnte, schnitt ihm Kai bereits das Wort ab. "Festhalten, da vorn ist unsere Abzweigung!" "Äh... - Was...?" Mehr bekam Bryan nicht heraus, bevor er feststellen musste, dass Kai sehr unorthodoxe Methoden anwandte, um von dem breiten Highway auf die schmale Zufahrt zum Center zu kommen. Der Grauhaarige dachte nicht einmal daran, langsam und gesittet zu bremsen und die Kurve mit einer einigermaßen annehmbaren Geschwindigkeit zu nehmen. Kurz vor der Einmündung legte er statt dessen eine Vollbremsung auf den Asphalt, riss das Steuer nach rechts herum und im selben Augenblick wie die Hinterräder einen viertel Kreis geschlagen hatten, trat er wieder aufs Gaspedal. Der Motor jaulte auf und das Cabrio schoss die Zufahrt zum Center hinunter. "Klasse! So macht das Spaß!" lachte Yuri. "Freut mich, wenn ihr euren Spaß habt..." murmelte Bryan. Dann sah er auf und bemerkte erschrocken das Hindernis auf der Fahrbahn. "Kai! Pass auf, da ist ein Schlagbaum!" "Nur keine Panik machen Bryan..." war die kurz angebundene Rückantwort. Das war einen knappen Augenblick bevor sich der Schlagbaum kurz vor dem Cabrio hob und den Weg freigab. Erleichtert atmete Bryan auf, als nur einen Moment später die Centergebäude vor ihnen auftauchten, doch dass Kai den Wagen mittels einer 180-Grad-Drehung auf der Stelle zum Halten brachte, passte dem Russen überhaupt nicht. "Du fährst wie ein gesenkter Henker." murrte er, als er endlich aus dem Wagen aussteigen konnte. Kai zuckte mit den Schultern. "Yuri hat's gefallen..." gab er zurück. "Yuri schon, mir aber nicht... - Ich sag dir was. Wenn ich nicht selber einer wäre, würde ich dir ein Schild >Vorsicht! Russe am Steuer!< hinten ans Cabrio kleben..." "Das ist so nicht ganz richtig. Ich bin halb Russe, halb Japaner und hab die amerikanische Staatsbürgerschaft." berichtigte Kai. Bryan verdrehte seine Augen. "Na DAS erklärt alles..." Yuri kicherte. "Da ist der Aufkleber ja größer wie der Rest von der Kofferraumklappe..." "Aber ich schlage vor, dass wir das später diskutieren. Kommt erst mal mit, ich denke wir werden mit Hilfe der Computeranlage erst noch ein paar Berechnungen machen müssen, oder Yuri?" "Sicher Kai... - Gehen wir..." Von skeptischen Blicken der Centerangestellten begleitet betraten Kai, Yuri und Bryan die Eingangshalle und Kai zögerte nicht lange damit, für seine beiden Begleiter und die drei, die mit Ray jede Minute eintreffen mussten, Eintrittsausweise für die unteren Trakte anzufordern. Niemand stellte Fragen, was Kai keinen Grund zu der Annahme gab, Ray könnte das Anrufen vergessen haben. Der Grauhaarige ließ Yuri sich an die Computeranlage setzen und dort die für Talas Gesundheitszustand wichtigen Daten berechnen. "Das Ding muss raus..." stellte sie schließlich fest. Kai nickte. "So etwas dachte ich mir schon." "Pass auf, ich werde schon mal die Daten berechnen, die Elena nachher braucht. Wenn du derweil Tala für die Operation vorbereiten lassen könntest?" "Sicher..." gab Kai zurück und verließ den Computertrakt. Bryan blickte ihm erst nach und warf dann seiner Leaderin einen bedeutungsvollen Blick zu. "Er vertraut uns... - Er ist vollkommen arglos..." "Ist er nicht..." sagte Yuri leise. "Hier ist alles mit Kameras vermint, aber nichts ist hier so offensichtlich wie bei uns in der Abtei. Es reicht eine falsche Bewegung und wir sitzen hier drin fest." "Boris würde eine Menge geben, wenn er jetzt an unserer Stelle wäre, was denkst du darüber?" "Ich denke ähnlich, aber ich bin nicht hierher gekommen um die BBA auszuspionieren. Ich kam hierher um einem Freund zu helfen. Und genau das werde ich auch tun, also verbrenn du dir nicht deine Finger!" Bryan lächelte leicht. "Ich weiß... - Allein ist man schwach, Stärke erreicht man nur gemeinsam. - Hast du alle Daten?" Yuri nickte. "Jetzt muss nur noch Elena hierher kommen... - Und dann müssen wir sehen ob wir noch rechtzeitig hier waren um Tala zu retten..." Kapitel 6: Rettung in letzter Sekunde ------------------------------------- Na dann wollen wir doch mal wieder... Demo-Boys im Center, mal was ganz neues ^^ OK, dann spannen wir euch nicht weiter auf die Folter! Hiermit gehts weiter im Text! Viel Spaß! Lillie und Venka ------------------------------- 06 - Rettung in letzter Sekunde Unterdessen befand sich Judy gemeinsam mit Eddy auf einem Rundgang durch die Trainingshallen der Jugendmannschaften. Wie immer befand sie sich im Stress, denn die nächsten Jugendmeisterschaften standen bereits in zwei Monaten an und Tala, der sich sonst immer neben dem Studium um das Training der Jugendlichen gekümmert hatte, lag bewusstlos in einer Art Koma im Krankentrakt des Centers. Judy wusste, dass nur eine gehörige Portion Stress sie von ihren Problemen ablenken konnte, zumindest für den Augenblick. Wenn sie allein war, würden alle Probleme wieder hervorbrechen. Nachdem sie nun ihren Rundgang durch die Hallen beendet hatte, begab sie sich in den Krankentrakt um sich dort noch einmal nach Talas Gesundheitszustand zu erkundigen und um noch einmal nach dem Jungen zu sehen. Um so überraschter war sie, als sie das Zimmer betrat und es leer vorfand. "Was ist denn?" wollte Eddy wissen. Er stand nun hinter Judy in der Eingangstür zu Talas ehemaligem Zimmer. "Er ist nicht da..." brachte Judy gerade noch so hervor. "Er ist weg..." "Das ist doch nicht möglich." gab Eddy zurück. "Tala wird in seinem Zustand wohl kaum aufgestanden und weggelaufen sein." "Sicher nicht... - Ich meine es wäre schön wenn, dann wüssten wir, dass es ihm besser geht, aber..." gab Judy zurück, als im selben Augenblick eine Krankenschwester das Zimmer durch die zweite Tür betrat. "Wo ist Tala?" überfiel Eddy die vollkommen überraschte Frau. "Nicht hier..." war die kurze Rückantwort der Krankenschwester. "Das sehen wir! Wo ist er dann?" wollte Judy wissen. "Im Operationssaal, Miss Tate." Die blonde Frau wurde von einem unguten Gefühl beschlichen. "Auf wessen Anweisung hin?" "Auf die von Kai, Miss Tate. Er meinte es wäre das einzig Richtige, was man jetzt noch tun könnte." "Was wäre das einzig Richtige?" fragte Eddy nach. "Den Chip zu entfernen." "Das ist doch aber kreuzgefährlich!" "Ich weiß Eddy, genau deshalb verstehe ich nicht, was Kai damit bezweckt! - Und wer operiert ihn?" hakte Judy nach. "Wer ihn operiert weiß ich nicht, ich kenne die junge Dame nicht, aber Kai hat anscheinend sehr viel Vertrauen zu ihr und ihren Freunden." "Wo ist Kai jetzt? Ich muss mit ihm reden!" "Er ist unten im Warteraum Miss Tate... - Gemeinsam mit Ray und einer weiteren jungen Dame." "Komm mit Eddy!" forderte Judy den jungen Mann auf und stürmte durch die Tür in Richtung des Operationssaales davon. Eddy folgte der Aufforderung sofort, hatte aber Probleme, mit seiner energiegeladenen Trainerin mitzuhalten. Als Judy dann den Warteraum erreicht und ihn betreten hatte, bot sich ihr folgendes Bild: Kai stand, mit vor der Brust verkreuzten Armen, an die Wand gelehnt und blickte zu einer jungen Frau, die mit dem Rücken zur Tür auf dem Tisch saß und ihm gerade anhand eines Blattes Papier etwas erklärte. Ray saß zwar ebenfalls dabei, aber seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, konnte er dem Gespräch nicht folgen, da dafür seine Russischkenntnisse nicht ausreichten. Und noch waren Eddy und Judy von den dreien im Raum unbemerkt geblieben. Judy entspannte sich etwas. Russische Ärzte und Wissenschaftler im Center zu haben war nichts Neues, seit die Biovolt der BBA unterstand. Doch irgend etwas an dieser jungen Frau ließ Judy stutzen. Sie kam ihr seltsam bekannt vor und auch Eddy schien zu überlegen woher er sie kannte. Doch noch bevor einer der beiden herausbekommen konnte, um wen es sich bei der jungen Frau handelte, wurde Ray auf die beiden an der Tür aufmerksam. "Judy..." Mehr brachte er nicht heraus, denn auf einmal war ihm eingefallen, dass er den Anruf im Center vollkommen vergessen hatte. Doch als er den Namen der blonden Frau ausgesprochen hatte, hatte er auch Yuri und Kai auf sie aufmerksam gemacht. Während Kai nur aufsehen musste um seiner Adoptivmutter ins Gesicht zu blicken, musste sich Yuri auf dem Tisch herumdrehen. Und kaum dass sie das getan hatte, wurde Judy klar, wen sie vor sich hatte. "Yuri Catar..." "Was macht denn die Leaderin der Demolition-Boys hier im Center?" fragte Eddy woraufhin Kai einen bösen Blick von Judy kassierte. "Ich warte auf eine Erklärung, Kai Hiwatari! Und bitte denk dir eine sehr Gute aus..." "Hast du angerufen?" wollte Kai von Ray wissen. "Nein... - Vergessen in der Eile..." gab der Chinese zurück. Kai schluckte. "Dann wird's kompliziert..." "Es wird nicht kompliziert." mischte sich Yuri ein woraufhin Judy von Kai wieder zu ihr blickte. "Aber bevor ich erkläre, wie ich hierher und hier hineingekommen bin, möchte ich darum bitten, dass wir uns für dieses Gespräch einen anderen Ort suchen. Ich möchte nicht, dass Elena abgelenkt wird. Schließlich ist diese Operation schon hart genug für sie." Eddy blickte die junge Frau verständnislos an. "Elena? Elena Tsyrca von den Demolition-Boys?" Yuri nickte. "Elena ist die Einzige hier, die sich mit der Technik der Steuerchips auskennt. Sie ist die Einzige, die Tala retten kann." Judy blickte skeptisch von einem zum anderen. "Wir gehen in mein Büro." sagte sie schließlich. "Und ich hoffe für euch, dass ihr mir eine sehr gute Erklärung abliefert." Und so vergingen die Stunden. Yuri hatte, wie versprochen, die komplette Geschichte von Anfang bis Ende erzählt; hatte ihre Erklärungen mittels der Computerdaten und der Mappe über das Projekt der Steuerungschips so bewiesen, dass nicht einmal Judy noch einen Punkt fand, an dem sie die Wahrheit von Yuris Worten hätte in Frage stellen können. Doch Judys Frage ob Kai dasselbe Schicksal drohen würde, konnte Yuri verneinen. Der Grauhaarige hatte während der Weltmeisterschaft in Russland einen komplett neuen und wesentlich moderneren Chip eingesetzt bekommen und damit war die Gefahr, dass das hochsensible Gerät kaputt ging erst einmal gebannt. Doch nun hieß es für alle Anwesenden abwarten, was passieren würde, denn ob die Demolition-Boys noch rechtzeitig in den Center gekommen waren, konnte man erst sagen, wenn Tala wieder aufgewacht war. "Das dauert ja ewig..." murmelte Eddy, nachdem er schon zum wiederholten Male auf die Uhr geblickt hatte. Yuri seufzte gut hörbar. "Amerikaner..." murmelte sie. "Ihr seid immer so ungeduldig..." "Tu nicht so als würdest du dir keine Sorgen machen..." gab Kai zurück. Die Russin lächelte schüchtern. "Ich mach mir schon Sorgen, Kai... - Aber ich kann auch nichts tun als warten und vom dauernden auf-die-Uhr-schauen vergeht die Zeit auch nicht schneller..." "Wie lange ist das jetzt her?" "Neun Stunden fast..." beantwortete Judy Rays Frage. Dann schlug sie mit der Faust auf den Tisch. "Ich halte diese Ungewissheit nicht mehr aus!" Yuri zuckte bei diesem Geräusch zusammen wie unter einem Peitschenhieb. "Es tut mir leid, ich wollte nicht anmaßend sein..." flüsterte sie. Judy blickte die junge Russin erstaunt an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Leaderin eines knallharten Teams wie den Demolition-Boys von so einem kleinen Geräusch derart verschüchtert werden würde. "Schon... - Schon gut, das warst du auch nicht, ich bin nur nervös, weißt du...?" Yuri nickte. "Kein Problem. - Kai?" "Hm?" "Ich schlage vor, wir gehen mal nachsehen, was da unten los ist. Neun Stunden sind doch etwas viel." Der Grauhaarige nickte. "Komm mit." sagte er und wandte sich dann zur Tür um. "Wartet mal ihr beiden!" mischte sich Judy ein. Kai drehte sich noch einmal um. "Ja?" "Wir kommen natürlich mit, ihr zwei glaubt doch nicht, dass wir euch alleine da runter gehen lassen, oder?" Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. "Tut, was ihr nicht lassen könnt..." Damit verließ er, gefolgt von Yuri, den Raum; Eddy, Judy und Ray folgten nur wenige Sekunden später. Im Warteraum des Krankentrakts trafen sie auf Bryan, der mit einem dicken Verband um die rechte Armbeuge auf einem Stuhl hockte und auf den Boden starrte. "Bryan?" fragte Yuri vorsichtig worauf der junge Mann den Kopf hob und sie anblickte. "Wie ist es gelaufen?" wollte sie wissen. "Schwer zu sagen..." gab der Gefragte zurück. "Der Chip ist erst mal draußen." mischte sich Elena, die an der gegenüberliegenden Wand lehnte, ein. "Aber ob wir noch rechtzeitig hier waren und er wieder gesund wird, das wissen wir erst, wenn er wieder aufwacht." Judy drehte sich zu der Russin um und blickte sie an. "Wie stehen die Chancen?" Elena drehte den Kopf beiseite, sagte aber nichts. "Bitte! Ich muss es wissen!" bat Judy. "Fünf, maximal zehn Prozent..." war die ernüchternde Antwort. "Nein..." hauchte die blonde Frau und sank dann zusammen, so dass Ray sie stützen musste. "Was gibt es für Risiken?" fragte der Chinese. Elena legte den Kopf schief. "Wenn ich die alle aufzähle dann stehen wir morgen früh noch hier. Ich habe keine Ahnung, inwiefern der Chip bereits kaputt war und ich habe keine Ahnung ob ich nicht unbeabsichtigt etwas beschädigt habe... - Ich bin ja eigentlich noch nicht mal mit dem Studium fertig..." Ray nickte. "Ich verstehe..." murmelte er. Dann wandte er sich an Judy. "Es wird alles wieder gut, du darfst jetzt nicht mit dem schlimmsten rechnen! Ich bin mir sicher, sie haben es geschafft." sagte er. Judy drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. "Bist du sicher?" "Ja, ganz sicher!" Während Ray also versuchte, Judy zu beruhigen, gab Kai Yuri einen Wink und die beiden verschwanden, von den anderen unbemerkt, in dem Krankenzimmer, in dem Tala jetzt lag. Kai musste die aufkommenden Tränen herunterschlucken, als er seinen Bruder in den weißen Laken liegen sah. Eine Weile lang sahen beide nur schweigend auf den jungen Mann, dessen Gesichtsfarbe fast die Bleiche des Bettzeugs erreicht hatte. "Ich habe ihn noch nie so hilflos gesehen..." wisperte Yuri schließlich und trat an das Bett ihres ehemaligen Trainingspartners. Wieder trat eine Stillephase ein bevor Kai sich zu einer Reaktion durchrang. "Man ist nie hilflos, so lange man Freunde hat, die sich um einen kümmern, wenn man in Schwierigkeiten ist." gab er zurück. Die junge Frau lächelte leicht, während sie den Grauhaarigen anblickte. "Wenn du das sagst, dann könnte ich das glatt glauben..." "Du musst ja daran glauben, schließlich bist du ja nur hier, weil du ihm helfen wolltest." Yuri nickte schwach. "Ich hoffe, es war nicht umsonst. Wenn ich ihm helfen kann, dann ist mir das sogar den Ärger mit Boris wert, den wir garantiert bekommen. - Ich habe ihn immerhin bestohlen." "Ihr habt noch immer solche Angst vor ihm?" "Ja natürlich. Er hat uns in der Hand auch wenn er uns nicht mehr so stark kontrollieren kann wie damals." "Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel." gab Kai zurück. Dann blickte er die junge Frau an. "Yuri, ihr..." "Ich weiß, was du sagen willst Kai, aber das können wir nicht machen. Wir sind ein Biovolt-Team und das werden wir immer bleiben. Ein Wechsel unter das Protektorat der BBA kommt für uns nicht in Frage. Das beißt sich in meinen Augen... - Wir und BBA..." "Wie du meinst aber von Boris würde ich mich an eurer Stelle nicht weiter einschüchtern lassen." "Wenn du in unserer Lage wärst, Kai, dann würdest du uns besser verstehen." "Ich war schon in eurer Lage..." "Ja, aber du hast Boris nicht 24 Stunden live am Tag..." "Ich hasse diesen Namen..." mischte sich eine weitere Stimme ins Gespräch ein. Kai und Yuri blickten nach unten. "Tala?" fragten sie gleichzeitig. "Ja..." war die leise Rückantwort. "Wie geht es dir, großer Bruder?" wollte Kai wissen. "Beschissen..." war die knappe Rückantwort. "Du bist im Krankentrakt des BBA-Centers." gab Yuri zurück. "Was passiert ist, kann ich dir auch sagen, Elena hat dich operiert, weil dein Chip kaputtgegangen ist und du uns beinahe draufgegangen wärst..." Tala öffnete beim Klang der ihm bekannt vorkommenden Stimme ein Auge und sah dann verwundert auf die junge Frau an seinem Bett. "Yuri?" fragte er leise. "Bist das wirklich du, Yuri?" Ein kurzes Nicken war die Antwort. "Was machst du hier?" "Kai hat Boris angerufen, weil es dir so schlecht ging und er keinen anderen Ausweg wusste. Ich habe das Gespräch belauscht und bin daraufhin nach Amerika gekommen um dir zu helfen. - Die anderen sind übrigens auch da. - Kai hat uns dann Zutritt zum Center verschafft." "Du hast was?" fragte Tala leise und blickte zu Kai. "Ja..." gab Kai zurück. "Ich erklär dir alles, wenn es dir wieder besser geht." Tala nickte matt, drehte dann den Kopf beiseite und schloss seine Augen. Kai lächelte ihn an. "Schlaf dich erst einmal aus, ich kann Judy ja nun beruhigt sagen, dass es dir gut geht. Und morgen früh, wenn du wieder einigermaßen ansprechbar bist, fahre ich mit Yuri Rogue abholen, was hältst du davon?" "Sehr viel." gab er Tala leise zurück und war gleich darauf wieder eingeschlafen. Kai verließ, gefolgt von Yuri, das Zimmer. Es war also alles noch einmal gut gegangen. ------------ Devil-Chan eine unserer Betas bezeichnete dieses Kappi als die Ruhe vor dem Sturm... Ja, der wird kommen... Aber vielleicht anders als einige von euch denken... Kapitel 7: Russian Blood ------------------------ So und es ist wieder Sonntag und es geht ohne Umschweife zur Sache! 00:17 Sonntag morgens, Datum: 21. November 2004 Ich hoffe das bringt was und vielleicht ist das Kappi diesmal pünktlich! Viel Spaß Lillie und Venka ------------ 07 - Russian Blood Wieder zurück im Vorraum des Krankenzimmers. Ray war es inzwischen gelungen, Judy einigermaßen zu beruhigen, jedenfalls saß die blonde Frau seitlich von Bryan am Tisch und unterhielt sich mit Elena. Spencer hockte im Schneidersitz auf dem Boden, Ian stand an der Wand und schien die Punkte an der gegenüberliegenden Wand zu zählen und Bryan saß noch immer auf dem Stuhl, einen Ellbogen auf dem Tisch und starrte ins Leere. Als sich jedoch die Tür öffnete und Kai mit Yuri Talas Krankenzimmer wieder verließ, wandten sich die Blicke aller zu den Beiden. "Und? Was ist?" fragte Ray schließlich, nachdem sie sich minutenlang nur angeschwiegen hatten. "Er meckert rum..." gab Kai zurück. "Was soll das denn heißen?" fragte Ian. "Ihm tut der Nacken weh... - Aber soweit ich es beurteilen kann, ist er außer Gefahr und wird wieder gesund." Judy sprang auf und blickte Kai fest in die Augen. "Ist... - Ist das auch wahr?" "Was hätte er davon, wenn er sie anlügen würde?" fragte Yuri zurück. Die blonde Frau schüttelte nur den Kopf, dann fiel sie Kai um den Hals. "Ist gut... - Es ist alles in Ordnung..." flüsterte er ihr zu, bevor Judy sich an die Demolition-Boys wandte: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll... - Ich meine ohne euch wäre er... - Wie kann ich euch dafür..." Weiter kam sie nicht, denn ein plötzliches Poltern unterbrach sie. "Bryan!!!" Von Yuris Aufschrei alarmiert blickten alle zum Tisch, an dem Bryan eben noch gesessen hatte. Jetzt jedoch lag er regungslos auf dem Boden und atmete nur noch flach. "Ray! Einen Centerarzt! Schnell!" kommandierte Judy, nachdem sie sich von Kai gelöst hatte und bei dem jungen Mann niedergekniet war. "Ich hole Dr. Owens!" rief Eddy und verließ statt Ray beinahe fluchtartig den Raum. "Was ist mit ihm? - Ist sein Chip jetzt auch defekt?" wandte sich Ray an Elena, die ebenfalls neben Bryan niedergekniet war. "Nein..." gab sie zurück. "Der Blutverlust ist Schuld..." "Blutverlust?" fragte Kai skeptisch. Elena nickte. "Wir hatten keine Blutkonserven... - Oder besser gesagt, nicht genug..." "Soll das heißen, Bryan hat..." begann Judy vollkommen überrumpelt. "Ja, hat er..." bestätigte Ian leise. "Ich verstehe... - Deshalb also der Verband an seiner Armbeuge..." murmelte Ray, woraufhin Spencer nickte. Im selben Augenblick zog Eddy Dr. Cheryl Owens in den Vorraum des Krankenzimmers. "Ich verstehe die Aufregung nicht, junger Mann! - Und was ich noch viel weniger verstehe, ist... - Oh... - Judy... - Was ist denn hier los für ein Auflauf um diese nachtschlafende Zeit?" "Cheryl, wir haben ein Problem." "Ja, das sagte mir Eddy auch schon. Was genau ist denn los, aus dem ist doch kein vernünftiges Wort herauszubekommen..." gab die Ärztin zurück und deutete auf Eddy, der nur entschuldigend mit den Schultern zuckte. "Der junge Mann hier ist uns ohne jede Vorwarnung zusammen gebrochen." begann Judy, während sie auf Bryan deutete. "Aha... - Nun gut, dann wollen wir doch mal sehen... - Du da..." "Wer? Ich?" fragte Spencer. "Ja, du! Du siehst mir ziemlich kräftig aus. Du trägst ihn ins Nachbarzimmer und dann lasst ihr mich mit ihm allein, damit ich ihn untersuchen kann." "Alles klar..." gab der blonde Russe zurück, nahm Bryan auf den Arm und verschwand mit ihm in dem Zimmer, welches die Ärztin ihm zeigte. "Entschuldigen sie bitte..." wandte sich Elena an Dr. Owens, bevor diese im Zimmer verschwinden konnte. "Ja bitte, junge Dame?" "Ich... - Also ich wollte fragen..." "Ja?" "Ich studiere Medizin und da dachte ich, ich könnte vielleicht..." Dr. Owens lächelte. "Aber natürlich. - Kommen sie nur mit..." Und damit verschwanden die beiden im Krankenzimmer. "Super..." murmelte Ian, nachdem Spencer wieder bei ihnen war. "Ganz klasse..." "Ian! Was ist hier los?" fragte Yuri leise, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. "Er hat Tala Blut gespendet, aber er musste es ja gleich wieder übertreiben..." gab Spencer an Ians Stelle zurück. "Wie bitte? - Was meinst du damit, dass er es übertreiben musste?" Der blonde Russe zuckte ob der erneuten Frage seiner Teamleaderin mit den Schultern. "Es war halt n bisschen viel..." "Wie viel?" wollte Kai wissen. "In etwa eineinhalb Liter, wenn nicht mehr..." meinte Ian nach kurzem Überlegen. "Ist der denn lebensmüde?" Ian sah auf und blickte Yuri an. "So lebensmüde wie du, indem du Boris beklaust?" fragte er auf Russisch, so dass Judy und Ray ihn nicht verstehen konnten. "Das lass mal meine Sorge sein..." gab die Russin zurück. "Wie du meinst..." "Nun macht euch mal keine Sorgen." mischte sich Judy ins Gespräch ein. "Dr. Owens wird Bryan schon wieder auf die Beine bringen." "Hoffentlich..." murmelte Yuri. "Da bin ich mir ganz sicher!" wiederholte die blonde Frau zuversichtlich. "Dr. Owens hat Tala auch schon wieder hinbekommen und der war zu diesem Zeitpunkt wesentlich stärker mitgenommen als Bryan jetzt..." Yuri nickte wieder und unterdrückte mit Mühe ein Gähnen. Judy lächelte die junge Frau an. "Wie wäre es, wenn ihr anderen euch in den Ruheraum zwei Ebenen weiter oben begebt und dort die restliche Nacht verbringt? Ihr seht aus als könntet ihr dringend Schlaf gebrauchen." Die Angesprochene lächelte zurück. "Vielen Dank, das Angebot nehmen wir gern an." Kai nickte ihr zu. "Kommt mit, ich zeige euch den Weg..." Am darauffolgenden Morgen, gegen 10:00 Uhr, stoppte Kai seinen Wagen vor dem Wohnblock, in dem Rogue mit ihren Eltern wohnte. "Ich habe immer gedacht, dass Amerikaner alle ein eigenes Haus besitzen..." murmelte Yuri. Kai schüttelte den Kopf. "Das ist genau so ein Klischee, wie viele Amerikaner glauben, dass Russen am Morgen gleich eine Flasche Wodka in sich reinkippen." "Boris tut das, denke ich... - Jedenfalls war er in letzter Zeit des öfteren dicht..." "Das solltet ihr ausnutzen..." gab Kai zurück und stieg aus dem Auto aus. "Inwiefern?" "In dem ihr einfach anfangt, eure eigenen Wege zu gehen. Ihr seid alt genug euch zu entscheiden, was ihr mal beruflich machen wollt. Ihr könnt doch nicht ständig nur Bladen, irgendwann seid ihr dafür auch mal zu alt..." "Na ja, wir..." "Das beste Beispiel ist doch Elena." schnitt Kai ihr das Wort ab. "Sie studiert doch nicht erst Medizin, seit mein Großvater tot ist und die Biovolt offiziell mir gehört, oder?" wollte er wissen, während die beiden den Innenhof des Wohnblocks betraten. Yuri schüttelte den Kopf. "Sie hat schon ein Jahr vorher heimlich damit angefangen... - Dein Großvater hat sie dazu ermutig, das hat sie jedenfalls erzählt, als sie uns endlich einweihte..." "Das war der erste Schritt in die richtige Richtung." Die Russin seufzte. "Wenn du meinst... - Oh schau mal..." rief sie und deutete auf ein paar Kinder, die im Hof gerade bladeten. "Junge, aufstrebende Talente." gab Kai zurück, als ihm ein Blade vor die Füße rollte. Vorsichtig hob er ihn auf und betrachtete ihn genau. Yuri lächelte. "Das sieht aus als hätte da jemand versucht, Dranzer zu kopieren..." "Entschuldigen sie, bekomme ich meinen Blade wieder?" wollte ein kleines Mädchen wissen und sah Kai mit großen Augen an. "Sicher doch." gab er zurück und reichte der Kleinen ihr Blade. Dann sah er ihr nach, wie sie zu ihren Freunden lief. "Jetzt zeige ich euch die ganze Kraft meines Dranzer-Blades!" rief sie. "Vergiss es!" rief ein Junge. "Meinen Gaphira-Blade schlägst du nicht!" Yuri und Kai sahen einander an und grinsten. Die Kinder stellten ein Duell nach, nachdem die Beyblade-Fans auf der ganzen Welt schon lange riefen: Die Leaderin der Demolition-Boys gegen den Leader der Bladebreakers. Doch noch waren die Beiden nie in einem offiziellen Match gegen einander angetreten, immer hatten sie ihre Teamkameraden gegen den jeweilig anderen geschickt. "Seht mal! Die zwei da!" rief ein anderer Junge, der dem Match zugesehen hatte und nun auf die beiden jungen Erwachsenen aufmerksam geworden war. Sofort drehten sich alle Anwesenden Kinder um und blickten zu Kai und Yuri. "Ja und?" fragte ein Mädchen. "Das sind Kai Hiwatari und Yuri Catar!" "Echt?" "Oh Wahnsinn!" Kai lächelte. "So ist das halt... - Komm schon, gehen wir..." Die Kinder noch einmal kurz grüßend, setzte er seinen Weg, gefolgt von Yuri, fort. "Ich wusste nicht, dass es hierzulande auch Demolition-Boys-Fans gibt..." murmelte Yuri, während sie und Kai zu einem der Hauseingänge liefen. "Oh du würdest dich wundern... - Die meisten Leute hier wissen nichts von den wahren Absichten, welche die Biovolt mal hatte. Demzufolge seid ihr hier nur ein Beyblade-Team wie jedes andere auch." "Aha..." "Fans geben Selbstvertrauen..." sagte Kai noch, bevor er auf den Klingelknopf drückte. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Rogue schließlich die Tür öffnete. "Kai, was machst du denn hier?" fragte sie mit belegter Stimme. "Ich wollte mit dir reden, dürfen wir reinkommen?" Rogue warf einen kurzen prüfenden Blick auf Yuri und trat dann von der Tür beiseite. "Klar, warum nicht?" "Setzt euch, wollt ihr was trinken?" fragte sie, nachdem sie Kai und Yuri in die Wohnstube geführt hatte. "Danke, nein. Wir bleiben auch nicht lange..." gab Kai zurück nachdem auch Yuri den Kopf geschüttelt hatte. "Schön, von mir aus... - Also... - Ihr wolltet mit mir reden?" Yuri nickte. "Ja, das war unsere Absicht. Wir wollten dich eigentlich abholen." "Abholen?" "Ja, in den Center." Rogues Augen weiteten sich bei Yuris Kommentar. "Ist... - Ist etwas mit Tala?" wollte sie vollkommen aufgelöst wissen. Kai lächelte sie an. "Bis auf die Tatsache, dass er rummeckert, weil ihm der Nacken weh tut, ist er wieder putzmunter." "Was...?" "Du hast mich schon richtig verstanden. Er ist wieder aufgewacht und so, wie er sich jetzt fühlt, wird er auch wieder vollkommen gesund." "Aber wie...? - Du hattest doch gesagt, dass..." stotterte das Mädchen. "Bedank dich bei Yuri und den restlichen Demolition-Boys, dass sie den weiten Weg von Russland hierher gekommen sind um Tala das Leben zu retten. Ohne sie wäre er jetzt bereits nicht mehr am Leben..." "Ich... - Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll..." "Zieh dir am besten was anderes an und dann komm mit." riet Yuri. "Tala wartet auf dich, er will dich sehen." Rogue nickte kurz und verschwand dann in einem anderen Zimmer. "Ich denke du hast recht..." sagte Yuri plötzlich. "Habe ich das?" "Ja, ich denke, wir sollten uns endlich einmal dazu durchringen, das zu tun, von dem jeder von uns träumt." Kai nickte. "Wenn ihr Hilfe braucht, sagt nur Bescheid..." Kapitel 8: Ein Unglück kommt selten allein... --------------------------------------------- So... Nun gehts Tala wieder besser, wenden wir uns also mal den anderen Protagonisten in TiS zu... Viel Spaß euch allen! Lillie und Venka ---------------------------- 08 - Ein Unglück kommt selten allein... Zwei Wochen nach der Operation war der Rothaarige deutlich auf dem Weg der Besserung. Zwar durfte er den Krankentrakt des Centers nicht verlassen, was dazu führte, dass er Weihnachten im Center verbringen musste, aber letzten Endes waren alle froh, dass es Tala wieder besser ging. Die Demolition-Boys kehrten zwei Tage später nach Russland zurück und einem kurzen Telefonat zwischen Kai und Yuri zu Folge war es Ihnen gelungen vor Boris zu verschleiern, wo sie wirklich gewesen waren. Erstaunlicherweise kaufte Boris den fünf Spielern ab, dass sie einfach nur ein wenig Freizeit gebraucht hatten. Im Austausch dafür bekamen sie allerdings verlängerte Trainingseinheiten aufgebrummt. Yuri nahm es gelassen, wusste sie doch genau, dass es hätte schlimmer kommen können. Zwei Tage vor Silvester saß Kai an seinem Computer und fertigte einige Berichte für Tysons Vater an. Dieser befand sich einmal mehr auf einer Ausgrabung und auf der Suche nach Spuren antiker Bit-Beasts. Kai, dessen Studium von den Ergebnissen der Ausgrabungen abhing, ordnete die Daten und fasste sie zu Berichten zusammen, die er dann direkt an die BBA-Forschungsabteilung weitergeleitet wurden. Der Grauhaarige war gerade dabei, die letzten Daten in die Tabelle einzufügen, als das Telefon klingelte. Der schrille Ton ließ den Grauhaarigen zusammenfahren und aus seiner Überlegung hochschrecken. "Wer ruft denn jetzt an?" murmelte er, während er sich das mobile Gerät griff. "Hiwatari und Kon?" "Hi..." tönte es leise am anderen Ende. "Hier ist Mariah... - Hast du Zeit? Können wir reden?" Skeptisch zog Kai eine Augenbraue in die Höhe. Mariah am Telefon und sie fragte ausgerechnet ihn ob er Zeit zum Telefonieren habe? "Klar..." gab er kurz angebunden zurück. "Danke... - Du, pass auf, ich... - Ich bin wieder zu Hause..." "So? - Und weshalb?" fragte Kai nach, während er aus dem Arbeitszimmer die Treppe hinunter in die Wohnstube ging und sich auf die Couch setzte. Sah ja fast so aus als könnte dies noch ein längeres Gespräch werden, da schadete es nichts, wenn man es sich bequem machte. "Na ja..." gab die junge Frau zurück. "Ich... - Michael und ich wir haben uns gestritten! Und..." "Gestritten? - Weswegen?" "Wegen... - Na ja... - Anfangs wegen Kleinigkeiten... - Ich meine... - Es gab so viel, was nicht stimmte und er kann so verdammt uneinsichtig sein... - Es gab so Sachen, die haben mich verrückt gemacht! Und manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich ihm überhaupt nichts bedeute, weißt du? - Kann sein, dass ich mit der amerikanischen Art nicht zurecht komme, aber... - Ich dachte, da du das auch konntest, würde ich lernen, damit zurecht zu kommen... - Das war wohl ein Irrtum... - Aber ich mag ihn trotzdem und will mich eigentlich nicht von ihm trennen, aber im Moment ist es das Beste..." "Hm..." "Stör ich dich eventuell? Du wirkst so einsilbig..." "Nein, nein..." "OK... - Also... - Ich wollte nur, dass du weißt, wo du mich erreichen kannst." "Na ja... - Nicht wirklich..." gab Kai zurück. "Was soll das denn jetzt? - Du wirst doch wohl noch wissen, wo du herkommst..." "So gesehen, weiß ich schon, woher ich komme, aber..." Schlagartig war am anderen Ende Stille. Kai konnte förmlich hören, wie Mariah überlegte. Es dauerte einen Augenblick, bis Kai sich entschied, die junge Frau noch einmal anzusprechen. "Mariah?" Stille. "Mariah? Bist du noch dran?" Keine Antwort. "Mariah... - Ich weiß, dass du mit Ray reden wolltest... - Tut mir leid..." "K... - Kai?" "Ja... - Ich richte ihm aus, dass du angerufen hast..." "Danke... - Wiederhören..." Dann legte sie auf. Kai tat es ihr gleich und betrachtete sekundenlang den sich in seiner Hand befindenden Telefonhörer, bevor er ihn kopfschüttelnd auf den Tisch legte. "Wusste gar nicht, dass sich unsere Stimmen so dermaßen ähneln..." Feuerrot im Gesicht legte die junge Frau den Hörer auf die Gabel zurück. "Was ist? Hast du ihn erreicht?" wollte ihr Bruder von ihr wissen. Mariah schüttelte den Kopf. "Mit wem hast du denn dann die ganze Zeit telefoniert?" war die prompte Rückfrage. "Tja, weißt du... - Ich habe... - Na ja, ich dachte ich hätte Ray dran, aber... - Lee... - Ich hätte nie gedacht, das Kai so ein guter Zuhörer sein kann..." Derweil war der Grauhaarige gerade dabei, sich etwas zu trinken zu machen, als das Telefon auf dem Stubentisch ein zweites Mal klingelte. "Was ist denn heute bitte los? - Ja, hier Hiwatari und Kon?" Am anderen Ende meldete sich erneut eine weibliche Stimme. "Einen wunderschönen guten Tag. Spreche ich mit Kai Hiwatari?" "Ja, was kann ich für sie tun?" "Mein Name ist Cassidy Di'Cesare. Ich bin Officer hier im New Exeter Police Department." "Aha..." "Und ich habe hier jemanden, der gern mit ihnen sprechen würde." "Hm?" Skeptisch verzog Kai das Gesicht. ,Wer könnte... - Nein... - Das kann...' dachte er, wurde aber in seinen Gedanken unterbrochen, als sich am anderen Ende Ray meldete. "Hallo Kai..." "Was ist denn mit dir los?" wollte der Grauhaarige wissen. "Etwas schwer zu erklären... - Sag mal wär's möglich, dass du mich hier abholst?" "Klar... - Gleich?" "Wenn's geht...?" "Sicher, ich bin in einer halben Stunde bei dir..." "Danke..." Kai seufzte und legte auf. Dann griff er nach seinen Cabrioschlüsseln, verließ das Haus und fuhr in Richtung des Stadtzentrums. Etwa eine halbe Stunde später betrat Kai das Police Department, wo er bereits von Ray erwartet wurde. "Komm, lass uns bloß hier abhauen..." war alles, was der Chinese herausbekam, bevor er Kai am Arm packte und ihn nach draußen zum Auto zog. Kai hob skeptisch eine Augenbraue, ließ sich aber ohne großartigen Widerstand zum Auto ziehen. "Was ist los?" wollte er wissen, nachdem sich der weiße Pontiac TransAm von der Polizeiwache entfernte. "Nichts..." gab Ray beschämt zurück. "Na wegen nichts werde ich dich da nicht abgeholt haben. - Also?" Er bekam wieder keine Antwort. "Sag mal du wolltest doch heute Morgen mit dem Motorrad fahren, oder? Wo hast du deine Black Tiger eigentlich gelassen?" Wieder keine Antwort. Kai ließ seinen Blick kurz zu seinem Geliebten schweifen. "Na ja, wenn du mir nicht antworten willst, kann ich dich wohl auch nicht zwingen... - Willst du wieder in den Center?" Ray schüttelte den Kopf. "Nach Hause?" Der Schwarzhaarige nickte. "Hast du die Maschine zerlegt?" fragte Kai plötzlich. Wieder schüttelte Ray nur den Kopf. "Bist du wieder gerast wie ein Irrer?" "Das machst du doch auch..." war die leise Rückantwort. Kai nickte. "Das schon... - Aber ich lasse mich wenigstens nicht erwischen... - Wie lange ist er weg?" Ray seufzte und legte den Kopf in den Nacken. "Sie waren human zu mir... - Drei Monate... - Allerdings im Gegenzug beide..." Kai konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, spürte er doch, wie peinlich Ray die ganze Sache war. Gerade er, der Moralapostel, der Kai immer zum langsam fahren aufforderte und der wegen Kais Cabriolet eine endlos erscheinende Diskussion angefangen hatte, war nun derjenige, der seinen Führerschein wegen zu schnellem Fahrens hatte abgeben müssen. Nicht dass Kai sich darüber offenkundig lustig gemacht hätte, aber sein Gesichtsausdruck verriet, dass es ihn schon ein wenig amüsierte, auch wenn Ray ihm leid tat. "Mariah hat mich übrigens angerufen..." sagte Kai schließlich um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Wann?" "Etwa vor zwei Stunden..." "Und was wollte sie?" "Hat wohl Probleme mit Michael, jedenfalls sei sie wieder zu Hause und du wüsstest, wo du sie erreichen könntest..." Ray hob skeptisch eine Augenbraue. "Das hat sie dir erzählt?" Kai grinste, während er den Wagen vor dem Haus anhielt. "Nein..." "Woher weißt du es dann?" "Sie hat gedacht, sie redet mit dir..." "Und was hast du gemacht?" "Nichts, ich hab ihr zugehört. Ich hab ihr dann am Schluss gesagt, mit wem sie wirklich gesprochen hat. Du sollst sie anrufen, sobald du zu Hause bist." Ray nickte. "Klar, mache ich..." meinte er, stieg aus dem Wagen und ging zum Haus. Als Kai ihm nicht folgte, drehte er sich noch einmal um. "Was machst du denn?" "Ich weiß genug um mit einem gewissen Herrn mal ein paar ernste Worte zu sprechen... - Ich komme dann heute abend wieder, mach dir keine Sorgen. Ruf du sie an und versuch, sie zu beruhigen." "OK... - Soll ich ihr sagen, dass du..." Der Grauhaarige schüttelte den Kopf. "Besser nicht, ich muss ohnehin erst sehen, was dabei herauskommt." Ray lächelte seinen Freund an. "Viel Glück!" rief er ihm zu, als Kai das Cabrio rückwärts aus der Einfahrt lenkte. Etwa eine halbe Stunde später stoppte der weiße Pontiac vor der städtischen Grundschule in der Michael das Baseball-Team trainierte. Noch immer hatte der Grauhaarige keine Ahnung, wie er es anstellen sollte, Michael direkt mit der Nase auf seinen Fehler zu stoßen ohne dabei einen Beweis gegen sich zu hinterlassen. Der Amerikaner sollte selbst auf die Idee kommen, das Mädchen, mit dem er vor zwei Jahren zusammen gekommen war, für sich zurückzuerobern. Aber wie immer benötigte es dazu einen Extraanstoß. Nur... - Wie anstellen? Kai seufzte und legte den Kopf in den Nacken. "Worauf habe ich mich da nur wieder eingelassen..." murmelte er, als ihn eine bekannte Stimme aus seinen Gedanken riss. "Sag mal was treibt dich denn hierher?" Der junge Russe öffnete seine Augen und blickte den jetzt vor ihm stehenden Amerikaner an. "Ich hab mir gedacht ich schau einfach mal vorbei... - Spring rein..." "Cool, danke!" Mit seinem typischen Grinsen auf den Lippen nahm Michael Maß und sprang über die geschlossene Tür auf den Sitz nachdem er seine Tasche auf den Rücksitz geworfen hatte. Den missbilligenden Blick seitens Kai ignorierte er. "Ich habe zwar keine Ahnung, was dich hierher treibt... - Ich meine du hast doch sicher ne Menge fürs Studium zu tun, oder?" "Brauchte ne Pause... - Ich fahr dich heim, was denkst du?" "Ich hab's nicht eilig, heimzukommen... - Lass uns lieber in den Center fahren und ein Match spielen." Kai zuckte mit den Schultern. "Wie du willst..." gab er zurück und lenkte dann das Cabrio aus der Parklücke. "Aber ich muss dich warnen..." "Wovor?" Der Grauhaarige grinste. "Mir wurde letztens bescheinigt, ich hätte einen Fahrstil wie ein gesenkter Henker..." Michael zuckte mit den Schultern. "Lass sehen..." verlangte er. "Wie du meinst... - Halt dein Basecap fest!" Und mit diesen Worten trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Motor reagierte sofort und das Cabrio verschwand mit quietschenden Reifen um die nächste Ecke. Kapitel 9: Paying the price of love... -------------------------------------- *räusper* OK, ich weiß es ist erst Samstag aber damit das Chap net wieder erst am Montag kommt... Wir wünschen euch viel Spaß! Lillie und Venka ------------------------------------ 09 - Paying the price of love... Wenig später nachdem sie die Stadt verlassen hatten, stoppte Kai das Cabrio auf dem Parkplatz vor dem Haupteingang des Centers. "Also ich sag dir eines..." begann Michael, nachdem er ausgestiegen war und seine Tasche vom Rücksitz genommen hatte. "Und was?" "Wer immer dir gesagt hat, dass du wie ein gesenkter Henker fährst, er hatte Recht damit..." "Freut mich, dass du mal mit Bryan einer Meinung bist..." Michael schenkte Kai einen skeptischen Blick. "Was hat der denn damit zu tun?" "Der hatte meine Fahrkünste letztens auch erst life, schon vergessen? - Allerdings saß er auf dem Rücksitz..." gab Kai zurück, während die beiden jungen Männer das Gebäude betraten. "Ach der Ärmste..." grinste Michael. "Obwohl ich bei dir auch nicht gerne hinten sitzen würde... - Welche Trainingshalle nehmen wir?" "Nummer 8 schlage ich vor. Dann können wir gleich Leistungsscans machen lassen." "Bist du sicher, dass du..." begann der Amerikaner doch Kai schnitt ihm das Wort ab. "Es ist eine Trainingshalle wie jede andere auch. Und sie ist mittlerweile auch wieder einsatzbereit..." "Na wenn du meinst..." gab Michael schulterzuckend zurück, wunderte sich aber, wie Kai freiwillig noch einmal in dieser Halle bladen konnte. Schließlich war es Trainingshalle Nummer 8 gewesen, in der ihn Tala beinahe umgebracht hatte. Aber wahrscheinlich war es besser, diese Halle schnellstens wieder zu nutzen, denn wenn man sich seiner Angst vor einer bestimmten Sache nicht stellte, dann würde man diese Sache nie wieder tun. "Na gut, wenn du meinst... - Gehen wir es an! Ich werde dich fertig machen!" Kai lachte. "Wir werden ja sehen..." Etwa eine Stunde später waren die Trainingsmatches zwischen den beiden Teamleadern in vollem Gange. "Yes! Fünf zu Null!" lachte Kai und ließ NEO-Dranzer in seine Hand zurückkehren. "Wie war das vorhin damit, dass du mich fertig machen wolltest?" fragte er herausfordernd. Michael verzog das Gesicht. "Wie soll man denn gegen ein Bit-Beast wie deines überhaupt eine Chance haben?" wollte er wissen. "Ja, aber vorher noch die große Klappe haben, was? - Michael, deine Angriffe sind viel zu vorhersehbar! Du verwendest immer das selbe Angriffsmuster! Da ist es doch kein Wunder, wenn ich dich immer wieder in die Pfanne haue..." "Du hast gut reden..." Kai rollte mit den Augen. "Michael, wann begreifst du es endlich?" "Was?" "Du bist ein typischer Amerikaner... - Engstirnig und nicht lernfähig..." gab Kai mit einem verschmitzten Grinsen zurück. "Veralbern kann ich mich selber..." war die knurrige Antwort. "Sag mal, was ist denn mit dir auf einmal los? Sonst nimmst du solche Sprüche meinerseits doch auch ziemlich locker..." "Es ist nichts..." gab der Gefragte ausweichend zurück. "Na das glaubst du doch wohl selber nicht..." "Wenn ich sage es ist nichts, dann ist nichts!" Skeptisch hob Kai eine Augenbraue. "Schon gut, schon gut, ich wollte dir wirklich nicht zu nahe treten..." "Sorry..." "Irgendwie wirkst du gestresst, kann das sein?" "Vielleicht..." "Ray hat mal gemeint, dass in einem solchen Fall die richtige Musik Wunder wirken soll... - Man kann sich wunderbar dabei entspannen und über alles Mögliche nachdenken." zitierte Kai seinen Geliebten. Michael hob den Kopf und sah sein Gegenüber an. "So wie du damals, als du dir das Lied von dieser Frau die ganze Zeit angehört hast?" "Wenn du auf die CD anspielst, die mir Ray geschickt hat, dann ja..." "Und das funktioniert?" Kai zuckte mit den Schultern. "Probier's aus..." gab er zurück und holte eine CD aus seinem Rucksack. "Versuch es mit der." schlug er vor und hielt sie Michael vor die Nase. Skeptisch ergriff der Amerikaner die ihm angebotene CD. "Ich versuch's mal... - Vielleicht bringt's ja was..." "Tu das... - Und wir spielen wieder, wenn du wieder auf dem Damm bist... - So macht das doch keinen Spaß..." "OK... - Also ich geh dann mal..." gab Michael zurück und verließ die Trainingshalle. Kai blickte ihm mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen nach. "Perfekt..." murmelte er. "Und nun tu mir den Gefallen Michael und streng deine Gehirnzellen an..." Vier Tage später fiel Michael durch einen dummen Zufall die von Kai erhaltene CD wieder in die Hände. Skeptisch drehte er die kleine Silberscheibe hin und her. "Na ja... - Was solls..." murmelte er und schob sie in den Player ein. Dann ließ er sich aufs Sofa fallen und ließ das Musikstück anlaufen How did you find there was somebody More than you want me I never understood Maybe I have never had you I have been lonely for you lately I can't wait another day And when you let me get you close to me You run and leave me Paying the price of love The start of my end over you When you're doing it for someone Who'll never bee free Now is all there will never be No more to live without you All the nights I dream about you Deep in the dark of the night I'm a man on a mission But I'm safer with you home Never would I make you sorry You're the only drug I crave And I've been saving ev'ry day I held it all inside, I pray You don't forget you got me Paying the price of love My heart in my hands over you But the battle is just not fair You'll never be free That emotion is always replaying You know the strongest heart Is broken when it falls You turn and walk away And let it die I got this picture in my head You in someone else's bed And I'm torn apart I'm torn apart inside I'll build my world arround you I was nothing when I found you Paying the price of love Paying the price of love The start of my end over you When you're doing it for someone Who'll never bee free Now is all there will never be Paying the price of love My heart in my hands over you But the battle is just not fair You'll never be free That emotion is always replaying Michael sprang vom Sofa auf und fluchte leise. Jetzt hatte er sich schon die selbe Eigenart angewöhnt, die auch Kai hatte. Der lag in Stresssituationen auch immer auf der Couch und nervte Ray damit, dass er sich bestimmte Musikstücke wieder und wieder hintereinander anhörte. "Warum hab ich mir diese bescheuerte CD erst von ihm aufdrücken lassen? - The Beegees; Paying the Price of Love... - Welch überaus passender Titel... - Ach Mist..." Ruhelos wanderte der 23-jährige in der Wohnstube auf und ab. "Sie ist doch selber schuld!" knurrte er. "Wenn sie damit nicht klar kommt... - Sie hat von Anfang an gewusst, auf was sie sich einlässt!" Gedankenverloren sah er sich im Wohnzimmer um. Überall an den Wänden fanden sich Wimpel, Bilder und Fanartikel diverser Baseball-Teams wieder und sofort fielen ihm Mariahs Worte wieder ein. "Ich habe es satt in einem Fanartikel-Shop zu leben!" Wie recht sie doch hatte. "Ich Trottel... - Was habe ich nur angerichtet? - Nicht sie ist Schuld... - Schuld bin ich selber..." Langsam ließ er sich an der Wand auf den Boden sinken und starrte auf den kleinen chinesischen Schrein, der dem Ostfenster direkt gegenüber stand, damit die Morgensonne darauf scheinen konnte. Alte Tradition in ihrem Dorf, hatte Mariah ihm erklärt. Dann wandelte sich der Blick des Amerikaners plötzlich. "Ja... - Sie hat gewusst, worauf sie sich einlässt..." murmelte er. "Aber habe ich gewusst worauf ich mich einlasse? - Ich weiß doch so gut wie gar nichts über ihre Traditionen... - Wie hat Kai mich letztens scherzhaft genannt? Einen typischen Amerikaner... - Engstirnig und nicht lernfähig... - Tse... - Er hatte anscheinend gar nicht so unrecht damit... - Moment mal... - Ob er vielleicht... - Aber grade er? - Wieso sollte er sich... - Egal... - Was mache ich denn jetzt?" Einige Minuten lang starrte er gedankenverloren auf den Schrein, dann hob er ruckartig den Kopf. "Das ist es..." murmelte er, erhob sich vom Fußboden und verließ dann fast fluchtartig das Haus in Richtung des Centers. Am Abend des selben Tages verließ Kai zusammen mit Ray den Center. "Tut mir ja leid, dass du jeden Abend hier auftauchen musst..." "Jetzt hör auf." murrte Kai zurück. "Du tust ja fast so als wäre es die pure Überanstrengung für mich, dich jeden Tag hier abzuholen..." "Es ist..." "Was?" "Ach du weißt schon... - Es weiß inzwischen der halbe Center, dass ich keinen Führerschein mehr habe..." Kai grinste. "So lange es nur der halbe Center ist..." "Mach dich nur noch lustig drüber..." "Wenn ich das tun würde, würde ich nicht jeden Abend hierher kommen, mein Schatz." gab der Grauhaarige trocken zurück und drückte Ray einen Kuss auf die Stirn. Der Chinese lächelte. "Danke..." gab er zurück, als ihn ein Geräusch aufschrecken ließ. "Was ist das?" "Jetzt sag nur noch, du weißt nicht, wie ein Flugzeug klingt..." "Hm?" Suchend sah Ray zum Himmel und erblickte den centereigenen Jet, der soeben über das Gebäude flog und sich dann rasch in westlicher Richtung entfernte. Im selben Augenblick piepte Kais Handy. Verwundert nahm der Grauhaarige das Gerät zur Hand und rief die soeben erhaltene SMS auf. >Ich finde sie... - Und wenn ich ganz China absuchen muss...< konnte er auf dem Display lesen. "Was Wichtiges?" wollte Ray neugierig wissen. Er erntete ein Lächeln seitens seines Geliebten. "Nur ein Sturkopf, der endlich zur Vernunft kommt..." gab Kai zurück, während er dem sich entfernenden Jet mit den Augen folgte. "Hast du es also hinbekommen?" wollte Ray wissen. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Ich habe ihm nur eine CD gegeben... - Man kann so sagen, dass den Großteil der Arbeit andere für mich gemacht haben..." "Ich hoffe er weiß, wo er suchen muss..." Kai grinste. "Das ist in diesem Fall wohl nicht so ganz unser Problem... - Komm schon, lass uns endlich nach Hause fahren..." Kapitel 10: Ein neues Problem ----------------------------- So! Da sind wir auch schon wieder! Neue Woche, neues Kapitel, neues Problem... ----------------------------------- 10 - ein neues Problem ,Ob dir das gefällt, Kai...' überlegte Ray, während er einen letzten Blick auf das schlafende Kind in ihrem Bett warf. ,Obwohl es schon schön wäre, wenn...' dachte er weiter, ermahnte sich doch sogleich ind Gedanken. ,Hör auf, Ray! Denk nicht mal dran! Es ist nur für diese Nacht und Kai wird so schon durchdrehen...'. So leise er konnte schloss er die Tür zum Schlafzimmer und ging nach unten. Zuerst beseitigte er die Unordnung in der Küche, die das Abendessen hinterlassen hatte, um sich anschließend mit gutem Gewissen vor den Fernseher zu setzen. Doch Ray war von dem Tag so geschafft, dass er keine zehn Minuten später einschlief. Ein Schrei riss ihn fast zwei Stunden später aus dem Schlaf. Er schreckte hoch und sprang auf. Gerade als er aus dem Wohnzimmer trat, kam Kai die Treppe heruntergelaufen. Der Grauhaarige blieb abrupt stehen und fuhr Ray an: "Hättest du die Güte, mir das zu erklären!" "Was..." "Du weißt genau was!" unterbrach er den Chinesen barsch und deutete dabei nach oben. "Es liegt ein Kind in unserem Schlafzimmer..." "Ach nein! Ehrlich!" sagte Kai sarkastisch. "Es tut mir leid Kai, aber..." "Du hättest mich wenigstens vorwarnen können!" grummelte er beleidigt und setzte seinen Weg nach unten fort. "Wollte ich ja, aber dann bin ich eingeschlafen." "Schon gut!" sagte Kai und musste unwillkürlich über Rays Entschuldigungsmine lächeln. "War mal wieder ein anstrengender Tag für dich, was?" "Es ging. Deiner war bestimmt auch nicht leicht und dann jetzt noch diese Überraschung..." sagte Ray weiterhin mit Entschuldigungsmine und folgte Kai in die Küche. "Apropos Überraschung: Wer ist denn dieses Kind und wie kommt sie eigentlich in unser Haus und noch dazu in unser Bett?" "Soll ich dir einen Tee machen?" "Ray!" "Ja?" "Raus damit! Wer ist die Kleine!" Aufseufzend setzte Ray sich an den Küchentisch. "Sie ist die kleine Tochter meiner Chefin, Sybill Bendell." "Und?" "Vor ein paar Wochen hat Sybill die Diagnose gesagt bekommen..." "Was für eine Diagnose!" harkte Kai nach, als Ray stockte. "Sie hat Krebs, Kai, und die erste Behandlung hat nicht im Geringsten angeschlagen." "Das wusste ich nicht!" flüsterte Kai erschüttert und setzte sich ebenfalls an den Tisch. "Wie geht es ihr?" "Nicht sehr gut... - Sie wollen jetzt eine neue Methode anwenden, aber dennoch stehen ihre Chancen nicht gut..." Ruhe trat ein und belegte den Raum mit einer bedrückenden Stille. "Und wie soll das nun weitergehen?" brach Kai nach einer Weile das Schweigen. "Ich weiß es nicht... - Jedenfalls musste Sybille heute kurzfristig ins Krankenhaus und hatte noch keinen Babysitter für Sarah auftreiben können." "Und da hast du sie mit hierher gebracht..." Ray nickte. "Es ist nur für diese Nacht, Kai! Versprochen!" Kai schüttelte lächelnd den Kopf. "Das glaube ich nicht!" Kai sollte Recht behalten. Der Zustand von Rays Chefin und Besitzerin des BBA Restaurants besserte sich nicht wesentlich, so dass Sarah in den kommenden drei Wochen mehr als oft bei Kai und Ray zu Besuch war. Kai begeisterte dieser Umstand zwar nicht, aber er sah ein, dass sie irgendwo schlafen musste. Und schließlich kümmerte sich Ray den ganzen Tag um das knapp zwei Jahre alte Kind. Er sorgte dafür, dass sie früh in den Kindergarten kam, er hatte mittlerweile seinen Führerschein wieder bekommen, und Abends rechtzeitig im Bett war. Kai übernahm die Aufgabe des Zubettbringens nur, wenn Ray länger im Restaurant bleiben musste. So auch an diesem Abend... "Warum muss Ray ausgerechnet heute Abend später kommen!" fluchte Kai leise vor sich hin, während er zwanghaft lächelnd versuchte Sarah zur Ruhe zu bringen. Er war mit den Nerven am Ende, trotzdem setzte er ein künstliches Lächeln auf als er weiter schimpfte: "Es reicht nicht, dass du die ganze Woche da bist und mir auf den Keks gehst, was! Jetzt musst du mir auch noch an meinem freien Abend die Nerven rauben!" "Will Mami!" schrie das Kind erneut und warf sich einmal mehr an diesem Abend beleidigt zu Boden. "Leg mal 'ne andre Platte auf! Das hab ich heute schon zur Genüge gehört!" zischte er und wandte sich stocksauer von dem Kind ab. "Wo bleibt bloß Ray!" "Mami..." schniefte Sarah leise und dicke Tränen rollten ihr nun über die Wange. Kai wollte erst gar nichts davon wissen und verleierte die Augen. Doch schließlich erweichte ihn dieses Häufchen Elend, das da zusammengerollt auf dem Fußboden vor ihm lag. Sein ganzer Ärger verpuffte. Sachte kniete er sich neben Sarah hin und strich ihr die zerwühlten Haare aus dem Gesicht. "Was hältst du davon, wenn ich dir noch eine Geschichte vorlese?" Sarah hörte auf zu schniefen und zu wimmern, doch die Tränchen liefen stumm weiter. "Du weißt doch, dass du deine Mami morgen wiedersehen kannst." sagte er sanft und streichelte ihr dabei über das Haar. Langsam drehte das Kind nun seinen Kopf und sah Kai mit roten und verweinten Augen an. Unter diesem Blick schmolz Kai endgültig. Vorsichtig hob er Sarah hoch, nahm sie auf den Arm und trug sie nach oben ins Schlafzimmer, wo er ihr noch zwei Geschichten vorlas, bevor sie endlich eingeschlafen war. Als er leise das Zimmer verlies, stellte er fest, dass Ray noch immer nicht da war. "Da bist du ja endlich!" sagte Kai etwas schroff als Ray endlich gegen zwei Uhr morgens nach Hause kam. "Weißt du, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe?" "Es tut mir leid." sagte Ray müde und blass. "Ich war noch bei Sybill im Krankenhaus..." "Um diese Zeit?" "Ja, ich wollte gerade nach Hause kommen, da haben sie mich im Restaurant angerufen...- Sie sagten es wäre sehr dringend und da bin ich sofort losgefahren ohne Bescheid zu sagen...- Entschuldige bitte!" "Ist etwas nicht in Ordnung, Ray?" fragte Kai mit einem durchdringenden Blick, dem der Chinese nicht standhalten konnte. "Wo ist Sarah?" fragte er und ging in das Wohnzimmer um sich hinzusetzen. "Oben..." erwiderte Kai und folgte ihm. "Sie schläft in deinem Bett!" "Gut...- War der Abend sehr stressig für dich? Du siehst müde aus!" sagte Ray und versuchte zu lächeln. "Was willst du jetzt von mir hören?" Kais Stimme klang kühl. "War es so schrecklich?" fragte der Chinese ohne darauf zu achten und als Kai nicht antwortete, sagte er sanft: "Du kannst mir die Wahrheit sagen, wenn du damit nicht zurechtkommst." "Schön, aber wie wär's, wenn du damit beginnen würdest!" "Was meinst du?" erstaunt sah Ray ihn an. "Ray! Was soll das? Willst du mich für dumm verkaufen?" langsam wurde Kai sauer. "Nein..." sagte der Gefragte rasch. "Es ist nur..." "Was!" und wieder bohrte der Grauhaarige seinen Blick durch den Chinesen. "Es ist so, dass..." begann Ray seinen Blick zu Boden senkend. "Du musst dich nicht sofort entscheiden...- Also..." "Ray! Raus mit der Sprache! Was ist passiert?" "Was hältst du von einem Haushalt mit Kind?" Ray atmete auf. Endlich hatte er es geschafft sich zu überwinden und diese wichtige Frage ausgesprochen. Jetzt hing alles von Kai ab. Er würde die Entscheidung treffen. Kai war völlig überrumpelt. Mit so einer Frage hatte er nicht im Geringsten gerechnet. Doch er fing sich schnell wieder. "Was ist mit Sybill?" fragte er und zog die Stirn in Falten. Ray antwortete nicht sofort. Erst nach einer Weile hob er langsam den Kopf und blickte Kai direkt an. "Sie hat es nicht geschafft." sagte er und Kai konnte sehen wie sehr ihn diese Tatsache schmerzte. "Sie ist vor einer Stunde im Krankenhaus gestorben." "Tut mir leid..." Kai sah ihn besorgt an. "Nein, nein." wehrte Ray ab und versuchte zu lächeln. "Ich wusste ja, das es irgendwann passieren würde." "Kann ich irgendetwas für dich tun?" fragte er teilnahmsvoll. "Nein, danke, aber du könntest eine Entscheidung treffen." "Ja, richtig...- Sarah." sagte Kai nachdenklich. Er stand auf und ging zum Fenster. Und obwohl er nur das Spiegelbild des beleuchteten Wohnzimmers in der Scheibe sah, versuchte er einen Blick von der Welt draußen zu erhaschen. "Da sich Sarahs Vater noch vor ihrer Geburt aus dem Staub gemacht hat, hat sie außer Sybill keine Verwandten oder irgendwelche Bekannte, wo sie hingehen könnte, außer..." "Außer uns." vervollständigte Kai den abgebrochenen Satz von Ray. Und nach einer Pause des Schweigens sagte er: "Ihr habt euch also einfach mal so gedacht, dass Sarah bei uns wohnen könnte, wenn Sybill sterben sollte." "Ja, Kai. So müsste sie nicht in ein Heim und..." "Ihr habt nur eine Komponente in eurer Rechnung außer Acht gelassen!" unterbrach Kai ihn. Er war traurig darüber, dass Ray ihm nicht vertraut hatte und das wollte er ihm nun deutlich zeigen. "Ihr habt vergessen mich in euren Plan mit einzubeziehen." "Du hast Recht, Kai. Entschuldige bitte, aber ich dachte, dass du so viel Arbeit hast und ich wollte dich nicht auch noch damit belasten." Er stand auf. "Und du hast doch auch schon einige Male auf sie aufgepasst." Er stellte sich leicht schräg hinter Kai. "Und Sybill meinte, dass wir ja schon fast eine Familie wären und..." "Du hast es ihr versprochen, nicht wahr?" fragte Kai. Er war enttäuscht und sauer, dass Ray so etwas Wichtiges einfach hinter seinem Rücken vereinbart hatte. "Sie war so verzweifelt. Es war nur noch die Sorge um ihr Kind, die sie am Leben ließ und quälte." begann Ray sein Versprechen zu rechtfertigen. "Sie ist in Frieden gestorben, Kai, weil sie wusste, dass es Sarah bei uns gut gehen würde...- Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders. Ich kann nicht von dir erwarten, dass du das verstehst, aber vielleicht kannst du versuchen meine Reaktion zu akzeptieren." Er legte die Arme um Kai und drückte ihn fest an sich. "Es kommt einfach alles zu plötzlich." sagte der Grauhaarige stur, aber als Ray ihn sanft am Hals zu liebkosen begann, verflog allmählich seine finstere Miene und verwandelte sich in ein leichtes Lächeln. Kai wollte sich gerade Ray zuwenden als sie ein Schrei aus dem Schlafzimmer hörten. Wie von der Tarantel gestochen schoss Kai die Treppen nach oben, so dass Ray ihm kaum zu folgen vermochte, und riss die Schlafzimmertür auf. Sarah saß vom Schlaf zerknautscht im Bett und die Tränen liefen ihr in einem Fort die Wange hinunter. "Hey, was ist den passiert? Hast du was schlechtes geträumt?" fragte er das Kind ruhig während er sich zu ihr auf das Bett setzte und sie auf den Schoß nahm. Sarah nickte und schlang dann ihre kleinen Arme um ihn und schluchzte los. "Schon gut!" sagte Kai sanft und begann ihr über die verwuschelten Haare zu streicheln. "Das war doch nur ein Traum. Du brauchst keine Angst zu haben." "Papa..." schniefte sie zwischen zwei tiefen Schluchzern. Ray, der am Türrahmen gelehnt stand, musste schmunzeln. Er wusste, dass Kai nun nicht mehr "Nein" sagen konnte. Er beobachtete wie der Grauhaarige das Kind noch etwas tröstete, bis es sich beruhigt hatte und wie er es dann vorsichtig wieder ins Bett legte und sorgfältig zudeckte. "Bilde dir bloß nichts darauf ein!" knurrte Kai mürrisch als er die Zimmertür schloss und Rays zufriedenen Gesichtsausdruck sah. "Wie stellst du dir das eigentlich vor? Wir müssten von heute auf morgen ein Kinderzimmer einrichten. Dafür haben wir doch gar kein Platz!" "Na ja, ich dachte mir, dass du... - Ich meine dein Arbeitszimmer..." "Was ist damit?" fragte Kai skeptisch, denn sein Arbeitszimmer war ihm heilig. "Nun, ich dachte mir, dass du... - Und das Gästezimmer..." "Spuck's aus Raymond Kon!" forderte Kai. Wenn Kai so reagierte, dass wusste Ray nur allzu gut, war er kurz vorm Explodieren. Also brachte er seine Idee auf einen Punkt. "Wenn du mit deinem Arbeitszimmer in das Gästezimmer ziehen würdest, könnten wir das Kinderzimmer neben unserem Schlafzimmer einrichten." "Und wo sollen dann bitte unsere Gäste schlafen?" "Ich dachte, dass wir dafür den Abstellraum vorrichten könnten. Er ist zwar etwas kleiner, aber für die Gäste wird es reichen. Und hinter dem Freizeitraum ist eine kleine Kammer, wo das Zeug aus dem Abstellraum rein kann. Es wird eh Zeit, dass wir das mal aufräumen!" "Aha, und das ist dir alles gerade jetzt eingefallen!" "Nicht ganz..." gab Ray leise zurück. Er musste gähnen und rieb sich die Augen. "Und wie stellst du dir diese ganze Aktion mit Kind vor?" Kai ließ nicht locker, doch für jedes von ihm angesprochene Problem hatte Ray eine Antwort parat. "Sie könnte eine Woche zu Judy und ich kann mir ein paar Tage frei nehmen." "Weißt du was?" sagte Kai müde und gähnte ebenfalls. "Mach von mir aus, was immer du willst! Aber rechne bitte nicht mit meiner Hilfe." Ray sah ich betrübt an. "Wieso nicht?" "Ich habe gestern Abend mit Bill telefoniert und er sagte, dass er mich nun doch in Bolivien braucht." "Schade!" sagte Ray, denn damit hatte er nicht gerechnet. "Und wann fliegst du?" "Schon am Wochenende! Ich wollte es dir eigentlich heute Abend sagen. " "Das lässt sich wohl nicht ändern!" seufzte Ray und gähnte erneut. "Nein, lässt es sich nicht. Aber was hältst du davon, wenn wir ins Bett gehen würden! Es ist schon drei Uhr durch und morgen müssen wir wieder zeitig raus!" schlug Kai vor und gähnte nun auch schon zum zweiten Mal. "Gute Idee, ich bin knülle!" stimmte Ray ihm zu. Keine zehn Minuten später lagen beide im Bett, Ray zwischen Kai und Sarah. "Schlaf gut!" flüsterte Ray Kai ins Ohr, gab ihm noch einen Kuss und kuschelte sich dann an ihn. "Du auch!" murmelte Kai zurück und schlief kurz darauf ein. Kapitel 11: Kinder... --------------------- Das Wochenende kam schneller als Ray lieb war. Er hatte Sarah bereits Freitag Abend zu Judy gebracht, damit sie beide den Abend in Ruhe miteinander verbringen konnten. Außerdem sollte er Kai Samstag Früh zum Flughafen bringen. "Ich wünsche dir eine gut Reise und ruf an, wenn du angekommen bist!" sagte Ray niedergeschlagen als der Abschied nahte. "Ja, mach ich." erwiderte Kai und umarmte Ray zum Abschied. "O.k." murmelte Ray traurig. "Hey, Kopf hoch! Ich bin doch in zwei Wochen wieder da." versuchte Kai den Chinesen aufzumuntern. "Ich weiß..." seufzte dieser. "Ich muss..." ermahnte der Grauhaarige freundlich und drückte Ray noch einmal fest an sich. Dann küssten er ihn zärtlich. "Ich liebe dich!" flüsterte er Ray ins Ohr. "Ich dich auch." erwiderte Ray lächelnd. Dann verabschiedeten sie sich voneinander und jeder ging in eine andere Richtung. Nun hatte Ray knapp zwei Wochen die Gelegenheit seinen Plan in die Tat umzusetzen. Kai hatte ihm schließlich Grünes Licht für die Operation "Umzug" gegeben. Zuerst wollte Ray sich um die kleine Kammer hinter dem Freizeitraum kümmern. Diese musste entrümpelt und so aufgeräumt werden, dass noch einige wichtige Dinge, wie Bügelbrett und Wäschegestell, aus dem Abstellraum Platz hatten. Nur dafür brauchte er das ganze Wochenende. ,Es hilft nichts, das schaffe ich niemals alleine!' musste Ray sich eingestehen. Also griff er zum Telefonhörer und rief Tala an. "Guten Abend, hier Iwanov!" hörte Ray Talas Stimme am anderen Hörer. "Hallo, Tala. Ich bin es Ray!" antwortete er. "Oh, hallo, Ray! Was gibt's denn?" "Na ja, ich rufe an, weil ich ein kleines Problem habe..." "Worum geht's?" harkte Tala nach, da Ray eine Pause machte. "Es ist so, dass ich gerade dabei bin ein Kinderzimmer einzurichten..." berichtete Ray stockend. "Wie Bitte? Ich dachte du hättest Kinderzimmer gesagt!" "Du hast richtig gehört..." "Aber, das ist doch... - Ich meine, wieso... - Und das geht doch... - Warum habt ihr nie etwas davon gesagt?" Tala konnte es nicht fassen. "Es ist so, dass... -Na ja, Kai und ich wollten erst einmal noch nichts sagen... - Es hat sich ja auch erst diese Woche ergeben." "Ihr wollt also im Ernst ein Kind adoptieren?" Talas Stimme überschlug sich fast. "Ja, so sieht's aus!" "Mir ist es ein Rätsel wie du das geschafft hast... - Ich meine, Kai davon zu überzeugen!" der Rothaarige konnte es noch immer nicht glauben. "Das war gar nicht so schwer, viel schwerer ist jetzt für mich die Einrichtung der neuen Zimmer..." brachte Ray das Thema auf sein eigentliches Problem. "Das sollte nicht dein Problem sein!" sagte Tala voller Tatendrang. "Ich komme morgen nach der Uni vorbei, so gegen Sechs und helfe dir. Geht das in Ordnung, wenn ich Steve und Eddy noch mitbringe?" "Je mehr wir sind um so schneller geht es!" Ray freute sich über die Hilfsbereitschaft. "Aber du wirst euren Türschlüssel mitbringen müssen. Ich habe leider länger im Restaurante zu tun." "Das ist ja kein Problem." "Ich stelle euch alles zurecht. Ihr könntet anfangen das ehemalige Gästezimmer zu tapezieren. Streichen tue ich es dann, wenn ich da bin." "Ok, machen wir! Ich rufe die Beiden an und sage ihnen Bescheid." "Ich danke euch und besonders dir. Du hilfst mir da wirklich sehr viel weiter." "Keine Ursache!" wehrte Tala ab. "Was denkst du, wann du da sein kannst?" erkundigte er sich noch. "Ich weiß noch nicht, wann ich aus dem Restaurante weg kann." "Das war doch aber früher kein Problem für dich!" wunderte sich der Rothaarige. "Ja, bis letzte Woche war es das auch nicht." seufzte Ray. "Wie jetzt?" "Es ist so: Ihr wisst doch, dass Sybill Bendell gestorben ist." "Ja, die Leiterin des Restaurants." "Richtig! Und sie hatte eine kleine Tochter, Sarah!" Tala ging ein Licht auf. "Du meinst das kleine Mädchen, das gerade bei Judy zu Besuch ist. Stimmt's?" sagte er siegessicher. "Ja." sagte Ray knapp. "Und was hat das nun mit der vielen Arbeit im Restaurant zu tun?" "Als Sybill hat schon seit einiger Zeit überlegt, wem sie die Leitung anvertraut, wenn ihr etwas zustoßen sollte..." "Lass mich raten. Die Wahl fiel auf dich!" "So ist es..." sagte Ray und seufzte erneut. "Du scheinst darüber nicht sehr glücklich zu sein." stellte Tala fest. "Ich freue mich sehr über ihr Vertrauen, aber es heißt, dass ich jetzt Besitzer eines Restaurants bin." "Also viel Arbeit!" knüpfte Tala an. "Verdammt viel Arbeit... - Aber bitte sag es noch niemanden. Ich wollte euch alle mal einladen, wenn Kai wieder da ist." "Geht klar, ich schweige wie ein Grab!" "Danke, Tala, für alles." "Kein Problem. Also bis morgen." "Ja, bis morgen." Ein Knacken in der Leitung sagte Ray, dass Tala aufgelegt hatte. Langsam ließ auch er den Hörer sinken. "Das hatte ich mir schwerer vorgestellt." murmelte er und starrte der Hörer an. Die Woche war reiner Stress für Ray. Von Früh bis Abends arbeitete er im Restaurant und holte den Papierkram nach, der durch Sybills Krankheit liegen geblieben und durch die Besitzübernahme zustande gekommen war. Er war dann meistens gegen elf Uhr zu Hause und machte sich sofort ran entweder ein Zimmer zu streichen oder ein anderes einzurichten. Samstag fuhr er dann mit Tala und Rogue Kinderzimmermöbel kaufen; Tala half ihm beim Transport und Rogue war eine gute Beraterin. Sonntag Abend hatten sie es dann geschafft und das Kinderzimmer war fertig eingerichtet, so dass Sarah in ihr neues Zimmer einziehen konnte. Als Geschenk hatte Ray für sie eine kleine Plüschdranzer anfertigen lassen, die auch sofort das Kinderherz eroberte. Die zweite Woche in Kais Abwesenheit war für Ray nicht weniger stressig. Er kümmerte sich nun wieder darum , dass Sarah früh rechtzeitig im Kindergarten und er auf Arbeit war. Abends verpasste er dann den neu eingerichteten Zimmern den letzten Schliff und in Nachschichten erledigte er nötige Schreibarbeiten. Er sehnte sich nach Ruhe, Schlaf und nach dem Wochenende, wenn Kai endlich zurück sein würde. "Wie war dein Flug?" erkundigte sich Ray bei Kai als sie den Flughafen verließen. "Ganz angenehm." erwiderte Kai kurz und knapp. "Und wie war es in Bolivien?" wollte Ray weiter wissen. "Es war ganz ok. Nur die Sache mit dem 3 Meter großen Drachen war etwas problematisch. Da hatte selbst Dranzer dran zu kauen." "Das klingt ja aufregend." "Ja, das gefangene Bit-Beast ist für die bolivianischen Favoriten. Sie werden demnächst ihr Aufstiegsmatch in die Top 100 bestreiten." "Da bin ich mal gespannt. Vielleicht treffen wir ja irgendwann einmal aufeinander..." sagte Ray und grinste. "Ja, vielleicht." erwiderte Kai und blickte zum Fenster raus. Die restliche Fahrt verbrachten sie in Schweigen. Zu Hause angekommen, ging Kai wie gewohnt nach oben und betrat sein Arbeitszimmer. "Was...!" staunte er als er plötzlich im Kinderzimmer stand. "Aber das war doch so abgesprochen!" sagte Ray, der hinter ihm hergegangen war. "Mh!" war das einzige Kommentar des Grauhaarigen. "Gefällt es dir wenigstens?" fragte der Chinese neugierig. Kai erwiderte wieder nur ein "Mh!", machte dann auf dem Absatz kehrt und stieg die Treppe wieder nach unten. "Jetzt weiß ich, warum du so müde aussiehst. Geh ins Bett, Ray, und schlaf dich ordentlich aus." "Kommst du denn nicht mit?" fragte Ray und setzte seine Du-Kannst-Mir-Doch-Nichts-Abschlagen - Miene auf. "Ich hab noch zu arbeiten!" erwiderte Kai ohne sich umzudrehen. "Es gefällt dir doch nicht..." sagte Ray geknickt. Kai blieb stehen und verleierte seufzend die Augen. Ein leichtes Lächeln spielte unweigerlich um seine Lippen. Dann drehte er sich um und kam die Treppe wieder nach oben. Vor Ray blieb er stehen, nahm ihn in die Arme und flüsterte: "Es gefällt mir sehr gut. Ich war nur Überrascht..." Er wartete gar nicht erst eine Antwort von Ray ab, sondern hob ihn einfach hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. "Wo ist eigentlich Sarah?" wollte Kai wissen als er Ray auf das Bett legte. "Bei Judy..." erwiderte Ray leise. "Dann haben wir also viel Ruhe..." flüsterte er und begann Ray am Hals zu liebkosen. Die darauffolgende Woche war für Ray alles andere als Zuckerschlecken. Kai tat sein bestes um Sarah zu ignorieren, wo es ihm nur möglich war. Ray übernahm alle Verantwortung, dass hieß für ihn um fünf Uhr aufstehen, damit Sarah pünktlich um sechs im Kindergarten war und er halb sieben im Restaurant um alles Nötige für den Tag vorzubereiten. Er arbeitete bis um Vier, holte Sarah vom Kindergarten ab, da dieser nur bis halb Fünf geöffnet hatte, und fuhr mit ihr gemeinsam ins Restaurant zurück, wo er ihr Abendessen machte und sie noch etwas spielen konnte. Dann fuhr er auf halb Acht nach Hause und schaffte Sarah ins Bett. Anschließend kümmerte er sich darum, dass Kai ein anständiges Abendbrot bekam und erledigte die nötigste Hausarbeit. Mitternacht fiel er todmüde ins Bett. Am ersten Wochenende nach Kais Wiederkommen luden die Beiden alle Freunde und natürlich auch Judy ins BBA - Restaurant ein, wo sie die zwei neuen Nachrichten verkündeten: Sarahs Adoption und Rays Geschäftsübernahme. Diese beiden Tatsachen lösten allgemeine Begeisterung aus, was die Situation mit Kai und Sarah allerdings nicht entschärfte. Die nächste Woche verlief ebenso wie die andere und auch am Wochenende entspanne sich die Situation nicht im Geringsten. Sonntag früh um Sieben hielt es Sarah für ihre Pflicht Kai zu wecken. "Bötsen holen!" wiederholte sie immer wieder und rüttelte Kai dabei so lange, bis dieser mürrisch die Augen öffnete. "Nicht jetzt!" knurrte er, drehte sich von ihr weg und versuchte erneut die Augen zuzumachen. Doch Sarah ließ nicht locker. "Rai noch lafen!" sagte sie und kletterte auf das Bett "Ach, und ich hab wohl nicht mehr geschlafen..." murmelte er sauer. Plötzlich schoss Ray hoch. "Mist, wir haben es verschlafen!" keuchte er. "Heute ist Sonntag..." erinnerte Kai seinen Geliebten mürrisch. "Ach, und es wäre nett, wenn du das auch Sarah beibringen könntest. Ich hatte eine lange Nacht und möchte gerne Sonntags..." "Entschuldige, Kai!" unterbrach er ihn. "Hey, Bienchen, lass Kai noch ein Bisschen schlafen!" sagte er zu dem Kind und hob es vom Bett runter. "Wir werden zusammen Brötchen holen gehen." Sarah war davon zwar nicht wirklich begeistert, aber sie ließ sich schließlich überreden mit dem Versprechen, Kai dann wecken zu dürfen, wenn das Frühstück fertig war. Ray schaffte es Sarah noch bis halb Zehn zurückzuhalten, doch selbst das half nichts um Kais Laune für diesen Tag zu bessern. Dazu kam, dass Ray ihn zu einem Ausflug überredet hatte, obwohl er noch viel Arbeit auf seinem Schreibtisch liegen hatte. Sarah war natürlich voll begeistert und hing wie eine Klette an Kai, der wieder einmal sein bestes gab und sie vollkommen ignorierte, was Sarah wiederum nur noch anhänglicher machte. Der Abend rundete schließlich den ganzen Tag perfekt ab. Sarah hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen und spielte, Ray saß im Wohnzimmer vor dem Laptop und erledigte seinen Papierkram und Kai arbeitete in seinem Zimmer. "Jetzt reicht's!" zischte er. "Wie soll man sich bei diesem Lärm konzentrieren!" wütend stapfte er aus seinem Arbeitszimmer und ging ins Wohnzimmer zu Ray. Er wollte ihm gerade sagen, dass Sarah gefälligst leiser spielen solle als er sah, dass Ray halb auf Tisch und Laptop lag und schlief. ,Er sieht ganz schön blass aus...' schoss es Kai durch den Kopf, doch das Geschrei von Sarah aus dem oberen Stockwerk erinnerte ihn daran, was er eigentlich hier gewollt hatte. Es blieb ihm nichts anderes übrig als das Kind selber zur Ruhe zu ermahnen. Mürrisch dreinblickend stampfte er die Treppe nach oben. Kaum dass er die Zimmertür geöffnet hatte, drehte sich Sarah zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. "Könntest du bitte etwas leiser spielen, danke!" murmelte er liebenswürdiger als er es eigentlich vorgehabt hatte. ,Werd' jetzt bloß nicht sentimental!' dachte er und verschwand wieder nach unten in sein Arbeitszimmer. Sarah hielt dies für eine Aufforderung und außerdem war sie neugierig, was Kai da in seinem ständig verschlossenem Raum machte. Sie tappte hinter ihm her, die Plüschdranzer hielt sie dabei an der mittleren Schwanzfeder fest und schliff sie hinter sich her. "Was willst du denn?" fragte Kai genervt. "Papa pielen will!" erwiderte sie strahlend und hielt Kai die Plüschdranzer entgegen. "Erstens will ich jetzt nicht spielen und zweitens bin ich nicht dein Papa!" erwiderte Kai hart. Sarah begann zu schniefen. "Mama pielen will!" ,Jetzt geht das schon wieder los.' langsam riss Kai der Geduldsfaden. "Wir haben dir doch auf der Beerdigung ausführlich erklärt, dass deine Mutter weg ist und niemals wieder kommt!" knurrte er. "Mama!" begann sie nun zu weinen. "Schon gut, Bienchen!" hörte Kai Ray plötzlich neben sich sagen. "Was hältst du davon, wenn ich dir jetzt Abendbrot mache und wir morgen deine Mami besuchen gehen?" dabei hob er das Kind hoch. Sarah hörte auf zu weinen und nickte zögerlich. Dann wischte sie ihre Tränen bei Ray am Oberteil ab. "Gut, Bienchen. Also, was möchtest du essen?" fragte er freundlich und strich ihr über das Haar. "Giebei!" schrie sie vor Begeisterung. "Geht klar, Chef!" erwiderte Ray und lächelte. ,Ray sieht echt schlecht aus.' stellte Kai fest als die Beiden verschwunden waren. ,Habe ich mich vielleicht falsch verhalten?' überlegte er und setzte sich an seinen Schreibtisch. ,Nein, das hat sich Ray ganz alleine eingebrockt, wenn er mich so überrumpelt...' fasste Kai seinen Entschluss. ,Soll er doch selber sehen, was er davon hat...' Kapitel 12: Papa Kai -------------------- Halli - Hallo Nach der langen Winterpause sind wir nun endlich wieder da! Was sollen wir da noch für große Worte verlieren... FF - Viel Vergnügen Lillie und Venka _______________________________________________________ 12 - Papa Kai Als Kai am nächsten Tag erwachte, war Ray schon lange auf Arbeit und Sarah im Kindergarten. Er stand auf und ging nach unten in die Küche. Wie jeden morgen stand für ihn ein Frühstück bereit und daneben lag ein lieb geschriebener Zettel von Ray. Während er aß dachte er über die vergangenen Tage nach und musste sich eingestehen, dass er Ray mit der vielen Arbeit wirklich allein gelassen hatte. Doch seinen Entschluss änderte er nicht: Ray hatte sich das selber eingebrockt nun sollte er auch die Suppe selber auslöffeln. Doch Kais Meinung sollte sich rasch ändern als anderthalb Stunden später, kurz nach Mittag, das Telefon klingelte. "Hat man denn nie seine Ruhe!" murrte er als er zum klingelnden Telefon lief. Doch er riss sich zusammen als er den Hörer abhob und sagte freundlich: "Guten Tag, hier Hiwatari." "Guten Tag, ich bin Frau Mase, die Erzieherin von Sarah Bendell aus dem Kindergarten Tausendfuß. Ist Herr Kon vielleicht zu sprechen?" sagte die Frau am anderen Ende hektisch und aufgeregt. "Nein, leider nicht, aber kann ich ihm etwas ausrichten?" Die Frau machte eine kurze Pause, bevor sie sichtlich peinlich berührt fort fuhr: "Ja... - Es ist so, dass wir Herrn Kon nirgends erreichen können und Sarah ist...- Na ja, wir können uns auch nicht erklären, wie sie das geschafft hat... - Sarah ist weggelaufen..." sagte die Frau stockend. "Wie bitte?" Kai erbleichte. "Ja, Sarah ist weggelaufen. Es tut uns schrecklich leid, Herr Hiwatari!" sagte die Frau reumütig. "Seit wann ist sie weg?" erkundigte sich Kai. "Sie kann erst seit einer halben Stunde weg sein, da sie zum Mittagessen noch da war." "Ich kümmere mich darum!" sagte Kai entschlossen. Er wartete erst gar keine Antwort ab und legte den Hörer auf. In einem wahnsinnigen Tempo zog er sich seine Kombijacke drüber und schnappte sich sein Motorrad. Er fuhr eine gute Stunde ziellos umher und versuchte zwischendurch immer wieder Ray irgendwie zu erreichen; vergeblich. Als Kai die Suche abbrechen wollte fiel ihm plötzlich ein Bild ein, dass bei Sarah immer auf dem Nachttisch stand: Sarah auf den Schultern ihrer Mutter und im Hintergrund die Anlegestellen vom See mit den kleinen Booten. Sofort machte er sich auf den Weg. Wenn sie nicht am See war, dann wusste er auch nicht weiter. Kai kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Hastig stellte er sein Motorrad ab, nahm den Helm vom Kopf und hängte ihn an den Lenker. Die Straße lag etwas erhöht, so dass er vom Fußweg aus gut die 30 Anlegestellen überblicken konnte. Bereits nach kurzem Suchen erblickte er Sarah wie sie fröhlich lachend auf einem Boot herumsprang. Kai sprintete sofort los, vorbei am Einganghäuschen, in dem der Hafenmeister saß, und den Steg entlang direkt zu dem schwankenden Boot. "Hey, Junge!" rief ihm der Hafenmeister hinterher als er durch den Eingang rannte. "Du kannst hier doch nicht einfach so rein rennen!" Doch Kai interessierte das nicht im Geringsten. Er rannte einfach weiter ohne sich auch nur umzudrehen. "Sarah!" rief er das Kind als er nur noch wenige Schritte vom Boot entfernt war. Sofort drehte sie sich zu ihm um, dann lachte sie bis über beide Ohren. "Papa!" rief sie ihm vergnügt entgegen und kam mit ausgestreckten Armen zum Rand des Bootes gelaufen. Mit einem Satz war Kai bei ihr auf dem Boot und schloss das Kind glücklich in seine Arme. "Mein kleiner Sonnenschein..." seufzte er und die Fassade der letzten Tage brach zusammen. In diesem Moment wurde ihm klar, warum Ray so gehandelt hatte und nun alles erdenkliche für das Kind tat. Von nun an wollte auch er für Sarah da sein, wie ein richtiger Vater! "Hey... - Du da..." keuchte der Hafenmeister, der hinter Kai hergerannt war, sichtlich verärgert. "Sag mal... -Spinnst du!" Kai kletterte mit Sarah auf dem Arm seelenruhig vom Boot. Den Hafenmeister beachtete er noch immer nicht. "Hörst du nicht, Junge!" sagte der Hafenmeister nun zornig über dieses nach seiner Meinung unverschämte Verhalten. Kai wollte gerade etwas erwidern als ein lautes Krachen ertönte. Ungehalten musste er feststellen, dass er sein Motorrad in der Hektik zu hastig abgestellt hatte und es umgefallen war. "Mist..." murmelte er. "Auch noch unfähig so 'ne Karre abzustellen!" höhnte der Hafenmeister böswillig. Das brachte das Fass zum Überlaufen. "Jetzt reicht's!" knurrte Kai wütend. "Sie sollten mal besser zum Augenarzt gehen. Anscheinend sind sie unfähig ein kleines Kind von erwachsenen Menschen zu unterscheiden oder gehört es zu ihrer Tagesaufgabe kleine Mädchen einfach ungehindert auf Booten herumklettern zu lassen!" "Nein, aber ich dachte sie gehört vielleicht..." versuchte sich der Hafenmeister rauszureden. "Aha, sie dachten..." unterbrach Kai ihn verächtlich. Mit diesen Worten ließ Kai den Mann einfach links stehen und ging in Richtung Ausgang. "Du kannst doch nicht einfach weglaufen, Sarah! Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!" sagte Kai lieb, aber bestimmt. Sarah sah ihn geknickt an. "Was wolltest du eigentlich hier, Sonnenschein?" fragte er das Kind zärtlich als er ihren Gesichtsausdruck sah. "Mami suchen!" sagte sie und begann zu schniefen. "Aber deine Mami ist doch weg." erwiderte Kai. "Will aber Mami." "Das geht leider nicht, Sonnenschein! Weißt du denn nicht mehr, was Ray und ich dir erzählt haben?" Sarah schüttelte den Kopf und sah Kai traurig an. "Deine Mami ist doch eingeschlafen, weil sie ganz sehr müde war." erklärte Kai. Sarah nickte zwar, lies aber nicht locker. "Will Mama gehen!" sagte sie. Kai seufzte. "Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht." murmelte er. Doch als er in das kleine traurig fragende Gesicht blickte, wurde ihm schwer ums Herz. Er konnte nicht anders. Er wollte dieses Kind unbedingt wieder lachen sehen. "Also schön" sagte er. "Wollen wir deine Mami besuchen gehen?" fragte er. Mit einem Schlag hellten sich Sarahs Augen auf und sie nickte zufrieden. Sie hatten gerade den Ausgang passiert als Kai ein Mädchen im Teenageralter schreien hörte: "Wahnsinn, dass ist doch die Blue Phönix!" "Unmöglich!" wehrte sofort ein zweiter Teenager ab. "Das ist nur eine billige Kopie, da blättert schon die Farbe ab!" Kai hatte die kleine Gruppe erreicht. "Wenn das so eine billige Kopie ist, macht es dir bestimmt nichts aus, sie mir wieder hinzustellen!" sagte er zu dem Teenager. Kaum hatte er den Satz beendet als ein drittes Mädchen ihn von der Seite ankreischte. "Kai Hiiiiiiiwatariiiiiiiiiiiii!" schrie sie und sofort stimmten noch ein paar weitere weibliche Teenager mit ein. Eine Bikerin, die in der Nähe auf ihrem Motorrad saß, hatte die Szenerie lächelnd beobachtet. Nun kam sie herüber, bahnte sich einen Weg durch die kreischenden Teenager und stellte mit einer Selbstverständlichkeit das Motorrad wieder hin. Dann band sie sich ihr Tuch vom Hals und reichte es Kai. "Hier, binde das der Kleinen um den Kopf! Es schützt zwar nicht so gut wie ein Helm, aber besser als gar nichts!" sagte sie freundlich. "Danke!" sagte Kai lächelnd. Er setzte sich auf sein Motorrad und band Sarah, die er vor sich hin gesetzt hatte, das Tuch um. "Ich schulde dir was!" sagte er und ließ die Maschine an. "Wie wär's mit einer Testfahrt?" sagte sie keck. "Abgemacht!" erwiderte Kai. "Komm doch einfach übermorgen vorbei! Weißt du wo?" "Ja, weiß ich, Kai Hiiiiiwatariiiii!" antwortete sie. Dabei betonte sie den Namen so wie die kreischenden Mädels und verdrehte leicht die Augen. "Also bis dann!" sagte die Bikerin grinsend. Kai nickte ihr lächelnd noch einmal zu, dann setzte er seinen Helm auf und fuhr davon. Die Bikerin ging zurück zu ihrem Motorrad, gefolgt von den bitterbösen Blicken der umherstehenden Teenager. Kai fuhr am Kindergarten vorbei und gab dort Bescheid, dass er Sarah gefunden hatte und nun auch gleich mitnehmen würde. Da die Kindergartenleiterin wusste, dass Ray und Kai zusammen lebten, war sie damit einverstanden. "Normalerweise dürfen wir die Kinder nur dem Erziehungsberechtigten übergeben!" sagte sie verschmitzt lächelnd. "Oder mit einer schriftlichen Vollmacht!" fügte sie hinzu. "Das eine bin ich noch nicht und das andere habe ich nicht." witzelte Kai. "Schon gut, Herr Hiwatari. Ich weiß ja, dass sie mit Herrn Kon zusammenleben. Da kann ich mal ein Ausnahme machen." "Sehr großzügig!" sagte Kai gespielt. "Wie läuft es eigentlich mit der Adoption?" erkundigte sich die Kindergartenleiterin. "Das ist nicht so einfach. Es ist für die Behörde ein Problem, wenn zwei Männer ein Kind aufziehen wollen." Kai war nun wieder ernst. "Dann sollten sie etwas tricksen. Ein alleinstehender Mann bekommt eher das Recht auf eine Adoption." sagte sie. "Sie sind doch beide alleinstehend, leben nur zusammen in einem Haushalt. Nicht wahr?" lächelte sie listig. "Zumindest für die Behörde, wäre das eine Möglichkeit." sagte Kai nachdenklich. "Und sie denken, das funktioniert?" "Sicher!" sagte die Leiterin zuversichtlich. "Es stünde dann allerdings nur ein Name als Erziehungsberechtigter in den Papieren." gab sie zu bedenken. "Das sollte nicht das Problem sein." sagte Kai. "Vielen Dank, für den Tipp, Frau Athenby." "Gern geschehen!" erwiderte sie. "Wir stehen ja auch tief in ihrer Schuld. Es tut uns wirklich schrecklich Leid, dass Sarah weglaufen konnte, Herr Hiwatari!" "Es ist ja nichts passiert." wehrte Kai ab. "Aber in Zukunft sollten die Erzieher besser auf die Kinder aufpassen!" "Dafür werde ich persönlich sorgen, versprochen!" sagte sie ernst. Kai spürte wie peinlich ihr dieses Thema war und verabschiedete sich. "Also dann, Frau Athenby, auf Wiedersehen." "Machen sie's gut, Herr Hiwatari!" sagte die Leiterin. "Komm Sonnenschein!" rief Kai nach Sarah. "Mami gehen?" "Ja!" erwiderte er. "Jetzt besuchen wir deine Mami." Eine viertel Stunde später hielt Kai vor dem Friedhof. "Siehst du, hier schläft deine Mami ." sagte er zu Sarah als sie das Grab erreicht hatten. "Mami wach machen!" forderte sie sofort. "Das geht leider nicht, Sonnenschein." erwiderte er und kniete sich hin. Dann nahm er ihre Hand und legte sie auf sein klopfendes Herz. "Kannst du fühlen wie mein Herz klopft?" Sarah nickte. "Und dein Herz klopft genauso." fuhr Kai fort und legte dabei ihre Hand auf ihre Brust. "Bei Mami auch." sagte Sarah und lachte ihn an. "Bei deiner Mami hat es früher auch so geklopft." stimmte Kai ihr zu. "Aber nun da deine Mami ganz tief schläft, klopft es nicht mehr." "Will Mami sehen!" forderte sie nun. "Auch das geht nicht mehr, Sonnenschein." sagte Kai traurig. Sarah blickte ihn fragend mit großen Augen an. Kai kam plötzlich eine Idee und er blickte sich suchend um. Auf einem kleinen Stück Wiese hinter dem Grab, fand er schließlich, wonach er gesucht hatte. "Moment!" murmelte er, stand auf, machte die paar Schritte zu der Wiese und hob ein Stück Baumrinde auf. Damit ging er zu Sarah zurück. "Siehst du, das sieht doch aus wie ein kleines Boot." fing er an und hielt ihr das Stückchen Holz hin. Sarah griff danach und nickte wieder. "Deine Mami ist jetzt auch auf so einem Boot und schläft." fuhr er fort. "Und sie fährt über ein riesengroßes blaues Wasser. Aber es ist nicht wie das Meer oder wie das Wasser in dem See, wo wir gerade waren. Nein, es ist viel größer! Etwa so wie der Himmel." schloss er seine Erklärung ab und deutete nach oben zum Himmel. Sarah blickte nach oben und beobachtete eine Weile die vorüberziehenden Wolken. "Mitfahren will!" meinte sie. "Das kann ich mir gut vorstellen, aber das Boot ist doch schon abgefahren!" erwiderte Kai und streichelte ihr dabei über den Kopf. Sarah begriff nun, dass sie ihre Mutter nie wieder sehen würde und begann zu weinen. "Hey, Sonnenschein!" versuchte Kai sie aufzumuntern. "Du kannst ihr ja mit diesem Boot hinterherfahren. Vielleicht erreichst du sie noch." Sarah drehte das Holzstück in ihren Händen hin und her und begutachtete es mit ihren Kinderaugen. Kai beobachtete sie und gab ihr Zeit alles zu verarbeiten. Nach einer Weile kam sie zu dem Entschluss, dass das Hinterherfahren eine gute Sache wäre und sie gab Kai zu verstehen, dass er mitfahren sollte. Zufrieden gingen Kai und Sarah an Bord des kleinen Schiffes und segelten gemeinsam Richtung Friedhofausgang. Unterwegs sahen sie ein großes Boot, auf dem eine Frau stand und zu ihnen herüberwinkte. "Da! Mami!" quiekte Sarah vergnügt und winkte ebenfalls. In Wirklichkeit war es ein alter abgebrochener Baum, mit einem schräg nach oben ragenden Ast, der im Wind leicht hin und her schaukelte... Ray wollte Sarah wie jeden Nachmittag vom Kindergarten abholen. "Was bitteschön soll das heißen: Sarah ist nicht mehr da?" fragte er die Erzieherin, Frau Mase, aufgebracht. "Irgendein fremder Mann hat sie heute auf seinem Motorrad mitgenommen." erwiderte Frau Mase achselzuckend. Sie wusste nichts von der Beziehung zwischen den beiden Männern und Kai kannte sie auch nur vom Namen her, da sie sich nicht sonderlich für Sport interessierte. "Aber ich denke, sie dürfen die Kinder nur dem Erziehungsberechtigten oder gegen ein Schreiben herausgeben!" fauchte er die Frau an. "Ja, schon..." sagte diese geknickt. "Ich weiß auch nicht wie das passieren konnte." Ray beschenkte die Erzieherin noch mit einem letzten Blick, der sie sicher getötet hätte, wenn Ray dazu in der Lage gewesen wäre. Dann lief er wütend zu seinem Wagen und fuhr nach Hause. ,Ich muss zu Hause sofort Kai alarmieren. Wir müssen zur Polizei, wer weiß, was Sarah schon alles zugestoßen ist,,,,' Durch seine Gedankenwelt schossen grausame Bilder von entführten und Tot aufgefundenen Kindern. Zu Hause angekommen, stellte er erleichtert fest, dass Kai da sein musste, denn sein Auto, der Buggy und das Motorrad standen da. Hastig parkte er sein Auto und schloss die Tür auf. "Hallo, Kai! Bist du da?" rief er in die Dunkelheit des Hauses. Keine Antwort. Ray suchte alle Zimmer durch. Zuerst die Stube, Kais Arbeitszimmer, das Kinderzimmer; alle leer. Mit viel Schwung stieß er die letzte mögliche Tür auf und machte das Licht im Schlafzimmer an. Er stockte und ein Schmunzeln huschte augenblicklich über seine Lippen. Kai lag tief schlafend im Bett und dicht an ihn gekuschelt drückte Sarah, ebenfalls schlafend, das Dranzerplüschtier an sich. Erleichterung zeichnete sich in seinem Gesicht ab und Ray beschloss an diesem Abend die Arbeit sein zu lassen. Er rief im Restaurant an und sagte Bescheid, dass er nicht mehr kommen würde. Er machte sich gerade eine Kleinigkeit zu Essen als Kai schlaftrunken in die Küche gestiefelt kam. "Ich hab versucht dich den ganzen Nachmittag über zu erreichen." gähnte Kai. "Ich hatte ausgerechnet heute mein Telefon hier liegengelassen und ab Mittag war ich unterwegs um für das Restaurant einige Dinge einzukaufen." sagte Ray mit entschuldigendem Unterton. Kai nickte. "Mh..." war sein einziger Kommentar dazu. "Wieso, ist heute irgendwas passiert?" Ray versuchte normal zu klingen, doch in seiner Stimme lag eine gewisse Unruhe. "Nein, nichts weiter." erwiderte Kai. "Und wieso hast DU Sarah dann vom Kindergarten abgeholt?" er konnte seinen Unmut über diese Tatsache und die damit verbundenen Sorgen, die er sich gemacht hatte, nicht verbergen. "Ich habe sie nicht wirklich abgeholt." meinte Kai. "Genau genommen ist sie aus dem Kindergarten weggelaufen." fügte er hinzu. "Was?" Ray fiel beinahe das Messer aus der Hand. "Ja" bestätigte der Russe knapp. "Aber keine Sorge. Sarah geht es gut und sie schläft friedlich oben in unserem Bett." ergänzte er als er Rays besorgten Gesichtsausdruck sah. "Zum Glück, ich hätte mir nie verzeihen können, wenn..." begann Ray, brach aber ab und widmete sich wieder seinem Abendbrot um sich von den schrecklichen Gedanken, die nun erneut in seinem Kopf rumwirbelten, abzulenken. "Es ging ja noch mal alles gut!" beruhigte Kai seinen Geliebten und schlang ihm die Arme um die Schultern. Er drückte sich fest an ihn. "Geh heute nicht mehr ins Restaurant!" flüsterte er Ray ins Ohr. "Ich hab für heute Abend schon abgesagt..." erwiderte der Chinese ebenso leise und drehte sich zu ihm um. Kapitel 13: Das Lawinenprinzip ------------------------------ Lillie: Sooooooooooooo... muss man dazu noch was sagen... Venka: Wieviele Tastaturen hat dich das gekostet? Lillie: Du meinst wohl eher, wieviele Finger... Venka: Mh... - Du muss nicht immer schreiben, bis die Finger qualmen! Lillie: Dafür gibt es nächste Woche kein Kapitel. Venka: Was sein muss, muss sein!!! Trotzdem viel Spass und bis in 14 Tagen! Lillie und Venka _____________________________________________________________ 13 - Das Lawinenprinzip Am nächsten Morgen wachte Sarah früh neben Kai liegend auf. Da sie bei ihm schon öfter schlechte Erfahrung gemacht hatte, was das Frühaufstehen betraf und da sie es ohnehin nicht anders gewöhnt war, entschloss sie sich Ray zu wecken. Etwas zögerlich grabbelte sie schließlich über Kai hinweg und begann ihren Weckversuch. Die plötzliche Bewegung im Bett lies Kai aufwachen. Verschlafen setzte er sich auf und sah sich um. Sein Blick blieb an dem Kind haften, das mittlerweile sehr energisch versuchte Ray aus seinem Schlaf zu reißen. Dann betrachtete er Ray. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Chinese sehr blass und geschafft aussah, so dass er einen Entschluss fasste. "Lass Ray noch etwas schlafen!" flüsterte er Sarah zu und strich ihr über den Kopf. Überrascht drehte sich das Kind zu ihm um. "Was hältst du davon, wenn wir heute mal zusammen Brötchen holen gehen?" fragte er die Kleine und hielt ihr die Arme hin. Mit einem lauten Jauchzer warf sie sich ihm entgegen und Kai schloss die Arme um sie. Vorsichtig blinzelte er zu Ray hinüber. "Psssssst!" machte er. "Wir wollen doch Ray nicht aufwecken!" flüsterte er, worauf Sarah nickte. Kai warf sich schnell ein paar Sachen über und zog dann Sarah an. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Ray wurde erst wach als es schon heller Tag war. Verschlafen blinzelte er auf den Wecker und war mit einem Schlag hellwach. Die Uhr zeigte 12.18 Uhr. "Mist..." grummelte er als er mit Hast die Decke zurückwarf und aufsprang. Hastig zog er sich an. Erst als er ins Bad laufen wollte, bemerkte er die Stille im ganzen Haus. Er entschied sich um und ging anstatt ins Bad nach unten in Kais Arbeitszimmer. Wie erwartet saß der Russe vor seinem Computer und arbeitete. "Wo ist Sarah?" fragte Ray als er in das Zimmer stürmte. Etwas erschrocken drehte sich Kai um. Doch sogleich begann er zu lächeln. "Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Schatz!" sagte er sanft. "Wo ist Sarah?" wiederholte Ray seine Frage, diesmal energischer. "Im Bett natürlich!" erwiderte Kai. "Immer noch?" der Chinese sah ihn entsetzt an. "Nein, schon wieder... - Was denkst du denn von mir! Ich lass doch das Kind nicht den ganzen Tag im Bett!" entgegnete Kai gespielt beleidigt. "Entschuldige..." seufzte Ray und lächelte zaghaft. "Das ist nur so... - Ungewöhnlich." Kai stand auf, ging zu ihm und schlang seine Arme um Rays Körper. "Was hältst du davon, wenn wir uns ein paar Stunden entspannen, solange wie Sarah schläft?" "Aber... - Mittagessen..." warf Ray ein. "Die Pizza dürfte gleich kommen!" verwarf der Russe den Einwand. "Du und dein Fast Food..." seufzte Ray. "Wieso? Ist doch nur 'ne Pizza!" entgegnete Kai achselzuckend. "Aber das Restaurant..." wiedersprach Ray. "Ich hab' dich schon entschuldigt:" verwarf Kai auch diesen Einwand. "Aber das kannst du nicht..." "Also wenn du lieber arbeiten gehen möchtest, bitteschön! Dann esse ich eben wieder mal alleine..." beleidigt ließ er seinen Geliebten los und drehte sich weg. "Entschuldige bitte, Kai!" sagte Ray rasch und legte ihm nun die Arme um den Körper um ihn zurückzuhalten. "Es war nur in den letzten Wochen so viel Stress mit der Leitungsübernahme und Sarah..." "Ja, ich weiß!" entgegnete Kai und ließ den Kopf hängen. "Ich habe dich in der letzten Zeit wirklich oft im Stich gelassen... - Es tut mir leid!" "Das braucht es nicht. Schließlich habe ich dich mit Allem überrannt." sagte Ray und schmiegte sich an Kai. An der Haustür klingelte es. "Das ist wahrscheinlich die Pizza!" Kai löste sich aus der Umarmung um die Bestellung entgegen nehmen zu können. Sie aßen gemeinsam und anschließend nutzten sie die restliche Zeit von Sarahs Mittagsschlaf noch zum Arbeiten. Als Sarah ausgeschlafen hatte, beschlossen sie kurzfristig Judy zu besuchen, die sich sehr über den unerwarteten Besuch freute und sie gleich zum Kaffeetrinken einlud. "Erzählt mal! Wie ergeht es euch denn so mit Kind?" fragte sie neugierig als sie zusammen am Tisch saßen. "Es ist schon eine enorme Umstellung." sagte Ray "Das ist wahr!" gab Kai ihm recht. "Und ich muss zugeben, dass ich nicht erwartet habe, dass es so anstrengend ist." "Aber es gibt nichts, was wir nicht hinbekommen. Nicht wahr, Bienchen?" erwiderte Ray zuversichtlich, während er Sarah half ein Kuchenstück in ihren Mund zu stecken. "Das sieht man!" stimmte Judy lächelnd zu. Es klingelte an der Tür. Rasch stellte Judy ihre Teetasse wieder hin, die sie gerade in die Hand genommen hatte und ging nach draußen in den Flur. Kurz darauf konnten Ray und Kai eine ihnen wohlvertraute Stimme hören. "Ich wollte gerade einen Kuchen backen und habe festgestellt, dass das Mehl nicht reicht. Könntest du mir vielleicht etwas aushelfen?" hörten sie Rogue fragen. "Aber klar doch." sagte Judy grinsend. "Danke!" "Komm doch kurz rein!" forderte Judy die junge Frau auf. Rogue ließ sich das nicht zweimal sagen und folgte Judy ins Wohnzimmer. Sie war sehr überrascht als sie Kai, Ray und Sarah am Tisch sitzen sah. "Hallo, Rogue!" begrüßte Kai sie und hielt ihr die Hand entgegen. "Hallo!" erwiderte sie und gab zuerst Kai und dann Ray die Hand. "Wie kommt's denn, dass man euch hier trifft und dass auch noch mitten in der Woche?" "Wir brauchten mal eine Auszeit." sagte Kai. "Ah! Also ein Familienausflug." entgegnete sie auf Sarah blickend. "So kann man es auch nennen..." murmelte der Russe darauf. Rogue beachtete dies jedoch nicht mehr, sondern ging zielstrebig um den Tisch herum direkt auf die Kleine zu, die sie mit großen Augen musterte. "Ich glaube sie erinnert sich nicht mehr an mich." meinte die junge Frau. "Hallo, kleine Sarah. Ich bin deine Tante Rogue." lächelte sie das Kind an, worauf Sarah schüchtern zurück lächelte. "Sie ist wirklich ein total süßes Kind!" begann Rogue sofort zu schwärmen. "Wem sagst du das..." erwiderte Ray und stupste Sarah auf die Nase. "Hier ist das Mehl!" kam Judy sagend aus der Küche. Sie hielt Rogue den mit Mehl gefüllten Glasbehälter hin. Die junge Frau griff dankend zu. "Also, ich muss wieder zu meinem Kuchen!" sagte sie und wollte gerade gehen, als ihr noch ein Gedanke kam. "Sag mal Ray, hast du jetzt nicht bald Geburtstag?" "Ja..." antwortete Ray zögerlich. "Und wirst du feiern?" fragte sie gespannt. "Ich meine, man wird nur einmal 23." "Ich hatte noch nicht wirklich die Zeit darüber nachzudenken." murmelte der Chinese eine Antwort. "Sag uns Bescheid, wenn du dich entschlossen hast, damit wir uns auch frei nehmen können!" sagte Rogue fröhlich. Dann fiel ihr noch etwas ein. "Habt ihr vielleicht Lust am Wochenende mal bei uns vorbei zu kommen? Ich würde mich riesig freuen, dann hätten wir Zeit, mal wieder so richtig zu plaudern und ich bin mir sicher, dass sich auch Tala freuen würde, euch mal wieder zu sehen!" Kai sah Ray fragend an. "Was hältst du davon?" "Ich weiß nicht, was wird mit Sarah?" gab Ray zu bedenken. "Ihr könnt sie bei mir lassen!" bot Judy ihre Hilfe an. "Gute Idee!" sagte Kai rasch, bevor Ray wieder irgendetwas dagegen einwenden konnte. Ray nickte. "Also abgemacht! Ist Samstag ok?" wollte Rogue noch wissen. "Ja, passt super!" antwortete Kai. "Ich habe Samstag auch Zeit!" bekräftige Judy das Datum für das Treffen. "Dann bis zum Wochenende!" meinte die junge Frau und verschwand zusammen mit Judy aus dem Raum. "Ja, bis dann!" rief Kai ihr noch hinterher. "Das ist doch für dich auch in Ordnung, oder?" wandte er sich dann an Ray. "Ja, na klar. Ich werde Conny fragen, ob sie Samstag für mich einspringen kann." erwiderte der Chinese, doch er klang nicht sehr glücklich darüber. "Wird sie schon, schließlich bist du doch der Chef, oder?" Ray nickte abermals. Dann wandte er sich wieder Sarah zu, die ihm aber eindeutig zu verstehen gab, dass sie satt war. Also wollte er sie auf den Arm nehmen, um mit ihr Hände und Mund zu waschen. "Nei!" sagte sie jedoch energisch und beugte sich zu Kai hinunter. "Papa Kai!" "Also gut,! Kai würdest du bitte mit Sarah Hände und Mund waschen gehen?" sagte Ray mit leicht genervtem Unterton in der Stimme. "Na klar, komm her, mein Sonnenschein!" lachte er sie an und streckte seine Arme nach ihr aus. "Sag mal, was war eigentlich mit dir los?" wollte Kai eine halbe Stunde später wissen als sie sich auf dem Heimweg befanden. "Wieso, was meinst du denn?" fragte Ray zurück. "Ab dem Zeitpunkt, wo Rogue deinen Geburtstag angesprochen hatte, hast du dich irgendwie komisch benommen." "Das kam dir nur so vor!" wich der Chinese aus. "Hast du denn keine Lust deinen Geburtstag zu feiern?" harkte Kai nach. "Ich weiß nicht." erwiderte Ray und seufzte. "Raus mit der Sprache! Was ist los!" schlug Kai nun einen härteren Tonfall an. "Es ist nur, dass ich einfach nicht weiß, ob ich die Zeit habe eine Party vorzubereiten." Ray sah betreten aus dem Fenster. "Wie würdest du es finden, wenn ich dir etwas Zeit verschaffe?" fragte Kai nach einer kleinen Pause. "Ich könnte dir mit Sarah helfen!" "Und an was hast du dabei gedacht?" "Ich weiß, dass ich kein Frühaufsteher bin, aber ich könnte sie immer nach dem Schlafen aus dem Kindergarten holen!" schlug der Russe vor. "Damit würdest du mir wirklich sehr helfen." Ray sah ihn lächelnd an. "Dann versuche ich Abends eher nach Hause zu kommen, damit wir zusammen essen können." "Abgemacht!" erwiderte Kai. "Abgemacht!" bekräftigte Ray. Es baute ihn ungemein auf, dass es jetzt bei ihnen endlich wie in einer richtigen Familie laufen würde. Er hatte plötzlich das Gefühl von neuem Tatendrang in sich. Nun hatte er genügend Zeit seinen Geburtstag zu planen und vorzubereiten. Auch stellte er sich die kommenden Abende vor, wenn er mit Kai in Ruhe zusammen sein konnten, so wie vor gar nicht all zu langer Zeit... Doch Ray hatte sich zu früh gefreut und sein neu gewonnener Tatendrang fing noch am selben Abend an zu verlöschen. Wie üblich wollte er Sarah nach dem Abendessen bettfertig machen, ihr noch eine Geschichte vorlesen, dann das Licht ausmachen und den Abend mit Kai verbringen. "Komm, Bienchen! Sachen ausziehen und kurz in die Badewanne hüpfen!" rief Ray aus dem Badezimmer den oberen Flur entlang in Richtung Sarahs Zimmer, da sie mit Kai nach dem Essen sofort in dem Raum verschwunden war; Sarah hatte ihm unbedingt etwas zeigen wollen. Nun stand ihre Zimmertür einen Spalt breit offen und von drinnen konnte er das Kind vergnügt gackern und Kai lachen hören. "Sarah!" rief Ray das Kind nun direkt. keine Reaktion. "Kai! Sarah soll ins Bad kommen!" Doch auch darauf erfolgte keine Reaktion, nur das Lachen aus dem Zimmer. Schließlich wollte er das Kind selber holen. Leicht verärgert ging er über den Flur und gab der Zimmertür einen Stups, damit sie aufging. "Habt ihr mich nicht rufen hören?" fragte er die Beiden. "Das müssen wir überhört haben." sagte Kai vergnügt. "Das habe ich gemerkt!" Strenge lag in Rays Stimme. "Sarah, kommst du jetzt bitte mit ins Bad!" forderte er das Kind auf. "Nei!" erwiderte sie prompt. "Keine Wiederrede!" sagte der Chinese und wollte das kleine Mädchen auf den Arm nehmen. Er hatte sie jedoch kaum berührt als Sarah zu schreien begann. "Nei, nei, nei!" begann sie zu weinen und schüttelte zur Unterstützung heftig den Kopf. "Will Papa Kai!" "Du sollst doch aber jetzt in die Badewanne!" versuchte er sie zu besänftigen. "Will Papa Kai!" schrie sie nur noch lauter und Tränen liefen in Strömen über ihre Wangen. "Ich versteh das nicht!" sagte Ray verwundert. "Sonst bist du doch auch immer gerne in die Wanne gegangen!" Doch auch dieser Versuch, Sarah wieder nahe zu kommen, scheiterte kläglich. Sie verweigerte jegliche Kontaktaufnahme zwischen ihnen und steigerte sich allmählich in ihr Geschrei hinein. "Nei, nei!" schrie sie immer wieder. "Vielleicht ist es besser, wenn ich das heute übernehme." meinte Kai. Er war vom Boden aufgestanden und stand nun Ray gegenüber. Der Chinese nickte und gab das Kind in Kais Arme. Augenblicklich hörte sie auf zu schreien und die Tränen versiegten. Nur ein paar Schluckser kamen noch aus ihrem Mund. "Ich bin unten." sagte Ray emotionslos. "Ruf mich, wenn du Hilfe brauchst!" "Wir werden das schon zusammen schaukeln!" erwiderte Kai lächelnd. Er gab ihr einen kleinen Stups auf die Nase. "Nicht wahr mein kleiner Sonnenschein?" Sofort begann Sarah zu grinsen und gluckste wieder vor Freude. "Na siehst du! Alles wieder gut!" sagte Kai vergnügt. Er achtete nicht auf Ray als er, zusammen mit dem Kind auf dem Arm, an ihm vorbei und ins Bad ging. Eine viertel Stunde später konnte Ray, der nach unten gegangen war und nun an seinem Laptop saß und arbeitete, die beiden noch immer aus dem Bad lachen hören. "Wenigstens die beiden haben ihren Spaß!" grummelte er und widmete sich wieder seinen Zahlen- und Bestellungstabellen. Kai kam gut eine Stunde später nach unten ins Wohnzimmer. Ray saß noch immer an seinem Laptop und stierte auf den Bildschirm. "Schläft sie?" fragte er Kai knapp und ohne aufzublicken. "Ja, tief und fest." erwiderte der Russe. Ray nickte langsam, aber die Augen wandte er nicht vom Bildschirm. "Kann das sein, dass du sauer bist?" fragte Kai nach einiger Zeit des Schweigens. "Wie kommst du darauf?" "Du redest nicht viel, siehst mich nicht an und außerdem kenne ich dich, glaube ich jedenfalls, mittlerweile recht gut!" entgegnete Kai, wobei er Ray seine Arme auf die Schultern legte. "Ich denke, dass mit Sarah gibt sich wieder. Sie hat wahrscheinlich nur eine Trotzphase, oder wie auch immer man das bei Kindern nennt." versuchte er nun Ray aufzumuntern. "Vielleicht hast du recht..." seufzte Ray und legte seinen Kopf in den Nacken, um Kai ansehen zu können. "Was hältst du von einem gemütlichen Abend vor dem Fernseher?" fragte der Russe lächelnd. "Gute Idee!" erwiderte Ray und nickte zustimmend. Doch Kai sollte sich irren. Das mit Sarah, gab sich nicht. Es ging bereits am nächsten Morgen weiter. Sie wollte nicht aus dem Bett kommen, ließ sich nicht anziehen und ihr Frühstück rührte sie auch nicht an. Schließlich kam Ray fix und fertig fast eine Stunde zu spät ins Restaurant. Doch dieser Morgen sollte nur die Spitze des Eisberges sein. Sarah steigerte sich bis zum Wochenende so sehr in ihre Machtkämpfe gegen Ray, dass sie sich von ihm überhaupt nichts mehr sagen ließ, geschweige denn dass er ihr auch nur einen Schritt zu nahe kommen durfte. Am meisten an der Sache störte Ray aber, dass nur Kai aufzutauchen brauchte und schon lief alles glatt. Sarah aß ohne zu murren ihr Essen, sie ließ sich von Kai auch ohne mit der Wimper zu zucken anziehen und baden. Selbst die Gute Nacht Geschichten musst Kai ihr vorlesen. Der Samstag Abend, als sie bei Tala und Rogue eingeladen waren, war schließlich der Höhepunkt. Es begann schon damit, dass sich Sarah nur von Kai die Schuhe und die Jacke anziehen ließ. Ebenfalls musste er sie im Auto anschnallen und vor Judys Haus natürlich auch wieder abschnallen. Als Sarah dann klar wurde, dass sie bei Tante Judy bleiben sollte, klammerte sie sich zunächst an Kai, Ray bedachte sie nur mit einem kleinen Seitenblick. Erst als der Russe sie beruhigte und versprach später noch einmal nach ihr zu sehen, blieb sie zufrieden mit Judy alleine. Es war gegen neun Uhr Abends als bei Tala und Rogue das Telefon klingelte, Judy war am anderen Ende. "Ist etwas passiert?" fragte Rogue die Frau sofort. "Sarah hat sich beim Spielen das Knie aufgeschürft." berichtete Judy. "Es ist nicht weiter tragisch, aber sie weint die ganze Zeit nach ihrem Papa!" "Ich sag den Beiden Bescheid!" erwiderte Rogue und legte den Hörer auf. "Wer war dran?" wollte Tala wissen. "Judy! Sie sagte, dass Sarah sich beim Spielen am Knie verletzt hat und nun nach ihrem Papa weint." "Das ist eher was für dich. Im Verarzten bist du besser, Ray!" entschloss Kai, noch bevor Ray etwas sagen konnte. "Ich weiß nicht..." gab der Chinese zu bedenken. "Nun geh schon!" forderte Kai ihn lieb auf. "Sie braucht dich jetzt!" Ray hatte ein ungutes Gefühl. Warum sollte Sarah ihn ausgerechnet jetzt an sich ranlassen? Mit gemischten Gefühlen klingelte er bei Judy an der Tür. Sofort wurde ihm geöffnet. Ray folgte der blonden Frau ins Bad, wo Sarah auf dem zugeklappten Toilettendeckel saß, ihr Knie begutachtete und vor sich hinwimmerte. Sobald sie aber den Chinesen erblickte wurde das Wimmern wieder lauter und ging in einen heftigen Weinausbruch über. "Hey, Bienchen!" sagte Ray zärtlich und kniete sich vor ihr hin. "Nei!" weinte sie augenblicklich und drückte sich gegen die geflieste Wand. "Sie hat sich von mir das Pflaster nicht draufkleben lassen." sagte Judy und hielt Ray ein mit Entchen bedrucktes Kinderpflaster hin. Aber wie Ray es erwartet hatte, machte Sarah auch bei ihm keine Anstalten das Pflaster anzunehmen. Sie wehrte sich nach allen Regeln der Kunst und schrie und weinte. Sowohl Rays als auch Judys Beruhigungsversuche waren umsonst. "Soll ich besser noch Kai Bescheid sagen?" fragte Judy nach einer Weile vorsichtig. Ray nickte ihr zu. In diesem Moment als Sarah den Namen Kai hörte, hielt sie plötzlich inne. Genug Zeit für Ray das auszunutzen. Mit einer schnellen und geschickten Bewegung klebte er dem Kind das Pflaster aufs Knie. Doch das hätte er besser lassen sollen. Sofort begann sie wieder wie am Spieß zu schreien. "Nei! Nei!" klagte sie immer wieder zwischen den Schluchzern. Sie begann an dem Pflaster rumzupulen und gab nicht eher Ruhe bis sie es geschafft hatte. Dann warf sie es zufriedener in eine Ecke, wobei sie Ray mit einem bitterbösen Blick bedachte. "Ich versteh das nicht!" murmelte Judy, die das ganze beobachtet hatte. "Sie war doch sonst so auf dich fixiert." "Ja, wie du so treffend sagtest: WAR!" entgegnete Ray etwas bissig. Als Kai and er Tür klingelte machte Judy auch ihm sofort auf. "Was ist denn los?" fragte er gleich. "Sieh selbst!" forderte ihn die blonde Frau auf und deutete mit ihren Fingern in Richtung Bad. Kai folgte diesem Fingerzeig und betrat das Zimmer. Augenblicklich verstummte Sarah, sprang von ihrer Sitzgelegenheit und stürmte dem Russen in die Arme. Ohne jegliche Art von Wiederstand ließ sie Kai sich das Knie besehen und ein Pflaster darauf kleben. "Na bitte!" sagte der Grauhaarige. "Das war doch gar nicht so schwer!" Er nahm das Kind auf den Arm, das sich auch sogleich an ihn schmiegte. "Ich glaube das Kind gehört ins Bett!" sagte Judy lächelnd als Sarah gähnte und sich die Augen rieb. "Kein Wunder!" entgegnete Ray nach einem Blick auf die Uhr. "Es ist ja schon nach Neun." "Danke, Judy, dass du auf sie aufgepasst hast." sagte Kai. "War doch kein Problem. Immer wieder gern, wenn Sarah mal wieder kommen möchte!" sie strahlte das Kind an und streichelte ihm über den Kopf. "War das wirklich kein Problem, ich meine..." fragte Ray leise. "Es war wirklich kein Problem. Sie war zum Schluss einfach nur müde und müde Kinder sind nun mal so!" entgegnete sie freundlich. "Also dann... - Machs gut, Judy!" verabschiedete sich der Chinese und ging hinter Kai nach draußen. "Ja! Ihr auch!" erwiderte sie und schloss hinter ihnen die Tür. Die drei gingen noch einmal kurz bei Tala und Rogue vorbei, um ihre Sachen zu holen und um sich zu verabschieden. In der nächsten Woche schaffte es Ray nicht einmal mehr Sarah früh in den Kindergarten zu bringen. Es war ein Machtkampf, der Kai regelmäßig jeden morgen weckte, bis der Russe beschloss, das Kind selber in den Kindergarten zu bringen und seinem Morgenmuffeldasein ein Ende zu bereiten. Da Ray keine Erklärung fand, warum sich Sarah in seiner Gegenwart so benahm, beschloss er sich einfach zurückzuziehen. Er vergrub sich in seine Arbeit und begann wieder zu trainieren. Je weiter die Woche fortschritt, desto später war Ray zu Hause. Über einen Mitarbeiter ließ er nur immer Kai anrufen und Bescheid sagen, dass er später kommen würde. So hatte es sich bis Ende der Woche eingebürgert, dass Ray früh aus dem Haus ging und erst wieder kam, wenn Sarah bereits im Bett war. Durch die Verschiebung des Tagesplans hatte Kai nun wesentlich mehr zu tun. Ihm blieben nur noch die Stunden zum Arbeiten, wenn Sarah im Kindergarten war oder abends im Bett. Er hatte so damit zu tun, dass ihm das veränderte Wesen von Ray anfänglich nicht auffiel. So wie die anderen Tag zuvor, entschloss sich Ray auch Dienstag Abend noch zu einem Training. Er war gerade mal zehn Minuten darin vertieft als Judy am Tableau auftauchte. "Ray, ich glaube wir sollten mal reden!" sagte sie ernst. "So... - Sollten wir das..." entgegnete Ray monoton. Er legte erneut sein Blade an und startete es. Doch anstatt dem Chinesen eine Antwort zu geben. startete auch Judy ihr Blade. Noch bevor Ray realisierte, was Judy gerade getan hatte, landete Driger vor seinen Füßen. "Können wir jetzt reden?" fragen sie. Er antwortete nicht, sondern bückte sich langsam zu seinem Blade und nahm es in die Hand. Judy ging ein paar Schritte um das Tableau herum auf ihn zu. "Hast du irgendwelchen Ärger mit Kai?" fragte die Frau. "Nicht direkt..." murmelte Ray wiederwillig. "Also geht es um Sarah!" sagte Judy sicher. Ray antwortet nicht darauf. Er drehte sich weg und wollte in Richtung Ausgang verschwinden. "Ich muss gehen.." brummte er. "Du kannst nicht immer weglaufen!" ermahnte die Frau den jungen Mann und hielt ihn am Arm zurück. "Und reden soll helfen." fügte sie mitfühlend hinzu. Ray nickte unmerklich, doch Judy reichte das aus. Gemeinsam gingen sie ins Restaurant und setzten sich an einen kleinen Tisch in einer Ecke. "Conny, kannst du bitte Kai Bescheid sagen, dass ich heute etwas später nach Hause komme?" fragte Ray eine junge Kellnerin als diese zu ihrem Tisch kam, um die Bestellung aufzunehmen. "Ja, natürlich Herr Kon und was darf ich ihnen bringen?" sagte die junge Frau freundlich. "Ich hätte gerne ein Wasser!" antwortete Judy. "Für mich bitte nichts. Danke" sagte Ray. Mit freundlichem, aber nicht aufdringlichem Lächeln verschwand die junge Frau wieder und brachte keine zwei Minuten später das bestellte Wasser. Nachdem Ray Judy eine Weile angeschwiegen hatte, erzählte er ausführlich von Sarahs Verhalten. Er begann bei dem Tag, als sie aus dem Kindergarten weggelaufen war und Kai sie gesucht hatte und endete mit seiner Erklärung, warum er noch so spät trainierte. Dabei gab er auch zu, dass er auf Kai eifersüchtig war, da Sarah so an ihm hing und mit ihm, Ray, anscheinend nichts mehr zu tun haben wollte. Die blonde Frau hörte einfach nur zu. Ohne etwas zu sagen ließ sie den Chinesen einfach seine verletzten Gefühle und den angestauten Ärger von der Seele reden. "Danke, Judy!" sagte Ray spät am Abend als er geendet hatte. "Wofür denn? Ich kann doch da nicht weiterhelfen, denn diese Sache geht nur euch drei etwas an..." entgegnete Judy. "Nein, ich danke dir fürs Zuhören." unterbrach der Chinese sie. "Gerne, Ray! Das weist du doch!" wehrte sie ab. "Ich habe nur keine Ahnung wie ich mich nun weiter verhalten soll..." sagte der Chinese verzweifelt und stierte auf seine Hände. "Da kann ich dir allerdings einen Tipp geben!" sagte sie und nach einer kleinen Pause fuhr sie fort. "Auch wenn du das Gefühl hast, dass Sarah dich völlig abweist, sie braucht dich trotzdem. Du musst jetzt stark bleiben und darfst dich nicht zurückziehen. Zeig ihr, dass du immer für sie da bist." "Das ist leichter gesagt..." murmelte Ray. "Ja, das ist wahr. Aber du musst auch bedenken, dass Sarah gerade eine schwere Zeit durchmacht. Sie muss erst mal mit der Situation fertig werden, dass ihre eigentliche Bezugsperson nicht mehr da ist und nun hat sie zwei Männer um sich herum." "Wahrscheinlich hast du Recht..." seufzte der Chinese und sah Judy leicht lächelnd an. "Und jetzt solltest du nach Hause gehen, denn nicht nur Sarah braucht dich!" erwiderte sie und lächelte Ray aufmunternd an. "Wie wahr..." seufzte Ray und erhob sich. Gemeinsam gingen sie Richtung Ausgang. An der Tür verabschiedeten sie sich voneinander. "Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!" sagte Judy und gab Ray die Hand. "Und versprich mir, dass du diese Angelegenheit nicht zu lange auf dir sitzen lässt. Weißt du, auch Kai kann dir gut zuhören und ich denke, dass er es verdient hat. Du solltest ihm vertrauen. Er kann nicht wissen wie es dir geht, wenn du es ihm nicht sagst!" "Ich versuche es!" versprach Ray. "Und komm gut nach Hause!" "Danke, du auch!" erwiderte Judy und ging davon. Kurze Zeit später machte sich auch Ray auf den Nachhauseweg. Ray gab sich nun alle Mühe, trotz dass sich Sarahs Verhalten nicht änderte. Aber er versuchte, so gut er es vermochte, Judys Rat umzusetzen. Ein paar Nächte später, es war drei Tage vor Rays Geburtstag, machte sich endlich seine Mühe bezahlt und Sarahs Haltung ihm gegenüber veränderte sich gänzlich. Ray schreckte plötzlich aus dem Schlaf hoch als er glaubte Sarah weinen zu hören. Er horchte eine Weile in die nächtliche Stille. Da er nichts weiter vernehmen konnte, legte er sich wieder hin und schloss die Augen, um weiterzuschlafen. Er war gerade halb eingenickt, als er erneut hoch schreckte. Diesmal war er sich sicher, dass er Sarah hatte weinen hören. Wie zur Bestätigung hörte er leise und schnelle Schritte auf dem Flur, begleitet von mehreren Schluchzern. Schnell schlug Ray seine Bettdecke zurück und wollte gerade aufstehen, als die Zimmertür aufging und Sarah im Türrahmen erschien. Sie presste einen Plüschdriger fest an sich und weinte bitterlich. "Hey, Bienchen!" sagte Ray und ging rasch zu ihr hin. Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. "Was hast du denn?" fragte er besorgt. "Mami träumt..." schluchzte sie sofort und ein erneuter Tränenstrom floss ihr über die Wange. Ohne ein Wort nahm Ray sie liebevoll auf den Arm und trug sie zum Bett. "Mama..." begann Sarah zu schluchzen, als sie beide zusammen im Bett lagen. "Sie fehlt dir ganz schön, mh?" sagte Ray einfühlsam und streichelte Sarah mit der Hand über den Kopf. Schluchzend drängte sich das Kind noch näher an Ray heran. "Papa..." schniefte sie. "Schon gut, Bienchen... - Ich bin ja bei dir..." flüsterte Ray überglücklich darüber, dass Sarah endlich wieder zu ihm kam und sich von ihm trösten ließ. Allmählich wurde Sarahs Schluchzen weniger, bis ihr Atemzug gleichmäßiger wurde und sie tief und fest schlief. Doch Ray und Sarah waren nicht die einzigen Beiden, die wach waren. Auch Kai war von Sarahs Weinen aus dem Schlaf geholt worden. Er hatte alles mitgekriegt und festgestellt, dass Sarah Ray das erste Mal mit Papa angeredet hatte. Mit einem Schlag wurden ihm Sarahs Verhaltenszüge und die damit verbundenen Wesensveränderungen von Ray bewusst. Ihm fiel erst jetzt deutlich auf, dass Sarah nur zu ihm gekommen war, während sie den Chinesen völlig außer Acht gelassen hatte. Plötzlich wurde ihm klar, was Ray so verändert hatte. Die Eifersucht. Drei Tage später, am Sonntag, war Rays Geburtstag. So leise wie Kai es nur vermochte, schlich er sich früh aus dem Zimmer und weckte Sarah. Gemeinsam gingen sie nach unten in die Küche. Sie hatten für Ray am Vortag, während der Chinese auf Arbeit gewesen war, einen Kuchen gebacken. Nachdem sie die 23 Kerzen angezündet hatten, schlichen sie wieder die Treppe nach oben ins Schlafzimmer. Auf ein Kopfnicken von Kai, begannen sie Happy Birthday zu singen. Zu Dritt gingen sie anschließend nach unten, wo der eigentliche Geburtstagstisch für Ray aufgebaut war. Auf ihm standen 23 rote Rosen, ein kleines Päckchen von Judy und ein Größeres von Tyson, Max und Kenny. Dazu kamen noch unzählige Geburtstagskarten von allen Freunden. "Das ist von uns Beiden!" sagte Kai lächelnd und gab Ray einen kleinen Umschlag. "Bist du verrückt?" fragte er als er den Inhalt des Umschlags in seinen Händen hielt. "Warum nicht? Ich weiß, dass du diese Oper schon immer einmal gerne sehen wolltest..." erwiderte Kai mit breitem Grinsen Ray konnte es noch immer nicht fassen und stierte mit großen Augen abwechselnd auf die zwei Opernkarten und zu Kai. Doch es wartete noch eine zweite Überraschung auf Ray. "Was ist denn das für ein Brief?" fragte Ray etwas später als er sich die ganzen Briefe und Postkarten auf seinem Tisch ansah. Es war ein DIN A4 Umschlag mit einer amtlich wirkenden Form. "Mach ihn doch auf!" erwiderte Kai. "Aber das ist doch..." Ray blieben die restlichen Worte im Halse stecken. Kai reichte Ray einen Stift. "Du brauchst nur noch zu unterschreiben, damit Sarah offiziell deine Tochter wird." Kapitel 14: Zusammenkunft ------------------------- ^^() Eins vorweg, Lillie und ich waren beide krank, deswegen konnte weder die eine noch die andere hochladen. Es gibt dafür auch wieder ein schönes langes Kapitel. Also dann viel Spaß! Lillie und Venka ----------------------- 14 Nachdem sich die Wogen also wieder geglättet hatten, kehrte wieder Alltag im Hause Hiwatari und Kon ein. Doch das Älterwerden und die damit verbundenen verschiedenen Wege, welche die Teams gingen, sorgten dafür, dass sich die Mitglieder zumeist nur noch bei Wettkämpfen zu Gesicht bekamen. Aus diesem Grund entschlossen sie sich, sich am Jahresende alle gemeinsam bei Kai und Ray zu treffen und im Anschluss einen gemeinsamen Urlaub an einem Überraschungsort zu verbringen. Zwei Tage vor dem geplanten Termin des Treffens herrschte am Los Angeles International Airport ebenso geschäftiges Treiben wie an jedem anderen Tag auch. >Letzter Aufruf für Delta Airlines Flug 317 nach New York! Bitte begeben sie sich zum Ausgang 8/2! - Ich wiederhole: Letzter Aufruf für Delta Airlines Flug 317 nach New York! Bitte begeben sie sich zum Ausgang 8/2!< >Thai-Air Flug 6740 nach Hongkong ist jetzt zum Einsteigen bereit, bitte begeben sie sich zum Ausgang 6/9! - Ich wiederhole: Thai-Air Flug 6740 nach Hongkong ist jetzt zum Einsteigen bereit, bitte begeben sie sich zum Ausgang 6/9!< >Ein allgemeiner Hinweis: Bitte lassen sie ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt in den Gängen stehen! - Ich wiederhole: Bitte lassen sie ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt in den Gängen stehen!< "Also ehrlich, hier herrscht ein Betrieb wie in einem Ameisenhaufen... - Das ist mir gar nicht aufgefallen, als wir das letzte Mal hier waren... - Wie wir uns hier gefunden haben, ist mir ein Rätsel zumal die Ausgänge für die Inlandsflüge am einen Ende und die Ausgänge für die Auslandsflüge am anderen Ende dieses Komplexes liegen... - Ob das auf dem Moskauer Interport auch so chaotisch ist?" "Ich habe keine Ahnung... - Jedenfalls vermisse ich unsere Flüge mit dem Privatjet..." "Wir konnten ja schlecht Boris fragen, ob wir ihn haben können... - Wie hätte sich denn das angehört? Hey Boris, Kai hat uns zu einer Party eingeladen, können wir den Jet bekommen, wir hassen Linienflüge!" "Wenn ich mir sein Gesicht vorstelle, dann hätte das durchaus amüsant werden können..." "Mach keine Witze, der hätte uns den Kopf abgerissen! - Der war schon sauer genug, als wir ihm gesagt haben, dass wir die nächsten Tage nicht erreichbar wären." "Hm..." gab der junge Mann mit den kurz geschnittenen weißlilanen Haaren zurück und fuhr dann fort, das bunte Treiben auf dem Internationalen Flughafen von Los Angeles zu beobachten, als ihn eine ihm sehr bekannte Stimme herumfahren ließ. "Hey ihr zwei, da seid ihr ja!" Die neben dem jungen Mann stehende junge Frau wandte ihren Blick in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und sie sah Tala und Rogue auf sich zu kommen. "Yuri! Bryan! Schön euch zwei wiederzusehen!" rief Rogue. "Die Freude ist ganz unsererseits." gab Bryan zurück und gab beiden die Hand, nachdem sie herangekommen waren. "Danke, dass ihr uns abholt." fügte Yuri hinzu. Tala lächelte. "Letztes Mal habt ihr den Weg auch alleine gefunden. Soweit ich weiß sogar bis zu Kai nach Hause." "In der Not oder um einem Freund zu helfen entwickelt man manchmal ungeheure Kräfte. - Oder einen ungeheuer starken Orientierungssinn... - Ich glaube jetzt würde ich mich hier schon beim Umrunden einer Säule verlaufen..." grinste Yuri verlegen. "Man gewöhnt sich an alles." gab Rogue zurück. "Vielleicht..." "So aber nun kommt mal mit ihr zwei. Wir sind schließlich noch nicht am Ziel der Reise." unterbrach Tala das Gespräch der beiden Frauen. Die beiden Russen sammelten ihr Gepäck ein und folgten Tala und Rogue dann einen Gang hinunter zu einem Ausgang, vor dem sich ein gigantisch anmutender Parkplatz befand. Zielstrebig steuerte der Rothaarige auf einen bestimmten Punkt auf dem Parkplatz zu und blieb schließlich vor einem silbergrauen Geländewagen stehen. "Ist ja nicht zu fassen... - Tala, gehört der dir?" wollte Bryan wissen. "Leider nicht... - Der gehört Ray, ich hab ihn mir heute nur ausgeborgt." "Ja und das war ein ganz schöner Kampf." fügte Rogue hinzu. "Worüber? Ob er sich das Auto ausleihen kann?" wollte Yuri wissen, während sie hinten in den Wagen einstieg. "Nein, ob sie euch abholen oder wir..." gab Tala zurück, bevor er den Wagen startete und ihn vom Parkplatz lenkte. "Amerika ist Wahnsinn!" stellte Yuri fest, als der silbergraue Geländewagen knappe zweieinhalb Stunden später die Ortseinfahrt von New Exeter passierte und Tala ihn neben der Straße auf einem kleinen Parkplatz zum Halten brachte, damit seine Passagiere die Aussicht auf die im Tal liegende Stadt genießen konnten. Yuris langer blonder Zopf wehte im warmen Wind, als sie den Wagen verließ um besser sehen zu können. "Ist das eine herrliche Aussicht! Die Landschaft ist einfach nur fantastisch! - Aber was ist denn das da hinten für ein komisches Gebilde in diesem wüstenähnlichem Dingens?" "Das ist der Center... - Oder Tala?" fragte Bryan. Der Angesprochene nickte. "Ja, der BBA-Center..." "Kaum zu glauben, dass wir da vor einem Jahr schon mal drin waren... - Irgendwie... - Mir wird komisch, wenn ich daran denke, wie knapp das damals war..." "Denk nicht mehr dran..." unterbrach Rogue Yuris Gedanken. "Ihr seid ja noch rechtzeitig hier gewesen. Und dafür bin ich dir und auch den anderen so unendlich dankbar." Dann überlegte die schwarzhaarige Amerikanerin kurz und während sie Yuri die Hand hinstreckte fragte sie: "Freunde?" Dankbar ergriff die Russin die ihr angebotene Hand. "Sehr gern Rogue, sehr gern!" "Ich kann jetzt durchaus verstehen, warum es dir hier so gut gefällt, Tala..." "Ja Bryan? - Weshalb denn?" "Die Landschaft hier ist irre schön, du hast hier Freunde, du hast hier Familie... - Ich... - Ich beneide dich darum... - Ganz ehrlich..." "Es ist nicht alles so schön, wie es aussieht, auch Amerika hat seine Schattenseiten... - Aber das gehört jetzt wirklich nicht hierher... - Los, steigt ein, wir fahren weiter..." meinte der Rothaarige bestimmt und ließ sich auf den Fahrersitz des Geländewagens fallen. Eine halbe Stunde später fuhr der schwarze Geländewagen die Straße zu Kais und Rays Haus entlang und stoppte schließlich vor einem riesigen Holzhaus. "Oh Mann... - Dieses Haus... - Der Wahnsinn..." stellte Yuri verblüfft fest. "Noch was, was mir beim letzten Besuch hier nicht aufgefallen ist..." Rogue lächelte. "Ich staune jedes Mal, wenn ich hier davorstehe... - Aber Kai kann sich's leisten..." "Über Geld redet man nicht, Rogue." tönte es aus Richtung des Gartentors, wo plötzlich Kai aufgetaucht war. "Seid mir gegrüßt, ihr zwei." rief er. "Hallo Kai!" antworteten die beiden Russen. "Gehen wir rein." schlug der Grauhaarige vor. "Ich glaube drin können wir uns besser unterhalten." "Wir freuen uns, dass ihr zwei kommen konntet. Schade ist nur, dass die anderen nicht mitgekommen sind." meinte Kai, als sich die sechs in die Wohnstube gesetzt hatten. "Elena wäre gern mitgekommen, aber sie hat eine Examensprüfung. Wenn sie die besteht, bekommt sie die Zulassung zur Hauptprüfung und wird dann in einem der Moskauer Krankenhäuser ihr Praktikum absolvieren." gab Yuri zurück. "Verstehe, das ist natürlich wichtiger. - Was machen den Spencer und Ian zur Zeit?" wollte Ray wissen. Bryan verzog das Gesicht. "Nicht viel... - Ian trainiert ein paar Kids in der Stadt, das scheint ihm Spaß zu machen, da blüht er richtig auf. Aber Spencer hängt den ganzen Tag echt nur in der Gegend rum. Der hat an wirklich nichts Interesse, das Team war wohl alles für ihn." "Kann sehr gut möglich sein..." murmelte Ray. "Und was machst du so?" wandte sich Tala erneut an Bryan. "Bryan studiert inzwischen auch. Seine Studienrichtung ist Luft- und Raumfahrttechnik." antwortete Yuri anstelle des jungen Mannes. "Ich selbst hab eine Kurzausbildung zur Informatikerin hinter mir und arbeite freiberuflich für eine Computerfirma. Meine Aufgabe ist da die Erstellung von Schutzprogrammen, die unberechtigten Zugang verhindern." "Ja, ein Computercrack warst du schon immer. - So wie es aussieht, habt ihr alle irgendwie eine Bestimmung gefunden, hm?" Yuri nickte. "Ja, haben wir. - Und wie ist das bei euch?" "Nun ja..." begann Rogue. "Kai ist mitten im Studium, eigentlich arbeitet er nebenbei schon für Tysons Vater indem er Werte und Daten aus den Ausgrabungen analysiert. Selbstverständlich ist er gleichzeitig auch derjenige, der einen Teil der Ausgrabungen finanziert. Ray leitet das Restaurant des BBA-Centers, Tala arbeitet seit einigen Wochen nun endlich fest angestellt als Trainer im Center und ich arbeite unten in der Stadtverwaltung." "Da habt ihr euch wohl alle einen Traum erfüllt, was? - Was ist mit den anderen?" fragte Bryan. Kai überlegte kurz und meinte dann: "Eddy und Steve sind noch im Studium zum Sportlehrer, sie haben zwar gleichzeitig mit Tala das Studium angefangen, aber mein hochintelligenter Bruder hat es doch tatsächlich geschafft, trotz seines zwischenzeitlichen Totalausfalls ein paar Semester zu überspringen. Die zwei absolvieren gerade ihr Praktikum an unserer alten Schule und leiten dort die Basketball- und die Footballgruppe. Emily lebt mit Max zusammen in Japan, die beiden arbeiten im Hobbyshop von Max' Vater. - Von den anderen weiß ich leider auch nichts. Außer, dass Akiko nach Frankreich zu Oliver gezogen ist... - Aber wir sehen sie ja übermorgen alle wieder. Dann könnt ihr sie selber fragen." "Ich weiß nicht..." murmelte Yuri. "Werden sie uns nicht... - ...hassen?" "Hassen? Wofür? Dafür, dass ihr mir das Leben gerettet habt?" war Talas prompte Rückfrage. "Na ja... - Für das, was wir früher getan haben..." gab Bryan zurück und sah dann etwas hilflos zu Ray hinüber. Der Chinese lächelte ihn an. "Ich weiß nicht, was du jetzt von mir willst... - Das Ganze ist 6 Jahre her und ich finde es ist Zeit, dass wir den Streit endlich begraben, was denkst du darüber, Bryan?" "Wenn... - Wenn es dir nichts ausmacht..." "Wenn es mir was ausmachen würde, hätte ich mit Sicherheit nicht vorgeschlagen, euer Team zu diesem Treffen einzuladen." antwortete Ray ruhig, als im selben Augenblick im Obergeschoss eine Tür aufging. "Papa?" tönte eine Kinderstimme. "Du gehst!" riefen Kai und Ray wie aus einem Mund, worauf Tala und Rogue grinsen mussten. "Ich gehe, bevor ihr euch wieder in eine endlose Diskussion über die Pflichten in diesem Haushalt verwickelt." gab Tala zurück und erhob sich von seinem Sessel. Er verschwand im Obergeschoss und kam wenige Augenblicke später mit einem blonden Mädchen auf dem Arm wieder ins Wohnzimmer zurück. Verwirrt blickte Bryan ihn an. "Du hast ein... - ...ein Kind???" Der Rothaarige lachte. "Ich nicht... - Die Kleine gehört zu den beiden Hausherren." gab er zurück und reichte die Kleine dann an Kai weiter. Dieser plazierte das fröhlich lachende Mädchen so auf seinem Schoß, dass sie Bryan und Yuri genau im Blick hatte. Neugierig sah sie die beiden Russen aus ihren dunkelblauen Augen an. "Wie süß..." flüsterte Yuri. "Von wem ist denn die Kleine? Und wer ist die Mutter?" "Also die Kleine heißt Sarah und ist jetzt drei Jahre alt, aber keiner von uns beiden ist ihr leiblicher Vater. Ihre Mutter ist meine Exchefin, die mir das Restaurant überschrieben hat, als sie gestorben ist. Seit dem kümmern wir uns um sie." erklärte Ray. "Zwei junge Männer und ein Kind... - Und das geht gut?" wollte Bryan wissen. "Nicht immer..." gab Ray zu. "Wenn Judy nicht wäre, wären wir beide längst verzweifelt..." fügte Kai hinzu, während sich der kleine Blondschopf an seine Brust kuschelte. "Was ich nicht verstehe..." begann Yuri zögerlich. "Ich meine, das ist vielleicht eine etwas indiskrete Frage, aber..." "Du willst sicher wissen, wieso wir in einem Haus leben und wieso wir das Kind gemeinsam groß ziehen, nicht wahr?" Yuri und Bryan beantworteten Rays Frage mit einem kurzen Nicken. "Na ja, das ist eigentlich ganz einfach..." begann der Chinese, nahm Kai in den Arm und dieser vollendete den Satz: "... weil wir ein Paar sind." Augenblicklich trat eine Totenstille in der Wohnstube ein. "Ihr seid ein Paar...?" fragte Yuri ungläubig nach ein paar Sekunden der Stille. "Wie... - Wie lange schon...?" wollte Bryan vorsichtig wissen. "Seit der Aktion in Russland vor sechs Jahren... - Genau genommen wären wir ohne den erneuten Versuch von Biovolt, Kai zu entführen, niemals zusammengekommen. Wir hätten es nie geschafft, einander zu gestehen, was wir füreinander empfinden." erklärte Ray. Kai nickte. "Ich bin wirklich froh darüber, dass auch ich es im Krankenhaus geschafft habe über meinen eigenen Schatten zu springen und ihm zu zeigen, was ich für ihn empfinde. - Obwohl er ja mit mir als erster Klartext geredet hat." "Seit dem Tag, an dem Kai endgültig vor Biovolt gerettet wurde, hat sich für so viele von uns das ganze Leben verändert." sagte Tala. "Ohne diese schicksalhaften Tage von vor 6 Jahren wäre heute wohl sehr vieles anders, als es jetzt ist. - Ich meine stellt euch das mal vor! Keiner von uns wäre jetzt hier..." "Dann würde ich euch alle immer noch nur im Fernsehen sehen können. Und wäre nicht mit dir zusammen..." stellte Rogue fest, worauf der Angesprochene sie lächelnd in den Arm nahm. "Da habt ihr wohl recht... - Aber sag mal Tala... - Ich habe nie richtig begreifen können, dass du und Kai Brüder seid..." "Wir haben verschiedene Mütter." begann Kai die Erklärung. "Unser Vater war erst mit Talas Mutter zusammen, bis er dann auf Drängen unseres Großvaters meine Mutter, eine Japanerin, geheiratet hat. Aber da war es schon zu spät, Schlimmeres zu verhindern und als Großvater dann herausbekam, dass ich einen Bruder habe, hat er ihn aus dem Dorf weg in die Abtei bringen lassen. Ich war damals auch gerade >eingeliefert< worden. Dort haben wir uns zum ersten Mal getroffen. Ich wusste damals noch nicht, wer er war." "Wir waren damals nie die besten Freunde, ganz davon abgesehen, dass ich nicht wusste, dass wir verwandt sind. Aber ich weiß noch ganz genau, dass ich es war, der Kai aus einer dummen Wette heraus dazu angestiftet hat, Black Dranzer zu nehmen. Ich hab gewusst, dass er den Blade gern gehabt hätte und so hab ich ihm geholfen, an das Ding ranzukommen. - Na ja, dass es so endet, hatte ich ja nicht wissen können und ich konnte damals froh sein, dass niemand wusste, dass gerade ich Kai zu diesem Blade verholfen hatte. Er verschwand, ich blieb und wir verloren uns aus den Augen. Wiedergesehen haben wir uns erst bei den World Championchips. Und dann hat Boris ihn gleich als neuen Teamleader eingesetzt. Er war wieder da und sogleich rutschte ich im Stellenwert ein ganzes Stück nach unten. Das ging mir auf den Geist und ich war froh, dass er dann endlich wieder zu seinen Bladebreakers zurückkehrte. - Und den Rest der Story kennt ihr." "Es folgten die Aktion am Baikalsee, Talas Flucht und schließlich landete er hier. Wir haben uns mächtig gezofft und so erfuhr er dann im Streit auch, dass wir Brüder sind und dass Großvater mir immer und immer wieder vorgehalten hat, dass Tala besser sei als ich. Er hat das nicht ganz verkraftet, ist daraufhin abgehauen und hat einen Unfall gehabt. Ich hab ihn dann glücklicherweise noch gefunden und zurück nach Hause tragen müssen... - Und seit dem Tag sind wir die besten Freunde." "Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass Kai und ich mal die besten Freunde sein und gemeinsam in Amerika leben würden, ich hätte ihn für total bekloppt erklärt." beendete Tala die Erzählung. "Und wenn mir einer erzählt hätte, dass ich überhaupt mal aus freien Stücken nach Amerika kommen würde, ich hätte ihm wohl gesagt, dass er sich jemanden anderes zum Veralbern suchen soll..." gab Bryan zurück. "Wenn nicht Kai sondern Boris die Biovolt geerbt hätte, dann wäre das Leben auch nicht so rosig für uns Bryan..." sagte Yuri ernst. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass es so etwas wie Selbstständigkeit für uns gäbe?" "Es bringt doch nichts, sich über Sachen zu unterhalten, die hätten passieren können. Wir leben im hier und jetzt und anders, als es ist, will ich es gar nicht haben." gab Kai zurück. Ray schüttelte lächelnd den Kopf. "Typisch du..." murmelte er und kuschelte sich an die Seite seines Freundes. "Nur eins wäre eine Katastrophe." stellte der Grauhaarige gleich darauf fest. "Wenn ich euch beide nicht mehr bei mir hätte." Der Chinese lächelte. "Da mach dir mal keine Sorgen. Mich und die Kleine wirst du nicht wieder los." Am Morgen des Tages, an dem das Treffen geplant war, verließen Yuri und Bryan recht zeitig das Haus. Kai hatte den beiden Russen, wie auch schon am Tag zuvor, eines seiner Motorräder geliehen, damit sie allein die Gegend erkunden konnten. So begannen Kai und Ray unter Mithilfe von Rogue und Tala mit den Vorbereitungen. Da sich die beiden letzteren noch um ein paar Einkäufe kümmerten und aus diesem Grund mit Rays Geländewagen wegfuhren, hatten die beiden Hausherren im Haus noch mehr als genug zu tun. Es waren Emily und Max, die, eine Stunde vor der vereinbarten Zeit ihren BBA-Mietwagen vor dem Haus stoppten. "Wir sind wesentlich zu früh. Wir hätten vorher noch in den Center fahren und Mum besuchen können." stellte Max fest, als er aus dem Wagen ausstieg. Emily lächelte den jungen Mann an. "Oh Max, du weißt doch, dass Judy heute auch zu unserer Party kommt. Du wirst deine Mutter also noch früh genug sehen." Der 21-jährige lächelte zurück. "Ich weiß schon, aber... - Egal, lass uns klingeln und den beiden erst mal Hallo sagen." "Gern!" Emily und Max waren nun schon seit fast 3 Jahren ein Paar. Bis auf Emilys Frisur, die jetzt aus einer Kombination aus langem Flechtzopf und einer kurzen Wuschelfrisur bestand und die Tatsache, dass Max jetzt einen frechen, etwa schulterlangen Pferdeschwanz im Nacken trug, hatte sich an ihnen nicht viel verändert. Sie waren lediglich erwachsener geworden. Die beiden lebten im Haus von Max Vater in Japan und waren seit etwas mehr als einem Jahr verlobt. "Schöne Wohngegend..." meinte Emily, nachdem sie auf den Klingelknopf gedrückt hatte. Max nickte zustimmend, als sich im selben Augenblick beinahe lautlos die Tür öffnete. "Äh..." Mehr brachte Emily nicht heraus, als sie denjenigen ansah, der da gerade die Tür geöffnet hatte. "Entschuldigen sie, Miss, wir haben uns wohl in der Tür geirrt..." meinte Max zu der Person, die mit einem Tuch um den Kopf vor ihnen stand. Ray grinste und zog sich das Tuch vom Kopf. "Ihr seid hier schon richtig, ich hab euch nur noch nicht so früh erwartet, sonst hättet ihr mich gar nicht in dem Aufzug gesehen... - Kommt doch erst mal rein!" schlug er vor und trat einen Schritt beiseite. "Danke..." gab Emily zurück und grinste verlegen. "Du und Hausputz?" wollte Max wissen. "Ja natürlich, einer muss sich schließlich darum kümmern, dass hier nicht alles drunter und drüber geht." meinte er, als im selben Augenblick wüste Geräusche hinter einer der vom Flur abgehenden, verschlossenen Türen zu den drei Freunden auf dem Flur drangen. "Was war denn das?" wollte Emily wissen und noch bevor Ray antworten konnte, fragte Max: "Sag mal wo ist eigentlich Kai?" Der Chinese verzog das Gesicht. "In der Küche..." "Aha..." meinte Emily. "Daher also die Geräusche..." Ray nickte. "Exakt... - Ich würde vorschlagen, dass ihr euch erst mal ins Wohnzimmer setzt. Ich geh mir derweil mal was anderes anziehen." schlug er vor und führte die beiden in den großen Raum. Dann verschwand er im Obergeschoss. Inzwischen sah sich Max ein wenig um. "Ganz schön großes Haus, was die beiden hier für sich allein haben..." murmelte er, während er vor der Vitrine stehen blieb, in der sich die Beyblades der beiden jungen Männer sowie einige Pokale von Einzelwettkämpfen befanden. Emily nickte und warf einen Blick in den Garten. "Sogar mit Pool... - Ray muss ja ganz schön Geld verdienen..." "Vergiss mal die Erbschaft nicht, die Kai gemacht hat. Selbst wenn er mit Tala zu gleichen Teilen geteilt hat... - Mum hat von einem zweistelligen Millionenbetrag gesprochen, den beide erhalten haben. - Glaub mir, weder Ray noch Kai müssten eigentlich arbeiten." "Ohne Arbeit wird das Leben langweilig. Es hat einfach keinen Sinn." mischte sich Ray ein, als er das Zimmer wieder betrat. Max lachte. "Ja, auf jeden Fall! - Wie steht es eigentlich mit Kais Studium?" "Er ist noch mittendrin und er hat Tysons Vater inzwischen eine neue Ausgrabung finanziert. - Schließlich profitiert seine Abschlussarbeit ja von dem, was Tysons Vater herausfindet. - Aber ich würde vorschlagen, wir sprechen das Thema nicht an, bis er selbst damit anfängt. Darauf reagiert er nämlich manchmal gereizt und ihr kennt ihn ja." Emily nickte. "Allerdings... - Aber..." begann sie, aber ein Geräusch, das verdächtig an Kindergeschrei erinnerte, tönte aus Richtung der Küche zu ihnen und unterbrach ihren Gedanken. "Sag mal, was veranstaltet denn Kai da in der Küche?" wollte Max wissen, als der Grauhaarige auch schon in der Tür auftauchte. Auch er bot, wie Ray schon vor ihm, einen etwas seltsamen Anblick: ganz davon abgesehen, dass er nur ein T-Shirt und eine zerschlitzte Jeans trug, war er über und über bekleckert; mit was, das konnten Emily und Max nicht deuten. Und zunächst waren die beiden für Kai auch total uninteressant. Seine rotbraunen Augen funkelten Ray an und er knurrte: "Ich finde es ist langsam an der Zeit, dass du deiner Tochter mal Manieren beibringst!" "Wieso meine Tochter?" fragte Ray leicht beleidigt. "Du warst schließlich auch damit einverstanden!" "Ja, nachdem du mir die Pistole förmlich auf die Brust gesetzt hast!" "Ach, sind wir jetzt mal wieder an dem Standpunkt angekommen?" "Sieht ganz so aus." brummte Kai. "Na fein! - Wenn das deine Ansicht ist..." gab Ray zurück und drehte sich leicht beleidigt zur Seite weg. Emily und Max beobachteten etwas irritiert den sich anbahnenden "Ehestreit" zwischen Kai und Ray, als im selben Moment ein kleines Mädchen mit blonden Haaren und verweinten blauen Augen in der Tür auftauchte. "Papa Kai!" weinte sie. Der Gerufene fuhr herum. "Oh je, mein kleiner Sonnenschein! Nicht weinen!" sagte er mit sanfter Stimme und nahm dann das Kind auf den Arm. "Papa ni Treit..." schluchzte sie. "Nein Sonnenschein, es ist alles in Ordnung..." beruhigte Kai das Kind während er ihr die Tränen aus den Augen wischte. Dann drückte er Ray das Mädchen in den Arm und sagte: "Hier, putz der Kleinen mal die Nase und beruhig sie, ich geh mich derweil duschen und umziehen." "Äh... - Klar..." gab Ray perplex zurück, als Kai sich auf der Treppe noch einmal umdrehte. "Ach Max, Emily... - Schön, dass ihr da seid... - Ich bin gleich zurück..." Damit verschwand er und Ray ließ sich mit dem Kind auf einem Sessel nieder. "Wie... - Woher... - Ihr... - Kind...?" stotterte Max, während er nicht wusste, ob er zuerst Kai nachsehen oder Ray und das Kind anblicken sollte. Ray lachte. "Nun ja, die Sache ist etwas... - ...kompliziert, könnte man sagen... - Emily, erinnerst du dich noch an die ehemalige Leiterin des BBA-Restaurants draußen im Center?" Als das Mädchen nickte, fuhr er fort: "Nun ja, sie ist vor einem halben Jahr gestorben. Und ich habe, wie ihr wisst, die Leitung des Restaurants übernommen. Kai und ich mussten im Gegenzug aber versprechen, dass wir uns um ihre Tochter Sarah kümmern. Und seit dem führen wir einen Haushalt zu dritt." "Wie süß die Kleine ist..." stellte Emily fest, während Sarah sie mit einem Finger im Mund beobachtete. Dass Ray sie eigentlich beruhigen sollte, interessierte sie überhaupt nicht. Die beiden Fremden auf dem Sofa waren wesentlich interessanter als einer ihrer Väter. Im selben Augenblick klingelte es an der Tür. Ray erhob sich von seinem Sessel und war schon in Richtung der Tür unterwegs, als er Emilys sehnsüchtigen Blick bemerkte. "Tust du mir einen Gefallen und passt auf sie auf, während ich zur Tür gehe?" Die junge Frau strahlte ihn an. "Gern! - Komm Sarah, komm zu Tante Emily und Onkel Max." rief sie und nahm Ray dann das Kind ab, damit dieser zur Tür gehen konnte. Kaum dass der Chinese die Haustür geöffnet hatte, fiel ihm Mariah auch schon um den Hals. "Ray! Wie schön dich zu sehen!" rief sie. "Mariah... - Ich freu mich auch wahnsinnig, dich zu sehen, aber du weißt, ich bin vergeben... - Wenn Kai das sieht..." Die junge Frau lächelte ihn an. "Da mach dir mal keine Sorgen..." sagte sie und hielt Ray ihre Hand vor die Augen. Am Ringfinger funkelte ein Goldring in den 5 Brilliantsplitter eingelassen waren. "Ich habe vor zwei Monaten geheiratet!" erklärte die Chinesin. "Meinen Glückwunsch! Und wer ist der Glückliche?" "Das rätst du nie!" gab sie zurück. "Dann sag's mir." forderte er noch einmal. "Du bist ja echt neugierig..." mischte sich Michael ins Gespräch ein. "Das Recht hab ich, sie ist schließlich schon seit Ewigkeiten eine Freundin von mir!" antwortete Ray, dann grinste er breit. "Ich habe doch gleich gewusst, dass eure Trennung nicht von Dauer ist, weil ihr nicht ohne einander könnt... - Passt mal auf, Emily und Max sind schon im Wohnzimmer, geht doch schon mal zu ihnen." "Gern, danke!" gab Mariah zurück und verschwand mit Michael im Haus. Es war Tyson, der aus dem Auto heraussprang und Ray, der inzwischen durch den Vorgarten bis auf die Straße gelaufen war, zur Begrüßung kräftig umarmte. "He Alter, ich freu mich wahnsinnig, dich wiederzusehen!" "Uff! Danke Tyson! Ich freu mich auch." gab Ray zurück und musterte den jungen Mann vor sich genau. Tyson war schlanker und gleichzeitig auch kräftiger geworden; er war zwar noch immer ein Stück kleiner als Ray aber von dem Pummelchen, dass er früher mal gewesen war, war nicht viel übrig geblieben. Ein paar Zentimeter seiner Haare und das Basekap waren verschwunden; nur seinen überschäumend fröhlichen Charakter hatte er behalten. "Was schaust du mich denn so an?" wollte Tyson wissen. Ray grinste. "Ich habe mir nur grade überlegt wie sehr du dich verändert hast seit wir uns das letzte Mal gesehen haben..." "Oh na ja..." begann Tyson. "Da steckt nicht zufällig was weibliches dahinter, oder?" "Doch..." "Echt jetzt?" "Ja." gab Tyson zurück. "Ich freu mich für dich, wirklich! Das hast du dir echt verdient." meinte Ray und warf dann einen Blick in Richtung des Autos. Tyson ging zur Beifahrertür, öffnete diese und ließ die dort sitzende junge Frau aussteigen. "Ray, darf ich vorstellen? - Jessica Böttcher." "Hi!" meinte der Chinese und streckte ihr seine Hand hin. "Hi, ich bin Jess!" sagte sie und ergriff die ihr dargebotene Hand. Ray musterte das Mädchen: schwarze lange Haare, die auf Höhe der Oberschenkel endeten, rote Korkenzieherlöckchen, die ihr Gesicht umrahmten und graublaue Augen. Sie trug eine kurze, ausgefranste Jeans, grauweiße Sandaletten mit leichten Absätzen sowie eine kurze, hellblaue Bluse, die unterhalb der Brust zusammengeknotet war und so den Bauch freiließ. Dort befand sich ein Bauchnabelpiercing mit blauem Stein und dazu kam ein silberner Stecker im rechten Ohr. "Sie kommt aus Deutschland." erklärte Tyson. "Ah ja..." gab Ray zurück und grinste. "Dein Opfer vom ersten Tag in Dresden, hm?" Und als er Tysons unintelligenten Blick bemerkte, meinte er: "Nun ja... - Soweit ich weiß, hast du dich doch schon am ersten Tag in Dresden mit einem Mädchen aus der Stadt gezofft." "Ja!" grinste Jessica. "Was lange währt wird endlich gut... - Willkommen bei unserer Chaotentruppe." "Danke, ich denk ich werde meinen Spaß schon haben." Ray lächelte und führte seinen Freund und die junge Frau ins Haus. Dort waren Mariah und Michael im Wohnzimmer inzwischen auf Emily, Max und Sarah getroffen. Natürlich war Mariah sofort der Ansicht, dass die Kleine das Kind von Emily und Max war und noch bevor Emily die Sachlage klären konnte, stürmte Tyson ins Zimmer, nahm Emily das Mädchen aus dem Arm und fragte: "Deins Max?" Der Blonde kam gar nicht mehr zu einer Gegenreaktion, aber Sarah reagierte. Sie konnte gar nicht verstehen, warum der komische Onkel sie von der netten Tante mit der Brille wegnahm und sie fing an, herzzerreißend zu weinen. Ray, der die Wohnstube nur wenige Sekunden später betrat, kam auch nicht mehr zu einer schadensbegrenzenden Maßnahme. Er hörte nur noch einen russischen Fluch aus dem Obergeschoss, dann tauchte Kai am oberen Treppenabsatz auf. "Kann man diese Chaoten nicht eine Minute aus den Augen lassen... - Es ist doch immer wieder das Gleiche! Da können noch so viele Jahre vergehen, die ändern sich nie!" knurrte er, während er die Treppe runterstapfte. Im selben Moment verstummte das Weinen aus dem Wohnzimmer. Jessica hatte sich als Retterin in der Not erwiesen und Tyson das Kind weggenommen. Jetzt stand sie vor ihm und hielt ihm einen Vortrag über das richtige Behandeln von Kindern. Sarah schien das sehr zu gefallen, jedenfalls lachte sie wieder und patschte der jungen Deutschen fröhlich auf den Wangen herum. Als sie jedoch dann Kai sah, wurde Jessica schlagartig wieder uninteressant. Das Mädchen streckte seine Arme nach dem Grauhaarigen aus, worauf er auf sie zu kam und sie in den Arm nahm. "Was für ein Durcheinander..." seufzte Ray. "Wessen Kind ist das jetzt eigentlich?" wollte Michael leicht verwirrt wissen. Kai blickte ihn an und sagte: "Meins!" "Was?" tönte es gleichzeitig von Tyson, Mariah und Michael. "Komisch... - Jetzt ist es auf einmal wieder dein Kind..." meinte Ray trocken an Kai gewandt. "Sicher, wieso auch nicht?" "Vergiss es..." grinste Ray, als es erneut an der Tür klingelte. Und während Ray versuchte, die Sache mit dem Kind noch einmal zu erklären, ging Kai die Tür öffnen. Es waren Robert, Jonny, Enrique, Oliver und Akiko, die vor der Tür standen. "Hey ihr! - Kommt rein, es sind schon ein paar von den Anderen da." "Und wir dachten, wir kommen als erste hier an." gab Robert zurück. "Die berühmte deutsche Pünktlichkeit hat uns schon jemand anderes demonstriert. Und zwar Jessica, Tysons Freundin, die sogar dafür gesorgt hat, dass er überpünktlich hier war." "Das Mädchen, dass das hinbekommt, muss ich kennen lernen!" war Enriques Kommentar. "Beherrsch dich!" zischte Akiko. "Ich mein ja nur..." nuschelte der Italiener. "Sag mal Kai... - Jobst du als Babysitter?" versuchte Jonny das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Kai grinste ihn an. "Nein. - Lasst euch das am besten von Ray erklären, der kann das besser." meinte er, während er die Majestics in die Wohnstube führte. Da es im selben Moment wieder klingelte, reichte er das Kind an Ray weiter und begab sich erneut zur Tür. Diesmal waren es die White Tigers zusammen mit den restlichen All-Starz und mit einer einladenden Geste ließ Kai die Freunde ins Haus. "Wer fehlt jetzt eigentlich noch? fragte Tyson, nachdem es sich alle im Wohnzimmer bequem gemacht hatten. "Tala und Rogue sind noch was besorgen, die müssten jede Minute wieder hier auftauchen und ansonsten fehlen nur der Chef und Judy." erklärte Kai. "Komisch..." begann Max. "Normalerweise ist doch immer Tyson der, der als letzter zu irgendwelchen Treffen auftaucht." "Echt komisch Max, aber das wird nicht mehr passieren, jetzt hab ich ja Jess!" "Na Gott sei dank..." gab Kai zurück, als sich draußen die Tür öffnete. "Wir sind wieder da!" tönte Talas Stimme aus dem Flur. "Wir haben Besuch mitgebracht!" "Hallo Leute!" rief Kenny und betrat das Wohnzimmer. "Sag mal Chef wo hast du denn deine Brille gelassen?" wollte Tyson, statt einer Begrüßung wissen. "Die brauch ich nicht mehr. Ich hab jetzt Kontaktlinsen." "Er sieht mit Kontaktlinsen deutlich süßer aus." meinte Emily zustimmend und kassierte dafür einen leichten Rippenstoß von Max.. Ray bedachte Kenny mit einem kritischen Blick. "Stimmt..." stellte er schließlich fest, was ihm einen ungläubigen Blick von Kai eintrug. "Was schaust du mich denn so an? - Es stimmt doch, oder?" "Hey..." knurrte der Grauhaarige und schenkte seinem Freund einen undefinierbaren Blick. "Das hätte ich, glaube ich, nicht sagen sollen..." kicherte Ray und floh im nächsten Augenblick lachend und dicht gefolgt von Kai die Treppe hinauf. Gleich darauf klappte eine Tür, dann trat erst einmal Stille ein. "Die zwei sind lustig." stellte Jessica fest, als von oben gedämpftes Lachen aus einem der Zimmer herunter drang. "Was soll denn das werden?" ertönte Rays Stimme. "Lass das!" kicherte der Chinese wieder. "Oh Kai! Nicht jetzt! Wir haben Gäste! - Kai! Hör auf, das kitzelt!" Unten im Wohnzimmer war unterdessen absolute Ruhe eingetreten. Tala, der sich um Sarah kümmerte, blickte amüsiert und wissend zugleich von einem zum anderen. "Mich würde ja wirklich mal interessieren, was die beiden da oben machen." begann Tyson schließlich. Oliver drehte sich zu ihm um und fragte: "Kannst du dir das nicht denken?" "Nein..." "Oh Mann Tyson, sag mal stehst du auf der Leitung?" begann Rogue kopfschüttelnd. "Denk doch mal nach! - Die beiden leben zusammen in einem Haus und sie ziehen gemeinsam ein Kind groß! Klingelt's da nicht bei dir?" "Die zwei sind ein Paar, richtig?" fragte Jessica noch bevor Tyson reagieren konnte. Jonny nickte. "Korrekt!" In diesem Augenblick fiel Tyson die Kinnlade auf die Brust. "Waaaaaaaaaaaaas?" war alles, was er noch herausbekam. "Merkst du das jetzt erst?" wollte Robert wissen. "Das geht nun schon seit 6 Jahren so und der Kerl merkt es einfach nicht!" prustete Michael. "Einen Applaus für Tyson!" brachte Kevin mühsam hervor. "Ja, für unseren Blitzmerker!" grinste Jonny. "Ihr dürft ihm das nicht übel nehmen." mischte sich Jessica ein. "Bei Tyson dauert es immer ein bisschen länger. - Und wenn es sechs Jahre sind..." fügte sie trocken hinzu. Sie lächelte ihn besänftigend an, als sie seinen Blick bemerkte. "Aber ich hab meinen Tyson deshalb nicht weniger lieb." meinte sie und umarmte ihren Freund. "Es sieht ja fast so aus, als hätten es jetzt endlich alle mitbekommen..." meinte Josie. "Und es hat ganze 6 Jahre gedauert... - Ich hätte ja viel erwartet, aber das nicht. So offensichtlich, wie das mehr als nur einmal war..." "Oh na ja..." begann Jonny, als die Haustür geöffnet wurde. Neugierig geworden verließ der Schotte das Wohnzimmer, betrat den Vorraum und stand plötzlich Bryan und Yuri gegenüber. Es dauerte einen kurzen Moment, bis Jonny die beiden vor sich erkannt hatte. In Zivilklamotten hatte er noch keinen der Demolition-Boys gesehen. Zuerst wusste er nicht, was er sagen sollte und auch den beiden Russen hatte es schlicht und ergreifend die Sprache verschlagen. "Was macht ihr zwei denn hier?" brachte der Schotte schließlich hervor. "Wir... - Also... - Kai hat uns hierher eingeladen." erklärte Yuri leise, während sie mit der linken Hand den Rucksack umklammerte und mit der rechten nervös an ihrem dunkelgrünen Oberteil zupfte. Jonny schüttelte den Kopf. "Der kommt auf Gedanken..." murmelte er und sehr zur Überraschung der beiden Russen lächelte er sie an. "Aber die Idee gefällt mir, ich hatte schließlich noch gar keine Gelegenheit, mich bei euch zu bedanken..." "Bedanken? Wofür?" "Tu nicht so als wüsstest du von nichts, Bryan. Immerhin hätten wir ohne euch unseren 5. Spieler verloren. Und gerade du solltest das wissen. Schließlich warst du es, der ihm sein Blut gespendet hat." "Na ja... - Ich... - Ich konnte doch nicht zulassen, dass... - ...dass er einfach so am hohen Blutverlust stirbt, nachdem Elena diesen verteufelten Chip endlich entfernt hatte... - Vor allem nicht, nachdem wir extra hierher nach Amerika gekommen waren um ihm zu helfen." "Vernünftiger Zug von dir... - Besser gesagt von euch allen. - Wollt ihr nicht mit ins Wohnzimmer kommen?" "Also... - Wir..." begann Yuri, als im selben Augenblick Tala hinter Jonny auftauchte und Kai und Ray sich endlich dazu bequemten, das Obergeschoss wieder zu verlassen. "Keine Widerrede ihr zwei!" sagten Tala und Kai gleichzeitig. Bryan seufzte. "Man merkt mittlerweile sofort, dass ihr zwei Brüder seid..." meinte er kopfschüttelnd. "So sollte es auch sein." grinste Ray. Dann ging er an Yuri vorbei, griff nach ihrer Hand und zog sie, ohne auf großartige Proteste zu achten, an Tala und Jonny vorbei ins Wohnzimmer. Augenblicklich verstummten sämtliche Gespräche und Yuri wurde schlagartig rot wie eine Tomate, während sie den Kopf senkte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, Mittelpunkt des Interesses spielen zu müssen. "Willst du uns deine Freundin nicht vorstellen, Ray?" wollte Lee wissen. "Das braucht er, denke ich, nicht..." murmelte Josie. "Wieso?" fragte Kevin, als Enrique auch schon bei Yuri war und vor ihr niederkniete. "Oh Bella mia, schönste aller Frauen..." begann der Italiener, wurde aber von einem Prusten und gleich darauf folgendem Gelächter unterbrochen. Kai, Tala und Jonny standen in der Tür und lachten, während sich Ray nur mit Mühe das Lachen verbeißen konnte. "Der wird auch nicht schlauer, was?" wollte Jessica wissen. "Nein." stellte Jonny trocken fest. "Der würde jede anbaggern und hinterher enttäuscht feststellen, dass die Lady ja schon vergeben ist." "Trotzdem unbestreitbar eine hübsche junge Frau..." musste Robert zugeben. "Aber vergeben und zwar an ihn hier." wiederholte Jonny und schob Bryan unter Mithilfe von Kai und unter Einsatz von sanfter Gewalt vor sich. "Zumindest nehme ich das an..." fügte er hinzu, worauf Bryan nickte. "Oh, ein paar Neue in der Runde. - Darf man auch noch fragen, wer die beiden sind?" schaltete sich Max ins Gespräch ein. "Man darf..." begann Yuri zögerlich. "Seid ihr denn alle blind, sagt mal?" wollte Michael wissen. "Man sieht doch sofort, wer das ist!" "Dann sag du es uns!" forderte Kevin. Der Teamleader der All-Starz blickte den Chinesen gewinnend an und meinte dann: "Ihr zwei habt vor einem Jahr zusammen mit den restlichen drei Mitgliedern eures Teams Talas Leben gerettet, nicht wahr? - Yuri und Bryan, wenn ich mich nicht sehr irren sollte." Zaghaftes Nicken seitens Yuri war die Antwort. Michael grinste breit. "Ich wusste es doch! - Aber nun steht doch da nicht rum wie angewachsen! - Los kommt her, wir haben noch niemanden gebissen!" Ohne auf weitere Proteste zu achten wurden die beiden Russen im großen Wohnzimmer auf die Couch verfrachtet. "Hey Kai!" begann Robert, nachdem endlich alle versammelt zu sein schienen. "Wo genau geht unser Überraschungsurlaub denn nun hin?" Der Grauhaarige grinste. "Dahin, wo alles anfing... - Nach Russland... - An den Baikalsee..." Kapitel 15: Heiß geliebtes Russland ----------------------------------- Immer wieder Sonntag... - Zumindest fast immer... Dazu gibt es, glauben wir, nicht mehr viel zu sagen! Also dann viel Spass!!! Lillie und Venka ___________________________________________________ ,Wieder hier.... - Für drei Wochen...' dachte Ray als das Flugzeug in Russland landete. Er hatte sich so gut er konnte gegen diesen Urlaub gewehrt. Am liebsten wäre er krank zu Hause geblieben, doch als Kai ihm sagte wie er sich auf den gemeinsamen Urlaub freute, wollte Ray kein Spielverderber sein. Aber warum, um alles in der Welt, hatte es unbedingt Russland sein müssen! Der Chinese seufzte. "Geht's dir gut?" fragend sah Kai seinen Geliebten von der Seite an. Doch ein von Ray gebrummtes "Mh..." konnte den Russen nicht so ganz überzeugen. Kai fiel auch auf, dass sich der Chinese nicht an den ausgelassenen Späßen der anderen beteiligte. Er war den ganzen Flug über sehr ruhig gewesen, hatte die meiste Zeit geschlafen oder gelesen. "Ist wirklich nichts?" harkte Kai deshalb nach. "Ist schon alles in Ordnung." jetzt sah Ray den Grauhaarigen leicht lächelnd an, um alle Zweifel in ihm zu beseitigen. Denn eines wollte Ray nicht. Kai sollte niemals die Wahrheit erfahren über das, was in den Katakomben unter der Kathedrale vor nun gut sechs Jahren geschehen war. Er wusste, dass Kai sich das niemals verzeihen könnte, also hatte er beschlossen einfach zu schweigen und selbst auf Kais Fragen und Bitten diese Vergangenheit betreffend, hatte der Chinese immer einen Ausweg gewusst. Ray dachte auch daran, dass er seit damals nur noch einmal russischen Boden berührt hatte. Als Kais Großvater gestorben war. Seither hatte er Kai immer täuschen und vertrösten können, wenn dieser mit ihm gemeinsam in sein Heimatland fliegen wollte... Ganz mechanisch und noch völlig in Gedanken versunken schnappte sich der Chinese seine Sachen und verließ mit den anderen die Maschine. "Papa! Papa!" eine frohe helle Kinderstimme riss Ray schließlich aus seinen Gedanken. "Was ist denn, Bienchen?" fragte er das Kind. "Sieh mal!" voller Ungeduld zupfte Sarah an Rays Ärmel und deutete aufgeregt mit dem Finger aus dem Flughafengebäude auf die Straße. Alles war weiß und am Rand der Straße häufte sich der Schnee so hoch, dass man kaum noch die Menschen auf dem gegenüberliegenden Fußweg sehen konnte. "Soooooo viel Snee!" rief Sarah begeistert. Natürlich hatten sie zu Hause auch Schnee, aber in solchen Massen, war dies dem Kind völlig fremd. "Da staunst du, Kleines!" lachend tätschelte Akiko Sarah den Kopf. "Hey, da sind ja Yuri und Bryan!" rief Emily plötzlich. "Hallo und willkommen in Russland!" begrüßte Yuri die große Gruppe. "Schön, dass ihr da seid!" schloss sich Bryan an. "Hallo!" tönte es darauf von allen Seiten und ein herzliches Händeschütteln begann. "Ja, es ist wirklich schön hier!" sagte Jessica träumerisch nach draußen in den Schnee blickend. "Zum Träumen hast du später noch genug Zeit!" sagte Robert , was in seiner Art eher mürrisch als lustig klang. "Hey, wie redest du denn mit meiner Freundin!" mischte sich Tyson auch sogleich mit gespielter Strenge ein. "Oh, der Herr Anwalt übt schon mal die Verteidigung!" kicherte Max. "Er versucht es zumindest!" kommentierte Emily lächelnd. "Ja, ja. Macht euch nur lustig über mich! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!" beleidigt drehte sich Tyson weg. Doch sein theatralischer Versuch scheiterte, da er den Koffer zu seinen Füßen nicht beachtete und über ihn stolperte, wofür er ein herzliches Lachen von den Umstehenden erntete. Jessica ergriff nun die Initiative und kam ihrem Freund zu Hilfe. "Ihr solltet Tyson nicht so viel ärgern. Einen Anwalt kann man manchmal schneller brauchen als einem lieb ist." mit diesen Worten bot sie dem jungen Mann ihre Hand und half ihm beim Aufstehen. "Danke Schatz." Tyson ließ den Worten ein Küsschen auf ihre Wange folgen. Dann begann er sich den Staub von den Sachen zu klopfen. Während dessen war die Begrüßung zwischen den Freunden weiter gegangen. "Kommt der Rest von Euch eigentlich auch noch?" wollte Jonny wissen als er Yuri begrüßte. "Elena muss lernen, aber sie hat versprochen in der dritten Woche nachzukommen..." begann die junge Frau die Beantwortung. "Ian und Spencer konnten wir aber überreden. Sie wollten draußen bei den Wagen warten." schloss Bryan die Erklärung. "Worauf warten wir dann noch?" Tyson klopfte sich den Rest Staub von den Sachen und schnappte sich dann seine Koffer. "Nur noch auf dich Tyson!" rief ihm Jessica zu. Lächelnd stand sie an einer Tür, durch die die anderen gerade nach draußen gingen. Auch auf dem Weg zum Herrenhaus, dass seit Voltairs Tod Kai gehörte, kam Sarah nicht aus dem Staunen heraus. Die so anders gekleideten Menschen und die Schneeberge brachten sie immer wieder in neue kindliche Aufregung. Kai sah ihr belustigt zu wie sie immer wieder neue Kleinigkeiten entdeckte und auch um Rays Mundwinkel spielte ein glückliches Lächeln. Das Kind ließ ihn für einen Augenblick vergessen, wo er war. Doch diese Zeit war leider nur von kurzer Dauer, denn keine zwei Stunden später standen sie bereits vor ihrem Ziel. Herr Ljubow war so nett gewesen und hatte sich angeboten alles für die Ankunft im Herrenhaus vorzubereiten, so dass nun die Zimmer alle hergerichtet und geheizt waren. Es war ein sehr herzliches Wiedersehen und bis spät in die Nacht saßen alle zusammen und es wurde viel geplaudert und gelacht, in alten Zeiten gekramt und so mancher Schwank erzählt. Nur Ray stimmte nicht mit ein. Er hörte zwar aufmerksam zu und musste hier und da mal lächeln, aber er hielt sich aus allem raus. Als dann die Erinnerungen in den besagten November zurückgingen und Black Dranzer erwähnt wurde, meinte er, dass es Zeit wäre Sarah ins Bett zu bringen und verabschiedete sich für den Abend. Als Kai zwei Stunden später in ihr gemeinsames Zimmer kam, hatte Ray bereits alle Koffer ausgepackt und lag lesend auf dem Bett. "Warum bist du denn nicht wieder runter gekommen?" wollte Kai wissen. "Sarah wollte nicht alleine bleiben!" gab er als Ausrede vor. "Verständlich! Es ist schließlich das erste Mal, dass sie in einem fremden Land ist und in einem so großem Haus..." meinte Kai. Ray atmete auf. Kai hatte also nichts bemerkt. Doch der Russe hatte seinen Geliebten ganz genau beobachtet. "Oder war es vielleicht das Thema?" stichelte er und wie nebenbei fuhr er fort. "Du hast mir übrigens nie erzählt, was da unten eigentlich passiert ist." "Doch habe ich..." erwiderte Ray leise, drehte sich mit dem Rücken zu ihm und tat so als ob er sich wieder in das Buch vertieft hatte. "Nein, hast du nicht!" widersprach Kai. "Doch.." murmelte Ray abwesend. "Und warum wusste ich dann gerade unten keine Antwort als ich gefragt wurde?" Kai blieb hartnäckig. "Weiß nicht..." brummelte Ray leicht verärgert über die permanente Störung. Er hatte den Satz nun zum vierten Mal gelesen und immer noch nicht verstanden. "Ray?" Kai kam auf ihn zu, nahm ihm nun das Buch aus der Hand und drehte ihn auf den Rücken. "Kann es sein, dass du mir ausweichst?" "Nein!" entgegnete der Chinese verärgert. "Ich möchte nur mein Buch weiter lesen!" er versuchte sich hinzusetzen, doch Kai hielt ihn fest. "Warum kannst du mir nicht einfach auf meine Fragen antworten?" verständnislos blickte er Ray an. Doch der Chinese kam nicht mehr zum antworten. Sarah, die ihr Bett in einem kleinen Raum neben Kais und Rays Zimmer stehen hatte, erschien in der Tür. "Papa!" murmelte sie. Ray drehte erschrocken den Kopf zu Tür. "Ich dachte du schläfst schon lange!" Er entwand sich Kais Griff und stand auf. "Ich kann nich slafen!" antwortete sie und rieb sich die Augen. "Möchtest du vielleicht heute bei uns schlafen?" fragte Ray und seine Hoffnung wurde erfüllt. Sarah kam die restlichen Schritte, die sie noch trennten, augenblicklich auf ihn zugelaufen und kuschelte sich an ihn. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich über Rays Gesicht aus. Nun hatte er eine weitere Nacht, in der er Kai nichts zu sagen brauchte, denn vor dem Kind würde er es nicht wagen ihn noch einmal auf die Vergangenheit hin anzusprechen. Und morgen würde ihm auch was einfallen... Doch Ray brauchte in der folgenden Woche keine Ausreden. Kai kam nicht wieder auf dieses Thema zu sprechen, worüber der Chinese sehr froh war. Die Freunde waren die Tage über sehr ausgelassen und fröhlich. Man unternahm lange Fahrten mit den Schneemobilen, sie machten viele Schneeballschlachten, bis alle völlig durchnäßt waren, und ausgedehnte Langlaufausflüge. Rogues Vorschlag reiten zu gehen stieß auf allgemeine Belustigung, vor allem bei den Demolition Boys, die sich noch gut an Talas Flucht zu Pferd erinnern konnten. Allmählich begann auch Ray den Urlaub zu genießen. Er verdrängte die ungewollten Erinnerungen, wann immer sie in ihm aufsteigen wollten, und beteiligte sich sogar hin und wieder an den Vergnügungen. Natürlich ließ er dabei Sarah nie aus den Augen, die kräftig mitmischte und immer und überall dabei sein wollte. Nur in den Abendstunden, wenn es dunkel und kalt wurde, verfiel Ray in eine üble Stimmung und war sehr leicht reizbar. Kai erkannte schnell, dass er seinen Geliebten in dieser Zeit besser sich selbst und seinen Launen überließ, auch wenn ihm das nicht sonderlich gefiel. Zu all den täglichen Aktivitäten, ob ernstere oder spaßige, mussten noch drei Geburtstage arrangiert werden. In den drei Wochen des Urlaubs hatten schließlich Eddi, Rogue und Kenny ihren großen Tag. Auf Judys Vorschlag hin beschlossen sie einfach eine große Party am Ende dieser drei Wochen zu veranstalten, die dann gleichzeitig den Abschluss des Urlaubs bilden sollte. Die erste Urlaubswoche neigte sich dem Ende als sich ein weiteres Mal Herr Ljubow als Gast anmeldete. Josie und Alex freute dieser Besuch sehr, denn seitdem sie beide in den besten Mannschaften mitspielten, waren sie nicht sehr häufig zu Hause gewesen. Auch Herr Ljubow freute sich, dass seine Kinder mal wieder in der Nähe waren und nutzte die Gelegenheit sie zu sehen fast täglich. An diesem Abend saßen die Freunde vor dem Abendessen noch gemeinsam im Kaminzimmer, wo das Feuer munter im Kamin knisterte. "Ich wünsche einen angenehmen Abend." kam der Mann gut gelaunt in den gemütlich eingerichtete Raum. "Hallo Papa!" freudig strahlend begrüßten Josie und Alex ihren Vater. "Na ihr Beiden!" lächelnd umarmte er seine Tochter zum Gruß und wuschelte Alex durch die Haare. "Papa! Lass das!" beschwerte sich der Junge sofort. "Guten Abend, Herr Ljubow." Judy war aufgestanden und bot dem Mann nun ihre Hand zum Gruß. "Guten Abend, Mrs. Tade." sagte er ihr die Hand schüttelnd. "Was treibt sie denn heute her?" fragte Michael neugierig. "Ich wollte fragen, ob ihr nicht Lust habt diesen Sonntag mit in die Kathedrale zum Gottesdienst zu kommen!" beantwortete er die Frage, worauf sehr verschiedene Reaktionen folgten. "Das finde ich eine tolle Idee!" riefen Josie und Alex sofort begeistert. Auch Judy, Rogue, Akiko und Jessica stimmten diesem Vorschlag freudig zu. Lee, Kevin, Gary und Mariah waren hingegen etwas zögerlich. Sie hatten keinerlei Beziehung zu dieser Art von Veranstaltungen, versprachen aber dennoch sich darauf einzulassen. In Bryan, Ian, Spencer und Tala stiegen eher gemischte Gefühle auf. Einerseits freuten sie sich diesen Bau mal wieder betreten zu können, er war schließlich ein Teil ihrer Kindheit. Aber es lag auch ein gewaltiger Schatten auf dieser Freude. Als Tala jedoch die Freude über die Einladung in Rogues Augen sah, stimmte er zu, was auch letzten Endes die anderen Drei überzeugte. Kai hielt sich raus. Auch in ihm kämpften Freude und Schatten um die Vorherrschaft, was er mit aller Macht zu verbergen versuchte. Der Einzige, der wirklich abgeneigt war diesem Gebäude auch nur einen Schritt zu Nahe zu kommen, geschweige denn es zu betreten, war Ray. Herr Ljubow hatte nur das Wort Kathedrale erwähnt als sich sein Gesichtsausdruck verhärtete. Er verabscheute dieses Gebäude mit seinen unterirdischen Gängen und Räumen zutiefst. Den anderen war es im Prinzip egal. Sie ließen sich aber von der Freude der anderen anstecken und schon bald war es beschlossene Sache. Herr Ljubow freute sich über die Zusage ebenso wie über die darauffolgende Einladung zum Abendbrot. Er genoss jede einzelne Minute, die er in der Nähe seiner Kinder verbringen konnte. Kai war den weiteren Abend so mit sich und seinem inneren Kampf beschäftigt, dass ihm Rays so plötzlich verändertes Wesen nicht weiter auffiel. Es wunderte ihn auch nicht, dass sich der Chinese einmal mehr in dieser Woche zeitig zurück zog und wieder Sarah als Grund vorgab. "Sie braucht Essen und heute Abend soll sie baden..." murmelte er eine leise Entschuldigung als er sich mit dem Kind entfernte. Ray und Sarah aßen gemeinsam, denn der Chinese hatte nicht vor, sich später beim Abendessen oder danach noch einmal blicken zu lassen. Wie immer murrte Sarah rum, da sie lieber bei den Großen war, wo es ihrer Meinung nach viel lustiger zuging. Doch Ray schaffte es sie zu überzeugen und lockte sie mit einer vollen Badewanne und einer Geschichte. Sarah war damit zufrieden und so planschte sie wenig später ausgelassen in der Wanne. Ray saß mit finsterer Miene daneben. Die Aussicht, dass sie diesen Sonntag in die Kathedrale gehen würden, zeichnete viele Falten in sein Gesicht. Nur wenn sein Blick auf das spielende Kind fiel oder sie ihn freudig rief um ihm etwas zu zeigen, wurden seine Züge mild und freundlich. "Soll ich dich schnell waschen, dann kannst du noch etwas weiter spielen." schlug er ihr vor, worauf Sarah nickte. Ray hatte sie gerade von oben bis unten eingeseift als ihr kindlicher Übermut mit ihr durchging. Mit einem kräftigen Jauchzer schlang sie ganz plötzlich ihre Arme um den Papa. "Hey, was soll das denn?" rief Ray überrascht. "Hab dich soooooooooooooo lieb!" meinte das Kind und zur Unterstützung ihrer Worte breitete sie ihre Arme weit aus. "Das freut mich, Bienchen. Ich hab dich auch sehr lieb." sagte der Chinese glücklich und wuselte ihr dabei durch die nassen Haare. "Aber jetzt muss ich mir was anderes anziehen gehen. Die Sachen sind ganz nass und voller Seife..." schmunzelnd verließ er das Bad und überlies Sarah wieder ihrem Spiel. Nach zwei Gute - Nacht - Geschichten sowie unzähligen Küsschen geben und Gute - Nacht - Sagen schlief das Kind friedlich in seinem Bett. Nun hatte Ray genügend Zeit sich zu entspannen. Während er sich die Wanne voll heißes Wasser laufen ließ, beseitigte er Sarahs Überschwemmung auf den Fliesen. Anschließend zog er sich aus und begab sich in das wohltuende Nass. Entspannend legte er den Kopf zurück und schloss die Augen. Die Bilder, die augenblicklich in ihm aufstiegen, versuchte er so gut er es konnte zu verdrängen, was ihm schließlich auch einigermaßen gelang. Erst als er mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet vor dem Spiegel stand und sein Blick auf die Narbe unterhalb der Rippen fiel, konnte er die Bilder nicht mehr zurück halten. Grausam und ohne jede Vorwarnung prasselten sie auf ihn nieder. ,Luft!' dachte er schwer atmend. ,Ich brauche Luft!' Wie mit Blei gefüllt fühlten sich seine Füße an als er zum Fenster taumelte und es aufriss. Frische, kalte Luft schlug ihm entgegen und ließ ihn zittern. Die Kälte fühlte sich an wie tausend Nadelstiche auf der Haut, doch Ray war unfähig auch nur eine Bewegung auszuführen. Die Bilder packten ihn immer wieder von Neuem, allen voran Kais Gesicht, das ihn mit falscher Zärtlichkeit anlächelte... "Bist du wahnsinnig? Willst du krank werden?" Kais Stimme riss Ray endlich aus seiner Starre. "Es war so stickig hier." redete sich der Chinese matt raus. Zitternd versuchte er das Fenster wieder zu schließen, doch seine Hände fühlten sich taub an und gehorchten ihrem eigenen Willen nur nicht dem seinen. Kai kam ihm zu Hilfe. Sanft schob er die Hände seines Geliebten beiseite und verriegelte das Fenster. "Kannst du mir sagen, was eigentlich mit dir los ist?" bittend sah er Ray in die Augen und zuckte innerlich zusammen. Das freundliche und zärtliche Leuchten, dass er so liebte, war erloschen. Selbst als sie die Anfangsprobleme mit Sarah gehabt hatten und es Ray so schlecht ging, hatte er niemals so leere und ausdruckslose Augen gehabt wie jetzt. "Nichts..." stammelte der Chinese und drehte sich weg. "Es ist gar nichts." "Ray..." flüsterte Kai und hielt ihn fest. "Was ist vor sechs Jahren da Unten passiert!" Doch auch diesmal erhielt Kai keine Antwort auf seine Frage. Kapitel 16: Verteufelte Erinnerungen ------------------------------------ Wieder Sonntag und ein neues Kapitel erwartet euch! Viel Spass!!! Lillie und Venka ________________________________________________________________________ Am Sonntag saßen die Freunde alle gemeinsam in den Kirchenbänken und lauschten den Worten und Gesängen. Für die Meisten von ihnen war es ein völlig neues Erlebnis und sie waren ihm gespannt entgegen getreten. Ian, Spencer, Bryan und Tala sangen hier und da einen Vers mit oder sprachen ein paar Worte gemeinsam mit der Gemeinde, aber in Gedanken waren sie um sechs Jahre zurück versetzt. Damals hatten sie diesen prächtigen Bau zum letzten Mal betreten, denn auch Ian und Spencer hatten es vermieden hier her zu kommen. Ebenfalls in Gedanken versunken waren Kai und Ray. ,Das einzig Positive ist, dass wir hier vor sechs Jahren zusammen gekommen sind...' dachte Ray und zwischen dem düsteren Ausdruck in seinem Gesicht huschte ein Lächeln über seine Mundwinkel. "Ich musste auch gerade daran denken." flüsterte Kai seinem Geliebten zu und legte seine Hand auf die des Chinesen. Er hatte ihn genau beobachtet und das flüchtige Lächeln war ihm nicht entgangen. Ray blickte ihn überrascht an und begann dann zu lächeln als er in das Gesicht des jungen Mannes sah, den er über alle Maßen liebte. Hand in Hand verbrachten sie den Rest des Gottesdienstes, jeder wieder in seiner Gedankenwelt versunken. Nachdem der Gottesdienst zu Ende war, kam Sarah aufgeregt auf ihre beiden Papas zugelaufen, die inmitten der Freunde standen, die über das eben Erlebte plauderten. Sie war die Zeit über bei Judy geblieben und hatte sie mit Fragen gelöchert. Geduldig hatte die blonde Frau dem Kind Auskunft gegeben. Nun musste Sarah ihr neu erworbenes Wissen unbedingt erzählen. "Ich weiß was!" selbstbewusst blickte sie Kai an, der sie an seine freie Hand nahm.. "Was denn, Sonnenschein?" interessiert wandte er sich dem Kind zu. "Hier sind Katznbombm!" sagte sie im vollen Ernst. "Was sind hier?" Kai sah sie ungläubig an. "Katzenbomben!" wiederholte sie deutlicher. "Was sind denn Katzenbomben?" Kai konnte sich nicht erklären, was Sarah ihm versuchte zu erzählen. "Na, hier drunter!" zu ihrer Erklärung deutete sie unmissverständlich auf den Boden. Bevor Kai etwas darauf erwidern konnte, brach Ray in schallendes Gelächter aus. Sofort lenkte er die Aufmerksamkeit der Freunde auf sich. Es war schließlich das erste Mal, seit sie hier waren, dass Ray so herzhaft lachte. "Ach so, du meinst die Katakomben unter der Kathedrale." sagte er grinsend zu dem Kind. Doch im selben Moment wurde ihm klar, worüber er gelacht hatte und schlagartig verfinsterte sich seine Miene wieder. "Sag ich doch! Katzenbomben!" meinte Sarah mit ihrer kindlichen Überzeugung das Richtige Wort gebraucht zu haben. "Sie heißen Katakomben." verbesserte Tyson nun das Kind, wobei er das Wort stark gedehnt und betont aussprach. "Hier gibt es Katakomben?" fragte Jessica neugierig. "Ja." bestätigte ihr Tala und als er ihr Interesse sah, fuhr er fort: "Unter vielen alten Gebäuden gibt es unterirdische Gruften und diese hier sind sogar recht gut erhalten." "Ehrlich?" mischte sich jetzt auch Akiko ein. "Können wir die uns vielleicht mal ansehen?" "Au ja, das wär' super!" fand die Idee auch bei Rogue ihre Zustimmung. "Ich weiß nicht, ob sie noch zugänglich sind. Vielleicht sollten wir das besser verschieben." sagte Kai. Er hatte bemerkt, dass Rays Miene bei dem Interesse für die unterirdischen Räume noch düsterer wurde. "Will sehen! Bitte, bitte!" begann Sarah zu betteln. "Vielleicht später!" versuchte Kai sie umzustimmen. "Das muss gut geplant werden, denn es ist ein großes Labyrinth und ohne den richtigen Führer können wir uns da unten mächtig verirren." Mit dieser Erklärung wollte er auch die anderen von ihrem Vorhaben ablenken, aber es kam anders. Herr Ljubow hatte das Gespräch mitbekommen und war nun der festen Überzeugung den jungen Leuten eine Freude zu machen, wenn er eine Besichtigung organisierte. "Natürlich ist es möglich sich die Katakomben anzusehen!" sagte er. "Der hiesige Hausmeister kennt die Räume wie seine eigene Westentasche." "Warst du nicht auch schon da unten, Ray?" erinnerte sich Tyson. "Ja." antwortete dieser knapp. "Dann kennst du dich ja auch ein bisschen aus!" vergnügt klopfte er ihm auf die Schulter. "Es kann also gar nichts schief gehen." "Tyson, du könntest etwas feinfühliger sein!" forderte Kenny seinen Teamkameraden auf, denn ihm war der verwünschende Blick seitens Ray nicht entgangen. "Kennen sie denn den Hausmeister?" fragte Rogue Herrn Ljubow. "Ein bisschen, ja! Wenn ihr wollt, kann ich ihn suchen gehen!" schlug er sofort vor. Dieses Angebot stieß bei den jungen Frauen sofort auf Begeisterung und auch Sarah drückte ihr Vergnügen lautstark aus. Ihre gute Laune färbte augenblicklich auf die anderen ab. Selbst Tala, Bryan, Ian und Spencer ließen sich anstecken und so wurde die Besichtigung beschlossen. "Während ich den Hausmeister suche, könnt ihr euch schon mal die Jacken anziehen. Es ist ganz schön kalt da unten." sagte Herr Ljubow und entfernte sich von der Gruppe. "Was sagst du dazu?" fragte Kai leise an Ray gewandt. "Das scheint keine Rolle zu spielen!" erwiderte dieser knurrig. "Für mich spielt es eine Rolle." offen blickte der Russe ihm in die Augen. Doch Ray schwieg und wich seinem Blick aus. "Vielleicht ist es besser, wenn ich mit Sarah hier bleibe. Diese Kellerräume sind nichts für ein kleines Kind!" brach Ray zwanzig Minuten später sein Schweigen als sie gemeinsam mit dem Hausmeister vor der Treppe standen, die sie nach unten führen würde. "Nein, will auch!" widersprach Sarah energisch. "Was soll denn schon passieren, Ray?" meinte Yuri aufmunternd. "Lass sie doch ruhig mitkommen!" Ray gab stillschweigend durch ein Kopfnicken seine Einwilligung und der Hausmeister ging voran die Treppen nach unten. Als er am Ende angekommen war, holte er ein paar Laternen aus einer Nische und verteilte sie unter den jungen Leuten. "Für mich ist das nichts mehr." meinte Judy plötzlich und trat beiseite. "Mir ist es hier unten zu schaurig zwischen all den Särgen und was weiß ich noch. Ich werde mir ein wenig die Kathedrale ansehen!" "Ray, willst du nicht lieber bei Judy bleiben?" fragte Kai leise, worauf dieser liebend gern Zugestimmt hätte. Doch Sarah kam seiner Antwort zuvor. Sie hatte die Frage genau gehört und teilte nun Papa Ray unmissverständlich mit, dass sie ihn unbedingt dabei haben wollte. Ray war darüber nicht glücklich, aber seinem Bienchen konnte er einfach nichts abschlagen und so betrat er als Letzter die unterirdischen Gewölbe, die er seid sechs Jahren zu vergessen versuchte... Schon kurz nach Beginn der Besichtigung hatte sich Sarah auf Kais Arm zurückgezogen und forderte nun seine gesamte Aufmerksamkeit. Sie wurde es nicht müde Fragen über Fragen zu stellen und Kai versuchte sie alle kindgerecht zu beantworten. Kai mit Sarah auf dem Arm, Akiko und Oliver, Rogue und Tala, Yuri und Bryan sowie Jessica und Tyson liefen direkt hinter dem Hausmeister her. Sie ließen sich alles genau zeigen und erklären, was Herr Ljubow als Dolmetscher so genau wie möglich für die Gruppe übersetzte. Josie, Lee und Alex gingen hinter ihnen, gefolgt von Michael, Mariah, Eddi und Steve. Ian und Spencer bildeten mit Gary, Kevin, Emily, Max und Kenny ein Grüppchen, an das sich Enrique, Robert, Jonny und Ray anschlossen. "Ist dir schlecht? Du siehst so blass aus!" stellte Jonny bei einem Seitenblick auf Ray fest. "Geht schon." antwortete der Chinese knapp, womit er andeutete, dass das Gespräch hier bereits für ihn beendet war. Innerlich hatte wieder ein Kampf der Erinnerungen begonnen. Und je näher sie der Grabkammer kamen, in der Kai vor sechs Jahren sein Spielchen mit ihm getrieben hatte, desto realer kamen ihm die alten Bilder vor, die sich bereits wieder über ihn gestürzt hatten. Bewundernd stand die Gruppe wenig später in einer größeren Grabkammer mit mehreren Sarkophagen, die kunstvoll aus Stein gehauen waren und kleine Figuren und Blumen zeigten. Ray war leichenblass unter dem Torbogen, der den Eingang zu der Gruft zierte, stehen geblieben. Entsetzen starrte aus seinen Augen. ,Das ist es...' drang es in seine Gedanken. ,Hier ist es gewesen!' Langsam und ohne dass er es eigentlich wollte, setzte er einen Fuß vor den anderen bis er zwischen zwei Särgen stand. Gebannt starrte er auf die vor ihm befindliche Wand. Fünf Ringe, die in die Mauer eingelassen waren, blitzten im Licht der Laternen auf. Als der Hausmeister diesen Blick wahrnahm, erzählte er auch sofort etwas dazu, was Herr Ljubow pflichtbewusst für die Gruppe übersetzte. "Diese Ringe..." begann er "...wurden früher vermutlich dazu benutzt, Feinde der hier zur Ruhe gelegten Familie anzuketten, damit die Seelen der Toten sie quälen konnten bis sie freiwillig das Tor zur Hölle betraten." "Das klingt ja grausam!" flüsterte Akiko Oliver zu und klammerte sich an seinen Arm. "Also ich möchte da nicht angekettet sein." stellte Rogue fest. "Ich auch nicht." versicherten Yuri und Jessica dem zustimmend. Auch Sarah wurde ängstlich, aber auf Kais Arm fühlte sie sich recht gut beschützt und kuschelte sich zur eigenen Bestätigung an seine Schulter. "Wir gehen weiter!" meldete Herr Ljubow der Gruppe und die Ersten begannen bereits durch den Torbogen wieder in den Gang zu treten. Ray starrte noch immer auf die Wand mit den fünf Ringen. Plötzlich sah er sich selber dort zusammengekrümmt sitzen. Er konnte beobachten wie Kai ihn gerade ankettete, dann wie er, Ray, ihn anflehte er solle zur Vernunft kommen. Und schließlich wie Kai zu ihm zurück kam mit diesem zärtlichen und liebevollen Ausdruck im Gesicht. Nun küssten sie sich... Ray zuckte zusammen als er eine Hand auf der Schulter spürte. "Wir gehen weiter!" hörte er Jonny sagen. Doch anstatt etwas zu erwidern, stieß Ray unsanft die Hand des Freundes beiseite und starrte ihn an. Jonny starrte verstört zurück. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet und mit dem entsetzten Ausdruck in den Augen des Chinesen schon gar nicht. "Mir ist schlecht..." murmelte Ray und rannte dann an Jonny vorbei. Ganz automatisch lenkte er seine schnellen Schritte in Richtung Ausgang des Labyrinths. Er konnte nicht erklären, woher er den Weg kannte, er wollte und konnte auch gar nicht darüber nachdenken. Ray rannte einfach nur vorwärts, die Treppe nach oben, an Judy vorbei, die sich gerade den geschmückten und verzierten Altar anschaute und zum Eingansportal hinaus. Trotz der kalten Luft, die ihm entgegen schlug, rannte er noch ein Stück weiter. Plötzlich wurde ihm schwindlig und ohne dass er etwas daran hätte ändern können, musste er sich übergeben. Vollkommen erschöpft taumelte er einige Schritte rückwärts, dann setzte er sich in den nassen Schnee und lehnte seinen Oberkörper gegen einen Baum. Kraftlos schloss er die Augen. "Ray! Ray!" Wie aus weiter Ferne hörte er ein energisches Rufen seines Namens und spürte kurz darauf ein unangenehmes Rütteln an den Schultern. "Lass mich..." nörgelte er, die Augen immer noch geschlossen haltend. "Ray, komm schon! Wach auf!" forderte die Stimme jedoch weiter. Es war Judy. Sie hatte Ray natürlich bemerkt, wie er leichenblass durch die Kathedrale nach draußen gerannt war und war ihm gefolgt. Nun versuchte sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den Chinesen wieder wach zu kriegen. Als dieser jedoch auch auf eine wiederholte Aufforderung keine Reaktion zeigte, gab sie ihm ein paar Ohrfeigen. Durch das plötzlich auftretende Brennen in seinem Gesicht, entschloss sich Ray endlich die Augen aufzumachen. "Judy..." stammelte er. "Es war so... - Sein Gesicht... - Und das Lächeln..." "Um Himmels Willen, Ray! Was ist den passiert?" besorgt versuchte sie den abgehackten Wörtern einen Sinn zu geben. Aber ihre Mühen waren vergebens und aus Ray war kein weiteres Wort mehr herauszubekommen. Sie schaffte es nicht einmal ihn zum Aufstehen zu bewegen. "Judy, was ist mit ihm?" Die Frau drehte sich überrascht um. "Jonny! Du hast mich vielleicht erschreckt!" sagte sie aufatmend. "'Tschuldigung, war keine Absicht!" entschuldigte sich der junge Mann. "Schon gut! Hilf mir lieber!" forderte sie Jonny nun auf. "Der glüht ja förmlich!" stellte Jonny fest als er ihn berührte um ihn auf die Beine zu ziehen. Sogleich legte Judy dem Chinesen eine Hand auf die Stirn. "Du hast Recht! Wir sollten ihn schnell ins Herrenhaus zurückbringen. Hoffentlich hat er sich nichts Ernstes eingefangen..." Mit vereinten Kräften brachten sie Ray zu einem der Pferdeschlitten, mit denen sie gekommen waren. "Ich fahre mit Ray voraus und versuche unterwegs einen Arzt zu organisieren. Es wird das Beste sein, wenn du hier bleibst und den anderen Bescheid gibst, wenn sie mit der Besichtigung fertig sind." Judy wartete erst gar keine Antwort ab, sondern gab dem Kutscher das Zeichen zum Losfahren. Judy stand eine Stunde später hilflos vor der Tür zu Rays und Kais Zimmer. Der Arzt war kurze Zeit nach ihrem Eintreffen angekommen und untersuchte Ray gerade. Es dauerte nicht mehr lange, bis sich endlich die Tür öffnete. Judy stürzte sofort auf den Arzt zu. "Wie geht es ihm?" fragte sie besorgt. "Ich habe Beruhigungsspritze gegeben und Junge jetzt schlafen." berichtete er in gebrochenem Englisch. "Ist es sehr schlimm?" erkundigte sich die blonde Frau weiter. "Nein, nein. Morgen sein wieder gut." beruhigte der Arzt. "Was hat er denn?" "Nur klitzekleines Nervenzusammenbruch!" aufmunternd sah der Arzt sie an. "Ist nichts Schlimmer, wirklich. Ich müssen weiter, noch andere Patienten!" sagte er und reichte ihr die Hand. "Danke, Herr Doktor, dass sie so schnell da waren!" etwas beruhigt ergriff sie dankend die Hand des Arztes. "Ich begleite sie noch zur Tür!" fügte sie hinzu und ging dann voran. Sie hatte den Arzt gerade verabschiedet als sie in einiger Entfernung mehrere Pferdeschlitten entdeckte, die auf das Herrenhaus zu fuhren. Weil es ihr aber draußen zu kalt war, ging sie wieder in das Haus und erwartete im Kaminzimmer die Ankunft der Freunde. Es war bereits dunkel geworden als Ray aus seinem Schlaf erwachte. Vorsichtig setzte er sich im Bett auf. In seinem Kopf begann es zu hämmern und ein unangenehmer Schwindel trat erneut auf. Ray setzte sich an den Bettrand und stützte den Kopf auf die Hände. In dieser Stellung verharrte er eine Weile, bis sich das Hämmern und der Schwindel etwas gelegt hatten. Dann stand er langsam auf und zog sich eine Trainingshose an und einen Pullover über das T-Shirt. Während er sich vorsichtig nach unten in das Kaminzimmer begab, musste er immer wieder gegen auftretende Schwindelattacken ankämpfen. "Ray! Was machst du denn hier!" Emilys überraschte Stimme ließ Ray herumfahren. Ein erneuter Schwindel ging durch seinen Kopf und er musste sich an der Wand abstützen, damit er nicht stürzte. Besorgt kam die junge Frau auf ihn zugelaufen. "Judy hat uns erzählt, dass es dir nicht so gut geht und du bis morgen im Bett bleiben solltest!" "Geht schon wieder..." murmelte der Chinese auf den Boden blickend. "Vielleicht solltest du dich doch lieber wieder hinlegen!" Es war nicht zu überhören, dass sie sich um den Freund Sorgen machte. "Ich sagte doch, dass es mir wieder gut geht!" sagte Ray gereizt. "Wenn du meinst!" Überrascht macht Emily einen Schritt nach hinten. "Tut mir leid. Ich hab nur wahnsinnige Kopfschmerzen..." versuchte Ray seine Gereiztheit zu rechtfertigen. "Ist schon ok." Die junge Frau spürte, dass es Ray peinlich war, wie er sie angegangen war und wechselte nun das Thema. "Die anderen sind im Kaminzimmer. Sarah wird froh sein dich zu sehen. Sie hat richtig geweint als Judy erzählte, dass es dir nicht so gut gehen würde." "Mein kleines Bienchen..." er musst unwillkürlich über die Naivität des Kindes schmunzeln. "Soll ich dich begleiten?" fragte Emily vorsichtig. "Danke, Emily!" "Hier!" hilfreich bot sie ihm ihren Arm. "Stütz dich ab!" Ray stützte sich dankbar auf Emilys Arm, denn seine Knie waren ungewöhnlich weich und so wackelig hatte er sich noch nie gefühlt. Auf dem Weg zum Kaminzimmer ermahnte er sich selbst immer wieder, sich zusammen zu reißen. Und es schien zu wirken. Mit fast jedem Schritt festigte sich sein Gang und als sie die Tür erreicht hatten, konnte er sogar Emilys Arm los lassen. "Seht mal, wen ich aufgegabelt habe!" rief Emily in den Raum hinein, kurz nachdem sie die Tür geöffnet hatte. "Papa!" mit diesem glücklichen Schrei warf sich Sarah dem Chinesen sofort entgegen. "Hey, Bienchen!" mit etwas Mühe das Gleichgewicht nicht zu verlieren bückte sich Ray zu seiner Tochter hinunter und nahm sie in die Arme. Judy hatte wohlweislich die richtige Diagnose des Arztes verschwiegen und statt dessen erzählt, dass Ray etwas Schlechtes gegessen haben musste, worauf ihm schlecht geworden war. So ahnte niemand, nicht einmal Kai, was in Wirklichkeit die Ursache gewesen war und da Ray Montag betonte, dass es ihm wieder gut geht, hinterfragte es auch keiner. Allerdings fiel Kai am Montag Abend auf, dass sich Ray den ganzen Tag kaum hatte blicken lassen und wenn er sich etwas länger in der Gegenwart der anderen aufgehalten hatte, hatte er sich entweder um Sarah gekümmert oder still grübelnd in einer Ecke gesessen. "So geht das nicht weiter!" sagte Kai vor dem Schlafengehen lieb, aber bestimmt zu Ray. "Was meinst du?" war die leicht gelangweilte Antwort des Chinesen, der bereits im Bett lag und die Augen geschlossen hielt. "Ich meine, dass du dich ständig zurückziehst!" sagte der Grauhaarige und da Ray keine Antwort gab, fuhr er fort. "Du bist schon die ganze letzte Woche so abweisend und still gewesen. Ich dachte wir machen uns hier drei schöne Wochen zusammen mit Sarah und unseren Freunden!" "Du dachtest..." murmelte Ray leise. "Was gefällt dir hier bloß nicht?" Kai setzte sich auf die Bettkante und schaute Ray an. "Es ist doch sehr schön hier!" antwortete dieser sarkastisch. "Ist es, weil wir schon mehr hier waren als in deiner Heimat?" "Nein, natürlich nicht." "Was ist es dann?" Ray schwieg auf diese Frage. Konnte er es wagen, Kai die Wahrheit zu sagen. Er wusste genau, was das letzte Mal passiert war, wo sie das Problem mit Sarah gehabt hatten. Aber er wusste ebenso, dass er Kai mit der Wahrheit sehr verletzen würde... Und dann kamen ihm die Worte über die Lippen, die er nie hatte sagen wollen. "Ich hasse diesen Ort!" Er flüsterte die Worte nur, doch Kai reichte das aus um Rays tiefste Verachtung spüren zu können. Kai fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Er war so geschockt, dass er nichts darauf erwidern konnte, was Ray als Gesprächsende auffasste und sich mit dem Rücken zu Kai drehte. Ray hatte gesagt, er hasse diesen Ort, an dem er, Kai, aufgewachsen war, der seine Heimat war. Was immer auch er hier erlebt hatte, dieser Ort gehörte zu ihm. Nach dieser Überlegung gab es für Kai nur ein Fazit: ,Ray hasst also einen Teil von mir!' schlussfolgerte er niedergeschlagen, worauf sich ihm sofort neue Fragen aufdrängte. ,Aber welchen? Hat das was mit der Sache von vor sechs Jahren zu tun?' Nach längerem Hin- und Herüberlegen blieb schließlich nur eine Frage in Kais Gedanken haften: Was ist da unten vor sechs Jahren passiert? Die Antwort auf diese eine Frage erhielt Kai zwei Tage später, allerdings nicht von Ray, sondern von Sarah. Da es draußen schon vor dem Aufstehen angefangen hatte zu schneien und der Wind noch während des Frühstücks enorm zunahm, beschlossen die Freunde lieber drin zu bleiben. Sie kramten alle Spiele heraus, die sie finden konnten und machten es sich im Kaminzimmer bequem, außer Ray, der sich mal wieder zurückgezogen hatte und nicht auffindbar war. Sarah nutzte diese Gelegenheit um in einer Seelenruhe und voller kindlicher Neugier das Herrenhaus zu erforschen. Schließlich gab es hier noch so viele Räume, in denen sie noch nie gewesen war und so viele Schreibtische mit Fächern, sogar solche, die man nur durch viel Suchen und mit Glück entdecken konnte. Ihre Neugier trieb sie Treppe für Treppe und Raum für Raum weiter. Überall wo sie für ihre Finger etwas Verlockendes fand, drückte sie drauf oder versuchte es anderweitig zu bewegen. Wie groß war da ihre Freude, als sie einen Knopf entdeckte, bei dessen Betätigung sich ein kleines Schubfach in der Wand öffnete. "Ein Satz..." flüsterte sie mit großen Augen als sie in das Schubfach hineinschaute. Vorsichtig griff sie in das Fach und holte die Schachtel heraus, die darin gelegen hatte. Mit aller Sorgfalt verschloss sie das Geheimfach wieder und trug dann die Schachtel wie ein rohes Ei aus dem Raum. Sie war noch nicht sehr lange auf dem Weg zurück in den Kaminraum als sie auf Kai traf. "Guck mal!" forderte sie ihn glücklich strahlend auf und hielt ihm ihren Schatz entgegen. "Was hast du denn da?" interessiert nahm er Sarah die Schachtel ab und betrachtete sie. "Weiß nich." "Und woher hast du das?" "Gefunden!" "Und wo?" "Da!" sagte sie mit unterstützendem Fingerzeig in die Richtung, aus der sie gerade gekommen war. Kai hatte die Schachtel hin- und hergedreht und dabei eine kleine Lasche entdeckt, mit der er sie öffnen konnte. Er staunte nicht schlecht als ein Videoband zum Vorschein kam. Nachdem er die Kassette vom Staub befreit hatte, konnte er drei eingeprägte Wörter lesen: Projekt: Black Dranzer. Kapitel 17: Das letzte Vermächtnis... ------------------------------------- ... Ja, OK; wir wissen, dass wir euch Seelenqualen bereitet haben, weil das Kap jetzt erst kommt. Aber Lillie und ich stehen im Stress und deshalb wird sich der Hochladerhythmus wohl auf zukünftig zwei Wochen ausweiten. Wir werden sehen, ob wir das halten können... Anyways! Hier ist nun endlich das neue Kapitel und wir wünschen euch viel Spaß mit Kapitel 17 "Das letzte Vermächtnis" Have Fun and enjoy! Lillie und Venka ---------------------- 17 - das letzte Vermächtnis Kai hatte Sarah in das Kaminzimmer gebracht in der Hoffnung, Ray dort zu finden. Doch er fand nur Tyson, Jessica, Max, Emily und Josie, die sich von den Spielen nicht losreißen konnten. Alle anderen hatten mit der Zeit aufgegeben und sich im Herrenhaus verstreut. Nachdem er das Kind in der Obhut der Spieler gelassen hatte, suchte er sich einen ruhigen Raum mit Fernseher und Videorekorder. Nachdenklich betrachtete er das Video in seiner Hand und drehte es von einer Seite auf die andere. Er wollte einerseits schon wissen, was sich auf dem Band befand, doch würde es ihm gefallen? Nach längerem Hin und Her entschloss er sich das Video anzusehen. Er stellte den Fernseher an und schob das Band in den Rekorder. Er drückte auf Play. Zuerst erschien das Blade von Black Dranzer auf dem Fernseher und die Schriftzüge "Projekt: Black Dranzer", dazu folgten sämtliche Forschungsergebnisse. Innerlich fiel Kai ein Stein vom Herzen und er atmete auf. Wenn das Video nur die Forschungsergebnisse zeigte, war sein Grübeln unbegründet gewesen. Zur Sicherheit spulte er jedoch ein Stück vor, um zu sehen, ob sich noch danach etwas auf dem Band befand. Nach den Ergebnissen schien noch ein kleiner Film, ähnlich einer Anpreisung, über Black Dranzer und seine Fähigkeiten drauf zu sein. Boris führte alles vor und es waren auch Bilder dabei, als Kai das Blade zum ersten Mal in die Finger bekommen hatte. Kai sah den Mann, der beschäftigt Hin und Her tippelte, mit Verachtung an. Er hatte sein ganzes Leben lang nicht ein einziges Mal etwas Gutes getan. Er hätte selbst Tala sterben lassen, seinen einst besten Spieler... Das Bild wurde plötzlich von einem Kriselbild abgelöst. Kai hörte auf mit Spulen und etwas erleichtert wollte er das Band gerade anhalten und zurückspulen als sich das Bild erneut änderte. Kai erkannte die Räumlichkeit sofort, die nun zu sehen war. Es war der Innenraum der Kathedrale und er selber sah sich bei seinem Großvater stehen. Er versuchte ihn gerade auf die freundliche Tour zu überreden, Black Dranzer zu starten. Doch Kai weigerte sich hartnäckig. Dann wurde Ray hereingeschleppt, die Wunden von dem Lawinenunglück nur notdürftig verbunden. Kai sah sich das folgende Schauspiel geschockt an. Er hatte diese Erinnerungen vollständig verdrängt und nun kamen sie wieder, so deutlich und klar als wäre es erst gestern gewesen. Als Ray seinen Wehrversuch mit Spencers Schlag zwischen die Schulterblätter büßte, ertrug Kai es nicht länger und spulte ein Stück vor. Doch die überspulten Worte seines Großvaters hallten ihm trotzdem in den Ohren. "Du kannst mit einer einzigen Aktion sein Leiden sofort beenden." hatte Voltaire seinem Enkel angeboten. Kai brauchte nicht mehr auf die schnellen Hin und Her springenden Bilder zu sehen. Er wusste genau, was nun auf dem Band passierte. Er nahm das Blade in die Hand und startete es, trotz Rays Versuch ihn abzuhalten. Kai hörte ließ das Band normal weiterlaufen, ab hier fehlten ihm sämtliche Erinnerungen. Er wusste zwar von Mariah, dass sie es etwas später dank Ray geschafft hatte zu fliehen und die anderen hatten ihm von dem letzten Kampf erzählt. Aber was war da unten zwischen ihm und Ray passiert? Kai war sich nicht sicher, ob er diese Frage beantwortet haben wollte. Doch die Ungewissheit quälte ihn und da aus Ray nichts rauszubekommen war, hoffte er ein Stück, dass ihm nun das Video darüber Aufschluss geben konnte. Wenn er gewusst hätte, was nun folgte, hätte er seine Hoffnung lieber enttäuscht gesehen... "Gewonnen!" jubelte Josie. "Wir haben gewonnen!" Sarah stimmte freudig in das Jubeln mit ein. Sie saß bei der jungen Frau auf dem Schoß, da sie dieses Spiel gemeinsam bestritten hatten. "Was wollt ihr jetzt spielen?" fragte Max spiellustig in die Runde. "Hast du etwa immer noch nicht genug?" Emily verdrehte die Augen. "Ich bin auch der Meinung, dass es langsam reicht." schloss sich Jessica an. "Wir haben schließlich schon den ganzen Tag nur mit Spielen verbracht." "Was hätten wir denn sonst tun können?" entgegnete Tyson. "Ich meine, das Wetter lädt nicht gerade ein, draußen rumzustiefeln." "Da hast du wohl Recht..." seufzte Emily. "Also,... - Noch ein Spiel?" "Das sollten wir Sarah entscheiden lassen!" schlug Josie vor, die das Kind immer noch auf dem Schoß sitzen hatte. "Halli Galli!" schrie Sarah mit Begeisterung, denn sie hatte es die Erwachsenen schon ein paar Mal spielen sehen. "Nein! Nicht Halli Galli!" wehrte sich Tyson sofort. Auch Max verdrehte seine Augen. "Kannst du das überhaupt, Kleine?" fragte er Hoffnungsvoll. "Muss sie gar nicht! Wir spielen doch zusammen und ich kann es sehr gut!" triumphierte Josie. "Was habt ihr eigentlich?" fragte Emily die beiden jungen Männer. "Ihr wart doch eben noch so Enthusiastisch!" "Es ging um ein Spiel, nicht um eine... - Eine... - Als was auch immer man das hier bezeichnen mag." murrte Tyson. Doch aller Widerspruch half den jungen Männern nichts, sie wurden dazu verdonnert mitzuspielen. "Das Schneetreiben hat etwas nachgelassen. Was hältst du davon, wenn wir noch etwas nach Draußen gehen!" schlug Michael seiner Frau vor. "Gute Idee, Schatz!" gab Mariah zurück. "Vielleicht lässt es ja noch mehr nach." Sie zogen sich beide warm an und machten sich auf den Weg. "Wo wollt ihr denn hin?" fragte Oliver die Beiden, als sie sich begegneten. Er und Akiko waren aus Langeweile durch das Herrenhaus spaziert und hatten sich jeden Raum genau angesehen, bis sie einen perfekten Lageplan von Allem hätten zeichnen können. "Wir wollten etwas raus gehen!" antwortete Mariah. "Man hält es ja den ganzen Tag im Haus nicht aus." "Ihr wollt bei diesem Wetter da raus gehen?" skeptisch hob Akiko eine Augenbraue und ihr Blick ging in Richtung eines der Flurfenster. "Nur ein bisschen vor die Tür und frische Luft schnappen." entgegnete Michael. "Dann viel Spaß. Ich bleibe lieber hier im Warmen." entschied Akiko für sich. "Aber wenn du willst..." wandte sie sich an ihren Freund. "Nein danke. Ich muss da auch nicht unbedingt raus. Lass uns lieber mal nachsehen, ob die Zocker noch im Kaminzimmer sind!" schlug der Franzose vor, womit seine Freundin augenblicklich einverstanden war. "Also bis später dann!" sagte Mariah und wandte sich zum Gehen. Michael folgte ihr. Geschockt sah Kai auf die Bilder im Fernseher vor ihm. Erst jetzt gewahrte er richtig, welche Verletzungen Ray durch das Lawinenunglück erlitten hatte und, dass auch Mariah nicht verschont geblieben war. Der Anblick des Chinesen trieb ihm die Tränen in die Augen. Doch seine Aufmerksamkeit wurde sofort wieder abgelenkt, als Voltaire in dem Kellerraum erschien, in dem sich die beiden Chinesen befanden. Er bot ihnen eine Zusammenarbeit an. Kai war fassungslos, dass sein Großvater zu so etwas fähig gewesen war. In den letzten Jahren, wenn er an ihn dachte, sah er immer nur den bleichen, alten, gebrochenen Mann in seinem Krankenbett liegen und reuevoll weinen... Am meisten bestürzte ihn aber sein eigenes Auftreten. Er hatte Voltaire wirklich als Herrn angesehen und ihm bedingungslos gehorcht. Es schüttelte ihn, bei diesem Gedanken, dass er sich auf die Seite der Biovolt geschlagen hatte, auf die Seite gegen Ray. Es folgten Mariahs Fluchtversuch und anschließend die Auseinandersetzung mit seinem Bruder im Kirchenschiff, bei der er ihn beinahe erwürgt hätte. Kai atmete schwer. Er hätte niemandem geglaubt, der ihm sein Auftreten und Handeln so erzählt hätte. All das war wie ein Traum, ein Alptraum. Ein Teil von ihm hoffte, dass er aufwachen würde und all dies nur eine Geschichte war. Der andere Teil nahm dies alles mit einer gewissen Faszination über die Stärke, die er unter Black Dranzers Kontrolle hatte, auf. Diese Einsicht erschreckte Kai. Er selber erschreckte sich. Doch auch jetzt wurde er durch die nachfolgenden Ereignisse aus seinen Gedanken gerüttelt. Die Kamera war umgeschaltet worden und zeigte nun wieder einen der unzähligen Kellerräume unter der Kathedrale. Er konnte sehen wie er Ray in diesen Grabraum brachte und ihn unsanft zwischen die Sarkophage stieß. Rays Zustand schien sich arg verschlechtert zu haben und er hatte auch eine neue Wunde, eine ziemlich tiefe Schnittverletzung in der Rippengegend. ,Die Narbe!' schoss es Kai durch den Kopf. ,Mariah hat doch erzählt, dass ich bei der Flucht... - Der Aufschrei von Ray... - Ich habe ihm...!' Seine Augen weiteten sich immer mehr vor Entsetzen als er sah, wie Ray von ihm an Händen, Beinen und Hals an die Wand gekettet wurde. Wie ein Häufchen Elend saß sein Geliebter dort und bettelte nun, dass er zurück und wieder zu Vernunft kommen sollte. ,Ich habe Ray im Stich gelassen!' dachte der Russe. Da er keinerlei Erinnerungen hatte, wusste er auch nicht, dass er seinen Geliebten nicht nur im Stich gelassen hatte. Deshalb war er auch etwas überrascht, als sein Ich im Fernseher plötzlich stehen blieb und sich umdrehte. Ein freundliches Lächeln zierte seine Lippen. Kai erkannte sofort seine eigenen eiskalten Augen und die Falschheit, die hinter der Zärtlichkeit lag. Er hatte sich nun zu Ray gekniet und küsste ihn liebevoll erst auf die Stirn und anschließend auf den Mund. Kai konnte beobachten, wie sich Rays Blick dabei veränderte. Zuerst war er von Erstaunen erfüllt, das dann einem zärtlichen Ausdruck Platz machte. Zufrieden schloss Ray seine Augen, die er nur wenige Sekunden später plötzlich wieder aufriss und ein erstickter Schmerzensschrei entrang sich seiner Kehle. Erst als der Chinese keinen Laut mehr von sich gab, löste sich Kai von seinen Lippen. Langsam hob er eine Hand zum Mund und leckte die Finger ab, an denen Rays Blut klebte. ,Ich habe ihn verraten!' seine Gedanken erdrückten ihn fast. Er atmete noch schwerer unter der Last, die sich nun auf ihn legte. ,Ich habe seine Gefühle mit Füßen getreten!' Kai brach zusammen und aus seinen erstarrten Augen liefen unentwegt Tränen über sein Gesicht. Die Tränen hatten irgendwann aufgehört zu laufen. Doch Kai saß noch immer starr vor Entsetzten auf dem Fußboden, als die Tür aufging. "Hier bist du!" Michael stand im Türrahmen, hinter ihm erschien Mariah. Kai reagierte nicht. Er saß weiterhin teilnahmslos auf dem Boden. "Kai?" Mariah war an den Russen herangetreten und hatte sich zu ihm gekniet. Erst nach mehrmalig wiederholter Anrede reagierte Kai. Er starrte die junge Frau mit leeren Augen an. "Warum hat er nie etwas gesagt?" flüsterte er und erneut rannen ein paar Tränen über seine Wangen. "Kai, was ist denn passiert?" teilnahmsvoll legte Mariah einen Arm um seine Schultern. Da der Russe bis dahin eher abwesend gewesen war, überraschte Mariah nun die heftige Reaktion. Kai klammerte sich plötzlich an sie und begann hemmungslos zu weinen. "Was ist denn mit dem los?" fragte Michael nicht weniger überrascht. "Keine Ahnung!" Michael blickte sich, nach einer Erklärung suchend, im Raum um. Er wurde fündig. "Schau mal!" lenkte er die Aufmerksamkeit seiner Frau auf sich. "Da liegt ein Video im Rekorder! Schau'n wir doch mal was da drauf ist!" Er spulte das Band ein Stück zurück und spielte es dann wahllos an einer Stelle wieder ab. Wie Kai zuvor, erkannte auch Mariah die Örtlichkeit sofort. "Die Kathedrale!" flüsterte sie. Kai reagierte auf dieses Wort mit einem Zucken, das durch seinen ganzen Körper ging und ein leichtes Zittern hinterließ. "Kai?" wandte sich Mariah leise an den Russen, worauf sie allerdings auch dieses Mal keine Antwort bekam. "Michael, wir sollten Kai..." begann sie, wurde aber von einem Ausruf unterbrochen. "Was soll das denn!" Michael starrte auf den Fernseher. "Was?" Mariah drehte ihren Kopf erneut zum Bild und augenblicklich weiteten sich ihre Augen. Der Kai, der dort zu sehen war, legte Ray gerade Ketten an Hände, Füße und Hals. Sie sahen sich die ganze Szene an, wobei ihre Fassungslosigkeit weiter zunahm. Da Ray all die Jahre geschwiegen hatte, wusste niemand von den Freunden was da unten vor sechs Jahren wirklich passiert war. Umso heftiger kam es jetzt Michael und Mariah vor. "Mir wird schlecht!" Mariah schluckte schwer als sich Kai das Blut von den Fingern leckte. Michael stellte ohne zögern das Video ab und schaltete den Fernseher aus. "Ich hatte keine Ahnung..." flüsterte er. "Das hatte niemand... - Nicht einmal Kai!" antwortete sie ebenso leise. Im ersten Moment war in Mariah die Wut hoch gekocht. Wie hatte es Kai nur so weit treiben und ihrem Ray so viel Kummer und Schmerz bereiten können. Doch als sie das Häufchen Elend sah, das sich an sie klammerte, verflog all die Wut. Schließlich hatte Kai damals nicht gewusst, was er tat. Zumindest hatte er das gesagt... "Hat jemand von euch Ray gesehen?" aufgebracht kam Mariah etwas später ins Kaminzimmer gelaufen. "Nein, wieso?" fragte Emily zurück, ohne von dem Spielbrett aufzublicken. "Ist irgendwas passiert? Du bist so blass!" sagte Akiko. "Es ist nur... - Kai geht es nicht so gut..." antwortete die junge Frau zögerlich. "Schlimm?" fragte Jessica mit besorgtem Unterton. "Nein, er braucht nur etwas Ruhe!" beruhigte Mariah "Wo ist Sarah?" suchend sah sie sich im Raum um. "Josie ist mit ihr noch etwas raus gegangen!" jetzt schaute auch Emily auf. "Du siehst wirklich blass aus." stellte sie fest. "Das täuscht! Ich bin nur etwas müde." wehrte die Chinesin ab. Sie hatte einerseits schon den Drang zu erzählen, was sie auf dem Video gesehen hatten, aber diese Sache ging nur Ray und Kai etwas an, so dass sie sich entschloss, darüber Stillschweigen zu bewahren. "Du solltest dich trotzdem hinsetzen!" Oliver legte das Buch, das er gerade gelesen hatte beiseite, stand auf und bot ihr seinen Platz in dem bequemen Sessel an. "Danke!" sagte Mariah und setzte sich. Akiko, die Josies Platz eingenommen hatte, Jessica, Emily, Tyson und Max widmeten sich wieder ihrem Spiel. Oliver gesellte sich zu seiner Freundin und half ihr ab und zu mit einem Tipp, wofür er von den Mitspielern insgeheim verwünscht wurde, denn Akiko gewann. In der Zwischenzeit war Michael erschienen. Er hatte sich zu Mariah gesetzt und die Beiden redeten leise miteinander. Kurz nach Michaels Eintreffen kam Josie mit Sarah zurück. Die Wangen des Kindes waren von der Kälte draußen gerötet und das breite Grinsen machte ihr Gesicht nur noch niedlicher. "Hab Hunger!" meinte Sarah etwas später. Oliver blickte auf. "Das ist eine gute Idee!" sagte er. "Was haltet ihr davon, wenn ich mich etwas in der Küche betätige und ein Abendessen zaubere?" Dafür kassierte er allgemeine Begeisterung. "Ich helfen!" forderte Sarah. Sie war das Spielen mit den Erwachsenen müde geworden und suchte nun nach einer neuen Beschäftigung. "Ich komme auch mit!" sagte Josie, die Olivers hilfesuchenden Blick bemerkt hatte. "Danke!" murmelte er, während die drei den Raum verließen. Als Abwechslung fanden sich nun Jonny, Enrique und Robert ein. Sie hatten den Nachmittag für ein ausgiebiges Training genutzt und ließen sich nun müde in einer Sofaecke nieder. Noch vor dem Abendessen trafen auch Judy, Yuri und Bryan, Tala und Rogue, Alex, Kenny, Eddy und Steve sowie Ian, Spencer, Lee, Kevin und Gary ein. "Du hast gerochen, dass es Essen gibt!" sagte Oliver im Scherz zu Ray, der gerade zur Tür hereinkam als sie sich an den Tisch setzen wollten. "Wo ist Sarah?" fragte er in die Runde blickend und Olivers Scherz überhörend. "Du solltest besser auf deine Tochter aufpassen!" tadelte Emily augenblicklich. "Ist was passiert!" Ray sah sie erschrocken an. "Nein, aber du solltest Josie danken. Sie hat Sarah heute den ganzen Nachmittag über beschäftigt und dann hat sie sich auch noch um ihr Abendessen gekümmert! Eigentlich deine Aufgabe!" "Und warum hat Kai das nicht gemacht?" entgegnete Ray mürrischer als er eigentlich wollte. "Kai ist oben und schläft." antwortete Akiko und setzte sich zu Oliver an den Tisch "Du solltest mal nach ihm sehen. Am Nachmittag jedenfalls ging es ihm nicht gut!" fügte Mariah hinzu. "Und wenn du Sarah suchst, Josie ist mit ihr gerade bei sich und Lee im Bad!" reif Emily Ray hinterher, der sich schon wieder aus dem Staub machte. "Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Seit wir hier sind, ist er so komisch." Tyson schüttelte über das Verhalten seines Teamkameraden verwundert den Kopf. "Und seit Sonntag ist es noch schlimmer geworden!" stimmte Kenny ihm zu. Ray hatte zuerst in ihrem Zimmer vorbei gesehen, doch weil Kai fest schlief, ging er weiter zu Josies und Lees Zimmer. "Josie, bist du da!" fragte er, während er vorsichtig die Tür öffnete. "Wir sind im Bad!" rief ihm Josie entgegen. "Papa!" rief Sarah vergnügt als Ray das Bad betrat. "Na, Bienchen? Hast du heute einen schönen Tag gehabt?" fragte er und strich ihr eine nasse Strähne aus dem Gesicht, wobei er matt lächelte. "Ja!" antwortete sie und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. "Danke, Josie! Was hätten wir nur ohne dich gemacht!" wandte sich der junge Mann nun an die Russin. "Das ist doch kein Problem. Habe ich wirklich gerne getan." Ray lächelte sie müde an. "Ray!" ernst blickte die junge Frau den Chinesen an und deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür. Der Chinese verstand den Wink. "Wir sind gleich zurück, Bienchen!" sagte er und ging ins Nachbarzimmer. Josie folgte ihm. "Ray..." begann Josie nach einer kleinen Pause. "... du solltest endlich mit jemandem reden!" "Ich weiß nicht, was du meinst!" "Du kannst dich nicht länger verstecken! Vor was auch immer du davonläufst, du solltest dich dem stellen." Ray schwieg. Er blickte zu Boden und vermied jegliche Art von Blickkontakt. "Du machst dich kaputt und auch deine Beziehung zu Kai, worunter Sarah früher oder später ebenfalls leiden wird. Willst du euch das wirklich antun?" "Ich... - Es ist einfach... - Ich hasse Russland, weil es..." stotterte er. "Du solltest diese Worte für jemanden anderen aufsparen." unterbrach Josie das Gestammel. "Wenn du willst, kann Sarah heute bei uns schlafen, dann habt ihr Zwei Zeit für euch. Ich glaube, dass ihr das sehr nötig habt!" "Und was ist mit Lee?" Ray sah sie skeptisch an. "Er wird es verstehen!" Von der Idee bei Josie zu schlafen war Sarah begeistert, so dass Rays Gewissen etwas erleichtert war. Er ging leise in ihr gemeinsames Zimmer und holte ihr Schlafzeug sowie, auf Sarahs Wunsch hin, noch ihr Knuddelkissen und den Plüschdranzer. Da Sarah von dem Tag sehr müde war, hatten Josie und Ray nicht viel zu tun, damit sie schnell einschlief. "Danke, Josie!" sagte Ray noch einmal. "Ich bin nur gespannt, wie Lee reagieren wird. Aber mach dir keine Sorgen!" fügte sie bei Rays Sorgenfalten auf der Stirn rasch hinzu. "Und nun habt ihr den Abend frei und wenn ihr die ganze Nacht braucht... - Gute Nacht!" sagte sie und noch ohne ein weiteres Wort abzuwarten, kehrte sie Ray den Rücken zu und begab sich nach unten zu den anderen. Leise und etwas zögerlich betrat Ray ihr Zimmer. Er hatte schon auf dem Weg hierher überlegt, wie er am besten solch ein Gespräch beginnen sollte. Nun war er etwas erleichtert, als er Kai schlafend vorfand. Er konnte einmal mehr davonlaufen. Da der Mond hell genug ins Zimmer schien, zog er sich ohne Licht zu machen sein T - Shirt aus. Doch Kai schlief nicht. "Wieso hast du all die Jahre geschwiegen?" Er flüsterte mehr als das er Sprach. Ray hielt inne und schluckte schwer. Jetzt war doch der richtige Zeitpunkt ihm alles zu erzählen... "Ich..." begann er, doch ohne zu wissen warum, kamen ihm plötzlich ganz andere Worte aus dem Mund. "Mariah hat gesagt, dass es dir heute Nachmittag nicht so gut ging. Was war denn los?" Er verfluchte innerlich seine Feigheit, doch ändern konnte er jetzt eh nichts mehr. "Gar nichts..." erwiderte Kai mit tränenerstickter Stimme. Ray drehte sich zu dem Russen um, der sich im Bett aufgesetzt hatte. Da der Mond das Bett und Kai beleuchtete, sah er die stummen Tränen unentwegt über Kais Wangen laufen. "Kai! Was ist denn passiert!" besorgt ging er zu ihm hin. Als er den Lichtkreis betrat, hob Kai den Kopf um ihn anzusehen. Doch sein Blick blieb unterhalb der Rippen haften. Unwillkürlich hob er eine Hand und berührte die Narbe. Seine Augen weiteten sich. Ray schauderte bei der Berührung. ,Er weiß es!' schoss es ihm durch den Kopf. ,Aber das ist unmöglich!' Zaghaft legte Ray seine Hand auf die von Kai. Sachte zog er die Hand von der Narbe weg zu seinem Mund und küsste sie. Mit der anderen Hand begann er Kais Gesicht zu streicheln. Der Russe zuckte zusammen und dann blickte er Ray verstört und entsetzt an. Plötzlich stieß er ihn bei Seite, sprang auf und lief aus dem Zimmer. "Kai!" doch Rays Rufen half nichts. Kai rannte einfach weiter. Wohin war egal, nur weiter, immer weiter, weg von Ray... Als sich ihm eine Tür in den Weg stellte, riss er sie einfach auf und stürmte in das Zimmer. Judy schreckte auf. Sie saß in einem Sessel und las gerade ein Buch. "Um Himmels Willen, Kai!" stieß sie hervor, als sie den jungen Mann erkannte. "Was ist denn passiert!" Doch der Russe konnte ihr keine Antwort geben. Anstatt dessen lief er auf sie zu, warf sich vor ihre Füße und vergrub sein Gesicht weinend in ihren Schoß. Judy ließ ihn stillschweigend gewähren und strich ihm sanft über den Kopf. Sie wartete geduldig ab, bis Kais Schluchzen weniger wurde und schließlich einer leeren Stille Platz machte. "Was ist passiert?" fragte sie freundlich nach einer Weile des Stillschweigens. Kai hob den Kopf und sah sie mit rot verweinten Augen an. "Ray... - Ich habe ihn... - Wie konnte er nur darüber schweigen.." begann er in Bruchstücken. "Immer mit der Ruhe und von vorne!" beruhigte sie ihn. Der Grauhaarige begann darauf zuerst zögerlich, dann immer fließender alles zu erzählen, vom Fund des Videobandes und was er darauf gesehen hatte, bis zu dem Zeitpunkt als er Ray weg gestoßen hatte. Die blonde Frau hörte aufmerksam zu ohne einen zustimmenden oder ablehnenden Kommentar. "Ich hätte es wissen müssen!" schloss Kai seine Ausführung. "Ray hat sich von Anfang an komisch benommen und seit Sonntag war er noch abweisender..." erneut stiegen ihm die Tränen in die Augen. "Was soll ich nur tun, Judy!" "Akzeptiere es!" sagte sie. "Was?" "Es gehört nun mal zu deiner Vergangenheit. Und hätte, wenn und aber helfen da nichts, du kannst es nicht mehr ändern, es ist geschehen..." "Wie kann ich denn Ray jetzt noch in die Augen sehen?" schwer fiel sein Kopf zurück in ihren Schoß. "Die Vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das Jetzt schon. Nun kennt ihr beide die Wahrheit und das ist doch ein gemeinsamer Anfangspunkt!" "Aber, ich habe mit seinen Gefühlen gespielt. Ich habe ihn verraten... - Und er hat all die Jahre geschwiegen..." "Er wollte dich mit dieser Last nicht beladen und dann darfst du nicht vergessen, dass du damals nicht du selbst warst. Es war deine dunkle Seite." Plötzlich kam in Kai eine Ahnung auf. Er hob den Kopf und blickte Judy verzweifelt an. "Was ist, wenn mein dunkles Ich wusste, was Ray schon damals für mich empfand..." flüsterte er. "Ich denke, dass es Bescheid wusste!" Kai drehte sich erschrocken um und sprang auf. "Ray!" "Ich habe es in deinen Augen gesehen..." fügte der Chinese hinzu, trat ein und schloss die Tür. Ohne ein weiteres Wort trat er auf seinen Geliebten zu und wollte ihn in seine Arme nehmen. Doch Kai wehrte sich, er konnte die Berührungen nicht ertragen. Ray ließ sich davon aber nicht abschrecken. Er trat noch näher an ihn ran und schlang seine Arme um den Russen. "Verzeih mir!" bat Ray flüsternd. "Warum?" Kai haute mit seiner Faust gegen Rays Brust, der Kai wiederum nur noch fester an sich drückte. "Weil ich dumm war. Ich dachte, ich würde dich verlieren, wenn du die Wahrheit kennst... - Doch jetzt erkenne ich, dass ich dich nur durch mein Schweigen fast verloren hätte... - Bitte, Kai, verzeih mir!" bat er noch einmal. Kai ließ seine Arme sinken und lehnte seinen Kopf an Rays Schultern. "Ich kann mir nicht mal selbst verzeihen..." flüsterte er. "Aber ich kann es!" erwiderte Ray ohne zögern. "Warum?" der Russe löste sich von der Schulter und schaute Ray zweifelnd an. "Weil ich dich liebe! So wie du bist und so wie du warst." der Chinese lächelte Kai an und legte ihm eine Hand auf die Wange. Kai schloss die Augen. Zum ersten Mal seit sie hier waren spürte er wieder Rays Wärme und er konnte jetzt auch die Berührung genießen, die alle Zweifel auf einmal wegspülte und die dunklen Erinnerungen verblassen ließ. Sanft zog Ray den Russen an sich heran und verschloss seine Lippen mit den seinen. Kai erwiderte den Kuss. Judy hatten sie unterdes vollständig vergessen. "Danke, Judy!" sagte Kai später als sie sich verabschiedeten. "Ich habe nichts getan!" wehrte sie ab. "Doch du hast zugehört!" widersprach der Russe. "Das hätte jeder andere auch tun können." "Nein, ich habe es nicht gekonnt!" erwiderte Kai und senkte seinen Blick. "Schluss jetzt!" ermahnte Judy sofort. "Gute Nacht, ihr Beiden! Schlaft gut!" "Du auch." gab Ray zurück und zog Kai sanft mit sich fort. Kai und Ray hatten die Nacht noch lange miteinander geredet und alle Zweifel beseitigt. Trotz der anstrengenden Nacht wachte Ray am Morgen früh auf. Vorsichtig schälte er sich aus Kais Umarmung und stand auf. Am Fenster blieb er stehen und blickte nach draußen in die verschneite Landschaft. Die Frühsonne ließ den frisch gefallen Pulverschnee leuchten. "Sieht es nicht wunderschön aus?" Kai war ebenso leise aufgestanden und stand nun hinter Ray. Der Chinese lehnte sich zurück. "Ich wusste gar nicht mehr, wie schön..." Kai schlang seine Arme um den jungen Mann. "Lass uns nach draußen gehen!" "Sehr gerne!" Eine Viertelstunde später stapften sie Hand in Hand durch den Schnee. Nach Lust und Laune hinterließen sie mal große Spuren, mal machten sie nur ganz kleine Schritte oder liefen auf den Fersen, wobei sie ausgelassen plauderten und lachten. "Hier kann aber auch gar nicht ausschlafen..." murrte Lee gähnend als er von lautem Gelächter geweckt wurde. Er war am Abend nicht gerade freundlich gestimmt gewesen über die Nachricht, dass Sarah bei ihnen schlafen sollte. Aber Josie hatte ihn so lange bekniet und gebettelt, bis er schließlich zugestimmt hatte. Nun hob er den Kopf und blickte seine schlafende Freundin und das Kind an. ,Eigentlich ein ganz schöner Anblick!' dachte er. ,Josie wäre eine guter Mutter...' Erneutes Gelächter trieb ihn aus dem Bett und ans Fenster. Er traute seinen Augen nicht. Kai und Ray waren draußen im Schnee und sie lachten, Ray lachte! Da Lee nicht der Einzige war, dem das aufgefallen war und auch andere Lust bekamen, so zeitig schon raus zu gehen und den frühen Morgen zu genießen, füllte sich bald die Wiese vor dem Herrenhaus mit den Freunden. Jessica und Tyson waren die ersten Beiden, die sich den jungen Männern anschlossen. Worauf sich Tala, Rogue, Enrique, Eddy und Steve mit ins Geschehen stürzten. Aber auch Max, Kenny und Alex wollten das nicht versäumen. Eine Schneeballschlacht begann, jeder gegen jeden. Ray versuchte immer wieder vergeblich Kai zu treffen und steckte dabei viel von den anderen ein. Schon bald hatten sich Parteien gebildet und die Angriffe mit den weißen Bällchen wurde noch verstärkt. Emily hatte keine Lust verspürt so früh schon in die Kälte zu gehen und entschloss sich das Schauspiel vom Fenster aus zu beobachten. Josie mit Sarah, Judy sowie Michael und Mariah hatten sich ihr angeschlossen. Die anderen schliefen noch. "Was hat das denn zu bedeuten?" fragte Emily verwundert die blonde Frau und deutete mit einer Kopfbewegung auf Ray, der sich gerade wie ein kleiner Schneekönig freute, da er Kai erwischt hatte. "Sie sind endlich aus ihrem Alptraum erwacht." erwiderte Judy und lächelte geheimnisvoll. Nach dem Frühstück fragten Kai und Ray Josie, ob sie noch einmal auf Sarah aufpassen könnte. Die junge Frau willigte ein und die Beiden verzogen sich. Kurze Zeit später standen sie vor einem lodernden Kaminfeuer. Kai hielt das Video in der Hand und auf einen kurzen verständigenden Blick, warf er es ins Feuer. Sofort schmolz das Band und die Plaste begann zu qualmen. "Das war das letzte Vermächtnis!" meinte Kai und blickte auf das Feuer, das seine Beute erbarmungslos umschloss und vernichtete. "Hoffentlich!" erwiderte Ray. "Ich bin mir sicher!" schloss Kai und drückte die Hand seines Geliebten. Kapitel 18: Studium hin oder her -------------------------------- Sooooooooooooo... Nun endlich das sehnsüchtig erwartete nächste Kapitel!!! Hat ja lange genug gedauert... Sorry! Es tut uns echt leid, aber ein regelmäßiger Hochladerhythmus ist nun nicht mehr drin, da wir einfach zu viel zu tun haben... Aber keine Bange, die Fanfic wird nicht auf Eis gelegt, sondern sie geht auf alle weiter bis zum Schluss!! Wir hoffen, dass ihr uns verzeihen könnt und nun genug gelabert!!! Viel Spaß beim Weiterlesen!!! Lillie und Venka __________________________________________________________________ 18 - Studium hin oder her Der Winterurlaub neigte sich für alle Beteiligten viel zu schnell dem Ende entgegen und schon bald hieß es wieder getrennte Wege gehen. Den Freunden hatten die Wochen jedoch so gut gefallen, dass sie beschlossen jedes Jahr einen gemeinsamen Winterurlaub zu verbringen, damit sie sich wenigstens einmal im Jahr alle sehen und Neuigkeiten austauschen konnten. Allerdings gab es auch innerhalb des Jahres Probleme, bei denen Freunde einfach notwendig waren. So kam es, dass ein halbes Jahr später, draußen war der Sommer im vollem Gange, im Hause Hiwatari und Kon... "Papa Rai, Telefon!" Fröhlich lachend rannte das blonde Mädchen mit dem klingelnden Gerät durch das große Wohnzimmer bis zur Treppe, die Ray bereits hinunter kam. "Na Bienchen, was bringst du mir denn da?" fragte er das Mädchen lächelnd. "Telefon!" lachte sie und hielt dem Chinesen das Gerät vor die Nase. Dieser ließ sich auf dem Sofa nieder, legte den Hörer ans Ohr und nahm das Mädchen auf den Schoß. "Ja, hier Kon." Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme: "Ray?" "Ja." "Hier ist Jessica Böttcher." "Oh, hallo Jess! Wie geht's denn so?" "Nicht so berauschend. Es gibt da ein Problem..." gab die junge Frau zurück. "Ist Kai da? Ich muss mit ihm reden." "Sicher ist der hier irgendwo... - Warte mal kurz... - Kai?" "Was ist denn?" erscholl die Stimme des Grauhaarigen aus der Küche. "Jess ist am Telefon, sie will dringend mal mit dir sprechen!" "Lass dir die Nummer geben, ich rufe in 10 Minuten zurück!" "Hast du es gehört?" fragte er in den Hörer. "Ja, warte, die Nummer ist 00 49 35 12 70 14 78... - Ich danke dir, Ray..." "Kein Thema... - Aber was..." ...ist denn los? wollte Ray eigentlich fragen aber dazu kam er nicht mehr, denn ein Klicken in der Leitung deutete an, dass die junge Deutsche bereits aufgelegt hatte. Nachdenklich starrte er auf den Zettel, auf den er die Nummer geschrieben hatte. Jessica hatte irgendwie den Eindruck gemacht, dass sie ein Problem hatte und sich nicht mehr zu helfen wusste. Das war bei der sonst so einfallsreichen Deutschen ein Wunder ersten Grades, hatte sie doch schon mehrfach bewiesen, dass sie aus so ziemlich allen Problemsituationen immer noch einen Vorteil schlagen konnte. Doch was sie bedrückte, hatte sie ihm nicht gesagt. Es blieb also nichts weiter übrig, als auf Kai zu warten und darauf zu hoffen, dass dieser mehr herausfinden würde, als Ray selbst. Kurz darauf betrat Kai das Wohnzimmer und griff nach dem Telefon. "Ja, hi Jess, hier ist Kai..." begann er, nachdem sich die junge Frau am anderen Ende gemeldet hatte. "Ray sagte mir, dass du ein Problem hast. Was ist denn los? - Hmhm..., dann erzähl mal..." Die folgenden 45 Minuten verbrachte Ray damit, Kai zu beobachten, der mit dem Telefon im Raum hin und her ging und sich dabei mit Jessica unterhielt. Alles, was der Chinese heraushören konnte war, dass Jessica offenbar ein Problem mit Tyson hatte. Gedankenverloren blickte Ray aus dem Fenster und wandte dann seinen Blick auf Sarah, die mit dem Kopf auf seinem Schoß lag und tief und fest schlief. Vorsichtig hob er das Mädchen hoch und trug sie nach oben in ihr Zimmer, wo er sie ins Bett legte. "...natürlich nicht, das ist doch Ehrensache." sagte Kai gerade, als Ray die Wohnstube wieder betrat. "Nein, mach dir keine Sorgen darum, das geht schon klar. - Hmhm, von mir aus sofort! - Na ja, nicht wirklich sofort, ich muss darüber erst mit Judy sprechen. Aber auf jeden Fall innerhalb der nächsten Tage. - Nein, es ist besser, wenn du ihm nichts sagst. - Ja, geht klar! Tschau." Seufzend legte er auf. "Das war so klar..." "Was ist denn?" wollte Ray wissen. "Sofort..." gab Kai zurück und hatte schon wieder eine andere Nummer in den Apparat eingetippt. "Hi Judy... - Es gibt ein kleines Problem... - Ja, du kannst mir helfen. Ich brauch den Jet. - Nein nicht heute! Aber in den nächsten Tagen... - Morgen? Oh, du bist ein Schatz! - OK, danke, ich versprech dir, ich erklär dir alles, wenn wir wieder da sind! - Ja, das wäre fantastisch! - OK, bye!" "Kaihai... - Würdest du mir jetzt bitte erst mal erzählen, was hier los ist bevor du dich wieder in ein neues Telefonat vertiefst?" forderte Ray energisch. "Ja, ist gut mein Schatz." gab Kai zurück und ließ sich mit seinem Freund auf dem Sofa nieder. Ray ließ sich seitlich fallen und kam so mit dem Kopf auf Kais Schoß zum liegen. "Also: Was ist los?" fragte er. "Tyson hat die Nase voll und will sein Studium schmeißen..." begann der Grauhaarige die Erklärung, während er mit Rays Haarsträhnen spielte. "Das Tyson studiert wusste ich ja... - Aber was habe ich nicht mitbekommen..." "Das wissen eigentlich nur Jess, Oliver, Aleksej, Michael, Yuri, Josie und ich... - Und ich hab ehrlich gesagt schon geahnt, dass der Moment kommt, wo er aufgeben will..." "Was studiert er denn nun?" wollte Ray wissen. "Halt dich fest, er... - Nein, nicht an meinen Oberschenkeln, du weißt, dass ich da kitzlig bin..." "Also?" fragte Ray noch einmal, nachdem er Kais Oberschenkel wieder losgelassen hatte. Kai blickte seinem Freund in die Augen und sagte: "Tyson studiert Jura an der Technischen Universität in Dresden..." "Was???" entfuhr es Ray und er schoss aus der liegenden Position hoch, wobei er beinahe mit seiner Stirn Kais Kinn erwischt hätte. "Ist das dein Ernst? Tyson studiert Jura!!!" Kai nickte. "Ja und damit unser lieber Tyson jetzt nicht den schlimmsten Fehler seines Lebens macht, müssen wir ihn so schnell wie möglich zur Vernunft bringen. - Judy lässt uns den Jet startklar machen und ich buch uns eine Hotelsuite sowie einen Mietwagen ab Flughafen." "Und das BBA-Restaurant?" "Darum kümmert sich Judy, das hat sie versprochen." "Und Sarah?" "Die nehmen wir mit." "Sag mal hab ich eigentlich noch die Chance, nein zu sagen?" "Nein." "Na toll..." "Würdest du es denn tun?" "Nein..." "Edel geht die Welt zu Grunde..." murmelte Ray, nachdem er aus der Hotelsuite aus dem Fenster gesehen hatte. Dann drehte er sich zu Kai, der mit Sarah auf dem Bett saß, um und fragte: "Sag mal, noch 'n teureres Hotel hast du wohl nicht gefunden, hm?" "Wenn du es genau wissen willst: Nein. - Aber ich habe danach auch nicht gesucht. Ich habe mir einfach eins rausgesucht, das mir gefiel. - Und wir haben Urlaub, also können wir uns hier auch ein wenig verwöhnen lassen." "Ich hätte wissen müssen, dass die Hotels, die dir gefallen auch gleichzeitig der gehobenen Preisklasse angehören..." "Spielst du mit mir?" hoffnungsvoll schaute Sarah Kai an. "Gleich! Aber du kannst schon mal deinen Rucksack mit den Spielsachen holen!" schlug er ihr vor, worauf das Mädchen freudig strahlend vom Bett runterkrabbelte und aus dem Zimmer lief. "Ich habe deinen Rucksack auf das Sofa gestellt!" rief Ray ihr hinterher und widmete sich anschließend einer Hotelbroschüre "Wo sind wir hier überhaupt? - Kempinski-Hotel Taschenbergpalais... - 5 Sterne... - Ich möchte nicht wissen, was du für die Nacht in dieser Suite zahlst..." "Hey, du hast Urlaub! Du arbeitest so schon den ganzen Tag hart, gönn dir mal ein bisschen Luxus! - Und ich zahle für diese Suite nicht viel mehr als in den anderen 5-Sterne-Hotels..." Ray ließ sich neben Kai auf dem Bett nieder und blickte den Grauhaarigen an. "Sehr aufschlussreich... - Wie lange bleiben wir eigentlich?" "So lange wie wir brauchen um Tyson wieder zur Vernunft zu bringen. - Wenn das schnell geht dann bleiben wir noch ein paar Tage, kommt ganz darauf an..." Sarah kam wieder angestiefelt und zog einen gelb und rosafarbenen Rucksack hinter sich her, aus dem es unablässig klapperte. Sie setzte sich wieder aufs Bett und schüttete den Inhalt des Rucksacks vor sich hin. Sie wühlte eine Weile in den Spielsachen herum, schien aber nichts passendes zum Spielen zu finden. So entschloss sie sich lieber an ihre Papas ranzukuscheln und diese zu ärgern. Sie stichelte Kai und Ray so lange, bis sie selber von den Beiden bis zur Erschöpfung durchgekitzelt wurde, wobei sie vergnügt quiekte. Nach Atem schnappend blieb sie schließlich auf dem Bett liegen. "Vielleicht ist aufgeben das Vernünftigste, was er tun kann..." überlegte Ray nach einer Weile und griff damit das eigentliche Thema wieder auf. "Weißt du Ray, mit dieser Einstellung hätte ich dich auch zu Hause lassen können. So bist du mir keine große Hilfe." entgegnete Kai und erhob sich dann vom Bett um seine Sachen aus der Tasche in den Schrank zu räumen.. "Ach Kai..." gab Ray seufzend zurück und ließ sich nach hinten auf das Bett fallen. "Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, dass Tyson es schafft, weißt du? Er ist ein guter Blader und er hat sehr viele gute Eigenschaften, für die ihn alle schätzen, aber als Anwalt kann ich ihn mir nicht vorstellen..." "Ich schon." "Wieso?" "Tyson hat einen enormen Dickschädel und bisher alles erreicht, was er wollte. Und sein Sinn für Gerechtigkeit ist ja schon beinahe überdimensional groß. Das sind für diesen Beruf die idealen Voraussetzungen." "Na ja, eigentlich hast du ja recht... - Und eigentlich will ich auch nicht, dass er was hinschmeißt, dass er angefangen hat." "Mir ist langweilig..." begann Sarah rumzumurren. Für sie war es alles andere als spannend hier in dem Zimmer zu sitzen, während draußen die Sonne herrlich verlockend schien. "Gleich, mein Sonnenschein!" Kai strich ihr über den Kopf, dann wandte er sich wieder an Ray. "Mit der Einstellung gefällst du mir schon viel besser. - Und jetzt zieh dir was über. Lass uns einen kleinen Spaziergang machen, so lange Tyson noch nicht mitbekommen hat, dass wir hier sind." Kai hielt Sarah die Arme entgegen. Mit einem freudigen Jauchzer warf sie sich hinein und ließ sich anschließend bereitwillig von ihrem Papa eine dünne Sommerjacke anziehen. "Gern!" gab Ray zurück und sprang vom Bett auf. "Schließlich waren wir vor dreiein halb Jahren das letzte Mal hier." Eine gute Stunde später spazierten Kai und Ray gemeinsam mit Sarah durch die Dresdner Innenstadt vorbei am Schloss und der Frauenkirche und von da aus auf die Brühlsche Terrasse, von wo aus sie einen wunderbaren Blick auf die Anlegestellen der zur "Weißen Flotte" gehörenden Schaufelraddampfer hatten. Die beiden jungen Männer blieben eine Zeit lang am Geländer stehen und blickten auf das bunte Treiben an den Anlegestellen hinunter, bis Sarah, die Kai bis dahin in einem dreirädrigen Sportwagen geschoben hatte, zu quengeln begann, weil ihr langweilig wurde. Ray nahm das mit einem weißen Sommerkleidchen und einer leichten Jacke bekleidete Mädchen aus dem Wagen und setzte sie auf seine Schultern, während Kai den leeren Wagen vor sich her schob. Schließlich nahm der Grauhaarige sein Handy zur Hand und wählte die Nummer, die Jessica Ray gegeben hatte. Da aber nicht sie sondern Tyson sich meldete, legte er rasch wieder auf. "Was sollte denn das grade?" fragte Ray neugierig. "Wollte Jess anrufen, hatte aber Tyson dran..." "Weiß sie nicht, dass wir schon hier sind?" "Ich denke nicht, woher denn?" Ray zuckte mit den Schultern. "Keinen blassen Schimmer..." gab er zurück und drehte sich dann zu Kai um. "Lass uns ein Eis essen gehen!" "Gern und wo?" "Da!" Kai folgte mit seinen Augen Rays Fingerzeig, der auf die andere Seite der nahen Brücke hinwies. >Eiscafé Venezia< konnte er an dem Gebäude lesen. "Von mir aus, gehen wir." meinte er. "Hmmmm..." Genießerisch leckte Ray an seinem Eis, während er sich direkt vor dem Goldenen Reiter auf dem Rand von einem der Springbrunnen niederließ. "Du hast Schokoladensauce an der Nase..." stellte Kai fest. "Pass du lieber auf, dass sich Sarah nicht bekleckert." gab Ray zurück und in der Tat gelang es Kai nur mit Mühe zu verhindern, dass sich sein kleiner Sonnenschein das weiße Kleid mit Schokoladeneis beschmierte. "Tja... - Vater werden ist nicht schwer..." kommentierte Ray augenzwinkernd. Kai verzog das Gesicht. "Toll, immer auf die Kleinen..." "Was soll das heißen, immerhin bist du größer als ich!" "Aber jünger." "Jetzt geht das wieder los... - Ach Kai..." "Was?" fragte der Grauhaarige lächelnd. "Nichts mein Schatz, gar nichts..." gab Ray zurück und wollte gerade ansetzen noch etwas zu sagen, als ihn eine bekannte Stimme mit leicht französischem Akzent aus seinem Gespräch riss. "Sieh einer an, was haben wir denn da? Zwei Bey-Asse auf einem Springbrunnenrand zusammen mit einem Kind... - Das ist glatt ein Foto wert!" "Wag's dir Akiko!" "Zu spät!" lachte die junge Frau und kam auf die beiden sitzenden Männer zu. Dann drehte sie sich noch einmal um und rief: "Oliver! Sieh mal, wer hier ist!" Der Franzose drehte sich um und blickte erst zu seiner Verlobten und von ihr zu dem Springbrunnen auf den sie deutete. "Kai und Ray... - Na das fass ich ja nicht... - Macht ihr einen kleinen Familienurlaub?" Kai nickte langsam. "So in etwa... - Sagt mal, sind alle Majestics hier?" fragte er misstrauisch. "Nur Jonny, der hier unbedingt etwas nachforschen wollte!" gab Akiko zurück. "Oliver und ich sind auf Studienreise. Ich brauche die Fotos für meine Belegarbeit. - Wir haben ihn hier zufällig getroffen." "Na ich kann nur hoffen, dass wir nicht wieder das Magnetprinzip anwenden und sich hier nach und nach alle treffen." bemerkte Ray. "Das glaube ich nicht. Was haltet ihr Zwei davon, wenn wir heute Abend gemeinsam essen gehen? Wir haben ein fantastisches Restaurant entdeckt." schlug Oliver schließlich vor. "Gern und wohin müssen wir dann?" fragte Ray noch bevor Kai einen Einwand erheben konnte. "Wir holen euch ab! Welches Hotel?" "Kempinksi-Hotel Taschenbergpalais, Suite Nr. 4." beantwortete Kai Akikos Frage worauf Oliver grinsen musste. "Siehst du?" belehrte er seine Verlobte. "Und du hast gesagt, wir und Jonny wären die einzigen in unserem Freundeskreis, die sich jemals in so einem teuren Hotel einquartieren würden." Akiko räusperte sich und versuchte, das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zu richten. "Wir holen euch dann so gegen 6 ab, ist das recht?" "Das ist OK, nur was machen wir mit Sarah?" wollte Kai wissen. "Guter Einwand..." gab Ray zurück. "Ich kümmere mich um sie, wenn ihr wollt!" Kai fuhr erschrocken herum. "Jonny, du...!?" Der Schotte grinste Kai von seinem Sitzplatz auf einer der Springbrunnenrandfiguren aus an. "Ja? - Sprich dich aus." "Ich finde es sehr nett von dir, dass du dich um Sarah kümmern willst, Jonny." ging Ray dazwischen, noch bevor Kai seinen Mund wieder aufbekam. "Also schön, ich bin dann gegen 6 bei euch. - Bis dann!" Und damit war er auch schon wieder verschwunden. "Chaot..." grummelte Kai. "Aber ein herzlicher Chaot... - Also dann, bis heute Abend!" "Ja, bis dann!" rief Ray Akiko und Oliver hinterher. Dann blickte er Kai in die Augen und meinte: "Lass uns den Abend genießen, bevor wir uns mit Tyson auseinandersetzen, bitte!" "Kein Problem damit..." "Aber du hast doch gerade..." Kai legte Ray den Zeigefinger auf die Lippen und lächelte. "Wenn sich jemand, den ich kenne und dem ich vertraue, um Sarah kümmert, dann ist jedes Problem aus dem Weg geräumt." Der Chinese erwiderte das Lächeln sanft. "Na dann..." Am nächsten Vormittag blieben Kai und Ray länger als gewöhnlich im Bett. Sie hatten den Abend mit Akiko und Oliver im Plaka, einem Restaurant für griechische Spezialitäten in der Dresdner Neustadt verbracht. Schließlich war es Sarah, die die Beiden aus dem Bett trieb und keine Stunde später machten sich Kai und Ray auf den Weg zu der von Jessica angegebenen Wohnadresse. Akiko und Oliver hatten sich dazu bereit erklärt, mit Sarah währenddessen eine Dampferfahrt auf der Elbe zu machen, damit sich die jungen Männer in Ruhe über das eigentliche Problem unterhalten konnten. "Hübsche Wohngegend..." murmelte Ray, als Kai den Mietwagen durch die verwinkelten Straßen lenkte. "Nicht schlecht... - Das muss ich schon sagen, das Mädchen hat Geschmack..." Dann stutzte der Grauhaarige und verengte seine Augen. "Was hast du?" wollte Ray wissen und sah wieder von der Straßenkarte auf. "Unser kleiner Freund macht sich wohl gerade aus dem Staub..." gab Kai zurück und deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo Tyson gerade auf ein Motorrad stieg und den Motor anließ. "Lenk um, fahr ihm nach!" "Keine Hektik, wir wollen doch nicht, dass er uns vorzeitig bemerkt..." "Willst du ihn verlieren?" "Nein, warte es ab, hab Geduld..." beruhigte der Grauhaarige seinen Freund und lenkte dann den Wagen in einer Parkbucht um. Gerade noch rechtzeitig, denn die beiden sahen Tysons Motorrad losfahren und um die nächste Ecke biegen. "Dann mal los..." murmelte Kai und gab Gas um seinem Teamkameraden unbemerkt zu folgen. Zunächst fuhren sie quer durch die Stadt, doch es dauerte nicht lange bis sie in ein relativ großes Waldgebiet, die Dresdner Heide, hineinfuhren. Tyson lenkte die Maschine auf einen Parkplatz, von dem aus ein Wanderweg in den Wald hineinführte. Der junge Mann nahm sich den Helm vom Kopf, setzte sein für ihn typisches Basekap auf und verschwand den Weg entlanggehend zwischen den Bäumen. Den hinter ihm auf den Parkplatz fahrenden Wagen nahm er nicht für voll. "Ehrlich mal, den könnte man klauen ohne dass er es mitbekommen würde... - Ich meine es war doch mehr als offensichtlich, dass wir ihm nachgefahren sind..." stellte Kai fest, als er ausgestiegen war und Tyson nachblickte. Ray zuckte mit den Schultern. "Ist doch jetzt egal! Wir folgen ihm einfach weiter, mal sehen wo er hinwill. - Denn nach einem Unigelände sieht mir das nicht aus..." "Die ist auch auf der anderen Flussseite... - Egal, gehen wir!" Die Beiden liefen eine Weile in einigem Abstand hinter Tyson her, ohne ihn auf sich aufmerksam zu machen. Der junge Mann vor ihnen schien vollkommen sorglos zu sein. Er hatte ja auch eigentlich keinen Grund, Kai und Ray hinter sich zu vermuten, denn schließlich lebten beide auf der anderen Hälfte des Erdballs. Wie hätte er auch ahnen können, dass Jessica, die den ganzen Tag über arbeitete, seine Teamkameraden darum gebeten hatte, sich um ihn zu kümmern und ernsthaft mit ihm über seine Pläne mit dem Studium zu reden. Schließlich erreichte Tyson eine Lichtung, wo er anscheinend von einigen Jugendlichen erwartet wurde. In der Mitte dieser mit Steinplatten ausgelegten Lichtung befand sich ein großes hölzernes Beyblade-Tableau. Jetzt war Kai sofort klar, was Tyson den lieben langen Tag machte, seit er das Studium schleifen ließ: Er trainierte Kids im Beybladen. Eigentlich nichts Verwerfliches, doch dafür sein Studium in den Dreck zu werfen war keine allzu gute Idee. "Och nein, doch nicht so!" rief Tyson plötzlich, was die Aufmerksamkeit von Kai und Ray wieder auf das Tableau lenkte. "Ihr müsst aufpassen, dass eure Blades nicht schon beim Starten aus der Balance kommen. - Und wenn das passiert, müsst ihr sie geschickt manövrieren, damit ihr sie wieder ins Gleichgewicht bringt!" "Wie denn?" wollte einer der Jugendlichen wissen. "Passt auf, ich zeig 's euch!" gab Tyson zurück und stellte sich in Position. "Geh auf die andere Seite..." flüsterte Kai. "Wieso?" "Anfängern wie denen muss man solche Manöver meist drei bis vier Mal zeigen, das weiß ich aus Erfahrung... - Aber es ist eine Sache, wenn man ein Blade ausmanövriert..." "Wenn es dabei attackiert wird, eine andere..." vollendete Ray lächelnd den Satz. "Kannst froh sein, dass ich Driger mitgenommen habe..." fügte er hinzu und schlich sich dann auf die andere Seite. "Den hast du doch fast immer dabei..." murmelte Kai während er Dranzer startklar machte. Dann grinste er diabolisch. "Oh armer Tyson... - Er kennt unsere verbesserten Blades ja noch gar nicht..." "Schön und gut Tyson..." konnte er einen der Jugendlichen hören. "Aber das sieht so einfach aus... - Zeigst du es uns noch mal?" "Sicher, passt auf..." gab Tyson zurück, fing seinen Dragoon auf und legte ihn erneut in den Starter. Nur wenige Hundertstel später jagte der blau-weiße Blade erneut los. Wie von Tyson beabsichtigt, landete er schief auf dem Boden und geriet ins Trudeln. "Dragoon! Balance zurückholen!" befahl der junge Mann und wie erwartet leuchtete der Bit auf, der Blade fing sich und drehte sich dann sicher auf der Stelle. "Seht ihr, so macht ma..." Tyson verschlug es die Sprache, als wie aus heiterem Himmel zwei Blades angeschwirrt kamen und nacheinander Dragoon trafen. Wieder war der Blade des blauen Drachen aus dem Gleichgewicht gekommen, doch diesmal hatte Tyson keine Chance, ihn auszutarieren, bevor die nächsten Treffer kamen. "Dragoon! Ausweichen!" Mit Mühe und Not entging das Bit-Beast dem gleich darauf folgenden Doppelangriff, doch die beiden Blades drehten nur eine rasche Kurve und gingen erneut zum Angriff über. "Oh jetzt reicht's mir aber! Wer auch immer ihr seid, niemand fordert mich ungestraft heraus! Dragoon!" Erneut leuchtete der Bit auf und der mächtige Drache erschien über dem Blade. Kollektives Erstaunen bei Tysons Schülern war das Ergebnis, doch diejenigen, die den blauschwarzen und den weißgrauen Blade führten, schien das nicht im Geringsten zu beeindrucken. Sie gingen trotz des respekteinflößenden Bit-Beasts erneut zum Angriff über. "Dragoon! Phantom Hurricane!" Der entstehende Luftwirbel ließ die beiden gegnerischen Blades für einen kurzen Augenblick zurücksetzen, dann glühten auch ihre Bits auf und sie näherten sich Dragoon erneut zum Angriff. "Oh Mann! Das darf doch nicht wahr sein!" fluchte Tyson, als Dragoon schließlich geschlagen am Boden lag. Er hatte die fortlaufende Kanonade von Treffern nicht mehr ausgehalten, war ins Trudeln geraten und umgekippt. "OK, wer ist da?" wollte er lautstark wissen, als die beiden Blades eine formvollendete Kurve um den geschlagenen Dragoon drehten und dann davon schwirrten, um in die Hand ihrer Besitzer zurückzukehren. "Typisch Tyson... - Niederlagen sind etwas, woraus man lernen sollte, nichts worüber man sich stundenlang den Kopf zerbricht." "Wenn du bei allem so schnell aufgibst, dann ist es nicht verwunderlich, dass du die Lust an manchen Dingen verlierst..." "Tolle Weisheiten!" gab Tyson knurrig zurück. "Wo seid ihr?" "Hinter dir..." "Oh na wartet, euch werde ich..." Tyson fuhr genervt herum und riss im nächsten Augenblick überrascht seine Augen auf. "Kai? Ray? - Wa... - Was... - Was macht ihr denn hier?" "Können wir mit dir reden?" wollte Kai statt einer Antwort wissen. "Äh... - Ja... - Schon, ich..." "Schön... - Wir sind dann so gegen 3 bei dir. - Komm Ray, wir gehen..." "Wartet!" rief Tyson den Beiden davongehenden Freunden nach. "Ihr wisst doch gar nicht, wo ich wohne!" "Darüber mach dir mal keine Gedanken." antwortete Kai und damit waren sie auch schon verschwunden. ,Oh klasse...' schoss es Tyson durch den Kopf. ,In den Boden gerammt von den eigenen Teamkameraden und das auch noch vor denjenigen, denen ich das Bladen beibringen wollte...' Kapitel 19: Eins und eins macht vier ------------------------------------ Halli hallo - Wir sind mal wieder da!!! Lillie: Was soll man dazu noch sagen... Venka: Sag irgendwas! Lillie: Ok! Irgendwas! Jetzt bist du dran! Venka: *tropf* Dazu möchte ich echt nix sagen!!! Lillie: XD Venka: *murmel* Film ab! Lillie: Du meinst wohl Fanfic ab! Venka: ... _____________________________________________________________________________ Etwas mehr als zwei Stunden nachdem Kai und Ray Tyson im Wald hatten stehen lassen stoppte der Russe den Mietwagen vor dem Haus, in dem Tyson und Jessica wohnten. Die beiden jungen Männer stiegen aus, klingelten und nahmen wenig später in der gemütlichen Wohnstube auf dem Sofa Platz. "Also ihr zwei, was treibt euch denn nach Dresden?" fragte Tyson interessiert. "Ein kleines Problem..." gab Ray zurück. "Aha... - Und welcher Art? Hat uns jemand herausgefordert und ihr müsst eine neue Teamtaktik aufstellen?" Kai verdrehte seine Augen. "Tyson! Werd endlich erwachsen und denk nicht immer nur ans Bladen! Du kannst nicht dein Leben lang nur von diesem Sport leben!" "Ach so ist das also..." murmelte der Blauhaarige und senkte seinen Kopf. "Ich hab es also Jess zu verdanken, dass ihr hier seid..." "Wie kommst du denn darauf?" wollte Ray wissen. "Weil sie mir mit dem selben Text schon ne halbe Ewigkeit in den Ohren liegt." "Wir sind nicht hergekommen, um dir das Bladen auszureden, jedenfalls nicht in erster Linie." entgegnete Kai. "Ach nein? Wegen was seid ihr dann hier?" wollte Tyson mürrisch wissen und drehte den Kopf auf die Seite, um jeglichen Blickkontakt auszuweichen. "Ihr habt mir da draußen im Wald doch deutlich gezeigt, dass ich es nicht draufhabe... - Ich bin ein Versager, nicht mal mehr Bladen kann ich richtig..." "Pass auf Tyson, ich will ehrlich zu dir sein..." begann Kai, woraufhin der Blauhaarige ihn nun doch ansah. "Ja, wir sind hier, weil Jess uns angerufen hat." "Und warum das, wenn nicht das Bladen der Grund ist?" "Es geht um die Prioritäten, die du dir selbst setzt..." "Was willst du damit sagen, Kai?" "OK, lass mich mal überlegen... - Du bist ein Dickschädel, du bist aufbrausend, du verbeißt dich gern in Sachen, die dich dann nicht loslassen, bis du einen Ausweg gefunden hast und du hast einen unwahrscheinlichen Sinn für Gerechtigkeit." "Und weiter? Was hat das mit meinen Prioritäten zu tun?" "Warum willst du dein Studium abbrechen?" fragte Ray und brachte damit die Sache kurz und knapp auf den Punkt. Eine kurze Stille folgte, bevor Tyson sich wieder fing und Ray antworten konnte. "Weil... - Na weil ich..." stotterte er. "Weil du Angst hast, dich selbst zu enttäuschen, nicht wahr?" Tyson sah Kai etwas überrascht an und dann senkte er seinen Blick. "Ja... - Ich hab mir halt zu viel vorgenommen... - Ich schaff das einfach nicht!" "Du hast Angst vor einer Herausforderung? - Das kenne ich gar nicht von dir..." gab der Grauhaarige zurück. "Ich habe keine Angst vor einer Herausforderung! Ich habe bisher jeden geschlagen! - Aber ein Studium ist was anderes!" "Warum?" wollte Ray wissen. "Hm?" Tyson blickte ihn fragend an. "Sieh es doch als sportliche Herausforderung an dich selbst! In gewisser Weise sind sich Bladen und Studieren sehr ähnlich! Du musst für beides sehr hart arbeiten, um Erfolg zu haben." "Ray hat Recht, Tyson... - Ich finde es nicht richtig, was du da vorhast. Aber du musst selbst entscheiden, denn es ist dein Leben und wir haben kein Recht, dir da rein zu reden. Sieh unser Gespräch als gut gemeinten Rat..." Tyson seufzte hörbar. "Ja, aber..." "Erinnerst du dich an das, was wir Bladebreakers uns mal geschworen haben?" fragte Ray. "Egal was kommt, niemals aufgeben..." gab Tyson ohne zu zögern zurück. "Genau... - Und schließlich bist du nicht der Einzige aus den Top fünf der BBA-Weltrangliste, der etwas machen will, was in den Augen einiger von uns nicht zu ihm passt." "Ach ja?" Kai nickte. "Ja, Kevin zum Beispiel. Er steckt mitten in einer Pilotenausbildung. Ich hätte nicht mal gedacht, dass er die Aufnahmeprüfung für die Pilotenschule packt!" Tyson verzog das Gesicht. "Hast du ihm das denn gesagt?" "Ja." gab Kai grinsend zurück. "Nachdem er die Aufnahmeprüfung bestanden hatte. - Und außerdem studierst du nicht als Einziger." "Ich weiß... - Eddy, Steve, Kenny und Akiko auch..." Ray blickte ihn daraufhin an. "Selbst bei den Demolition-Boys gibt es zwei, die den Studienweg eingeschlagen haben. - Elena, die inzwischen Ärztin ist und Bryan, der sein Studium für Luft- und Raumfahrttechnik fast abgeschlossen hat." Tyson atmete tief ein. "Aber keinem hat Josie solche Worte an den Kopf geknallt... - Sie meinte..." "Ich weiß, was sie meinte..." unterbrach Kai den jungen Mann und als Ray ihn fragend anblickte fügte er hinzu: "Ihre exakten Worte waren: Eher wird aus einem Sitzmöbel ein Krieger, als aus dir ein Anwalt..." "Nicht gerade fair..." gab Ray zurück und nach einer kleinen Pause meinte er: "Wisst ihr noch als wir das erste Mal gemeinsam nach Russland zum Training gefahren sind? Damals hatte sie sich doch auch in Kai getäuscht." "Das stimmt schon!" gab Tyson seufzend dem Chinesen Recht. "Sie hat sich ja auch bei mir für das Kommentar entschuldigt... - Aber was ist, wenn sie sich in mir nun nicht getäuscht hat!" "Ist es dir denn so wichtig, was andere über dich denken und sagen?" fragte Kai leicht mit dem Kopf schüttelnd. "Nun ja..." seufzend stützte der Blauhaarige seinen Kopf auf die Hände. "Dann beweiß ihr doch einfach das Gegenteil!" versuchte Ray Tysons Ehrgeiz wieder zu wecken. "Ich weiß nicht... - Es sind da so viele Dinge, die dabei eine Rolle spielen..." "Falsch, Tyson!" wiedersprach Kai energisch. "Es ist nur eine Sache wichtig!" Verwirrt schaute der Blauhaarigen seinen Teamchef an. "Und das wäre?" "Was willst du?" Kai sagte diese drei Worte sehr langsam und mit viel Ausdruck in der Stimme. "Ich wollte mal Anwalt werden..." antwortete der Blauhaarige zögernd und blickte wieder zu Boden. "Und was willst du jetzt?" harkte der Russe nach. "Na ja, eigentlich würde ich..." "Eigentlich würdest du was?" unterbrach Kai seinen Teamkameraden erneut. "Glaubt ihr denn, dass ich es schaffen kann?" fragte Tyson nach einer kleinen Pause abwechselnd zu Kai und Ray blickend. "Ich für meinen Teil, habe nie an dir gezweifelt." antwortete Ray wahrheitsgemäß. "Aber ich gebe Kai Recht. Es ist nicht wichtig was andere sagen oder was wir glauben. Es zählt nur das, was du glaubst und was du willst!" Tyson blickte Ray nun festentschlossen an und sagte: "Ich will Anwalt werden und ich glaube immer noch, dass ich es schaffen kann, wenn ich hart genug arbeite!" "Das ist die richtige Einstellung, Tyson. Und ich glaube nicht nur, dass du es schaffst, ich weiß es!" gab Kai zurück. "Ich danke euch, Freunde, dass ihr um den halben Erdball hierher kommt, nur um mich davon abzuhalten, meinen Berufstraum in den Dreck zu werfen..." "Ach Tyson..." grinste Ray und legte dem Freund die Hand auf die Schulter. "Dafür sind Freunde doch da..." "Nur eins macht mich leicht stutzig..." meinte Kai, nachdem er kurz nachgedacht hatte. "Und was?" fragte Tyson. "Jessica ist doch eine ziemlich energische junge Frau, oder?" "Ja, schon..." "Wie kommt es dann, dass sie von uns Schützenhilfe braucht, um dich wieder zur Vernunft zu bringen? Das hat sie doch immer alleine hinbekommen..." "Na ja..." begann Tyson zögerlich. "Wisst ihr, das ist so..." "Ja?" wollten Kai und Ray zeitgleich wissen. "Ganz einfach..." tönte es aus Richtung der Tür, wo Jessica gerade aufgetaucht war. Die jungen Männer waren so in ihr Gespräch vertieft gewesen, dass sie das Schließen des Schlüssels nicht gehört hatten. Ray klappte buchstäblich der Unterkiefer auf die Brust, als er die junge Frau sah und Tyson kassierte einen schrägen Blick von Kai. "Was schaut ihr so?" fragte Jessica und betrat nun die Wohnstube. "Wie ihr ja sehen könnt habe ich zurzeit andere Probleme, als mich um Tysons Sturkopf zu kümmern." "Verstehe... - Wie lange noch?" wollte Ray wissen, nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte. "Ich bin im siebten Monat." gab sie zurück. "Mädchen oder Junge..." fragte Kai gespannt. Jessica lächelte glücklich. "Beides! Es sind Zwillinge." Kai und Ray beschlossen noch eine Woche in Dresden zu bleiben und richtig auszuspannen. Schließlich hatten sie das letzte Mal im Winterurlaub so viel gemeinsame Zeit gehabt. In dieser Woche gab es für sie nichts Schöneres als mit Sarah zusammen durch die Stadt zu wandern und sich alles von ihrem ersten Besuch in der alten Residenzstadt noch einmal ins Gedächtnis zurück zu rufen. Auch unternahmen sie Tagesausflüge in die nähere Umgebung der Hauptstadt. Sarah freute sich ganz besonders als sie einen Nachmittag in der Sächsischen Schweiz plötzlich von einem Regenguss überrascht wurden. Sie hüpfte durch den warmen Sommerregen, gefolgt von ihren beiden Papas, und lachte vergnügt die verdrießlichen Besucher an, die sich von ihr ein wenig anstecken ließen und immerhin mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen durch den Schauer zu ihren Autos und Reisebussen liefen. "Wir sollten uns etwas beeilen, Kai. Ich glaube da zieht ein ordentliches Gewitter auf!" meinte Ray und deutete auf einen dunklen Himmel seitlich von ihnen. Kai folgte dem Fingerzeig mit den Augen und nickte dann knapp. Suchend blickte er sich nach dem Kind um. "Sarah!" rief er, worauf eine fröhliche Kinderstimme antwortete. "Wer in meine Arme kommt, den habe ich ganz doll lieb!" rief er nun in ihre Richtung, worauf Sarah prompt angerannt kam und sich in seine ausgebreiteten Arme warf. Kai hatte damit erreicht, was er wollte. Sarah war bei ihnen und auf seinem Arm. Nun konnten sie schnelleren Schrittes zum Auto gehen. Denn Ray sollte Recht behalten. Der Regen wurde stärker und kälter. "Mist! Wieso haben wir nur das Auto auf dem untersten Parkplatz abgestellt!" grummelte Kai im schnellen Lauf vor sich hin. "Mir ist kalt!" begann Sarah kurz vor dem Ziel zu wimmern. Ihre Stimmung hatte sich mittlerweile stark verschlechtert. "Wir sind gleich da!" versuchte Ray sie im Laufen zu beruhigen. "Ich bin müde!" schniefte sie kurz darauf. "Schau mal, da unten ist schon der Parkplatz und das Auto!" mischte sich auch Kai ein. "Ich seh aber nichts!" wiedersprach sie vorlaut. "Was hältst du von einem kleinen Spiel!" versuchte Ray sie schließlich abzulenken. "Will nich!" trotzig sah sie ihn an. Ray wollte gerade etwas erwidern als Kai aufseufzend verkündete, dass sie nun endlich den Parkplatz erreicht hatten. "Zum Glück haben wir für Sarah Wechselsachen dabei!" sagte Ray mehr zu sich selbst als er einen Rucksack aus dem Kofferraum holte. Kai war dabei Sarah auf die Rückbank zu setzen. "Ich mach das! Setz du dich schon ins Auto!" Kai gab Ray einen Kuss auf die Wange und nahm ihm den Rucksack ab. "Aber..." versuchte der Chinese zu wiedersprechen. Doch Kai duldete keinen Widerspruch und widmete sich dann seinem kleinen Sonnenschein. Da das Auto aber nicht den nötigen Platz bot, entschloss sich Kai draußen stehen zu bleiben. Er beugte sich lediglich mit dem Oberkörper so weit es ging ins Auto und hatte kurze Zeit später das Kind von den triefenden Sachen befreit. Als er sie in die trockenen Sachen steckte, nieste sie ihm mitten ins Gesicht. Kai verzog den Mund, was das Kind überaus komisch fand und lachen musste. "Wenigstens du findest das komisch!" leicht mürrisch hieß er sie in den Kindersitz setzen und schnallte sie fest. "Hoffentlich erkältet ihr euch nicht!" sagte Ray als Kai neben ihm auf dem Fahrersitz saß. "Wegen dem bisschen Regen doch nicht!" Kai lächelte seinen Geliebten leicht überlegen an, doch plötzlich verzog sich sein Gesicht. "Hatschi!" entfuhr es ihm. "Wenn wir zurück sind gibt es für euch erst einmal ein heißes Bad!" entschied Ray bestimmt. "Für dich aber auch! Du bist schließlich genauso nass!" warf Kai ihm entgegen, wogegen Ray nichts zu widersprechen hatte. Der übernächste Tag war für die Drei schon der Letzte in Dresden. Sie hatten sich noch einmal mit Tyson und Jessica verabredet. Gemeinsam gingen sie zum Mittag in ein Restaurant. Dort vereinbarten sie, dass Ray, Kai und Sarah am Abend zu Tyson und Jessica kommen sollten zu einer Art Abschiedsparty. Jessica war zwar von Tysons geplanter Idee nicht begeistert, sah aber ein, dass sich die Freunde nicht oft sehen konnten und so jede Gelegenheit nutzten. Tyson versprach ihr außerdem alles zu managen und auch Ray versprach bei der Vorbereitung für das Essen helfen. Tyson wollte noch Akiko, Oliver und Jonny fragen, ob sie an diesem Abend Zeit und Lust hätten, konnte sie aber nicht erreichen. Nachdem sich die Fünf schließlich vor dem Restaurant verabschiedet hatten, gingen Ray, Kai und Sarah zurück ins Hotel. Aufgrund der abendlichen Veranstaltung beschlossen sie noch ein Nickerchen zu machen. Anschließend wollten sie, so wie beim Essen vereinbart, ihre Sachen packen und schon auschecken, da sie die Nacht bei Tyson und Jessica schlafen sollten. Erstens brachte dies den Vorteil, dass sie den Abend bis zum Umfallen auskosten konnten und zum Zweiten war der Weg vom Hotel zum Flughafen etwas weiter als von Tysons und Jessicas Haus. Tyson hatte es doch noch geschafft Akiko, Oliver und Jonny zu erreichen. Die Drei hatten natürlich Lust und so wurde der Abend ein voller Erfolg. Man schwelgte mal wieder in Erinnerungen oder tauschte in Ruhe Neuigkeiten aus der Gegenwart aus. Für die Freunde war es an diesem Abend als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie plauderten und lachten, so dass selbst Jessica ihre Freude daran hatte. Zwischendurch gab auch Sarah ihren Kommentaren freien Lauf, was die Unterhaltung der Beyblader immer wieder aufheiterte. Kurz vor Mitternacht brachte Ray Sarah ins Bett. Sie hatte den Abend so lange wie sie wollte auf bleieben dürfen und war natürlich kurz nach ihrer eigentlichen zu Bettgehzeit auf dem Arm des Chinesen eingeschlafen. Als er sie ins Bett legte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab, fühlte er, dass sie etwas warm war. "Na, du wirst dich doch wohl nicht etwa erkältet haben!" seufzte er und deckte sie ordentlich zu. Dann begab er sich wieder in den Garten. Gegen drei Uhr meldete Akiko, dass sie müde sei und gern gehen würde. Da Oliver ihr gern jeden Gefallen erfüllte und auch schon nicht mehr ganz senkrecht stehen konnte, verabschiedeten sie sich und wünschten Kai und Ray eine guten Heimflug. Jonny folgte den Beiden. Jessica hatte anscheinend auf so eine Gelegenheit gewartet. Ihr ging es nicht so gut und sie sehnte sich nach Ruhe. Und da auch Ray lieber ins Bett gehen wollte, lösten sie die abendliche Runde allmählich auf. "Das war wirklich ein sehr schon Abend, vielen Dank ihr Beiden!" verabschiedete sich Ray. "Das war er wirklich!" stimmte Jessica zu. "Aber jetzt bin ich zerschlagen..." murmelte sie und ging voraus zu ihrem Schlafzimmer. "Ich komme gleich, Schatz!" sagte Tyson ihr hinterher. "Also dann. Gute Nacht und schlaft gut!" "Ja, du auch!" erwiderte Kai. "Wann sollen wir euch morgen früh wecken?" "Wann geht der Flug, Kai?" "Wir müssen gegen neun auf dem Flughafen sein!" "Dann schlage ich vor, ich wecke euch so gegen halb sieben! Ist das ok?" fragte Tyson. "Wenn du so früh aus dem Bett kommst?" stichelte Kai. "Kein Problem! Also, schlaft gut!" sagte er selbstbewusst und folgte Jessica. "Er hat sich wirklich ganz schön gemacht!" stellte Ray fest. "Ich glaube, er ist einfach nur erwachsen geworden..." meinte Kai und gähnte. "Lass uns ins Bett gehen!" murmelte er und schlurfte in die Richtung ihres Zimmers davon. "Kai? Geht's dir gut?" Ray war überrascht, dass der Abend seinen Geliebten so mitgenommen hatte. "Ja, ja..." wehrte dieser ab. Weiter kam er nicht, denn er musste einige Male hintereinander niesen. "Hast du dich etwa auch erkältet?" "Ich erkältet... - Wieso auch?" "Sarah war vorhin etwas warm und wieso solltest du dir nicht auch mal eine Erkältung einfangen!" Kai hatte dafür nur noch ein Schulterzucken übrig. Todmüde und völlig geschafft ließ er sich aufs Bett sinken und schlief kurz darauf ein. Wie versprochen, weckte Tyson die drei Gäste am nächsten Morgen. Rays erste Sorge nach dem Aufstehen galt Sarah. Er wollte von ihr wissen, wie es ihr geht und fühlte ihre Stirn. Da er nichts weiter seltsam fand und auch das Kind lebhaft durch das Haus sprang, war für ihn die Sache erledigt. Kai hingegen ging es weniger gut. Er hatte Kopfschmerzen und einen leichten Schnupfen, was ihn aber, nach seiner eigenen Aussage, nicht weiter störte. Der Morgen war sehr hektisch und es blieb nur wenig Zeit zum Verabschieden. Doch letzten Endes hatten sie den Flughafen überpünktlich erreicht und auch während des Fluges über hatten sie keine Schwierigkeiten. "Immer, wenn man ausschlafen kann..." murrte Kai während er sich aus dem Bett bemühte um an das klingelnde Telefon zu gehen. "Hier Hiwatari!" gähnte er in den Hörer. "Was? Bist du dir sicher?" fragte er kurz darauf hellwach in den Hörer. "Mh.. - Ja... - Ist ok... - Also bis später... - Ich schätze übermorgen früh! ... - Ja, du auch... - Bis dann!" murmelte er zwischen Pausen in den Hörer. "Schon wach?" Ray kam gerade aus dem Garten zur Verandatür herein als Kai auflegte. "Mh..." brummte der Russe und ließ sich auf dem nächst stehenden Stuhl nieder. Gähnend griff er nach einer Packung Taschentücher, die auf dem Tisch lagen. "Ist der Schnupfen immer noch nicht weg?" erkundigte sich Ray besorgt. "Doch, doch... - So gut wie..." versuchte Kai zwischen dem Schnauben seinen Geliebten zu beruhigen. "Wer war denn das gerade am Telefon?" fragte Ray interessiert während er geschäftig hin und her lief und Kai den Frühstückstisch deckte. "Ach, nicht so wichtig... - Es ist nur, dass..." Kai wandte sich aus dem Fenster und beobachtete Sarah, die im Garten fröhlich vor sich hin spielte. "Es ist nur was?" wollte Ray wissen. "Ich muss noch mal für ein paar Tage nach Russland... - Nichts Wichtiges!" fügte er rasch hinzu. "Und wann musst du fliegen?" in Rays Stimme lag Enttäuschung. "Heute schon..." erwiderte Kai und begann auf seinem Brötchen rumzukauen. "Was? Aber wir sind doch erst aus Deutschland wieder gekommen. Ich dachte wir hätten hier noch ein paar ruhige Tage..." "Ich weiß." unterbrach Kai den Chinesen. "Ich kann es leider auch nicht ändern..." seufzte er und griff sich mit der Hand an den Kopf. "Schon wieder Kopfschmerzen?" Ray setzte sich Kai gegenüber und fixierte ihn aufmerksam. "Hab nur wenig geschlafen!" wich der Russe aus. "Versprich mir, dass du auf dich aufpasst!" bat Ray. "Ja, natürlich... - Immer doch!" murmelte Kai im Kauen. "Nein, ich meine das Ernst!" erwiderte Ray eindringlicher. Kai schluckte den Bissen hinunter, legte das Brötchen weg und blickte Ray sanft lächelnd an. "Ich verspreche es dir!" sagte er. Dann nahm er das Gesicht des Geliebten in beide Hände, zog ihn zu sich ran und küsste ihn. Für einen kurzen Moment war Kai gewillt Ray die Wahrheit zu sagen. Doch Kai tat es nicht. Denn wenn alles gut ginge, brauchte der Chinese nichts davon zu erfahren. ,Ray würde sich nur viel zu viele Sorgen machen!' entschied Kai und stieg fünf Stunden später in das Flugzeug nach Russland, wo es galt über ein Menschenleben zu entscheiden; über das seine. Kapitel 20: Krank wird jeder mal -------------------------------- Lillie: *sich tausendmal verbeug* Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet, aber meine schriftlichen Prüfungen waren erst mal wichtiger... Venka: Das versteht sich doch von selber... Lillie: *sich zum 354. Mal verbeug* Venka: Jetzt hör endlich auf! Lillie: *zögerlich aufhör* Tut mir trotzdem leid... Venka: Ich bin mir sicher, dass das unserer Fans verstehen! Und nun endlich Schluss und los gehts! P.S. Lillie: *flüster* Ich weiß aber leider noch nicht, wann es mit dem nächsten Kapitel weiter geht, weil ich noch praktische und mündliche Prüfungen habe... Venka: *hinter ihr auftauch* ... Lillie: Aber es geht auf alle Fälle weiter! Irgendwann... Venka: *Lillie wieder zu den Büchern schleif* Für dich gehts da weiter und unsere Fans können jetzt endlich weiter lesen!!! Lillie: A... Venka: *strenger Blick* Lillie: *murmel* *grummel* schon gut... FF - Fiel Fergnügen Lillie und Venka _____________________________________________________ "Wann kommt Kai wieder?" fragte Sarah knapp eine Woche später als sie früh zu Ray ins Bett kuscheln gekommen war. "Morgen oder übermorgen, Kleines!" Sie seufzte und ließ sich neben Ray auf das Kopfkissen fallen. "Soll morgen kommen!" "So, ich bin dir wohl nicht gut genug als Vater?" Ray begann das Mädchen durchzukitzeln. "Papa Kai stänkert besser!" presste sie zwischen Gekicher hervor. "Ach so!" sagte er gekünstelt beleidigt. "Dann wart 's ab!" Mit diesen Worten griff er sich ihre Hände, wofür eine der seinen ausreichte, und mit der anderen, freien Hand kitzelte er sie. Sarah wand sich vor Lachen, doch sobald Ray locker lies, entwand sie sich seinem Griff und warf sich auf ihn und bohrte ihm einen Finger in die Seite. Ray zuckte zusammen und grinste, was Sarah als Grund nahm um weiterzusticheln. Eine Viertelstunde später lag Sarah keuchend mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen quer auf dem mit Kissen und Decken zerwühlten Bett. "So kleine Stänkermaus. Jetzt aber raus aus den Federn!" sagte Ray und stand auf. "Ich will nicht! Warum muss ich in Kindergarten?" "Weil ich arbeiten gehen muss!" "Kann ich mit?" "Aber was willst du denn den ganzen Tag im Restaurant machen?" "Spielen!" "Ich glaube, das kannst du im Kindergarten besser. Es ist doch fast kein Spielzeug im Center!" "Doch! Beyblades und andere Kinder!" mit großen bittenden Augen sah sie ihn an. "Du möchtest also bladen lernen?" "Ja!" "Das kann ich aber nicht alleine entscheiden, da müssen wir auch Kai fragen." "Ich will aber nicht in Kindergarten!" "Warum eigentlich nicht?" interessierte sich Ray, denn sonst war sein Bienchen immer gern in den Kindergarten gegangen. "Keine Lust..." "Und warum?" Ray setzte sich wieder auf das Bett. Sarah zuckte nur mit den Schultern. "Kann es sein, dass das irgendetwas mit deinem Freund Joe zu tun hat?" Ray sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Mh..." Sarah nickte langsam. "Ach, Bienchen! Ich hätte nicht gedacht, dass dich das so mitnimmt, dass er weggezogen ist." liebevoll nahm er sie in den Arm. "Es ist langweilig ohne Joe." sagte sie und schniefte. "Also gut! Was hältst du davon, wenn du bis Mittag in den Kindergarten gehst und dann hole ich dich ab und nehme dich mit in den Center." "Vor dem Mittagessen!" forderte sie. "Nach!" "Vor!" "Also gut. Vor dem Mittagessen, dann können wir gemeinsam im Restaurant essen. Und damit du dich nicht den Nachmittag über langweilst, kannst du mit in der Juniorengruppe bladen." "Versprochen?" fragte sie mit großen Augen. "Ja, versprochen!" Mit der Gewissheit einen schönen Nachmittag verleben zu können, konnte sie sich schließlich doch dazu durchringen sich anzuziehen und dann mit Ray gemeinsam zu frühstücken. Eine halbe Stunde nach dem Frühstück war sie bereits im Kindergarten und freute sich schon auf den Nachmittag im Center. Zwei Tage später hatte Sarah noch einmal das Glück und brauchte nur bis Mittag in den Kindergarten zu gehen. Sie hatte Ray das Versprechen abgerungen Kai mit vom Flughafen abholen zu dürfen. "Papa Kai!" freudig stürzte sie auf ihn zu und klammerte sich an ihn. "Hallo, mein Sonnenschein!" sagte Kai matt lächelnd und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Hallo Ray!" "Hallo, Schatz! Wie war deine Reise?" fragte der Chinese und gab Kai ein Begrüßungsküsschen. "Anstrengend..." seufzte Kai. "Du siehst auch müde aus. Lass uns nach Hause fahren, dann kannst du dich ausruhen!" "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf mein Bett freue!" Mit einer Hand griff er nach seiner Tasche, die Ray ihm sofort aus der Hand nahm, die andere hatte sich schon Sarah geschnappt. "Weißt du was? Ich war bladen!" verkündete sie ihm freudestrahlend auf dem Weg zum Auto. "Und hat es dir Spaß gemacht?" "Und wie! Hab Jeremy besiegt!" verkündete sie stolz, denn der Junge war fast vier Jahre älter als sie. "Wer ist denn Jeremy?" fragte Kai. "So 'n blöder Junge. Der ärgert immer die anderen Mädchen..." Die ganze Fahrt über bis nach Hause, erzählte Sarah Kai lang und breit, wie das Bladen verlaufen war. Kai versuchte ihr aufmerksam zuzuhören, doch er war so müde, dass es ihm schwer fiel der kindlichen Erzählweise zu folgen. "Soll ich dir noch was zu Essen machen?" fragte Ray. "Nein, danke! Ich will eigentlich nur noch schlafen!" die Glieder schwer wie Blei stapfte Kai die Treppe nach oben. Kaum dass er sich auf das Bett fallen ließ, fielen ihm auch schon die Augen zu. Als Ray ein paar Minuten später das Zimmer betrat, schlief Kai bereits tief und fest. Ein Lächeln spielte um Rays Lippen als er seinen Geliebten so schlafen sah. Vorsichtig deckte er ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Schlaf gut.... - Bis heute Abend!" murmelte er. Gemeinsam mit Sarah fuhr Ray wieder in den Center, wo sich das Mädchen einmal mehr im Bladen üben konnte. "Aus Sarah wird noch einmal eine große Bladerin. Sieh sie dir an, schon jetzt wie ein kleiner Profi." sagte Judy als Ray seine Tochter von dem Training abholte. "Sie hat ja auch genügend Vorbilder!" lachte Ray. "Wie wahr..." stimmte Judy lachend zu. "Ich habe sie auch schon oft beobachtet, wie sie vor der Vitrine stand und unsere Blades anschaute." "Das fasziniert sie wirklich. Ihr solltet euch überlegen, ob ihr sie nicht in das Juniorenteam schicken wollt!" "Ich weiß nicht...- Mal sehen was Kai dazu sagt! Es steckt sehr viel harte Arbeit darin und man kann es nicht einfach anfangen und wieder sein lassen, so wie man Lust hat!" "Ihr müsst natürlich dahinterstehen und ihr Mut geben. Überlegt es euch einfach. In zwei Monaten haben wir ein Auswahlspiel." "Ich werde mit Kai reden." "Ist er eigentlich schon wieder da?" "Ja, wir haben ihn kurz vor dem Mittag vom Flughafen abgeholt." "Was ist, du siehst besorgt aus!" Ray zuckte mit den Schultern. "Ich bin mir nicht sicher..." "Wollen wir uns da drüben hinsetzen?" bot Judy ihm an. "Nein, danke! Ich würde lieber nach Hause wollen. Außerdem reagiere ich wahrscheinlich nur zu empfindlich und krank wird schließlich jeder mal!" "Ist Kai denn krank?" für Ray unmerklich hatte sie aufgehorcht. Kai und krank... - Das ist unmöglich! "Er hatte schon Schnupfen bevor er nach Russland geflogen ist und vorhin war seine Stirn etwas warm... - Aber wie gesagt, ich denke, dass ich da zu empfindlich bin!" "Vielleicht hast du Recht!" "Also gut, dann sehen wir uns irgendwann wieder! Machs gut, Judy!" "Ja, du auch Ray und grüß Kai bitte von mir!" "Ja, mach ich!" mit diesen Worten drehte er sich von ihr weg. "Sarah, kommst du? Wir wollen nach Hause fahren!" rief er das Kind. Als Ray und Sarah nach Hause kamen war es stockdunkel im Haus und Kai schlief noch immer. "Ich geh Papa wecken!" rief Sarah vergnügt und wollte schon die Treppe zum Schlafzimmer nach oben stiefeln. "Nein, Bienchen. Lass Kai noch schlafen! Er hatte eine anstrengende Reise. Lass uns zusammen Abendbrot machen und dann kannst du ihn vorsichtig wecken gehen. einverstanden!" "Na gut!" seufzend kam sie von der Treppe zurück und lief an Ray vorbei in die Küche. "Kann ich Papa jetzt wecken gehen?" fragte sie eine halbe Stunde später als der Tisch gedeckt war. "Aber sei vorsichtig und ganz lieb zu Kai!" ermahnt Ray das Kind, das auf sein Kopfnicken hin schon Richtung Treppe losgerannt war. Die Aufforderung half. Vorsichtig und so leise wie sie es vermochte, schlich sie die Treppe hinauf und in das Schlafzimmer. "Papa, Aufwachen! Abendbrot!" flüsterte sie in das dunkle Zimmer. Keine Reaktion. Sie suchte den Lichtschalter und drückte drauf. Kai zuckte kurz zusammen. "Papa!" sagte sie leise, worauf erneut keine Reaktion erfolgte. So entschloss sie sich aller Ermahnungen zum Trotz nun doch energischer zu werden. Sie stellte sich neben das Bett. "Papa!" sie schrie das Wort fast in Kais Ohr. Wie erwartet schoss Kai aus dem Schlaf hoch. "Musst du so schreien!" murrte er das Kind an. "Du bist leise nicht aufgewacht!" rechtfertigte sie sich. Kai streckte sich genüsslich. Sarah juckte es in den Fingern, Kai war eine ganze Woche lang nicht da gewesen und Ray hatte seinen Platz zwar würdig vertreten, aber es war doch etwas anderes. Sie konnte nicht wiederstehen und bohrte Kai, während er sich streckte, ihren Finger in die Seite. Kai zuckte lachend zusammen. "Na warte!" Kai schnappte sich das erwartungsvolle Mädchen, hielt sie fest, zog ihr das T-Shirt vom Bauch und pustete kräftig darauf. Sarah quiekte los. Sie strampelte und versuchte aus dem Klammergriff frei zu kommen, doch Kai lies ihr keine Chance und kitzelte sie ordentlich durch. Kurze Zeit später kam Kai mit Sarah auf dem Arm vergnügt die Treppe heruntergelaufen. Er setzte sie auf ihren Stuhl und nahm dann selber am Tisch Platz. "Geht es dir wieder besser?" wollte Ray wissen und setzte sich dazu. "Viel besser. Das Schlafen hat wirklich gut getan!" sagte er und streckte sich erneut. "Das freut mich. Ich hatte mir schon..." "Ich weiß - Sorgen gemacht!" vervollständigte der Russe den Satz. Etwas betreten blickte Ray zu Boden. "Mh... - Ja!" murmelte er. "Was würde ich nur ohne dich machen!" lächelte Kai. "Lasst uns essen! Ich habe einen Bärenhunger!" "Ich will das aber nicht essen!" meinte Sarah. "Schmeckt es dir nicht?" wollte Kai wissen. "Hab keinen Hunger!" erklärte sie. "Wenigstens drei Bissen! OK?" versuchte Ray sie zu überreden. "Nein, ich will nicht!" beharrte sie. "Komm schon die drei Stückchen schaffst du!" unterstütze Kai. Doch Sarah blieb bei ihrer Meinung, dass sie kein Hunger habe und so durfte sie aufstehen und in ihr Zimmer spielen gehen. "Was hast du eigentlich so dringendes in Russland zu tun gehabt?" wollte Ray wissen "Ach dies und jenes. Ich soll dir übrigens liebe Grüße ausrichten von Bryan, Elena und den anderen auch!" "Danke!" Der weitere Abend verlief relativ ruhig. Sarah war schon früh müde und zum Erstaunen freiwillig ins Bett gegangen, aber natürlich hatte Kai ihr noch eine Geschichte vorlesen müssen. Danach hatten sie sich eng aneinander gekuschelt auf das Sofa vor den Fernseher gesetzt. "Dein Schnupfen will aber auch nicht weggehen!" meinte Ray später am Abend als Kai bereits das zweite Päckchen Taschentücher öffnete. "Ach, das wird schon!" sagte er abwertend und schnaubte in das Taschentuch. Doch Ray sah das anders, zumal Kai auch noch anfing zu husten. "Du hast dir vor zwei Wochen in Dresden doch einen Schnupfen geholt und nun ist noch husten dazugekommen..." "Das ist doch nur eine leichte Erkältung und krank wird doch jeder mal..." "Wir haben oben noch Nasenspray und morgen bringe ich dir auf dem Weg nach Hause noch was zum inhalieren aus der Apotheke mit!" "Wenn du darauf bestehst..." Kai verleierte die Augen. "Du solltest das nicht so leicht nehmen!" ermahnte Ray ernsthaft. "Ok. Herr Doktor!" Ray war zwar von Kais Ernsthaftigkeit noch nicht überzeugt, aber ihm reichte diese Zusage. Es war der nächste Vormittag, Ray hatte Sarah wie immer früh im Kindergarten abgesetzt und war dann ins Restaurant gefahren, als er aus dem Kindergarten einen Anruf erhielt. "Herr Kon. Ich muss ihnen leider mitteilen, dass Sarah krank ist. Sie hat Fieber und klagt über Halsschmerzen..." "Ich werde sie natürlich sofort abholen kommen! Danke Frau Mase!" sagte er und legte den Hörer auf. "Conny!" rief er eine junge Frau. "Ja, Herr Kon!" "Sarah ist krank! Ich muss sie aus dem Kindergarten abholen und mit ihr zum Arzt gehen. Kümmerst du dich bitte um die nötigen Bestellungen, die Unterlagen liegen alle auf meinem Schreibtisch. Ach, und vielleicht kann Katharine heute etwas eher anfangen. Ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe heute noch mal herzukommen." "Wird alles erledigt, Herr Kon. Kein Problem!" "Danke, Conny!" erwiderte er und schnappte sich Jacke und Autoschlüssel. "Und gute Besserung für ihre Tochter!" rief sie ihm noch hinterher und machte sich dann an die ihr aufgetragene Arbeit. Sarah klammerte sich sofort an Ray, sobald sie ihn erblickt hatte. Sogar auf der Fahrt zum Arzt suchte sie seine Nähe und im Wartezimmer war sie nicht von seinem Schoß zu bekommen. "Eindeutig Mumps!" erklärte der Kinderarzt nach einer kurzen, aber völlig ausreichenden Untersuchung. "Eine typische Kinderkrankheit!" fügte er hinzu. "Wissen sie, ob bei ihrer Tochter eine Überempfindlichkeit gegen Antibiotika besteht?" fragte er. "Nein, bis jetzt ist uns nichts bekannt. Sie war aber auch noch nicht so schlimm krank, dass sie welches gebraucht hätte." "Gut, dann schreibe ich ihnen was auf. Sie können es ja zu Hause beobachten, aber ich denke, dass es da keine Probleme gibt." beruhigte der Arzt. "Keine Sorge, Herr Kon! Kinder stecken diese Krankheiten relativ leicht weg. Die Halsschmerzen werden noch drei bis vier Tage andauern und das Gesicht wird an der betroffenen Seite noch etwas weiter anschwellen, aber das ist völlig normal. Falls die Schwellung in spätestens sechs Tagen nicht zurückgegangen ist, kommen sie einfach wieder her! Ansonsten würde ich sagen reicht es nächste Woche zur Kontrolle." "Gibt es eigentlich nicht die Möglichkeit einer Impfung?" wollte Ray wissen. "Es gibt Ärzte, die ihnen dazu raten würden und es gibt Impfungen, die einfach sein müssen. Aber da ihre Tochter nun einmal Mumps hat, ist es sinnvoller, wenn sie die Krankheit austrägt. Denn so bilden sich im Blut Antikörper und die verhindern dann ein weiteres Ausbrechen der Krankheit, zumindest auf derselben Seite. Wenn sie es dann noch auf der anderen Seite bekommt, wird sie nie wieder damit Probleme haben. Sind sie geimpft, Herr Kon?" wollte der Arzt noch wissen. "Denn für Erwachsene sieht das anders aus, da kann Mumps zu einer sehr gefährlichen Krankheit werden." "Ja, ich habe alle Impfungen erst vor zwei Jahren auffrischen lassen." "Sehr vorbildlich!" lobte der Arzt. "Hier ist das Rezept! Wichtig ist die regelmäßige Einnahmen drei Mal pro Tag, aber das sagt man ihnen auch in der Apotheke noch mal." "Danke, Herr Doktor!" "Ach beinahe hätte ich es vergessen. Brauchen sie einen Krankenschein für sich, wenn sie mit dem Kind zu Hause bleiben?" "Nein, das sollte nicht das Problem werden, danke!" "Gut, dann auf Wiedersehen!" "Auf Wiedersehen!" "Hier ist das Antibiotika und noch ein paar Halstabletten zum Lutschen, gegen die Halsschmerzen." sagte der Apotheker während er die Dosierung auf die Verpackungen schrieb. "Also dieses hier drei Mal pro Tag, wichtig ist der regelmäßige Abstand, also alle acht Stunden. Und auch wenn eine Besserung eintritt, sollte sie die ganze Schachtel zu Ende nehmen. Die Lutschtablette einfach nach Bedarf, aber maximal acht stück pro Tag. Vielleicht geben sie ihr erst immer eine Lutschtablette vor dem Antibiotika, weil die den Hals etwas betäuben und da fällt das Schlucken leichter." "Danke!" sagte Ray. "Benötigen sie noch etwas?" "Ja! Haben sie etwas zum Inhalieren?" "Da kann ich ihnen dieses hier empfehlen." er ging zu einem Regal und holte ein paar Tropfen "Einfach früh und Abend zehn Tropfen in heißes Wasser geben." "Danke, das war's dann!" Während der ganzen Zeit hatte sich Sarah auf seinem Arm an ihn geklammert und leise vor sich hin gewimmert. "Hier hast du noch ein kleines Trösterchen!" sagte der Apotheker und reichte ihr eine kleine Tüte mit Gummibärchen. Schüchtern nahm sie die Süßigkeit entgegen, drehte dann aber schnell den Kopf weg. "Auf Wiedersehen! Und gute Besserung!" sagte der Apotheker. "Danke, auf Wiedersehen!" Kai war nicht zu Hause als Ray vom Arzt nach Hause kam. Zuerst kümmerte sich er darum, dass Sarah ins Bett kam und gut versorgt war. Allerdings musste er sie etwas nötigen, damit sie die Tablette nahm, aber schließlich war sie zum diskutieren zu müde und fügte sich. Dann rief er noch einmal im Restaurant an und sagte, dass er heute auf keinen Fall mehr kommen würde. Er wollte auch noch ein paar Tage zu Hause bleiben und übertrug deshalb Conny alle Handlungsnotwendigkeiten. Anschließend rief er noch Judy an und sagte das Training für die ganze Woche ab. Da Sarah in ihrem Bett schlief und Kai nicht zu Hause war, hatte Ray seid Langem mal wieder Zeit etwas für sich zu tun. So nahm er sich ein Buch zur Hand und fing an zu lesen. Ray hatte etwa zwei Stunden gelesen als Sarah wieder auf sich aufmerksam machte. Schlaftrunken und jammernd war sie die Treppe heruntergetapst und hatte sich zu ihm auf das Sofa gekuschelt. Die Frage, ob sie etwas Essen möchte, verneinte sie. So kochte Ray ihr einen Tee und gab ihr eine von den Lutschtabletten. Wiederwillig lutschte sie darauf herum. Als sie aber feststellte, dass sie nun besser schlucken konnte, entschied sie sich doch zu ein paar Löffel Grießbrei. Anschließend kuschelten sich Vater und Tochter wieder gemeinsam auf das Sofa. Ray hatte Sarahs Decke aus ihrem Bett geholt und sie ordentlich eingemummelt. Dann nahm er sich wieder sein Buch. Ein leises "Hallo, Schatz!" und ein zärtlicher Kuss auf die Wange holten Ray aus seinem Schlaf. In der einen Hand hielt er noch das Buch, die andere lag auf Sarahs Kopf, der wiederum auf seinem Schoß platziert war. Sie schlief tief und fest. "Hallo Kai!" gähnte er. "Wie spät ist es?" wollte er wissen. "Es ist gleich elf!" erwiderte Kai. "Schon!" stieß Ray hervor. "Ich habe total die Zeit verschlafen!" "Nicht nur du!" sagte Kai und lächelte matt. Liebevoll strich er Sarah über den Kopf. "Sie ist ja ganz heiß!" stellte er erschrocken fest. "Ja, Sarah hat Mumps. Ich habe sie noch vor dem Mittag aus dem Kindergarten abgeholt und bin mit ihr zum Arzt gegangen. Wie spät sagtest du ist es?" "Fast elf!" "Dann sind wir schon über die Zeit für das Antibiotika!" Ray wollte aufstehen und die Tabletten holen. "Ich geh' schon!" sagte Kai. "Wo finde ich es?" "Danke, es liegt in der Küche auf dem Tisch. Und kannst du auch noch einen Schluck Tee mitbringen?" "Ja klar!" Wahrend Kai in der Küche die Medikamente und den Tee holte, konnte ihn Ray aus der Stube deutlich husten und schniefen hören. "Ich habe dir übrigens aus der Apotheke etwas zum Inhalieren mitgebracht!" sagte er als Kai zurück kam. "Hab schon gesehen!" war die nicht begeisterte Antwort. "Du sollst zehn Tropfen früh und abends in heißes Wasser machen... - Sarah, aufwachen!" er streichelte ihr liebevoll über den Rücken. "Schau mal, wer zu Hause ist!" verschlafen zwinkerte das Mädchen mit den Augen. "Papa Kai!" ihre Stimme klang wehleidig. "Hab Halssmerzen!" sagte sie und hing sich an seinen Hals. "Das wird schon wieder!" erwiderte Kai. "Hier!" Ray reichte seinem kleinen Schützling die Tablette und den Tee. Ohne Widerspruch schluckte sie das verabscheute Ding mit etwas Tee hinunter. "So, nun geh wieder zu Ray!" sagte Kai und löste sich aus der Umklammerung. Schwerfällig ließ er sich in einen Sessel fallen und hustete erneut. "Das klingt wirklich nicht gut!" stellte Ray fest. "Du solltest wirklich Inhalieren!" "Ja, ja!" Kai winkte ab. "Aber nicht mehr heute... - Morgen..." Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. "Möchtest du noch etwas Essen?" fragte Ray. "Nein, eigentlich will ich nur noch ins Bett!" murmelte Kai und zur Bestätigung bemühte er sich aus dem Sessel und ging in Richtung Tür. "Kai!" Der angesprochene blieb stehen. "Was ist?" die Frage klang leicht genervt. "Hast dich eigentlich impfen lassen, bevor Sarah zu uns kam? Denn Kinderkrankheiten können für einen Erwachs..." "Ja, doch!" unterbrach er ihn schroff und mit einer abwertenden Handbewegung setzte er seinen Weg fort. "Ich bringe Sarah noch ins Bett und komme dann auch!" "Ist gut..." brummte der Russe. Während Kai die Treppe nach oben schlurfte, nahm Ray Sarah auf den einen Arm und die Decke hing er sich über den anderen. Als sie sich an ihn kuschelte spürte er ihre unnatürliche Wärme. "Mein Hals tut weh... - Kopf auch!" jammerte sie ihm ins Ohr. "Ich weiß, Bienchen!" sagte Ray mitleidsvoll. "Morgen wird es schon besser sein, versprochen! Und wenn du weiter so gut die Medizin nimmst, wird dir dein Hals schon bald nicht mehr weh tun und der Kopf auch nicht mehr!" tröstete er. "Bei dir slafen..." murmelte sie und klammerte sich nur noch fester als Ray sie ins Bett legen wollte. "Na gut!" Ray gab ihr ein Küsschen und trug sie hinüber ins Schlafzimmer, wo Kai bereits im Bett lag und schlief. Die Nacht war alles andere als erholsam für Ray. Kai wälzte sich von einer Seite auf die andere und der Husten schien gar nicht mehr aufhören zu wollen, während Sarah immer wieder wach wurde und wimmerte. Ray musste mehrmals die Nacht raus und ihr etwas Kaltes zu trinken holen. Wie erwartet ging es Sarah am nächsten Tag schon etwas besser. Das Fieber war zurückgegangen und die Halsschmerzen nicht schlimmer geworden, trotz dass ihr Gesicht und die eine Halsseite mächtig angeschwollen waren. Stundenweise wollte sie sogar schon das Bett verlassen und mit ihren Spielsachen spielen. Ray war dabei immer darauf bedacht, dass sie warm angezogen war und nicht zu lange das Bett verließ. Kai hingegen hatte sich sofort nach dem Aufstehen in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Auch er hatte keinen Appetit, schob es aber auf den Stress mit dem Studium. Im Verlauf der Woche ging es Sarah zunehmend besser und besser. Wie der Arzt es gesagt hatte, steckte sie die Krankheit gut weg und bereits am vierten Tag fing sie an die Tabletten zu verweigern, weil die Halsschmerzen fast weg waren. Aber Ray schaffte es sie immer wieder zu überreden. Trotz dass jede Tablette nun ein Kampf war, freute sich Ray innerlich darüber, denn das war ein sicheres Zeichen, dass Sarah bald wieder völlig gesund sein würde. Kai hingegen schleppte sich von Tag zu Tag schwerer in die Uni. Ray machte sich ernsthafte Sorgen um ihn, denn solange er zurückdenken konnte, war Kai noch nie krank gewesen und so schon gar nicht. Doch der Russe reagierte jedes mal gereizter, wenn Ray ihn daraufhin ansprach und meinte immer wieder: "Krank, wird doch jeder mal!" Eine gute Woche später, Ray war mit Sarah noch einmal beim Arzt gewesen, konnte sie wieder in den Kindergarten und Ray auf Arbeit gehen. Wie gewohnt stellte er Kai Frühstück hin und schrieb ihm noch einen lieben Zettel dazu. Dann verließen sie Beide das Haus. Ray schaffte Sarah in den Kindergarten und fuhr dann selber auf Arbeit. Da es Kai auch nicht so gut ging, hatte er beschlossen die ganze Woche über zu Hause zu bleiben, dass hieß aber nun die Arbeit wieder aufholen, die dadurch liegengeblieben war, denn alles hatte Conny nicht erledigen können. Er hatte so viel zu tun, dass die Zeit für ihn wie im Fluge verging. Schon bald war der Nachmittag gekommen und die Zeit Sarah wieder aus dem Kindergarten abzuholen. Gemeinsam mit ihr fuhr er anschließend noch einkaufen und dann nach Hause. Er wollte an diesem Abend noch etwas leckeres Kochen und sich wieder mal richtig Zeit für Kai nehmen. Doch Kai zog ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Als sie zu Hause ankamen war das Haus dunkel. Kein einziges Licht brannte. Ray freute sich schon, so hatte er etwas Zeit das Essen vorzubereiten, bevor Kai kommen würde. Er trug die Einkaufstüten in die Küche und machte sich dann ans Auspacken. Plötzlich stieß Sarah die Küchentür auf. "Komm mit! Komm mit!" sagte sie aufgeregt. "Papa Kai! Schnell!" "Kai ist doch gar nicht da!" entgegnete Ray skeptisch. "Doch! In der Stube!" ihre Stimme schlug nun ins Weinerliche um und sie zerrte Ray am Ärmel. "Schon gut. Ich komme!" Sarah griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich in die Stube. Sarah hatte nur eine kleine Tischlampe angemacht, aber dennoch reichte das spärliche Licht völlig aus. Kai lag wie zerschlagen auf dem Sofa und schlief. "Ich dachte Kai wäre nicht da!" sagte Ray überrascht zu sich selbst. Doch Sarah schien diese Feststellung nicht zu reichen. Sie zog ihn weiter, bis sie neben dem Sofa standen. "Papa Kai ist ganz heiß!" sagte sie. Und zur Unterstützung ihrer Worte legte sie Rays Hand auf Kais Stirn. Ray zuckte zurück. "Du hast Recht!" sagte er erschrocken und sofort versuchte er Kai zu wecken. "Kai!" sagte er sanft ,aber energisch. "Kai!" wiederholte er. Doch der Russe rührte sich nicht. Ray griff nun zu andern Maßnahmen. Er packte ihn an beiden Schultern und rüttelte ihn. "Mh..." brummelte Kai. "Ja, gut so!" bekräftige Ray. "Und nun aufwachen!" forderte er energisch und schlug ihm leicht ins Gesicht. "... - Noch fünf Minuten, Boris..." stammelte Kai und trat wieder weg. Kapitel 21: Griesbrei, Eis und Aufbautraining --------------------------------------------- So nach nun so langer Wartezeit, lassen wir endlich mal wieder was von uns hören. Aber die Zeit hat sich gelohnt. Lillie hat ihre Prüfungen alle erfolgreich bestanden, war schon im Urlaub und seit 01.08 habe ich eine Arbeit... Tja und das hat halt alles auch gedauert, aber keine Angst... Ihr seid deswegen nicht vergessen gewesen. So, nun viel Spaß und bitte seit lieb mit der Kritik... *Hundeblick* 21 - Griesbrei, Eis und Aufbautraining Nachdem Kai wieder weggetreten war, versuchte Ray erneut ihn wach zu kriegen. Vergebens. Er musste eine Entscheidung treffen, Krankenhaus oder Center. Nur eines war sicher. Kai brauchte einen Arzt und das schnell. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es kurz vor sieben Uhr war. Er hatte vielleicht Glück und würde Dr. Owens noch im Center erreichen. "Sarah!" Das Mädchen stand unsicher neben ihm und es war ihm die Sorge um den Papa ins Gesicht geschrieben. "Du ziehst dir jetzt bitte deine Jacke und deine Schuhe an!" befahl ihr Ray mit ruhiger Stimme, denn Aufregung würde jetzt zu nichts führen, sondern das Kind nur noch mehr verwirren. Rays sicheres Auftraten gab ihr wieder Mut und ohne zu zögern zog sie sich rasch an. Er war ihr gefolgt und zog sich nun ebenfalls Schuhe an. "Hier hast du die Autoschlüssel!" sagte er als Sarah fertig angezogen vor ihm stand. "Geh bitte nach draußen und schließe das Auto auf! Hier auf den Knopf musst du drücken." Auch dieser Aufforderung kam Sarah sogleich nach. Ray hingegen ging zurück ins Wohnzimmer und versuchte Kai noch einmal wach zu kriegen, aber wiederum vergeblich. ",Zuerst betitelst du mich als Boris und jetzt tust du alles dafür dich noch schwerer zu machen!" keuchte Ray als er versuchte Kai vom Sofa zu heben. Doch die Mischung aus Angst Kai zu verlieren und der Zorn selbst dabei hilflos zu sein verliehen Ray die nötigen Kräfte und er schaffte es tatsächlich sich Kai halb über die Schulter zu legen. Durch das ungewohnte Gewicht waren seine ersten Schritte zögerlich und unsicher, doch je näher er der Tür kam umso besser ging es. Mit einer letzten Kraftanstrengung hievte er Kai auf den Beifahrersitz, dann schnallte er Sarah an und sie fuhren los. An der Kreuzung hielt Ray abermals kurz inne. Das Krankenhaus war näher und da würde es sicher einen Arzt geben, aber da war immer noch dieser Chip und wenn der eine Fehlfunktion hatte, dann konnte Kai kein normaler Arzt helfen. Nein, für Ray stand fest, dass er keine andere Wahl hatte. Er musste Kai zu Dr. Owens in den Center fahren. Sie hatte ja schließlich auch schon etwas Erfahrung mit dieser Problematik. Er gab Gas und bog scharf um die Ecke in Richtung Center. An der Einfahrt zum Center machte sich Ray gar nicht erst die Mühe anzuhalten, um dem Wachmann zu schildern, warum er so schnell wie möglich zu Dr. Owens müsse. Er spürte wie ihm die Zeit im Nacken saß und so fuhr er einfach durch die Sperre. ,Lieber ein Kratzer am Auto als...' er wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken und mit quietschenden Reifen kam er vor dem Haupteingang zum Stehen. "Du wartest hier!" warf er Sarah entgegen. Dann sprang er aus dem Fahrzeug und rannte durch die Flügeltür in den Center. Ray brauchte nicht lange nach jemandem zu suchen, denn er rannte Tala fast über den Haufen, der mit den NEO-All-Starz in der Eingangshalle stand. Tala hatte ihnen gerade für heute ein paar letzte Tips für das kommende Ranglistenmatch mit auf den Heimweg geben wollen. "Was ist denn mit dir los!" Tala sah Ray, der einer Leiche von der Gesichtsfarbe her sehr ähnlich sah, überrascht an. "Du musst unbedingt mit raus kommen! Mit Kai stimmt was nicht!" Rays Stimme klang sehr besorgt, fast weinerlich. Ohne zu zögern folgte der Russe Ray nach draußen. Die NEO-All-Starz schlossen sich ihnen neugierig an. Ein Blick von Tala auf seinen Bruder reichte aus, um zu wissen, warum Ray so blaß und besorgt aussah. Kai hing bewusstlos wie ein Häufchen Elend auf dem Beifahrersitz. Alle Mühe ihn zu wecken war vergeblich und sein Kopf glühte wie eine heiße Herdplatte. Tala blickte sich suchend um und sein Blick blieb an den NEO-All-Starz hängen. "Mary, Angelina!" kommandierte Tala die beiden Mädchen aus dem Team. "Ihr sucht sofort Dr. Owens und keinen anderen Arzt!" "Ok." sagten beide Mädchen gleichzeitig und rannten davon. "Rachel!" kommandierte Tala weiter. "Du suchst Eddy und Steve. Sie sagten mir zum Mittag, dass sie heute länger dableiben wollten. Also müssen sie noch irgendwo sein!" "Alles klar!" auch sie machte sich sofort auf den Weg, um den Center nach den beiden Bladern abzusuchen. "Können wir auch helfen?" fragte Shenil vorsichtig. "Ja! Ihr könntet euch um Sarah kümmern!" diesmal antwortete Ray. Durch die plötzlich entstandene Hektik hatte Sarah Angst bekommen und zu weinen begonnen. Nun hob Ray sie aus dem Auto und trug sie auf dem Arm zu Shenil und Sandy. "Schon gut, Bienchen!" sagte er sanft zu dem Kind. "Die beiden Mädels passen mal kurz auf dich auf. OK?" Sarah zog zwar einen Schmollmund und die Tränchen liefen noch immer über ihre Wange, aber sie nickte leicht. "Sei schön brav!" Ray gab ihr noch ein Küsschen auf die Wange und drückte dann den beiden Bladerinnen das Kind in die Hand. "Was sollen wir denn jetzt tun?" fragte Sandy leise ihre Freundin. "Am besten wir gehen in das große Spielzimmer!" schlug Shenil vor und die Beiden gingen mit Sarah davon. Ray schaute ihnen noch ein kleines Stück nach. Es gefiel ihm nicht sonderlich seine Tochter in den Händen der jungen Mädchen zu lassen, aber im Moment war dies die beste Lösung. Sarah hätte nur noch mehr Angst bekommen und womöglich nur im Weg gestanden. "Meine Güte, war Kai früher auch schon so schwer?" Tala hatte unterdes versucht Kai alleine aus dem Auto zu heben. "Ich helf dir!" Ray war mit einem Satz bei den beiden Brüdern und griff sich Kais andere Seite. Zusammen schafften sie den bewusstlosen Russen aus dem Auto und in den Center. Sie waren gerade dabei Kai durch die Tür in die Eingangshalle zu tragen als ihnen schon Steve entgegen kam, das Mädchen lief keuchend hinter ihm. "Rachel sagte mir, dass was mit Kai..." weiter kam der Blader nicht. Ray war mit seiner Kraft am Ende und die immer weiter in ihm aufsteigende Verzweiflung hatten seine Knie ins Schwanken gebracht. Er knickte weg. Da Tala das Gewicht von Kai nicht alleine halten konnte, sackte auch er zusammen. "Das mach ich wohl besser!" murmelte Steve und packte sich den noch immer bewusstlosen Russen und zog ihn sich auf die Schultern. "Danke!" murmelte Tala und richtete sich wieder auf um Steve zu folgen. Doch er hielt inne. "Ist alles mit dir in Ordnung?" fragte Tala den immer noch am Boden knienden Chinesen. Doch Ray schüttelte mit dem Kopf und unfähig seine Stimme zu gebrauchen flüsterte er nur: "Ich kann nicht mehr..." "Das geht jetzt aber nicht!" widersprach Tala energisch. "Sarah braucht dich jetzt, damit sie nicht noch mehr Angst bekommt. Und Kai braucht dich auch. Wenn er wach wird solltet ihr Beiden die ersten sein, die er sieht." "Wenn..." verzweifelt sah Ray Tala an. "Daran darfst du jetzt nicht denken. Kai ist bei Dr. Owens in guten Händen und sie kriegt vieles wieder hin. Sieh mich an!" "Meinst du..." "Ich bin fest davon überzeugt!" mit einem aufmunterndem Lächeln reichte er dem Freund eine helfende Hand zum Aufstehen, die Ray dankbar ergriff. Steve war in der Zwischenzeit mit Kai in Richtung des Krankenflügels gelaufen. Je näher er seinem Ziel kam umso schneller wurden seine Schritte. Er spürte, dass Kai sehr heiß war und dringender Hilfe bedurfte. Seine Gedanken kreisten auch nur um ein Thema. Was war wenn der Chip eine Fehlfunktion hatte. Eine mögliche Auswirkung kannte er bereits, damals hatte es Tala getroffen und er ist nur um haaresbreite der Sache entkommen... Steve hatte keine Gelegenheit weiter darüber nachzudenken, er hörte schnell laufende Schritte hinter sich und zur selben Zeit wie Tala und Ray ihn erreichten, kam auch Dr. Owens um die Ecke gebogen. Ein Blick von ihr auf den bewusstlosen Russen und ihre Miene verdunkelte sich schlagartig. "Schnell! Hier lang!" kommandierte sie Steve in ein kleines Behandlungszimmer. "Warum wollen sie ihn hier behandeln und nicht in ihrem eigentlichen..." Doch Dr. Owens lies Tala nicht ausreden. "Ist hier sicherer." sagte sie. "So und nun lasst uns alleine!" befahl sie streng, Alle kamen dieser Aufforderung nach, bis auf Ray. Er blieb zögernd im Raum stehen und sah die Ärztin mit flehenden Augen an. "Keine Angst." versuchte sie ihn zu beruhigen, was allerdings nicht sehr überzeugend klang. "Ich geb mein Bestes um deinen Romeo wieder hinzubiegen, versprochen." sagte sie Ray ein leichtes aufmunterndes Lächeln schenkend. Der Chinese nickte leicht. Es war nicht viel, aber immerhin ein kleiner Lichtblick und Ray wusste, dass Kai hier am besten aufgehoben war. Seufzend verließ auch er schließlich den Raum. Als erstes überprüfte sie Temperatur, Puls und Blutdruck. Als sie nach dem Chip sehen wollte, stutzte sie plötzlich. "Nanu, was ist das denn?" murmelte sie vor sich hin, während sie an Kais Nacken skeptisch ein Pflaster begutachtete. "Du wirst doch wohl nicht etwa deswegen in Russland gewesen sein?" Eigentlich sprach sie eher zu sich selbst, weshalb sich Dr. Owens auch etwas erschrak als Kai ihr ein müdes "Wieso nicht..." erwiderte. "Bis du endlich aufgewacht." vorsichtig drehte sie ihn wieder auf den Rücken. "Mein Kopf..." murmelte Kai, seine Augen hielt er dabei geschlossen. "Das geht vorüber..." meinte sie so nebenbei. "Meine Güte!" entfuhr es ihr als sie nun endlich nach den geforderten Messminuten auf die Anzeige des Fieberthermometers schaute. "41,2°! Kein Wunder, dass dir der Kopf weh tut. Allerdings ein Wunder, dass du noch lebst! Hat Elena dich dazu überredet?" "Musste sie nicht... Wollte's selber..." murmelte er matt. "Habt ihr eigentlich darüber nachgedacht, was dabei alles hätte passieren können?" schallte sie ihn und band ihm den Arm ab. "Was..." "Keine Angst, ich will nur deinen Blutdruck messen." versuchte sie sich rauszureden, denn Kais panische Angst vor Spritzen kannte sie und wie würde er sich da erst gegen eine Infusion wehren. "Nein, ehrlich. Hast du eigentlich auch an Ray gedacht, als du dir das Ding hast entfernen lassen?" lenkte sie ihn wieder auf das Thema. Kai nickte leicht. "Deshalb ja... Und während der Operation hatte der Chip eine Fehlfunktion... Er hätte eh nicht mehr lange gehalten..." mit einigen Pausen zwischendurch versuchte er in kurzen Sätzen zu schildern, was in Russland passiert war. Da Dr. Owens während dieser Schilderung aus seinem Blickfeld verschwunden war, versuchte sich Kai aufzurichten. Er schaffte es jedoch gerade mal seinen Kopf ein Stück zu heben, bevor dieser völlig matt zurück auf die Liege fiel. "Du wirst für ein paar Tage hier bleiben müssen!" entschied die Ärztin. Kai schüttelte so energisch den Kopf, wie er es nur vermochte. "Wenn du dich weigerst, vergesse ich mal kurz meine ärztliche Schweigepflicht und erzähle Ray von der Operation. Wie würde er die Sache wohl finden?" "Erpressung!" zischte Kai matt. Doch letzten Endes hatte er keine andere Wahl und so gab er knurrend seine Einwilligung. Dr. Owens war es zufrieden und ehe Kai es bemerkte, hatte sie die Nadel für die Infusion bereits in seinem Arm platziert. Kai zuckte noch einmal leicht zusammen und dann schlief er wieder ein. Das Fieber blieb noch zwei Tage und sank dann endlich unter 40°C. Mit der sinkenden Temperatur wurde Kai auch wieder ansprechbar und trotz guter Zuredungsversuche von Dr. Owens und Ray, duldete er die Nadel, die er mit Abscheu entdeckt hatte, nicht länger in seinem Arm. Auch den Aufenthalt im Center wollte er so kurz wie möglich gestalten. So blieb Ray nichts anderes übrig als sich vorerst eine Woche Urlaub zu nehmen und Kai zu Hause zu pflegen. Dr. Owens war zwar damit nicht glücklich, sie kannte aber Kais Starrkopf und wusste, dass es keinen Sinn gehabt hätte, ihn länger hier zu behalten. Sonst hätte er sich vermutlich nur allein auf den Weg gemacht. Ray bekam von ihr Instruktionen und Medikamente. "Das Fieber ist zwar schon gesunken, aber immer noch hoch genug. So lange sich das nicht ändert, sollte er die hier drei Mal täglich nehmen, am besten während der Mahlzeiten und das Antibiotika unbedingt alle acht Stunden, jeweils eine halbe Stunde vor dem Essen." "Danke, Dr. Owens." sagte Ray als er die Medikamente entgegen nahm. "Ach, Ray. Es ist wichtig, dass er das Antibiotika bis zum Schluss nimmt, auch wenn es ihm schon besser geht." "Geht klar, ich werde schon dafür sorgen." "Und hier sind noch Hustentropfen. Die erste Woche drei Mal täglich 30 Tropfen, danach werden 20 reichen." vollendete Dr. Owens ihre Instruktionen. "Denken sie denn, dass es noch so lange dauern wird, bis Kai wieder gesund ist." fragte Ray besorgt. "Ich will keine falschen Hoffnungen geben." sagte die Ärztin ernst. "Er hat diesmal nicht gespart mit Einsammeln. Schon allein mit der Bronchitis ist nicht zu spaßen und zudem hat er sich noch bei Sarah angesteckt und Mumps kann für einen erwachsenen Menschen sehr gefährlich werden." "Ja, das sagte mir auch der Kinderarzt..."murmelte Ray zu Boden guckend. "Aber keine Sorge. Das Schlimmste hat er geschafft. Von nun an wird es eher eine unangenehme Sache für ihn, aber unter deinen liebevollen Händen, wird er sicher bald wieder auf den Beinen sein." "Denken sie?" Ray sah sie an. "Ganz sicher und außerdem komme ich jeden zweiten Tag bei euch vorbei und sehe nach ihm." "Danke, Doktor." "Aber Sarah sollte nicht zu sehr an ihn rangehen. Kais Krankheiten sind ansteckend. Das heißt auch für dich Vorsicht." ermahnte sie ihn. Ray nickte. "Geht klar." "Also dann, bis morgen." "Ja, bis morgen und noch mal vielen Dank, Dr. Owens." Kai wollte es nicht zugeben, aber schon das Aufstehen, ins Auto gehen und der ganze Weg nach Hause waren für ihn sehr anstrengend. Er war froh als er endlich im Bett liegen und ausruhen konnte. Der Mumps hatte dafür gesorgt, dass sein Hals und der untere Teil seines Gesichts angeschwollen waren. Zusätzlich tat ihm die ganze Brust weh und der blöde Husten verschlimmerte Brust- und Halsschmerzen. Er war völlig geschafft und wollte eigentlich nur noch schlafen, nichts weiter, nur schlafen... "Nicht schon wieder!" entfuhr es Kai mürrisch als Ray mit dem Essen kam, Griesbrei. "Dr. Owens hat heute früh erst gesagt, dass du noch immer keine feste Nahrung essen darfst." meinte Ray gelassen und stellte Kai den Teller auf den Betttisch. "Immer nur Griesbrei, Suppe, Suppe, Suppe und wieder Griesbrei." Missmutig stocherte Kai mit dem Löffel in der Milchspeise. "Zwischendurch gab es auch mal Pudding." warf Sarah ein, denn sie freute sich über die ganzen Köstlichkeiten. Sie setzte sich zu ihrem Papa auf das Bett und ermunterte ihn zum Essen. Jetzt, wo Kais Krankheit nicht mehr so akut ansteckend war, hatte Ray ihr erlaubt wenigstens ab und zu das Zimmer zu betreten. Die erste Woche war für sie und für Kai sehr hart gewesen. Ray hatte alle Hände voll zu tun gehabt, sie von dem Zimmer und vor allem von Kai fern zu halten. Zumal Sarah so lange gebettelt hatte, bis Ray ihr erlaubte zu Hause zu bleiben, bis Kai wieder gesund war. "Wenn ich die Rinde abschneide, könntest du heute Abend mal versuchen weiches Brot zu essen. Vielleicht geht es ja langsam mit dem Schlucken besser." Kai war darüber sehr dankbar. "Und zum Nachtisch gibt es heute Eis." Sarahs Augen leuchteten bei dieser Aussicht. "Mal wieder..." murmelte Kai. "Ray, versprich mir eins." "Was denn?" "Für die nächsten drei Jahre sind Grießbrei, Suppe, Pudding und Eis von unserer Speisekarte gestrichen." "Nein!" protestierte Sarah sofort. "Versprochen!" lächelte Ray. "So etwas gibt es dann nur noch für dich, Bienchen." Nach einer weiteren Woche waren die Schwellungen völlig zurückgegangen, der Husten hatte sich gelockert und Kai ging es wieder einigermaßen gut. Ray war seit zwei Tagen wieder arbeiten und Sarah ging wieder in den Kindergarten, so dass Kai nun tagsüber allein zu Hause war. Die Krankheit hatte Kai ganz schön niedergeworfen, so dass Dr. Owens ihm ein systematisches Aufbautraining verschrieben hatte. Am Montag sollte es losgehen. Kai freute sich schon. Endlich mal wieder raus zukommen und im Center trainieren. "Heute siehst du wirklich schon viel besser aus." stellte Rogue fest, als sie und Tala am Wochenende bei Kai und Ray einen wahrscheinlich letzten Krankenbesuch machten. "Ja, ich fühl mich auch schon wieder gut." sagte Kai. "Aber das beste ist, es gibt wieder vernünftiges Essen." fügte er hinzu, worauf Tala anfing zu lachen. "Tja, Brüderchen. Was musst du dir auch so 'ne Sache einfangen." "Schadenfreude ist doch die schönste Freude." meinte Ray, der gerade hinzu kam und eine dampfende Schüssel mit Klößen auf den Tisch stellte. "Kann ich dir noch was mit helfen?" fragte Rogue. "Ja, gerne." Beide gingen in die Küche und kamen mit dem restlichen Mittagessen zurück. "So und Montag soll nun dein Aufbautraining beginnen..." sagte Tala zwischen zwei Bissen. "Mhmh..." erwiderte Kai kopfnickend und mit vollem Mund. "Kannst du gegen neun Uhr im Center sein?" fragte der Rothaarige. "Ja, klar. Kein Problem." "Aber wehe du fährst mit dem Motorrad. Es reicht schon, wenn du nach so einer Krankheit alleine Auto fährst." ermahnte ihn Ray sofort. "Jawohl, Herr Doktor!" erwiderte Kai mit militärischem Ernst, was alle zum Lachen brachte. Gesagt, getan. Wie versprochen fuhr Kai Montagvormittag mit dem Auto in den Center. Als er dort ankam musste er feststellen, dass Tala neben seinem Aufbautraining im selben Raum auch das Training der NEO-All-Starz beaufsichtigte. Es begeisterte Kai zwar nicht gerade, denn die Mädels tuschelten und gackerten ihm zu viel, er ließ sich aber dennoch nicht von seinen ihm gestellten Aufgaben ablenken. "Kai, zeig den Mädels doch mal deine Art Liegestütze zu machen!" schlug Tala vor. "Liegestütze gehören doch zu jeder Grundausbildung." sagte Sandy gelangweilt. "Diese Art mit Sicherheit nicht!" erwiderte Tala triumphierend. Doch Kai verdrehte die Augen. "Wenn's sein muss..." meinte er und machte ein paar Schritte bis zur Sprossenwand. Dort angekommen, kletterte beschwingt die Sprossen nach oben und hing sich an die Klimmzugstange. "Ich dachte, er soll uns seine Liegestütze zeigen." wollte Angelina wissen. "Wart's ab!" gebot Tala. Kai ließ sich Zeit. Er baumelte eine Weile vor und zurück, um sich dann, für die Mädchen kam dies völlig unerwartet, elegant nach oben in den Handstand zu schwingen. Bei den Mädchen löste diese Aktion ein Begeisterungsraunen aus. Was sich noch steigerte als Kai sich nach dem Ausbalancieren mit dem Kopf auf die Stange zu bewegte und sie mit der Stirn leicht berührte. Dann stemmte er sich wieder nach oben. Schon beim Ausbalancieren fühlte Kai ein leichtes Schwindelgefühl im Kopf, was er allerdings mit einem kurzen Kopfschütteln beseitigte. Doch beim Hochstemmen trat es heftiger auf. Er hatte das Gefühl, als ob es den Fußboden unter ihm wegdrehen würde. Als er den zweiten Liegestütz ansetzte begann er plötzlich zu zittern. Seine Arme knickten weg und er schlug mit der Schulter auf der Stange auf. Was sein Glück war. Denn so konnte er sich kurz festhalten und drehen, so dass die Füße wieder nach unten kamen und er auf ihnen einigermaßen sicher landete. Als er den Boden berührte, sackte er sofort in die Knie. Reflexartig griff er sich mit der Hand an die schmerzende Schulter. "Kai!" Tala kam bleich auf ihn zugelaufen. "Hast du dir was getan?" "Mm..." Kai schüttelte mit dem Kopf und stand leicht taumelnd auf. "Sorry, ich hätte wissen müssen, dass du noch nicht ganz fit..." Tala brach ab. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf und seine Augen verengten sich. "Mädels, das Training ist für heute beendet." sagte er scharf und schickte sie raus. "Sollen wir noch mal Dr. Owens holen?" erkundigte sich Mary besorgt. "Nein, ich glaube das wird nicht nötig sein." erwiderte der Russe, worauf die fünf NEO-All-Starz besorgt aussehend den Raum verließen. Tala lehnte sich ganz beiläufig vor Kai gegen die Sprossenwand und beobachtete ihn. Sein Bruder hatte noch immer leichte Schwierigkeiten aufrecht zu stehen. "Entschuldige, mir war nur etwas schwindelig..." murmelte Kai eine Entschuldigung. "Aha... -Schwindelig!" wiederholte Tala. "Zeig mir mal diene Schulter!" forderte er und stellte sich nun Kai zielgerichtet in den Weg. "Die is schon in Ordnung." lehnte Kai ab und versuchte an seinem Bruder vorbeizukommen. Doch Tala hielt ihn so an der Schulter zurück, dass Kai vor Schmerzen fast in die Knie ging. Schließlich drückte er Kai gänzlich nach unten und stemmte ihm sein Knie in den Rücken. "Hey..." versuchte sich Kai zu beschweren. "Was..." Doch Tala reichte es noch nicht. Er wollte eine Antwort. Jetzt und hier. Also versuchte er Kais Kopf nach vorne zu drücken um einen Blick auf den Nacken werfen zu können. Doch Kai wehrte sich nach allen Regeln der Kunst, was Tala dazu veranlasste gröber zu werden. Schließlich hatte der Jüngere keine Chance und sein Kopf schnellte ruckartig nach vorne. Kai stöhnte vor Schmerzen. "Was soll das?" zischte er wütend durch die Zähne. "Dasselbe könnte ich dich fragen." entgegnete Tala und ließ Kai los, so dass dieser nach vorne fiel. Er hatte gesehen, was er sehen wollte. "Ich weiß nicht..." "Oh doch! Du weißt sehr wohl!" unterbrach Tala seinen Bruder wütend. "Warst du deshalb in Russland?" "Hauptsächlich..." gab Kai klein bei und setzte sich richtig auf den Boden. "Aber nicht nur..." fügte er rasch hinzu. Tala setzte sich ebenfalls und Kai erzählte ihm, wie Elena ihn angerufen hatte und ihm von ihren neuen Forschungsergebnissen berichtet hatte. "Danach fiel mir die Entscheidung nicht sonderlich schwer. Außerdem wissen wir beide, dass die Chips nicht das ewige Leben haben und meiner hatte während der OP noch eine Fehlfunktion. Es hätte ihn also eh in den nächsten Wochen zerlegt." "Du hast mal wieder mehr Schwein als Verstand." seufzte Tala vor sich hin. "Aber das nächste Mal könntest du ein Wort sagen." "Es wird kein nächstes Mal geben." erwiderte Kai. "Mein Chip war der Letzte." "Weiß Ray eigentlich schon Bescheid?" "Nein, ich hatte noch keine Gelegenheit. Aber ich sage es ihm schon noch, versprochen. Es gab nur in den letzten drei Wochen keine Gelegenheit dazu." "Aber warte nicht zu lange!" ermahnte Tala seinen Bruder. "Du weißt noch genau was passiert war als Ray so lange geschwiegen hatte..." "Nein, wie könnte ich das auch vergessen..." Kapitel 22: Zahltag! -------------------- Hi! Mit gehöriger Verspätung kommt hier das 22. Kapitel von TiS 3! Wir bitten alle Leser, der Notiz am Ende Beachtung zu schenken! Viel Spaß beim Lesen! Lillie und Venka -------------------------------- 22 - Zahltag! Und so vergingen einige Monate, ohne dass Kai es sich wagte, Ray die Wahrheit über seinen Aufenthalt in Russland zu sagen. Er hatte Scheu davor zuzugeben, dass er Ray angelogen hatte und mit jedem verstrichenen Tag wurde es schwerer mit der Wahrheit rauszurücken, bis Kai die Angelegenheit schließlich gänzlich verdrängt hatte. Aber je mehr Zeit auch verging desto näher rückte das Jahr 2010, das Jahr, in dem erneut eine Weltmeisterschaft im Beybladen stattfinden sollte. Wie in den vorangegangen Jahren auch, hatten sich die 5 Teams an den Baikalsee zurückgezogen um dort in aller Ruhe den gemeinsamen Urlaub zu verbringen, ohne sich im Moment großartig Gedanken um die erneut anstehende Herausforderung zu machen. Diese Einstellung änderte sich jedoch als die Teamkapitäne am Sonntag der zweiten Woche zusammen im kleinen Kaminzimmer saßen. Zunächst kam das Gespräch auf die kommende WM und auf die Nachwuchsteams, die man in den vergangenen Jahren hatte beobachten können. Da waren die Saint Shields, das bolivianische Team - momentaner Platz 6 der Weltrangliste. Kai kannte dieses Team recht gut, da er ihnen während der Zeit, von Sarahs Einzug die Bit-Beasts eingefangen hatte. Zum Zweiten war da das neue japanische Team "Psykick", zum gegenwärtigen Zeitpunkt Platz 9 der Weltrangliste, denen ebenfalls zugetraut wurde, dass sie sich in der kommenden WM weit vorn platzieren konnten. Die als Nachfolger der Majestics gehandelten "Royal Angels", Platz 10 der Rangliste, durfte man auch nicht außer Acht lassen. Und dann waren da noch die aus Russland stammenden "Neo Borg", die bisher von Ian trainiert worden waren sowie zu guter Letzt die "NEO-All-Starz", Judys neue Schützlinge und mit Tala als Haupttrainer war das reine Mädchenteam sicherlich auch keine einfache Hürde. Und dass auch andere Teams nicht zu unterschätzen waren, hatten sie schon mehrfach bewiesen. Es war zwar so, dass keines der Top-5-Teams in seiner Position der Weltrangliste gefährdet war, da die Punktabstände zu den folgenden Teams einfach zu groß waren. Doch dies war nicht gleichbedeutend mit einem erneuten Weltmeisterschaftsgewinn für die Bladebreakers. Schon zu lange war es kaum noch möglich, dass man sich regelmäßig zu gemeinsamen Trainingsaktionen traf. Die Demolition-Boys und die White Tigers hatten es noch etwas leichter die Teamtrainings zu realisieren. Für die Bladebrakers, All-Starz und Majestics war das schwieriger, da bei ihnen die Mitglieder über die halbe Welt verstreut waren. Somit versprach die kommende Weltmeisterschaft mehr als spannend zu werden. Es war Yuri, die schließlich aussprach was alle dachten. "Für uns ist das sowie so die letzte WM." bemerkte sie trocken auf ein Kommentar seitens Michael. Erstaunte Blicke der anderen waren die Antwort auf die unerwartete Feststellung. "Ist so..." gab die junge Frau zurück. "Ich meine, wir werden schließlich nicht jünger, gehen unseren Berufen nach und... - Nein, ich habe das mit meinem Team bereits abgesprochen. - Nach der WM hören wir auf." Robert nickte. "Ich gebe zu, der Punkt ist ganz und gar nicht ungerechtfertigt... - Oliver und Jonny haben mich auch schon darauf angesprochen. Wir Majestics sind, im Gesamten gesehen, hier mit die Ältesten und auch wir werden nicht jünger." gab er zurück, bevor er Yuri ansah. "Ein vernünftiger Vorschlag, nach der WM aufzuhören... - Wir schließen uns an." "Wir wollten eigentlich schon vorher aufhören..." musste Lee zugeben. "Aber wenn ihr alle noch bis zur WM spielt, dann... - Dann machen wir das auch... - Aber... - Wie sieht's eigentlich aus? - Wer hört denn alles auf? Ich meine nach der WM..." Kai blickte Michael an. "Ihr auch?" Der Amerikaner zuckte mit den Schultern. "Na ja..." gab er spitz zurück. "Wenn ihr anderen aufhört, dann... - Ich meine für uns wäre das gleichbedeutend mit dem ersten Rang der Rangliste... - Welches Team träumt denn nicht davon?" "Denk lieber gar nicht dran, oder willst du dich etwa zu Tode langweilen?" wollte Yuri wissen. "Ich meine der Punktabstand zum folgendem Team ist gigantisch..." "Na ja, die Zeit bis zur nächsten WM ist lang und bis dahin...?" erwiderte Michael nachdenklich. Kai verzog das Gesicht. "Du bist jetzt 26... - Weltmeisterschaften gibt's nur aller 10 Jahre... - Und du willst dich mit 36 allen Ernstes noch mal ans Tableau stellen?" "Beyblade ist ein Sport für Kinder und Jugendliche... - Genau genommen sind wir dafür schon jetzt zu alt..." gab Robert zu bedenken. Michael nahm sein Basecap vom Tisch und drehte es in den Händen. "Ihr habt ja Recht... - Ich meine, in gewisser Weise war das auch nur Spaß, denn die anderen haben mich darauf auch schon angesprochen... - OK... - Wir sind ebenfalls dabei. Wenn wir gehen, dann gehen wir alle!" Kai nickte. "OK... - Dann ist es also beschlossene Sache... - Nach der WM im September diesen Jahres werden die Top 5 der BBA-Weltrangliste ihre Positionen aufgeben?" Ein Nicken von den anderen vier Anwesenden war die Antwort. Yuri grinste schief. "Die Frage ist jetzt nur, wie wir das unseren Teams erklären..." Kai lächelte. "Wir machen's wie immer..." "Wie immer?" war die irritierte Rückfrage der jungen Russin. "Klar... - Wir lassen uns einfach was einfallen..." Später am Abend, die 5 Teams hatten sich im großen Saal versammelt und saßen in verschiedenen Gruppen zusammen, lenkte Aleksej das Gespräch erneut auf die kommende WM. Mehrere der jungen Erwachsenen stiegen sofort mehr oder minder begeistert in die Diskussion ein. Ray, der sich währenddessen mit den 4 Kindern beschäftigte, war dem Gespräch nicht so ganz gefolgt und blickte, als das Wort WM bereits zum wiederholten Male im Raum auftauchte, erstaunt auf und sah die anderen an. "WM? Was denn für ne WM?" Kai kam herüber und legte seinem Geliebten die Hand auf die Schulter. "Im Kampftrinken, mein Schatz..." erklärte er knapp. "Ah, verstehe..." gab Ray wenig intelligent klingend zurück und blickte Kai verwirrt an. Lee lachte. "Na wenn's ne WM im Kampftrinken ist, halten sich die White Tigers von Anfang an raus..." stellte er fest und fügte mit einem raschen Seitenblick auf Kais Bruder hinzu: "Tala macht das Rennen ohnehin..." Ein kurzes Grinsen war die Antwort. "Oh ich bin mir sicher, mit ein bisschen Training hätte auch Michael eine Chance auf eine gute Platzierung..." gab Tala zurück und blickte herausfordernd in die Richtung des dunkelblonden Amerikaners. Der Angesprochene verzog das Gesicht. "Wenn die Demolition-Boys mitmachen ist es noch gar nicht so sicher, dass Tala auch gewinnt!" reichte er den soeben an ihn verliehenen Wanderpokal weiter, was ihm einen schrägen Blick seitens Ian eintrug. "Ich weiß grade so gar nicht, von was ihr redet..." Kai lachte, während er Ray den Rücken massierte. "Das erklären wir euch irgendwann mal, ich denke auf Anschauungsunterricht hat keiner von uns Lust..." "Ich hab die Würfel dabei!" tönte es siegessicher von Jonny. "Vergiss es!!!" war die einstimmige Antwort der restlichen Majestics sowie der All-Starz. "Schon gut..." gab der Schotte zurück. "Jungs?" mischte sich Ray ins Gespräch. "Um was geht's hier eigentlich?" "Um die Beyblade WM, die dieses Jahr im September in Kairo stattfindet... - Und die für alle von uns der letzte Kampf sein wird..." gab der Grauhaarige zurück. "Wie meinst du das?" war die prompte Rückfrage seitens Kevin. "Wir Teamleader haben uns heute morgen darauf geeinigt..." er machte eine kleine Pause, um einen gewählteren Anfang zu finden. "Seht es mal so. Wir werden auch nicht jünger, unser Punktabstand zu den anderen Teams ist dermaßen groß, dass wir locker mehrere Monate ohne Spiel aushalten und uns immer noch niemand einholen würde... - Dazu kommt, dass Beyblade ein Sport für Kinder und Jugendliche ist und, dass wir kaum noch Zeit haben uns zu gemeinsamen Trainingseinheiten zu treffen... - Das sind so im Groben die Punkte, an denen wir unsere Entscheidung aufgehängt haben... - Wenn ihr nicht einverstanden seit, dann..." Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort. "Im Gegenteil!" tönte es von Oliver. "Gute Entscheidung!" war auch Tysons Meinung, was ihm seltsame Blicke von allen Seiten eintrug. "Was hat Ray denn dir in den Tee gekippt?" wollte Max wissen. "Nichts..." war die kurz angebundene Antwort des Blauhaarigen. "Es ist nur so..." fuhr er fort. "Kai hat Recht, wir können ohnehin kaum noch zusammen trainieren... - Studium, Job, Familie... - Das alles zusammen und dann auch noch Training und Wettkämpfe... - Irgendwo muss auch mal Schluss sein..." Unter den erstaunten Blicken der Anwesenden beendete Tyson sein Statement. "Was schaut ihr alle so? Darf man nicht mal mehr ne Feststellung treffen?" wollte er wissen. Kenny schüttelte den Kopf. "Das meinen wir nicht... - Es ist nur seltsam, dass das gerade von dir kommt..." "Wisst ihr..." begann Tala und sah sich im Raum um. "Zeiten ändern sich und manchmal geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder..." Zwei Wochen später war die schöne Zeit des gemeinsamen Urlaubs auch schon wieder vorbei. Gemeinsam kehrten die Teams nach Moskau zurück und während die Demolition-Boys wenig begeistert in ihr Trainingszentrum zurückkehrten, begaben sich die restlichen Teams zum Flughafen, um von dort aus in Richtung ihrer jeweiligen Heimaten zu fliegen. Wie erwartet wurde das russische Team bereits in der Eingangshalle des Trainingszentrums von Boris erwartet. Wenig gut gelaunt wollte er wissen, wo sich sein Team in den letzten 3 Wochen herumgetrieben hatte. ,Er hat mal wieder gesoffen bis zum Anschlag...' schoss es Yuri durch den Kopf. ,Sinnlos, ihm was erklären zu wollen, er würde ohnehin nicht zuhören...' "Was geht sie das an? Wir sind ihnen keine Rechenschaft schuldig!" fauchte Elena schließlich. Sie als älteste Spielerin des russischen Teams wollte es sich nicht mehr bieten lassen, wie der ständig betrunkene Trainer die Spieler und damit ihre Teamkameraden drangsalierte und ihnen die Freiheit nahm. Wie sich allerdings schnell herausstellte ein schwerwiegender Fehler. Mit Boris wahr ohnehin schon nie gut Kirschen essen gewesen und wenn er betrunken war, dann ging man ihm lieber erst recht aus dem Weg. Elena wusste das sehr genau und warum sie gerade in diesem Zeitpunkt ihre Beherrschung verloren hatte, konnte sie selbst nicht richtig sagen. Jedenfalls kam, was kommen musste; auf Aktion folgte Reaktion und Boris drängte die Dunkelhaarige an die nächste Wand. "Pass mal auf, Süße..." lallte er halb, während er ihr mit der Hand an den Hintern grabschte. "Ich bin immer noch euer Trainer, BBA hin oder her und ihr tut gefälligst, was ich euch sage, ist das klar?" "Herrgott, jetzt geht das wieder los..." murrte Bryan. "Jedes Mal das selbe Theater..." "Wie vorhersehbar..." stimmte Yuri zähneknirschend zu. "Wir hätten gleich Kais Angebot annehmen und mit ihm zusammen in die Staaten fliegen sollen. Da hätten wir für die WM wenigstens in Ruhe trainieren können!" murrte sie ohne nachzudenken. "Wie war das gerade?" Boris ließ von einer Sekunde auf die andere Elena los und kam auf Yuri zu. "Was hast du da gerade von dir gegeben, Yuri Catar?" Yuri blickte den vor ihr stehenden Mann mit beinahe vor Wut funkelnden Augen an, ignorierte Ians Bemühungen, sie daran zu hindern das eben Gesagte noch einmal auszusprechen. "Du hast mich schon richtig verstanden!" sagte sie mit fester Stimme. "Ich sagte: Wir hätten besser mit Kai..." Weiter kam sie nicht. Beim Klang des verhassten Namens verlor Boris die Beherrschung und schlug der jungen Frau mit aller Verachtung, die er Kai gegenüber empfand, ins Gesicht. Yuri wurde durch den plötzlichen Schlag an die sich hinter ihr befindende Wand geschleudert; sie taumelte kurz und sank dann in sich zusammen. Schneller als jemand reagieren konnte, wahr Bryan an ihrer Seite, kniete nieder. Er versuchte die junge Frau aus ihrer halben Bewusstlosigkeit zu holen, während er ihr das aus dem Mundwinkel laufende Blut mit einem Taschentuch abwischte. Doch dies war nicht die einzige Reaktion auf den tätlichen Angriff. Während Yuri das Folgende nicht so ganz mitbekam, zuckten 3 von den restlichen Demolition-Boys zusammen, als im Vorraum des Trainingzentrums vollkommen unerwartet ein Schuss krachte. Ein Schuss, der jedem Training, dass man in der Abtei bekommen konnte, alle Ehre machte. Die Kugel hatte den Trainer der russischen Mannschaft direkt zwischen die Augen getroffen; er taumelte rückwärts und war tot noch bevor er auf dem Boden aufkam. Elena kreischte auf, Bryan blickte vollkommen verständnislos Ian an, der verwirrt und ratlos mit den Schultern zuckte und Yuri bekam von der ganzen Sache ohnehin nur die Hälfte mit. Spencer ließ die Waffe sinken. "Doswidania >Gaspadin<..." tönte seine Stimme und man konnte den Hohn mit dem er diese Worte aussprach, förmlich heraushören. "Du... - Du hast ihn erschossen?" fragte Elena ungläubig. "Ja... - Das war doch schon lange..." Weiter kam er nicht bevor ihn Bryan mit einem gezielten Schlag in den Nacken erst mal außer Gefecht setzte. "Tut mir leid aber das musste sein..." murmelte er. "Was machen wir denn jetzt?" wollte Ian wissen. "Ich... - Ich meine, er hat grade unseren Trainer erschossen!" "Wenn man das noch Trainer nennen konnte..." murrte Elena. Yuri rappelte sich auf und schüttelte den Kopf. "Hin oder Her... - Spencer hat ihn erschossen! Getötet! Ermordet!" brachte sie matt hervor. "Dann müssen wir uns was einfallen lassen!" gab Ian zurück. Der Kopf der Teamleaderin zuckte zu ihm herum. "Was einfallen lassen? Wie stellst du dir das vor? Auf Mord steht in Russland die Todesstrafe und das weißt du auch! Was also willst du dir..." "Der Chip..." unterbrach Bryan die Ausführungen seiner Teamleaderin. "Was?" tönte es gleichzeitig von den drei anderen. "Wir schieben's auf den Chip! - Ich meine bei Tala hat das auch solche Auswirkungen gehabt!" "Der Chip war Abteigeheimnis nur die innersten Kreise der BBA wissen davon!" wiegelte Elena ab. Bryan zuckte mit den Schultern. "Dann müssen wir das Geheimnis eben lüften..." "Und du meinst, dass das klappt?" fragte Yuri zweifelnd. Doch noch bevor Bryan zu einer Antwort kam, öffnete sich die Eingangstür und ein braunhaariges Mädchen sah herein. "Ian? - Sag mal, meinst du nicht du kannst uns..." "Jetzt nicht, Katherina, ich..." Weiter kam er nicht, denn die junge Spielerin der NEO-Borg hatte den toten Trainer entdeckt und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Elena seufzte. "Ich rufe dann mal die Polizei." "Bist du wahnsinnig?" "Was willst du denn sonst machen? Mittlerweile ist es wohl zu spät, sich etwas anderes zu überlegen, Bryan!" gab Yuri zurück, während sie die zitternde Katherina zu beruhigen versuchte und ihr den Blick auf den Toten versperrte. "Elena... - Ruf die Polizei... - Aber bitte sie drum, dass sie die Sache vertraulich behandeln, wir müssen das hier nicht an die große Glocke hängen..." Die junge Frau nickte. "Alles klar..." Damit verschwand sie mit der zitternden Katherina aus dem Vorraum. "Vertraulich, hm?" brummte Bryan. "Ich wünsch dir viel Spaß..." Yuris Antwort war ein kurzes Aufseufzen. "Bryan... - Keine Moralpredigt jetzt..." Eine knappe halbe Stunde später stoppten vier unauffällige dunkle Wagen vor dem Trainingszentrum. Die Zivilpolizisten gaben sich Mühe den Tatort so unbemerkt wie möglich ab zu sichern. Dennoch war schon jetzt eines klar: Die Demolition-Boys würden es verdammt schwer haben sich für die WM zu qualifizieren. Die Leiche von Boris hingegen wurde der Gerichtsmedizin überstellt. "Willst du... - Willst du die BBA nicht informieren?" fragte Ian vorsichtig, nachdem die Polizisten wieder abgerückt waren. Die junge Frau schüttelte den Kopf. "Nein... - Das ist nicht wirklich BBA-Sache, das geht nur uns was an..." "Aber..." begann Bryan. "Kein Aber... - Wir haben uns vom Prinzip her selbst in diese Situation hineinmanövriert. Und wir boxen uns da auch alleine wieder raus!" ------------------------- Hm... Unsere Beta Devil meinte schon, dass es komisch wäre, dass WM's nur aller 10 Jahre stattfinden... - Ja, das ist komisch, aber anders ließ es sich im Plot nicht unterbringen... Ja, wir haben einen Namen aus G-Rev geklaut ^^ - Aber schließlich ist das das zweite russische Team und ie Demo-Boys behalten ihren ja, also nicht böse sein. Und ja: Die Saint Shields kommen laut Serie aus China und nicht aus Bolivien... Aber es kann auch ruhig mal n gutes Südamerikanisches Team geben. ^^ Außerdem passen sie da genau so gut hin wie nach China, ne? ------------------------- So... Leider Gottes müssen wir an dieser Stelle eine wichtige Ankündigung machen... Wie ihr sicher schon gemerkt habt, hat sich der Upload der Kapitel in letzter Zeit immer weiter verzögert, da wir aufgrund unserer Jobs kaum noch zum Schreiben gekommen sind. Wir bitten daher für die nun folgende Entscheidung um euer Verständnis: Wir legen an dieser Stelle wieder eine Pause ein und zwar bis Ende Januar 2006. Vorraussichtlicher Re-Start ist der 5. Februar 2006. Dann, so sind wir uns sicher, können wir auch wieder einen Wochenrhytmus garantieren. Es tut uns echt leid euch das antun zu müssen, aber die jetzt folgenden Kapitel sind recht komplex und müssen gut durchdacht werden. (darunter befindet sich auch die komplette Kairo-WM und wer schon mal ne BB-WM oder ne Meisterschaft beschrieben hat, weiß, wie anstrengend die Planungen sind) Jedenfalls wünschen wir euch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir lesen uns wieder am 05. Februar 2006! Bis dahin! Lillie und Venka Kapitel 23: Der erste Verhandlungstag! -------------------------------------- Hallo! Kennt ihr uns noch? ^^() Ja, es hat ewig gedauert, bis wir endlich mal wieder was laden konnten... Aber jetzt ist es soweit und TiS geht wieder weiter. Wie es mit dem Laderhythmus sein wird, wissen wir allerdings noch nicht. Anyways! Nach dem die 22 das letzte Kapitel war, geht es jetzt mit der 24 weiter. Die fehlende 23 ist das Outtake-Kapitel, welches wir auf Bestimmungen von Animexx nicht mehr hochladen dürfen... - Leider müsst ihr darauf verzichten. Wir hoffen ihr seid uns nach all der Zeit noch treu geblieben und freut euch, dass es endlich weiter geht! Viel Spaß! Lillie und Venka --------------------- 24 - Der erste Verhandlungstag Mittlerweile hatte der März Einzug gehalten. Es waren also zwei Monate vergangen ehe es zur direkten Anklage seitens der Staatsanwaltschaft und damit zur Gerichtsverhandlung kam. Spencer und auch die anderen aus seinem Team hatten sich einen ordentlichen Anwalt nicht leisten können und somit fiel die Wahl auf einen der Pflichtverteidiger. Elena hatte vorher mit Spencer und den anderen ausgemacht, dass der Chip zu keiner Zeit erwähnt werden sollte. Dieser war ja schließlich Abteigeheimnis und sie hätten die Sache niemals glaubhaft erklären können ohne die Hilfe der BBA und speziell Judy Tade. Sie waren sich also einig, dass sie sich allein daraus boxen wollten, als der Anwalt zum ersten Mal Spencers Zelle betrat. "Guten Tag, mein Name ist Igor Stakow! Wer von Ihnen ist Herr Anykov?" wollte der Anwalt wissen. "Ich..." murmelte Spencer genervt, denn nun musste er alles noch einmal erzählen. "Ah ja, nun Mr. Beyblade-Ass will ich Ihnen zu Beginn meiner Arbeit mal was sagen." sagte der Anwalt streng. "Es gibt nicht sonderlich viele Anwälte, die sich mit so einem Thema gerne befassen, also seien sie froh, dass ich hier bin. Und deshalb erwarte ich von ihnen ein bisschen mehr Begeisterung für meine Mühe und Zuarbeit von ihnen, aus der ich dann eine standfeste Verteidigung erarbeiten kann. Denn falls sie es noch nicht wissen sollten. Hier gibt es noch die Todesstrafe." schloss er seine Predigt und setzte sich auf den Stuhl, dem Bryan ihm anbot. "Das ist mir schon klar." erwiderte Spencer. "Aber wenn das hier so wenig wollen, warum können wir dann keinen ausländischen Anwalt..." "Das schlagen sie sich lieber mal ganz schnell aus dem Kopf!" unterbrach ihn der Anwalt. "Erstens haben ausländische Anwälte von russischen Gerichten keine Ahnung und zweitens habt ihr mit so einem Anwalt schon verloren, bevor ihr überhaupt das Gerichtsgebäude betretet. Also dann fangen wir mal an!" Er hörte sich zu allererst die Varianten aller Beteiligten an und begann dann daraus eine Strategie zu erarbeiten. Sein Plan war die Misshandlungen von Boris' Schützlingen als Grundlage zu nehmen und, dass die Kinder bereits im Training zu Selbstjustiz erzogen wurden. Mit dieser Strategie zogen sie schließlich Anfang März in den Verhandlungssaal. Nachdem der Richter die Verhandlung eröffnet hatte, verlas zunächst der Staatsanwalt die Anklage, die auf vorsätzlichen Mord lautete. Danach holte er seinen ersten Zeugen in den Zeugenstand. "Guten Morgen, Natalia Naskaja! Wie geht es ihnen heute?" fragte er freundlich die ältere Frau. "Danke, Herr Staatsanwalt. Ich habe mich ein wenig von dem Schock erholt." erwiderte sie. "Von welchem Schock sprechen sie?" wollte der Staatsanwalt weiter wissen. "Na, dass dieser junge Mann, dort..." dabei deutete sie auf Spencer. "... Boris erschossen hat." "Können sie uns sagen, wie sie zu dieser Behauptung kommen?" "Ja, natürlich. Das war so! Ich bin jeden Tag in der Abtei und mache dort alles sauber. Und damit ich auf meine alten Tage nicht so einen weiten Weg habe, hat mir der gute Boris ein kleines Zimmer in der Abtei angeboten. Was ich nicht ablehnte. Deswegen konnte ich auch alles mit anhören und sehen wie es passierte!" "Schildern sie doch bitte dem Gericht, was an jenem besagten Tag passierte!" "Ich bekam schon eine Woche vorher mit, dass die Demolition Boys verschwunden waren ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Boris hat sich natürlich Sorgen gemacht und so ist es nur verständlich, dass er verärgert reagierte als die Fünf plötzlich wieder auftauchten. Es ist zum Streit gekommen, der nicht zu überhören war, deshalb bin ich hingelaufen. Sie müssen wissen, dass das Zimmer, in dem es passierte, am Ende eines Ganges liegt. Naja, ich bin also gerade in diesen Gang gekommen und habe durch die Lamellen in der Tür gesehen wie Spencer Boris erschossen hat. Ja, genau so ist es gewesen!" "Danke, Mrs. Naskaja!" "Haben sie eine Fragen an die Zeugin?" wandte sich der Richter an Igor Stakow. "Ja, das habe ich!" der Verteidiger erhob sich und ging zu der älteren Frau. "Mrs. Naskaja, wussten sie, dass Boris getrunken hat?" "Ja, das wusste ich. Aber das war kein Wunder." antwortete sie. "Seid Voltaire gestorben ist und sein Vermögen seinen Enkeln hinterlassen hat, fing der arme Boris damit an." "Wollen sie damit sagen, dass Boris Alkoholproblem die Schuld ist von, wie heißen sie doch gleich noch mal?" der Anwalt zog ein Block hervor um zwei Namen abzulesen. "Ah ja, Kai Hiwatari und Tala Iwanov." "Ja, so ist es!" Der Hass in ihrer Stimme auf diese beiden Namen war nicht zu überhören. "Dieser Kai hätte sein Erbe nicht an die verfluchte BBA verschachern dürfen. Aber das Schlimmste ist wohl was Tala Boris angetan hat, indem er ihn verraten hat und ins amerikanische Team gegangen ist." "Die Alte erzählt doch totalen Stuss!" murmelte Spencer. "Und sie kann nicht mal das amerikanische und europäische Team auseinander halten." "Kann es dann nicht sein, dass Boris seine Wut an den anderen Kindern und speziell der Demolition Boys ausgelassen hat?" "Einspruch!" meldete sich der Staatsanwalt. "Spekulation!" "Einspruch stattgegeben!" sagte der Richter. "Gut, dann formuliere ich es anders." überlegte der Anwalt laut. "Es ist doch allgemein bekannt, dass in der Abtei raue Sitten herrschten. Die Kinder bekamen für ein schlechtes Training Schläge und für ein gutes Training auch, damit sie noch besser trainierten. Ist es nicht so?" "Kinder müssen zu harter Arbeit und Disziplin erzogen werden!" antwortete die Putzfrau im vollen Ernst. "Wer führte die Strafen aus?" wollte der Staatsanwalt wissen. "Einspruch!" meldete sich der Staatsanwalt erneut zu Wort. "Was hat das bitteschön mit dem Fall zu tun?" "Das kann ich erklären, Herr Richter. Bitte nur noch einen kurzen Moment Geduld, dann klärt sich alles auf!" "Das will ich hoffen!" murrte der Richter. "Also bitte, fahren sie fort!" "Bitte Frau Naskaja, beantworten sie meine Frage!" "Die Kinder untereinander..." "Also werden die Kinder zur Selbstjustiz erzogen?" "Einspruch! Spekulation!" sagte der Staatsanwalt. "Ich ziehe meine Frage zurück!" erwiderte der Anwalt. "Danke Mrs. Naskaja! Ich habe keine weiteren Fragen." "Gut, dann ist die Zeugin entlassen." sagte der Richter. "Rufen sie ihren nächsten Zeugen auf!" "Ich rufe Katherina Alborov in den Zeugenstand!" sagte der Staatsanwalt. Das Mädchen des Nachwuchsteams betrat vorsichtig den Saal. Wie ein eingeschüchtertes Reh nahm sie auf dem Stuhl, den ihr der Staatsanwalt zeigte, Platz. "Hallo, Katherina. Ich darf doch du sagen!" begrüßte er sie freundlich. Das Mädchen nickte, sagte aber kein Wort. "Kannst du dem Richter bitte erzählen, warum du hier bist?" Katherina nickte erneut und nach einer kleinen Pause begann sie mit leiser Stimme ihre Variante zu schildern. "Ich wollte zu Ian. Er ist unser Trainer, da Boris das alles nicht mehr schaffte. Und als ich in diesen Raum kam, da..." Katherina brach ab. "Bitte!" begann der Anwalt sie zu drängen. "Es ist sehr wichtig, dass du den hier Anwesenden sagst, was du gesehen hast, damit der Mörder seine gerechte Strafe erhält." "Spencer ist kein Mörder!" sagte Katherina plötzlich mit fester Stimme. "Boris war zwar unser Gaspadin, aber er war auch ein...- Ein furchtbarer Mann." Ihre Stimme war wieder so leise und eingeschüchtert wie zuvor. "Wir hatten das doch schon besprochen!" ermahnte sie der Staatsanwalt freundlich. Katherina nickte erneut. "Also, du bist in diesen Raum und hast dann gesehen wie der Angeklagte Boris erschossen hat, so war es doch!" Das Mädchen nickte erneut. "Einspruch!" meldete sich diesmal der Verteidiger zu Wort. "Das ist Beeinflussung eines Zeugen!" "Einspruch stattgegeben!" stimmte der Richter zu. "Dann erzähl es selber!" forderte der Staatsanwalt nun das Mädchen auf. "Es war so!" sagte sie kurz und knapp. "Danke, Katherina!" "Haben sie Fragen an die Zeugin!" wandte sich der Richter erneut an den Verteidiger. "Ja, das habe ich, Katherina!" begann dieser und wandte sich nun seinerseits an das Mädchen. "Hast du denn genau gesehen, dass mein Mandant Boris erschossen hat?" "Nein, Boris war schon tot als ich in den Raum kam." sagte sie. "Einspruch! Es ist doch erwiesen, dass der Angeklagte ihn erschossen hat!" sagte der Staatsanwalt genervt. "Das ist richtig, aber ich möchte mit meinen Fragen daraufhin zielen, dass der Herr Staatsanwalt seine Zeugin so beeinflusst hat, dass sie hier nicht ihre eigene Meinung vertritt!" konterte der Verteidiger. "Da bin ich gespannt! Einspruch abgewiesen!" sagte der Richter. "Also, was hast du noch gesehen!" hakte der Anwalt weiter nach. "Spencer lag ebenfalls am Boden und Bryan stand bei ihm." sagte das Mädchen und ihre Stimme erlangte mehr Sicherheit. "Ich habe dann geschrieen, woraufhin mich Yuri beruhigte. Dann hat wohl jemand die Polizei gerufen und den Rest kennen sie ja." "Ja, ich möchte noch einmal kurz auf deine Äußerung von vorhin zurückkommen. Du sagtest Spencer ist kein Mörder und Boris wäre ein furchtbarer Mann gewesen. Wie hast du das gemeint?" "Das kann ich ihnen sagen. Boris hat in letzter Zeit schrecklich viel getrunken und seine Laune war dementsprechend mehr als schlecht." "Hat er euch geschlagen?" "Ja, sehr oft sogar. Es verging kein Tag ohne blaue Flecken und letzte Woche hatte ich mir mein Handgelenk verstaucht und dafür hat er mich..." sie brach erneut ab. Spencer hatte bis hier fast emotionslos zugehört, aber nachdem er das hörte, konnte er sich lebhaft vorstellen was Boris mit dem Mädchen angestellt hatte und diese Angst erneut so behandelt zu werden, hatte der Staatsanwalt schamlos ausgenutzt, um sie gegen ihn auszuspielen. "Hat er dich verprügelt?" fragte Igor mitleidvoll. "Ja, so schlimm wie noch nie..."Katherina war wieder auf dem Stuhl zusammengesunken. "Meintest du deshalb, dass Boris ein schrecklicher Mann war?" Das Mädchen nickte erneut. "Und du hattest Angst, dass dir so etwas noch einmal passieren könnte?" Katherina nickte abermals. "Hast du deshalb das gesagt, was dir der Staatsanwalt vorher beigebracht hat?" Das Mädchen drehte seinen Kopf zur Seite. "Diese Antwort reicht mir. Ein kleiner Themenwechsel. Was denkst du jetzt über meinen Mandanten?" "Ich bin froh, dass er Boris erschossen hat. Jetzt können wir endlich ohne Angst in der Abtei leben und trainieren." "Danke, Katherina! Ich habe keine weiteren Fragen." "Ich beantrage eine Vertagung." sagte der Staatsanwalt. "Antrag stattgegeben. Die Verhandlung wir auf übermorgen um 9.00 Uhr vertagt." Der Richter erhob sich und verschwand in seinem Zimmerchen hinter dem Gerichtssaal. Der Staatsanwalt hatte nur darauf gewartet. Wütend packte er seine Unterlagen in die Aktentasche und ging dann zu seinem Gegner. "Das werden sie bereuen!" drohte er ihm. "Und das werden wir erstmal sehen! Es war einfach das Mädchen davon zu überzeugen, dass sie es beeinflusst hätten." entgegnete Igor Stakov glücklich, dass sein Plan aufgegangen war. Der Staatsanwalt drehte sich von ihm weg und ging mit schnellen Schritten davon. "Was sie haben Katherina nur benutzt?" wütend blickte Spencer seinen Verteidiger an. "Das Kind war total eingeschüchtert. Es gibt zwei Wege solche Kinder für sich einzunehmen. Den einen wählte der Staatsanwalt mit Gut Zureden, den anderen wählte ich, mit Zuhören. Wir sehen uns dann übermorgen wieder!" Mit diesen Worten gab er dem Polizeibeamten ein Zeichen und Spencer wurde in Handschellen abgeführt und wieder zurück ins Gefängnis in seine Zelle transportiert. Übermorgen galt es die Zeugen der Verteidigung auf den Plan zu rufen. Der erste Schritt war ja bereits getan. Kapitel 24: Ein weiterer Versuch... ----------------------------------- Hi ihr! Wir sind wieder mal im Lande und haben das neue Chapter dabei! Gruß an alle! Lillie und Venka ----------------- 25 - Ein weiterer Versuch Zwei Tage später trafen sich alle Parteien zur vorgegebenen Zeit im Gerichtssaal wieder. "Die Gerichtsverhandlung ist damit eröffnet!" sagte der Richter und gab Igor Stakow, dem verteidigenden Anwalt, ein Zeichen, dass er seinen ersten Zeugen aufrufen sollte. "Ich rufe Elena Tsyrca in den Zeugenstand." sagte er auch sogleich. Die junge Frau betrat mit sicherem Schritt den Gerichtssaal und setzte sich auf den gleichen Stuhl, auf dem Tage vorher schon die anderen Zeugen gesessen hatten. "Guten Morgen, Mrs. Tsyrca!" "Guten Morgen, Herr Stakow!" erwiderte sie freundlich. "Würden sie dem Gericht bitte schildern, wie es zu diesem Ereignis kam und wie sie es erlebt hatten!" Elena nickte, überlegte kurz und entschloss sich mit dem Urlaub zu beginnen, dem Schlüsselereignis der Geschehnisse. "Kai hatte uns mit zum jährlichen Skiurlaub eingeladen. Wir konnten uns zwar denken, dass Boris davon nicht begeistert sein würde, aber wir sind schließlich erwachsene Menschen und ihm keine Rechenschaft schuldig. Jedenfalls erwartete Boris uns in der Abtei. Er war völlig betrunken und beschimpfte uns mit äußerst schlechter Laune. Ich sagte ihm, dass ich seine Anspielungen uns gegenüber und seine ständigen Launen und Beschimpfungen satt hatte. Er hat uns stets und ständig wie kleine Kinder behandelt." "Was passierte nach diesem Empfang und ihrer gesagten Meinung?" wollte der Anwalt wissen. "Boris drängelte mich gegen die Wand." erwiderte sie "Hat er sie angefasst?" fragte Igor Stakow. "Ja, er griff mir an den Po und wer weiß, wohin noch, wenn Yuri nicht den Fehler gemacht und ihm gesagt hätte, dass Kai uns angeboten hatte mit in die Staaten zu kommen. Boris rastete daraufhin aus und schlug Yuri so derb, dass sie gegen die Wand stieß und zusammensackte. Bryan war sofort bei ihr. Und ehe ich noch weiter irgendwas denken oder realisieren konnte, fiel ein Schuss und Boris ging tot zu Boden. Ich rief dann die Polizei und den Rest kennen sie ja!" schloss sie ihren Bericht. "Ja, das kennen wir. Danke, ich habe keine weiteren Fragen!" "Bitte Herr Staatsanwalt, ihre Zeugin!" sagte der Richter. "Danke! Also Mrs. Tsyrca. Wer war das Opfer für sie?" "Er war unser Gaspadin." antwortete sie über diese Frage verwundert. "Und was bedeutet das Wort Gaspadin?" wollte der Staatsanwalt weiter wissen. "Es bedeutet so viel wie Trainer, Führer, Leiter oder Vorgesetzter..." Elena sah ihn verwirrt an. "Danke, ich dachte ich hätte das Wort falsch verstanden!" erwiderte er frech. "Also, wenn das Opfer ihr Gaspadin war, dann hatten sie ihm doch zu gehorchen." Elena nickte. Sie spürte, dass der Staatsanwalt auf irgendeine Sache hinaus wollte. Sie musste vorsichtig sein. "Ja, einem Gaspadin hat man zu gehorchen." "Habe ich das richtig mitbekommen, dass der Sport, den sie ausüben, viel Disziplin erfordert?" "Ja!" Elena zögerte. "Und ihr Gaspadin war derjenige, der euch diese Disziplin beibrachte?" "Ja..." "Wieso handelten sie dann gegen seine Anweisung?" "Wir handelten im Interesse des Teams und das hätte Boris auch tun sollen!" erwiderte sie schroff. "War das amerikanische Team in ihrer oder irgendeiner anderen Sportart jemals unser Verbündeter?" "Nein, natürlich nicht! Dabei geht es um sportliche Leistungen. Aber außerhalb dieser sind es sehr gute Freunde von uns und menschlich gesehen könnten wir uns eine Scheibe von ihnen abschneiden!" " Mrs. Tsyrca. Das Opfer ist in Russland geboren, mit der Muttermilch trank er gleichzeitig den Abscheu gegen die Amerikaner, die im Beybladen auch ihre Gegner sind, wie sie es selber ausdrückten. Und sie wollten ihm wirklich weismachen, dass eine Kooperation mit dieser Nation sinnvoll ist?" "Wie schon gesagt es sind unsere Freunde und außersportlich spricht nichts gegen diese Verbindung." Elena wurde wieder sicherer. "Vielleicht hat sich das Opfer nur Sorgen gemacht als sie eine Woche lang plötzlich verschwanden und keine Nachricht zurück ließen! Da kann man doch seine Wut verstehen, oder nicht, Mrs. Tsyrca?" "Boris und sich Sorgen gemacht? Das Einzige worum er sich wirklich sorgte war sein Wodkanachschub!" Elena war aufgebracht. Dieser Staatsanwalt wollte Boris doch tatsächlich vor dem Gericht als einen fürsorglichen, guten Mann darstellen. Der Staatsanwalt ließ sich durch ihren Wutanstieg jedoch nicht aus der Ruhe bringen und wechselte das Thema. "Soviel, wie ich weiß, stehen sie doch mit unter den besten fünf Teams der Weltrangliste. Ist das korrekt?" "Ja, das stimmt!" Elena hatte sich wieder gefasst. "Und war das nicht der Verdienst eures Gaspadins?" "Es war der Verdienst unserer harten Arbeit!" "Aber sie gaben vorhin zu, dass das Opfer sie zu dieser disziplinierten Arbeit erzogen hatte." "Das stimmt schon, aber Disziplin kann man nicht nur durch Schläge erreichen..." "Auf alle Fälle hat das Opfer sein Leben für diesen Sport und damit für sie und das Team gegeben!" "Das mag sein, aber er hätte es viel besser machen können, wenn er nicht ständig betrunken gewesen wäre und uns wie kleine Kinder behandelt hätte." Elena reichte es langsam mit dem Schöntun des Staatsanwalts. "Das mag sein." fuhr dieser ruhig fort. "Aber er war auch nur ein Mensch und ich denke, dass er sie so behandelt hatte, hatte seine guten Gründe. Sie machten einen Fehler als sie sich mit den Amerikanern einließen!" "Einspruch!" meldete sich der Verteidiger zu Wort. "Was der Herr Staatsanwalt denkt, spielt keine Rolle!" "Einspruch stattgegeben!" bestätigte der Richter. "Gut, dann möchte ich noch einmal kurz auf ihre eigene Aussage zu sprechen kommen! Kann es sein, dass sie dem Gericht einen wichtigen Punkt verschwiegen haben?" "Welcher soll das sein?" Elena versuchte sich wieder zu beruhigen. Sie wollte dem Staatsanwalt nicht in die Falle gehen und durch ihre Aufgebrachtheit unbesonnene Angaben machen. Denn dieser schien noch ein anderes Ziel zu verfolgen. "Nachdem der Angeklagte das Opfer niedergeschossen hatte, wurde er von ihrem Teamkameraden niedergeschlagen! Ist das korrekt?" "Ja, so war es!" "Warum?" "Ich habe keine Ahnung, was Bryan damit bezweckt hatte. Vielleicht fragen sie ihn das lieber selber!" "Oh, keine Sorge, das werde ich schon. Ich wollte es aber auch von ihnen hören!" "Was denn?" "Sie waren doch eben noch in einer Unterhaltung mit ihrem Gaspadin, da zog der Angeklagte eine Waffe und erschoss den Mann ohne Grund, einfach so. Kann es nicht sein, dass sie Angst hatten, er würde komplett durchdrehen und sie alle ebenso erschießen?" "Das ist Spekulation!" erwiderte Elena ruhig und übernahm damit die Rolle, die eigentlich der Verteidiger hätte spielen sollen. "Bitte beantworten sie meine Frage!" drängelte der Staatsanwalt. "Wie Mrs. Tsyrca schon sagte. Einspruch! Das ist Spekulation!" versuchte es der Anwalt. "Einspruch abgewiesen!" entschloss der Richter. "Beantworten sie die Frage!" "Nein, wir hatten vor Spencer natürlich keine Angst, denn wir haben etwas, das Boris niemals hatte: unsere Freundschaft und Respekt voreinander. Außerdem waren wir nicht in einer Unterhaltung, sondern Boris war eben zuvor handgreiflich geworden, falls sie das schon vergessen haben, Herr Staatsanwalt!" die letzten Worte sagte sie mit sehr viel Nachdruck und sah ihm dabei fest entschlossen in die Augen. Nein, sie würde sich von dieser Person nicht einschüchtern lassen. "Danke, ich habe keine weiteren Fragen!" sagte der Staatsanwalt und entließ die Zeugin. "Danke, Mrs. Tsyrca." sagte der Richter. "Bitte, rufen sie ihren nächsten Zeugen auf, Herr Verteidiger, und sorgen sie diesmal dafür, dass sie ihre Arbeit selber machen!" forderte der Richter. "Ja, ja, natürlich euer Ehren... - Ich rufe Yuri Catar in den Zeugenstand." Yuri betrat ebenso sicher wie Elena den Gerichtssaal und sie nahm auf eben demselben Stuhl Platz. "Guten Morgen, Mrs. Catar!" "Guten Morgen!" grüßte sie freundlich zurück. "Würden sie bitte dem Gericht ihre Variante des besagten Geschehnisses erzählen!" forderte Igor Stakow sie auf. "Ja, gern. Wir waren eben von dem jährlichen Skiurlaub mit Kai und den anderen Freunden zurückgekommen als uns Boris völlig betrunken und mies gelaunt in der Abtei erwartete. Er beschimpfte uns mal wieder, so dass alle Freuden der vergangenen Tage sofort weggeblasen waren. Als Elena ihm ihre Meinung sagte, drängelte er sie gegen die Wand und wurde handgreiflich." "Meinen sie, dass er sie sexuell belästigt hat?" "Für meine Begriffe, ja!" "Einspruch, die Zeugin kennt sich in den gesetzlichen Gegebenheiten zu diesem Thema gar nicht aus!" meldete sich der Staatsanwalt zu Wort. "Einspruch stattgegeben!" bestätigte der Richter. "Ich ziehe meine Frage zurück. Aber sie können bestätigen, dass Boris handgreiflich wurde gegen ihre Teamkollegin." "Ja, das kann ich!" "Was passierte weiter!" "Nicht nur Elena hatte die Nase voll. Uns allen ging es wohl so. Deshalb sagte ich, dass wir Kais Angebot, mit in die Staaten zu kommen, besser angenommen hätten." "Warum sagten sie das?" interessierte sich der Verteidiger. "Ganz einfach, Boris beschimpfte uns wo er nur konnte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er daraus für sich selber eine Sportart entwickelt hatte und sich jedes Mal versuchte zu überbieten. Wir hatten eine so schöne Zeit mit unseren Freunden verbracht und Boris schaffte es diese Momente mit nur einem Kommentar zunichte zu machen und uns jede Freude zu verderben!" "Als sie das nun gesagt hatten, was tat das Opfer da?" "Er schlug mich!" "Meinen sie eine Ohrfeige?" "Nein, das wäre normal gewesen. Boris setzte wahrscheinlich all seinen Hass in diesen Schlag. Ich fühlte ein Stechen im Unterkiefer, fiel rückwärts und im nächsten Moment spürte ich einen dumpfen Schlag am Kopf. Dann war alles kurze Zeit schwarz und wie gelähmt. Ich sackte zusammen." "Waren sie bewusstlos?" "Nein, aber alles war taub, ich hatte keine Macht mehr über irgendwelche Muskeln und alle Stimmen waren sehr weit weg." "Ja, das medizinische Gutachten zeigt, dass sie einen verrenkten Kiefer und eine leichte Gehirnerschütterung hatten. Wie geht es ihnen jetzt?" "Danke, es geht mir wieder gut." "Was passierte dann weiter, Mrs. Catar?" "Dann hörte ich einen dumpfen Knall, der mich wieder klar werden ließ und ich öffnete wieder die Augen und stand auf. Bryan schlug gerade Spencer nieder, da sah ich Boris in einer Blutlache am Boden liegen. Ich wollte gerade fragen, was denn genau passiert sei, als Katherina rein kam. Ich habe mich dann um sie gekümmert und Elena rief die Polizei." endete sie ihren Bericht. "Danke, Mrs. Catar!" sagte der Verteidiger. "Ihre Zeugin, Herr Staatsanwalt!" schloss sich der Richter an. "Danke! Mrs. Catar. Sie bekamen also den ganzen Wortwechsel, der nach dem Aufschlag stattfand nicht mit!" "Nicht wirklich. Es war als ob um mich herum ein Schleier war." "Kein Wunder, das war ja ein ganz schön fester Schlag. Sie sagten aus, dass das Opfer all seinen Hass in diesen Schlag setzte. Ich nehme an, dass sie den schon von Frau Naskaja beschriebenen Hass gegen Kai Hiwatari und Tala Ivonow meinten?" "Ja!" "Was mich verwundert, Mrs. Catar. Wie konnten sie nach so einem Schlag so schnell wieder auf die Beine kommen und Katherina versorgen. Sie hätten doch selber medizinische Versorgung gebraucht." "Das mag sein, aber die Schmerzen habe ich in diesem Moment nicht gespürt, das war außerdem nur körperlich. Aber einen toten Menschen zu sehen, hinterlässt seelische Spuren." "Sie wollten Katherina also davon abhalten diesen Raum zu betreten, damit sie nicht mitbekam, was da passiert war." "Ich wollte ihr diesen Anblick ersparen!" "Um anschließend die Tatsachen vertuschen zu können. Habe ich Recht, Mrs. Catar!" seine letzten Worte schrie der Staatsanwalt förmlich heraus. "Nein, nicht um zu vertuschen, sondern um sie vor seelischen Schäden zu bewahren!" antwortete Yuri gefasst über diese Anaschuldigung. "Das kann man hinterher immer behaupten!" "Einspruch, euer Ehren! Der Staatsanwalt stellt Behauptungen auf und beschuldigt die Zeugin falscher Tatsachen!" "Einspruch stattgegeben!" sagte der Richter. "Dann habe ich nur noch eine letzte Frage. Wer war das Opfer für sie?" "Er war unser Gaspadin!" antwortete sie ebenfalls verwundert über diese Frage. "Und was bedeutet das Wort Gaspadin?" "Es heißt Anführer oder Leiter..." "Danke, Mrs. Catar. Ich habe keine weiteren Fragen." "Sie können sich zu ihrer Teamkollegin setzen!" sagte der Richter und deutete auf einen freien Platz neben Elena. "Rufen sie bitte ihren nächsten Zeugen auf!" wandte sich der Richter anschließend dem Verteidiger zu. "Ich rufe Ian Romanov in den Zeugenstand!" Ian erzählte wie Elena und Yuri denselben Tathergang. Er konnte dem Staatsanwalt auch keine Neuigkeiten berichten. Er hielt ebenfalls wacker die Anschuldigungen aus, dass er nur dastand und nichts unternommen hatte. "Dann habe ich noch eine Frage: Wer war das Opfer für sie?" "Er war unser Gaspadin..." Ian war ebenso verwundert über diese Frage, wie schon seine Teamkameraden vor ihm. "Und was bedeutet dieses Wort?" "Es heißt Führer, Chef oder Leiter... - Ja, so diese Richtung." "Danke sehr. Ich habe keine weiteren Fragen." "Sie können sich zu ihren Teamkollegen setzen." Der Richter zeigte erneut in die Richtung mit den freien Stühlen. "Herr Verteidiger, rufen sie bitte ihren nächsten Zeugen auf." "Ich rufe Bryan Youkonov in den Zeugenstand." Auch Bryan schilderte den Tathergang aus seiner Sicht. "Warum schlugen sie ihren Teamkameraden nieder." wollte der Staatsanwalt wissen, nachdem der Verteidiger alle Fragen losgeworden war. "Ich weiß es nicht mehr, es war einfach eine Kurzschlusshandlung!" erwiderte Bryan. "Vielleicht hatten sie auch Angst, dass er sie alle ebenfalls erschießen würde." harkte der Staatsanwalt nach. "Nein, hatte ich nicht. Spencer ist unser Teamkollege und Freund. Ich vertraue ihm voll und ganz." Über diese ruhige Antwort sichtlich unzufrieden, stellte der Staatsanwalt Bryan ebenfalls die zwei Fragen über Boris, die Bryan mit denselben Worten wie seine Teamkollegen beantwortete. "Rufen sie bitte ihren nächsten Zeugen auf!" sagte der Richter. "Ich rufe das letzte Mitglied der Demolition Boys in den Zeugenstand, Spencer Anycov." ---------------------- ^^ Lillie ist wieder voll drin! - Mehr gibts dann demnächst und die Outtakes findet ihr in meinem Weblog! Bleibt und bitte so treu wie schon immer und wir versprechen euch, dass wir euch mit noch ner Menge Kapiteln versorgen werden! Bis zum nächsten Mal! Lillie und Venka Kapitel 25: Glück im Unglück... ------------------------------- So! Da sind wir auch schon wieder mit dem Finale der Gerichtsverhandlung! Wir wünschen euch viel Spaß! Lillie und Venka ----------------------- 26 - Glück im Unglück Spencer erhob sich langsam und ging zu dem ihm angebotenen Stuhl. "Nun, Mr. Anykov! Stellen sie doch bitte den hier anwesenden Personen ihre Variante des Vorfalls dar!" "Was gibt es da noch groß zu erzählen. Wir waren mit unseren Freunden im Skiurlaub, kamen zurück, Boris empfing uns total betrunken und wutentbrannt, er wurde Elena gegenüber handgreiflich, schmetterte Yuri eine, da habe ich die Waffe gezogen und Boris erschossen." leierte Spencer runter. "Mr. Anykov wollen sie nun aussagen oder nicht!" erbost über diesen kurzen Abriss der Ereignisse starrte der Verteidiger seinen Klienten missmutig an. "Schon gut..." Spencer verdrehte leicht die Augen. "Was wollen sie wissen." "Die wichtigste Frage überhaupt. Warum haben sie ihn erschossen?" "Weil ich seine Behandlungen satt hatte!" "Machten sie sich um die beiden weiblichen Teammitglieder eigentlich Sorgen?" änderte der Verteidiger sofort das Thema, da ihm Spencers Antwort sehr ungelegen kam und er kurzerhand beschloss die Strategie zu ändern. "Schon, der Schlag in Yuris Gesicht und wie sie gegen die Wand flog, war schon nicht ohne. Aber es sind starke Mädels und wir haben nicht umsonst einen weiblichen Teamchef." "Und was war mit Mrs. Tsyrca?" hakte der Verteidiger nach. "Was schon... - Sie ist eine super Bladerin!" "Das meinte ich nicht! Ich wollte wissen, was sie empfanden als das Opfer Mrs. Tsyrca sexuell belästigte!" "Einspruch! Es ist nicht erwiesen, dass er Mrs. Tsyrca sexuell belästigte!" meldete sich der Staatsanwalt zu Wort. "Bitte, Euer Ehren! Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr!" meinte der Verteidiger. "Einspruch abgewiesen!" entschied der Richter. "Danke, Euer Ehern! Also Mr. Anykov, was ging ihnen durch den Kopf, als Mrs. Tsyrca, Elena, von dem Opfer angefasst wurde?" Spencer überlegte kurz "Eigentlich gar nichts." meinte er. "Ich hatte gar keine Zeit, da Yuri ja sofort das Wort ergriff, woraufhin Boris ihr eine schmetterte, sie gegen die Wand flog und so weiter." "Aber sie fühlten doch sicher Zorn in sich aufsteigen und Eifersucht!" "Nein, wieso sollte ich. Natürlich fand ich Boris Handeln nicht Ok, aber man fasst einfach ein Mädchen so nicht an!" "Aber Mrs. Tsyrca ist doch für sie nicht einfach nur irgendein Mädchen oder?" versuchte Igor Stakov verzweifelt Spencer auf die richtige Antwort zu stoßen. "Nein, sie ist meine Teamkollegin." antwortete Spencer wahrheitsgemäß. "Spricht man so von seiner Freundin?" der Verteidiger lächelte Spencer seltsam an. "Freundin?" Spencer sah ihn ungläubig an. Dann ging ihm ein Licht auf. "Meinen sie Elena?" Spencer lachte unwillkürlich. "Ja, Elena ist doch ihre Freundin und sie waren eifersüchtig und haben einfach über sich die Kontrolle verloren als sie von dem Opfer so berührt wurde. War es nicht so!" Die letzten Worte sagte der Verteidiger mit starkem Nachdruck. "Einspruch! Der Herr Verteidiger versucht die Aussage des Zeugen zu beeinflussen!" "Einspruch stattgegeben!" entschied der Richter einmal mehr zugunsten des Staatsanwaltes. "Ich habe keine weiteren Fragen." sagte Igor Stakov matt und gleichzeitig wütend auf seinen Klienten, da er seine schöne Strategie vernichtet hatte und überlies seinen Zeugen dem Staatsanwalt. Der auch sogleich die letzte Schwachstelle der Aussage noch einmal aufgriff. "Mr. Anykov, ist Elena Tsyrca nun ihre Freundin, ja oder nein?" wollte er klarstellen. "Nein, sie ist meine Teamkollegin, aber zwischen uns war nie mehr als Freundschaft." "Danke, dass sie dieses Missverständnis zwischen ihnen und ihrem Verteidiger aufgeklärt haben!" sagte der Staatsanwalt schnippisch. Spencer sah für sich darin eine Herausforderung und meinte bissig: "Ach ja, damit sie sich das Stellen der Frage sparen können: Auch ich sagte zu Boris Gaspadin und ich interpretiere dieses Wort ebenfalls als Leiter oder Vorgesetzter." "Vielen Dank, Mr. Anykov." Die Verachtung des Staatsanwalts war nicht zu überhören. Was bildete sich dieser Bursche ein, er wagte es doch tatsächlich sich in seiner Lage ihm, einer der besten Staatsanwälte, so in den Weg zu stellen. Der Staatsanwalt versuchte dennoch ruhig zu bleiben und atmete tief durch. Er ordnete seine Gedanken und fuhr schließlich mit der Befragung fort. ".Waren sie sich eigentlich darüber im Klaren, dass das Opfer über ihren gemeinsamen Urlaub nicht erfreut war?" "Natürlich, Boris hat die anderen Teams gehasst. Ich glaube, dass er selbst uns gehasst hat." "Nach ihrer eigenen Aussage hin, ich zitiere: ,Weil ich seine Behandlungen satt hatte' würde ich daraus schließen, dass sie das Opfer ebenso gehasst haben. Ist das so?" "Einspruch! Mr. Anykov, antworten sie nicht auf diese Frage!" ging der Verteidiger dazwischen. "Ich möchte aber antworten." beschloss Spencer. "Einspruch abgewiesen!" sagte der Richter und Spencer antwortete wahrheitsgemäß. "Nein, ich habe Boris nicht gehasst, aber ich habe ihn zutiefst verachtet!" "Sind sie da nicht froh, dass er endlich weg ist?" griff der Staatsanwalt sofort die Antwort auf. "Ja, das bin ich!" "Sie sagen also, dass das Opfer den Tot verdient hat?" Der Staatsanwalt witterte seine Gelegenheit, Spencer abzuschießen. "Erstens, reicht es mir. Boris war niemals das Opfer und zweitens, ja, dieses Schwein hat den Tot verdient!" Der Verteidiger griff sich an den Kopf. Jetzt war alles aus, doch das Schlimmste kam erst noch. Spencer hatte angebissen nun konnte der Staatsanwalt diese Angreifbarkeit ausnutzen. "Bereuen sie ihre Tat?" fragte er energisch. "Einspruch!" mahnte der Verteidiger. "Diesmal antworten sie nicht, Mr. Anykov!" "Doch, antworten sie." sagte der Staatsanwalt lauter. "Bereuen sie ihre Tat?" "Antworten sie nicht. Einspruch! Einspruch!" Igor Stakov war aufgesprungen. Doch der Staatsanwalt hatte sich so hineingesteigert. Er wusste, jetzt oder nie. "Ist es so!" schrie er schließlich. "Einspruch stattgegeben." sagte der Richter, aber zu langsam. Spencer hatte bereits angesetzt und antwortete. "Ja, verdammt, so ist es!" schrie er zurück und sah dem Staatsanwalt dabei fest in die Augen. Niedergeschlagen barg Igor Stakov das Gesicht in seinen Händen, nun war es wirklich vorbei. ,Doch halt!' schoss es ihm plötzlich durch den Kopf und er fasste neuen Mut. Einen Trumpf hatte er noch, das psychologische Gutachten. "Die letzte Bemerkung des Angeklagten wird aus dem Protokoll gestrichen." entschied der Richter. Doch dem Staatsanwalt war diese Entscheidung egal. Er hatte gehört, was er hören wollte und das Gute war, der Richter hatte es auch gehört. Damit dürfte ein Freispruch unmöglich zu erreichen sein. "Danke! Ich habe keine weiteren Fragen." sagte der Staatsanwalt mit zufriedener, selbstgefälliger Mine und begab sich zu seinen Platz zurück. "Ich rufe meinen letzten Zeugen in den Zeugenstand, Dr. Ivan Pietrovich!" sagte der Verteidiger. Der genannte betrat den Saal und nahm als letzter Zeuge auf besagtem Stuhl Platz. "Guten Tag, Dr. Pietrovich!" begrüßte der Verteidiger ihn sehr freundlich. "Guten Tag!" erwiderte der Zeuge ebenso freundlich. "Sie sind Doktor der Psychologie, ist das korrekt?" "Ja, so ist es und ich habe über den Angeklagten ein psychologisches Gutachten erstellt." "Könnten sie dem Gericht bitte das Ergebnis ihrer Untersuchung mitteilen!" "Aber gern! Nach eingehenden Tests und Auswertungen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass Spencer Anykov bei dem besagten Vorfall nicht er selbst war. Er hat die Kontrolle über sein Handeln verloren und war somit unzurechnungsfähig." "Ich möchte nur noch einmal klar nachfragen. Also sie sagen, dass der Angeklagte zur Tatzeit eindeutig unzurechnungsfähig war und sie haben daran keinerlei Zweifel?" "So ist es!" bestätigte der Psychologe. "Danke! Ihr Zeuge." der Verteidiger zog sich zurück. "Guten Tag, sie bestätigten doch eben die Frage, ob sie Doktor der Psychologie seien mit ja." "So ist es." "Wie lange haben sie ihre Lizenz schon?" "Ungefähr 30 Jahre." "Ich habe nachgesehen, genau gesagt 32 Jahre. Und haben sie ihre Lizenz noch?" "Seid zwei Tagen leider nicht mehr, aber zum Zeitpunkt der Gutachtenerstellung hatte ich noch eine laufende Lizenz." "Warum wurde ihnen die Lizenz entzogen?" forschte der Staatsanwalt nach. "Das spielt für diesen Fall keine Rolle." verteidigte sich der Psychologe. "Dann sage ich es ihnen." sagte der Staatsanwalt hinterlistig. "Wegen Trunkenheit! Sie sind zum wiederholten Male unter alkoholisiertem Einfluss Auto gefahren. Nur dieses Mal ist was passiert, habe ich Recht?" "Wenn sie ihre Fragen selbständig beantworten, brauche ich nichts mehr dazu zu sagen." entgegnete Ivan Pietrovich peinlich berührt. "Ich habe mich erkundigt. Den Mann, den sie angefahren haben, liegt zurzeit noch im Koma. Seine kleine Tochter hofft, dass ihr Papa bald nach Hause kommen kann." Der Staatsanwalt beobachtete während seiner Aussage scharf das Gesicht des Zeugen und er entdeckte genau das, was er wollte: Angst vor der Demütigung. "Es tut mir ja auch leid, was da passiert ist. Glauben sie mir, wenn ich es könnte, würde ich es ändern!" niedergeschlagen und unfähig den Staatsanwalt anzusehen schielte er hilflos zur Seite. Nun war sich der Staatsanwalt sicher, dass sich Ivan Pietrovich von ihm nun sicher lenken lassen würde. "Dann eine andere Frage. Wie lange kennen sie den Herrn Verteidiger schon?" "Ich weiß es nicht mehr so genau. Ich habe die Jahre nicht mitgezählt." "Dann helfe ich ihnen erneut auf die Sprünge. Es dürften jetzt 15 Jahre sein. Können sie sich denn noch an den Grund ihres ersten Treffens erinnern oder soll ich ihnen noch einmal mit ihrem Gedächtnis helfen?" "Nein, es war in einem Gerichtsprozess." Der Zeuge war mittlerweile auf seinem Stuhl völlig zusammengesunken. "Wenn mich nicht alles täuscht, waren sie damals der Angeklagte und die Anklage lautete gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, wegen Trunkenheit am Steuer. War nicht damals schon ihre Lizenz gefährdet?" Der Psychologe antwortete nur wiederstrebend. "Ja..." "Und wie ging der Prozess aus?" "Ich wurde frei gesprochen und konnte somit meine Lizenz behalten." "Da waren sie ihrem Verteidiger doch sehr dankbar und fühlten sich bestimmt in seiner Schuld." "Einspruch!" versuchte der Verteidiger das letzte bisschen Glaubwürdigkeit seines Zeugen zu bewahren. "Abgewiesen!" entschied der Richter. "Bitte, antworten sie!" drängelte der Staatsanwalt. "Ja, ich war Igor Stakov damals sehr dankbar und daraus entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, aber ich würde trotzdem nicht gegen mein Berufsethos handeln und ein falsches Gutachten erstellen." "Sagten sie das nicht auch vor drei Jahren in einem Prozess aus, wo es ebenfalls, wie heute, um Mord ging?" "Das ist richtig!" Ivan Pietrovich wusste auf welchen Fall der Staatsanwalt hinaus wollte und er spürte, dass es keinen Sinn mehr machte zu leugnen. Er musste zugeben, dass sich der Staatsanwalt sehr gut vorbereitet hatte. "Was war das für ein Gutachten?" "Einspruch dieser Fall hat mit diesem hier nichts zu tun!" versuchte der Verteidiger es erneut. "Euer Ehren, ich möchte die Glaubwürdigkeit des Zeugen, was seine Gutachten betrifft darstellen und dafür muss ich auf vorherige Prozesse zurückgreifen." rechtfertigte der Staatsanwalt sein Handeln. "Einspruch abgewiesen, aber kommen sie zum Punkt, Herr Staatsanwalt!" forderte der Richter. "Ja, Euer Ehren. Auch in jenem Fall begutachteten sie den Angeklagten als unzurechnungsfähig und er wurde daraufhin frei gesprochen, aber mit psychologischer Betreuung, versteht sich. Doch was passierte kurze Zeit nach dem Urteil?" "Der Angeklagte mordete erneut." erwiderte der Psychologe matt. "War ihr Gutachten damals so eindeutig wie heute?" "Ich habe damals noch sehr viel getrunken und konnte die Situation nicht realistisch genug einschätzen." "Und was ist mit diesem Mal?" "Einspruch! Das sind Unterstellungen!" Igor Stakov gab noch nicht auf. "Stattgegeben!" entschied der Richter. "Danke, Dr. Pietrovich, ich ziehe meine letzte Frage zurück." Diesmal erhielt der Staatsanwalt zwar keine Antwort, aber er war dennoch zufrieden. Er hatte die Glaubwürdigkeit dieses Zeugen ebenfalls außer Gefecht gesetzt. Nun war es mit einem milden Urteil aus und vorbei. Der Psychologe war damit aus dem Zeugenstand entlassen. Er verließ geknickt und zutiefst beschämt den Saal. "Wollen sie noch irgendwelche Zeugen aufrufen?" fragte der Richter beide Parteien. "Nein, Euer Ehren." waren die einstimmigen Antworten. "Dann vertage ich die Sitzung auf morgen 8.00 Uhr. Halten sie bitte ihre Schlussplädoyers! Die Sitzung ist damit beendet!" der Richter erhob sich und verließ den Saal. Spencer wollte seinen Verteidiger gerne zur Rede stellen, wegen der mehr als miserablen Verhandlung. Er hatte jedoch keine Chance dazu, da er von zwei Wachmännern sofort wieder abgeführt und ins Gefängnis gebracht wurde. Doch die anderen Demolition-Boys waren auch noch da und sie ließen Igor Stakov nicht in Ruhe. "Was war das denn eben für eine dämliche Verhandlung?" Yuri stand die Wut geradezu ins Gesicht geschrieben. "Man wird ja wohl mal Fehler machen dürfen..." stempelte der Verteidiger die Geschehnisse als Lappalie ab. "Nein, nicht sie und nicht bei so einer wichtigen Verhandlung!" fauchte Elena ihn an. "Wieso, es ist doch gut gelaufen. Mr. Anykov wird sicher nicht die Todesstrafe erhalten. Ich werde morgen auf ein paar Jahre Gefängnis plädieren und..." versuchte er die aufgebrachten Freunde zu beruhigen. "Das reicht nicht!" schnitt Bryan ihm das Wort ab. "Es ist bald die nächste WM, für uns die Letzte, und da brauchen wir Spencer. Ohne ihn dürfen wir nicht spielen!" "Dann spielen sie nächstes Jahr halt noch mal und bis dahin haben sie Zeit einen neuen Spieler zu finden!" "Sie haben wirklich keine Ahnung!" in Yuris Stimme hätte nicht mehr Verachtung mitschwingen können. "Die WM ist nur aller zehn Jahre und wir sind genau genommen jetzt schon zu alt, da es ein Sport für Kinder und Jugendliche sein soll!" "Warum wollen sie denn dann noch unbedingt antreten?" anstatt die Sache zu beschwichtigen, stachelte er die Vier nur noch mehr auf. "Weil es das ist, was wir können, was wir gelernt haben und weil es unser Leben ist!" sagte Elena, dann drehte sie sich von ihm weg und ging davon, ohne den Verteidiger noch eines Blickes zu würdigen. "Seien sie mal ehrlich!" begann Igor Stakov nun auf die restlichen Drei einzureden. "Sie haben doch nicht etwa geglaubt, dass ich aus dem bisschen ein Freispruch erzielen kann!" "Sie könnten doch noch weitere Zeugen aufrufen. Was ist mit Kai, Tala und den anderen?" schlug Ian vor. "Nein, das kommt gar nicht in Frage. Erstens habe ich bis morgen keine Chance eine neue Strategie auszuarbeiten und zweitens, wenn dieser Richter beschließt, dass morgen die Schlussplädoyers gehalten werden, dann ist das so!" "Aber..." setzte Bryan an, doch der Verteidiger schnitt ihm das Wort ab. "Da gibt es kein Aber!" entgegnete er scharf. "Sie wollen sich doch bloß keine Arbeit machen." Yuri sprach damit das aus, was die anderen beiden auch dachten. "Stattdessen ihre blöden Strategien. Zuerst die Selbstjustiz, dann Elena als Spencers Freundin... - Ach ja, diese Pleite hätten sie sich ersparen können, wenn sie mal mit Spencer geredet hätten. Aber das scheint ja auch nicht ihre Stärke zu sein!" auch Yuri wurde es zu bunt. Sie brauchte frische Luft. Draußen vor dem Gebäude traf sie auf Elena und setzte sich zu ihr auf die Steinstufen. Nun hatte sich der Verteidiger nur noch mit Bryan und Ian rum zuschlagen. "Warum haben sie eigentlich niemanden von uns nach der Erziehung zur Selbstjustiz gefragt? Ich dachte sie wollten dies als eine ihrer Strategien nehmen?" fragte Ian. "Sie waren selber die Opfer und diese verdrehen gerne Wahrheiten. Die anderen Personen waren unparteiisch!" versuchte sich der Anwalt rauszureden. "Aha, Katherina und diese Putzfrau waren also unparteiisch!" Ian ließ ein verächtliches Schnauben hören. "Komm, Bryan, wir gehen! Das hat keinen Sinn." Er zog seinen Teamkollegen mit sich fort und sie gesellten sich zu den beiden jungen Frauen. "Wir sollten uns überlegen, was wir machen, wenn Spencer morgen..." Elena konnte es nicht zu Ende aussprechen, aber alle wussten genau, was sie sagen wollte. "Nun, Herr Verteidiger, was gedenken sie morgen dem Gericht zu erzählen?" frage der Staatsanwalt seinen Kontrahenten, nachdem die beiden jungen Männer auch verschwunden waren. "Das werde ich ihnen bestimmt nicht auf die Nase binden!" gab er missmutig zurück, worüber der Staatsanwalt nur noch selbstgefälliger Lächelte. "Ach, übrigens. Ich habe das Gespräch von eben mitbekommen." meinte er so nebenbei. "Ich glaube fast, dass sich ihr Mandant mit seinen Freunden hätte besser verteidigen können als mit ihnen. Sie haben ihn eigentlich nur da hineingeritten. Wenn sie ihre Arbeit besser gemacht hätten, wären es höchstens ein paar Jahre Gefängnis geworden, so aber werde ich morgen auf lebenslang oder gar die Todesstrafe plädieren. Einen schönen Tag noch!" damit zog der Staatsanwalt von dannen und ließ Igor Stakov einfach in der Gegend stehen. Am nächsten Morgen trafen sich alle, der Staatsanwalt mehr, die anderen weniger gut gelaunt im Gerichtssaal wieder. Der Staatsanwalt begann auch sofort mit seinem Plädoyer, nachdem der Richter die Verhandlung eröffnet hatte. "Guten Morgen, Euer Ehren. Wir haben ein paar sehr interessante Gerichtstage hinter uns. Es gab Enttäuschungen, Überraschungen, wir haben einen Verteidiger erlebt, der seine Strategien mit seinem eigenen Mandanten nicht absprach, Zeugen, die sich selbst widerlegten und einiges mehr. Doch nun gilt es ein Urteil zu fällen über die Tat dieses jungen Mannes." er setzte eine schwere Bedeutung in seine Pause und deutete auf Spencer. "Dieser junge Mann, der mit einer einzigen Tat sein ganzen Leben umkrempelte. Aber wie schwer wiegt sein Handeln? Wir haben hier Mrs. Naskaja gehört. Sie hat hier glaubwürdig dargestellt, wie sehr sich das Opfer um seine Schützlinge gesorgt hat, dass er schon viele Niederschläge erlebte durch Kai Hiwatari und Tala Iwonov und doch hat er nie aufgegeben. Er kämpfte um die Karriere der Kinder, die Karriere, die er vielleicht niemals hatte, da er alles in seine Trainertätigkeit steckte. Sie zeigte uns auf, dass das Opfer für die Kinder immer da war, 24 Stunden am Tag und immer, wenn sie ihn brauchten. Natürlich gibt es auch Ärger, besonders wenn viele Kinder zusammen leben, wie in einer großen Familie. Es gibt auch unter Geschwistern Rangeleien und der eine oder andere fängt sich dabei auch mal eine Ohrfeige. So etwas passiert in einer so großen Familie und heranwachsenden Kindern schadet es nicht, wenn sie lernen sich selber zu verteidigen. Genau das ist es doch, was einen guten Charakter bildet." er machte erneut eine Pause. "Dann haben wir noch von Mrs. Tsyrca gehört, dass der Sport, den sie selber mit Erfolg ausübt und den die Kinder unter der Obhut des Opfers erlernten, sehr viel Disziplin erfordert. Es kostet wahrscheinlich auch sehr viel Kraft und Nerven gerade bei Wettkämpfen einen kühlen Kopf zu bewahren. All diese Qualitäten lernten sie wo? Natürlich in der Abtei und das Opfer sorgte dafür, dass sie alles Wichtige und Wissenswerte über den Sport lernten. Unsere gesamten Sportler, auf die wir sehr stolz sein können, weil sie unser Land International vertreten, haben eines gemeinsam. Sie haben sehr harte Arbeit hinter sich und ein klares Ziel vor sich. Das es da Opfer gibt, das ist selbstverständlich. Manch ein Opfer fällt einem leichter als das andere. Dennoch muss man in der Sportwelt alles hergeben um ein angesehner Mensch zu sein. Auch unsere Sportler im Bereich Beybladen mussten viele Opfer bringen um bis an die Spitze zu kommen. Aber es hat sich gelohnt. Sie stehen auf Platz fünf der Weltrangliste." der Staatsanwalt holte hörbar Luft. "Doch nun hatte einer plötzlich keine Lust mehr Opfer zu bringen. Er stellte sich dem Mann in den Weg, dem er seine ganze sportliche Laufbahn, den Titel des fünftbesten Teams und noch so einiges Mehr verdankte. Anstatt ihm beizustehen, ließ auch er seinen Gaspadin im Stich, wie schon zwei andere vor ihm. Das dieses Handeln ein Nachspiel und schlechte Laune seitens des Opfert zur Folge hatte, ist da nur verständlich. Doch anstatt sein Verhalten zu entschuldigen und den Trainer um Verzeihung zu bitten, zog er kaltblütig eine Waffe und erschoss ihn. Nun liegt es an ihnen, Euer Ehren, ein angemessenes Strafmaß zu finden. Da der Angeklagte keinerlei Einsicht oder ein entschuldigendes Verhalten an den Tag legte, beantrage ich die Todesstrafe. Dankeschön!" der Staatsanwalt setzte sich mit Schwung hin und gab damit die Bühne für Igor Stakov frei. "Guten Morgen!" begann der Verteidiger mit denselben Worten wie sein Gegner. "Wir haben in den vergangenen Tagen mehr gehört als das, was der Herr Staatsanwalt alles aufzählte, z.B. auch wie ein erwachsener Mann die Schwächen und Ängste von kleinen Kindern ausnutzte." er spielte auf Katherinas Manipulation an und gab dem Staatsanwalt somit wenigstens eine Schmach zurück. Dann kam er nach einer kurzen Pause zum eigentlichen Thema. "Mrs. Naskaja hat das Opfer hier in der Tat als fürsorglichen Menschen dargestellt. Man darf aber nicht vergessen, dass sie dank ihm eine Anstellung, ein Dach über dem Kopf und regelmäßige Mahlzeiten hatte. Kein Wunder, dass sie ihn so dargestellt hat. Sie lobte ihn ja förmlich bis in den Himmel. Er schien ja nach dieser Darstellung wirklich ein unfehlbarer Mensch zu sein. Aber Unfehlbarkeit ist nicht die Eigenschaft von Menschen, sondern von Göttern. Und Katherina hat das Bild des Opfers, das die Putzfrau hier ausmalte, eindeutig widerlegt, in dem sie hier glaubwürdig schilderte, wie das Opfer die Kinder, die unter seiner Obhut standen, schikanierte und wie sie sich gegenseitig aufstacheln um schließlich ihre Probleme doch selbständig zu lösen, denn auf die Hilfe ihres Gaspadins konnten sie nicht hoffen. Bei diesen Behandlungen ist es doch normal, dass sich Kinder vielleicht einschüchtern lassen, aber erwachsene Menschen... - Auf keinen Fall. Kinder müssen erzogen werden, danach streben sie. Aber erwachsene Menschen, wollen ihren eigenen Weg gehen, sie haben eigene Vorstellungen, die sie verwirklichen wollen. Wenn ihnen dieses aber verweigert wird, so wie es den Demolition-Boys in den vergangen Jahren durch das Opfer ergangen ist, ist es doch normal, dass das Fass irgendwann überläuft. Diese fünf jungen Erwachsenen, sind eben aus einem schönen Urlaub mit ihren Freunden zurückgekommen, zurück in die Unterdrückung, obwohl sie ihre Freiheit schon geschnuppert hatten, und dann wurden sie von ihrem Gaspadin betrunken und mit schlechter Laune empfangen... - Versetzen sie sich bitte einmal in die Lage dieses jungen Mannes, der dort sitzt!" der Verteidiger machte eine Pause und deutete auf Spencer. "Er hat viel erlebt unter der Aufsicht des Opfers, vor allem mehr Schlechtes als Gutes. Es reichte ihm einfach. Er wollte eben nicht mehr unterdrückt werden, sondern seinen eigenen Weg gehen. Der Anstoß für sein Handeln lag einmal in der Vergangenheit und zum anderen in dem Handeln des eigenen Trainers. Er begrabschte Mrs. Tsyrca und schlug Mrs. Catar und wer weiß, was er noch alles getan hätte, wenn dieser junge Mann nicht die Tat auf seine Seite gezogen und sie damit alle vor weiteren Folgen bewahrt hätte. Mr. Anykov war in diesem Moment nicht mehr Herr seiner Lage. Er konnte die Tragweite seines Handelns einfach nicht mehr abschätzen. Das war der Grund, wieso sein Teamkollege, Bryan Youkonov, handelte und ihn vorerst außer Gefecht setzte. Auch Dr. Pietrovich hat das Handeln meines Mandanten als unzurechnungsfähig erachtet, womit eindeutig bewiesen ist, dass Spencer Anykov die Situation nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ich beantrage zwei Jahre auf Bewährung mit psychologischer Betreuung. Dankeschön!" "Das Gericht wird sich zur Urteilsberatung zurückziehen!" sagte der Richter, erhob sich und verschwand mit den Schöffen in einem kleinen Raum. "Das hätten wir geschafft!" sagte Igor Stakov mehr zu sich selbst als zu seinem Mandanten und setzte sich zufrieden auf seinen Platz. Nun hieß es geduldig ab zu warten bis das Gericht seine Entscheidung mitteilen würde. "Die lassen sich aber Zeit." meinte Yuri ungeduldig. Sie saß mit den anderen Teammitgliedern in der ersten Reihe, gleich hinter Spencer und seinem Verteidiger. "Das ist ein gutes Zeichen!" sagte Igor Stakov aufmunternd. "Na, wollen wir's hoffen!" Nach etwa einer halben Stunde, öffnete sich die Tür erneut und der Richter betrat als Erster wieder den Gerichtssaal. Die Schöffen folgten ihm. "Wir haben sehr lange und angestrengt uns noch einmal alle Aussagen angesehen und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass Herr Anykov sein Handeln durchaus abschätzen konnte. Wir können also auf keinen Fall auf den Antrag des Herrn Verteidigers eingehen. Aber auch bei den Zeugen des Herrn Staatsanwaltes gab es Ungereimtheiten. Und auch so möchte ich dem Antrag des Herrn Staatsanwaltes nicht nachkommen. Es handelt sich schließlich bei dem Angeklagten um einen berühmten Sportler, weshalb auch die Todesstrafe nicht in Betracht kommt. Wir haben uns stattdessen für eine lebenslange Haftstrafe entschieden. Der Angeklagte hat die Möglichkeit bei guter Führung in zwanzig Jahren eine Strafmilderung zu beantragen. Die Verhandlung ist damit geschlossen!" Die letzte Hoffnung an der WM teilzunehmen zerplatzte wie eine Seifenblase, die auf Asphalt gefallen ist. "Das war's dann!" niedergeschlagen sank Ian auf der Bank zusammen und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. "Nun ist alle aus und vorbei." flüsterte er. Sie mussten unweigerlich mit ansehen wie der ebenfalls niedergeschlagene Spencer erneut abgeführt wurde, nur diesmal für mindestens die nächsten zwanzig Jahre. "Wie konnte das denn passieren?" sagte Elena zu sich selbst. Igor Stakov dagegen konnte die Reaktionen der Demolition-Boys gar nicht verstehen. "Sie sollten mit dem Ausgang der Verhandlung zufrieden sein. Ihr Teamkamerad wird schließlich nicht zum Tode verurteilt!" "Haben sie dem Richter überhaupt zugehört?" jetzt riss Bryan der Geduldsfaden "Das hätte er so wie so. Von vorneherein sollte Spencer nur lebenslang hinter Gitter!" "Sie sollten nicht so selbstgefällig tun!" meinte Elena bedrohlich. "Es ist schließlich ihre Schuld, dass die Demolition-Boys an der diesjährigen WM nicht mehr teilnehmen können." "Natürlich haben wir nicht das erreicht, was wir wollten..." versuchte der Verteidiger die Wogen wieder zu glätten. Doch Yuri hatte die Nase gestrichen voll. "Wir werden in Berufung gehen. Aber diesmal mit einem ordentlichen Anwalt!" sagte sie und warf Igor Stakov einen todbringenden Blick zu. Dieser wagte nicht mehr sich einzumischen, sondern packte seine Sachen und ging ohne sich noch einmal umzudrehen. Ian nahm Yuris letzten Kommentar auf und klopfte ihr gegen die Stirn. "Hat dein Vögelchen gerade Urlaub? Wovon bitteschön, sollten wir einen vernünftigen Anwalt bezahlen? Das können wir uns niemals leisten!" mutlos setzte er sich wieder auf die Bank im Gerichtssaal. "Oh, doch. Wir können!" sagte Yuri. "Lasst mich nur machen!" fügte sie auf die ratlosen Gesichter ihrer Teamkameraden hinzu. -------------- So... Und wer TiS 3 aufmerksam gelesen hat, der weiß ganz genau, was JETZT kommt... ^^() Kapitel 26: Aller Anfang ist schwer... -------------------------------------- Nun gut... Nachdem also unser Knallkopf von Pflichtverteidiger mit wehender Fahne untergegangen ist (wen wunderts bei der hohlen Birne...), darf dann unser zweiter Anwalt sein Glück versuchen! Und da in TiS jeder mal seine große Stunde haben darf und die meisten ihren Glanzauftritt schon hatten, ist jetzt einer der letzten dran, die noch nicht durften! Bühne frei für: ... -^.^- Einfach lesen und genießen! Lillie und Venka PS: Alle, die am Ende des 26. Kapitel darauf getippt haben, dass es was mit Chap 18 zu tun hat, die hatten recht... ^^ ------------------ 27 – Aller Anfang ist schwer Die Aufregung über den Ausgang der Verhandlung hatte sich mittlerweile bei allen Mitgliedern der Demolition-Boys in blanke Verzweiflung umgewandelt. Nur Yuri lief geschäftig hin und her. „Suchst du was?“ fragte Elena schließlich. „Ja, aber wo hab ich sie denn nur hingetan?“ Yuri antwortete gedankenverloren und kramte weiter in irgendwelchen Schubladen. „Kann ich dir helfen?“ erkundigte sich die Freundin. Doch anstatt einer Antwort zog Yuri plötzlich einen kleinen Zettel ganz unten aus der Schublade. Elena erkannte darauf ein paar Zahlen, es war ihr aber unmöglich zu entziffern, was diese zu bedeuten hatten. ‚Wahrscheinlich eine Telefonnummer…’ dachte sie. ‚Sie meinte ja, dass sie einen Anwalt kennt.’ Damit sollte sie Recht behalten. Yuri stürzte in das Büro, in dem vor kurzer Zeit noch Boris seine Zeit totgeschlagen hatte und griff zum Telefonhörer. Am anderen Ende klingelte es; ein Mal, zwei Mal, drei Mal, vier Mal… „Los! Geh schon ran!“ murmelte sie auffordernd. Wie zur Bestätigung wurde der Hörer am anderen Ende abgehoben. „Mh…“ erklang eine männliche, müde Stimme. „Du musst uns unbedingt helfen!“ platze Yuri sofort heraus. „Was…- Wie…- Wer ist da überhaupt…“ fragte die Stimme, worauf ein lautes Gähnen zu hören war. „Na ich bin es, Yuri!“ sagte sie erstaunt. „Was ist denn los mit dir?“ „Ich bin müde!“ gab der Gefragte leicht knurrig zurück. „Du hast mich gerade aus dem Bett geholt…“ erneut war ein Gähnen zu hören. „Oh, ich habe die Zeitverschiebung ganz vergessen, sorry!“ „Schon gut, du sagtest was von Hilfe brauchen?“ „Ja, wir brauchen dringend einen guten Anwalt. Kannst du uns da einen empfehlen? Wir haben nur das finanzielle Problem dabei…“ „Frag doch Tyson.“ unterbrach sie ihr Gesprächspartner. „Er hat letzte Woche vorzeitig sein Studium beendet und die Zulassung bekommen.“ „Ich danke dir, Tala. Das ist eine super Idee. Nun schlaf gut weiter!“ mit diesen Worten legte Yuri den Hörer wieder auf. Tala starrte den Hörer, den er noch kurz in der Hand hielt ungläubig an. „Was war denn das gerade…- Das sollte doch eigentlich ein Scherz sein.“ murmelte er und legte den Hörer zurück. „Egal, was soll da schief gehen…“ er gähnte ein weiteres Mal und taumelte dann wieder ins Bett. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es gerade kurz vor vier Uhr früh war. „Hätte das nicht bis morgen Zeit gehabt!“ knurrte er noch, bevor er wieder einschlief. Wenige Tage später waren Tala und Rogue bei Kai und Ray zum Mittagessen eingeladen. „12 Uhr, die Nachrichten!“ verkündete eine Stimme aus dem laufenden Fernseher. „Mach doch den Kasten aus!“ meinte Ray. „Wir haben Gäste!“ „Ja, gleich. Ich will nur noch schnell die Nachrichten sehen.“ gab Kai zurück. „Kann ich dir derweil beim Tischdecken helfen?“ fragte Rogue freundlich. „Ja, gern. Lassen wir die Männer fernsehen!“ lachend ging er der jungen Frau voraus in die Küche. „Und nun kommen wir zum Sport.“ kündigte die Fernsehsprecherin an. „Die Beybladewelt wird durch einen Skandal erschüttert.“ leitete sie ihre Nachricht ein. „Rogue, Ray! Das solltet ihr euch mit anhören!“ rief Tala in Richtung Küche. „Das russische Beybladeteam, die Demolition-Boys, das fünft platzierte Team der Weltrangliste, muss wahrscheinlich noch vor dem Beginn der Weltmeisterschaft zurück treten. Wir schalten jetzt live an den Baikalsee zu unserem Reporter, John Martins. Können sie uns genaueres über den Vorfall erzählen, John?“ „Vor mehreren Wochen wurde Boris Balkov von einem Spieler aus dem russischen Team erschossen.“ begann der Reporter zu berichten. „Spencer Anykov wurde daher von den örtlichen Gerichten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.“ „Damit sind die Demolition-Boys doch ein Spieler zuwenig.“ kommentierte die Sprecherin. „Das ist richtig. Sie hätten noch die Möglichkeit einen neuen Spieler ins Team aufzunehmen, aber so kurz vor der WM wird es erstens schwierig sein, einen passenden Spieler zu finden und zweitens ist die Anmeldefrist eigentlich schon verstrichen.“ „Warum haben sie sich dann nicht schon eher bemüht?“ wollte die Sprecherin wissen. „Das hiesige Gericht hatte beschlossen, dass diese Sache im Verborgenen verhandelt wird. Deshalb haben wir diese Neuigkeit auch jetzt erst erfahren und können sie somit auch jetzt erst weiter geben. Außerdem zögerte sich das Urteil aus unerklärlichen Gründen heraus.“ „Aber was kann das Team denn dann noch unternehmen?“ erkundigte die Sprecherin. „Oh nein!“ Tala traf es einskalt. Er wurde schlagartig blass. „Oh, nein…“ wiederholte er flüsternd. „Was hast du denn?“ erkundigte sich Rouge. „Die Teamleaderin der Demolition-Boys, Yuri Catar, sagte, dass sie das Urteil anfechten werden und in Berufung gehen.“ sprach derweil der Reporter weiter. Kai hatte einen Geistesblitz: Talas Blässe und die eben gehörte Aussage. „Nein, das hast du nicht getan!“ sagte er zu seinem Bruder in der Hoffnung, dass er falsch liegen würde. „Doch habe ich!“ „Was hat das alles zu bedeuten?“ fragte Rogue mit ernster Miene. „Da braucht Spencer Anykov aber einen Spitzenanwalt um dieses Urteil widerlegen zu können. Wissen sie schon, wer es ist?“ fragte die Sprecherin weiter. „Ja, es handelt sich dabei um einen guten Freund der Demolition-Boys, den Stellvertretenden Teamleader der Bladebrakers, Tyson Granger.“ „Wie konntest du das nur tun?“ ging Kai seinen Bruder an. „Was hast du dir denn dabei gedacht? Tyson und russische Gerichte, das kann doch gar nicht gut gehen. Damit kennt sich der Junge doch gar nicht aus!“ „Nicht, was die essbaren betrifft…“ versuchte Ray die Situation aufzulockern. „Kannst du nicht einmal ernst bleiben!“ herrschte Kai jetzt auch Ray an. „Nun mach aber mal ein Punkt, Kai!“ entgegnete Rogue im strengen Tonfall. „Wir machen uns alle Sorgen um Spencer.“ Ray legte seine Hand auf Kais Schulter. „Aber, denk positiv! Vor knapp zwei Jahren waren wir in Dresden. Seid dem hat sich unser Tyson echt angestrengt und nun hat er sein Studium vorzeitig und mit Auszeichnung beendet. Wenn einer das schafft, dann er!“ „Ihr kennt euch anscheinend nicht gut mit russischen Gerichten aus…“ murmelte der Grauhaarige. „Was die nichtessbaren betrifft, muss ich dir leider Recht geben.“ stimmte Ray ihm zu. „Ihr solltet nämlich wissen, dass…“ Doch das sollten sie im Moment nicht erfahren. Das Telefon klingelte und riss Kai damit aus seiner Erläuterung. „Ich geh schon!“ meinte er. „Ja, hier Kai Hiwatari.“ sagte er in den Hörer. „Hallo, Kai. Ich bin es Judy. Habt ihr heute schon die Nachrichten gesehen?“ ohne Umschweife kam sie zum Thema. „Ja haben wir.“ erwiderte Kai. „Wer ist denn auf die glorreiche Idee gekommen, Tyson dort hin zu schicken?“ wollte sie wissen. „Das war Tala!“ „War wohl nicht seine Sternstunde. In Anbetracht der Lage, haben wir beschlossen nach Russland zu fliegen und Tyson zu unterstützen, wo wir nur können.“ „Das ist eine gute Idee. Ich sage den anderen Bescheid. Wir kommen natürlich mit. Wann sollen wir da sein?“ „So gegen 17.00 Uhr!“ „Geht klar, bis später.“ „Bis dann!“ Kai legte den Hörer auf. „Wir fliegen nach Russland!“ verkündete er den fragenden Freunden. „Wann?“ wollte Rogue wissen. „Heute, Spätnachmittag.“ „Da kann ich nicht, ich muss leider wieder arbeiten gehen!“ sagte sie. „Kannst du dir frei nehmen?“ fragte Tala. „Ich kann es versuchen.“ „Gut, dann werden wir zwei hoffentlich Montagabend nachkommen. Richtet den anderen derweil schöne Grüße aus.“ „Machen wir, aber jetzt essen wir erst mal.“ mischte sich Ray ein. „Bevor alles noch ganz kalt ist.“ „Genau so ist es gewesen.“ schloss Spencer seinen Bericht. Eigentlich hatte er es satt, die Geschichte immer und immer wieder zu erzählen, doch Tyson war nun sein Anwalt und vermutlich die letzte Rettung. Tyson hatte dem Freund aufmerksam zugehört. Nun fing er an in den alten Prozessakten zu kramen. „Ich muss zugeben, dass mit dieser Geschichte die Strategien deines ersten Anwaltes gar nicht so schlecht waren. Er hätte es sogar schaffen können, wenn er sich dahinter geklemmt hätte.“ murmelte er in die Akten vertieft. „Wirst du dich denn reinknien?“ wollte Elena wissen. Sie war als Dolmetscherin mit ins Gefängnis gekommen, da Tyson kein einziges Wort Russisch sprach. „Mh? Was?“ fragend löste Tyson seinen Blick von der Seite, die er eben gelesen hatte. „Ich meine, wirst du Spencer da rausholen?“ „Sagen wir. Ich versuch’s.“ Tyson wollte es nicht zugeben, aber er hatte Angst. Er hatte zwar sein Studium mit Auszeichnung bestanden, aber das interessierte hier niemanden und es machte schon gar keinen Einfluss auf das Ergebnis. Im Gegenteil. Tyson wusste sehr wohl, dass die russischen Gerichte nicht gut auf die westliche Welt zu sprechen waren. „Das reicht mir nicht Tyson!“ sagte Spencer. „Ich will hier raus und mit meinem Team gemeinsam bei der WM bladen.“ „Dann haben wir nur eine Chance.“ sagte der Blauhaarige. „Wir müssen versuchen den Verhandlungsort zu wechseln, am besten Moskau, denn hier wirst du wahrscheinlich keinen unvoreingenommenen Richter bekommen und dann müssen wir den Chip als Hauptbestandteil der Verteidigung nehmen.“ „Das kommt nicht in Frage.“ wehrte Elena ab. „Wir hatten schon in der ersten Verhandlung…“ Doch Tyson unterbrach sie. „Und die erste Verhandlung ist in die Hose gegangen. Ich kann nicht noch einmal mit derselben Strategie kommen. Wir müssen mehr auffahren und was eignet sich da besser als die Wahrheit.“ Dagegen hatten weder Spencer noch Elena ein Gegenargument. „Gut, dann werte ich das als beschlossene Sache.“ Tyson sah beiden abwechselnd in die Augen und ein Nicken seitens der beiden Demolition-Boys bestätigte die Feststellung. Kurz nach 16.00 Uhr waren Kai und Ray, gemeinsam mit Sarah am verabredeten Punkt des Flughafens. „Wo sind denn Rogue und Tala?“ wollte Judy wissen. „Rogue muss morgen arbeiten. Sie versucht aber frei zu kriegen und kommt dann mit Tala gemeinsam am Abend nach.“ berichtete Kai. „Gut, dann können wir ja starten. Die All-Starz sind auch schon an Bord.“ berichtete sie und ging voran. „Man merkt, dass es mal wieder auf eine WM zugeht.“ flüsterte Ray Kai zu. „Sie nennt ihr Team wieder All-Starz und nicht die einzelnen Namen.“ Kai antwortete nicht, er gab Ray nur im Stillen Recht, denn ihn beschäftigten bereits ganz andere Dinge. Dinge, die sich weit entfernt in Russland abspielten. Tyson schwitzte. Er wusste, dass es in Russland mit den Gerichten anders lief als wie er das bisher kannte und gelernt hatte. Zudem kam, dass er kaum ein Wort von dem Russisch verstand, was die anderen sprachen. Er hatte sich zwar so manche Formulierungen aufgeschrieben, aber ausreichen würde das auf keinen Fall. Bislang hatte er sich trotzdem so gut er konnte ins Zeug gelegt. Doch nun erschien ihm der Kampf plötzlich aussichtslos. Er begann an seinem Vorhaben zu zweifeln. „Ich beantrage die Verlegung des Verhandlungsortes nach Moskau.“ Tysons Stimme klang durch die Zweifel nicht mehr so sicher wie er sich das gewünscht hätte. „Gut wir ziehen uns zu einer kurzen Beratung zurück.“ erwiderte der Richter und erhob sich. Bevor dieser sich umdrehte und durch die Tür verschwand, glaubte Tyson ein verschmitztes Lächeln und einen kurzen Augenkontakt mit dem Staatsanwalt wechseln gesehen zu haben. In diesem Moment wurde ihm schlagartig bewusst, dass diese Verhandlung nicht nur ein Kampf um Spencers Freilassung werden würde. Er sollte Recht behalten. Der Richter lehnte Tysons Antrag ab mit der Begründung, dass es nicht mehr viel Zeit bis zur WM ist. Und wenn er wollte, dass sein Mandant dort als freier Spieler auftritt, müssten sie sich mit der Verhandlung so wie so schon beeilen. Ein Wechsel des Verhandlungsortes würde also viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die sie nicht mehr hatten. „Dann muss ich mich mächtig ins Zeug legen…“ seufzte Tyson als er das Gerichtsgebäude verließ. „Und Wir helfen dir dabei!“ erwiderte eine dem jungen Mann sehr bekannte Stimme. -------- Ob DAS gut geht? Man wird sehen... PS: @ Blacksilverlady: Keine Angst wegen fehlendem Nachschub für TiS 3 ^.~ Ich bin mit 6 Kapiteln für die WM bereits im Vorlauf (und mit dem Fortlauf der WM erst im Halbfinale) und Lillie hat noch mindestens 2 für die Verhandlung. Es wird also noch ne ganze Weile weitergehen mit TiS! Kapitel 27: Tyson auf Erfolgskurs? ---------------------------------- So! Na dann legen wir mal richtig los und lassen Tyson seiner Tätigkeit als Anwalt nachgehen! Mal sehen, wie er sich so anstellt! Viel Spaß mit dem (diesmal extra langen) Chapter 28! Viel Spaß für euch wünschen Lillie und Venka ------------ 28 – Tyson auf Erfolgskurs? „Was macht ihr denn hier?“ Tyson sah die Freunde überrascht an. „Sagen wir`s so! Tala hatte die Idee, dich zu empfehlen und jetzt empfehlen wir uns als Hilfe!“ Ray lächelte den Blauhaarigen an. „Da habt ihr vermutlich Recht.“ Tyson seufzte. „Was ist denn passiert?“ erkundigte sich Michael. „Ich glaube der Richter und der Staatsanwalt stecken unter einer Decke. Der Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes wurde schon mal abgeschmettert.“ berichtete der junge Mann leicht niedergeschlagen. „Hast du gedacht, es wird so einfach?“ meinte Kai. „Ich hatte es wahrscheinlich gehofft.“ musste Tyson zugeben. „Von jetzt an werde ich mich halt mehr anstrengen müssen!“ „Sehr gute Einstellung.“ lobte Judy. „Ja, du wirst dich schon nicht unterkriegen lassen!“ Emily schaute Tyson aufmunternd an. „Danke, dass ihr alle da seid.“ ein freudiges Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. „Kai, kannst du mir sagen, wo man hier gut und preiswert was zu essen kriegen kann? Mein Bauch tut schon weh!“ „Typisch Tyson, denkt nur ans Essen!“ warf Eddy ein, während die anderen nur ein Lächeln übrig hatten. „Na dann wollen wir dich mal nicht verhungern lassen!“ mit diesen Worten lenkte Kai die kleine Gruppe in eine bestimmte Richtung. „Machst du dir Sorgen?“ Judy war der zurückgekehrte besorgte Gesichtsausdruck des jungen Anwalts nicht entgangen. „Ich dachte, dass ich mich auf den Chip einstelle. Schließlich wissen wir, was passiert, wenn dieser eine Fehlfunktion hat bzw. von anderen manipuliert wurde…“ „War das denn auch bei Spencer der Fall?“ Judy sah ihn etwas überrascht an. „Diesen Punkt der Wahrheit muss ich leider irgendwie strecken.“ Er machte eine Pause. „Fakt ist, dass diese Variante der Verteidigung die einzige Möglichkeit auf einen Freispruch ist. Könntest du bitte zu Dr. Owens Kontakt herstellen. Ich werde sie hier als Zeugin brauchen.“ „Ja, Tyson. Wenn du willst, stehe auch ich dir gerne zur Verfügung.“ „Danke, Judy. Dich werde ich auch als Zeugin brauchen ebenso Kai, Tala…“ in Gedanken listete er alle Zeugen weiter auf. „Wo hast du dich eigentlich einquartiert?“ unterbrach Michael Tysons Gedankengänge. „Ich habe mir ein kleines Hotel gesucht.“ gab der Gefragte zurück. „Warum hast du nicht die Ljubows gefragt? Ich bin mir sicher, dass…“ „Ich weiß, Emily… - Aber ich brauche viel Zeit zum Nachdenken und Arbeiten, deshalb wollte ich lieber meine Ruhe haben…“ erstaunt drehten sich alle zu ihm. „Unser Tyson ist doch erwachsen geworden.“ stellte Michael erstaunt fest. „Mag sein!“ achselzuckend stand der Blauhaarige im Kreis der Freunde. Dann setzte er wieder sein Lächeln auf. „Können wir jetzt weitergehen?“ fragte er und zur Bestätigung knurrte sein Magen. „Oder doch nicht…“ murmelte Steve. Wenige Zeit später saß Tyson im Schneidersitz auf dem Fußboden seines Hotelzimmers und studierte die Prozessakten. Er hatte bis morgen Zeit eine Liste mit den Zeugen, die er aufrufen wollte, dem Richter und dem Staatsanwalt vorzulegen. Danach waren es nur noch drei Tage bis zur Verhandlung. „Das ist noch viel Arbeit…“ seufzend ließ sich Tyson nach hinten auf den Fußboden fallen. Es klopfte. „Herein!“ verdutzt hob er seinen Kopf. „Verzeihen sie, Mr. Granger!“ vorsichtig streckte einer der Hotelangestellter den Kopf zur Tür herein. „Ein gewisser Herr Ljubow möchte sie gerne sprechen.“ „Ja, ja… - Kann reinkommen…“ murmelte Tyson während er sich erhob. „Hallo, Tyson!“ freundlich lächelnd betrat der bekannte Gutsbesitzer das Zimmer. „Guten Abend, Mr. Ljubow!“ überrascht sah der Blauhaarige seinen Besucher an. „Mit ihnen habe ich gar nicht gerechnet.“ „Wie ich hörte, bist du der neue Anwalt von Spencer Anykov.“ Tyson nickte zustimmend. „Und da ich nun mal sehen möchte wie unser russisches Nationalteam an der WM teilnimmt, möchte ich dir meine Hilfe anbieten. Ich könnte während der Verhandlungen alles für dich ins Englische und für das Gericht ins Russische übersetzen. Wie fändest du das?“ „Super! Die Vorverhandlung war wirklich nicht so leicht, da der Richter so gut Englisch kann wie ich Russisch. Und ihnen vertraue ich blind!“ er bot dem Mann seine Hand und schüttelte sie eifrig als dieser sie ergriffen hatte. „Schon gut. Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?“ „Nein danke, Mr. Ljubow. Ich stelle gerade die Zeugenliste zusammen.“ „Bitte, Tyson. Jetzt wo wir zusammenarbeiten, kannst du mich ruhig mit Vornamen anreden, Stanislav.“ „Sehr gern. Danke, Stanislav.“ „Also, falls du noch irgendeine Art von Hilfe brauchst, sag einfach Bescheid!“ „Das mache ich, Danke dir! Also morgen zehn Uhr muss ich die Liste abgeben, könntest du dann bitte da sein, dann würde ich das mit dem Richter und dem Staatsanwalt gleich mit besprechen.“ „Ich werde da sein. Bis morgen also!“ „Bis morgen und noch mal vielen Dank.“ „Keine Ursache, Tyson. Hol Spencer einfach nur da raus!“ „Ich werde mein Bestes geben!“ Stanislav Ljubow nickte Tyson noch einmal kurz zu und verließ dann das Zimmer. Der Blauhaarige setzte sich zurück an die Zeugenliste. ‚Es ist ein Risiko, aber ich muss sie außer Gefecht setzen…’ Nach reiflicher Überlegung setzte Tyson den letzten Namen auf die Liste, Natalia Naskaja. Dank Stanislav Ljubow, einem angesehenen Mann in der ganzen Stadt, und seiner Übersetzungskünste war es Tyson wesentlich besser gelungen hinter die Denkprozesse des Staatsanwaltes zu schauen. Auch der Richter hatte ihm um einiges Mehr zugehört, so dass er seine Zeugenliste ohne Schwierigkeiten darbieten konnte. Nur Natalia Naskaja stand auf beiden Listen. Doch Tyson war es nur Recht, ohne sich darüber zu streiten, strich er den Namen von seiner Liste und sah sie somit nur als Zeugin der gegnerischen Seite. „Die Hauptverhandlung wurde auf übermorgen vorverlegt, aufgrund des engen Zeitplans.“ gab der Richter kund. „Also seinen sie pünktlich um neun Uhr hier!“ Der Richter verschwand wieder in dem kleinen Raum hinter dem Verhandlungssaal. „Warum hast du denn diese Putzfrau auf deine Liste gesetzt?“ wollte Stanislav von Tyson wissen. „Ich wollte sicher sein, dass sie im Zeugenstand landet. Ich wollte sie unbedingt was fragen…“ „Und wie ist es heute gelaufen?“ Kai lehnte im Gang aus dem Gebäude hinaus an der Wand. Er hatte auf Tyson gewartet. „Schon viel besser, dank Stanislav!“ „Hallo Kai.“ begrüßte dieser den jungen Mann. „Hallo…“ erwiderte der Russe. „Tyson, ich wollte dir nur sagen, dass heute Abend Tala und Rogue ankommen.“ „Sehr gut, danke Kai. Die Hauptverhandlung wurde ein Tag vorverlegt. Je eher sie da sind um so besser. Ach, Kai, da du einmal hier bist, würde ich gerne mit dir allein ein paar Worte wechseln.“ „Klar, reicht es dir, wenn ich in einer Stunde bei dir im Hotel bin?“ „Geht klar, danke! Also bis dann.“ Tyson machte sich davon. Er musste sich noch auf die Zeugen des Staatsanwaltes vorbereiten. Tyson hatte sich einen kurzen Snack geleistet und sich gerade an die Arbeit gesetzt als es wieder einmal klopfte. „Ja!“ Tyson blickte nicht auf als wieder der Hotelangestellte den Kopf zur Tür hereinstreckte. „Mr. Granger, ein gewisser…“ „Soll reinkommen!“ unterbrach Tyson den Mann, auch diesmal blickte er nicht auf. Der Mann nickte nur und gab die Tür für Kai frei, der auch sogleich das Zimmer betrat. „Worum geht’s?“ ohne Umschweife kam Kai zur Sache, so wie es schon immer seine Art war. „Ich werde dich in den Zeugenstand rufen, da ich mich auf den Chip stützen will…“ Kai ahnte den Braten. „Na ja und dazu gehört leider auch deine Vergangenheit, dein Verhalten unter Black Dranzer…“ Tyson machte eine Pause. „Und auch die Sache mit Ray, unten in der Kathedrale…“ Tyson hatte die Stimme gesenkt. Kai schluckte. Noch einmal sollte er sich mit der Sache auseinander setzen. Noch einmal alles aufwühlen und das auch noch vor der Öffentlichkeit. Der Russe nickte langsam. „Geht klar…“ Kai antwortete nur leise. „Ich komme morgen gegen Mittag bei euch vorbei und bespreche mit allen die einzelnen Punkte meiner Befragung. Kannst du bitte dafür sorgen, dass alle da sind?“ Kai nickte. „Danke…- Falls du es dir anders überlegen solltest, sag mir bitte morgen…“ „Nein, das geht schon klar.“ wehrte Kai ab. „Wenn es Spencer hilft…“ Kai drehte sich zur Tür um. „War’s das?“ erkundigte er sich noch. „Ja…“ „Also bis morgen.“ Ohne eine weitere Geste oder ein Wort verschwand Kai wieder. „Ja… - Bis morgen…“ zweifelnd über seine Entscheidung setzte sich Tyson wieder an die Arbeit. Wie gesagt, tauchte Tyson am nächsten Tag im Herrenhaus der Ljubows auf. Unter seinen Armen klemmten einige Akten und er sah nicht gerade ausgeschlafen aus. Mittlerweile waren auch die White Tigers komplett und die restlichen Bladebrakers sowie Dr. Owens, Tala und Rogue eingetroffen. Wie er es Kai schon angedeutet hatte, sprach Tyson mit jedem Einzelnen die Fragen durch, die er ihnen vor dem Gericht stellen würde. Er bereitete seine Zeugen auch auf eventuelle Fragen des Staatsanwaltes vor. Besonders Kai und Ray schluckten über die unangenehmen Fragen. „Es tut mir leid, aber wenn euch das der Staatsanwalt in den kommenden Tagen fragt, solltet ihr vorbereitet sein.“ entschuldigte sich Tyson. „Schon gut…“ Kais Blick war stur aus dem Fenster gerichtete vor dem er stand. „Du hast ja Recht…“ „Auch wenn es schwer ist, aber besser wir bereiten uns darauf vor als das es uns kalt erwischt.“ Ray stand auf und ging zu Kai. „Geht es dir gut?“ „Wahrscheinlich genauso gut wie dir.“ Kai sah seinen Lebensgefährten mit einem leichten Lächeln an. Ray nickte. „Gut… - Sehen wir uns dann morgen? Der Staatsanwalt ist zwar zuerst dran, aber für alle Fälle solltet ihr da sein.“ sagte Tyson vorsichtig. Kai nickte ihm zu. „Wir sind stolz auf dich, wie du deine Arbeit meisterst.“ „Danke, Ray. Ich will Spencer halt da heil rausholen.“ „Wir glauben an dich, Tyson!“ bekräftigte Mariah Rays Meinung. „Danke, es tut gut eine Rückenstütze wie euch zu haben!“ „Gerne, dazu sind doch Freunde da.“ stimmte auch Max seinen Freunden zu. Tyson nickte. „Also dann sehen wir uns morgen im Gericht.“ er hob die Hand zur Verabschiedung und machte sich auf den Weg. „Bis morgen!“ war die einstimmige Antwort. „Er wirkt sehr erwachsen…“ sagte Kenny nachdenklich. „Ja, ich bin auf morgen sehr gespannt!“ meinte Steve. Wie erwartet rief der Staatsanwalt am nächsten Tag Natalia Naskaja in den Zeugenstand. Sie wiederholte brav ihre Aussage, lobte erneut Boris in den höchsten Tönen und spekulierte über sämtliche seiner Handlungen. „Ich habe keine weiteren Fragen. Ihre Zeugin!“ sagte der Staatsanwalt. Auch ohne Übersetzung von Stanislav wusste Tyson, dass nun er an der Reihe war. „Mrs. Naskaja sie sagten, sie hätten gesehen, wie mein Mandant Boris Balkov erschossen hat?“ „Das ist korrekt!“ bejahte die ältere Frau. „Was denken sie warum er das hätte tun sollen?“ „Einspruch, Spekulation!“ warf der Staatsanwalt ein. „Die Zeugin war auch mit ihrer Meinung über Boris Balkov spekulativ!“ erwiderte Tyson noch bevor Stanislav ihm alles übersetzt hatte. „Abgewiesen!“ entschied der Richter über Tysons Kühnheit etwas überrascht. „Aus Rache!“ die Verachtung in Natalia Naskakjas Stimme war nicht zu überhören. „Der Gesichtsausdruck, den Spencer Anykov hatte, war eindeutig. Er hat den Moment in vollen Zügen genossen und ausgekostet.“ „Und das alles haben sie durch die Lamellentür am Ende des Ganges gesehen?“ „So ist es!“ es klang als ob sie keinerlei Zweifel zuließ. „Wie viele Meter war der Gang lang?“ „Ich schätze ca. zehn Meter.“ „Ah ja…“ Tyson sah sie nachdenklich an. „Haben sie noch eine Frage, Herr Verteidiger?“ wollte der Richter wissen. Doch selbst nachdem Stanislav Tyson diese Frage übersetzt hatte, blieb dieser nachdenklich stumm. „Es muss doch...“ murmelte er. „Tyson, der Richter fragte, ob du noch an Mrs. Naskaja eine Frage hast!“ wiederholte Stanislav. Doch der Blauhaarige begann sich nur im Saal umzublicken. „Mr. Granger!“ die Stimme des Richters war mahnend. „Was?“ „Tyson, der Richter will…“ „Ja, ich habe noch eine Frage!“ „Na endlich!“ Stanislav atmete auf. Auch Spencer sank wieder auf seinem Stuhl zusammen. „Bitte!“ der Richter sah ihn noch einmal streng an. „Erledigen sie ihre gedankliche Arbeit außerhalb dieses Gerichtssaals!“ „Verzeihung, Euer Ehren…“ Tyson ging zu seinem Tisch und kramte ein leeres Blatt hervor. „Kann ich jetzt gehen?“ die Putzfrau war verwirrt. „Einen Moment bitte noch!“ Tyson ging auf die entgegengesetzte Seite des Saals. Währenddessen versuchte er etwas auf das Blatt zu schreiben. „Bitte, Mr. Granger. Meine Geduld ist gleich zu Ende!“ der Richter wurde ärgerlich. Tyson überhörte diese Warnung. „Mrs. Naskaja, können sie mir bitte den kyrillischen Buchstaben vorlesen, den ich auf diese Blatt geschrieben habe?“ „Nein…“ „Oh, Verzeihen sie. Ich war mir sicher, dass ich ihn richtig geschrieben hatte. Vielleicht etwas undeutlich.“ Tyson kniete sich hin, nahm den Boden als Unterlage und schrieb den Buchstaben erneut, diesmal auf die Rückseite des Blattes. „So, nun noch einmal meine Frage. Können sie diesen Buchstaben lesen, Mrs. Naskaja?“ Erneut musste die Putzfrau diese Frage verneinen. Tyson kam daraufhin zurück und gab ihr das Blatt in die Hand. „Wie sieht es jetzt aus?“ fragte er. „Ja, so ist es besser… - Wissen sie meine Augen sind nicht mehr so…“ sie brach ab. Der Richter und der Staatsanwalt horchten plötzlich wieder auf. „Warum sprechen sie nicht weiter? Sie meinten, dass sie diesen Buchstaben, ich schätze auf acht Meter, nicht erkannt haben, aber den Gesichtsausdruck meines Mandanten wollen sie durch die Lammelentür am Ende eines Zehn Meter Ganges erkannt haben?“ Natalia Naskaja war sichtlich peinlich berührt. „Nun vielleicht habe ich mich geirrt…“ sagte sie leise. „Ich glaube, dass ich von Boris Tot einfach zu mitgenommen war und da habe ich wohl…“ „Danke, Mrs. Naskaja. Ich habe keine weiteren Fragen.“ Tyson brauchte nicht das Schuldeingeständnis der älteren Frau zu Ende zu hören. Er hatte erreicht, was er wollte. Natalia Naskaja war vor dem Gericht keine glaubhafte Zeugin mehr. „Ich hoffe sie haben sich auf den nächsten Zeugen besser vorbereitet!“ warf der Richter Tyson noch hinterher. Trotz der Ermahnung lag ein bisschen Bewunderung in seiner Stimme. Dieser junge Anwalt hatte es gewagt das Gericht zappeln zu lassen, sich nicht sofort zu beugen und vor allem, er hatte sich nicht einschüchtern lassen. Tyson blickte zu Stanislav, der ihm das Gesagte übersetzte. „Ja, Euer Ehren.“ sagte er mit entschuldigendem Blick. „Mein nächster Zeuge ist Dr. Nikolai Gregori.“ Der Psychologe legte sein Gutachten vor, dass Spencer als natürlich absolut zurechnungsfähig erachtete. Der Staatsanwalt hatte vorgesorgt. „Wie viele Gutachten haben sie insgesamt während ihrer Laufbahn erstellt?“ fragte Tyson den Psychologen. „Es dürfte bestimmt schon eine vierstellige Zahl sein.“ „Sie sind schon seit über vierzig Jahren ein angesehener Psychologe, da ist das nur verständlich. Und können sie mir sagen in wie vielen ihrer Gutachten sie den Angeklagten als unzurechnungsfähig erachtet haben?“ „Moment, da muss ich überlegen…“ „Ich helfe ihnen auf die Sprünge. Es war kein einziges Mal.“ Tyson sah ihn erwartungsvoll an. „Wenn sie das sagen, dann wird das schon stimmen.“ Nikolai Gregori sah Tyson durchbohrend an. „Ja und können sie mir sagen, was dann aus den Angeklagten wurde, die sie als angeblich völlig zurechnungsfähig erachtet haben?“ „Ich verstehe sie nicht…“ „OK, noch eine Hilfe. Sagen ihnen die Namen Tanja Oslkaja, Vladimir Rukov oder Ivan Kalkov etwas?“ Der Psychologe zappelte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. „Ja…“ sagte er schließlich. „Nun, wer sind denn diese Leute?“ Tyson bemühte sich normal zu klingen. „Sie sind meine Patienten.“ murmelte Nicolai Gregori. „Warum? Ich denke sie haben diese drei für absolut zurechnungsfähig erachtet. Weshalb benötigen sie dann psychologische Betreuung?“ Der Psychologe schwieg. „Ich habe hier noch weitere Namen, auch von ehemaligen Patienten. Manch einer wurde sogar in eine Anstalt eingewiesen, von ihnen höchst persönlich. Wie finden sie das?“ „Ich sage dazu gar nichts mehr!“ entschied sich der Zeuge. „Danke, Dr. Gregori. Ich habe keine weiteren Fragen.“ Tyson triumphierte innerlich. Er hatte es geschafft einen der angesehensten Psychologen zu Fall zu bringen. „Haben sie noch weitere Zeugen, Herr Staatsanwalt?“ erkundigte sich der Richter. „Nein!“ antwortete der Gefragte zähneknirschend. „Gut, dann unterbreche ich die Verhandlung an dieser Stelle und vertage sie auf morgen neun Uhr. Herr Verteidiger, dann sind sie an der Reihe ihre Zeugen aufzurufen.“ „Ja, Euer Ehren!“ „Tyson, das war fantastisch.“ lobte Stanislav den jungen Mann. „Danke…- Jetzt muss nur der Rest genauso gut laufen. Sehen wir uns morgen?“ „Ja, na klar. Willst du denn schon wieder weg?“ Stanislav versuchte ihn aufzuhalten. „Ich dachte wir stoßen auf den ersten Erfolg an.“ „Später, erst wenn Spencer wieder auf freiem Fuß ist.“ gab Tyson zurück und ging in Richtung Ausgang. „Sagen sie bitte allen, dass sie morgen unbedingt da sein müssen.“ rief er dem Gutsherrn noch zu, dann war er verschwunden. Die erste Zeugin, die Tyson am nächsten Tag aufrief war Judy. Ihre Aufgabe war es das Gericht erst einmal mit dem Chip und dessen technische Daten vertraut zu machen. Wie erwartet waren die Reaktionen ablehnend. Doch Judy tat ihr bestes. „Mrs. Tade, sie wollen uns also weismachen, dass dieser Chip tatsächlich die Leistungsfähigkeit so enorm steigern kann?“ fragte der Staatsanwalt. „Das ist korrekt. Aufgrund der Lage des Chips und der damit kompletten Verbindung zum Gehirn können alle unwichtigen Areale abgeschaltet werden und somit ist mehr Energie zum Beispiel für die Bewegungsfähigkeit vorhanden.“ „Haben nicht auch sie und die BBA selber an dieser Technik geforscht?“ „Das ist richtig!“ „Ach ja, und bei ihnen in Amerika ist das also in Ordnung, aber die russischen Chips werden als schlecht und unmoralisch verurteilt!“ scharf sah der Staatsanwalt die Frau an. „Nicht ganz!“ widersprach Judy. „Wir haben das Projekt abgebrochen und nicht weiter ausgeführt, da es zu riskant war. Außerdem war uns klar, das damit die Blader nicht mehr selbständig denken und spielen würden.“ Der Staatsanwalt war sauer. Er hatte gehofft die Zeugin so aufs Kreuz legen zu können, was ihm durch ihre sachliche und ruhige Art aber nicht gelungen war. „Ich habe keine weiteren Fragen.“ sagte er und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. „Als nächstes rufe ich Dr. Owens in den Zeugenstand.“ sagte Tyson, was Stanislav Ljubow auch sogleich übersetzte. Dr. Owens sollte Judys Aussage aus medizinischer Sicht verstärken. Zusätzlich sollte sie auf die Fehlfunktionen und deren Folgen aufmerksam machen, womit sie die Überleitung zu Tala schuf. Der Staatsanwalt gab sich alle Mühe auch in Dr. Owens Aussage eine Lücke zu finden oder irgendeinen Haken, an dem er sie hätte fest nageln können. Doch auch bei ihr gelang es ihm nicht. Da sich die beiden Frauen nur auf statistische Daten bzw. gegebene Fakten beriefen, war die Aussage einwandfrei und in sich schlüssig. Nun setzte der Staatsanwalt auf die jüngeren Zeugen, die sich mit Sicherheit besser beeinflussen ließen und sich wahrscheinlich aufgrund mangelnder Erfahrungen eher in Widersprüche verstricken ließen. Doch er hatte die Rechnung ohne Tyson gemacht. ------------- Tjaja... Unser kleiner Blauschopf ist alles, aber nicht doof! Demnächst gehts weiter und dann... Kapitel 28: Die letzte Runde! ----------------------------- Soooooooooooooooooooooooooooo! Endlich gehts weiter! Aber wenn man berufstätig ist, so wie Lillie und ich, dann dauert es eben manchmal länger. Aber was lange wärt wird endlich gut und wir bringen an diesem heißen Tag (OK immo ist es Nacht aber trotzdem heiß *keuch*) das neue Chapter von TiS 3! Es ist das letzte Chapter zur Verhandlung und jetzt wird sich entscheiden, ob die Demo-Boys an der WM teilnehmen können oder nicht... An dieser Stelle noch mal ein fettes Lob an meine Lillie-Maus! Sie hat mit dieser Gerichtsverhandlung ein wahres Wunder vollbracht! *Lillie umknuddel* Und eure lieben Kommis haben uns bewiesen, dass ihr das genau so seht. Anyways! Genug gelabert! Fangen wir lieber mit dem Chap an! Viel Spaß mit Kapitel 29 von Training im Schnee 3! Lillie und Venka ------------------------------------ 29 – Die letzte Runde „Den machst du doch locker platt, Spencer!“ Spencer, der schon startbereit am Tableau stand, drehte sich noch einmal zu seiner Teamleaderin um. Er erkannte nicht nur auf ihrem Gesicht die Freude und Erleichterung über den Sieg im Gerichtssaal… - Nun musste er nur noch hierbei siegen. Zum Kampf entschlossen wandte er sich erneut dem Tableau und seinem Gegner zu. „Na, Exknacki!“ begann sein Gegenüber ihn zu bezirzen. „Du bist ganz schön mutig!“ knurrte Spencer zurück. „Ich kann es mir leisten. Hinter mir liegt kein Mordprozess…“ „Zeig lieber was du im Bladen draufhast!“ forderte Spencer bedrohlich. >>Blader bereit?<< meldete sich DJ’s Stimme. >>3, 2, 1… - Let it rip!<< Spencer wollte mit aller Kraft, so wie er es gewohnt war, an der Ripcord ziehen, doch irgendetwas stimmte nicht. Er konnte plötzlich die Hände nicht mehr weit genug voneinander weg bewegen. „Was…!“ Spencers Augen weiteten sich als er auf seine Hände blickte. Sein Gegner hatte mittlerweile angefangen schallend zu lachen. Nun stimmte auch DJ mit ein. Spencer starrte noch immer verwirrt auf seine Hände. „Ketten… - Handschellen…?“ murmelte er. „Sagtest du Exknacki?“ Yuri stand plötzlich neben seinem Gegner, ihr Finger zeigte auf Spencer und auch sie hielt sich den Bauch vor lachen… Spencer schreckte hoch. Er brauchte nicht lange, um zu begreifen, was eben geschehen war. „Was für’n scheiß Traum…“ murmelte er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. Mit einem ohrenbetäubenden Quietschen öffnete sich die Klappe in der Zellentür. „Frühstück!“ meldete der Aufseher gelangweilt und verschwand erneut gefolgt vom Quietschen der Klappe. Spencer erhob sich. „Kein Wunder, dass der so gelangweilt ist…“ murmelte er und begutachtete das nahrungsähnliche Zeug in seiner Hand. „Bei dem Fraß…- Jeden Tag das Gleiche!“ ‚Holt mich bloß schnell hier raus!’ setzte er in Gedanken flehend hinzu. Nicht viel später sah er seinen Hoffnungsschimmer Tyson im Gerichtssaal wieder. Sein Anwalt und Freund wirkte angespannt und übermüdet. Schließlich war heute vielleicht der wichtigste Verhandlungstag überhaupt. Tyson wollte Kai, Ray, Tala, Rogue, Michael und Mariah in den Zeugenstand rufen, damit sie die emotionale Seite des Chips beleuchten konnten. Nach der offiziellen Eröffnung des Verhandlungstages machte jedoch Elena den Anfang. Sie knüpfte an den Vortrag von Judy und Dr. Owens an und erläuterte noch einmal technische Daten des Chips, die daraus entstehenden möglichen Folgen sowie Fakten über die chirurgische Entfernung, damit sich das Gericht erst einmal wieder mit dieser Tatsache vertraut machen konnte. Nachdem auch sie dem Staatsanwalt und seinen Attacken standgehalten hatte, rief Tyson Kai in den Zeugenstand. Der junge Mann wirkte ebenso angespannt und blass wie Tyson selbst. „Guten Morgen, Mr. Hiwatari.“ begrüßte Tyson seinen Freund. Kai nickte höflich, sagte aber nichts. „Sie selbst haben durch ihren Großvater Mr. Voltaire bereits seid frühester Kindheit eines dieser Implantate.“ Kai nickt erneut und Tyson fuhr fort. „Wann machten sie ihre ersten Erfahrungen mit der Funktionsweise dieser Chips?“ „Mit sechs Jahren!“ „Können sie uns das genauer schildern?“ forderte Tyson den Freund zaghaft auf. Es war zwar so abgesprochen, aber Tyson wusste, dass sich Kai bei der Sache nicht wohl fühlte und er selber auch nicht. Aber wenn sie Spencer helfen wollte, war das der einzige Weg. „Ich bekam durch dumme Umstände ein besonderes Blade mit einem bestimmten Bit-Beast in die Finger. Dieses Bit-Beast konnte meine gesamten Handlungen, Vorstellungen, Reaktionen, kurz einfach alles mit Hilfe dieses Chips kontrollieren.“ „Heißt das sie waren nicht mehr der Herr über ihren eigenen Körper?“ fragte Tyson zum genaueren Verstehen für den Richter nach. „Ja, genau das.“ Kai atmete tief durch. „Auf diese Weise habe ich ein großes Unglück verursacht, ohne dass ich es wusste geschweige denn gewollt hätte.“ „Sie meinen den Einsturz der Balkov-Abtei in Moskau vor nun fast mehr als 20 Jahren!“ Kai nickte erneut. „Wann machten sie ihre nächste Erfahrung?“ lenkte Tyson Kais Gedanken zum nächsten Ereignis. „Das war zur WM 2000! Diesmal ließ ich mein Team, die Bladebreakers, im Stich und schloss mich den seinerzeit verhassten Demolition-Boys an. Damals war Boris noch ihr Gaspadin.“ Kai schluckte. „Wieso taten sie das?“ half Tyson weiter. „Es war wieder das Bit-Beast, das die Kontrolle über mich übernahm. Ich folgte nur seiner Lenkung und dem Willen der anderen, mein eigener war nicht mehr vorhanden. Doch ich schwor darauf hin, dieses Blade nie wieder zu starten und mich nie wieder unter seine Kontrolle zu begeben.“ „Doch es gab kurz darauf noch einmal eine Begegnung!“ damit sprach Tyson den wundesten Punkt an. „Ja, kurz nach der WM fuhren wir zum Training an den Baikalsee. Dort zwang mich mein Großvater zum letzten Mal Black Dranzer in die Hand zu nehmen.“ „Black Dranzer ist das besagte Bit-Beast?“ fragte Tyson dazwischen, wiederum um für den Richter Klarheit zu schaffen. Kai nickte abermals. „Das erste Mal stürzte eine Abtei im Herzen Moskaus ein, das zweite Mal verrieten sie ihr Team.“ fasste Tyson noch einmal zusammen. „Was geschah beim dritten Mal?“ Man sah Kai seine Verzweiflung und tiefe Verletzung an als er antwortete. „Ich hätte beinahe den Menschen auf dem Gewissen gehabt, den ich am meisten liebe.“ „Wie meinen sie das?“ Tyson quälte diese Frage ebenso wie Kai die Antwort. Und doch war es für den gemeinsamen Freund notwendig. „Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich meinen Teamkollegen Ray Kon nicht nur als einen Freund sah. Es waren tiefere Gefühle, die uns beide verbanden.“ Spencer sah Kai ungläubig an und in Elenas Augen spiegelte sich eine Träne. Sie hatten Kai noch nie im Leben so voller ausgesprochener Emotionen gesehen wie heute hier im Gerichtssaal. „Wie schwer wohl sein Herz sein muss!“ murmelte die braunhaarige Frau. „Was taten sie unter der Kontrolle des Bit-Beasts?“ musste Tyson weiter nachhaken. „Ich habe Ray körperlich und seelisch gefoltert.“ „Wussten sie was sie taten?“ „Nein. Ich habe es erst Jahre später erfahren als ich im Herrenhaus meines Großvaters ein Videoband fand mit den Aufzeichnungen…“ Kai stockte und schluckte. „Zu diesen Aufzeichnungen hören wir dann noch Mr. und Mrs. Parker.“ sagte Tyson dem Richter zugewandt um Kai eine kleine Verschnaufpause zu verschaffen. „Ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen!“ meldete er schließlich und übergab dem Staatsanwalt das Wort. „Mr. Hiwatari...“ begann der Staatsanwalt und erhob sich. „Sie sagten, dass ihr gesamtes Handeln von einem Bit-Beast gelenkt wurde. Heißt das, dass dieses Beast den Einsturz der Abtei und all die anderen Ereignis, die sie eben schilderten wollte?“ „Nein, das Bit-Beast war nur das Mittel zum Zweck.“ „Das verstehe ich jetzt nicht!“ gab der Staatsanwalt zu. „Ganz einfach. Mein Großvater wollte über alles und jeden die Kontrolle haben. Der Chip war mit einer großen Computeranlage verbunden, die mein Großvater verwaltete und Black Dranzer erhielt seine Befehle von meinem Großvater über diese Computeranlage.“ „Wollen sie uns damit weiß machen, dass ihr Großvater der Drahtzieher und das eigentliche Kontrollorgan der ganzen Geschichte war?“ „Ja!“ „Warum sollte das ein Großvater tun, der seinen einzigen Enkel liebte?“ „Mein Großvater hat mich zu diesem Zeitpunkt als sein Werkzeug behandelt. Ich war erst auf dem Sterbebett sein Enkel, den er liebte.“ „Das können viele behaupten!“ „Einspruch! Der Herr Staatsanwalt vergisst die Fakten!“ „Stattgegeben, seien sie in Zukunft mit ihrer Wertung vorsichtiger!“ stimmte der Richter zu. „Mir will es trotzdem noch nicht klar werden, wieso sie von ihrem ganzen Handeln nicht das Geringste wussten!“ „Dann hätten sie Mrs. Tsyrca zuhören müssen. Sie hat vorhin dem Gericht alle möglichen Folgen des Chips geschildert.“ warf Kai dem Staatsanwalt vor den Kopf. „Ich habe keine weiteren Fragen!“ sagte dieser daraufhin zähneknirschend. Er war schon wieder vor dem Gericht bloß gestellt worden. „Dann rufe ich jetzt Mr. Kon in den Zeugenstand!“ sagte Tyson und Ray betrat den Saal. Seine Augen suchten nach Kai. Als er ihn gefunden hatte, krampfte er sich innerlich zusammen. Was musste sein Geliebter durchgemacht haben. Doch Kai nickte ihm aufmunternd zu als sich ihre Blicke kreuzten. Etwas beruhigter setzte sich Ray hin. „Guten Tag, Mr. Kon!“ „Guten Tag!“ „Sind sie mit der Tatsache und Wirkungsweise des Chips vertraut?“ kam Tyson sofort zur Sache. „Ja, ich weiß, dass es diese Chips gibt und ich habe es auch selber erlebt, was sie anrichten können!“ Ray versuchte sachlich zu klingen. ‚Es tut mir leid, Ray…’ dachte Tyson und schaute dem Freund in die Augen. Zu seiner großen Überraschung lächelte ihm Ray kurz aufmunternd zu. Tyson nickte fast unmerklich. „Können sie dem Gericht bitte ihre Erfahrungen kurz schildern?“ „Ja…“ Ray schluckte. „Zuerst bei der WM 2000. Kai war unser Teamleader und auch wenn es manchmal Stress und Uneinigkeit im Team gab, Kai hat schon immer zu uns gehalten. Auch wenn er es anfänglich nie zugegeben hätte. Er war damals plötzlich verschwunden und ist kurze Zeit später völlig verändert bei den Demolition-Boys wieder aufgetaucht. Damals waren wir noch mit diesem Team verfeindet.“ „Aber die weitaus schlimmere Erfahrung machten sie doch dann kurz nach der WM, nicht wahr?“ half Tyson dem Chinesen weiter. „Das ist richtig.“ Ray lenkte seine Blicke zum Boden. „Mr. Kon!“ Tyson stellte sich vor seinen Freund. „Ray…“ flüsterte er flehend und entschuldigend zugleich. Ray schaute plötzlich schlagartig auf. Tyson zuckte einen kurzen Moment zusammen als er den nun kalten, entschlossenen Ausdruck in seinen Augen sah. „Ja, zum Training am Baikalsee!“ Rays Stimme war fest und sicher. „Kai ist damals von der Biovolt entführt worden und als wir ihn suchten, fielen Mariah und ich selbst in die Hände der Entführer.“ „Sie meinen die jetzige Mrs. Parker?“ fragte Tyson nach. „Ja!“ stimmte Ray zu. „Zum besseren Verständnis möchte ich dem Gericht noch sagen, dass seid diesem Vorfall Mr. Kon und Mr. Hiwatari ein Paar sind und sie ein Kind adoptiert haben.“ Die Blicke des Staatsanwaltes auf diese Information war deutlich verächtlich. „Was ist dann passiert?“ fragte Tyson weiter. Es überraschte und erschreckte ihn wie Ray nun im Folgenden sachlich, fast eiskalt, emotionslos noch einmal die Erinnerungen an die Folterungen darlegte. Er hätte den Unterschied zwischen Kai und seinem dunklen Ich nicht deutlicher hervorheben können. Als der Chinese geendet hatte, schwebte eine bedrückende Ruhe im Saal. „Danke, Mr. Kon. Ich habe keine weiteren Fragen!“ sagte Tyson leise und setzte sich langsam wieder auf seinen Platz. Nun witterte der Staatsanwalt erneut seine Chance. Mit einem mitleidigen, aber hinterlistigen Lächeln, kam er auf ihn zu. „Mr. Kon. Danke für diese ergreifende Geschichte.“ sagte er gespielt. „Sagen sie, darf man in den USA eigentlich als homosexuelle Lebensgemeinschaft ein Kind adoptieren?“ „Nein, Auf den Adoptionspapieren erscheint nur mein Name.“ „Sie haben da also gelogen!“ „Wir haben ein einsames Kind aufgenommen, dessen einzige Verwandte, seine Mutter, gestorben war!“ „Ach ja, auf diese Weise sind sie doch auch zu ihrem eigenen Restaurant gekommen…“ deutlich hörbare Verachtung schwang in seiner Stimme mit. „Auch das ist richtig. Ich habe das Restaurant übernommen, um das Andenken an eine gute Freundin und Chefin zu bewahren.“ „Wie rührend!“ der Staatsanwalt legte eine Unschuldsmiene auf. „Einspruch!“ Tyson reichte es langsam. Dieser Staatsanwalt bewegte sich langsam, aber sicher immer weiter unter die Gürtellinie. „Stattgegeben!“ „Schon gut, ich ziehe meine Aussage zurück! Was mir noch nicht ganz in den Kopf will. Sie schilderten den Unterschied zwischen Kai und und seinem dunklen Ich, um ihre eigenen Worte zu benutzen. Woher wollen sie wissen, dass sich ihr so genannter Geliebter nicht einfach nur verstellt hat?“ „Darf ich ihnen darauf eine Frage stellen?“ antwortete Ray mit einer Gegenfrage. „Ja…“ sagte der Staatsanwalt verdutzt. „Wissen sie auch, wann ihre Frau ihre Tage hat?“ Ruhe kehrte in den Gerichtssaal ein. Tyson stützte seinen Kopf auf die Hände. ‚Ray, ich hoffe du weißt, was du tust. Dieses Tabuthema in der Öffentlichkeit anzusprechen…’ dachte er. Der Staatsanwalt stand mit offenem Mund da und starrte den Chinesen an. Dieser hingegen blickte sein Gegenüber völlig ruhig und gelassen an. „Und? Sind sie einer der Männer, die das genau sagen können?“ „Einspruch!“ versuchte sich der Staatsanwalt aus der Affäre zu ziehen. „Sie können keinen Einspruch erheben, sie sind eigentlich der, der fragen sollte.“ sagte der Richter leise. Auch ihm merkte man seine Verblüffung an. „Ja, richtig! Wie kommen sie auf so eine Frage, Mr. Kon?“ wollte er wissen. „Sie weichen aus! Sie gestatteten mir diese Frage!“ Ray beharrte auf einer Antwort. „Ja, ich weiß es!“ zischte der Staatsanwalt zwischen den Zähnen raus. „Und das können sie genau sagen, warum?“ „Weil sich meine Frau dann anders verhält. Sie ist viel launischer als sonst und…“ „Danke, das reicht mir.“ unterbrach Ray sein Gegenüber. „Sie wissen das so genau, weil sie ihre Frau kennen und lieben. Genau so kannte ich den Unterschied zwischen meinem geliebten Kai und dem kontrollierten Kai!“ zufrieden lehnte sich Ray zurück. „Danke… - Keine weiteren Fragen…“ murmelte der Staatsanwalt und setzte sich wie ein geprügelter Hund wieder auf seinen Platz. „Falls sie keine Fragen mehr haben, Mr. Kon, können sie sich nun zu den anderen auf die Bank setzen!“ sagte der Richter mit strengem, aber nicht abwertendem Unterton. Er hatte es in seiner Laufbahn nur sehr wenig gesehen, dass der Zeuge eine Frage dieser Art zurückstellte. Aber, das musste er zugeben, dies war ein kluger Schachzug von dem Chinesen gewesen. Auf diese Art hatte er den Staatsanwalt peinlich berührt, verunsichert und die Tatsache der Charakterveränderung durch den Chip erklärt. Ray erhaschte einen bewunderten Blick von Tyson als er sich zu Kai und den anderen auf die Bank setzte. Sein Geliebter drückte ihm kurz die Hand, bevor ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen gelenkt wurde. „Ich rufe Mrs. Parker in den Zeugenstand.“ sagte Tyson. Sie schilderte, genauso wie Michael nach ihr, wie sie die Ereignisse zur WM, beim Training am Baikalsee und schließlich auch das Video erlebt hatten. Ebenso unterstütze sie Rays Aussage was den Unterschied mit Kai anging. Mariah und Michael hatten sich vorgenommen dem mittlerweile arg schwindenden Druck des Staatsanwaltes standzuhalten indem sie einfach bei der Wahrheit und den Fakten blieben. Dadurch hatte dieser weder bei ihr noch bei Michael Chancen sie aufs Glatteis zu führen. Den Abschluss des Zeugenprogramms machten Tala und Rogue. Tala schilderte aus eigenen Erfahrungen die Sache mit dem Chip, wie er das mit der Manipulation empfunden hatte und in was für ein Loch er gefallen war, als ihm klar wurde, dass er nun für sich selber denken musste und für seine Gedanken selber verantwortlich war. Er erzählte auch wie es zu der Fehlfunktion des Chips gekommen war. Zur eigenen Wesensveränderung konnte er nichts sagen, da dieses Erlebnis ein schwarzes Loch in seinem Gedächtnis hinterlassen hatte. Rogue schilderte im Anschluss dafür umso emotionaler, wie sie zuschauen musste, als sich Tala Stück für Stück veränderte. Damit war Tyson am Ende seiner Beweißlage. Alle seine Zeugen hatten in ihrem Fachgebiet und auf ihre Art und Weise ihr bestes gegeben. Nun folgten die abschließenden Plädoyers. Der Staatsanwalt war als erster an der Reihe. „Meine sehr verehrten Damen und Herren, lieber Verteidiger, Angeklagter, Euer Ehren. Wir haben im Rahmen dieser Verhandlung viele Geschichten und einige Tatsachen gehört. Doch was davon war jetzt die Tatsache und was waren die Geschichten. Ein Chip, von dem man in der heutigen technischen Gesellschaft noch nie jemand etwas gehört hat, soll in den Nacken eines Hochleistungssportlers eingepflanzt worden sein? Das klingt wie der Anfang eines schlechten Sciencefiction Filmes. Ja, Sciencefiction etwas anderes ist es auch nicht. Sehen wir mal die Zeugen. Wir haben eine amerikanische Ärztin und eine Wissenschaftlerin. Für sie wäre es doch ein großer Durchbruch, wenn es solch eine Technologie gäbe. Warum dann nicht erfinden? Dann die ganzen Freunde des Angeklagten. Ich muss zugeben, sie haben sich sehr gut abgesprochen, hatten aber auch genügend Zeit dazu. Und zu guter Letzt verbindet ein japanischer Anwalt mit in Deutschland abgeschlossenem Studium alle Aussagen der Freunde und bastelt jedem seine Aussage auf den Leib. Was für eine ausgeklügelte Verschwörung!“ Der Staatsanwalt machte eine Pause. „Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass der Angeklagte das Opfer mit purer Absicht und geradezu leidenschaftlicher Grausamkeit und Präzision kaltblütig und berechnend erschossen hat. Natürlich habe ich nicht vergessen, dass dort ein Sportler unserer Nation sitzt, auf den wir wegen seiner Erfolge stolz sein dürfen. Aber wenn jetzt Sportler seinen Trainer erschießt und behauptet er hätte einen Chip im Nacken gehabt, und dass auch nur wegen leichter Uneinstimmigkeiten. Das darf nicht noch einmal passieren. Ich beantrage daher die Todesstrafe, um Nachahmungstäter von vorneherein abzuschrecken. Dankeschön!“ zufrieden lächelnd setzte sich der Staatsanwalt wieder auf seinen Stuhl. Tyson schüttelte nur den Kopf über dieses Plädoyer. ‚Meine Güte ist der fertig!’ dachte er. Dann erhob er sich und atmete noch einmal tief durch. Jetzt galt es. „Euer Ehren, Herr Staatsanwalt! Sie sagten dieser Chip sei Sciencefiction? Nun, Anfang des 15. Jhd. sagten die Leute zur Tauchfahrt Sciencefiction, im 19. Jhd. war die Glühlampe Sciencefiction. Und was denken sie sagten die Leute vor 1876 zum Telefon? Oder was war mit der Raumfahrt? Sciencefiction!“ Tyson machte eine Pause. „Natürlich ist es schwer zu begreifen, dass so eine Technologie besteht, aber das ging den Menschen in anderen Zeiten ebenso. Nur weil man etwas nicht versteht oder noch nie etwas davon gehört hat, heißt das noch lange nicht, dass es diese Sache nicht gibt. Wir haben hier eine angesehene Ärztin und eine renommierte Wissenschaftlerin gehört, dass es diese Chips gibt. Die Chips die einen Menschen unter fremde Kontrolle bringen können. Chips, die einen Menschen völlig Willenlos und Emotionslos machen können. Wir haben auch Zeugen gehört, die persönlich damit Erfahrungen gesammelt haben.“ Tyson machte erneut eine Pause. „Und genau so einen Chip hat mein Mandant in seinem Nacken. Ein Chip, der wie eine Zeitbombe tickt, denn jeder Zeit kann dieser Chip ihm wieder seine Individualität nehmen. Mein Mandant hatte gar keine Chance sich gegen diese Technologie zu wehren und sie war verantwortlich und ließ Spencer Anykov seinen Trainer erschießen!“ Tyson holte noch einmal tief Luft. „Ich beantrage einen Freispruch! Dankeschön.“ Etwas müde und erschöpft setzte sich Tyson wieder hin. Nun war alles gesagt. Mehr konnte er nicht mehr tun. Nach einer sehr langen Beratungszeit des Gerichtes, kam die ganze Beratungsrunde vom Richter angeführt zurück in den Gerichtssaal. Es war in der Zwischenzeit totenstill gewesen. Keiner hatte gewagt auch nur ein Wort zu sprechen. Alle erhoben sich und der Richter sprach das Urteil. Tyson verstand nur sehr wenig, er versuchte in den Gesichtern der anderen zu lesen. Noch bevor der Richter geendet hatte, erblickte Tyson einkomisches Lächeln auf dem Gesicht des Staatsanwaltes, Spencer verzog kein Gesicht. Erst die letzten Worte des Richters konnte Tyson verstehen. Er sprach sie auf Englisch: „Ich gratuliere ihnen, Herr Anwalt. Sie haben ihren ersten Mordprozess gewonnen!“ Mit diesen Worten erhob sich der Richter und verließ den Saal. -------------------------- Hähä! Tyson hats halt drauf! Und ob ihr es drauf habt, wollen wir auch wissen! Wir werden einen weiteren Fanart-WB starten und in diesem wieder Bücher verlosen. Nähere Infos gibt es dann beim nächsten Chapter, wenn es heißt: >>Auf nach Kairo<< Bis dann! Kapitel 29: Auf nach Kairo -------------------------- SO! Nachdem wir jetzt die Gerichtsverhandlung heil überstanden haben und Tyson mal beweisen konnte, was er kann wenn er will, geht’s mit dem letzten Abschnitt von TiS weiter: Der Beyblade WM 2010, Kairo – Ägypten Wir hoffen es hat euch bis hierher gefallen und ihr lest das letzte Stück dieser Fanfic bis zum Ende. Es sei euch versprochen, dass es garantiert NICHT langweilig wird. ^.~ Lillie und Venka ----------- 30 – Auf nach Kairo! Nach diesem triumphalen Sieg, den Tyson in einem sprichwörtlichen Jahrhundertprozess davongetragen hatte, konnten sich alle beteiligten Teams endlich wieder in aller Ruhe um die Vorbereitungen für die vor der Tür stehende Weltmeisterschaft im Beybladen kümmern. Und so mussten sich, etwa einen Monat vor der eigentlichen WM, die Paare unter den Freunden trennen, die in unterschiedliche Teams gehörten. Letzter gemeinsamer Treffpunkt war der City-Flughafen von New Exeter, da alle gemeinsam noch paar Tage bei Kai und Ray daheim verbracht hatten. Schließlich musste Spencers Freispruch ja gebührend gefeiert werden und so wurde der erste Besuch des blonden Russen in Amerika zu einem riesigen Fest. Zur Feier hatte Mr. Dickenson dann noch persönlich angerufen und den Demolition-Boys zur offiziellen Aufnahme in die BBA gratuliert. Außerdem versprach er den 5 Teams eine besondere Überraschung für den nächsten Tag sowie für jedes Team einen bereits vorbereiteten Trainingsplatz, an dem sie sich, soweit das möglich war, zusammen mit ihren Familien, ungestört auf die kommenden Wettkämpfe vorbereiten konnten. In aller Frühe warteten die Top 5 der BBA-Weltrangliste auf dem Flughafen auf Mr. Dickenson, der mit einiger Verspätung schließlich auch auftauchte. Nach einer kurzen, aber dennoch sehr herzlichen Begrüßung war es dann soweit und die versprochene Überraschung kam sprichwörtlich angeflogen. Nacheinander setzten 5 Kleinflugzeuge auf dem Flughafen auf. Alle trugen das Symbol der BBA sowie Zahlen von 01 bis 05 auf dem Leitwerk. Zusätzlich dazu waren sie in den Farben der 5 Teams lackiert und die Namen waren mit geschwungenen Buchstaben auf die Flanken der Flugzeuge gemalt. „Wow...“ entfuhr es Bryan. „CL-604 Challenger...“ „Bitte was???“ tönte es von Emily, doch sie bereute ihre Frage, als Bryan, dessen Studienrichtung Luft- und Raumfahrttechnik umschloss, begann, die technischen Daten der Maschine auseinander zu nehmen. Es handelte sich um Kleinjets mit einer Passagierkapazität von 12 Insassen sowie 2 Piloten als Besatzung. Die etwa 21 m lange Maschine besaß rund 20 Meter Spannweite und wog leer 12 Tonnen. Mit einer maximalen Nutzlast von 2,4 Tonnen und einer maximalen Startmasse von 21,5 Tonnen benötigte die Challenger nur eine Kurzlandebahn von 1.600 Metern, erreichte Geschwindigkeiten von 850 km/h und konnte bis zu 7.500 km weit fliegen. Kurz gesagt war sie ein Allrounder, der fast überall starten und landen konnte. „Ideales Flugzeug für jemanden, der viel auf Geschäftsreisen ist...“ meinte Kai anerkennend. Mr. Dickenson nickte. „Für den Monat, den ihr jetzt gemeinsam in den Teams trainiert, gehören die Maschinen euch und bringen euch innerhalb weniger Stunden von einem Trainingsort zum anderen. Damit sollte gezieltes Training für euch kein Problem mehr sein.“ „Danke!“ tönte es von den Bladern, bevor diese ihre Sachen einsammelten, sich von einander verabschiedeten und schließlich Teamweise zu ihren Maschinen gingen. Mr. Dickenson blickte ihnen nach. Kai hatte ihn in den bereits ausgearbeiteten Plan eingeweiht und so wusste er, dass die Teams nach der WM in Kairo ihre Karriere aufgeben und nie wieder in offiziellen Wettkämpfen antreten würden. In gewisser Weise stimmte es ihn traurig, doch er war auch froh darüber, dass sich die Champions dazu entschlossen hatten, auch jüngeren Spielern die Chance zu geben, die Krone im Bladen einmal zu tragen. Einen Monat später war es schließlich soweit und Ägyptens Hauptstadt Kairo präsentierte sich ganz im Glanz der anstehenden Weltmeisterschaft. Hotelplätze für Fans waren schon monatelang vorher nicht mehr zu bekommen gewesen, trotz dass in den Peripherien der Stadt ganze Hotelkomplexe aus dem Boden gestampft worden waren um mit der Besuchermasse fertig zu werden. 20 km vor der Stadt, nahe des Nilufers, war eine gigantische Pyramide entstanden. Der sogenannte Pyramide-Dome fasste 120.000 Zuschauer und besaß neben 4 verschiedenen Bey-Hallen 70 verschiedene Bey-Tableaus, die den Spielern bei der WM die Matches erleichtern oder erschweren würden. Direkt hinter dem Dome befand sich ein vollkommen abgeriegelter Hotelkomplex, in dem es nicht ein einziges normales Zimmer gab sondern nur 5-Sterne-Suiten, die eine Kapazität von jeweils 10 Personen aufwiesen und denen jeweils 3 Kammerdiener zugewiesen waren um den anreisenden Teams den Aufenthalt so luxuriös und angenehm wie möglich zu gestalten. Jedem anreisenden Team wurde eine solche Wohngelegenheit für die WM zur Verfügung gestellt und die Suiten trugen statt Nummern die Namen der Teams sowie deren Weltranglistenplätze. Die Anlage besaß 10 Großpools, 50 Fitnessräume und 200 über den Komplex verteilte, schon fast kleinen Hallen gleichende Bey-Zimmer, in denen bequem trainiert werden konnte. Außerdem gab es eine Außenanlage mit Tennisplätzen, mehrere Restaurants in den verschiedensten Nationalitäten und zwei Mietwagenstationen sowie neun Hubschrauberlandeplätze und einen kleinen Bahnhof von dem aus regelmäßig Magnetschwebebahn-Shuttles in die Innenstadt Kairos verkehrten. Alles in allem glich die riesige Hotelanlage eher einer kleinen Stadt und war nur darauf ausgelegt, den anreisenden Teams allen nur erdenklichen Komfort zu bieten. Schließlich wollte man die vorangegangene WM in Moskau um jeden Preis übertrumpfen. Am Flughafen herrschte am 05. August 2010, dem Vortag der WM, reges Treiben. 328 Teams aus 100 Ländern reisten an um in der kommenden Meisterschaft um den Titel des Weltmeisters zu kämpfen. Darunter zählten die 100 Teams der 1. Liga und 228 Teams aus der zweiten Liga, welche die langwierigen weltweiten Ausscheidungen überstanden und sich damit für den Wettbewerb des Jahres qualifiziert hatten. Der Flughafen Kairos, mit anderen Worten: die Pforte zur Beyblade-Weltmeisterschaft des Jahres 2010, befand sich in Heliopolis, 22 km nordöstlich des Stadtzentrums von Kairo und 40 km von den Pyramiden von Gizeh entfernt. Er bestand aus 3 Terminals, welche über jeweils eine südlich gelegene Start- und eine nördlich gelegene Landebahn verfügten, auf denen in den Tagen vor der WM in Abständen von etwa 3 Minuten ein Flugzeug startete beziehungsweise landete. Koordiniert wurden die Flüge von einer der modernsten Radaranlagen der Welt und einem zentral gelegenem Tower, da der komplette Flughafen im Jahr zuvor renoviert worden war um dem zu erwartenden Ansturm gerecht zu werden. In 10-minütigen Abständen fuhren Magnetschwebebahnen zu den Hotelkomplexen sowie in die Innenstadt und eine Sonderlinie verband den Flughafen mit der speziell für die Teams errichteten Hotelanlage. Sämtliche Gebäude waren rundum verglast und gewährten den wartenden Passagieren einen guten Blick auf die startenden und landenden Maschinen. Zusätzlich informierte eine Lautsprecherdurchsage in jedem Terminal über Typ, Airline, Nation und Herkunftsflughafen jeder ankommenden Maschine. Kurzum in Kairo wurde alles nur erdenkliche getan um die Weltmeisterschaft zu einem noch größeren Ereignis als die letzte zu machen. Und die Zeichen standen sehr gut, dass alles auch genau so funktionierte, wie sich das die Veranstalter ausrechneten. >>Im Anflug auf Bahn N-3 befindet sich der Airbus A380, Flug Nummer LAB 383 der Lloyd Aereo Boliviano aus La Paz, Bolivien.<< „Seht mal! – Die ist ja krass!“ Staunend blickte ein grünhaariger Junge auf die zur Landung ansetzende Maschine. Sie war schneeweiß lackiert und besaß außer dem himmelblauen Leitwerk einen schmalen blauen Streifen um den Rumpf und die großen blauen Buchstaben LAB sowie den Schriftzug „Beyblade WM – Kairo 2010“ auf beiden Seiten. Ein rothaariges Mädchen neben dem Jungen streckte sich. „Ja die ist schön Zeo, aber ich bin hundemüde nach dem Flug und möchte gern ins Hotel... – Wär’s also möglich, dass du dich von dem Anblick der landenden Maschine losreißt und wir zum Zubringer weitergehen können?“ Der mit Zeo Angesprochene grinste schief. „Sorry, Salima... - Das war keine Absicht...“ gab er zurück, woraufhin er seinen Rucksack nahm und zusammen mit dem Mädchen namens Salima hinter ihren bereits vorausgegangenen Freunden her ging. Die beiden gehörten zu dem Team, was im Beyblade-Jargon als Japans zweite Nationalmannschaft gehandhabt wurde; den aktuellen japanischen Meistern, Team Psykick. Dieses bestand aus Teamleader Kane, second Leader Zeo und den Bladern Salima, Jim und Goki. Ihre Bit-Beasts Chrome Fox, Silver Dolphin, Bronce Raptor, Gold Fairy und Steel Gigant entstammten einem der heiligen Steine, die Tysons Vater Bill Granger bei einer Ausgrabung gefunden hatte. Da Zeos Vater im Auftrag der BBA diese Steine untersuchte und die fünf erwähnten Bit-Beasts sowohl gefunden, als auch befreit und in Bit-Chips gefangen hatte, war es ihm überlassen gewesen, zu entscheiden, welchem Team sie anvertraut werden sollten. Nach mehreren Tests und Hunderten Auswertungsstunden waren sie schließlich in den Besitz von Kanes Team übergeben worden und die 5 Kinder hatten für ihr damals anstehendes Aufnahmematch in die erste Liga eine brauchbare und schlagkräftige Waffe in der Hand. Nun aber stand die WM an und im Vergleich zu den kleineren Meisterschaften in Japan und Asien warteten hier Gegner ganz anderen Kalibers, darunter auch die Top 5, die außer in Weltranglistenmatches kaum an Meisterschaften teilnahmen und zumeist nur als Ehrengäste oder Sondergegner anwesend waren. Gerade als Zeo und Salima ihre Teamkameraden eingeholt hatten, schaltete sich der Lautsprecher wieder ein. >>Im Landeanflug auf Bahn N-3 befindet sich die Challenger CL-604, Flug Nummer BBA-001 der Beyblade Battle Association aus Los Angeles, USA über New York, USA und London, Groß Brittannien.<< Zeo blieb erneut stehen und sah der ankommenden Maschine entgegen. „Seht euch das an...“ murmelte er ehrfurchtsvoll, als er die kleine Maschine sehen konnte. >BLADEBREAKERS< stand in großen silbernen Buchstaben auf der Seite der schlanken Maschine und der Schriftzug glitzerte in der Sonne, als der Jet schließlich aufsetzte und auf der Landebahn ausrollte. „Na die müssen ja ein Geld haben...“ murmelte Kane, der ebenfalls beobachtete, wie der Jet, der die aktuellen Weltmeister zum Turnier brachte, auf der Landebahn langsamer wurde und schließlich zum Terminal rollte. „Tja, wer’s kann, kann’s eben...“ tönte es von Jim. „Aber praktisch ist das schon... – Ich meine nie wieder Flugtickets kaufen...“ Goki lachte. „Ja! Wenn wir Weltmeister sind, kaufen wir uns auch so einen Jet!“ Kane verzog das Gesicht. „Träumt weiter... – Erst mal müssen wir hier bei diesem Turnier überhaupt irgendwelche Punkte machen sonst wird das nichts mit dem eigenen Flugzeug.“ sagte er halbernst und streckte sich dann. „Überlassen wir die Weltmeister ihren Fans und fahren lieber ins Hotel... – Ich will morgen zur Eröffnungsfeier nicht unbedingt mit Augenringen auftauchen...“ Unterdessen im Nachbarterminal 2, welches sich nur wenige Hundert Meter von Terminal Nummer 3 entfernt befand. Die soeben auf Bahn N-2 gelandete Challenger der Demolition-Boys, Flug BBA-005 aus Moskau hatte kaum am Terminal festgemacht, als die bevorstehende Landung von Flug BBA-003 aus Las Vegas angekündigt wurde. Gleichzeitig landete auf Bahn N-3 die Maschine der White Tigers und das Flugzeug der Majestics befand sich als nächstes Flugzeug auf der Landeliste der Bahn an Terminal 3 und würde gleichzeitig mit der Maschine der All-Starz landen. Und kaum dass die Ankunft der 5 besten Mannschaften, welche die Beyblade-Welt kannte, angekündigt worden war, schienen in den beiden Terminals die Fans aus allen möglichen Richtungen zusammen zu laufen. Doch sehr zu ihrem Ärger verließen die 5 Spitzenteams den Flughafen durch einen gesonderten Ausgang, da ihre Privatmaschinen an anderen Gates andockten, als die im 3-Minuten-Takt landenden Linienmaschinen. Ein Sonderzug der zwischen Flughafen und Hotelanlage verkehrenden Magnetbahn stoppte zuerst am Terminal 2 und fuhr dann weiter zu Terminal 3 um die Top 5 abzuholen und dann ins Hotel zu bringen. Die Fans hatten auf diese Weise allerdings das Nachsehen. Doch nicht nur der Flughafen mit seinen exzellent durchgeplanten Start- und Landeplänen war Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit, sondern auch die für die Teams eigens errichtete Hotelanlage selbst. „Ist das krass hier!!!“ „Daichi, benimm dich...“ „Ja, ja... – Du Ozuma?“ „Ja...?“ „Glaubst du, wir haben ne Chance bei der WM?“ „Das fragst du mich schon zum 254. Mal seit wir in Bolivien losgeflogen sind... – OK, zwischendurch musstest du mich mit unserem Flugzeug nerven, was wohl eines der größten der Welt sei...“ „Du hast mitgezählt?“ war die irritierte Rückfrage. Der mit Ozuma Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein!“ gab er energisch zurück. „Nein, ich habe nicht mitgezählt. – Das grade eben war nur eine fiktive Zahl!“ „Fiktiv?“ „Fiktiv heißt ausgedacht, aber darum geht es nicht!– Deine Fragerei nervt nur langsam... – Wenn du dir dann eventuell mal bitte ne andere Beschäftigung oder jemanden anderes zum Nerven suchen würdest? – Danke...“ „OK!“ gab der kleinere Junge zurück und verschwand. Ozuma seinerseits blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Daichi hatte, auch wenn er es nicht zugeben wollte, eine durchaus berechtigte Frage gestellt. 328 Teams nahmen an der WM teil; 327 Gegner, gegen die man sich behaupten musste wenn man am Schluss ganz oben stehen wollte. Und es war keine Magisterarbeit sich auszumalen, dass man bei gutem Spiel schnell auf eines der Top 5 Teams treffen würde. „Na? So in Gedanken?“ fragte jemand und Ozuma drehte sich zu der Stimme um, bevor er den Kopf schüttelte. „Geht schon, Mariam...“ gab er an das vor ihm stehende, blauhaarige Mädchen zurück. „Ich habe nur grade...“ „...über Daichis Frage nachgedacht? – Das kann ich mir denken. Wir anderen denken auch permanent dran. – Lassen wir es einfach herankommen, wir wissen weder auf wen wir treffen noch wie die Regeln überhaupt sind. – Warte mit der Kopfzerbrecherei am besten bis morgen, ja?“ stellte sie augenzwinkernd fest. Ozuma nickte. „Wahrscheinlich hast du recht... – Es ist leichter sich über etwas Gedanken zu machen, wenn man bessere Anhaltspunkte hat.“ „Natürlich hab ich recht!“ lachte sie, bevor sie sich umsah. „Aber sag mal... – Wo ist denn Daichi abgeblieben?“ „Keine Ahnung...“ gab Ozuma zurück, als es im selben Augenblick polterte und jemand unüberhörbar fluchte. „Was denn nun wieder?“ „Ich weiß es nicht, Mariam...“ gab Ozuma zurück. Dann seufzte er und begab sich zu der Ecke, hinter der er gerade den Tumult gehört hatte. Vorsichtig blickte er um die Kurve und erstarrte von einer Sekunde auf die andere. Da, auf dem Boden des Hotelganges, saß ein grauhaariger junger Mann, neben dem seine Freunde standen und der von den Saint Shields bereits vermisste Junge namens Daichi versuchte gerade, sich wieder zu erheben. Mit verengten Augen beobachtete der am Boden sitzende Grauhaarige die Aufstehversuche des 11-jährigen Jungen, bis dieser endlich wieder auf seinen Beinen stand. „Sag mal kannst du nicht aufpassen, du laufender Meter?“ Daichi grinste verlegen. „War keine Absicht, ehrlich...“ Der junge Mann verdrehte seine Augen und setzte an, noch etwas zu sagen, doch Ozuma war schneller. „Daichi! Was soll denn das schon wieder? Du kannst uns das nächste Mal Bescheid sagen, wenn du dich verkrümelst!“ fuhr er den Jüngeren an. „Aber du hast mir doch gesagt, ich soll mir ne andere Beschäftigung suchen!“ verteidigte sich der Junge. „Beschäftigen heißt nicht rumrennen! Wenn du schon nicht ruhig irgendwo stehen bleiben kannst, dann pass gefälligst auf, dass du bei deinen kleinen Ausflügen keinen Unbeteiligten in Mitleidenschaft ziehst! Und außerdem...“ Schallendes Gelächter unterbrach den Leader des bolivianischen Teams, der sich daraufhin verwirrt umsah. Der grauhaarige junge Mann saß noch immer auf dem Boden, nunmehr aber nicht mehr mit wütendem Gesichtsausdruck sondern lachend. Schließlich stand er auf, kam auf Ozuma zu und legte diesem die Hand auf die Schulter. „Mach dir nichts draus...“ begann er. „Tyson war früher nicht anders als dein junger Teamkamerad und ich habe es schließlich auch ohne größere geistige Schäden überstanden. Das gibt sich mit der Zeit, wenn er älter wird. – Verlass dich drauf...“ Damit drehte er sich um und gab seinen Freunden ein kurzes Zeichen, woraufhin sich die kleine Gruppe den Gang hinunter begab. Ozuma blickte ihnen etwas verwirrt hinterher. „Tyson...“ murmelte er und dann weiteten sich seine Augen erschrocken. „Daichi...“ begann er. „Was ist?“ „Hast du eigentlich eine Ahnung, wen du da gerade über den Haufen gerannt hast?“ „Nö...“ „Das war nur rein zufällig Kai Hiwatari, der Leader der Bladebreakers.“ „Oh...“ Ozuma schüttelte den Kopf. „Auch egal, jetzt ist es ohnehin zu spät... – Gehen wir, es gibt vor der Begrüßungsveranstaltung noch ein paar Dinge zu erledigen.“ Daichi nickte. „Klar, Chef!“ erwiderte er. Am nächsten Tag um Punkt 17:00 Uhr Ortszeit war es dann endlich soweit und die Eröffnungsveranstaltung für die Beyblade-Weltmeisterschaft nahm ihren Anfang. Die teilnehmenden Teams hatten sich im nagelneuen Pyramide-Dome von Kairo versammelt und erwarteten nun die Begrüßungsrede des Vorsitzenden der BBA. Mr. Dickenson war mittlerweile über 70 Jahre alt und dennoch ließ er es sich nicht nehmen, die antretenden Teams und deren angereiste Fans persönlich zu begrüßen. Danach übernahm DJ Jazzman das Mikrophon um die Teams entsprechend des Alphabets an die Lostrommel zu bitten, damit sie dort ihre Startnummern und die dazugehörigen Gruppen und Blöcke ziehen konnten. Es gab 8 Gruppen, von A bis H, die in jeweils zwei Blöcke geteilt waren. Das Aufeinandertreffen der Sieger der jeweiligen Blöcke stellte das Achtelfinale dar und die 8 Gruppensieger trafen dann, den Gruppen nach alphabetisch geordnet, im Viertelfinale aufeinander. Die Regeln für die Kämpfe waren folgende: bis zum Achtelfinale trat derjenige, der ein Match gewonnen hatte, so lange gegen die Spieler des anderen Teams an, bis er verlor. So konnte es durchaus sein, dass ein Spieler eines Teams das gesamte gegnerische Team in einem Zug KO spielte. Allerdings konnten im Gegenzug dazu die Matches zwischen den Teams auch sehr langwierig werden. Ab dem Viertelfinale galt dann die Regel 5 gegen 5 in Einzelduellen, wobei zusätzlich die Regel >>Teamleader gegen Teamleader und 2. Leader gegen 2. Leader<< zum tragen kam; die drei anderen, vorher stattfindenden Duelle waren dem Schicksal, sprich dem Lostopf, überlassen. In den Vorrunden gab es für jedes gewonnene Match 10 Weltranglistenpunkte, der Verlierer jedoch ging leer aus. In den Finalkämpfen, ab Viertelfinale, erhielt der Verlierer als Bonus für das Erreichen des Finales immerhin noch 5 Punkte für die Weltrangliste. Hingegen gab es für die Matches um die folgenden Plätze 3 bis 8 5 Punkte für einen Sieg und 3 Punkte für eine Niederlage. Als sich die Auslosung schließlich ihrem Ende näherte, lagen die Startplätze der Top 5 wie folgt: - Bladebreakers: Startnummer 223 – Gruppe F, Block 1 - Majestics: Startnummer 272 – Gruppe G, Block 2 - All-Starz: Startnummer 164 – Gruppe D, Block 2 - White Tigers: Startnummer 094 – Gruppe C, Block 1 - Demolition-Boys: Startnummer 051 – Gruppe B, Block 1 Hingegen dazu lagen die Plätze 6 bis 11 der Weltrangliste in folgenden Gruppen: - Saint Shields: Startnummer 001 – Gruppe A, Block 1 - NEO-All-Starz: Startnummer 075 – Gruppe B, Block 2 - NEO-Borg: Startnummer 312 – Gruppe H, Block 2 - Psykicks: Startnummer 171 – Gruppe E, Block 1 - Royal Angels: Startnummer 136 – Gruppe D, Block 1 - Team BEGA: Startnummer 227 – Gruppe F, Block 2 Die ehemals von Kai trainierten Starflyer nahmen ebenfalls an der Weltmeisterschaft teil und landeten nach der Auslosung auf Startnummer 256 – Gruppe G, Block 1. Man konnte sich also schon im Voraus ausrechnen, dass die Teams Starflyer, Royal Angels, Team BEGA und NEO-All-Starz von vornherein schlechte Karten hatten, das Achtelfinale überhaupt zu erleben. Eines war jedoch allen Teilnehmern klar: Der Weg ins Finale war steinig und keinesfalls leicht zu bewältigen. --------------------- Sö... In zwei Wochen geht es dann weiter! Bis dahin! PS: Der neue Fanart-WB für TiS ist gestartet und ihr findet ihn hier: http://animexx.4players.de/fanarts/wettbewerbe_alt/?doc_modus=detail&id=20984 Kapitel 30: Lasset die Spiele beginnen! --------------------------------------- Soooooooooooooooooooo! Da sind wir wieder und wir machen fröhlich weiter mit unserer WM! Euch erwarten jetzt und hier die Achtelfinals und danach die ersten beiden Viertelfinalspiele. Doch vorher möchten wir noch mal auf den WB hinweisen! Es gibt wieder Bücher zu gewinnen und der WB befindet sich hier: http://animexx.4players.de/fanarts/wettbewerbe_alt/?doc_modus=detail&id=20984 So nun genug der langen Vorrede! Viel Spaß mit Kapitel 31! Lillie und Venka ----------------------------- 31 – Lasset die Spiele beginnen! Am darauf folgenden Tag nahm das Turnier seinen Lauf. Wie erwartet waren die Vorrundenkämpfe entweder extrem langwierig oder blitzschnell vorbei. In den folgenden 5 Tagen gelang es den Bladebreakers, All-Starz, White Tigers und Demolition-Boys 5 schnelle Siege jeweils einer gegen fünf herauszuspielen. Dabei verloren, wie es schon zu erwarten war, die NEO-All-Starz ihr Achtelfinale glatt mit 5:0 gegen Bryan von den Demolition-Boys und die Royal Angels bekamen von Michael von den All-Starz das Turnierende gezeigt. Währendessen machte Ray mit Team BEGA mehr als nur kurzen Prozess und besiegte alle fünf Mitglieder des aus Australien angereisten Teams nahezu mühelos. Nicht ganz so glatt lief es hingegen für die Majestics, die es im Achtelfinale mit Kais und Talas alten Schützlingen, den Starflyern zu tun bekamen. Es war Enrique, der das Spiel mit einem einer gegen fünf eigentlich klar machen sollte, doch wider erwarten leistete Timo, der als erster für die Amerikaner antrat, wesentlich mehr Widerstand, als Enrique eingeplant hatte. Das ganze ging so lange, bis er Enrique galant aus dem Tableau beförderte. Ergebnis: 1:0 Starflyer und Timo jubelte. Selbst wenn man den Kampf jetzt nicht gewann, man hatte etwas zu Stande gebracht, was nicht alle Tage passierte; man hatte ein Mitglied eines Top-5-Teams während einer WM geschlagen. Nach seiner Niederlage ging der Italiener leicht geknickt zur Teambank zurück, wo er bereits von einem säuerlich dreinblickenden Tala erwartet wurde. „Es tut mir leid...“ murmelte er. „Ich habe wohl...“ „Gepennt hast du!“ knurrte Tala. Enrique seufzte. „Ich habe ihn wohl unterschätzt...“ „Allerdings...“ Oliver grinste schief. „Wer geht und klärt die Sache für uns?“ wollte er wissen. „Ich!“ war Talas gereizte Rückantwort. „Ich war mal Timos Coach, dem werd ich schon zeigen, wo der Hammer hängt!“ „Bitte, wenn’s denn sein muss...“ gab Robert zurück. „Bin gleich zurück!“ Mit diesen Worten ging Tala nach vorn zum Tableau und der arme Timo bekam die ganze Frustration seines Ex-Trainers zu spüren; Tala spielte ihn schneller KO als Timo es überhaupt mitbekam. Anschließend standen dann Alec, Jenny, Diane und David auf der Abschussliste des rothaarigen Russen. „Wieder beruhigt?“ wollte Jonny wissen, nachdem Tala sich wieder an der Teambank eingefunden hatte. „Nein!“ knurrte er zurück. „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ wollte Oliver wissen. „Was mir über die Leber gelaufen ist? – Sagt mal euch ist wohl nicht klar, was hier grade abläuft!“ „Anscheinend wohl nicht... – Erklär’s uns doch am besten mal!“ forderte Enrique. Tala schenkte ihm einen etwas angesäuerten Blick. „Ihr nehmt die Gegner zu leicht!“ gab er zurück und sah seine Teamkameraden einen nach dem anderen an. „Das kann uns das Turnier kosten!“ „Ach was, das wird schon...“ gab Robert zuversichtlich zurück. „Unsere ersten richtigen Gegner sind die Bladebreakers im Halbfinale. Vorher wird uns niemand gefährlich.“ „Ja aber klar...“ knurrte Tala. „DAS hab ich grade gesehen...“ Ungeachtet des teaminternen Disputs, den die Majestics miteinander ausfochten, gingen die anderen Achtelfinalspiele weiter. Interessant wurde es in Gruppe A, in der die Saint Shields gegen die Blue Ice Devils antraten. Kai, der sich, auf das bolivianische Team und seine Fortschritte neugierig geworden, den Fight ansah, musste mit Schrecken feststellen, dass die Bolivianer sich mit ihren Gegnern mehr als schwer taten. Dem Teamleader des isländischen Teams gelang es nach kurzen und schnellen Spielen erst Mariam, dann Dunga, anschließend Joseph und zum Schluss Daichi zu besiegen. Ozuma, der als letzter antrat, hatte nun eine ungeheure Last auf seinen Schultern zu tragen, wusste er doch ganz genau, dass er als einziger seinem Team nun noch den Einzug ins Viertelfinale ermöglichen konnte. Kritisch beobachtete Kai die Spielzüge des jungen Bolivianers, der es tatsächlich schaffte, nach zähem Ringen nacheinander alle 5 Spieler des gegnerischen Teams auszuschalten. Schwer atmend ging er in die Knie nachdem er das letzte Spiel mehr als nur knapp gewonnen hatte. „Bravo Ozuma!!!“ brüllte Daichi aus Richtung der Teambank. „Damit auch im 5. Spiel von Ozuma Sieg für das Team Saint Shields! Wir haben damit den letzten Teilnehmer für das Viertelfinale erhalten! Die bolivianischen Meister komplettieren die 8 Teilnehmer der am morgigen Tag beginnenden Viertelfinalspiele!“ teilte DJ Jazzman dem Publikum mit und damit war der Sieg der Saint Shields offiziell bestätigt. Ozuma drehte sich zu seinem Team um und wollte gerade zur Bank zurückgehen, als sein Blick auf Kai fiel, der auf einer der Tribünen stand und zu ihm herunterblickte. Er warf dem Leader der Bolivianer einen ernsten Blick zu, dann drehte er sich um und verließ den Dome. „Kai Hiwatari...“ murmelte Ozuma und atmete einmal tief durch. „Ich hoffe, wir sehen uns am Tableau wieder.“ „Hey Ozuma!“ Mariams Stimme riss den Jungen aus seinen Gedanken. „Ja?“ „Sag mal war das nicht Kai von den Bladebreakers?“ Der Angesprochene nickte. „War er. Er hat unser ganzes Match beobachtet.“ „Wie cool!“ tönte es von Daichi, was dem Jungen einen seltsamen Blick von Joseph eintrug. „Gegen die würde ich gern mal spielen!“ Joseph verzog das Gesicht. „Die würden dich doch ohne mit der Wimper zu zucken in den Boden rammen.“ „Und? Dann besiegen sie mich eben! Aber ich hätte dann wenigstens mal gegen einen von ihnen gespielt!“ gab Daichi leicht beleidigt zurück. „Gebt Ruhe ihr beiden!“ sagte Ozuma streng. „Bevor wir uns Hoffnungen machen können, auf die Bladebreakers zu treffen, müssen wir erst einmal das Halbfinale überstehen, denn unsere einzige Chance wäre, sie im Finale zu treffen. – Doch bevor wir uns um das Halbfinale Gedanken machen können, müssen wir im Viertelfinale an den Demolition-Boys vorbei.“ Joseph nickte. „Und das alleine wird schon schwer genug. Die stehen zwar nur einen Platz vor uns in der Rangliste aber sie sollen nicht leicht zu schlagen sein.“ „Wir werden’s ja morgen sehen...“ gab Ozuma zurück. „Gehen wir ins Hotel zurück und stellen uns für morgen eine Taktik zusammen.“ Während dessen trafen sich die Bladebreakers mit den anderen Teams der Top 5 an der großen Anzeigentafel, wo die Ergebnisse aller Spiele aufgelistet waren. „Na das pack ich ja nicht...“ grinste Bryan, nachdem er sich die Daten des Spiels der Majestics angesehen hatte. „Da hat aber jemand ganz gehörig daneben gegriffen, nicht wahr?“ „Was siehst du mich an?“ wollte Tala wissen. „Enrique hat’s verbockt, nicht ich!“ „Ich weiß!“ war die kurz angebundene Antwort des lilahaarigen Russen. „Aber soweit ich weiß hast du ihn für das Match doch aufgestellt, oder?“ mischte sich Mariah ins Gespräch. „Ja, dreht mir da am besten noch ‘n Strick draus! – Wie geht’s jetzt eigentlich weiter?“ versuchte er vom Thema abzulenken. „Das bolivianische Team, die Saint Shields gegen die Demolition-Boys...“ gab Ray zurück und warf noch einmal einen Blick auf die Anzeigetafel. „Dann die All-Starz gegen die White Tigers, wir gegen die Psykicks und die Majestics gegen die NEO-Borg.“ las er vor. „Das wird nicht einfach.“ musste Michael zugeben. „Mindestens einer von uns fliegt diesmal aus dem Turnier.“ Jonny nickte. „Ja, entweder ihr oder die White Tigers. – Und was heißt hier eigentlich mindestens einer von uns.“ Michael grinste. „Nur so...“ gab er zurück und fügte in Gedanken hinzu: ‚So wie ihr vorhin gespielt habt und so leicht, wie ihr die Sache nehmt, würde es mich arg wundern, wenn ihr das Halbfinale erreichen würdet.’ „Gehen wir ins Hotel zurück, vergraben wir uns in unseren Zimmern und legen wir uns Spielstrategien zurecht.“ schlug Oliver vor. „Da bin ich ganz seiner Meinung.“ stimmte Kai zu. „Wir lassen den morgigen Tag an uns herankommen. Wir werden ja dann sehen, was genau auf uns zukommt.“ Dann drehte er sich um und fügte in Gedanken hinzu: ‚Man sollte auch den Nachwuchs nie unterschätzen... – Wer weiß, ob wir es so einfach mit unseren Gegnern haben, wie wir uns das vorstellen... – Nur weil wir die Champions sind heißt das noch lange nicht, dass wir ungeschoren bis in die Endrunde kommen...’ Am Tag darauf standen die ersten beiden Viertelfinalspiele an. Der erste Programmpunkt war das Duell Saint Shields gegen Demolition-Boys und beide Teams hatten es sich in den Kopf gesetzt, möglichst weit nach vorn zu gelangen. Doch was war in diesem Fall stärker? Jahrelange Erfahrung und Routine beim Bladen oder frisches Denken und innovative Ideen? Die Frage, die sich die meisten Zuschauer im Publikum stellten, würde in wenigen Minuten beantwortet werden. Die Auslosung der Kampfpaarungen ergab als erstes Duell Elena mit Taiborg gegen Daichi und seinen Gaia Dragoon. Elenas ganze Kampferfahrung nutzte ihr gar nichts, als sie auf Daichis manchmal recht unkonventionelle Methoden traf. Konnte sie ihn im ersten Kampf noch besiegen, nahm er im zweiten das Ruder in die Hand und spielte die 30-jährige buchstäblich an die Wand. Niemand hatte dieses Ergebnis erwartet und doch gingen die Saint Shields in diesem Match mit 1:0 in Führung. Im zweiten Fight trafen Spencer mit Seaborg und Mariam mit Sharkrash aufeinander. Mariam war fürchterlich nervös, was Spencer bemerkte und ausnutzte. Was Sharkrash an Tempo besaß, hatte Seaborg an roher Kraft und dem jungen Mädchen fehlte die Erfahrung, ihr Bit-Beast aus den Fallen herauszumanövrieren, in die Spencer sie immer wieder lockte. Zwar gelang es Mariam, einen der Kämpfe für sich zu entscheiden, aber letzten Endes siegte die Erfahrung und Spencer gewann mit 2:1. Es stand damit 1:1 zwischen den Teams, als Ian mit Wyborg gegen Dunga mit Vortex Ape antrat. Es war hier genau umgekehrt zum vorherigen Kampf. Schnelligkeit und Erfahrung trafen auf rohe Kraft und mangelnde Erfahrung. Vortex Ape war Wyborg in keinerlei Hinsicht gewachsen und das Schlangen-Bit-Beast nahm seinen Gegner immer weiter in die Zange, bis Ian schließlich mit 2:0 als Sieger das Tableau verließ. 2:1 für die Demolition-Boys war damit der Gesamtstand. Somit war es Zeit für den vierten Kampf des ersten Viertelfinales, in dem mit Bryan und Falborg sowie Joseph und Vanishing Moot die stellvertretenden Teamleader aufeinander trafen. Wie Bryan durch ein paar geschickte Angriffe sehr schnell herausfand, besaß Josephs Blade eine hervorragende Defense aber einen im Vergleich dazu eher laschen Angriff. Von einer ausbalancierten Perfektion, wie sie Max’ Draciel Fortress besaß, war dieser Blade weit entfernt, besaß aber einen guten, ausbaufähigen Ansatz. Falborgs überlegene Schnelligkeit genügte, um den Blade des Gegners auszutanzen und ihn so näher und näher ans Aus zu locken. Bryans Taktik trug schließlich auch Früchte und Joseph ließ sich zwei Mal zu unüberlegten Angriffen verleiten, wobei er sich selber aus dem Tableau kickte. Gesamtstand: 3:1 Demolition-Boys und eigentlich war das noch folgende Match der Teamleader, Yuri gegen Ozuma, ein reines Spiel um die Ehre. Ozuma trat mit dem Wissen, dass sein Team den sprichwörtlichen Karren bereits in den Dreck gefahren hatte, gegen die Leaderin der Demolition-Boys an. Der 14-jährige tat sein Bestes, um der erfahrenen Russin ein guter und würdiger Gegner sein zu können, doch Routine zählte mehr als guter Wille. Zwar gelang es ihm, ihr das erste Spiel glatt abzunehmen, doch Yuri schlug mit der Härte, die man von ihr gewohnt war, zurück und beförderte ihren Gegner in den darauffolgenden zwei Runden aus dem Tableau. Mit einem eindeutigen 4:1 Sieg zogen die Demolition-Boys ins Halbfinale ein. Fair und verdient war ihr Sieg gewesen und das Publikum zollte mit Standing Ovations dem Team den Respekt, den es sich in den vergangenen 10 Jahren langsam aber sicher erarbeitet hatte. Sie waren in der Weltrangliste abgestiegen, vom 2. auf den 5. Rang, doch dafür hatten sie sich in die Herzen ihrer Fans gespielt. Unter dem Jubel des Publikums reichten sich die Leader der beiden Teams in der Arenamitte die Hände. „Gratuliere!“ sagte Ozuma, während die beiden Teams Seite an Seite die Arena verließen. „Ihr wart klar die Besseren!“ Yuri lächelte. „Und ihr habt phantastisch gekämpft... – Danke, dass ihr uns so schöne Duelle geliefert habt...“ „Es war uns eine Ehre!“ erklärte der Junge aufrichtig. Ein Nicken seitens der Russin war die Antwort. „Uns ebenso!“ Spannend wurde es auch im darauffolgenden Kampf. Platz 3 der offiziellen Beyblade Weltrangliste traf auf Platz 4. USA gegen China, All-Starz gegen White Tigers. Ein offizielles Weltmeisterschaftsspiel zwischen beiden Teams hatte es noch nie gegeben, Ranglistenspiele zwischen den beiden Top-Teams waren selten, da innerhalb der Top 10 kaum Herausforderungen ausgesprochen wurden. So wurde es für die Zuschauer zu einem ganz besonderen Erlebnis, diese beiden Top-Teams aufeinander treffen zu sehen. Und kaum dass das Ringen um den Einzug ins Viertelfinale begonnen hatte, wurde klar, dass sich keiner der 10 Spieler ohne weiteres geschlagen geben würde. Steve und Kevin eröffneten schließlich das Duell der beiden Teams. Mit Tryhorn und Galman trafen zwei Bit-Beasts aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Beweglichkeit und Kraft trafen auf Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Hinterlist. Kevin gab sein Bestes doch Steve gewann nach anfänglichen Schwierigkeiten dennoch die Oberhand und behielt diese bis zum Ende des Duells. Der Amerikaner hatte nicht vor, sich von seinem jüngeren Kontrahenten einschüchtern zu lassen; er ließ Kevin das erste Spiel gewinnen, um ihn und sein Spiel auszuloten und nutzte dann die Überlegenheit an Kraft aus, um seinen Gegner zweimal hintereinander erst aufs sprichwörtliche Glatteis zu führen und ihn anschließend aus dem Tableau zu donnern. Die All-Starz gingen damit vorerst mit 1:0 in Führung und die Blader für das zweite Duell wurden ans Tableau gerufen. Mit Gary auf Seiten der White Tigers und Aleksej für die All-Starz waren die Verhältnisse von Kraft und Geschicklichkeit genau umgekehrt gelegt wie beim vorherigen Kampf. Doch trotz dass das Verhältnis plötzlich umgekehrt war blieb das Ergebnis das selbe wie vorher. Die Kampftaktik, mit der die All-Starz in dieser Weltmeisterschaft antraten – Beobachten, Lernen, Anpassen... – schien Früchte zu tragen, denn Aleksej ließ sich wie Steve das erste Match abnehmen und schlug dann, die Schwachpunkte seines Gegners genau kennend, mit allen Registern seines extrem gewachsenen Könnens zurück. Mit 2:1 schlug er Gary aus dem Feld und es schien als würde die Taktik, welche das Team scherzhaft die „Tysonsche Anwaltstaktik“ nannte, zum Erfolg in diesem Viertelfinale führen. 2:0 stand es mittlerweile und das amerikanische Team war nur noch einen Sieg vom Einzug ins Halbfinale entfernt. Dass dies nicht so einfach war, wie sie sich das vorgestellt hatten und dass die White Tigers nach diesen beiden Rückschlägen keinesfalls aufgegeben hatten, bewies Josie im nächsten Kampf. Sie trat mit Silverflyer gegen Emily und Trygator an und zunächst machte es den Anschein als würde Josie ein Opfer der selben Taktik werden. Die Russin gewann das erste Spiel und verlor das zweite. Dann jedoch lief sie zu Höchstform auf und begann die Amerikanerin systematisch in eine Ecke des „Ice Lake“ genannten Tableaus zu drängen, bevor sie mit der neu entwickelten „Silver-Storm-Attack“ in einem förmlichen Sturmangriff von der Eisfläche fegte. Das Ergebnis: 2:1 für Josie und damit hatte das chinesische Team seine Aufholjagd begonnen. Der Aufwärtstrend schien im Duell der stellvertretenden Teamleader schnell vorbei zu sein, denn Eddy nahm Mariah das erste Spiel ab und drängte sie im zweiten an den Rand der Arena. Die Rosahaarige verengte ihre Augen und ließ ihre wendige Bergkatze mit dem Blade eine Gradwanderung auf dem Rand machen. Kaum dass sie mit Eddys Blade wieder in einer Linie war, schoss Galux von der Seite auf den unvorbereiteten Trypio zu und schleuderte ihn mit einer solchen Wucht beiseite, dass man deutlich Splitter von den Teilen des Blades fliegen sah. Auf den verwirrten Blick den ihr der Amerikaner nach dem Treffer zuwarf musste sie grinsen. „Gefällt’s dir?“ wollte sie mit unschuldigem Augenaufschlag wissen. „Hab ich mir von Bryan abgeschaut und ein kleines bisschen perfektioniert. – Ich nenne es Seever-Claw, die Windklaue.“ Eddy verzog das Gesicht und ging dann mit dem beschädigten Blade erst einmal zur Teambank zurück. Keine Minute später ertönte DJ’s Stimme: >>Eddy von den All-Starz muss wegen irreparablen Schäden an seinem Blade den Kampf aufgeben! – Der Sieg geht an Mariah von den White Tigers! – Damit steht es 2:2 im Match White Tigers gegen All-Starz und das Duell der Teamleader entscheidet das Viertelfinale! – Die Spieler Michael und Lee bitte an die „Ocean Arena“!<< Ocean Arena, das bedeutete, dass das letzte Duell ein regelrechtes Vabanquespiel werden würde, bei dem sich keiner der beiden Kontrahenten einen eindeutigen Vorteil verschaffen konnte. Das Tableau war einem Südseestrand nachempfunden und nur der einigermaßen feste Untergrund unter den Palmen sowie die wenigen im Sand und im Wasser verborgenen Laufwege waren die einzigen Möglichkeiten, das Blade einigermaßen sicher durch das Spiel zu bringen. Dazu kam, dass beide Bit-Beasts trielementar waren; Michaels Adler Trygle war vom Element her Wind, Feuer und Donner, während Lees Löwe Galeon Erde, Dunkelheit und Donner als seine Attribute besaß. Doch das Wasser, welches sowohl Erde als auch Feuer gefährlich werden konnte, war die dritte, wahrscheinlich entscheidende Komponente dieses Kampfes; beide Blader mussten versuchen, sich gerade diesen Aspekt zu Nutze zu machen. Und kaum dass das erste Spiel begonnen hatte, krachten die Blades auf dem Strand gegeneinander und rangen sekundenlang auf einer Stelle um die Vorherrschaft in der Arena. Dann jedoch ließ Lee seinen Blade ruckartig zurückzucken und sich zwischen den Palmen verstecken, während Michael sich auf einem der Laufwege ins Wasser zurückzog und dort auf seinen Gegner förmlich zu warten schien. Der Dunkelblonde schien die Wartetaktik nicht lange auszuhalten; er ließ Trygle herauskommen und die „Fast-Ball-Attack“ setzte die künstlichen Bäume in Brand, während der Blade wie ein Orkan durch den Palmenhain pflügte. Es klirrte vernehmlich, als der Amerikaner das Blade seines Gegners gefunden hatte und nur wenige Augenblicke später landete der „Steel-Eagle V-6“ außerhalb des Tableaus. Lee grinste und Michael nickte ihm zu. „Nette Defense...“ „Ja, ganz neu... – Ich nenne es den >Rock-Thunder Wall<...“ „Schön für dich, aber noch mal klappt das nicht!“ „Wir werden sehen...“ Die beiden Blader legten erneut an und ließen die Blades in die Arena zischen. Michael zog sich erneut ins Wasser zurück, doch Lee setzte dieses Mal nach. Der Sieg gegen den amerikanischen Kontrahenten war zum Greifen nah und er würde sich diesen Sieg nicht nehmen lassen. Er ließ Galeon den Blade verlassen und mittels des „Dark Lightnings“ attackieren. Doch noch war es nicht soweit, denn Michael hatte das Windelement seines Adler-Bit-Beasts genutzt, um das Wasser zurückzudrängen. Jetzt, da er Galeon in der Falle hatte, katapultierte er seinen Bey nach oben und kaum dass das Wasser zurückkam und damit den Rückzugsweg für Lees Blade abgeschnitten war, kam Trygles ebenfalls neuer Angriff „Electric Claw Diver“. Die doppelte elektrische Wirkung sowie die um das Blade aufschlagenden Wellen brachten den „Black Lion V-3“ derart aus dem Gleichgewicht, dass es für Michael ein leichtes war, den Kontrahenten aus dem Tableau zu putzen. Ausgleich... Beide Blader keuchten von der enormen Anstrengung, welche sie das Match bisher gekostet hatte. Die Fans honorierten es; es war eines der besten Bey-Matches der letzten Jahre und das erste offizielle Aufeinandertreffen der beiden Leader der Plätze 3 und 4 der Weltrangliste war noch nicht entschieden. Ein einziger Bladestart trennte beide Teams noch von Sieg oder Niederlage und noch nie war es zwischen zwei Beyblade-Teams in einer Weltmeisterschaft so dermaßen knapp gewesen; es stand insgesamt 7:7 und das letzte und damit 15. Spiel würde entscheiden. Beide legten an und schlossen die Augen; da sie auf Spezialstarts verzichten wollten und beide mit dem normalen Starter antraten, standen sie sich sekundenlang nur gegenüber. Als das Startsignal kam und beide kraftvoll an den Ripcords rissen, schien die Zeit für einen Augenblick still zu stehen und der gesamte Beydome schien zu erbeben, als die beiden Blades in der Luft über der Mitte des Tableaus zusammenprallten. Die Luft schien zu brennen und der Sand der Arena wurde aufgewirbelt, was den Zuschauern die Übersicht raubte. Ein kurzes Klirren deutete an, dass eines der Blades außerhalb der Arena gelandet war und als der aufgewirbelte Staub sich legte, war es Lees „Black Lion V-3“, der in rasender Umdrehung auf einer der Laufschienen des Tableaus stand. Michaels „Steel-Eagle V-6“ lag außerhalb des Tableaus; der Amerikaner hatte das Match gegen seinen chinesischen Freund verloren. Jubelnd lief Mariah nach vorn und fiel Lee um den Hals. Zwei Siege All-Starz, drei für die White Tigers in diesem extrem engen und spannenden Viertelfinalspiel, kein Kampf unter drei Runden und das chinesische Team hatte die Nerven behalten und sich mit Bravour durchsetzen können. >>Die Sensation hier im Pyramide-Dome! – Dieses Ergebnis hatte wohl keiner der beiden Teams erwartet! – Die White Tigers besiegen die All-Starz mit 3:2 und ziehen damit ins Halbfinale ein!<< rief DJ und ging dann auf die beiden Teams zu. >>Was sagt ihr zu dem engen Ausgang dieses Matches, Michael?<< wandte er sich an den Teamleader der All-Starz. >>Was soll man schon sagen? – Der Bessere hat gewonnen! – Es hat irre viel Spaß gemacht und wir sind stolz darauf, hier dabei gewesen zu sein! – Und Lee?<< Der Kopf des Leaders der White Tigers legte sich etwas schief, als er Michael ansah. >>Wenn ihr morgen nicht mindestens ebenso gut spielt wie heute, dann gibt’s Familienstress, Schwager!<< Lee lachte. >>Immer doch Michael! Wir geben bei jedem Spiel unser Bestes!<< Die Sensationspartie endete mit einem Händedruck der 5 Kampfpaare und die Meldung vom Sieg der White Tigers in diesem Jahrhundertmatch ging um die Welt. Das chinesische Team war damit dem Traum eines jeden Beyblade-Teams ein Stück näher gekommen: Dem Titel des offiziellen Beyblade-Weltmeisters. Später am Abend trafen sich alle 5 Teams in einem der vielen Restaurants. Lachend und scherzend unterhielten sie sich über die am heutigen Tag ausgetragenen Viertelfinalspiele. Kai saß stumm dabei und bekam von dem Gespräch nur die Hälfte mit. Dann verengte er seine Augen und löste den Blick mit einem Ruck von seinem Glas, dass er in der Hand hatte. Auch die Bladebreakers hatten ihre Feuertaufe in diesem Turnier noch vor sich. Und in diesem Duell ging es um weit mehr als nur darum, eine Runde weiter zu kommen. ----------------------- So na dann mal Gratulation an die Demolition-Boys und an die White Tigers! Wir sehen diese beiden Mannschaften als Gegner im Halbfinale wieder. Weiter geht es in 14 Tagen und zwar mit dem Spiel der Bladebreakers gegen Team Psykick... Und dann folgt der Beweis, dass Kai keinesfalls handzahm geworden ist... Kapitel 31: Japan vs. Japan! ---------------------------- So! Mal wieder ein Update hier. Wie bereits angekündigt: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Duell Bladebreakers vs. Psykicks - Japan gegen Japan. Viel Spaß! Lillie und Venka ------------------------------------ 32 – Japan vs. Japan Am darauffolgenden Tag war es dann soweit. In dem für Punkt 14 Uhr angesetzten Spiel trafen die neuen japanischen Meister auf die Weltmeister. Japan 1 gegen Japan 2; so war das Spiel in aller Munde und die Fans fieberten dem packenden Duell bereits jetzt entgegen. Die Bladebreakers hatten die vergangenen Spiele der Psykicks genauestens studiert und eines stand bereits jetzt fest: Die fünf jungen Spieler standen ihren Vorbildern in nichts nach; sie besaßen den gleichen starken Willen, beherrschten sowohl Blitzspieltaktiken als auch ausdauernde Manöver und auch ihre Bit-Beasts sollten mit Vorsicht genossen werden. Der Spielplan war bereits fest aufgestellt. Als erster musste Kenny die Kohlen aus dem Feuer holen. Er und Dizzara bekamen es mit Jim und seiner Gold Fairy zu tun. Beide Bit-Beasts waren humanoid gebaut, es würde sich also keins der beiden Teams einen eindeutigen Vorteil erarbeiten können, weil sein Beast dem des anderen Spielers überlegen war. Das zweite Duell würden Max und Salima bestreiten, was bedeutete, dass ein Defenser gegen einen Attacker antrat. Salimas Bronce Raptor war erwiesenermaßen unheimlich schnell und geschickt. Draciels Beweglichkeit trotz des hohen Blade-Gewichts würde helfen, den Geschwindigkeitsnachteil auszugleichen und die hohe Defense würde ihn dennoch vor Salimas Angriffen schützen. Der dritte Kampf bereitete Kai etwas Kopfschmerzen. Ray gegen Goki; Driger gegen Steel Gigant, Kombination gegen Angriff, Technik gegen rohe Kraft. Goki war dafür bekannt, dass sein Blade selbst Spencers Seaborg von der Angriffskraft her locker gewachsen war und Kai hoffte, dass Rays Erfahrung ihn in diesem Spiel einiges an Problemen ersparen würde. Das Spiel Tyson gegen Zeo würde im nächsten Duell schnell entschieden werden. Die Blades waren vom Aufbau her ähnlich, bei beiden handelte es sich um Attacker, aber Dragoon war Zeos Silver Dolphin in allen Punkten überlegen. Blieb nur zu hoffen, dass Tyson nicht unvorsichtig werden und dadurch den sicheren Sieg aufs Spiel setzen würde. Kai selbst trat im letzten Kampf gegen Kane, den Leader der Psykicks, an. So denn alles glatt ging, würde Kai mit der Gewissheit ins Spiel gehen können, dass sein Team bereits den Einzug in die nächste Runde erspielt hatte. So würde er das Duell gegen den jungen Teamleader genießen können und ihm eventuell noch während des Spiels ein oder zwei Tricks beibringen können. Am Nachmittag war es dann soweit, der Pyramide Dome war bis auf den letzten Platz ausverkauft und 120.000 Zuschauer warteten gespannt auf das Duell der beiden japanischen Teams. >>Beyblade-Fans aufgepasst!<<, begrüßte DJ die Menschenmassen im Dome. >>Das nun folgende Duell ist an Spannung fast schon nicht mehr zu überbieten! Die Beyblade Weltmeister treffen auf die aktuellen Meister ihres eigenen Herkunftslandes! Begrüßt mit mir als erstes der beiden Teams die aktuellen japanischen Meister, Team Psykick!<< Unter dem Jubel der Zuschauer gingen auf der linken Tableauseite die Scheinwerfer an und beleuchteten die 5 Spieler der Psykicks, die an ihrer Teambank standen. >>Unter der Leitung ihres Teamleaders Kane hat es dieses Team beinahe mühelos ins Viertelfinale geschafft; ihre letzten Gegner zittern noch jetzt von der Wucht und Präzision, mit der ihre Blades zuschlugen! Heute versuchen sie das beinahe Unmögliche: Einen Sieg gegen die aktuellen Weltmeister! – Feuert sie kräftig an Leute, denn die Aufgabe, die sie sich gestellt haben braucht Selbstvertrauen und Unterstützung von den Fans!<< Erneut brandete der Jubel von den Tribünen auf und Rufe wie >Macht sie fertig!<, >Zeigt denen, was ihr könnt!< und >Zeit für einen japanischen Machtwechsel!< schallten durch den Dome. >>Dennoch...<<, begann DJ wieder, nachdem der Jubel einigermaßen abgeflaut war. >>Die Aufgabe die vor den Psykicks steht ist so gewaltig, dass es sich nicht jedes Team trauen würde, sie anzunehmen. – Denn die Gegner des japanischen Meisters ist das Team, was sämtliche erreichbaren Titel mindestens ein Mal in der Tasche hat und die Rangliste der Top 100 seit 10 Jahren erfolgreich verteidigt! – Beyblade-Fans! Begrüßt mit mir die aktuellen Weltmeister! Aus Japan, die...<< „BLADEBREAKERS!!!“, schallte es von den Tribünen, als das Licht auf der gegenüberliegenden Tableauseite anging und den Blick auf das Weltmeisterteam freigab. >>Seit 10 Jahren spielen sich die Bladebreakers von Sieg zu Sieg! Unter Leitung von Teamchef Kai Hiwatari ist dieses Team bisher ungeschlagen! – Werden es die Psykicks heute schaffen die unbezwingbare Festung zu erstürmen? – Wir werden sehen! – Teams bereit?<< Die beiden Kapitäne nickten einander zu und die Teams zogen sich auf die Teambank zurück. Jetzt ging es ums Ganze und wenn die Psykicks wirklich so stark waren, wie Kai dies vermutete, dann würde dieses Spiel alles andere als ein Spaziergang werden. Das erste Duell fand zwischen Kenny und Jim statt. Bei beiden Teams waren die antretenden Spieler die jüngsten Teammitglieder und für beide war es die erste WM, auch wenn Kenny ungleich mehr Wettbewerbserfahrung hatte. Zwei Siege über den Kontrahenten mussten erzielt werden, woraus resultierte, dass es maximal drei Kämpfe pro Duell geben würde. Kaum dass der erste Kampf begonnen hatte, krachten die Beys aneinander und bewegten sich ein Stück gemeinsam durch den Needle Valley, bevor sie unterschiedliche Richtungen einschlugen um das Tableau auszutesten. Man konnte deutlich sehen, dass die beiden Spieler mit Vorsicht zu Werke gingen. Dann schließlich reichte es Jim und er ließ seinen Bey wenden um Kenny direkt zu attackieren. Dizzara wollte sich den Überraschungsangriff ihrer aus dem Bit herausschießenden, wesentlich jüngeren Kontrahentin Gold Fairy nicht gefallen lassen; sie verließ ebenfalls ihren Bit und ging mit voller Härte zum Gegenschlag über. Klirrend landete Jims Blade außerhalb des Tableaus und aus der Fanecke der Bladebreakers brandete Jubel auf. >>1:0 im Match Kenny gegen Jim! - Vorteil Bladebreakers im ersten Duell! - Bereit für Runde 2! - Blader bereit? - Und 3! 2! 1! - Let it RIP!<< Zum zweiten Mal starteten die Spieler ihre Blades; dieses Mal gingen sie direkt zum Angriff aufeinander los. Doch das Harpyien-Bit-Beast hatte ganz andere Vorstellungen von der Durchführung des Kampfes, als der Blader, auf den sie eigentlich hören sollte. Sie zog sich auf eine der in diesem Moment hochfahrenden Spitzen zurück und der perfekt ausbalancierte Blade blieb auf der Spitze stehen. Jim hatte das Nachsehen, an den Blade war erst einmal kein rankommen mehr und so musste er sich in Geduld üben. Das zog auch nach sich, dass sein schneller aber wenig ausdauernder Blade durch Dizzys Wartetaktik einiges an Spin und Angriffskraft einbüßte. Die Harpyie jedoch hatte andere Pläne, was Kenny bemerkte und sein Bit-Beast ermutigend anfeuerte. Kaum dass Jims Blade unterhalb von ihr in Reichweite kam, ließ Dizzara den Blade abkippen und verließ ihren Bit. In einem Sturzflug, der Falborg alle Ehre gemacht hätte, jagte das Blade nach unten und erwischte das ihres Gegners mit der Seitenkante. Klirrend landete Jims Blade erneut außerhalb des Tableaus. >>2:0 im Match Kenny gegen Jim! - Der Sieg geht damit an Kenny und die Bladebreakers gehen in diesem Viertelfinale mit 1:0 in Führung!<< Kai nickte Kenny zu, als dieser unter dem Jubel des Publikums zur Teambank zurückkehrte. „Gutes Spiel...“ sagte er. Kenny atmete erleichtert auf. „Ich bin echt froh, dass das vorbei ist...“, gab er zurück. „Jim war nervös, aber er kann besser spielen als er es jetzt gezeigt hat.“ „Ich kann es mir denken... - Sie spielen etwas unstetig, aber ich wette das legt sich noch... - Spätestens wenn sie sehen, dass sie uns packen können, wenn sie es geschickt anstellen...“, murmelte Kai nachdenklich und legte eine Hand an sein Kinn, was ihm, trotz dass die charakteristischen blauen Dreiecke auf seinen Wangen fehlten, einen leicht sorgenvollen Ausdruck verlieh. >Wir sind nicht im Krieg...< hatte er auf Tysons Frage, warum er in dieser WM auf die Kriegsbemalung verzichte, geantwortet. >>Blader ans Tableau für das zweite Match!<<, forderte DJ. >>Es treten gegeneinander an: Für die Bladebreakers: Max und Draciel! Und für die Psykicks: Salima und Bronce Raptor!<< Unter dem Jubel des Publikums traten die beiden Blader ans Tableau, welches vom Needle Valley in die Canyon Bowl gewechselt wurde. Die Miniatur vom Grand Canyon brachte Salimas schnellem und wendigen Blade äußerste Vorteile, aber auch Max’ Defenser wurde von diesem Tableau unterstützt. Man konnte es als fast ausgeglichenes Match werten. „Ich warn dich vor!“, bemerkte Salima keck. „Mit mir hast du es nicht so leicht wie Kenny vorhin mit Jim!“ Max zuckte mit den Schultern. „Zeig was du drauf hast! Und dass es ja nicht langweilig wird! Es gibt nämlich nichts, was ich mehr hasse!“, gab er zurück, während er den Blade anlegte. „Sicher nicht!“, gab die Rothaarige zurück und legte ebenfalls an. >>Blader bereit? - Und 3! 2! 1! - Let it RIP!<< Kraftvoll zogen beide Blader an den Ripcords und die Blades jagten davon. Kaum dass Salimas Blade „Bronce Claw“ den Boden des Tableaus berührte zog es davon wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil. Max’ Draciel Fortress >Ultimate< hatte, trotz seiner hohen Geschwindigkeit Probleme zu folgen und so musste sich der Blondschopf erst einmal in Wartestellung in der Tableaumitte zurückziehen. ‚Wo ist sie? – Ich sehe ihren Blade nicht mehr... - Er ist der Landschaft zu gut angepasst... – Also kann ich nur warten... – Aber komm du nur...’, schoss es dem Jungen durch den Kopf. Salimas Attacke ließ nicht lange auf sich warten. „Los geht’s! Bronce Raptor! Attacke!!!” Wie aus dem Nichts schoss der bronzefarbene Blade hinter einem Stein hervor, traf Max’ Blade an der Seite und brachte den Defenser aus dem Gleichgewicht. Der grüne Blade berührte einige lose Steine und verlor durch die herumfliegenden Steinbrocken vollständig die Balance. Er bohrte sich in eine der Canyonwände, kippte um und blieb dann liegen. Tosender Beifall von den Tribünen war die Antwort auf Salimas unerwarteten Sieg im ersten Kampf. >>Vorteil Psykicks im zweiten Duell dieses Matches! – Aber kann sie ihren Vorteil auch ausnutzen und Max vollständig in die Knie zwingen?<< „Sicher nicht...“, murmelte Kai. „Das war pure Absicht... – Er wollte sie nur testen... - Und selbst wenn es das nicht war. Max macht ein und denselben Fehler nicht noch mal...“ Max grinste das vor ihm stehende Mädchen selbstsicher an. „Das war cool! – Mal sehen ob du das noch mal schaffst!“ Salima blickte ihn leicht fragend an. ‚Wie kann er so ruhig bleiben? – Wenn ich noch mal gewinne, gleiche ich aus... – Das scheint ihn gar nicht anzuheben... – Aber ihre drei mächtigsten Blader kommen noch und selbst wenn wir es schaffen, mit Gleichstand ins letzte Duell zu gehen, muss Kane immer noch Kai schlagen... – Und seine NEO Dranzer gilt, ganz abgesehen von ihrer Hälfte Black Dranzer, als das mit Abstand mächtigste Bit-Beast der Welt...’ >>Blader bereit für die zweite Runde! Es steht 1:0 im Duell Salima gegen Max und die Psykicks haben einen Vorteil, der ihnen zum Sieg verhelfen kann. – Wird es Salimas schneller Bronce Raptor noch einmal schaffen Draciel zu bezwingen?<< Erneut stellten sich die beiden Blader in Position. >>3! 2! 1! - Let it RIP!<< Wieder zogen die Blades zischend davon. Während Salima sich erneut als erstes in den Felsen versteckte, ließ Max Draciel erneut in der Mitte warten. „Wenn er noch mal den gleichen Fehler macht, ist er raus!“ murrte Tyson. „Warum macht er das?“ „Hab Vertrauen...“, gab Kai zurück. „Du glaubst doch nicht, dass Max mit seinen mehr als 10 Jahren Bladeerfahrung den selben Fehler zwei mal hintereinander macht, oder?“ Ein kurzes Kopfschütteln war die Antwort und Kai wandte sich erneut dem Kampf zu. „Ich denke ich weiß, was er vorhat...“ Max hatte sich unterdessen tatsächlich einen passenden Plan zurechtgelegt. Nun musste er nur noch warten, bis Salima ihn wieder angriff. Und wenn sie tatsächlich die selbe Taktik noch einmal anwandte, dann hatte er sie in der Tasche. Die Rothaarige überlegte unterdessen ob sie es wagen sollte, Max noch einmal anzugreifen, wie sie es vorher getan hatte. Sie wusste, dass er sich auf einen Angriff ihrerseits vorbereitete, aber was er nicht wusste, war die Richtung aus der das passieren würde. Und da gab es mehr als genug Möglichkeiten. „Jetzt...“, murmelte sie. „Bronce Raptor! Attacke!!!“ Wie aus dem Nichts tauchte ihr Blade hinter dem von Max auf und steuerte in einer engen Kurve auf ihn zu. Max grinste. „Ich wusste, dass du mir so kommst! – Draciel!“ Aufbrüllend befreite sich die lila glühende Drachenschildkröte aus dem Bit und der sich um das Blade legende Verteidigungsring ließ Salimas Blade abprallen. Der Blondschopf sah seine Chance und setzte nach, wobei es ihm gelang den >Bronce Claw< aus dem Gleichgewicht zu bringen und aus dem Tableau zu kicken. >>AUSGLEICH!!!<<, brüllte DJ. >>Max lässt sich die Eskapaden seiner Gegnerin nicht gefallen und schlägt mit voller Wucht zurück! – Damit steht es jetzt 1:1 zwischen den beiden Kontrahenten und für die Psykicks wird es eng im zweiten Duell!<< Salima fluchte leise. Die Hauptwaffe ihres Blades war Schnelligkeit kombiniert mit dem Überraschungseffekt, der entstand, wenn sie ihr Bit-Beast, einen als >Velociraptor< bekannten Laufsaurier, blitzschnell zuschlagen ließ. Doch gegen Max schien diese Technik einmal zu funktionieren und dann nicht wieder. „OK... – Dann eben Taktik Nummer 2...“, murmelte sie, während sie sich für das dritte Duell in Position stellte. „Und ich werde nicht verlieren!“ >>Blader bereit? - Und 3! 2! 1! - Let it RIP!<< Noch ein drittes Mal rasten die Blades davon. Doch noch einmal wollte Max Salima nicht die Chance geben, ihn zu überrumpeln. Kaum dass die Blades im Tableau aufgekommen waren, schoss Draciel mit einem unheimlichen Tempo auf Bronce Raptor zu. Krachend trafen die beiden High-Tech-Kreisel aufeinander, doch der Draciel Fortress >Ultimate< erwischte seinen Gegner unterhalb des Gewichtsringes und hebelte ihn aus. Klirrend landete der bronzefarbene Blade außerhalb des Tableaus. Max grinste. „Ich mag einen Defenser haben, aber ich kann auch angreifen...“, meinte er augenzwinkernd, während auf den Tribünen Jubel losbrach. >>2:1 für Max im zweiten Duell des dritten Viertelfinales!<<, verkündete DJ. >>Damit steht es 2:0 für die Bladebreakers in diesem Match! – Sie bauen ihren Vorsprung weiter aus!<< „Gutes Spiel!“, meinte Max noch, als er Salima das Blade gab und dann zu seiner Teambank zurückkehrte. Salima blickte ihm nach. „Danke...“, murmelte sie, bevor auch sie zu ihren Teamkameraden ging. >>2:0 bisher Gesamtstand zwischen Bladebreakers und Psykicks! – Das nächste Duell kann entscheidend für das gesamte Match sein und wenn Ray sich jetzt geschickt anstellt, müssen Kai und Tyson den Regeln zu folge nicht einmal mehr antreten!<< Ray wechselte einen kurzen Blick mit dem vom Tableau zurückkommenden Max. >>Beyblade-Fans aufgepasst! Im nächsten Kampf zeigt der Tiger seine Krallen gegen einen Giganten aus Stahl! – Es treten gegeneinander an: Ray mit Driger sowie Goki mit Steel Gigant!<< Selbstsicher stand Ray von der Teambank auf und ging in Richtung des Tableaus, wo sein Gegner bereits auf ihn wartete. Er vertraute auf sein Können und um ganz ehrlich zu sein, er brannte auf diesen Kampf, denn endlich würde er mal wieder beweisen können, was wirklich in ihm steckte. Goki war gut und so musste er sich nicht zurückhalten. Auf Zeichen von DJ legten beide Spieler ihre Blades an und machten sich für den kommenden Kampf bereit. >>3! 2! 1! - Let it RIP!<< Klirrend rasten die Blades gleich nach dem Start aneinander, umtanzten sich kurz und zogen sich danach voneinander zurück um das Tableau und seine Gegebenheiten auszutesten. Dann jedoch drehten beide abrupt wieder in die Mitte und krachten dort erneut aneinander. Es war deutlich zu sehen, dass sich die beiden Beys in Angriffskraft und Schnelligkeit nicht viel nahmen und so gerieten beide Blader schneller ins Schwitzen, als es ihnen lieb war. Es gelang Ray schließlich, das erste Match durch einen Frontalangriff ohne Bit-Beast für sich zu entscheiden, doch er zahlte einen nicht gerade geringen Preis dafür. Sein weißer Blade war übersäht von Rissen und an mehreren Stellen war bereits die Farbe abgeplatzt. „Halt noch ein bisschen durch... – Wir schaffen das schon!“, murmelte er, während DJ ihn als Sieger des ersten Kampfes deklarierte. >>Blader bereit für das zweite Spiel!<<, tönte es im nächsten Moment aus den Lautsprechern. Während die Beiden am Tableau in Position gingen beobachtete Kai die gegnerische Teambank, auf der eine heftige Konversation Jim vs. Kane im Gange war. Der kleine Blonde deutete auf die beiden Blader am Tableau und machte dann ein Handzeichen, was deutlich einen nach unten gerichteten Daumen zeigte. Kane nickte lächelnd und auch Goki gab ein kurzes Nicken von sich, was aber weder Kane noch Jim realisierten. „Vorsicht Ray...“, murmelte der Grauhaarige. „Das wird nicht so einfach, wie du dir das vorstellst...“ Ray bekam von all dem nichts mit. >>Blader bereit?<<, wollte DJ wissen. >>Und 3! 2! 1! - Let it RIP!<< Kraftvoll rissen beide Blader an den Ripcords, doch das Duell nahm einen unerwarteten Verlauf, als Goki noch im Start sein Bit-Beast herausrief. Ray hatte keine Chance mehr, Driger zu rufen, damit sich der weiße Tiger verteidigen konnte; das Blade seines Gegners schlug mit einer derartigen Wucht zu, dass man die Teile von Rays Blade förmlich splittern hören konnte. Das Duell war bereits vorbei, bevor es richtig begonnen hatte, als Gokis Blade das von Ray förmlich zermalmte. Klirrend landeten die Einzelteile des Driger Fang >Ultimate< vor den Füßen des Chinesen. Ein erschrockener Aufschrei ging durchs Publikum; teilweise hervorgerufen durch die Tatsache, dass Ray geschlagen worden war, teilweise durch das Entsetzen über die Härte mit der Goki seinen Gegner aus dem Spiel geworfen hatte. Von Rays schneeweißem mit grünen Mustern verzierten Blade waren nur noch unbrauchbare Bruchstücke übrig und der Chinese konnte von Glück reden, dass der Bit seines weißen Tigers nicht zu Schaden gekommen war. >>Was für ein Kampf!<<, rief DJ nachdem er sich wieder gefangen hatte. >>Da sein Blade nicht mehr funktionstüchtig oder reparaturfähig ist, ist dieses Duell beendet! – Es steht damit 2:1 für die Bladebreakers und die Psykicks beginnen ihre Aufholjagd! – Die Blader bereit für das vierte Duell!<< Mit zufriedenem Gesichtsausdruck ging Goki zurück zur Teambank und ließ sich neben Zeo fallen, der gleich darauf aufstand um zum Tableau zu gehen. Kane unterdessen beobachtete, wie Ray, nachdem er mit beinahe ausdrucksloser Mine seinen Bit-Chip aufgesammelt hatte, von Kai zuerst an der Teambank empfangen wurde und dann mit ihm im Gang zu den Umkleiden verschwand. Man hatte deutlich sehen können, dass herumfliegende Trümmerteile des Beys den Chinesen am Arm getroffen hatten und somit lag die Vermutung nahe, dass Kai sich um die Verletzungen des Teamkameraden kümmerte. Der Leader der Psykicks wandte sich an seinen Teamkameraden und zischte: „Was war das denn grade?“ Als er keine Antwort erhielt, schüttelte er leicht den Kopf und fügte hinzu: „DAS wirst du mir nachher erklären müssen!“ >>Im vierten Kampf treten die stellvertretenden Leader gegeneinander an. Für die Bladebreakers Tyson mit Bit-Beast Dragoon und für die Psykicks Zeo mit Bit-Beast Silver Dolphin!<< Die Blader gingen für den Kampf in Position, doch es war rasch vorbei. Tyson und Dragoon waren nach wie vor eines der besten Duos, die es im Bladesport gab, und er zeigte Zeo deutlich, wie weit er ihm überlegen war. Der blauhaarige Japaner stoppte die Aufholjagd abrupt nach zwei schnellen Siegen in der Classic Bowl. >>2:0 Tyson und damit 3:1 für die Bladebreakers in diesem Viertelfinale! – Der Sieger steht damit fest und die aktuellen Weltmeister ziehen in die nächste Runde ein!<< Der aus dem Publikum aufkommende Jubel wurde wenige Sekunden nach seinem Einsetzen von DJ unterbrochen. >>Wie wir soeben hören bestehen beide Seiten auf die Durchführung des 5. Kampfes. – Damit bitten wir die Blader ans Tableau für das letzte Match!<< Tyson kehrte gerade zur Teambank zurück, als die Aufforderung zum 5. Kampf durch den Dome hallte. „Na ich bin ja mal gespannt, wie Kai sich schlägt. – Wenn Kane genau so viel Einsatz zeigt, wie Salima oder dieser Goki kann’s auch peinlich für ihn ausgehen...“, murmelte der Blauhaarige, als er im selben Moment Kai sehen konnte, der aus dem Gang kam und dann zum Tableau ging. „Zeig’s ihm! – Den machst du doch locker fertig!“, rief er, doch mit der Reaktion des Teamleaders hatte Tyson nicht gerechnet. Kais Kopf zuckte zu ihm herum und der Grauhaarige schenkte seinem Second Leader einen seiner berühmten Todesblicke, die es vor 10 Jahren aller 5 Minuten gehagelt hatte. Tyson zuckte zusammen und ließ sich auf die Bank zurückfallen. „Meine Güte... – Dass der DAS noch kann...“ „Das ist Kai, das der so was nicht verlernt, müsstest du eigentlich wissen...“, gab Max zurück, als Kenny sich einschaltete: „Leute... – Vielleicht bin ich ja auch blind oder ich sehe nicht mehr richtig, aber... – Ist Kai wieder mal geschminkt?“ Der blauhaarige Japaner neben ihm zog den Kopf ein. „Ich hab’s auch gesehen... – Ich schätze er hat das Kriegsbeil wieder ausgegraben...“ „Ob er wegen Ray...?“, vermutete Kenny doch Max schüttelte den Kopf. „So dumm ist er nicht... – Er weiß, dass das jederzeit während eines Beyblade-Matches passieren kann... – Kai, ich bitte dich! Mach bloß keine Dummheiten!“ >>Blader bereit?<<, hallte es durch den Dome und Kai und Kane nickten einander kurz zu. >>Und 3! 2! 1! – Let it RIP!!!<< Kraftvoll zogen beide Blader an den Ripcords und ließen die Beys davonrasen. Kane war sichtbar vorsichtig, weil er genau wusste, dass Kai seine Taktik von einer Sekunde auf die andere und ohne Vorwarnung ändern würde. „Hey! Ich bin echt stolz drauf, dass ich es geschafft habe und jetzt gegen dich antreten kann!“, sagte der Blauhaarige schließlich. „Ach ist das so?“, gab Kai zurück, während er mit Argusaugen den Weg seines Beys beobachtete. „Ja! Du bist mein größtes Vorbild und ich wollte immer schon ein so guter Blader sein wie du... – Die WM vor 10 Jahren war echt voll krass ich habe jedes deiner Spiele mindestens 100 Mal gesehen! – Ich kenne deine Taktik besser als du selbst!“ ‚Die WM von vor 10 Jahren? – Schön und gut, aber das ist kein Grund, mir meine alten Vorgehensweisen nachzumachen... – Aber warte du... – Wir werden gleich sehen, ob du meine Taktiken kennst...’, schoss es dem Grauhaarigen durch den Kopf, während er seinen Bey mit traumwandlerischer Sicherheit aus der Bahn von Kanes Attacke lenkte. Mit den Worten „Los! Chrome Fox!“ ließ Kane schließlich sein Bit-Beast erscheinen und startete einen neuen Angriff auf Kais schwarzen Blade, der in der Mitte des „Amazon Jungle“ nur auf ihn zu warten schien. „Du kennst also die WM von vor 10 Jahren, ja? – Und meine ganzen Taktiken, die ich seither angewandt habe?“ „Ja! Und zwar jede einzelne!“, war Kanes stolz klingende Rückantwort. „Und ich weiß auch, dass du gleich dein Bit-Beast rausrufen wirst! – Darum komm ich dir zuvor! Chrome Fox? – ATTACKE!!!“ Überrascht von Kais eiskaltem Blick, den er auf diese Aussage hin erhielt, zögerte Kane kurz und gab damit dem Grauhaarigen die Möglichkeit, sich seines Planes sicher zu werden. „10 Jahre... – Oh ja... – Ich werde dir zeigen, was vor 10 Jahren passiert ist! – Ich werde es dich spüren lassen...“, knurrte der Leader der Bladebreakers, woraufhin sein Gegner instinktiv einen Schritt zurück wich. „Du willst mit meinem Bit-Beast spielen? – DAS kannst du haben!“, rief der Grauhaarige mit immer lauter werdender Stimme, während er die Faust ballte. „Komm und spiel mit ihm! – BLACK DRANZER!!!“ ---------------------- Ja... - Kai ist keinesfalls handzahm... - Ob Kane das heil übersteht lest ihr im nächsten Chapter. PS: An alle Ray-Fans... - Es musste sein, dass er verliert und dann auch noch so drastisch... Welchen anderen Weg hätte es gegeben, Kai zum Ausrasten zu bringen? Aber keine Angst... - Ray hat das Bladen nicht verlernt... Er wirds noch zeigen... Bis demnächst! Kapitel 32: Freitag, der Dreizehnte... -------------------------------------- So! Und nu gehts hier auch weiter ^^ Ohne große Worte! Viel Spaß! Lillie & Venka ------------------ 33 – Freitag, der Dreizehnte... Von der Tribüne aus beobachteten die Demolition-Boys zusammen mit Judy und Tala den Beginn des Duells Kai gegen Kane. Schon als der Grauhaarige den Zugang zu den Kabinen mit seiner für ihn typischen Kriegsbemalung verließ, wurde sein älterer Bruder unruhig und lehnte sich nach vorn um das Spiel besser verfolgen zu können. „Ist was?“ wollte Bryan wissen. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Weiß nicht... – Nur so ein Gefühl...“ „Hm... – Aber du bist dir sicher, dass da was nicht stimmt...“ „Keinen Schimmer... – Aber irgendwas an ihm ist anders...“ Mit verengten Augen beobachtete Tala jeden Zug, den sein Bruder unten am Tableau machte. Dann wurde ihm mit einem Schlag klar, was Kai beabsichtigte; er lockte Kane näher und näher an sich heran um dann blitzschnell zuschlagen zu können. Doch da war noch etwas anderes. „Siehst du das auch?“ flüsterte Yuri plötzlich und deutete auf den hin und her tanzenden schwarzen Blade. „Diesen schwarzen Nebel da um Kais Bey?“ „Schwarzer Nebel?“ fragte Bryan irritiert und blickte nach unten. „Himmel, nein...“ Im selben Moment hatte auch Tala erkannt, was unten vor sich ging. Mit den Worten „Nein, tu das nicht!!!“ sprang er von seinem Sitz auf, doch es war bereits zu spät. Ein schwarzer Blitz zuckte von Kais Blade zur Decke des Domes und nur einen Augenblick später öffnete der mächtige schwarze Phoenix seine Schwingen. Entsetzte Blicke auf allen Seiten bei Kais Freunden waren die Antwort auf den schwarzen Feuervogel, doch der Grauhaarige kümmerte sich nicht um die ihm geltenden Rufe. Ihn interessierte nur eines: den vor ihm stehenden Blader deutlich in seine Schranken zu verweisen. „Was... – Was soll das, was hast du vor?“ brachte Kane mühsam hervor. „Wie man in den Wald reinruft, Kane, so schallt es auch wieder heraus!“ gab Kai knurrig zurück. „Und jetzt los! Keine Gnade! Mach ihn fertig! – LOS Black Dranzer!“ Ein hoher Schrei seitens des Bit-Beasts war die Antwort und Black Dranzer schoss ohne zu zögern auf seinen deutlich unterlegenen Gegner zu. „Weich aus!“ rief Kane entsetzt, doch es war bereits zu spät. Die Wucht und die Geschwindigkeit, mit der das schwarze Blade heranjagte, war beinahe unschlagbar. Black Dranzer war, da er vor Dranzer selbst aus dem Blade gerufen worden war, so mächtig wie 10 Jahre zuvor und somit gab es kein Bit-Beast, was sich ihm in den Weg stellen konnte ohne Gefahr zu laufen, in Stücke gerissen zu werden. Dazu kam, dass er seine Kraft deutlich erhöhte, wenn sein ihn führender Blader von Gefühlen wie Hass und Wut gesteuert wurde. Da dies im Moment auf Kai zutraf, erhielt der dunkle Phoenix noch einmal einen gewaltigen Kraftschub und wurde geradezu unbesiegbar. Ein Donnerhall raste durch die Arena, als sich die beiden Blades berührten. Kanes Blade wurde durch die ungeheure Kraft mit der das von Kai zuschlug wie ein Blatt Papier beiseite gewischt und segelte in hohem Bogen aus dem Tableau. Kaum dass das Blade mit der Seitenkante voraus den Boden berührte, zersplitterte es in Hunderte von Einzelteilen; alles was unversehrt geblieben war, war der Bit-Chip von Kanes Bit-Beast Chrome Fox. Doch der blauhaarige Blader hatte nur Augen für Kai, dessen Gesichtsausdruck einem Eisblock Konkurrenz machen konnte und das befehlende „Zurück!“, was den schwarzen Phoenix in den Blade zurückrief, unterstützte den furchteinflößenden, beinahe dämonischen Anblick, den der Leader der Bladebreakers in diesem Moment bot. »Äh... – Ja... – Kane muss aufgrund von irreparablen Schäden an seinem Blade den Kampf aufgeben! – Der Sieger ist Kai, der damit einmal mehr gezeigt hat, dass er sich von niemandem zeigen lässt, wie man bladet.« Wortlos ließ Kai daraufhin seinen Blade in seine Hand zurückspringen, drehte sich um und verließ das Tableau. Er ignorierte seine Teamkameraden und den Jubel aus dem Publikum, den er für diesen Blitzsieg erhielt und ging wehenden Halstuchs auf den Gang zu den Umkleiden zu. Als er auf der Höhe der Teambank war verschwamm ihm mit einem Mal das Sichtfeld; ihm wurde schwarz vor Augen und er verlor das Gleichgewicht. Klirrend fiel der schwarze Blade zu Boden, während sein Besitzer direkt neben ihm ohnmächtig zusammenbrach. Dass seine Teamkameraden nur wenige Augenblicke später an seiner Seite waren, bekam er nicht mehr mit. Mit entsetzten Blicken hatten die restlichen Bladebreakers das Spiel Kai gegen Kane verfolgt. Ihr Teamleader hatte eine so unwahrscheinliche Kälte und Härte gegenüber seinem Gegner an den Tag gebracht, wie er es schon sehr lange nicht mehr getan hatte. Mit dem Einsatz des schwarzen Phoenix hatte er Kane nicht nur deklassiert sondern ihn nach allen Regeln der Kunst gedemütigt. Und wie es schien hatte es ihm auch noch Spaß gemacht. Stille durchzog den gesamten Dome, während die Bladebreakers ihren bewusstlosen Teamkapitän wieder in die Kabinen zurückbrachten. Wenige Minuten später erhob DJ, nachdem Tala kurz bei ihm gewesen war, erneut seine Stimme. »Liebe Beyblade-Fans, ich bekomme soeben die Mitteilung, dass es Kai wieder besser geht! – Wir können daher mit den Wettkämpfen fortfahren!« rief er, woraufhin im Dome Jubel ausbrach. Den Zuschauern hatte das harte Match trotz seines Ausgangs anscheinend gefallen. »Begrüßt nun mit mir die Mannschaften für das vierte und letzte Viertelfinalspiel! – Die aktuelle Nummer 2 der Beyblade-Weltrangliste! – Aus Europa, die...?« „MAJESTICS!!!“ war die Antwort aus dem Publikum und die fünf Spieler erwiderten den Jubel mit Verbeugungen und Winken. »Aber die europäischen Könige des Beybladens sollten ihre Gegner nicht unterschätzen!« fuhr DJ fort. »Denn ihre auf Platz 8 der Weltrangliste liegenden Kontrahenten sollten mit Vorsicht genossen werden. – Aus Russland, genauer gesagt aus der Hauptstadt Moskau kommen die NEO-Borg!« Erneut brandete Applaus und Jubel auf, als die fünf Spieler und Spielerinnen an das Tableau traten. Dieses Team hatte in den vergangenen Monaten, ähnlich wie die Demolition-Boys eine harte Zeit durchmachen müssen, denn auch sie waren in den Prozess um den Mord an Boris verwickelt gewesen. Nun jedoch hieß es Augen zu und durch gegen die momentan Zweitplazierten in der Beyblade-Weltrangliste. Und wie es auf den ersten Blick schien war das Spiel von vorn herein entschieden. Es war schließlich mehr als unwahrscheinlich, dass sich ein Team wie die Majestics von ein paar Newcomern ihren Einzug ins Halbfinale vermiesen lassen würden. Das Match begann für die Europäer sehr vielversprechend. Oliver machte den Auftakt und er traf mit seinem Unicolyon auf den 13-jährigen Andrej, welcher als Bit-Beast einen Hirschhornkäfer namens Amethyst hatte. Beide Spieler gingen mit Feuereifer zur Sache; Andrej, weil er Oliver zeigen wollte, was er konnte und Oliver, weil er einerseits seinem Gegner ein gutes Spiel liefern, aber andererseits keinesfalls im Viertelfinale ausscheiden wollte. Es war schnell vorbei. Unicolyon war nicht auf Spielchen aus und ihre Earth-Shake-Attack brachte Andrejs Blade im ersten Duell ins Wanken, so dass es schließlich umstürzte und Oliver damit in Führung ging. Im zweiten Spiel legte der Franzose jedoch mehr Zurückhaltung an den Tag um seinen Gegner zu einem Angriff zu provozieren, was ihm schließlich auch gelang. Andrej tappte aufgrund seiner deutlich geringeren Erfahrung in die ihm gestellte Falle und Unicolyon ging sofort zum Angriff über. Einem kraftvollen Hornstoß folgte eine Lichtattacke namens „Photon-Ray“ und das gegnerische Bit-Beast musste sich geschlagen geben. So war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Oliver seinen Gegner ein zweites Mal aus dem Tableau fegte. »Zwei zu Null für Oliver, damit 1 zu 0 im Spiel der Majestics gegen die NEO-Borg. – Die Blader bereit für das zweite Duell!« forderte DJ, während sich Oliver unter in Richtung des Publikums ausgeführten Verbeugungen zur Teambank zurückzog. „Na? – Wie war ich?“ wollte er wissen. Tala nickte ihm zu. „Perfekt... – Fair und perfekt, wie immer...“ gab er zurück. „Enrique... – Der Nächste gehört dir...“ „Warum muss ich gegen einen Jungen kämpfen, wenn Jonny danach gegen ein Mädchen kämpfen darf?“ wollte der Italiener leicht beleidigt wissen. „Du sollst BLADEN und nicht flirten, ist das so schwer zu begreifen?“ war die leicht entnervte Rückfrage seitens des Rothaarigen, worauf sich Enrique von der Teambank erhob und zum Tableau ging. Oliver schüttelte fassungslos den Kopf. „Was sollte das denn?“ „Keine Ahnung...“ gab Tala zurück. „Aber hoffentlich vergeigt er es nicht...“ fügte er hinzu, als sich DJ wieder meldete. »Damit sind die Spieler für das zweite Match eingetroffen. – Es treten gegeneinander an: Von den Majestics Enrique mit Bit-Beast Amphylyon und für die NEO-Borg Míchael mit Bit-Beast Smaragd! – Blader bereit? – Und 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!!!« Donnernd rasten die beiden Blades in der Arena aufeinander zu, doch kaum dass die beiden Spieler ihre Bit-Beasts herausriefen, wurde deutlich, dass Amphylyon mit Smaragd, bei dem es sich um einen flinken Specht handelte, eindeutig überfordert war. „Was macht er denn jetzt?“ fragte Oliver erstaunt, als er sah, dass sich der Italiener unter den dauernden Blitzattacken erst mal zurückzog. Jonny zuckte mit den Schultern. „Keinen Schimmer...“ gab er zurück. Dann schien des dem Blonden jedoch zu reichen. „Amphylyon! – Twin-Head-Attack!“ befahl er und sein Bit-Beast griff sofort mit beiden Köpfen gleichzeitig an. Smaragd jedoch zog sich rasch zurück; das Resultat war, dass Amphylyons Köpfe in der Mitte zusammenkrachten und das Bit-Beast in sich zusammenbrach. Míchael sah seine Chance; er ließ Smaragd erneut angreifen und beförderte das Beyblade seines Gegners aus dem Tableau. »1:0 NEO-Borg!« verkündete DJ, während Tala sich mit der Hand an die Stirn griff. „Oh Mann...“ tönte es von Oliver. „Das grenzt in Sachen Ungeschicklichkeit ja fast schon an geistige Umnachtung...“ „Ich hab’s geahnt, ich hab das so was von geahnt...“ murmelte Tala, während er kopfschüttelnd wieder aufsah. „Der Kerl verbockt es... – 100%...“ „Ach was, das...“ begann Jonny als im selben Moment das zweite Spiel gestartet wurde. „Pass auf, dass schafft er locker... – Den steckt er doch mit links in die Tasche...“ fügte der Schotte siegessicher hinzu und blickte dann wieder zum Tableau. Enrique schien jedoch vollkommen aus dem Rhythmus gekommen zu sein und Jonny mit jeder verstreichenden Sekunde mehr Lügen strafen zu wollen. Immer wieder stieß er zu planlos scheinenden Angriffen nach vorn, welche aber von Smaragds unheimlicher Beweglichkeit immer wieder ausgetanzt wurden. „Oh weh, das geht...“ begann Oliver, als der Italiener zu einem letzten kraftvollen Angriff ansetzte. Dieser war jedoch aufgrund des vorher vergeudeten Spins des Blades nicht annähernd so energiegeladen, wie er es hätte sein sollen. Míchael hatte keinerlei Probleme, die noch verbliebene Angriffskraft von Enriques Blade umzulenken und seinen Kontrahenten erneut aus dem Tableau zu feuern. „...schief...“ beendete Oliver seinen angefangenen Satz in dem Augenblick, in dem Enriques Blade den Boden außerhalb des Tableaus berührte. Tala nickte schwach. „Ja... – Du sagst es... – Ach und Jonny?“ „Ja?“ „Falls du deine Worte von gerade eben auf Míchael gemünzt hast, würde ich sagen: Gutes Auge... – Wenn du aber Enrique gemeint hast, dann würde ich mir an deiner Stelle für das nächste Match eine Brille aufsetzen... – Du bist nämlich dran und wenn du es auch noch vergeigst, dann...“ „Ach mach dir keine Sorgen! – Die Kleine schaff ich doch locker!“ gab der Schotte zurück und erhob sich von der Teambank, kurz nachdem der Ausgleich verkündet worden war und die Blader für das dritte Match aufgerufen worden waren. Beruhigend legte Robert, der sich bis dahin herausgehalten hatte, seinem Second-Leader die Hand auf die Schultern. „Mach dir keine Gedanken. – Jonny macht das schon... – Er ist gut und du weißt das auch...“ Oliver nickte ernst. „Sie sind aber auch gut, Robert, das sollten wir nicht vergessen...“ gab er zurück, während Enrique an die Teambank zurückkam und sich mit deutlichem Sicherheitsabstand zu Tala auf dieser nieder ließ. Der Rothaarige jedoch ignorierte ihn und konzentrierte sich nur auf Jonny, welcher auf Svjetlana mit ihrem Bit-Beast Saphir, einem Elch, traf. Zunächst sah alles recht ausgewogen aus. Jonny vergeigte zwar das erste Spiel, nachdem ihn das Mädchen hatte austricksen können, dann jedoch fing er sich wieder und schlug im zweiten Spiel mit der von ihm gewöhnten Härte und Präzision zurück. „Siehst du? – Wie ich es dir gesagt habe. – Jonny lässt sich nichts vormachen...“ sagte Robert zufrieden, als die Blades für das dritte Spiel starteten. „Genug gespielt!“ tönte es plötzlich von Svjetlana, was die restlichen Majestics dazu brachte, vollkommen verwirrt zum Tableau zu blicken. „Salamalyon ist Feuer, Saphir Erde und Eis... – Und wie das zusammen wirkt, zeige ich dir jetzt! – SAPHIR! –PULS-ATTACKE!!!“ Das Bit-Beast bäumte sich kurz auf, dann raste das eisblaue Blade auf das von Jonny zu und nur einen Augenblick, nachdem sich die Blades berührt hatten, ging ein Eishagel über dem Feuersalamander nieder. „Block ab! Block doch ab!“ rief Oliver seinem Teamkameraden zu, doch erstens hörte der ihn nicht und zweitens war es bereits zu spät. Die mit voller Wucht anrollende Attacke war stark genug um Jonnys Bit-Beast zum Zusammenbrechen zu bringen. So hatte die junge Russin freie Bahn und keinerlei Probleme mehr, das Blade des Schotten zum zweiten Mal aus dem Tableau zu kicken. Jubelnd fing sie ihr Blade wieder auf, nachdem ihr, nach einer kurzen Überraschungsphase, klar geworden war, dass sie das Spiel souverän gewonnen hatte. »Der Gladiator von Glasgow ist geschlagen!!! Was für ein sensationelles Spiel von Svjetlana!« rief DJ. »Mit diesem überraschenden Sieg über Jonny bringt sie ihr Team in Führung! Es steht damit 2:1 für die NEO-Borg!« „Ich fasse es nicht... – Gibt’s denn so was?“ murmelte Tala, während Jonny zur Teambank zurückkam. „Sag mal, was war das denn?“ fuhr er den Teamkameraden an. „Sie hat mich halt überrumpelt!“ war die murrige Rückantwort. „Das wird ja wohl noch mal passieren können, es ist schließlich niemand perfekt!“ „So, so... – Überrumpelt, ja? – Mann Jonny! – Wir liegen mit einem Punkt im Rückstand! – Ich hab dich gewarnt, dass du sie nicht unterschätzen sollst!!!“ „Ach Rückstand hin, Rückstand her... – Wo ist denn da das Problem? – Das holst du doch locker wieder raus! – Und Robert macht dann den Rest. – Du tust ja so, als ob von dem einen Punkt Rückstand gleich die Welt untergeht...“ gab der Angefahrene auf Talas Blick und Statement zurück. Der Rothaarige verdrehte die Augen, während er ans Tableau gerufen wurde. „Ich bin gleich zurück... – Es wird auch nicht lange dauern...“ sagte er knapp, während er nach Shooter und Blade griff. „Typisch...“ knurrte er. „Alles bleibt wieder mal an Robert, Oliver und mir hängen... – Das war so klar...“ fügte er hinzu, während er auf DJ’s Anweisung hin den Blade anlegte. »Bereit? – 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!!!« Auf das Startzeichen hin jagten beide Blades davon und ihre Besitzer zögerten nicht damit, die Bit-Beasts herauszurufen. Wolborg traf auf Opal; damit trafen ein Wolf und ein Husky aufeinander und eigentlich konnte man sagen, dass beide Bit-Beasts recht ausgewogen von den Kräften her waren Die größere Erfahrung jedoch hatte Tala und das brachte ihm einen strategischen Vorteil. Wolborgs keinem erkennbaren Schema folgende Angriffe brachten Katherina immer wieder aus dem Konzept, doch sie schaffte es mehrfach, sich aus Gefahrensituationen wieder herauszumanövrieren, was ihr kurze anerkennende Blicke seitens des Rothaarigen eintrug. Als Wolborg jedoch zu seiner gefürchteten >Volt-Bite-Attack< ansetzte und sich das gegnerische Blade in einer Ecke befand, aus der es kein Entrinnen gab, berührten sich die beiden Blades so unglücklich, dass sich das von Katherina in seine Bauteile auflöste. Zwar war keines der Teile auf den ersten Blick erkennbar gebrochen, aber aus unerklärlichen Gründen hatte sich ihr Blade durch ihren geplanten Gegenangriff selbst zerlegt. „Ich gebe auf!“ rief sie, nachdem sie die Teile des Blades aufgesammelt hatte. „Meine Kreiselscheibe ist hin und ein Ersatzteil habe ich leider nicht...“ DJ nickte ihr zu. »Katherina muss nach einem irreparablen Schaden an ihrem Blade den Kampf aufgeben! – Es steht nach diesem Sieg für Tala Ivanow 2:2 im Match NEO-Borg gegen Majestics! – Das letzte Spiel wird somit das Match entscheiden! – Bitte die Teamleader ans Tableau!« „War das Absicht?“ wollte Oliver wissen, nachdem Tala zur Teambank zurückgekommen war. Der Angesprochene nickte. „Ja... – Ich habe ihr Blade in den vorangegangenen Angriffen immer weiter geschwächt, so dass am Schluss eine leichte Berührung ausreichte um die Kreiselscheibe zum bersten zu bringen und damit das Blade auseinander zu nehmen... – Diese Technik ist sehr wirkungsvoll ohne dabei zu viel Schaden anzurichten...“ „Geschickt...“ musste der Franzose zugeben. „Meinen Respekt.“ „Danke...“ murmelte Tala und ließ sich auf die Teambank fallen, während Robert ans Tableau ging. „Dieses Spiel entscheidet...“ tönte es von Jonny. „Ja...“ war die knappe Rückantwort des Rotschopfes. „Und jetzt sehen wir uns mal an, wie Robert das macht...“ fügte er hinzu, als das fünfte und letzte Spiel begann. Doch an diesem Tag schien sich die ganze Welt gegen die Majestics verschworen zu haben; nichts funktionierte, wie es laut dem aufgestellten WM-Spielplan hätte funktionieren sollen. Evgeni Roshkov, der Teamleader der NEO-Borg und sein extrem schnelles Fledermaus-Bit-Beast Rubin zogen alle Register ihres bladerischen Könnens und es war schnell ersichtlich, dass der zwar große und starke, im Austausch dazu allerdings etwas behäbige Grypholyon mit dem hohem Tempo nicht lange mitgehen konnte. Und so brauchte der junge Russe nicht lange um den Teamleader der Majestics buchstäblich an die Wand zu spielen. Mit einem sensationellen 2:0 beendete Evgeni den Kampf und damit schlugen die NEO-Borg die hoch gesetzten Majestics mit 3:2 aus dem Feld. »DIE SENSATION!!!« tönte es von DJ. »Die Majestics sind geschlagen!!! – Die russische Nachwuchshoffnung stoppt die europäischen Spitzenblader auf ihrem Weg in Richtung des Weltmeisterschaftsfinales bravourös und zieht damit ins kommende Halbfinale ein, wo sie am Montag, den 16. August 2010 um genau 18:00 Uhr auf die amtierenden Weltmeister treffen werden!!!« Jubelnd und lachend lagen sich die 5 russischen Spieler in den Armen, denn sie waren es, die anstelle der Majestics neben den Bladebreakers, White Tigers und Demolition-Boys im kommenden Halbfinale um den Weltmeistertitel kämpfen durften. Ein unerreichbar geglaubter Traum war damit wahr geworden. Scheinbar geistesabwesend starrte Tala auf das Tableau, an dem eben die Träume geplatzt waren, für die scheinbar nur er und Oliver den entsprechenden Einsatz gezeigt hatten. „Hey Tala...“ Der Angesprochene wandte den Kopf in Jonnys Richtung. „Was?“ „Du hast doch gerade noch gesagt, wir sollen uns ansehen, wie Robert das macht, ja?“ „Ja?“ Der Schotte legte den Kopf schief. „Wenn dem so ist, dann erklär mir mal, was Enrique und ich falsch gemacht haben...“ Tala stieß einen Stoßseufzer der Verzweiflung aus und ließ sich nach hinten an die Wand sinken. „Ich fasse das einfach nicht...“ murmelte er. „Leute...“ begann Oliver vorsichtig. „Vielleicht hätte das auch von vorn herein nichts werden können?“ fügte er hinzu. „Wie meinst du das?“ wollte Enrique wissen. Der Franzose zuckte mit den Schultern und meinte trocken: „Für uns war es wirklich Freitag, der Dreizehnte...“ ------------------ Hey TiS'ler! Meldet euch mal! Wir möchten gern mal wissen, wer das hier noch liest und wie ihr die WM findet! Greeeeeeeeeeeeetz! Kapitel 33: Verzeih mir... -------------------------- So! jetzt gehts hier weiter und alle, die sich gewundert haben oder denen es so vorkam, als habe das letzte Kapitel kein wirkliches Ende gehabt, die haben recht! 33 und 34 gehören sehr dicht zusammen und müssten eigentlich ein Kapitel sein, aber das wäre ZU lang geworden. Deshalb kommt der nächste Part jetzt und wir hoffen, ihr könnt uns verzeihen, dass wir es auseinander genommen haben! Viel Spaß Lillie und Venka ---------------------------- 34 – Verzeih mir... Noch bevor innerhalb des Domes das Spiel der Majestics gegen die NEO-Borg begann, hatten die Spieler der Bladebreakers unter Mithilfe von Judy, Tala, Yuri und Bryan den bewusstlosen Kai in die Kabine zurück gebracht. Zitternd lehnte Ray mit geschlossenen Augen an der Wand und versuchte zu verarbeiten, was er gerade in der Arena gesehen hatte. Der Chinese war einem unguten Gefühl gefolgt, als er aus der Kabine seines Teams wieder in die Arena zurückgegangen war und sein Gefühl wurde noch bestätigt, als er Kai mit einem, milde ausgedrückt, irren Funkeln in den Augen am Tableau stehen und gegen den Leader der Psykicks kämpfen sah. Aus irgendeinem Grund schien Kai dieses Zusammentreffen nicht als ein sportliches Ereignis zu sehen, sondern als echten Kampf; so wie er es vor 10 Jahren auch getan hatte. Als der Grauhaarige dann auch noch den gefürchteten schwarzen Phoenix aus dem Blade herausrief und diesen ohne mit der Wimper zu zucken auf den vollkommen überraschten Kane hetzte, wusste Ray seinen Verdacht bestätigt. Etwas stimmte mit Kai nicht, aber was genau das war, vermochte der Chinese nicht zu sagen. Fakt war nur eines: Er musste dringend mit dem Russen reden. Doch als sich sein Geliebter vom Tableau wegdrehte um zurück zur Teambank zu gehen, war Ray zusammengezuckt. Diesen selbstgefälligen Blick, der deutlich zeigte, wie sehr er es genossen hatte, seinen deutlich unterlegenen Gegner ungespitzt in den Boden zu rammen, den hatte Kai schon lange nicht mehr gezeigt. Doch hier in Kairo, 10 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen in Moskau schien sich der Kreis zu schließen und Kai urplötzlich in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Alle Sorgen und Gedanken über das Verhalten des Grauhaarigen waren allerdings mit einem Schlage verflogen, als dieser ohne Vorwarnung plötzlich zusammenklappte und nicht wieder aufstand. Jetzt lag er auf einer der Bänke und auf die von allen ersehnten Erklärung musste wohl gewartet werden, bis Kai wieder aufwachte. Rays goldfarbene Augen zuckten mit einem Schlage auf, als seine feinen Ohren einen kurzes, schmerzvolles Aufstöhnen seitens Kai aufnahmen. Er atmete halb erleichtert auf, als sich der Lebensgefährte aufsetzte und sich dann mit der Hand in den augenscheinlich schmerzenden Nacken griff. Noch während er an Kais Seite niederkniete, durchzuckte Ray ein eiskalter Schauer. In Kais Nacken saß noch immer dieser verteufelte Chip und der vertrug sich mit Black Dranzer gar nicht gut; er war der Transmitter, der dem schwarzen Phoenix gestattete, seinen Herrn zu kontrollieren. ‚Was wenn nun der Chip... – Tala hat auch so reagiert, als seiner... – Nein, das darf einfach nicht sein! Nicht jetzt, nicht hier!’, schoss es dem Chinesen durch den Kopf, während er Kai die Hand auf die Schulter legte. „Wie geht es dir?“ „Geht... – ...so...“, kam es gekeucht zurück. „Wie fühlst du dich?“ wollte Judy wissen. Kai öffnete vorsichtig ein Auge und sah seine Adoptivmutter leicht grinsend an. „Wie nach’m Hauptwaschgang mit Schleudern...“, gab er zurück. Judy nickte zufrieden. „Also geht’s dir wieder besser?“ hakte sie noch einmal nach. „Ja... – Etwas...“ „Gut...“, sagte die blonde Frau noch einmal ruhig. „Sag mal du hast ja wohl einen absoluten Vollknall, Kai Tate!“ fuhr sie ihn im nächsten Moment, nachdem sie sich sicher war, dass ihm nichts passiert war, an. Kai zuckte kurz zusammen, schaffte es aber, sich schnell wieder zu fangen und fragte: „Ach? – Sind wir zur Abwechslung mal wieder bei Tate angekommen?“ „Kai! Lenk nicht ab! – Ich weiß schon genau, warum ich dir damals das Versprechen abgenommen habe, niemals zuerst Black Dranzer aus dem Bit zu befreien!“ „Ja, ich weiß...“ „Und jetzt sieh dir an, was nun wieder los ist! – Dir tut der Nacken weh und ich wusste von Anfang an, dass dir dein Chip wieder Probleme bereiten würde, wenn du diesen schwarzen Teufel noch einmal einsetzt!“, warf sie ihm vor. Kai jedoch schüttelte nur den Kopf. „Black Dranzer ist kein Teufel... – Nicht mehr... – Er ist mein Freund und Beschützer... – So wie Dranzer auch...“ sagte er matt. „Und was den Chip angeht, da frag lieber mal Elena...“, fügte er knapp hinzu. Judy legte den Kopf schief. „Wieso denn Elena? – Was hat die damit zu tun?“ „Weil die meinen Chip hat...“, entfuhr es dem Grauhaarigen schneller, als er sich auf die Zunge beißen konnte um diesen unüberlegten Ausspruch zu verhindern. Augenblicklich durchzog Stille den Umkleideraum und Kai wurde im selben Moment klar, was er genau gesagt hatte. Langsam wanderte sein Blick von einem Anwesenden zum nächsten, bis er schließlich an Ray hängen blieb. „Wie... – ...lange...“ Mehr brachte der Chinese nicht heraus, doch das reichte schon aus, damit Kai abwehrend die Hände hob. „Etwa zweieinhalb Jahre.. – Aber Ray, ich schwöre ich...“ Weiter kam er nicht. Die Nennung der Jahreszahl und der damit verbundene Vertrauensbruch zwischen ihm und Kai reichten aus, um dem Chinesen die Tränen in die Augen zu treiben. Keine Sekunde später klatschte es und Kais Kopf zuckte, mit einem roten Abdruck auf der Wange verziert, beiseite. Gleich darauf klappte die Tür und erneut trat eine Totenstille in dem kleinen Raum ein. „Klasse...“, war schließlich Talas Kommentar. „Was weißt du schon...?“, murmelte Kai, während er sich die schmerzende Wange rieb. Der Rothaarige legte den Kopf schief. „Ich weiß zum Beispiel, dass du gerade deinen Lebensgefährten vergrault hast... – Und sei ehrlich, ich habe es dir oft genug gesagt, dass so was passieren würde, wenn du nicht den Mut hast, deinen Mund aufzumachen und ihm die Wahrheit zu sagen!“ „Ja, ja...“ „Nichts >Ja, ja...Planung gut, Ausführung mangelhaft< schien das Vorhaben schon unter Daichis Ungeduld zu leiden, ließ er sich doch von Alex zu einer wilden Hatz quer über den Wüstenboden verleiten. Nun war Daichis Blade schwerer als das seines Gegners und verbrauchte bei zu abrupten Wendungen zu viel Spinpower. Alles was der junge Russe im Team der Amerikaner jetzt noch tun musste, war seinen bolivianischen Gegner lange genug hinzuhalten, damit dieser nicht die Chance auf einen direkten Angriff bekam. Alex wusste, dass sein leichtläufiger Blade einen Treffer seitens Daichis High-Tech-Kreisel nur sehr schwer würde wegstecken können. Nur hatte niemand mit der Dickköpfigkeit des Bolivianers gerechnet, denn dieser ließ seinen Blade eine rasche Kehrtwende, die man ihm bei dem augenscheinlichen Bladeaufbau nicht zugetraut hätte, vollziehen und frontal auf den Blade seines Gegners zurasen. Als Blue Thunder reagierte, war es beinahe zu spät und der leichtere der beiden Blades trudelte, getroffen von seinem wesentlich schwereren Konkurrenten, auf die Randbegrenzung zu. Doch noch bevor er diese erreichte und darüber absegelte, erregte ein krachendes Geräusch die Aufmerksamkeit des gesamten Publikums. Daichis Blade hatte sich, da es das von Aleksej nur gestreift hatte, selbst aus der Bahn gelenkt und war frontal gegen einen der Hindernisfelsen geknallt. »Sieg Aleksej, Team All-Starz! – Damit weiter zum dritten und vielleicht entscheidenden Duell!«, rief DJ, während der junge Russe erleichtert vor dem Tableau in die Knie ging. „Das war Glück im Unglück, Blue Thunder...“, murmelte er. „Fast hätten wir es vermasselt...“ An der Teambank stieß Michael einen erleichterten Seufzer aus, als er sah, dass Aleksej trotz des Beinaheverlustes dennoch den Kampf gewann. „Mehr Glück als Verstand...“, rief Eddy, der Probleme hatte, sich durch die andauernden Sprechchöre im Stadion Gehör zu verschaffen. „Dann ist wohl Steve dran, oder?“ Der Teamleader der All-Starz wollte gerade dazu ansetzen, seinem Teamkameraden zuzustimmen, als DJ’s Stimme ertönte. »Auf Wunsch des Publikums bitten wir für das dritte und vielleicht entscheidende Match die Teamleader von All-Starz und Saint Shields ans Tableau! – Ich wiederhole! – Die Teamleader von All-Starz und Saint Shields Michael und Ozuma bitte ans Tableau!« Michael grinste schief. „Nix Steve... – Wenn die Fans befehlen muss der Sportler folgen...“, stellte er fest, während er Ozuma beobachtete, der ebenso erstaunt über die Forderung des Publikums war, wie es bei Michael der Fall war. „Woher hast du denn jetzt den Spruch?“ „Ist mir grade so eingefallen.“, gab der Gefragte zurück, während er seinen Blade samt Starter in die Hand nahm. „Also dann! Wünscht mir Glück!“ Eddy musste lachen. „Wieso denn Glück? – Können!“ „Das hat er dummerweise auch, deswegen wäre eine Portion Glück nicht gerade falsch.“ „Nun mach dir mal keine Sorgen Michael!“, mischte sich Steve ein. „Du machst das schon!“ Der dunkelblonde Amerikaner zuckte mit den Schultern. „Na ja, wenn ihr meint...“, gab er trocken zurück, bevor er sich umdrehte und zum Tableau ging. ---------- Weiter gehts dann demnächst! Kapitel 35: Destructive Storm! - Demolition-Boys vs. White Tigers ----------------------------------------------------------------- Soooooooooooooo! Es ist zweiter Advent... - OK es ist schon Montag, morgends 00:17 und wo bin ich? Richtig... Arbeiten ^^() Na ja, wenigstens kann ich nebenher ins Netz und kann euch das neue Chap von TiS 3 bringen! Lillie und ich wünschen euch natürlich viel Spaß beim Lesen! Und jetzt gehts los! -------------------- 36 – Destructive Storm! - Demolition-Boys vs. White Tigers Michael hatte zunächst geplant, kurzen Prozess mit seinem Kontrahenten zu machen. Doch diese Idee konnte er recht schnell begraben. Ozuma hatte nicht vor, sich das für ihn so wichtige Spiel wie ein kleiner Schuljunge abzunehmen, aber letzten Endes war er der Kraft und der Erfahrung, mit der Michael zu Werke ging, nicht gewachsen. Es dauerte nicht wirklich lange, bis sich Ozumas Flash Leopard da wiederfand, wo sich Michaels Trygle am Ende des Duells mit Lee befunden hatte: außerhalb des Tableaus. Mit einen triumphierenden „YES!“, ließ Michael seinen Blade in die Hand zurückspringen und er nickte seinem Team, das inzwischen von der Bank aufgesprungen war, zu, bevor er sich wieder zu seinem geschlagenen Kontrahenten umdrehte. Ozuma lächelte ihn an und man sah, dass er die Niederlage gegen ein besseres Team mit Fassung trug. „Gratuliere zum Sieg! – Ihr seid tatsächlich so gut, wie man das von euch sagt. – Hat Spaß gemacht!“ Michael nickte. „War uns ein Vergnügen!“, gab er zurück und reichte seinem Gegner die Hand. „Viel Glück für das nächste Spiel!“ „Danke!“ »Nach diesem kurzen, aber dennoch bravourösen Spiel beider Mannschaften geht es nach einer kurzen Pause weiter mit dem zweiten Zwischenspiel! – Es treffen aufeinander: Die Majestics und Team Psykick!« Das um 16:00 beginnende Spiel der Majestics war ebenso schnell vorbei, wie es begonnen hatte. So wie es aussah hatten es sich die drei Spieler, die sich im vorangegangenen Spiel gegen die NEO-Borg nicht besonders mit dem ihrem eigentlichen Können entsprechenden Ruhm bekleckert hatten, in den Kopf gesetzt, die Scharte wieder auszuwetzen um wenigstens im Spiel um den 5. Platz noch ein Wort mitreden zu können. So spielte Enrique das Spiel seines Lebens, fast so als würde selbiges auf dem Spiel stehen. Ein kurzer Blick zu Tala sagte ihm zudem, dass diese Vermutung doch nicht so weit hergeholt zu sein schien, wie es erst den Anschein hatte. Der Italiener bewies mit einem grandiosen Duell, dass er nicht umsonst Mitglied im europäischen Auswahlteam war und dass er noch andere Sachen außer Flirten im Kopf haben konnte. Gleichzeitig zeigte Amphylyon, dass er mit kleinen und schnellen Bit-Beasts durchaus mithalten konnte, wenn er Lust dazu hatte und es sein Herr ausdrücklich wünschte. Jim wusste gar nicht, wie ihm geschah, als das doppelköpfige Drachen-Beast seine Gold-Fairy förmlich durch die gesamte Arena hetzte, bis er sie zu fassen bekam und aus dem Tableau feuerte. 1:0 Majestics und man konnte Tala ansehen, dass er mit diesem Ergebnis durchaus zufrieden war. Im nächsten Spiel zeigte auch Jonny, dass er keinen Spaß verstand. Er war zwar von Kane und Kai aufgeklärt worden, was es mit Gokis Angriff auf Ray auf sich hatte, doch davon wollte sich der Schotte nicht von seinem Plan ablenken lassen. Der Gladiator von Glasgow würde dem jungen japanischen Spieler beweisen, dass man jemanden auch ohne ihn zu erniedrigen mit voller Härte schlagen konnte und so fackelte er nicht lange. Salamalyon war dem mächtigen Dinosaurier mit der stählernen Rüstung zwar körperlich nicht gewachsen, aber er war schneller und hatte den erfahreneren Blader, der ihn lenkte. Trotzdem ließ er sich von seinem Gegner erst einmal in die Ecke drängen, bevor Jonny zum ultimativen Schlag ausholte. Auch er hatte an einer neuen Attacke gefeilt und der Untergrund des Felsentableaus, in dem der Kampf stattfand, war wie geschaffen für den mächtigen Angriff. Wenn es auch so wirkte, als hätte er bei seinen Ausweichaktionen nur lustig aussehende und vor allem formschöne Muster in den Boden gezeichnet, so zeigten eben jene Musterungen ihre volle Auswirkung, als sich Steel Giant in deren Mitte befand. Salamalyons Attacke >Delta Explosion< ließ einen Vulkan im Boden entstehen, der das gegnerische Blade wie ein welkes Blatt beiseite wischte. 2:0 Majestics und wie im vorangegangenen Zwischenspiel wurden die Teamleader nach den Wünschen des Publikums direkt ans Tableau gerufen. Robert hatte, ebenso wie seine beiden Teamkameraden vor ihm, nicht vor, sich noch einmal von einem Neuling bloß stellen zu lassen und Gryffolyon folgte den Anweisungen, die er bekam, mit nahezu tödlicher Präzision. So war es nicht zuletzt der neu entwickelte G-4 Blade, der Kane davor bewahrte, noch eine mächtige Niederlage zu kassieren. Der von Kenny entwickelte und gebaute High-Tech-Kreisel widerstand zwar den immer wieder kommenden Angriffen, wurde aber schließlich zum über den Rand Abkippen gebracht, noch bevor er in der Lage war, das schützende Magnetfeld komplett aufzubauen und zum Einsatz zu bringen. So blieb für die Psykicks nur das Match um Platz 7, welches sie am kommenden Tag gegen die Saint Shields ausfechten mussten, während die Majestics auf das kommende Match mit den All-Starz um Platz 5 blicken konnten. Kurz nach dem Ende ihres Spiels gegen die Majestics lief Kane auf der Suche nach Jonny durch einen der unteren Gänge, als er jemanden vor sich im Gang stehen sah. Der Blauhaarige zuckte überrascht zurück, als er bemerkte, dass es sich bei diesem jemand um Tala handelte, der jetzt mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm stand und seltsamerweise nur auf ihn zu warten schien. „Gutes Spiel... – Ihr habt echt das Zeug zu Größerem, wenn ihr euch anstrengt...“, waren die Worte, mit denen Kais Bruder das Gespräch eröffnete und den Jungen vor sich zum Stehen bleiben brachte. Kane legte den Kopf leicht schief und sah den rothaarigen Russen vor sich an. „Danke, ihr seid aber trotzdem um Längen besser.“, gab der blauhaarige Japaner zurück, bevor er sich durchrang, das zu sagen, was er auf dem Herzen hatte. „Hast du zufällig Jonny gesehen? – Ich suche ihn schon überall...“ „Weswegen?“ „Ich will mich bedanken. Bei ihm und natürlich auch bei dir.“ Skeptisch hob Tala eine Augenbraue. „Wieso willst du dich bei uns bedanken? – Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“, wollte er wissen. „Für eure Einmischung vorhin bei dem Richterspruch. Ohne euch beide wär’s das für uns gewesen. Ihr Wort hätte gegen unseres gestanden. – Ihr habt uns sozusagen da rausgepaukt. – Dafür danke...“ Der Russe verzog seine Lippen zu einem leichten Lächeln. „Weißt du Junge... – In gewisser Weise bewundere ich dich für deinen Mut und deine Art mit den Dingen umzugehen. Wäre ich an in deinem Alter und deiner Stelle gewesen, ich hätte damals wohl ganz anders reagiert.“ „Wie meinst du das?“ Tala schien kurz zu überlegen, bevor er antwortete. „Nun ja... – Du hast Kais Attacke auf dich sehr gut weggesteckt. – In bladerischer als auch in persönlicher Hinsicht. – Nicht jeder würde mit ihm nach so einer Attacke noch normal mit ihm umgehen.“ „Aber das tut ihr doch auch...“ „Richtig, aber wir kennen Kai und wissen sehr genau, wie er auf verschiedenste Dinge reagiert. – Wenn man ihn reizt macht seine Wut und die Macht, die ihm dieser schwarze Phoenix gibt, der Kraft eines Vulkans Konkurrenz. – Sein Austicker hat uns überrascht, aber es war vorherzusehen, wenn man die Zeichen zu deuten weiß... – Und mal ganz ehrlich gesagt: Wenn ich noch der währe, der ich vor 10 Jahren war, dann hätte ich meinem kleinen Bruder an deiner Stelle wahrscheinlich ewige Blutrache geschworen...“ „Und du meinst, nur weil ich ihn nicht kenne, müsste ich anders oder so reagieren, wie du mir das gerade gesagt hast?“ Ein Kopfschütteln seitens des Rothaarigen folgte. „Aber nein... – Ich sage nur, dass es Leute gibt, die so reagiert hätten. Und dass ich vielleicht auch einer von denen gewesen wäre. – Ich bin nur froh, dass du es nicht getan hast. – Mehr noch. Du hast ihn mit deinem Verhalten in dieser Sache, die dann zur Richterentscheidung wurde, gedeckt und vor einer gewaltigen Dummheit bewahrt. – Du weißt es vielleicht nicht, aber nur durch dein rasches Handeln habt ihr den Weltmeister vor der Disqualifikation gerettet! – Deshalb bist nicht du es, der sich bei uns bedanken muss...“ „Aber...“ Tala schüttelte erneut den Kopf. „Vergiss es einfach. – Eine Hand wäscht die andere...“ Und damit drehte er sich um und ging den Gang hinunter, bevor er sich an einer Treppe noch einmal umdrehte. „Ich wünsch euch viel Glück beim Spiel morgen! – Und wenn ihr ein echt heißes Derby sehen wollt, solltet ihr euch in die Arena begeben. – Das Halbfinale Russland gegen China solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen!“ Der Rothaarige hob noch einmal die Hand zum Gruß und verschwand dann die Treppe hinauf. Kane blickte ihm halb entgeistert hinterher, bevor auch er nachdenklich zu seinem Team zurückging. Er hatte nicht alles verstanden, was Tala ihm wohl hatte sagen wollen, würde diese seltsame Begegnung so schnell allerdings nicht vergessen. Nach diesem Blitzsieg der Majestics war genug Zeit, dass sich die am Halbfinale unbeteiligten Mannschaften unten in der Haupthalle trafen. Tala hatte gesagt, dass er nachkommen würde und so war sein Team erst einmal ohne ihn gegangen. „Ihr habt echt klasse gespielt. Das war ein würdiges Duell auf dem Weg zu eurem Abschied.“, stellte Kai fest, nachdem er Marie-Michelle bei ihrem Vater abgeliefert hatte. Der Amerikaner verzog sein Gesicht. „Sicher, dass wir nicht zu hart zu ihnen waren?“, wollte er wissen, während er seine Tochter auf den Arm nahm und sich dann auf die Schultern setzte. Ray schüttelte den Kopf, während er belustigt dabei zusah, wie Michael seine Tochter daran hinderte, ihm das Basecap vom Kopf zu ziehen. „Jeder der an einer Weltmeisterschaft teilnimmt und sich an ein Tableau stellt um zu bladen, der sollte wissen, dass man ganz schnell eine erniedrigende Niederlage kassieren kann. – Gewinnen allein ist einfach, aber man muss auch verlieren können...“, erklärte er, bevor sich ein sanfter Rotschimmer auf seinen Wangen bemerkbar machte, als Kai den Arm um seine Schulter legte. Die Reaktion des Chinesen war ein sanfter Kuss auf die Wange des Russen, was den beiden ein paar seltsame Blicke der Umstehenden eintrug. „Ich glaube ihr habt da gerade ein großes Tabu gebrochen...“, stellte Jonny mit einem Blick über seine Schulter fest. Kai zuckte mit den Schultern. „Wenn ich ihn hier vernaschen würde, dann könnte ich deren Blicke ja verstehen, aber so? – Wen kümmerts...“ „Du hast Nerven.“, gab Michael kopfschüttelnd zurück. „Na ja, du hast recht, was soll’s, irgendwann erfährt es die Welt ja doch. Und was wäre günstiger als wenn sie es von euch direkt als aus irgendeiner Klatschzeitung erfährt? – Andere Frage: Was machen wir jetzt?“ Tyson blickte auf die große Uhr über der Gruppe. „In einer halben Stunde beginnt das Halbfinale... – Ich finde wir könnten unseren VIP-Status ruhig auch mal ausnutzen und uns was zu essen in die Loge bringen lassen, was meint ihr?“ Max verdrehte seine Augen. „Nicht das schon wieder...“ Kai musste lächeln. „Unter normalen Umständen würde ich dir ja zustimmen Max, aber ich finde dass Tyson dieses Mal Recht hat und wir uns tatsächlich einmal die Vorteile unserer Stellung in der Weltrangliste zu Gute kommen lassen können.“ „Sieh an... – Auf deine alten Tage wirst du doch nicht etwa faul, oder?“, wollte Emily wissen. „So würde ich das nicht sagen... – Aber da das hier unser letzter großer Wettkampf ist, warum sollten wir nicht?“ „Also ich bin dafür.“, schlug sich die Dunkelblonde auf Kais Seite. „Ich auch, die Kinder wollen sicher auch etwas essen und so lange können wir Jesse nicht alleine lassen, die Ärmste muss sich schon vorkommen, wie unser privater Babysitter.“, musste Michael zustimmen. „Was hast du denn?“, mischte sich Oliver ein. „Alleine kann sie gar nicht sein, wir haben vorhin Akiko und Rogue zu ihr geschickt.“ Der Amerikaner verdrehte seine Augen. „Also Oliver... – Man merkt doch ganz deutlich, dass du und Akiko noch keine Kinder habt...“ Ein gottesergebenes Seufzen war die Antwort. „Mach mir Mut...“ Michael grinste. „Na aber bitte, gern doch!“ Als um 18:00 dann endlich das erste Halbfinale angekündigt und die beiden Mannschaften in den Dome gerufen wurden war es das erste Mal während der gesamten Wettkämpfe, dass das Publikum keinen Ton von sich gab. Die Zuschauer wussten, dass es mit dem Zusammentreffen dieser beiden Mannschaften langsam ernst wurde im Kampf um den Titel des Beyblade-Weltmeisters 2010. Die Demolition-Boys trafen auf die White Tigers. Es war nicht das Zusammentreffen der beiden Mannschaften. Die beiden Top-Teams waren im Dezember 2004 bereits einmal in Dresden aufeinander getroffen. Dieses Spiel war der Teil einer Strafe gegen die Demolition-Boys gewesen und diese hatte es den White Tigers ermöglicht, an ihren russischen Konkurrenten vorbeizuziehen. Jetzt aber stand die WM als letztes Zusammentreffen der beiden Teams auf dem Programm. Spencer und Gary sollten das Derby der Plätze 4 und 5 der Top 100 in der BBA-Weltrangliste eröffnen. Beide Blades waren zwar Attacker, allerdings waren beide ebenso auf rohe Kraft spezialisiert. Sie bildeten damit den perfekten Auftakt. Und wie es schien war dieser Auftakt besonders für die Demolition-Boys perfekt gewählt; mit 2:0 schlug Spencer seinen chinesischen Kontrahenten aus dem Feld und brachte damit sein Team in Führung. Ian und Kevin, die als nächste an der Reihe waren, ließen sich von dem Eifer ihrer beiden Vorgänger anstecken. Jeder Zug, den die beiden Jüngsten der Teams anbrachten, war wohlüberlegt und traf punktgenau da, wo es dem Gegner wirklich weh tat. Woraus resultierte, dass sich das Match gehörig in die Länge zog und mehr und mehr zum Nervenkrieg wurde. Beim Stand von 1:1 nach Spielen verlor Ian dann bei einem Frontalangriff die Übersicht im Wüstentableau. Kevin konnte den Nachteil seines Gegners ausnutzen und beförderte diesen schließlich gekonnt aus dem Tableau. Ausgleich für die White Tigers und Kevin ging vor Freude und Erschöpfung erst einmal in die Knie. Es war Ian, der schließlich herüberkam und seinem Kontrahenten seinen Respekt darbot, indem er ihm wieder auf die Beine half. Als Elena und Josie als drittes Kampfpaar an die Arena traten, waren die Chancen für beide Teams wieder gleichermaßen vorhanden. Die beiden Russinnen schenkten sich nicht das Geringste und so dauerte es nicht lange und es stand 1:1 nach Spielen. Eine Entscheidung musste her, doch die beiden Frauen schienen es sich in den Kopf gesetzt zu haben, die Sache spannend zu machen. Diesem Vorsatz blieben sie auch treu, indem sie sich in der dritten Runde kurz nach einem erbitterten Ringen beide selbst aus der Arena schossen. Um die Entscheidung zu bringen, musste nun das Spiel wiederholt werden. Josie, wild entschlossen, nicht noch einmal denselben Fehler zu machen, ging zu einer raschen Angriffskombination über, die Elenas Taiborg vollkommen überforderte. Krachend bohrte sich der Fox Raider V-7 außerhalb des Tableaus in den Boden und Josie machte vor Freude und Übermut einen Salto aus dem Stand. Denn nun stand es 2:1 für das chinesische Team und damit war es nur noch ein Sieg bis zum Traum eines jeden Beybladers: Dem Einzug ins Finale einer Beyblade Weltmeisterschaft. »Damit steht es 2:1 für die White Tigers in diesem Halbfinale!«, bestätigte DJ das Ergebnis des letzten Kampfes. »Das nächste Spiel kann schon über Sieg oder Niederlage entscheiden! – Wir bitten dafür die stellvertretenden Teamleader ans Tableau! Es treten gegeneinander an...« Weiter kam er nicht, denn der Jubel von den Tribünen verhinderte, dass er weitersprechen konnte. Mariah und Bryan ihrerseits waren der Aufforderung bereits gefolgt, hatten sich von ihren Sitzen erhoben und waren ins Licht der Scheinwerfer getreten. Es war das erste Duell, dass die Chinesin und der Russe gegeneinander ausfochten und hätte es ein paar Jahre vorher stattgefunden, so wäre es mit Sicherheit ein von Hass und Rachsucht geprägter Kampf gewesen. Jetzt war es anders. Die beiden hatten ihre Differenzen längst beiseite gelegt und verstanden sich recht gut miteinander. Mariah war seit dem Kampf der White Tigers gegen die Demolition-Boys 2004 sogar soweit, dass sie Bryan den Angriff auf Ray verziehen hatte, da sie wusste, dass Bryan unter dem Einfluss des Chips gestanden hatte und damit selbst keine Kontrolle über seine Handlungen hatte. Und vor allem nachdem sie gesehen hatte, was der Chip bei Kai angerichtet hatte. Nun standen sich die beiden endlich am Tableau gegenüber und genossen minutenlang die Ehrbezeugungen des Publikums, bevor sie einander zunickten. Was auch immer passieren würde, sie würden dem Publikum eine Höllenshow liefern. Dann fuhr die für das Duell ausgewählte Arena nach oben. Es handelte sich dabei um eine, für beide Blades recht ungeeignete Nachbildung der Skyline von Manhattan. Doch nicht nur auf den Straßen konnten sich die Blades frei bewegen, es existierten auch Laufwege in den Häusern, funktionierende Aufzüge, Tiefgaragen und U-Bahn-Schächte. „Oh je... – Großstadtdschungel...“ bemerkte Mariah trocken. „Noch schlimmer... – Amerikanischer Großstadtdschungel.“ korrigierte Bryan augenzwinkernd, als sich DJ endlich wieder Gehör verschaffen konnte. »Meine Damen und Herren! – Am Skyline-Tableau stehen für sie bereit: Die stellvertretende Teamleaderin der White Tigers: Mariah mit Bit-Beast Galux! – Und der stellvertretende Teamleader der Demolition-Boys: Bryan mit Bit-Beast Falborg! – Die Blader sind bereit für die erste Runde!« Mariah atmete tief durch, während sie ihren Shooter anlegte. Sie wusste, dass sie das ganze Match mit einem Sieg gegen Bryan für die White Tigers entscheiden konnte, aber es war ihr auch klar, dass Bryan mit allen Mitteln versuchen würde, das Spiel herumzureißen, damit Yuri noch eine Chance bekam, gegen Lee zu punkten und ihrem Team den Einzug ins Finale möglich zu machen. »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« Das war das Zeichen zum Start. Fast synchron zischten die Blades davon und passierten einander auf der Hauptstraße in nur ein paar Millimetern Abstand, bevor beide um die für sie nächste Straßenecke verschwanden. Doch da es sich bei beiden Blades um Attacker handelte, donnerten sie nur Sekunden später aufeinander zu und ihre Vorwärtsbewegungen kamen in einem durch die gesamte Arena hallenden Knall zum Stillstand. Es war ein reines Kräftemessen ohne die Gegebenheiten des Tableaus auszunutzen und vor allem ohne Einsatz der heiligen Wesen, die in den Blades ruhten. Die beiden High-Tech-Kreisel drehten sich noch immer fast auf der Stelle, als sie sich plötzlich ineinander verkanteten und zeitgleich, allerdings auf unterschiedlichen Straßenseiten, in eines der nachgebildeten Schaufenster krachten. Unmöglich festzustellen, welches sich länger gedreht hatte. »Doppel-KO! Und damit ein Punkt für beide Spieler!«, verkündete DJ den Ausgang des ersten Zusammentreffens. »Bereitmachen für die zweite Runde!« „Was meinst du?“, fragte Mariah, nachdem sie ihr Blade aufgesammelt und das Tableau mit einem weiteren skeptischen Blick gemustert hatte. „Machen wir Ernst?“ Bryan legte den Kopf schief. „Du meinst so mit Bit-Beast, Querbeet und ohne Rücksicht aufs Gelände?“ „Genau!“ „Na da bin ich doch mit Freuden dabei, gnädige Frau!“ Die Chinesin grinste. „Wusste ich doch! – Also dann, zeig mir alles, was du kannst!“ »Blader bereit? – Und 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« Zischend jagten die Blades davon und kaum dass sie die Straße berührt hatten begann der Ernst, wie Mariah es genannt hatte. „Go, Galux!!!“ „Vorwärts, Falborg!“ Begleitet von einem Aufbrüllen und einem schrillen Schrei befreiten sich die beiden Beasts aus ihren Bits und schossen aufeinander zu. Galux, als Bergkatze das Bodenständige der beiden Wesen, sprang ab, kaum dass sie den Gegner in ihrer Reichweite wähnte, doch der Sprung war zu kurz und ihre Klauen streiften nur die Schwanzfedern des mächtigen Falken. Kaum gelandet verschwand sie samt Blade erst einmal im nächstbesten Gebäude. Bryan ließ Falborg eine Kehrtwende machen, die jedem New-Yorker Streifenpolizisten zu höchster Ehre gereicht hätte und die auch einen tiefen Einschnitt im Belag der Modellstraße hinterließ. Dann zog sich der Blade hinter das Haus zurück, in dem Mariahs Bey noch immer die Treppen in Richtung des Dachgeschosses hochjagte, und begann seinerseits den Aufstieg über die Feuertreppe. Auf dem Dach trafen die beiden Blades zusammen, da der von Bryan doch einen gewissen Geschwindigkeitsvorteil hatte und deshalb fast zeitgleich mit Mariahs oben angekommen war. Erneut donnerten die beiden Kreisel aneinander und auch die beiden Beasts verwickelten sich in ein recht heftiges Gefecht. Nun brachte aber Mariahs Blade einen kleinen Deut mehr Angriffskraft mit und drängte Bryans Blade schließlich an den Rand des Daches zurück. Sie ließ es einen kleinen Haken schlagen und dann erneut angreifen. Der Plan, Bryans Blade vom Dach zu stoßen, funktionierte prächtig, er hatte nur einen kleinen Haken: Galux stürzte hinterher und die beiden ineinander verknäulten Bit-Beasts räumten die Nachbildung des Chrysler-Buildings ab, dessen Trümmer sich auf die umliegenden Straßen verteilten. „Hm... – Nicht sonderlich stabil...“, war Bryans trockener Kommentar. Falborg war durch ein paar rasche Manöver schnell wieder einsatzbereit und schoss mit voller Wucht auf den etwas aus der Balance geratenen Galux zu. Mariah aber reagierte schnell genug und lenkte ihr taumelndes Blade gerade noch rechtzeitig aus der Attacke. Als netten Nebeneffekt konnte sie es dabei gleich stabilisieren und Galux setzte dem langsam lästig werdenden Falken nach. Krachend bahnten sich die beiden Blades beinahe Seite an Seite einen Weg durch das Erdgeschoss eines Hauses nur um dann in ihrem zähen Ringen um die Vorherrschaft in der Arena die komplette Nachbildung der Wallstreet einzuäschern. Aber noch immer war keinerlei Schwäche eines der Kontrahenten zu erkennen. Mariah verengte ihre Augen, als die beiden Kreisel sich auf die Trümmer des Chrysler-Buildings zu bewegten. Bryan hatte einen leichten Vorsprung und genau das konnte sie ausnutzen. Galux schlug einen schnellen Haken um das Blade des verdutzten Russen, welches sich nur einen Augenblick später in den Trümmerberg bohrte und umkippte. »2:1 Mariah!«, tönte es von DJ. »Die Blader bereit für das dritte Match!« Bryan sah Mariah an. “War das so nach deinem Geschmack?“, wollte er wissen und deutete dabei auf das Tableau. Etwa die Hälfte der kunstvollen Modelle waren vollkommen unbrauchbar geworden oder zumindest beschädigt. Die Chinesin nickte, während sie ihre Blicke über das arg mitgenommene Tableau schweifen ließ. „Ja, das gefiel mir gut. – Und jetzt würde ich vorschlagen, dass wir mit der Spielerei aufhören und richtig anfangen!“ Ein Nicken seitens des Russen war die Antwort. „Gut... – Aufwärmübung beendet... – Jetzt geht’s rund!“ ------------------- So... - Und ihr dürft jetzt raten, wer gewinnt... ...und wie viel vom Tableau hinterher noch übrig ist, wenn die zwei damit fertig sind... Kapitel 36: Two on Two! - All-Starz vs. Majestics ------------------------------------------------- Hallo Leute! Nach einer doch etwas längeren und ungewollten Pause wegen meines Laptops haben wir es nun doch geschafft und das neue Chapter ist fertig! Ihr findet hier den Ausgang des ersten Halbfinales, das Spiel um Platz Sieben und das Spiel um Platz 5. Damit nähern wir uns auch schon langsam dem Ende, denn diesem Chapter folgen noch das zweite Halbfinale, das Spiel um Platz 3 und dann das Finale... Ja und dann... ...wars das auch schon mit TiS 3. Klar, es wird wieder Outtakes geben, aber die Story wird in spätestens 5 Kapiteln beendet sein. So langsam macht sich auch der WB und wir haben uns auch schon überlegt, dass es vielleicht noch ein TiS mit nur Bonuskapiteln und Hintergrundstorys geben wird, das hängt aber auch von den Teilnehmern des Zeichenwettbewerbs ab, denn diese entscheiden, welche Mini-Storys sie als Bonus für ihr eingesandtes Bild bekommen wollen. OK damit genug der Vorrede, hier ist das neue Chapter, wir wünschen euch viel Spaß! Lillie und Venka --------------------------------- 37 – Two on Two! – All-Starz vs. Majestics Zum dritten und, wie Mariah es hoffte, letzten Mal nahmen die beiden Blader an dem schon arg in Mitleidenschaft gezogenen Tableau Aufstellung. Die kraftvollen und extrem gefährlichen Attacken von Galux und Falborg hatten bereits ganze Arbeit geleistet und es gab keinen Punkt auf dem Tableau an dem noch keine Trümmerstücke lagen. Das machte es unmöglich die Blades gefahrlos zu manövrieren und erhöhte den Schwierigkeitsgrad erneut. Abgebrochen wurden die Kämpfe dennoch nicht. Das Reglement sah vor, dass auf einem Tableau wie diesem so lange gespielt wurde, bis keine zusammenhängende Bewegungsfläche von einem Quadratmeter Größe mehr vorhanden war. Aber Platz gab es auch auf dem Trümmerfeld noch genug und daher wurde das Spiel fortgesetzt. Dem Publikum gefiel die wilde Hatz, die sich die beiden gleichwertigen Blader unten lieferten und feuerten ihre Favoriten dementsprechend an. Mit den Worten »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!«, schickte DJ die beiden Blades erneut auf ihre Reise. Bryan und Mariah fackelten nicht lange und nur einen Augenblick später schossen ihre Bit-Beasts aufeinander zu. Seite an Seite jagten die Beiden die Straße hinunter auf das letzte noch unbeschadete Gebäude zu: die Nachbildung des Empire State Buildings. Es schien fast so, als hätten sie den nach dem Fall der Zwillingstürme auch den Stolz New Yorks genannten Turm als Platz für ihren Showdown ausgesucht. Klirrend durchbrachen sie die unteren Fenster und die beiden Blades begannen ihren Aufstieg über die beiden Treppenhäuser. „Hey!“, rief Bryan plötzlich. „Das erinnert mich irgendwie an King Kong!“ Mariah antwortete mit einem Lachen. „Du Tarzan, ich Jane... – Nein, da hättest du gegen Kevin bladen müssen, das hätte besser gepasst!“, gab sie zurück, während sie die Faust ballte. Jede Sekunde mussten Falborg und Galux aus den beiden Treppenhäusern herauskommen und würden dann auf der Aussichtsplattform des Gebäudes zusammentreffen. Nur einen Lidschlag später war es soweit. Die beiden Blades verließen die Treppenhäuser und die Bit-Beasts erschienen in voller Pracht über dem Tableau. Mit einem Donnerhall prallten sie an der Vorderseite des Rundganges, der sich ´ganz oben auf dem Gebäude befand aufeinander und die daraus resultierende Kraftentwicklung brachte das Modell ins Wanken, bis es schließlich in sich zusammen stürzte. Im Nu war die gesamte Arena in eine riesige Staubwolke gehüllt und es war unmöglich zu sehen, ob überhaupt eins der beiden Blades, und wenn dann welches von Beiden, den Absturz überstanden hatte. Aufgeregtes Gemurmel im Publikum war die sofort folgende Reaktion und auch die beiden Blader hatten ihre liebe Mühe, durch den Staub etwas zu erkennen. Dann jedoch hob Bryan den Arm, fast so, als wolle er eine eben gemachte Entdeckung melden. Er lächelte und ging dann zu Mariah auf die gegenüberliegende Tableau-Seite, wo er ihr die Hand hinstreckte. „Was...?“, fragte sie überrascht. Der Russe legte den Kopf leicht schief und deutete dann auf das Tableau, wo ein sich auf einem Trümmerhaufen drehendes Beyblade sichtbar wurde. Es war Galux; Falborg lag geschlagen etwa einen Meter abseits. Bryan hatte es als erster gesehen und wollte seiner Kontrahentin, die ihren Sieg noch nicht einmal mitbekommen hatte, seine Glückwünsche überbringen. »Der Sieger steht fest!«, verkündete DJ, nachdem er Bryans Handlung richtig gedeutet und das am Boden liegende Blade entdeckt hatte. »Mariah von den White Tigers schlägt Bryan von den Demolition-Boys mit 3:1 Punkten! – Die White Tigers ziehen damit als erstes Team ins Finale ein!« Ohrenbetäubender Jubel von den Tribünen brandete auf, als Mariah ihres Sieges gewahr wurde, sich umdrehte und zu Lee hinrannte, dem sie erst einmal um den Hals fiel. Oben in der Loge war Michael aufgesprungen und hatte diese beinahe fluchtartig verlassen, nur um schneller bei seiner Frau sein zu können. Unten angekommen, hob er sie hoch und wirbelte sie gut sichtbar für alle herum. Mochte sein Team bereits ausgeschieden sein, doch das Team seiner Frau hatte es nach zähem Ringen bis ins Finale geschafft und sich damit einen 10 Jahre lang gehüteten Traum erfüllt. Jetzt konnte kommen, was da wolle, die White Tigers waren im Finale und würden dort noch ein letztes Mal antreten. Und Michael hatte die dumpfe Ahnung, dass ihre Gegner nicht noch einmal ein russisches Team sein würde, sondern die seit Moskau 2000 amtierenden Weltmeister. Auf DJs Aufforderung hin nahmen die beiden am Halbfinale teilnehmenden Teams noch einmal Aufstellung. Sie verzichteten, nach gegenseitigem Einvernehmen, auf den letzten Kampf und Yuri begründete es nicht zuletzt damit, dass sie Lee für sein garantiert kommendes Finalduell nicht unnötig auslaugen wolle. Der Leader der White Tigers nahm es hin, doch die Russin musste ihm versprechen, nach Ablauf der WM noch einmal für ein Testmatch zur Verfügung zu stehen. Am Abend war dann groß feiern angesagt. Die 5 Spitzenteams hatten sich in eines der vielen Restaurants zurückgezogen um dort den Einzug der White Tigers ins Finale gebührend zu feiern, während sich die aus Amerika für die Finalspiele nachgereiste Dr. Owens um die Kinder kümmerte. Es handelte sich bei diesem Fest zwar offiziell um eine Privatparty, doch die Türen standen für alle offen, so dass auch Spieler von anderen Teams vorbeikamen um den Chinesen ihre Glückwünsche auszusprechen. Nachdem Ray es fertig gebracht hatte, Kai in der Vorhalle der Arena bereits auf die Wange zu küssen, machte der Russe an diesem Abend endgültig keinen Hehl mehr daraus, was er für seinen Geliebten empfand. Mit fortschreitendem Abend hatte er ihn schließlich auf dem Schoß und Ozuma von den Saint Shields, der den White Tigers ebenso gratulieren wollte, weil er es unter den Top-10-Teams, zu denen auch seines zählte, für angebracht hielt, bekam den sprichwörtlichen Schock seines Lebens, als er die beiden Bladebreakers in einen leidenschaftlichen Kuss vertieft erblickte. Noch verabschiedeten sich die Bladebreakers noch vor Mitternacht von der andauernden Party und zogen sich in ihre Suite zurück, denn für sie würde das am nächsten Tag stattfindende zweite Halbfinale über den Einzug ins Finale entscheiden. Ihre Gegner waren mit Vorsicht zu genießen und dass sie nicht zu unterschätzen waren, hatten sie bereits gegen die Majestics bewiesen. Da man erst am Nachmittag gegen die recht starken und gerissenen Russen antreten musste, blieb am Vormittag sogar noch Zeit für eine von Tyson geforderte Trainingseinheit und auch das war einer der Gründe, weswegen sich die Bladebreakers früher zurückzogen. Und laut Kennys Prophezeiung konnte dieses Spiel durchaus zu einer Zerreißprobe werden. Die letzten beiden Spiele um die unteren Plätze waren am darauffolgenden Tag der Vorgeschmack auf das zweite anstehende Halbfinale. Den Anfang machten hier Team Psykick gegen die Saint Shields im Duell um den siebenten Rang in der Weltmeisterschaft. Rein logisch gesehen ging es in diesem Spiel um nicht wirklich viel; es war ein reines Spiel um die bladerische Ehre und einige Punkte in der Beyblade-Weltrangliste. Wie die Zuschauer bisher feststellen konnten, waren sich die beiden Teams des ersten Duells beinahe ebenbürtig und daher hatten es sich sowohl die Bolivianer als auch die Japaner in den Kopf gesetzt, auch das letzte Spiel mit dem nötigen Respekt für die gegnerischen Spieler durchzuführen. Es war jedoch schneller vorbei, als dies von den Spielern geplant gewesen war. Hatte Ozuma doch damit gerechnet, dass wenn er Jim, der mit seiner Gold Fairy als erstes für die Japaner antrat, Dunga und seinen Vortex Ape gegenüberstellte der Kampf leicht zu Gunsten der Bolivianer ausgehen würde, doch der Schwarz-Rot-Haarige musste sich schnell eines Besseren belehren lassen. Mochte das Feen-Bit-Beast zart und zerbrechlich aussehen, so waren ihre Magieattacken nicht zu verachten. Ihr Sun-Blender erzielte seine geplante Wirkung, indem er dem gegnerischen Blader und seinem Bit-Beast die Sicht raubte. So musste Jim nicht lange warten, bis sich sein Kontrahent von alleine aus dem Tableau gekickt hatte. Da in den Kämpfen um die Platzierungen nur jeweils ein Sieg reichte, um ein komplettes Duell zu entscheiden, gingen die Psykicks mit 1:0 in Führung. Kane hatte seinerseits damit gerechnet, dass er das Schwergewicht in seinem Team gegen den nun bereits ausgeschiedenen Dunga wirkungsvoll zum Einsatz bringen konnte, doch nun musste er für den kommenden Kampf umdenken. So fiel seine Wahl auf Salima und ihren Bronce Raptor, die sich mit Daichi und Gaia Dragoon konfrontiert sahen. Da der Drache des Jungen fliegen konnte, war dies als deutlicher Vorteil für ihn zu werten, doch Salima hatte schon im Kampf mit Max bewiesen, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war. Und was nutzte einem die Fähigkeit zu fliegen, wenn sich das Opfer nicht erwischen lies. Die Rothaarige nahm sich alle Zeit der Welt und nutzte den überlegenen Spin, den ihr Blade durch geschickte Manöver immer wieder neu aufbaute um den Drachen ihres Gegners immer wieder ins Leere attackieren zu lassen. Das ganze zog sie so lange durch, bis das Blade ihres Gegners schließlich aus Ermangelung an Spin auskreiselte und umkippte. Damit stand es zwei zu null für die Psykicks und man konnte es Ozuma ansehen, dass er sich deutlich in die Ecke gedrängt fühlte. So sah er dann keinen anderen Ausweg, als mit Joseph seinen Second-Leader ins Rennen zu schicken, um sein Team aus seiner scheinbaren Lethargie herauszureißen. Daraus resultierte, dass Zeo mit Silver Dolphin für das japanische Team antreten musste und kaum dass das Match begonnen hatte, wurde ersichtlich, dass Ozuma einen folgenschweren Fehler gemacht hatte. Mit Zeos wendigem Delphin und Josephs zwar massigem aber nicht weniger geschickten Mammut traf Wasser auf Erde und rasch gewann das flüssige Element die Oberhand im Duell. Der grünhaarige Blader schien beweisen zu wollen, dass er zu Recht zweiter Leader seines Teams war und dass seine rasche Niederlage gegen Tyson kein Zeugnis seiner normalen bladerischen Leistungen war. >Delta Hurricane< nannte sich die Attacke, die nur aus der Luftfeuchtigkeit und dem im Boden enthaltenen Wasser einen Wirbelsturm erzeugte, der den gegnerischen Blade nicht aus dem Tableau warf, diesen aber zumindest entscheidend schwächte, damit eine weitere Serie schneller Attacken, genannt >Raging Flare<, ihn systematisch an den Rand drückte, wo er schließlich abstürzte. Damit stand es drei zu null für die Psykicks, die damit das Match gewonnen hatten. »3:0 Psykicks!«, ließ DJ verlauten. »Sie erreichen damit offiziell Platz 7 in der diesjährigen Beyblade-WM! – Bitte einen kräftigen Applaus für unsere beiden hervorragenden Nachwuchsteams! – Platz 8! Die Saint Shields aus Bolivien! Und Platz 7! – Die Psykicks aus Japan!« Anhaltender Jubel der im Dome anwesenden Zuschauer begleitete beiden Teams, während sie die Arena verließen. Für sie war der Rummel jetzt endgültig überstanden und sie alle waren erleichtert, als sie schließlich die Arena verließen. »Meine Damen und Herren als nächstes steht das Duell um Platz 5 auf dem Plan! – Um 15:00 Uhr treten hier im Dome für sie an: Die All-Starz gegen die Majestics!« Nachdem die beiden Teams das Stadion verlassen hatten, wurde es ruhiger im Dome. Über das Tableau wurde eine Schutzkuppel gefahren, damit alles für das nächste Duell der Meister bereit gemacht werden konnte: dem Kampf um Platz 5 in der Liste der diesjährigen Besten der Welt. Offiziell hatte es noch kein Match zwischen den beiden Teams gegeben, das auch wirklich auf einem Turnier stattgefunden hatte. Die beiden Teams hatten sich nur jeweils einmal gegenseitig herausgefordert und das Spiel im Januar 2006 war zu Gunsten der Majestics ausgegangen, während die All-Starz das Spiel im Juli 2007 für sich verbuchen konnten. Somit stand es 1:1 nach Spielen zwischen den beiden Top-Teams und das letzte Spiel im Laufe ihrer Karrieren würde die Entscheidung bringen müssen, welches Team im direkten Vergleich das Bessere war: Platz 2 oder Platz 3. Etwa eine Stunde später war es dann soweit. Die schützende Kuppel fuhr zurück und offenbarte dem Publikum ein Tableau, das einer Arena für einen mittelalterlichen Lanzenkampf nachempfunden war. Dabei war nicht nur der untere Platz, auf dem die Turniere damals ausgefochten wurden, bespielbar, sondern auch die Tribünen und die angrenzenden Schlossmauern. Alles in allem ein weit gestrecktes Spielfeld, auf dem jede Menge Platz war und auf dem man den Blades freien Lauf lassen konnte. Offenbar waren die Veranstalter durch das Halbfinale zwischen Demolition-Boys und White Tigers vorsichtig geworden und hatten daher eine weniger zerstörungsgefährdete Arena für diesen Kampf gewählt. In seinem gewohnheitsmäßig anheizenden Ton begrüßte DJ die Spieler und stellte dem Publikum die ausgewählte Arena mit ihren Vor- und Nachteilen vor. Wichtiger als die Arena war allerdings, dass sich die beiden Teams entschlossen hatten, ihr Duell als sogenanntes >Two on Two< auszutragen, wobei sich in den ersten beiden Kämpfen jeweils zwei Blades beider Teams in der Arena befanden. Damit sollte sowohl die Schlagkraft erhöht werden, als auch die Spannung für die Zuschauer. Außerdem war ein solches Zusammenspiel der perfekte Beweis, dass es in einem Team nicht 5 Einzelblader gab sondern alle zusammen als Team an einem Strang zogen. Tala hatte, da Robert ihm den Hinweis über die geplante Art des Spieles mitgeteilt hatte, das Team dementsprechend in drei Teile aufgeteilt. Da die Teamleader den letzten Kampf ohnehin allein gegeneinander ausfechten mussten, hatte er Enrique, der in diesem Turnier noch nicht wirklich geglänzt hatte, den trotz der kurz vor ihrem Ende stehenden Weltmeisterschaft immer noch hoch motivierten Oliver an seine Seite gestellt. Der Rothaarige selbst würde dann im zweiten Spiel gemeinsam mit Jonny antreten. So konnte er hoffen, dass das Duo aus Feuer und Eis im Notfall das Ruder noch herumreißen konnte, wenn denn das im ersten Kampf antretende Duo aus Licht und Erde versagen sollte. Kam es zum Gleichstand musste sich Robert mit Michael auseinander setzen. Da es in diesem Spiel Luft gegen Luft/Feuer/Elektro stand, war der Kampf vielleicht bereits zu Gunsten der Amerikaner entschieden, bevor er begonnen hatte. Denn Trygle hatte als Tri-Elementar wesentlich mehr Attacken im Repertoire als Grypholyon. Doch noch war es nicht soweit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn bevor es zu dieser Zitterpartie kam, mussten zwei andere Doppelteams die Kohlen aus dem Feuer holen. Enrique und Oliver machten den Anfang auf Seiten der Majestics und ihnen entgegen standen Eddy und Emily auf Seiten der All-Starz. Diese Zusammenstellung war für das Team der Amerikaner vollkommen neu und bisher nicht zum Einsatz gekommen. Normalerweise kombinierten sie in solchen Spielen Eddy mit Steve, damit Tryhorns Stampede-Rush-Attacken den Weg für Trypios Sting-Shoot ebnen konnten, oder Judy schickte Emily gemeinsam mit Aleksej in die Arena, damit sich Wasser mit Elektrizität zu einer nahezu unschlagbaren Einheit verbinden konnten. Wahlweise traten auch Emily und Steve zusammen an, damit Wasser und Erde zusammenwirken konnten, aber diese drei Kombinationsmöglichkeiten waren augenscheinlich das Beste, was die All-Starz zu bieten hatten. Dass nun aber gerade Erde beziehungsweise Klassenlos mit Wasser kombiniert wurde und zwei Bit-Beasts, die eigentlich überhaupt nicht zueinander passten, da sie einander nicht wirkungsvoll unterstützen konnten gemeinsam antraten, ließ entweder auf einen Denkfehler der All-Starz oder auf eine hinterlistige Falle seitens der Amerikaner schließen. Doch da auch Tala sich diese Taktik nicht erklären konnte und ihm ein rascher Blick zur Loge hoch sagte, dass es Kai und Lee nicht anders ging als ihm, hatte er keine Wahl als den Kampf starten zu lassen. Das erste Spiel startete für die Amerikaner erwartungsgemäß weniger verheißungsvoll. Unicolyon und Amphylyon waren den Beasts von Emily und Eddy weit überlegen und drängten die Blades ein ums andere Mal in eine Ecke der Ritterarena ab. Dennoch gelang es den beiden Amerikanern, Trypio und Trygator immer wieder geschickt aus den Fallen heraus zu manövrieren, was den Kampf langsam aber sicher zu einem wahren Nervenkrieg werden ließ. Als es Enrique schließlich reichte und er vorstoßen wollte, wurde er von Oliver hart zurückgepfiffen. „Nein! Lass das! – Das erwarten sie doch nur, dass einer von uns alleine losstürmt! – Sie provozieren uns, merkst du das denn nicht?“, wollte er wissen. Enrique legte den Kopf leicht schief und man konnte sehen, wie er den Kampf noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen ließ. „Du hast recht!“, war das Ergebnis, zu dem er schließlich kam. „Aber was machen wir jetzt?“ Oliver lächelte leicht. „Sieh zu, dass du hinter sie kommst... – Ich lenke sie ab indem ich ihnen die Sicht raube...“, sagte er leise. „Wenn du da bist, gibst du mir ein Zeichen und wir schlagen gemeinsam los. – Du visierst sie an, ich ihn. – So verhindern wir auch, dass wir uns gegenseitig treffen, OK?“ Der Italiener nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und Oliver wandte seinen Blick wieder der Arena zu. „Unicolyon!“, rief er. „Earth-Shake-Attack!“ Das große Einhorn stieß ein schrilles Wiehern aus und ging dann zum direkten Angriff über. Das Tableau bebte von der enormen Wucht, mit dem es auf seine Gegner zustürmte. „Verteidigung!“, riefen Eddy und Emily wie aus einem Mund, doch anders als von ihnen gedacht, hatte Oliver nicht vor, die beiden in einem verzweifelten Angriff zu rammen. Nur ein paar Zentimeter vor seinen Kontrahenten zog er eine rasche Kurve und wirbelte dabei genügend Sand auf, dass alle für einen Moment die Übersicht verloren. Es wirkte, als habe sich Unicolyon nicht an die beiden verteidigenden Bit-Beasts herangetraut und sich zurückgezogen. Enrique jedoch nutzte seine Chance und ließ Amphylyon unbemerkt über den untersten Tribünengang, hinter einer kleinen Holzpalisade, an seinen Gegnern vorbeiziehen und ging dann hinter ihnen verdeckt in Stellung, bevor er Oliver zunickte. Dieser rief sein Bit-Beast zurück, so dass sein Blade auf ein paar Meter Abstand ging. „Na das war ja wohl nichts...“, kommentierte Eddy. „Wie sieht’s aus, wollt ihr es nicht noch mal versuchen?“ Oliver nickte. „Was meinst du Enrique? – Versuchen wir es noch mal?“ „Klar!“, war die prompte Antwort. „OK, dann los! – Unicolyon! – Horn-Crush!” „Amphylyon! – Double-Flash! – LOS!” Die beiden Blades reagierten sofort und schossen auf ihre Gegner zu. Doch für Emily und Eddy wirkte es, als käme nur Olivers Blade in einem verzweifelten Angriff auf sie zugeschossen. Siegessicher sah Eddy seinen französischen Kontrahenten an, er war sich sicher, dass er und seine Teamkameradin den einzelnen Gegner locker bezwingen konnten, doch sein Lächeln erstarb von einer Sekunde auf die andere. „Emily! Pass auf!“, schrie er, als er die drohende Gefahr bemerkt hatte. „Amphylyon kommt von der anderen Seite!“ Die Dunkelblonde zuckte zusammen doch zum Ausweichen war es bereits zu spät. „Trypio! Verteidigen!“, war alles, was Eddy noch rufen konnte, dann waren die Blades ihrer Gegner heran und schlugen mit voller Wucht so zu, dass die Beys der beiden Amerikaner seitlich weggedrückt wurden. Krachend berührten sie einander und wurden durch ihre eigene Spinpower nach links und rechts in die Begrenzungen geschossen. Während Trygator sofort umkippte und sich nicht mehr bewegte, bekam Eddy Trypio noch einmal frei, doch die Freude darüber währte nicht lange. Amphylyon hatte bereits umgedreht und kam mit Schwung herangeschossen. Keinen Augenblick später klirrte es laut und auch Trypio lag geschlagen im Sand der Arena. »Ein bravouröser Sieg von Oliver und Enrique!«, verkündete DJ unter dem Jubel des Publikums. »Damit steht es 2:0 für die Majestics! – Ich bitte die Spieler ans Tableau für das zweite Match!« Während er aufstand beobachtete Tala, wie die beiden geschlagenen All-Starz zu ihrer Teambank zurückgingen und dabei keinesfalls den Eindruck machten, als wären sie über die Niederlage enttäuscht oder böse. Sie winkten ins Publikum und wurden dann von ihren Kameraden empfangen, die ihnen für das gute Spiel gratulierten. Nun jedoch lastete der Druck auf dem amerikanischen Team. So denn Michael noch eine Chance bekommen sollte, das Spiel zu entscheiden, musste das nun antretende Duo unbedingt den Kampf gewinnen. Und auf den ersten Blick schienen Steve und Aleksej als Blading-Duo eine ebenso schlechte Zusammenstellung zu sein, wie Eddy und Emily vor ihnen. Erst recht, wenn ihnen als Gegner Tala und Jonny gegenüberstanden. Das Spiel begann recht vielversprechend für beide Teams. Während Steve seinen Tryhorn immer wieder vergeblich Salamalyon angreifen ließ, hatte Talas Wolborg Probleme damit, auch nur in Blue Thunders Nähe zu kommen, da die Elektroschlange seinen Attacken immer wieder auswich. So hatten beide Seiten ein Problem zu bewältigen und keine konnte sich einen entscheidenden Vorteil erarbeiten. „So wird das nichts...“, murrte Jonny. „Er trifft mich zwar nicht aber du seinen Teamkameraden auch nicht... – Was jetzt?“, wollte der Schotte wissen. Tala verzog das Gesicht. „Es passt mir nicht, aber wir müssen jetzt zu härteren Bandagen greifen.“, gab er zurück, bevor er die Augen schloss und tief durchatmete. „Reiß dich von Steve los und dann komm zu mir... – Wir ziehen uns erst mal zurück, bis uns was einfällt!“ Jonny nickte knapp. „OK! – Salamalyon!“, rief er. „Hinüber zu Wolborg!“ Der Salamander reagierte sofort und zog sich von seinem bereits erneut angreifenden Gegner zurück, der seltsamerweise auch nicht nachsetzte. „So... – Und nun?“, wollte der Schotte wissen, als er beobachtete, wie sich auch die Blades von Steve und Aleksej an einem Punkt auf dem Tableau trafen. „Sie sind jetzt zusammen, wie geplant... – Sie haben es uns nachgemacht... – Los, wir greifen an! – Wolborg!“ „Bin dabei! – Salamalyon!“ Begleitet von zwei hohen Schreien schossen die beiden Blades samt ihrer Bit-Beasts auf die an einer Stelle wartenden Blue Thunder und Tryhorn zu. „Jetzt gilt’s!“, rief Alex. „Halt dich bereit Steve! – Blue Thunder! – LOS!“ Sehr zu Talas und Jonnys Überraschung ging der junge Russe allein zum Gegenangriff über und ließ sein Blade auf die herandonnernden Beys der beiden Majestics zuschießen. Fast schon schien es, als würden Wolborg und Salamalyon die im Vergleich zu ihnen zierlich wirkende Elektro-Schlange zermalmen, doch was dann kam hatten sie nicht erwartet. „Blue Thunder! – Thunder Whip!” Ein Geräusch, nicht unähnlich dem eines Peitschenknalls ertönte; der blau-gelbe Blade hob wie von Geisterhand vom Boden ab und landete knapp hinter seinen beiden Angreifern, nachdem er sie förmlich übersprungen hatte. Er drehte eine enge Kurve und befand sich nun in direkter Verfolgung derer, die ihn gerade attackiert hatten. „Thunder Rope! – JETZT!“ Die blauglühende Schlange spreizte ihre langen Flügel und binnen eines Lidschlages schossen elektrische Strahlen auf die beiden gegnerischen Bit-Beasts zu, die sofort in zwei stabilen Seilen aus purer elektrischer Energie gefangen waren. Da sowohl Feuer als auch Eis in gewissen Punkten anfällig gegen Elektrizität waren, hatte Aleksej die Bit-Beasts seiner beiden Gegner wirkungsvoll außer Gefecht gesetzt. „Ich habe sie! – Los jetzt Steve!“ „Na klar! – TRYHORN! – Horn Toss!“ Der mächtige Stier brüllte auf und schoss dann mit einer Leichtigkeit, die man ihm bei seiner Körpermasse nicht zugetraut hätte, auf seine paralysierten Gegner zu. Mit einem leichten Grinsen beobachtete Steve, wie seine beiden europäischen Gegner versuchten, ihre Bit-Beasts aus der Falle zu befreien, in die Aleksej sie gelockt hatte. Doch für Gegenmaßnahmen seitens Tala und Jonny war es allerdings zu spät. Tryhorn war heran und schob seine Hörner unter die Seile, welche die beiden Beasts festhielten. Dann bäumte er sich auf und schleuderte sowohl Salamalyon als auch Wolborg zu Boden. Gleichzeitig hebelte sein Bey die Blades seiner Gegner aus, so dass beide Majestics aus dem Spiel waren. »Fantastisches Teamspiel von Steve und Aleksej!«, verkündete DJ, während er vergnügt beobachtete, wie Alex seinem Teamkameraden in die Arme sprang. »Sie bezwingen damit Tala und Jonny und gleichen das Match für ihr Team aus! – Es steht 2:2 im Spiel All-Starz gegen Majestics und das Duell der Teamleader muss die Entscheidung bringen! – Bitte ans Tableau: Michael vom Team All-Starz und Robert vom Team Majestics!« Während sich die beiden Leader erhoben und zum Tableau gingen, blickte Jonny Tala an und musste grinsen. „Siehst du? – Jeder verliert mal.“, sagte er. Tala lachte. „Ich weiß. – Aber dieses Mal hat’s Spaß gemacht. – Wir wussten ja, dass sie nicht leicht zu besiegen sind. Und du musst zugeben, dass sie uns ganz schön geleimt haben...“ „Allerdings... – So viel Verrücktheit auf einen Haufen wie bei dem Kleinen hab ich auch noch nie gesehen...“, stimmte Jonny zu. „Aber jetzt entspannen wir uns und sehen Robert beim Kämpfen zu.“ Dieser Kommentar brachte Tala zum Stehen bleiben. „Jonny...?“ „Ja?“ „Weißt du noch, wie der letzte Kampf ausgegangen ist, als wir uns auf Robert verlassen haben?“ Der Schotte verzog das Gesicht. „Na nun mal du mal noch den Teufel an die Wand!“ ------------------- Lillie: ... - Mir ist grade was aufgefallen... Venka: Was denn? Lillie: Wieso sind die meisten Turniercliffies eigentlich immer Michaels Kämpfe? Venka: Äh... - Keine Ahnung... Lillie: ^^() Kapitel 37: Battle Royal! - Bladebreakers vs. NEO-Borg ------------------------------------------------------ Und es geht weiter! Dieses Mal ist das 2. Halbfinale der WM dran und ich denke, dass besonders La-Chan ihren Spaß an der Sache haben wird. *La-Chan anseh* Ich denke du weißt schon, warum. Euch anderen wünschen wir natürlich ebenso viel Spaß! Und für dich, Mao_Anna, ist dann das nächste Kapitel besonders interessant. Ich hoffe ich kriegs so hin, wie ich es mir vorstelle. ^^() Na dann mal genug der Vorrede! Viel Spaß! Lillie und Venka ----------------------------- 38 – Battle Royal! - Bladebreakers vs. NEO-Borg »Es steht 2:2 im Duell der All-Starz gegen die Majestics! – Im finalen Spiel treten gegeneinander an: Michael mit Bit-Beast Trygle und Robert mit Bit-Beast Grypholyon! – Die Blader bereit!« Michael und Robert traten an das Tableau und schenkten einander noch einen ernsten Blick, bevor sie ihre Beyblades in den Anschlag nahmen. „Bereit...“, murmelte der Teamleader des amerikanischen Teams und als auch Robert nickte rief DJ: »Und! 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« „Trygle! – LOS!“ Roberts Augen weiteten sich ein Stück, als er sah, dass der Amerikaner vor ihm ohne zu zögern aufs Ganze ging. Sein Blade hatte noch nicht einmal den Boden der Arena berührt, da befreite sich der goldfarbene Adler aus seinem Bit und öffnete angriffsbereit seine Schwingen, bevor er auf seinen Gegner zuschoss. Der Deutsche fluchte, aber wer hätte auch ahnen können, dass Michael, der in seinen vorherigen Kämpfen so bedacht zu Werke gegangen war, den Kampf ausgerechnet mit einer Fast-Ball-Attack eröffnen würde? Zugegeben, Robert war mehr als überrumpelt, doch aufgeben gab es in diesem Duell auf keinen Fall. „Wenn du es so willst, das kann ich auch... – Grypholyon! – Komm!“ Ein Schrei nicht unähnlich dem von Trygle folgte und der riesige Greif erschien über dem Tableau. Krachend rasten die beiden Blades in der Mitte der Arena zusammen und die beiden Beasts rangen nach ihrem Zusammenprall mit aller Kraft um die Vorherrschaft. Nun war Trygle mit seinen drei Elementen seinem Gegner in der Variation der Attacken weit überlegen, doch was die Kraft anbelangte lag der Vorteil beinahe eindeutig bei Grypholyon. Der Greif des deutschen Bladers war allein schon doppelt so groß wie Michaels Adler und in einer direkten Konfrontation wie dieser war das kleinere Beast extrem im Nachteil. Es war ein Fehler von Michael gewesen, sich auf diese Weise in den Kampf zu stürzen und alles auf eine einzige Karte zu setzen, doch jetzt war es zu scheinbar spät um diesen Fehler wieder auszubügeln. In einem verzweifelten Versuch, das Spiel wieder so zu gestalten, dass er auf eine reelle Siegchance hoffen konnte, wies Michael Trygle an, sich von seinem Gegner loszureißen und auf Abstand zu gehen. Doch kaum dass der Adler ein Stück von seinem Gegner weg gekommen war, setzte der mächtige Greif nach und hatte ihn in sekundenschnelle wieder eingeholt. Egal wie oft es Michael versuchte, es lief immer wieder auf das Selbe hinaus. Im Moment war er der Hase und Robert der Fuchs, der ihn quer über das Tableau hetzte. „Verdammt...“, knurrte der Dunkelblonde. „Das schaffe ich nie... – Er macht mich fertig und das nur wegen meiner eigenen Dummheit. Ich könnte mich ohrfeigen! – Aber Moment... – SO könnte es gehen...“ Mit verengten Augen beobachtete er, wie sein Blade direkt auf ein Stück der Palisade zusteuerte, dass im vorherigen Kampf aus seiner Verankerung gerissen worden war. Wenn er das als Sprungrampe benutzen konnte, würde es leichter werden, einen Gegenangriff zu starten und den Fehler, den er in seinem Übermut begangen hatte, wieder auszubügeln. Und es schien als würde alles so klappen, wie er sich das vorgestellt hatte. Mit den Worten „Trygle! – Thunder Whip!“, befahl er seinem Adlerbeast die Attacke zu imitieren, mit der Aleksej vorher Tala und Jonny ausgetrickst hatte. Wieder ertönte der peitschenartige Knall und das Beyblade wurde von der Rampe aus hoch in die Luft katapultiert. Robert verzog das Gesicht. „Mit der Attacke, die Alex gegen Tala und Jonny angewandt hat, wirst du bei mir nicht weit kommen! Das zieht kein zweites Mal! Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, sage ich da nur!“, rief er und wies seinen mächtigen Greif mit den Worten „Ihm nach, Grypholyon!“, an, dem Adler bei seiner Flucht zu folgen. „Die Attacke zu imitieren hatte ich auch gar nicht vor, nachmachen ist langweilig, das kann jeder! Aber meinen kommenden Angriff kennst du sicher auch schon! – Trygle! – Electric Claw Diver! – Los!“ Kaum dass das Kommando ausgesprochen worden war schien es, als würde Michaels Blade in der Luft stehen bleiben, nur um dann wieder auf seinen ihm folgenden Gegner zuzustürzen und dabei die Gravitation als Verstärkung für die geplante Attacke zu verwenden. Mit einem hellen Klirren trafen die beiden Kreisel kurz über der Rampe mit den Seitenkanten zusammen. Trygle bohrte seine Klauen in die Flügelansätze seines Kontrahenten, bevor er ihm einen harten elektrischen Schlag versetzte und ihn dann zu Boden schleuderte. Roberts Blade geriet gefährlich ins Schleudern, doch auch das von Michael trudelte ein paar Sekunden, bevor der Amerikaner es durch geschickte Manöver wieder abfangen konnte. Dies gelang allerdings Robert ebenfalls, so dass sie sich erneut gegenüber standen und die Gefahr, die aus der nun entstandenen Situation resultierte, war ebenso groß wie vor Michaels doch etwas überraschend kommenden Angriff. Sein gut durchdachter und vor allem schneller Angriff hatte nichts gebracht. „Verfluchter Mist!“, zischte er durch die Zähne, während er mit der linken Hand sein Basecap vom Kopf nahm und es zusammendrückte. „Gibt’s denn überhaupt was, dass dieses Bit-Beast aufhalten kann? Da hatte ich es ja gegen Lee leichter, auch wenn der eine verdammt harte Nuss war... – Aber ich habe in diesem Spiel keine drei Runden sondern nur eine und wenn mir nicht schnell was anderes einfällt, dann gehen für mich aber die Lichter aus und...“, Weiter kam er nicht, denn nun war es an seinem deutschen Kontrahenten, die Initiative zu ergreifen. „Grypholyon? – Attacke! – Ramm ihn!“, war der eindringliche Befehl, dem der Greif auch sofort nachkam. Er holte Schwung und schoss mit der Gewalt einer Expresszuglokomotive auf seinen Gegner zu. Doch Trygle schien nicht auf einen Befehl seitens Michael warten zu wollen; er entschied sich selbsttätig dafür, seitlich auszuweichen, so dass Roberts Blade durch die Palisaden krachte und ein Loch hinterließ, dass dreimal so groß war, wie der gesamte Blade. Es krachte erneut, als er sich ein zweites Mal seinen Weg durch die Palisade bahnte und danach wieder auf Trygle zuschoss. Michaels Miene wurde sichtbar angespannter und mit jeder Sekunde blasser. „Meine Güte... – Aus was besteht der denn?“, murmelte er, als er plötzlich etwas sehen konnte. „Was ist denn das da um den Blade? – Ein Ring aus Energie? – Oh Mann, da komme ich ja nie dran vorbei, geschweige denn nahe genug ran um ihm Schaden zuzufügen... – OK, dann versuchen wir es einfach noch mal von oben...“ Ein weiteres Mal ließ Michael seinen Beyblade über die umgekippte Palisade springen, doch dieses Mal stieg Trygle nicht senkrecht in den Himmel, wie er es vorher getan hatte, sondern nutzte einen nahen Holzpfeiler als Hilfestellung um seinen Gegner von schräg oben angreifen zu können. Krachend traf der goldfarbene Kreisel des Amerikaners mit der Seitenkante direkt auf den Bit von Roberts Blade und brachte diesen damit aus dem Gleichgewicht. Doch der Schwung, den er zum Angreifen benutzt hatte, war einen Tick zu gering gewesen, um zu einem wirkungsvollen Spin-Axis-Shoot anzusetzen, jedoch aber gleichzeitig auch zu groß um das Blade nach der missglückten Technik wieder unter Kontrolle zu bekommen. Fast zeitgleich gerieten die beiden Blades außer der Kontrolle ihrer Spieler und es war schließlich Trygle, der zuerst den Sand der Arena berührte und aufhörte sich zu drehen. Grypholyon folgte keine 3 Sekunden später. »Spielende!«, verkündete DJ. »Das entscheidende Match im Spiel All-Starz gegen Majestics im Duell um Platz 5 geht an das europäische Team nach einem knappen und dennoch verdienten Sieg ihres Teamleaders Robert!« Jubel aus dem Publikum war die Antwort als Michael seinem deutschen Freund die Hand reichte und auf der Teambank der Europäer atmeten die restlichen Majestics erleichtert auf. „Himmel war das knapp... – Michael hat gekämpft wie ein Löwe!“ musste Jonny anerkennend zugeben. Oliver nickte. „Ja... – Aber er hatte unheimliches Pech, dass sein Blade für einen Spin-Axis-Shoot nicht mehr genug Energie hatte...“, stellte er fest, während sich das Team zur letzten Aufstellung an das Tableau begab. Robert, der das gehört hatte, nickte noch einmal. „Ich glaube langsam, dass Kai vor ein paar Monaten in Russland Recht hatte. Wir sind definitiv zu alt für diesen Sport...“, stellte er fest, als noch einmal DJs Stimme durch die Arena hallte: »Meine Damen und Herren wir machen jetzt noch einmal eine kurze Pause! – Um 18:00 Uhr treffen im zweiten Halbfinale die Bladebreakers auf die NEO-Borg!« „Meine Güte, ihr musstet es aber auch spannend machen...“, meinte Tyson, nachdem sich die Top 5 Teams wieder unten in einem der Gänge trafen. „Vor allem hätte ich nicht gedacht, dass Alex euch beide so anschmieren kann...“ Jonny verzog das Gesicht. „Wer rechnet denn auch mit so was?“ „Ja, wer rechnet schon damit, dass sich ein Team neue Attacken ausdenkt und diese perfektioniert, bevor sie auf ein Turnier gehen...“, gab Kai zurück und legte Jonny kameradschaftlich die Hand auf die Schulter. „Das meinte ich nicht!“, gab der Schotte energisch zurück. „Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, dass ein Bit-Beast so viel Kraft entwickeln kann um zwei gegnerische zu paralysieren... – Eins ja, aber zwei?“ Aleksej musste grinsen. „Ich habe 6 Jahre gebraucht um Blue Thunder auf diese Stufe zu trainieren. Ich bin zwar noch nicht ganz zufrieden, aber... – Was denn?“, fragte er, als er auf die Aussage, dass er mit den Auswirkungen seiner Technik noch nicht ganz zufrieden sei, schräge Blicke von Jonny und Tala kassierte. „Ach nichts, schon gut...“, gab Jonny zurück, bevor er sich an Kai wandte. „Ich muss euch, denke ich, nicht sagen, dass ihr in eurem nächsten Spiel vorsichtig sein müsst, oder?“ Der Grauhaarige schüttelte den Kopf. „Da musst du dir keine Sorgen machen, wir wissen genau, was auf uns zukommt. Auch wir werden den Fehler, einen Gegner zu unterschätzen, nicht noch einmal machen...“ Ray nickte bestätigend. „Einmal ist genug.“ „Ich bin mir sicher, ihr schafft das! Euch kann keiner schlagen!“ Max musste lachen. „So von uns überzeugt, Jesse?“ Die Deutsche zuckte mit den Schultern. „Muss ich doch sein, wenn ich damals bei unserer ersten Begegnung noch nicht mal wusste, wer mein Zukünftiger eigentlich ist und ich ihn auch noch im Schnee habe sitzen lassen.“ „Ich fand ja den Kuss auf dem Striezelmarkt viel schöner.“, musste Enrique zugeben. Tyson und Jesse wurden leicht rot, als sie bemerkten, dass sich fast alle Anwesenden noch an den unfreiwilligen ersten Kuss der beiden erinnern konnten. Mit den Worten „Hört jetzt auf damit, das lenkt meine Konzentration vor dem Match ab!“, versuchte Tyson jedwede in diese Richtung weiterführende Unterhaltung zu unterbinden, doch als er sich umdrehte und in Richtung der Mannschaftsräume davongehen wollte, übersah er einen dort aufgestellten Aschenbecher. Zu seinem Glück war dieser und der sich darunter befindende Papierkorb leer, was ihn zwar vor Verschmutzung bewahrte, nicht aber vor dem Gelächter seiner Freunde. „Klasse!“, lachte Oliver. „Das war ein Auftritt wie früher!“ Tyson griff sich hinter den Kopf und musste ebenso lachen. „Na ja, es heißt doch, mit alten Traditionen soll man nicht brechen. Aber ich schlage vor, dass wir uns jetzt vor dem Spiel noch mal in die Kabine zurückziehen.“ Ein Nicken seitens Kai war die Antwort und Jesse drückte Tyson noch einmal fest, nachdem sie ihm aufgeholfen hatte. „Viel Glück, Schatz!“, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. „Keine Sorge, wir machen das schon!“, gab er zurück, bevor er sich umdrehte und seinen Teamkameraden in die Kabine folgte. Dann war es schließlich soweit und ein tief klingender Gong sowie im Dome verlöschendes Licht zeigten an, dass die Zeit reif war. Reif für einen weiteren Jahrhundertkampf. Es war Punkt 18:00 Uhr und damit stand das zweite Halbfinale auf dem Plan. Leicht verkrampft saß Jesse oben in der Loge und drückte mit einem Arm ihre auf ihrem Schoß sitzende Tochter Sophie an sich und beobachtete nervös, wie die Schutzkuppel im leichten Dämmerlicht zurückgefahren wurde. Emily neben ihr hatte angeboten, auf Jannik, den Zwillingsbruder des Mädchens, aufzupassen und ihr erging es nicht anders, als ihrer deutschen Freundin. Auch ihre Hände zitterten, während sie angespannt darauf wartete, dass das zweite Halbfinale endlich beginnen möge. Schließlich lag es jetzt an ihren Männern, sich den Einzug ins Finale zu erkämpfen. Dann gingen mit einem Schlag sämtliche auf das Tableau zeigende Scheinwerfer an und erstaunte Rufe aus dem Publikum waren die Antwort auf die für dieses Duell gewählte Arena. Es handelte sich dabei um eine exakte Nachbildung eines Felsenlabyrinths, das den Bladern seltsam bekannt vorkam. Jesse musste schlucken, als sie das Tableau sehen konnte. „Was ist?“, wollte Josie wissen. „Das sind die Tisaer Wände... – Ein natürliches Labyrinth aus Sandsteinfelsen, das sich in der Sächsischen beziehungsweise Böhmischen Schweiz befindet. Es ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet und eignet sich perfekt für Wandertouren, aber als Beyblade-Tableau ist das der reinste Hindernisparcours.“, erklärte sie den Freunden. „Wir waren schon mal alle zusammen da, erinnert ihr euch?“ Synchrones Nicken war die Antwort. Jesse wollte noch etwas hinzufügen, doch DJ unterbrach sie. »Willkommen Beyblade-Fans zum zweiten Halbfinalspiel in der diesjährigen WM! – Am Felsenlabyrinth-Tableau werden jetzt zwei hervorragende Teams um den Einzug ins Finale kämpfen! – Begrüßen sie mit mir die Herausforderer! – Aus Russland, aus der Hauptstadt Moskau kommen die NEO-Borg!« Selbstbewusst und freudestrahlend traten die 5 Mitglieder des russischen Teams aus dem Schatten der Teambank und ließen sich vom Publikum feiern. Sie waren stolz auf das, was sie bisher geleistet hatten, und sie waren sich sicher, dass sie auch den Weltmeistern zumindest harten Widerstand leisten konnten, wenn sie sich nur genug dafür anstrengten. Denn dass fast nichts unmöglich war, hatten sie bereits bewiesen, indem sie die Majestics bezwungen hatten. »Die Herausforderung des russischen Teams steht und die Titelverteidiger sind selbstverständlich bereit, diese auch anzunehmen! – Sie sind auch dieses Jahr wieder heißer Anwärter auf den Weltmeistertitel! – Aus Japan, die aktuelle Nummer 1 der Weltrangliste: Die Bladebreakers!« Der sofort aufkommende Lärm war ohrenbetäubend. Wie bei jedem ihrer bisherigen Auftritte bekamen die 5 Spieler des weltbesten Teams Standing Ovations und das nicht nur von ihren Fans. Und jeder wusste, dass sie sich mit einem wahren Feuerwerk an Blading-Künsten dafür bedanken würden. »Doch das ist nicht alles, liebe Freunde des Blading-Sports!«, meldete sich DJ erneut zu Wort. »Denn die NEO-Borg setzen in diesem Spiel alles auf eine Karte!« Aufgeregtes Gemurmel war die sofort folgende Reaktion und ein jeder schien nur darauf zu warten, dass DJ verkündete, was die geheimnisvolle eine Karte sein würde. »Gemäß den Regeln hat jedes Team einmal die Chance den Ablauf eines Duells zu bestimmen, so wie es im vorherigen Spiel die All-Starz und die Majestics gemacht haben! – Die NEO-Borg gehen hierbei sogar noch einen Schritt weiter!« war die folgende Erklärung, worauf im nächsten Moment ein Scheinwerfer blau eingefärbt und direkt auf Evgeni, den Teamleader des russischen Teams, gerichtet wurde. Stille durchzog den Dome, als der Junge schließlich anfing zu sprechen: „Wir fordern euch heraus, Bladebreakers!“ sagte er mit klar vernehmlicher Stimme. „Und zwar zu einer Battle Royal!“ Kai verengte seine Augen, als er die Worte seines Kontrahenten vernommen hatte. Dann jedoch umspielte ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel und er sah den Jungen an. Mut hatte der junge Russe und das sollte definitiv belohnt werden. „Wir nehmen an!“, gab er ohne zu Zögern zurück. Das Publikum tobte vor Begeisterung und DJ versuchte mehrere Augenblicke lang vergeblich, sich Gehör zu verschaffen. Dann jedoch gelang es ihm wieder. »Das zweite Halbfinalspiel in dieser Weltmeisterschaft entscheidet sich auf ungewöhnlichem Wege! – Bladebreakers und NEO-Borg treffen in einer Battle Royal aufeinander! – Die Blader beider Teams bitte an das Felsenlabyrinth!« Oben in der Loge beobachtete Tala mit einer Sorgenfalte auf der Stirn, wie alle 10 Spieler gleichzeitig ans Tableau traten und ihre Blades auf den Start vorbereiteten. Battle Royal, das bedeutete, dass sich alle Blades gleichzeitig in der Arena befanden und ihre jeweiligen Gegner zu bezwingen versuchten. Doch diese Art zu spielen brachte sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich und daran konnte auch die enge Arena nichts ändern. Ganz im Gegenteil... Denn man musste nicht nur aufpassen, dass man sich nicht von den gegnerischen Blades erwischen lies, nein, auch Kollisionen mit den Kreiseln der eigenen Teamkameraden sollten tunlichst vermieden werden. Dazu kamen die engen Laufwege zwischen den Felsen und die kurze Reaktionszeit, die einem blieb, wenn sich ein plötzliches Hindernis vor einem auftat. Außerdem war alles auf ein einziges Match beschränkt und wer raus war, konnte nicht auf eine zweite Runde hoffen um den Fehler wieder auszubügeln. Man konnte sich zwar darauf verlassen, dass einem die Teamkameraden jederzeit zu Hilfe kommen konnten, doch alles in allem war eine Battle Royal sehr viel schwieriger zu spielen, als 5 einzelne Spiele. Und die NEO-Borg mussten eine Menge auf sich halten, wenn sie es sich wagten, den Weltmeister, das Team mit dem am stärksten ausgeprägten Teamgeist, zu einem solchen Spiel herauszufordern. »Blader bereit?«, ertönte erneut DJs Stimme. »Und! 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« Kraftvoll rissen die 10 Blader an ihren Ripcords und schickten die hochentwickelten Kreisel auf die gefährliche Reise ins Tableau. „Aufteilen!“, kommandierte Kai ohne zu zögern und seine Teamkameraden zögerten nicht, der Anweisung nachzukommen und während Dranzer und Dizzara oben auf den flachen Ebenen der Felsen blieben, zogen sich Driger, Dragoon und Draciel in das Felsenlabyrinth zurück. Das erschwerte den sie führenden Bladern zwar, die Laufwege zu verfolgen, doch sie und ihre Bit-Beasts waren ein dermaßen eingespieltes Team und daher in der Lage, über die Augen ihrer Bit-Beasts die Pfade, die vor den Blades lagen, zu sehen. „Trennen und rauswerfen!“, wandte sich Evgeni an seine Teamkameraden. Die NEO-Borg nickten und verteilten ihre Blades ebenso in der Arena. Während Evgeni und Míchael die offensichtliche Herausforderung seitens Kai und Kenny annahmen und den beiden über die flachen Felsenoberflächen folgten, verschwanden die Blades von Svjetlana, Katherina und Andrej im Inneren des Felsenlabyrinths, auf der Suche nach den restlichen Bladebreakers. Nur eine Hundertstel später krachte es das erste Mal laut und vernehmlich, bevor Draciel und Opal ungerufen aus ihren Blades erschienen. Der orange leuchtende Husky zögerte nicht lange und sprang die gegnerische Drachenschildkröte an. Nur hörbar schliffen die Blades in dem engen Durchgang aneinander und an den erbebenden, angrenzenden Felsen wurde ersichtlich, dass sie nebenher auch noch hübsche Muster in den Sandstein schnitten. „Hey Ray! – Das Hündchen will spielen!“ wandte sich Max an seinen Teamkameraden. „Bin gleich bei dir!“, war die knappe Antwort und nur einen Augenblick später tauchte Driger als drittes Bit-Beast über dem Tableau auf. Man sah ihn Schwung holen, bevor er mit einem kraftvollen Satz über Draciel hinweg sprang und sich dieser gleich darauf in seinen Bit zurückzog. Nun zog Max seinen Blade von Driger zurück, der das Duell gegen den Husky übernahm und begab sich seinerseits auf die Jagd nach Andrejs Amethyst, der in einem der Seitengänge bereits auf ihn zu warten schien, während Dragoon offenbar spurlos verschwunden war. Oben auf den Tafelfelsen hatte Míchael inzwischen Kenny und Dizzara stellen können und der grünlich leuchtende Specht forderte die regenbogenfarbene Harpyie nun offen zum Kampf heraus. Dizzy selbst schien Auseinandersetzungen ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten aus dem Weg gehen zu wollen; sie zog sich immer weiter zurück und wich sämtlichen Hindernissen mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit aus, als würde sie Augen an ihrem Hinterkopf besitzen. So lockte sie ihren Gegner immer näher an den immer noch tobenden Kampf zwischen Ray und Katherina heran. Die Harpyie überwand die Schlucht, in der sich die Beys jagten, mit Leichtigkeit, doch als Smaragd ihr folgen wollte, erlebte Míchael eine böse Überraschung. Fast im selben Moment, wie sein Bey die Schlucht überquerte, ließ Ray seinen Bey hart von Katherinas zurückprallen. Tysons Dragoon kam aus der Gegenrichtung und die beiden Blades kollidierten mit einem lauten Krachen. Míchael verzog seine Lippen zu einem Grinsen, als sich die beiden Bladebreakers offenbar gegenseitig rauskegelten, doch dieses erstarb von einer Sekunde auf die andere, als Driger, von Dragoon mit dem nötigen Schwung versehen, von unten aus der Schlucht herausgeschossen kam und Smaragd förmlich abschoss. Klirrend landete der Blade des jungen Russen außerhalb des Tableaus. »Aus für Míchael! – Die Bladebreakers gehen 1:0 in Führung!«, verkündete DJ, während Tyson Ray das Victory-Zeichen präsentierte und die beiden mit raschen Manövern ihre Blades wieder ins Gleichgewicht brachten. Der Chinese blickte zu Kai hinüber und als dieser nickte, ließ er seinen Tiger wenden und zum Angriff auf den Teamleader der NEO-Borg gehen. Evgeni nahm die Herausforderung an und ging zum Gegenangriff über. Unterdessen fühlte sich Katherina ihres Gegners beraubt und ging nun ihrerseits auf die Jagd nach Tyson und Svjetlana, die sich ohnehin noch nicht in das Geschehen eingemischt hatte, schloss sich ihrer Teamkameradin an. Doch dabei ließ sie Kai nicht aus den Augen, der seine NEO-Dranzer auf einem der Tafelfelsen Kreise ziehen ließ, ohne sich in das Match einzumischen. Er wirkte desinteressiert, auch wenn er sein Team genau beobachtete. Während die beiden Mädchen jedoch damit rechneten, dass Kai sich einmischte, ließen sie Max vollkommen außer Acht. Er trieb Andrej unterdessen genau auf Tyson und die beiden Mädchen zu. Der Haken an der Sache war nur, dass sich Tysons Blade jetzt direkt zwischen denen der beiden Mädchen und dem von Andrej befand. Es bedurfte nicht mehr als einen Blick des Einverständnisses, den sich die beiden gaben, damit der eine wusste, was der andere vorhatte. Tyson ließ seinen Blade geradewegs in die Wand donnern, kurz bevor Andrej an ihn heran war und setzte sich so selbst außer Gefecht. Da die beiden ihn verfolgenden Mädchen nicht bemerkt hatten, dass ihnen Andrej entgegen kam, kollidierten die drei Blades miteinander. Max gelang es zwar noch, Draciel im letzten Moment in Sicherheit zu bringen, dann jedoch geriet auch sein Blade durch Kollisionen mit herumliegenden Bruchstücken aus dem Gleichgewicht und stürzte schließlich ebenso um. »Fünfaches... – Nein! Vierfaches Aus in diesem Halbfinale!«, korrigierte DJ sich selbst, nachdem er hatte sehen können, dass Svjetlana es mit Mühe geschafft hatte, dem Chaos in der Schlucht zu entgehen. »Andrej und Katherina auf Seiten der NEO-Borg sowie Tyson und Max auf Seiten der Bladebreakers fallen der Massenkarambolage zum Opfer! – Damit 3:2 Bladebreakers und das Match läuft weiter!« Kai verengte seine Augen. Noch hatte er als einziger nicht in den Kampf eingegriffen und wenn alles weiterhin so glatt lief, würde er das auch nicht tun müssen. „Kenny! – Übernimm Evgeni! – Ray! – Du holst dir Svjetlana!“, kommandierte er und seine beiden Teamkameraden folgten der Aufforderung sofort. Kenny ließ Dizzy sich zwischen Driger und Rubin schieben und der Chinese wies seinen Tiger an, in den Canyons nach Svjetlanas Elchbeast Saphir suchen. Es dauerte auch keine 30 Sekunden und Ray hatte sein Ziel gefunden. Genau genommen hatte er nicht mal lange suchen müssen, da ihm der Blade seiner Kontrahentin nach zwei Weggabelungen in einer engen Schlucht direkt entgegen kam. Es gab somit keine Chance, dass sie ihm ausweichen konnte. „Driger! – Tiger-Claw-Attack!“, Der weiße Tiger brüllte auf, jagte heran und fegte den gegnerischen Blade wie ein Stück Papier beiseite. »4:2 Bladebreakers!«, kommentierte DJ und das Publikum jubelte. »Nur noch ein Gegner übrig! – Evgeni steht allein gegen drei Bladebreakers!« Kai nickte zufrieden. Ray schien voll in seinem Element zu sein und räumte einen gegnerischen Blade nach dem anderen aus dem Tableau. Er hatte sich sichtlich gut von der Niederlage gegen Goki erholt und war wieder voll da. Kenny jedoch hatte mit dem Leader der NEO-Borg eine schwer zu knackende Nuss gezogen und es war abzusehen, dass der junge Russe den Braunhaarigen in die Knie zwingen würde. Doch noch tat sein Teamleader nicht dergleichen und schien keine Ambitionen zu zeigen, sich in den Kampf aktiv einzumischen. Es genügte ihm anscheinend, dass NEO-Dranzer hübsche Muster in den Sandstein schnitt. Erneut war es Ray, der Kenny zu Hilfe kam. Er katapultierte Driger über den bereits geschlagenen Draciel sowie die Felswände nach oben und gelangte so in eine nahezu perfekte Angriffsposition. „Driger! Aero-Blaster!“, waren die letzten Worte, die Evgeni noch hörte, bevor sich Driger mit einem lauten Aufbrüller scheinbar von oben auf Rubin stürzte und das Blade in Richtung der Tableau-Grenze zurückschob. Zwar versuchte das Fledermaus-Bit-Beast verzweifelt dem Tiger standzuhalten, doch Drigers Kraft schien noch lange nicht am Ende zu sein. Unerbittlich wurde das Blade zurückgedrückt, bis Ray seinen Gegner einmal kurz anblickte. „Driger? – Genug jetzt! – Seever Claw!“, befahl er, worauf sein Blade einen raschen Schlenker vollführte und das von Evgeni schwungvoll aus dem Tableau beförderte. Donnernder Applaus war die Antwort auf den nahezu perfekten Sieg, den das japanische Team errungen hatte. Sie hatten damit einmal mehr bewiesen, dass sich jeder einzelne von ihnen auf den anderen verlassen konnte und dass sie als Team unschlagbar waren. »Endstand: 5:2 Bladebreakers! – Die Weltmeister besiegen die NEO-Borg in einer schnellen und rasanten Battle-Royal im Felsenlabyrinth! Leadplayer war in diesem Fall unübersehbar Ray, der mit seinem Bit-Beast Driger allein 3 gegnerische Blades ausgeschaltet hat! – Die Bladebreakers ziehen damit ins Finale ein und treffen morgen um 20:00 Uhr auf die White Tigers!« Der daraufhin losbrechende Jubel verschluckte jedes weitere Wort. Oben auf der Tribüne waren Emily und Jesse aufgesprungen und lagen einander lachend in den Armen. Wie auch die White Tigers waren ihre Männer jetzt nur noch ein einziges Spiel vom Weltmeistertitel entfernt. Und alle waren sich sicher, dass es ein faires und vor allem hartes Match werden würde. -------------------------- Wir lesen uns dann demnächst, wenn das neue Kapitel fertig ist! Bis dann! Kapitel 38: Day off... ---------------------- So... Lange hats gedauert, aber ich hab es doch noch hinbekommen. Das Chapter war nicht eingeplant, sondern entstand auf besonderen Wunsch von Mao_Anna. Wir hoffe, wir haben damit deinen Geschmack getroffen. Viel Spaß mit dem "Day off..." Lillie & Venka ---------------------------------- 39 – Day off... Es war der 17. August 2007, 8:30 morgens und in den Suiten der an der Weltmeisterschaft teilnehmenden Teams herrschte eine himmlische und beinahe gottgegebene Ruhe. Die meisten Spieler und Spielerinnen schliefen an diesem freien Tag vor den letzten beiden Spielen noch und wen die bereits aufgegangene Sonne doch schon aus den Federn geholt hatte, der war darauf bedacht, die restlichen Mitglieder seines Teams und auch die in den angrenzenden Zimmern wohnenden Spieler und Teams nicht zu stören. Leider betraf diese Tatsache nicht alle, die bereits aufgestanden war. Mit einem fröhlichen „Guten Morgen, Jungs!“ holte Jesse die noch schlafenden Mitglieder des Teams ihres Mannes aus ihren süßen Träumen. Sie war, nicht zuletzt durch die Mitwirkung ihrer beiden Kinder sowie Sarah bereits seit einer Stunde auf den Beinen. Nicht, dass es sie sonderlich gestört hatte, Babysitter zu spielen, doch nun hielt sie es für angebracht, dass sich ihre derzeitigen Mitbewohner ebenso aus ihrem Dornröschenschlaf erhoben. Die Reaktionen waren recht unterschiedlicher Natur. Tyson sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett, kaum dass er die Stimme seiner Frau gehört hatte. „Verflixt Jesse! Wenn du schon eher wach bist, warum weckst du mich dann nicht?“, wollte er wissen. „Ganz einfach... – Du bist hier auf der Weltmeisterschaft, du brauchst deinen Schlaf, wir sind ja hier nicht zu Hause.“ gab sie zurück, bevor sie mit einem weiteren „Guten Morgen! Aufstehen!“ die Tür zu Kais und Rays Zimmer öffnete. Um Max brauchte sie sich nicht zu kümmern, der befand sich schon seit einer halben Stunde mit Emily auf einem der Tennisplätze und der Chef hatte im Gemeinschaftsraum bereits an den Blades seiner Kameraden herumgefeilt, um sie für das Finalspiel in Topzustand zu haben. „Wasislos?“, murrte Kai, nachdem er sich halb aufgerichtet hatte und nun im Bett saß. Zumindest versuchte er dies, denn Ray hatte sich im Tiefschlaf so dicht an ihn gekuschelt, dass es ihm beinahe unmöglich war, aufrecht zu sitzen. Die an diesem Morgen extrem quirrlige Deutsche streckte ihren Kopf ins Schlafzimmer des Jungenpärchens und lächelte den grauhaarigen Russen an. „Na? Ausgeschlafen?“, wollte sie wissen und erntete dafür einen nicht ernst zu nehmenden Blick, der aufgrund von Kais verwuschelter Frisur noch komischer aussah, als es sonst der Fall gewesen wäre. „Was willst du um diese nachtschlafende Zeit?“, war die knurrige Antwort, die doch unfreundlicher ausfiel, als Kai das eigentlich gewollt hatte. Jesses Antwort war nur ein kurzes Lächeln, da sie genau wusste, wie Kai es meinte und wie sie ihn nehmen musste. „Ich habe gedacht, wir fahren heute endlich mal nach Kairo. – Ihr habt doch frei, als können wir uns ruhig hier mal ein bisschen die Umgebung ansehen. – Mehr als diesen Dome und das Hotel habt ihr euch die ganze Zeit nicht angesehen, während wir hier waren.“, stellte sie fest. Kai verzog das Gesicht. „Wie spät ist es?“, wollte er wissen und seine Stimme klang mehr als nur unbegeistert. „8:30, du Morgenmuffel.“, war die knappe Antwort. „Sind die anderen schon wach?“ „Noch nicht, aber gleich. – Das heißt, wenn du Ray weckst sind dann alle wach...“ „Ist gut...“, murmelte der Grauhaarige gottesergeben. „Wir kommen auch gleich...“ Die junge Deutsche nickte und verschwand wieder aus dem Zimmer, in dem Kai nun versuchte, Ray möglichst behutsam zu wecken. Es war ihm ohnehin ein Rätsel, wie der Chinese immer noch schlafen konnte. Mit den Worten „Guten Morgen, mein Schatz... – Zeit zum Aufstehen...“, küsste er den Geliebten sanft auf die Wange und die Nasenspitze. Ray verzog seine Lippen zu einem sanften Lächeln, bevor er sich einer Katze gleich streckte und dann an Kai kuschelte. „Was ist los? – Hab ich es verschlafen?“, wollte er leise murmelnd wissen. Kai musste lächeln und strich seinem Lebensgefährten mit der Hand sanft über den Rücken, was dieser mit einem schnurrähnlichen Geräusch beantwortete. „Keine Angst, hast du nicht... – Jesse war nur gerade hier, weil sie uns wecken wollte. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, dass wir heute einen Ausflug in Kairos Innenstadt machen könnten, weil ja sämtliche Teams spielfrei haben.“ „Klingt doch gar nicht so schlecht.“, war die gegähnte Antwort und der Schwarzhaarige löste sich mit einer seitlichen Drehung aus Kais Armen, damit er sich richtig strecken konnte, um die Müdigkeit aus seinem Körper zu verbannen. „Oder was meinst du?“ wandte er sich mit einem fragenden Blick an seinen Freund. Der Gefragte verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Keineswegs. – Auch wenn...“ Weiter kam Kai nicht, denn Ray legte verschwörerisch den Finger auf die Lippen des Grauhaarigen. „Ich weiß...“, sagte er leise. „Du alter Morgenmuffel hättest am liebsten noch bis in die Puppen geschlafen. Aber dann ist es draußen wahrscheinlich so unerträglich heiß, dass wir das rausgehen vergessen können. – Also los! Raus aus den Federn!“, forderte er ihn auf, während er selbst aus dem Bett kletterte. Kai musste bei diesem Kommentar lächeln, weil er genau wusste, wie recht Ray hatte. Denn in den vergangenen Jahren war aus dem Frühaufsteher Kai Hiwatari ein Langschläfer und manchmal schon recht bösartiger Morgenmuffel geworden. Wenn er morgens nicht ausgeschlafen hatte, dann machte man besser einen sehr großen Bogen um ihn. Und ihm diese Eigenart wieder abzugewöhnen, war bisher noch nicht einmal Ray gelungen. Dennoch folgte er seinem Geliebten ohne weiteres Murren aus dem weichen Bett und streckte sich erst einmal durch, so dass seine Wirbelsäule auf der ganzen Länge knackte. Missbilligend verzog Ray das Gesicht, doch Kai nahm erstens schon lange keine Notiz mehr von Blicken dieser Art und zweitens währe es sinnlos gewesen, den Russen auf das Rückenproblem anzusprechen. Gespräche, die darauf abzielten, waren schon mehrfach im Sande verlaufen. Allerdings hatte der Schwarzhaarige nun das Problem, dass Kai halbnackt vor ihm stand und er den Blick nicht mehr vom muskulösen Körper des Geliebten wenden konnte. Verträumt, wie ein frisch Verliebter, ließ er seinen Blick über Kais Konturen gleiten und bekam so nicht einmal mit, dass sich der Russe umdrehte und seinen Freund amüsiert beobachtete. „Ray?“, fragte er leise, bekam aber keine Reaktion, die darauf hindeuten konnte, dass der Chinese ihn gehört hatte. „Ray?“, versuchte er es erneut, bekam aber weder eine Antwort noch wich der verträumte Blick aus dem Gesicht des jungen Mannes, der ihm gegenüber auf dem Bett saß. Kai musste leise lachen. So in sich versunken hatte er seinen Geliebten lange nicht mehr gesehen. Zwar konnte er sich die Gedanken mehr als genau vorstellen, aber dieser Anblick war einerseits so niedlich, dass es Kai selbst schwer fiel, sich davon loszureißen, andererseits würde dies das Aufstehen verzögern und das Risiko, dass Jesse gleich wieder reinschneite und Atmosphäre dabei unbeabsichtigterweise zerstörte, war nicht gerade gering. Also musste der Russe, sehr zu seinem eigenen Bedauern, zu härteren Bandagen greifen. „Ray, ich störe dich wirklich nur ungern, aber wie du siehst, bin ich schon fast nackt, es gibt also nichts, was du mir mit deinen Blicken noch ausziehen könntest...“ Das Resultat dieser kleinen Ansprache war, dass Ray urplötzlich hoch schreckte und sich vollkommen verwirrt im Zimmer umsah. „Was? – Was hast du gesagt?“ „Nichts...“, war Kais Antwort und er konnte sich nur mit Mühe ein leichtes Lachen verbeißen. „Du bist so süß, Ray... – Und ich dachte, dass ich dir das schon mehrfach gesagt habe, es gibt also keinen Grund, deswegen rot zu werden...“ Mit diesen Worten verschwand der Russe im Bad und ließ einen vollkommen verwirrten Ray zurück, der krampfhaft versuchte, die Röte wieder aus seinem Gesicht zu bekommen. ‚Verflixt...’, dachte er. ‚Er schafft es doch immer wieder!’ "Also Jesse... - Dann erzähl doch mal, was du dir für heute so ausgedacht hast.", forderte Kai, nachdem sich das komplette Team der Bladebreakers im Hauptwohnraum der großen Suite versammelt hatte, aber er erntete nur einen fragenden Blick seitens der jungen Deutschen. "Wieso denn ich?", wollte sie wissen, hatte aber sichtlich Mühe ernst zu bleiben. "Sonst hättest kaum du uns um die Zeit aus den Betten geholt, sondern derjenige, der sich einen Plan für die Besichtigung Kairos überlegt hat, da stimmst du mir doch sicher zu, oder nicht?" Jesse verzog ihr Gesicht. "Weißt du, du kannst einem aber auch jeden Scherz verderben...", stellte sie gespielt schmollig fest. "Na aber bitte, gern doch..." war Kais trockener Kommentar. "Und nun hör auf schmollig zu spielen und erzähl uns, was du vor hast.", fügte er mit besänftigender Stimme hinzu. "OK! - Wir haben verschiedene Möglichkeiten. Entweder wir entscheiden uns dafür, die Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen oder wir machen einen Trip raus zu den Pyramiden." "Schatz, wir haben August, also wird es tagsüber brütend heiß, vor allem in der Wüste. Einen Ausflug zu den Pyramiden halte ich für keine gute Idee, da wir morgen noch mal spielen müssen. Wenn sich einer von uns da einen Sonnenstich holt, dann wars das mit dem Finale...", gab Tyson zu bedenken. "Ich wäre also in diesem Falle für die Stadt..." Max nickte. "Der Ansicht bin ich auch." Nachdem man sich endlich darauf geeinigt hatte, dass man sich die Pyramiden als krönenden Abschluss aufheben und diese nach dem Finale besuchen wollte, verließen die Bladebreakers schließlich ihre Suite, um unten an der hoteleigenen Station der Magnetschwebebahn in die Innenstadt hinein zu fahren. Dass sich die Weltmeister aus ihrer derzeitigen Wohnung entfernt hatten, blieb natürlich auch bei den anderen Top 5 Teams nicht lange unbemerkt. Noch während das japanische Team auf die Ankunft der kurzfristig angemieteten Schwebebahn wartete, gesellten sich Emily, die von Max über den Ausflug informiert worden war sowie Michael und Mariah zu ihnen. Kurz vor Abfahrt des Zuges wurde die Gruppe schließlich noch von Tala und Rogue sowie Oliver und Akiko ergänzt, was Kenny schließlich dazu bewog, sich doch dem Junggesellenausflug zu den Pyramiden anzuschließen, um den Pärchenausflug in die City nicht zu stören, wie er es nannte. Ray jedoch wusste es besser, denn das jüngste Mitglied der Bladebreakers war gleichzeitig auch der einzige, der noch Solo war. Und bisher hatte er, sehr zu seinem eigenen Bedauern, nicht die Richtige gefunden. „Sagt mal, wo soll es eigentlich genau hingehen?“, erkundigte sich Emily, als die Gruppe gemeinsam in der Magnetschwebebahn in Richtung der Stadt saß. Tala musste grinsen. „Du entscheidest dich, bei so einem Ausflug mitzufahren und weißt noch nicht mal, wo genau es hingeht?“, wollte er wissen. „Weißt du es denn?“, war die prompte Rückfrage seitens der Dunkelblonden. „In die Stadt.“, gab der Russe trocken zurück. „Stell dir vor, so weit war ich auch schon, mein lieber Tala...“, gab Emily zurück. Selbst nach all den Jahren hatte sie es sich nicht abgewöhnen können, sich mit dem Rothaarigen ab und an eine kleine Kabbelei zu liefern. Zunächst hatte ihr das mehrfach skeptische Blicke seitens Rogue eingetragen, doch mittlerweile hatte sich auch das gegeben. „Wir fahren erst mal bis zur Station in der Innenstadt. Danach wollten wir uns das Ägyptische Museum ansehen, in dem unter anderem auch den goldenen Sarkophag des Pharaos Tutenchamun ausgestellt wird. Und wenn wir uns ein bisschen Kultur angetan haben, dann wollten wir noch auf einen der großen Basare gehen, damit der Tag nicht ganz so staubtrocken wird.“ „Klingt gut!“, musste die Amerikanerin zugeben. „Aber wenn wir so lange weg sind, was ist dann mit den Kindern?“ „Das ist schon geregelt. Dr. Owens und Judy kümmern sich darum. Sie meinten, dass wir neben den ganzen Spielen und den Kids auch mal Zeit für uns selbst bräuchten.“, gab Jesse zurück. Michael musste grinsen. „Na ob die armen Kinder nach dieser WM überhaupt noch wissen, wer ihre Eltern sind? – Bei Sarah mache ich mir da keine Gedanken aber bei Marie-Michelle und bei Jannik und Sophie schon eher...“, stellte er augenzwinkernd fest. Jesse hob eine Augenbraue. „Das glaubst du doch wohl selber nicht, oder?“ Der dunkelblonde Amerikaner legte die Arme in den Nacken und blinzelte Jesse mit einem Auge an. „Wer weiß...“ Etwa 10 Minuten später fuhr die Bahn im Zentralbahnhof von Kairo ein. Jesse hatte sofort vor, die Führung über die Gruppe zu übernehmen, um diese dann schnellstmöglich zum Museum zu lotsen, wurde aber von Kai zurückgehalten. Auf einen fragenden Blick der jungen Frau hin erklärte er, dass Ray und er sich während der Fahrt entschlossen hatten, statt des Museums den Fernsehturm Kairos zu besichtigen. Sie müssten über etwas nachdenken und sprechen, und da wäre ein Museum nicht der geeignete Ort dafür gewesen. Daraufhin trennte sich die Gruppe und Kai und Ray setzten ihren Weg allein fort. Das Pärchen wurde von den meisten Menschen in den engen Gassen nicht beachtet, da beide erstens nicht ihre traditionellen Blading-Klamotten trugen und zweitens die meisten Touristen noch in ihren Hotels waren und erst am Mittag beziehungsweise Nachmittag herauskommen würden. Außerdem sah man hier in Kairo zwei junge Männer, die zusammen durch die Straßen gingen noch nicht zwangsläufig als Paar an. So gelangten die beiden relativ unbehelligt, nur unterbrochen von den Autogrammwünschen einiger kleiner Kinder, an den Fuß des 187 Meter hohen Fernsehturms, der sich auf der Nilinsel al-Gesira befand. „Herrlich, diese Aussicht...“, murmelte Ray fast unhörbar, als die beiden auf der Aussichtsplattform angekommen waren. „Jesse hatte Recht, vor lauter Turnier und den ganzen Duellen haben wir ganz übersehen, wie schön es hier ist. – Oh schau, da drüben sind die Pyramiden von Gizeh!“ Kai musste lächeln, als Ray seine für ihn manchmal typische Naivität an den Tag legte. Das war einer der Charakterzüge, den er an seinem Geliebten schätzte und er war froh darüber, dass der Chinese diesen Zug trotz allem, was passiert war, nicht verloren hatte. Vorsichtig näherte er sich von hinten seinem Freund, legte diesem die Arme um die Hüften und das Kinn auf die rechte Schulter. Dass sie beobachtet werden könnten, störte ihn dabei keineswegs, denn erstens war die Plattform ohnehin beinahe leer und zweitens hatte er nicht vor, einen Hehl aus seiner Neigung zu machen. Das hatte er nie getan und wer es nicht mitbekam, der musste wirklich mit Blindheit geschlagen sein. Andererseits hatte es auch bei Tyson ganze sechs Jahre gebraucht, bis er dahinter gestiegen war. „Du hast mich doch nicht nur hier raufgeschleift, um mir die schöne Aussicht zu zeigen, oder?“, wollte Kai wissen, nachdem Ray seinen Kopf hatte rückwärts auf seine Schulter sinken lassen. Ein von einem leisen. „Mhm...“, begleitetes Kopfschütteln war die Antwort. Kai musste lächeln. „OK... – Was liegt dir auf dem Herzen?“ „Du und ich... – Es gibt da was, worüber ich schon lange nachdenke...“ „Und das wäre?“, fragte der Grauhaarige vorsichtig, während er von unguten Gedanken geplagt war. Sein Gehirn rotierte förmlich, während er darüber nachdachte, was er denn dieses Mal ausgefressen haben könnte, dass Ray ihn schon zu einem Einzelgespräch auf einen Fernsehturm zitiert hatte. Ray schwieg ein paar Sekunden, bevor er den Mut aufbrachte, Kai zu sagen, was er sagen wollte. „Wann gedenkst du es, dem Rest der Welt zu sagen? – Oder willst du erst warten, bis sie es Stück für Stück selber herausfinden, so wie wir es bei unseren anderen Freunden gemacht haben?“ Ein leises Lachen war die Antwort und Kai fielen in dem Moment mehr als ein Dutzend Steine vom Herzen, wobei das Lachen Ray wiederum vollkommen irritierte. „Was hast du denn?“, wollte er wissen. „Nichts... – Ich habe nur grade in die vollkommen falsche Richtung gedacht...“ „Wie meinst du das?“ „Ich habe überlegt, was ich dieses Mal ausgefressen habe, dass du mich zum Einzelgespräch ranzitierst und dann noch dazu hier rauf!“ Ray verzog das Gesicht. „Du bist so was von blöd, weißt du das?“, wollte er wissen, bevor er sich aus Kais Griff befreite, sich umdrehte und dem Russen dann fest in die Augen sah. „Ich dachte das hätten wir nun endlich mal hinter uns! – Eigentlich verdienst du den gar nicht!“, murrte er gespielt, bevor er die Lippen seines Geliebten mit seinen eigenen versiegelte. „Manchmal können Tiger nachtragender sein, als man denkt...“, gab Kai zurück, nachdem sie den Kuss wieder gelöst hatten. Ein Lächeln war die Antwort. „So hast du mich lange nicht mehr genannt...“ „Ich weiß...“ „Also? – Wie sieht’s aus bezüglich meiner Frage?“ „Hm... – Ich würde sagen... – Wenn wir gewinnen, dann tu einfach das, was dir als erstes in den Sinn kommt... – Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, denn für uns gibt es keine... – Die gab es nie... – Oder?“ „Außer vielleicht, dass ich den verrücktesten und liebevollsten Menschen, den ich kenne, ein Leben lang an meiner Seite haben werde.“, gab Ray zurück, während er mit dem Daumen seiner linken Hand an dem goldenen Ring herumspielte, den er seit einem Jahr am Finger trug. „Aber mit der Konsequenz kann ich leben.“, fügte er frech hinzu. „Und was hast du jetzt mit mir vor, nachdem du deine Aussprache hattest?“ „Ich weiß nicht? – Lass nicht immer mich entscheiden! – Du kannst dir auch mal was ausdenken!“ Kai legte den Kopf in den Nacken. „Bei der letzten WM sind wir durch die Straßen gezogen und haben Streetblader gesucht, mit denen wir uns messen konnten...“ „Meinst du nicht, dass wir dafür schon zu alt sind?“ „Zum mitspielen vielleicht, aber was schadet es schon, ein wenig zuzusehen und den Kids Tipps zu geben?“, wollte der Grauhaarige wissen, während er sich seine Sonnenbrille wieder auf die Nase setzte. Dann musste er grinsen. „Nein, Scherz! Ich renne bei der Hitze sicher nicht quer durch die Stadt und suche nach bladenden Kids. Machen wir es wie die Anderen und gehen ein wenig Sightseeing.“ Ray nickte. „Ja... – Später...“, flüsterte er. Dann legte er seine Arme um Kais Schultern zog den Russen dichter an sich heran. „Den musst du mir schon noch gönnen...“, fügte er hinzu, bevor er die Lippen seines Geliebten erneut mit seinen eigenen versiegelte. Es war bereits Nachmittag und die Gruppe schlussendlich von ihrem Ausflug nach Kairo zurückgekehrt. Kai und Ray, die den Tag alleine verbracht hatten, trafen am Bahnhof der Magnetschwebebahn wieder auf die Anderen, die von Jesse quer durch die Stadt gescheucht worden waren. Ihren Erzählungen nach war vor der jungen Deutschen kein Museum sicher gewesen, doch keiner der Gruppe schien genervt von ihrem Eifer zu sein. Keiner von ihnen wagte es sich allerdings, Kai und Ray zu fragen, was diese an jenem Tag noch alles erlebt hatten, denn sie wussten, dass die beiden es ihnen entweder erzählen oder darüber schweigen würden. Am späten Abend zogen sich die Bladebreakers und die White Tigers gemeinsam mit den anderen Top-5 Teams in eine der Schwimmhallen zurück. Gedankenverloren lag Mariah auf einem Liegestuhl und starrte, wie es schien, teilnahmslos ins Wasser des Beckens, in dem sich Ian, Eddy, Steve, Aleksej und Bryan gerade einen Wasserball um die Ohren warfen, bevor Spencer auf die Idee kam, seinem blasslilahaarigen Teamkameraden die Unterwasseransicht des Beckens näher zu bringen und ihn, sehr zur Belustigung der anderen Anwesenden, kräftig untertauchte. Prustend tauchte Bryan wieder auf und blickte sich erst einmal suchend um, bevor er sich mit einem gespielt wütendem „Na warte du!“, auf den blonden Hünen stürzte. Was zu einem dezenten Misserfolg führte, da Bryan kräftemäßig nicht mit Spencer mithalten konnte und nur ein paar Sekunden später in einem formvollendeten Bogen erneut ins Wasser klatschte. „Gib es auf, Bryan!“, rief Michael, nachdem der Gerufene wieder aufgetaucht war. „Das ist sinnlos, das schaffst du nie! – Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede!“ Dann drehte er sich um und entdeckte seine Frau, die immer noch auf den Pool starrte und keinerlei Notiz von den Geschehnissen nahm. „Hey Schatz... – Was hast du denn? Du wirkst so niedergeschlagen.“, wandte sich Michael an sie, nachdem er sich neben sie gesetzt hatte. Es dauerte eine Weile, bis die Rosahaarige reagierte. Dann aber sagte sie: „Ich weiß auch nicht... – Irgendwie sollte ich mich freuen und hier im Bad herumtanzen, weil wir morgen im Finale einer Weltmeisterschaft stehen werden...“ „Aber andererseits bist du nervös, hast du erstens Angst, es zu verhauen und zweitens macht es dich auch traurig, dass es das letzte Spiel in deiner Karriere sein wird, oder?“, vollendete Kai den Satz. Die junge Frau nickte und der Grauhaarige antwortete mit einem leichten Kopfschütteln. „Das geht uns doch allen so... – Jeder von uns wusste, dass es soweit kommen würde...“ „Auch wenn wir nicht damit gerechnet hätten, dass ausgerechnet wir gegen euch antreten würden...“, mischte sich Kevin in das Gespräch ein und auch die Anderen unterbrachen ihr Spiel im Wasser, um dem Gespräch besser folgen zu können. „Traut ihr euch so wenig zu?“ Lee schüttelte zu Rays Frage den Kopf. „Nein... – Das ist es nicht... – Aber wir hatten mit unseren Gegnern auch wahnsinniges Glück. Wenn wir schon eher auf euch getroffen wären...“ „Nun mal ganz langsam...“, tönte es von Jesse. „NOCH ist das Spiel morgen nicht entschieden, also könnt ihr auch nicht mit Sicherheit sagen, dass ihr gegen die Bladebreakers verloren hättet, wenn ihr schon eher auf sie getroffen wärt...“ „Auch wahr...“ „Aber das bringt uns wieder auf den morgigen Tag... – Ich finde, wir sollten es nicht dem Zufall überlassen, wie wir gegeneinander kämpfen. – Ich habe DJ bereits gesagt, dass wir ihm eine Liste mit den Startaufstellungen geben werden.“, gab Kai zurück und ließ dann seinen Blick über die anwesenden Blader schweifen. „Nun müssen wir uns nur noch überlegen, wer gegen wen antritt.“, teilte Kai seine Idee mit. „Bei dir und mir ist es festgelegt...“, gab Tyson zu bedenken während er seinen Teamleader ernst anblickte. „Gegen diese Regeln werden wir uns nicht auflehnen können, selbst wenn wir es wollten... – Bleiben also die anderen 3 Kämpfe...“ „Also wenn ich schon die Wahl habe, dann würde ich gern gegen Ray kämpfen. Er ist der einzige Blader, der aus Kiao-Tshun kommt und gegen den ich noch nicht gebladet habe!“, meldete sich Josie zu Wort. Der Schwarzhaarige nickte. „Mir recht. – Aber nur wenn du mit mir als erstes in die Arena gehst!“ Die junge Frau verzog ihre Lippen zu einem Lächeln. „Gemacht! – Du und ich eröffnen den Reigen!“ „Dann nehmen Kenny und ich den nächsten Kampf!“, beschloss Kevin und Max musste grinsen. „OK; wenn ihr das so beschließt, bestreiten Gary und ich Kampf Nummer drei... – Das wird unser Rematch.“ „Und dann Mariah gegen Tyson... – Das wird ein Duell auf das ich mich freue, das wird ungeheuer interessant!“, sprudelte Aleksej hervor. Michael musste grinsen. „Ja, vor allem nach dem, was sie mit Bryan gemacht hat!“ „Was denn?“, tönte es von dem Russen, der inzwischen auf dem Beckenrand saß. „Ich wurde ganz fair geschlagen. Also ich kann nicht sagen, dass sie mich...“ begann er, doch Yuri unterbrach ihn. „Was Michael meint ist wohl eher die Tatsache, dass ihr das Tableau komplett zerlegt habt... – Wobei ich die pädagogische Wirkung auf die Kinder immer noch anzweifle...“ Bryan schenkte seiner Verlobten einen skeptischen Blick. „Und das sagst grade du?“ „Ja...“ „Bist du schwanger?“, wollte er misstrauisch wissen. „Um Himmels Willen, nein!“, war die energische Rückantwort. „Na Gott sei dank, ich dachte schon...“ Yuri verzog das Gesicht. „Ich geb’s auf, das hat keinen Zweck mit dir...“, murmelte sie gottesergeben, während Ian sich die Hand vor den Mund presste um nicht laut loszuprusten, was ihm eine Kopfnuss seitens seiner Teamleaderin einbrockte. „Auh! Was soll das?“ Yuri grinste. „So doll war das gar nicht, also hab dich nicht so... – Und außerdem ist die das letzte Mal, dass ich das machen kann... – Morgen um die Zeit gibt es unser Team nicht mehr... – Dann kann ich dir grundlos keine Kopfnuss mehr verpassen...“ Ian verzog das Gesicht. „Einer der Punkte, die ich NICHT vermissen werde...“ „Na das sind mir welche...“, murmelte Lee, während er sich von dem kleinen teaminternen Disput der Demolition-Boys abwandte. Sein Blick traf den von Kai und er musste unwillkürlich tief durchatmen. „Unser erster fairer Kampf...“, tönte es leise vom Leader der Bladebreakers. Der Chinese nickte. „Ja... – Ich bin gespannt wer von uns gewinnt...“ Kai musste lächeln. „ICH bin gespannt, ob es ein Freundschaftsspiel wird, oder ob es matchentscheidend sein wird...“ --------------------- Na Mao? Zufrieden? Dann bis demnächst! *knuddel @ all* Ihr seid die Besten! Kapitel 39: Russian Duel! - Demolition-Boys vs. NEO-Borg -------------------------------------------------------- So... Nachdem wir euch haben mal wieder ein bisschen schmoren lassen ^^() Inzwischen ist etwas passiert, was wir uns nicht hätten träumen lassen. Die TiS-Trilogie hat die magische Grenze von 1500 Gesamtkommentaren überschritten und der Preis geht an unsere neueste Leserin Heike_S, die sich grade durch TiS 2 buddelt. ^^ Was sie bekommt? - Das, was auch die Teilnehmer am Zeichen-WB bekommen; einen freien Wunsch für eine TiS Sidestory. Mehr dazu gibts am Ende des Kapitels, bitte aufmerksam lesen, vielleicht springt für den einen oder anderen doch noch was dabei heraus! Jetzt erst mal viel Spaß mit dem neuen Chapter!" Lillie und Venka -------------------------- 40 - Russian Duel! - Demolition-Boys vs. NEO-Borg Der nächste Morgen begann, in Anbetracht der anstehenden Spiele, doch recht ruhig und es dauerte eine ganze Weile, bis man bemerkte, dass sich in den Zimmern der vier am heutigen Tag noch einmal spielenden Teams überhaupt etwas tat. Es schien fast so, als würde die Wettbewerbsstimmung Kai dazu bewegen, seine Morgenmuffligkeit aufzugeben und so war er, dicht gefolgt von Tyson, der erste der Bladebreakers, der wach war. Die beiden jungen Männer, die in der letzten Weltmeisterschaft im Jahre 2000 wie Feuer und Wasser gewesen waren, trafen schließlich im Wohnzimmer aufeinander, wo die 5 für den Wettbewerb vorbereiteten Beyblades auf dem Tisch vor Kennys Laptop lagen. Der blauhaarige Japaner hatte gerade seinen eigenen Blade in der Hand und besah sich diesen nachdenklich, als Kai das Badezimmer verließ und ihn ein paar Sekunden lang nur ansah. „Das war es dann also...“, unterbrach Tyson schließlich die im Zimmer vorherrschende Stille. „Das wird unser Abschied.“ Kai lehnte sich an die Wand und verkreuzte die Arme vor der Brust. Er nahm damit unbewusst die Pose ein, in der er 10 Jahre zuvor ständig anzutreffen gewesen war, was seinem Gegenüber ein leichtes Grinsen entlockte. „Die siehst grade genau so aus, wie damals... – Nur erwachsener bist du geworden.“ „Du auch...“, war die nachdenkliche Rückantwort, bevor sich Kai zu einem Lächeln aufraffte, das so gar nicht zu seiner abwehrend wirkenden Pose passen wollte. „Ich hätte damals nie gedacht, dass wir es erstens so weit bringen werden und zweitens, dass du...“ Tysons Antwort war sein für ihn so typisches Grinsen, dass er auch als Erwachsener nicht abgelegt hatte. „Ich weiß! Aber du musst zugeben, dass das bei meinem früheren Verhalten auch mehr als Schwer zu glauben war, oder nicht?“ „Wie wahr, Tyson, wie wahr...“ „Aber ich hätte nie gedacht, dass du, der du mal der Eisblock der Nation warst, zu einem solchen Gefühlswandel fähig bist. Aber wie heißt es so schön? – Zeit verändert und manchmal findet man Dinge heraus, die einem das ganze Leben auf den Kopf stellen.“ „Hört, hört... – Wirst du etwa poetisch?“ „Sorry, das muss wohl die Nachwirkung des Jobs sein.“ Kai nickte nachdenklich. „Womöglich... – Aber das ist es nicht nur. Wir sind erwachsen geworden und das hier ist der Abschied von dem Sport, den wir als Kinder geliebt haben. – Wir werden danach nie wieder offiziell an einem Tableau stehen und die meisten von uns werden diesem Sport für immer den Rücken kehren.“ Ein verstehendes Nicken seitens Tyson war die Antwort. „Dann lass uns dieses letzte Spiel zu einem Feuerwerk machen, dass sie nie vergessen!“, sagte er und hielt Kai seine Hand hin. Der Grauhaarige schlug ohne zu zögern ein. „Wenn wir gehen, dann als Weltmeister!“ Der Kommentar entlockte dem blauhaarigen Japaner ein Grinsen. „Ich habe nichts anderes von dir erwartet!“ Um Punkt 15:00 Uhr war es dann schließlich soweit und das vorletzte Spiel der Weltmeisterschaft sollte jeden Augenblick beginnen. Die Demolition-Boys mussten sich im letzten Spiel ihrer Karriere gegen ihre Nachfolger behaupten und die 5 jungen Russen hatten bereits gegen die Majestics bewiesen, dass sie keinesfalls zu unterschätzen waren. Zwar hatten sie ihr Spiel gegen die Bladebreakers verloren, doch diese galten nicht umsonst als das beste Team, dass es auf der Welt gab und waren daher nahezu unschlagbar. Als DJ schließlich die Szenerie betrat, um die Menge auf das Spiel vorzubereiten, war es nahezu unnötig, die Fans weiter anzuheizen. Im Dome herrschte eine Stimmung wie bei einem Rockkonzert und die Sprechchöre, welche die Namen der beiden antretenden Teams riefen, waren fast nicht mehr zu übertönen. Somit dauerte es einige Augenblicke, bis sich der sonst so erfahrene Kommentator endlich Gehör verschaffen konnte, um die antretenden Teams noch ein letztes Mal gebührend vorzustellen. »Im heutigen ersten und damit auch vorletzten Spiel der diesjährigen Beyblade-Weltmeisterschaft treffen die alteingesessenen Meister und die Nachwuchshoffnung eines Landes aufeinander! – Es treten gegeneinander an: die Demolition-Boys und die NEO-Borg!« Zum letzten Mal betraten die beiden Teams die Arena, um sich mit ihrem jeweiligen Gegner zu messen. Doch während es für die NEO-Borg nur der letzte Kampf in dieser Weltmeisterschaft war, war es für die Demolition-Boys das Ende ihrer Karriere. Zu spielen waren laut den Regeln 5 Duelle mit jeweils nur einer einzigen Runde, die über Sieg oder Niederlage entschied. Es waren schließlich Spencer und Svjetlana, die das Duell um den dritten Platz eröffnen sollten. Wasser traf auf Eis und Erde in Kombination und wie schmerzhaft ein Zusammenstoß mit der stärksten Attacke der jungen Russin sein konnte, dass hatte Jonny bereits zu spüren bekommen. Natürlich hatte er seine Erlebnisse mit den anderen Spielern geteilt und so war der blonde Russe vorgewarnt, die Angriffe seiner Gegnerin aufgrund seiner Erfahrung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Doch so weit kam es letztlich nicht, da sich die BBA für dieses Match eine Sonderregel hatte einfallen lassen. »Das Spiel um Platz 3 in der diesjährigen Weltmeisterschaft wird nicht durch ein Duell des gesamten Teams ausgetragen. Stattdessen treten die Teamleader und die Second Leader in einem Two on Two an, das dieses komplette Match entscheiden wird! – Ich bitte ans Tableau: Yuri und Bryan von den Demolition-Boys sowie Evgeni und Katherina von den NEO-Borg!«, verkündete DJ. Die vier aufgerufenen Spieler erhoben sich unter dem Jubel des Publikums von ihrer jeweiligen Teambank und traten nach vorn ans Tableau. Sie alle wussten, dass das Schicksal und die Platzierung ihres Teams jetzt von ihnen abhing. Dabei waren die Kräfte der in diesem Duell eingesetzten Bit-Beasts, so wie es zunächst schien, recht ausgewogen. Auf Seiten der NEO-Borg wurden Opal und Rubin, ein Husky und eine Fledermaus, ins Rennen geschickt, während die Demolition-Boys auf Gaphira und Falborg, eine Gazelle und einen Falken, setzten. Auf diese Weise nahmen sich die vier Beasts nichts in Sachen Kraft noch in Sachen Schnelligkeit und so war der Sieg von der Erfahrung und der List der Blader abhängig. Doch als das Tableau enthüllt wurde, mussten die 4 Spieler feststellen, dass sie alle Vor- und Nachteile ihrer Beasts über Bord werfen konnten. »Das Spiel um den dritten Platz findet statt auf dem „Spider Web“!«, verkündete DJ und betrachtete dann sichtbar amüsiert die Reaktionen der vier Spieler. Das Tableau, so es denn diesen Namen überhaupt verdiente, bestand aus mehreren kleinen Steinplattformen, die untereinander mit Seilen verbunden waren. „Ach du grüne Neune...“, murmelte Yuri, nachdem sie einen Blick auf den Schauplatz des Spiels geworfen hatte. „Das ist kein Tableau, das ist ein Seiltanzplatz... – Das wird nicht einfach, hier reicht eine unbedachte Bewegung und das war’s dann...“ »Blader bereit?«, fragte DJ und die vier Spieler legten ihre Blades an. »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« Mit den Worten „Auf geht’s, Bryan! Alles oder nichts!“, seitens Yuri schickten die Blader ihre hochentwickelten Kreisel auf die Reise. Das seltsame Tableau wurde auch oben in der Loge der anderen Teams mit Erstaunen aufgenommen. „Wessen Glanzidee war denn dieses Tableau? – Das ist ja Mord!“, kommentierte Eddy, während er zusah, wie die Blades auf den Steinplattformen landeten und die sie führenden Blader dann damit begannen, das Tableau zu testen, bevor sie aufeinander losgingen. „Ich muss zugeben, dass sich die BBA damit selber übertroffen hat! – Auf diesem Untergrund ist es schwer zu kämpfen, die haben mehr damit zu tun, sich auf den Seilen zu halten.“, fügte Kenny hinzu. „Das wird aber weder Yuri noch Bryan aufhalten. Die Beiden sind ein eingespieltes Team.“, gab Jonny zurück. „Wenn die richtig loslegen, dann können sich die beiden da unten aber warm anziehen!“ Emily legte den Kopf schief und zog die Stirn in Falten. „Wie soll das denn aber gehen? – Über die Seile muss man sich vorsichtig bewegen und eine Attacke auf ihnen kann ganz schnell zum Absturz beider Blades führen. Die einzige Chance auf einen Angriff ist also auf den Steinplattformen, oder man wartet, bis die Blades den Spin verloren haben und von alleine umfallen.“ „Dazu kommt es nicht, dazu sind Yuri und Bryan beide viel zu offensiv...“, stellte Eddy fest. Kenny nickte. „Und genau das kann ihnen hier ganz schnell zum Verhängnis werden.“ Unten am Tableau hatte Yuri ihren Bey gerade wieder auf eine der Steinplattformen zurückkehren lassen und ihre Gedanken rasten förmlich, während sie ihre Gegner beobachtete. ‚Diese Arena ist der reinste Horror für einen offensiven Blader... – Wenn wir attackieren laufen wir Gefahr, uns selber mit rauszukicken... – Einzige mögliche Angriffspunkte sind diese Steinplattformen, aber die Wahrscheinlichkeit, sie dahin zu treiben, so dass wir sie in die Zange nehmen können, ist gleich Null, weil jede verflixte Plattform mehrere Seile hat.’, überlegte sie und starrte einige Sekunden gedankenverloren auf das Tableau, bis Bryan sie aus ihren Gedanken riss. „Hey Yuri! Was hältst du von einer Runde Billard?“ „Billard?“, fragte sie und schenkte ihrem Verlobten einen äußerst skeptischen Blick. „Was meinst du denn...“ fügte sie hinzu, als sie plötzlich einen Geistesblitz hatte und es ihr aufging, dass Bryan die einzig praktikable Angriffsmöglichkeit auf diesem Tableau gefunden hatte. „Natürlich... – Spielen wir eine Runde Billard...“ Ein kurzes Nicken war die Antwort, bevor Bryan seine Aufmerksamkeit wieder dem Tableau zuwandte. Den fragenden Blick, den ihr Evgeni zuwarf, ignorierte Yuri, während sie ihr Blade und das von Bryan, welches auf einer der Plattformen lauerte, in eine Linie brachte. Der Blasslilahaarige behielt derweil die beiden Blades ihrer Gegner im Auge, damit der geplante Angriff auch zu einem Erfolg führte. „Yuri! – Jetzt!“, rief er, kaum dass er die Chance für eine Attacke gekommen sah. Die Russin verengte ihre Augen. „Gaphira! – Los! Direkten Angriff auf Falborg!“ Die große Gazelle reagierte sofort. Sie befreite sich aus ihrem Bit und der Blade schoss mit einer unheimlichen Geschwindigkeit auf den immer noch auf der Plattform wartenden Falborg zu. Begleitet von einem hellen Klirren prallten die beiden Blades zusammen und Gaphira schoss Falborg förmlich von der Plattform herunter. »Was ist das? – Die Spieler der Demolition-Boys attackieren sich gegenseitig und Yuri lässt Gaphira Bryans Blade förmlich von der Plattform schießen!«, kommentierte DJ das Geschehen und man konnte den Unglauben in seiner Stimme deutlich hören. Wollte sich Platz 5 der Weltrangliste wirklich so unspektakulär aus dem Turnier verabschieden? Evgeni und Katherina quittierten die bizarre Aktion der beiden Russen ebenso mit seltsamen Blicken. Doch die Miene des Leaders der NEO-Borg wandelte sich von einer Sekunde auf die andere, als er sah, welchen Flugweg Bryans Blade wirklich hatte. Er flog genau auf die Plattform zu, auf der Katherinas Blade in wenigen Augenblicken ankommen würde. „Billard... – Natürlich... – Katherina! Vorsicht!“, rief er, doch da sich der Bey seiner Teamkameradin gerade auf einem der Seile befand, war es zwecklos, ihr zu sagen, dass sie umkehren sollte. Schnelle Wendungen beanspruchten einen gewissen Wendekreis und der war auf dem Seil leider nicht vorhanden. Bryan wusste das und noch dazu war ihm klar, dass man das gegnerische Blade nur erwischen konnte, wenn man schnell genug reagierte. Aus diesem Grund hatte er sich entschlossen, mit Yuri dieses kleine Spielchen auszuhecken. Mit den Worten „Falborg! – Los!“, ließ er seinen mächtigen Falken erscheinen und dieser ging im Sturzflug in den Angriff über. Es nützte Katherina nichts mehr, dass sie ihr Husky-Beast zur Unterstützung herausrief. Bryans Blade erwischte ihren frontal und schoss ihn von der Plattform herunter. Das Blade der jungen Russin landete auf dem Boden und blieb liegen, während Bryan seinen Bey stabilisieren konnte, so dass er weiterhin im Spiel war. Damit stand das Spiel zum Vorteil der russischen Altmeister und Evgeni hatte nun das Problem, dass er auf dem Tableau zwar genug Ausweichmöglichkeiten hatte, aber seine beiden Gegner waren erfahrener und schreckten nicht vor unkonventionellen Methoden zurück, um ihre Ziele zu erreichen. Er wusste, dass er über kurz oder lang verspielt und dass ihm die Art des Duells das Genick gebrochen hatte. „Du rechts, ich links!“ Das rasche Kommando, das Yuri Bryan gab, ließ den Jungen zusammenzucken. Es mochte nur um Platz drei gehen, doch die beiden nahmen das Duell so ernst, als ginge es um den Titel selbst. Evgeni überlegte. Vielleicht ließ sich das zum Vorteil ausnutzen und er konnte die beiden noch in eine Falle locken. Einen Versuch war es immerhin wert. Mit klopfendem Herzen ließ er sein Blade auf einer der Plattformen warten und beobachtete, wie die Blades von Yuri und Bryan über die Seile rasch näher kamen. Rubin, Evgenis Fledermaus-Beast erschien ungerufen über dem Bey und erwartete die gegnerischen Beasts mit sichtbarer Unruhe. Kaum dass Gaphira und Falborg heran waren und zum Angriff ansetzten, ließ der junge Russe seinen Blade zurückspringen, so dass die Beys seiner Kontrahenten nun direkt vor ihm kollidierten. Yuri zuckte zusammen, als ihr Blade diesmal ungewollt mit dem von Bryan zusammenstieß. „Verfluchter Mist!“, zischte sie, als Gaphira die Balance verlor und sich dann über den Rand der Plattform verabschiedete. Bryan ging es ähnlich, aber er hatte Glück im Unglück. Sein Blade wurde von Yuris schräg nach vorn gegen das von Evgeni gedrückt und damit schob er seinen Gegner von der schmalen Plattform. Falborgs Blade blieb noch ein paar Sekunden in Bewegung, bevor er dann schließlich ebenso umkippte. »Ein Zittersieg der Demolition-Boys in diesem Spiel um Platz 3! – Die Bronzemedaille und der damit verbundene Pokal gehen damit nach Moskau! – Meine Damen und Herren ich bitte sie um einen kräftigen Applaus für unsere...« Der Rest der Ansage ging im Toben der Menge unter, die sowohl die Altmeister für ihren Sieg, als auch Evgeni für seinen verwegenen Plan, der fast dafür gesorgt hatte, dass beide Spieler der Demolition-Boys ins Aus geraten wären, ehrten. „Meine Güte, musstet ihr das aber spannend machen! – Als Yuri dich plötzlich attackiert hat, habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen!“ wandte sich Jesse an Bryan, kaum dass die Demolition-Boys in den Mannschaftskabinen wieder mit ihren Freunden zusammentrafen. Yuri musste lachen. „Ich glaube, als er mich fragte, ob ich Billard spielen will habe ich ihn angesehen wie das erste Auto...“ „Das hast du allerdings...“, gab Bryan trocken zurück. „Präzise gesagt hast du mich angesehen als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank... – Zum Glück hast du es ja rechtzeitig gerafft...“ Ein Nicken war die Antwort. „Aber hast du gesehen, wie frech der Kleine zum Schluss war? – Wir haben echt nur mit Glück gewonnen, er hat das Tableau genau so sauber ausgenutzt wie wir.“ „Je mehr ich mir das Turnier ansehe, desto sicherer bin ich mir, dass es richtig ist, aufzuhören. – Wir gehören hier ja fast schon zum alten Eisen...“, mischte sich Kai ein. Lee blickte ihn ernst an. „Der Meinung bin ich auch. Und ich finde wir sollten uns mit einem richtigen Knaller verabschieden.“ sagte er, während er Kai die Hand hinstreckte. Der Grauhaarige nickte, während er die Hand ergriff. „Na aber sicher!“ Am frühen Abend des Finaltages trat im Dome eine erdrückende, wenngleich auch andenklich scheinende Stille ein. Das änderte sich schlagartig, als DJ auf seinem Podest erschien und zunächst leiser, dann immer lauter werdend Queens »We will rock you« eingespielt wurde. Der von der BBA dadurch erhoffte Effekt trat binnen weniger Sekunden ein. Angeheizt von dem schon fast Kultstatus genießenden Lied und dem zu erwartenden Match wurden die beiden, am Finale teilnehmenden Teams mit schon fast orkanartigem Applaus begrüßt. »Meine Damen und Herren! Beyblade-Fans aller Länder! – Ich begrüße sie ein letztes Mal, hier im Pyramide-Dome in Kairo! – Hier, wo in wenigen Minuten das Finale der diesjährigen Weltmeisterschaft stattfinden wird!«, brüllte DJ und man merkte ihm an, dass er sichtbare Probleme hatte, sich über den Lärm hinweg verständlich zu machen. Dazu kam, dass unten im Schatten der Teambanken bereits die beiden Teams Aufstellung genommen hatten und sich die Begeisterungsrufe nunmehr auch vervielfachten. »Es treten gegeneinander an: Platz 4 der offiziellen Weltrangliste! – Aus China, die...« „WHITE TIGERS!“, war die Antwort des Publikums, während die Scheinwerfer angingen und das Team nun für alle sichtbar wurde. »Die White Tigers gelten im Beyblade-Sport als absolute Koryphäen, was schnelles und vor allem listreiches Spiel angeht! Niemandem gelang es, sie während dieser WM zu schlagen! Doch werden die chinesischen Blade-Stars auch mit ihren heutigen Gegnern fertig?« Jubelschreie und donnernder Applaus unterbrach DJ, der die 5 Teams der Weltranglistenspitze schon so lange begleitete. »Denn hier, 10 Jahre nach den Asian Championchips gibt es das Rematch aus dem damaligen Finale der Asian Championships im China Tower! – Die heutigen Gegner der White Tigers waren damals die Newcomer des Jahres und sind nunmehr seit 10 Jahren die absolute Nummer 1! – Aus Japan, die...« „BLADEBREAKERS!!!“ Minutenlang war es unmöglich im Dome sein eigenes Wort zu verstehen. Die Zuschauer schrien förmlich durcheinander und feuerten dabei ihre jeweiligen Favoriten an, noch bevor das Spiel überhaupt begonnen hatte. »And now lets get the party started!« rief DJ wieder. »Das Tableau ist bereit für das erste Duell! – Es treten gegeneinander an: von den White Tigers Josie und Bit-Beast Silverflyer! – Und für die Bladebreakers Ray mit Bit-Beast Driger! – Die Blader bitte ans Tableau!« Der letzte Satz ging schon beinahe in den frenetischen Schreien der Fans unter. Ray und Josie schienen ihn jedoch nicht zu vernehmen, als sie unten am »Große Mauer« Tableau Aufstellung nahmen und ihre Blades anlegten. Jetzt galt es. »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« Kraftvoll rissen die beiden an ihren Ripcords. Jetzt ging es um alles oder nichts, denn für beide Spieler war es das letzte offizielle Match, dass sie in ihrer Karriere als Beyblader jemals bestreiten würden und es gab kein höheres Ziel, dass man in diesem Sport erreichen könnte, als der in diesem Duell ausgesetzte Titel des Weltmeisters. Der Chinese wusste, dass sein Tiger-Beast dem seiner Gegnerin in einem Punkt unterlegen war: Silverflyer konnte fliegen und war dem weißen Tiger damit an Wendigkeit überlegen. Driger glich diesen Nachteil aus, indem er wesentlich mehr Kraft mitbrachte, obwohl die beiden Blades sich im Aufbau und Fähigkeiten fast vollständig glichen. Somit mussten beide sofort und mit absoluter Härte losschlagen und dabei hoffen, den jeweilig anderen unvorbereitet zu treffen. Und aus diesem Grund war es Ray, der die Initiative ergriff, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Kaum dass das von Josie sein Blade in knappem Abstand passierte, ließ der Schwarzhaarige sein Bit-Beast aus dem Blade herauskommen. Mit einem markerschütternden Aufbrüllen verließ der weiße Tiger den Bit, schlug in der nächsten Sekunde einen Haken, den man ihm bei seiner Körpermasse gar nicht zugetraut hätte und jagte hinter dem Silver IV her. Josie zuckte für eine Sekunde zurück, obwohl sie den Kampfstil, der für das Dorf der White Tigers typisch war, und den auch Ray anwandte, genau kannte. Somit hatte sie damit gerechnet und dennoch ließ sie die plötzlich bedrohlich wirkende Mine ihres Gegners erschaudern. Aber Aufgeben war keinesfalls drin. „Silverflyer! - Ausweichen!“ Die silberne Libelle reagierte sofort, verließ ihren Bit und wich rasch seitlich aus, nur einen Augenblick, bevor Driger den silbernen Blade erwischen konnte. „Gegenangriff! - Silver-Wing-Attack!“ Krachend rasten die beiden Blades zusammen und die kraftvollen Flügelschläge der großen Libelle wirbelten eine beträchtliche Menge Staub auf, der den beiden Bladern die Übersicht in der Arena raubte. Für einige Sekunden konnte man lediglich das Brüllen des mächtigen Tigers und Silverflyers schnelle, sirrende Flügelschläge hören, doch alleine das war Ray bereits genug. Er musste nicht sehen, was sich in der Arena abspielte. Seine feinen Ohren erfassten jedes kleine Geräusch und sagten ihm die genauen Laufwege der Blades. Seine Lippen verzogen zu einem siegessicheren Lächeln. „Driger! - Aero-Blaster! - Jetzt!“ Man konnte durch den aufgewirbelten Staub nur ein kurzes grünes Aufglühen sehen, dann landete Josies Blade vor ihren Füßen und Ray ließ sein eigenes Blade mit einem triumphierenden Lächeln in seine Hand zurückkehren. »Überraschender Ausgang des ersten Duells! - Ray behält auch in diesem Sandsturm die Übersicht und geht mit 1:0 in Führung! - Die Blader bereit für das 2. Match!« Ray blickte sich kurz zur Teambank um, während das in den Dome integrierte Gebläse den aufgewirbelten Staub absaugte. Zufrieden beobachtete er das anerkennende Kopfnicken seitens Kai. In seinen Augen konnte Ray deutlich sehen, dass der Teamleader mit dem Ausgang des ersten Kampfes mehr als nur zufrieden war. Nun galt es nur noch, den zweiten Kampf auf dieselbe souveräne Art und Weise zu gewinnen. Tief durchatmend legte der Schwarzhaarige erneut an. Seine Kontrahentin tat es ihm auf der anderen Seite des Tableaus gleich und Ray konnte in ihren Augen dieselbe Entschlossenheit lesen, mit der auch er in den Kampf gehen würde. Doch auch wenn beide Blader von klein auf ihre Künste trainiert hatten, so hatte Ray den Vorteil, schon von Anfang an in der Wildnis und unter schweren Bedingungen gelernt zu haben und besaß daher auch weit feinere Sinne als seine Kontrahentin. Diese hatten ihm im ersten Spiel den Sieg gebracht und nun vertraute er darauf, dass es noch einmal klappen würde. Mit den Worten »3! - 2! - 1! - Let it rip!« schickte DJ die beiden hochentwickelten Kreisel erneut auf die Reise. Ray und Josie zögerten beide nicht lang und riefen die beiden mächtigen Bit-Beasts erneut aus ihren Bits heraus. Doch statt wie vorher Rays Sicht zu trüben, indem sie einen Sandwirbel entfachte, entschloss sie sich zu einer frontalen Attacke, bei der sie hoffte, die Angriffskraft von Rays eigenem Blade direkt umzukehren um so mit doppelter Kraft attackieren zu können. Krachend rasten die Blades erneut zusammen, doch Driger hielt stand. Der weiße Tiger zeigte sich von Silverflyers Versuch, seine eigene Kraft gegen ihn zu verwenden, vollkommen unbeeindruckt und begann, langsam aber sicher, seine Kontrahentin zurückzudrängen. Millimeter um Millimeter schob der Driger Fang Ultimate den Silver IV rückwärts durch den Sand der Wüstenarena. Doch Josie bemerkte ihren Fehler rascher, als es Ray lieb war und eine schnelle Drehung befreite den silbernen Blade von seinem grün-weißen Kontrahenten. Nunmehr voneinander befreit, umkreisten sich die beiden Blades. „Das hast du dir so gedacht!“, keuchte die junge Frau und man konnte ihr die Anspannung deutlich anmerken. Ray lächelte. „Du hast damit angefangen. - Zeig mir, ob du es auch zu Ende bringen kannst! - Das war doch noch nicht alles, oder?“ Josie legte den Kopf schief. „Vielleicht... - Aber du weißt doch, wie es heißt, oder Ray? - Hochmut kommt vor dem Fall!“ „Ich weiß das... - Und du?“ „Genug der großen Worte! - Kämpfen wir! - Silverflyer los! - Silver-Storm!“ Der Schwarzhaarige verengte seine Augen. „Nun gut, Josie... – Ich nehme deine Herausforderung an! – Driger? – Kontern! – Vulcan-Claw-Attack!“ Krachend donnerten die beiden Kreisel ein weiteres Mal in der Mitte der Arena zusammen und die beiden Bit-Beasts entfachten durch ihr heftiges Ringen einen hellen Lichtwirbel, der es unmöglich machte, zu erkennen, welches von Beiden nun die Oberhand hatte. Doch nur einige Sekunden später konnte man ein klirrendes Geräusch hören, als eines der beiden Blades förmlich aus der Arena geschossen worden war. »Aus für Josie und ihr Bit-Beast Silverflyer im ersten Finalkampf dieser Weltmeisterschaft!«, ließ DJ verlauten, der die Übersicht im Dome schneller wieder hatte, als die Zuschauer oder die beiden Blader. »Ray gewinnt auch diesen Kampf souverän und bringt sein Team damit 1:0 in Führung! – Wir bitten nun um ein paar Augenblicke Geduld für den Wechsel des Tableaus!« Die letzten Worte des Kommentators gingen jedoch im Jubel der Zuschauer unter. Angesichts dieses Eröffnungskampfes war allen klar, dass es sich bei diesem Duell nicht um ein Spiel zwischen zwei seit Jahren befreundeten Mannschaften handelte, sondern dass beide alles tun würden, um diese Kämpfe für sich zu entscheiden. -------------------------- So... - Hier melden wir uns noch mal mit einer wichtigen Nachricht! 3! 2! 1! LET IT RIP!!! So wird gewöhnlich in Beyblade-Matches der Start frei gegeben. Und bei eben dieser 3 sind wir jetzt angekommen, denn dem 40. Kapitel werden nur noch zwei weitere Kapitel zur Story folgen und danach wie gewohnt die Outtakes. Es heißt demzufolge nicht >Let it rip!< sondern 3! 2! 1! Ende TiS 3!!! Diesmal allerdings endgültig. Seit 10 Jahren (in der Story) begleiten wir unsere Freunde von den Bladern und jetzt nach dieser WM ist Schluss... Na ja... - Vielleicht nicht ganz... Die Teilnehmer des Zeichen-WB's haben das Recht, sich jeder eine Sidestory zu wünschen. Außerdem hat dieses Recht auch diejenige, die uns den 1500sten Kommentar verpasst hat. Rechte zu Sidestorys haben im Moment: Aus dem ersten Zeichen-WB: - Cuty - Erdnuckel - Yuukichan - Blackdelta Aus dem zweiten Zeichen-WB: - Alphawoelfin5 - Caerdin - NekoKaira - ShadowKage Und unsere Sonderpreisträger: - Betareader: -Devilchen- - 1500ster Kommentar - Heike_S Wenn sich diese Leute was einfallen lassen gibts noch ein bisschen was aus der TiS-Welt. Also meldet euch, wenn ihr noch mitlest und sagt, was ihr haben wollt! ENS mit Idee genügt! Bis zum nächsten Kapitel! Lillie und Venka Kapitel 40: The Final Fight! - Bladebreakers vs. White Tigers (part one) ------------------------------------------------------------------------ So und da ist nun auch das neue Chapter für TiS! Wir wünschen euch allen viel Spaß! Lillie und Venka -------------------------- 41 – The Final Fight! - Bladebreakers vs. White Tigers (part one) Für den Tableauwechsel zwischen den einzelnen Spielen war eine Zeitspanne von 10 Minuten veranschlagt, in der sich die Teams auch noch einmal kurz über die Vorgehensweise beim nächsten Kampf einig werden konnten. Es stand zwar 1:0 für die Bladebreakers, aber dies war nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem eindeutigen 5:0 Sieg in diesem Finale. Die amtierenden Weltmeister wussten genau, dass ihnen ihre chinesischen Konkurrenten mehr als nur Zunder geben würden, vor allem jetzt, da sie ein Spiel im Rückstand waren. Aufgeben war nicht drin, das hatten sich die beiden Teams am vorherigen Abend im Schwimmbad versprochen. Nun aber war der Wechsel vollzogen und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden wurde wieder auf die Arena gelenkt. Erstauntes Raunen im Publikum war die Reaktion auf das Feld, auf dem die nächste Schlacht ausgetragen werden würde; es handelte sich dabei um eine äußerst detailgenaue Miniatur des Eiffelturms. Die beiden Blader, die sich mit diesem Tableau auseinander setzen mussten, waren Kenny und Kevin. Ihre Bit-Beasts konnten beide aus dem schwierigen Spielfeld Vorteile schlagen und somit sollte der Kampf recht ausgewogen sein und genug Chancen für beide Parteien bieten. Die Modellbauer hatten sich einmal mehr selbst übertroffen und hofften nun, dass die kunstvolle Nachbildung des Turmes das Spiel auch heil überstand und nicht vom selben Schicksal ereilt wurde, wie die Skyline von New York im ersten Halbfinale. Der Turm bestand, wie sein Original, aus Stahl und war in jedem drei der vier Füße mit einem beweglichen Lift, der in regelmäßigen Abständen in Bewegung gesetzt wurde, ausgestattet, während sich im vierten Standbein eine begehbare Treppe befand. Dazu kamen die liebevoll angelegten Parkanlagen, die den Turm säumten, sowie ein Stück Seine am äußersten Rand. Da von vorn herein klar war, dass weder die Parkanlagen noch die Miniaturzäune das Spiel überleben würden und so hofften sie, dass wenigstens der Turm am Schluss noch stehen würde. »Meine Damen und Herren, das Tableau für die nächste Runde ist jetzt bereit! – Es handelt sich dabei um eine Nachbildung des Eiffelturms! – Bitte begrüßen sie mit mir die Blader für dieses Match! – Von den White Tigers: Kevin mit Bit-Beast Galman! Und von den Bladebreakers Kenny mit Bit-Beast Dizzara!« Noch während die Zuschauer die beiden Spieler feierten, wandte sich an der Teambank der Bladebreakers Tyson an Kai. „Denkst du, der Chef schafft das?“, wollte er wissen und man konnte seiner Stimme anhören, dass er dem Tableau in Verbindung mit Galman nicht über den Weg traute. „Schwer zu sagen. Von den reinen Bladerkünsten her nehmen sie sich nicht viel. Sie sind in etwa gleich stark, was auch ausschlaggebend dafür war, dass wir sie gegeneinander antreten lassen. – Das Tableau wird hier zum Problem für Dizzy...“, gab der Gefragte zurück. Nachdenklich legte der blauhaarige Japaner seinen Kopf schief. „Ich verstehe... – Sie läuft Gefahr, sich mit ihren Flügeln in den Streben zu verfangen.“ „Genau... – Ihre einzige Chance, Galman so richtig zu packen ist es, ihn auf die mittlere Plattform zu locken und ihn dann von dort runterzustoßen.“ Max, der zugehört hatte, legte den Kopf schief. „Warum die Mittlere? – Warum nicht ganz oben?“ Kai antwortete nicht darauf sondern deutete mit seinem Kopf in Richtung des Tableaus. „Sieh hin...“, Mehr sagte er nicht. Am Tableau waren inzwischen die Spieler in Position gegangen und sie wurden von denjenigen, die sich in die Loge zurückgezogen hatten, ebenso neugierig und angespannt beobachtet, wie von den beiden Teambanken. Als DJ mit seinem altbekannten »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!«, das erste Spiel einläutete, lehnten sich beinahe alle automatisch vor, um das Duell besser verfolgen zu können. So sahen sie, dass Kenny rasch eine der sich ihm bietenden Chancen erkannt hatte und Kevin durch ein paar schnelle und kurze Attacken dazu brachte, ihm zu folgen. In rasender Jagd steuerten die beiden Blades auf den Treppenaufgang zu, doch in letzter Sekunde entschied sich Dizzara anders. Sie schlug einen Haken, der einem Hasen auf der Flucht vor dem Jäger alle Ehre gemacht hätte und schoss dann zu einer anderen Stütze, wo sie sich in einen der Fahrstühle zurückzog. Da sich direkt hinter ihr die Türen schlossen hatte Galman keine Chance mehr, ihr zu folgen und Kevin hatte nun die Wahl, ob er sich einen anderen Fahrstuhl nehmen sollte, oder sich für die recht einladend wirkenden Treppen entschied. Der sich hinter seinem Blade öffnende Fahrstuhl an der Nordstütze gewann schließlich die Entscheidung zu seinen Gunsten und nur wenige Augenblicke später befand sich auch Kevins Blade auf dem Weg in die oberen Etagen. „Nicht dumm...“, murmelte Tala. „Wenn er sich durch seine Hitzköpfigkeit dazu hätte verleiten lassen, die Treppen zu nehmen, dann hätte er oben viel zu viel Spin verloren und wäre leichte Beute für Kenny. Sehr gut mitgedacht, Kleiner...“ Jesse schüttelte einmal mehr den Kopf, als sie das technische Gerede über die hochentwickelten Kreisel hörte. „Auf was man da alles achten muss...“, gab sie zurück. „Ich bin zwar mit einem Beyblader der Weltspitze verheiratet, aber ich werde das nie begreifen...“, fügte sie hinzu, worauf sie von Tala ein Grinsen erntete. Den Spruch >Frauen und Technik< ersparte er sich allerdings. Die junge Deutsche reagierte nicht darauf sondern wandte sich wieder dem Spiel zu. Da sie selbst nicht bladete, hatte sie diesen Sport anfangs nur als Kinderspiel abgetan. Doch nach allem, was sie bisher erlebt hatte und was sie hier auf dieser Weltmeisterschaft zu sehen bekommen hatte, war ihr klar, dass es sich dabei nicht nur um ein blankes Spiel handeln konnte. Beyblading war ein durchaus ernst zu nehmender Sport. „Wie dumm ich doch damals war...“, flüsterte sie fast unhörbar, als sie an ihre erste Begegnung mit Tyson zurückdachte, was sie allerdings auch unwillkürlich zum Schmunzeln brachte. Ein Krachen aus Richtung des Tableaus riss sie jedoch aus ihren Gedanken. Die Blades von Kenny und Kevin waren soeben in der Mitte der ersten Plattform heftigst zusammengestoßen und rangen nunmehr um die Vorherrschaft. Der Chinese verzog seine Lippen unübersehbar zu einem Grinsen. Die unterste der drei Plattformen bot mehr als genug Raum, damit er eine seiner Lieblingsattacken anwenden konnte. Dizzy hatte ihm, da sie sich entschlossen hatte, in der ersten Etage „auszusteigen“, in die Hände gespielt. Mit den Worten „Galman! Los!“, ließ er seinen großen Pavian über dem Blade erscheinen. Kenny konterte sofort, indem er Dizzy herausrief, doch dem nun folgenden Angriff hatte die Harpyie nichts entgegen zu setzen. „Galman! Crazy-Monkey-Attack!“ Die Wirkung der Attacke wurde sofort sichtbar und für Dizzy leider auch fühlbar. Die Attacke ließ den Blade sich so schnell bewegen, dass es wirkte, als wären an seiner Stelle fünf einzelne Blades und nicht nur eines. Kenny verlor die Übersicht und sein Blade wurde von Kevins frontal getroffen. Der hart getroffene Bey stürzte von der Plattform, kam krachend mit der Seitenkante auf und verfing sich schließlich mangels Spin in den künstlichen Sträuchern, wo er dann liegen blieb. »Vorteil White Tigers im ersten Kampf des zweiten Spiels! – Die Blader bereit für das zweite Duell!«, tönte es von DJ, während Kenny seinen Blade aus dem Busch befreite, es kurz säuberte und nach Beschädigungen untersuchte, bevor er es wieder in den Starter einspannte. »Blader bereit? – Und 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« Erneut schossen die Blades davon und dieses Mal hatte Kenny nicht vor, sich von seinem Freund und dennoch jetzigem Gegner vorführen zu lassen. Ohne zu zögern ließ er die Harpyie über seinem Blade erscheinen und diese schoss auf den anscheinend vollkommen überrumpelten Galman zu. Krachend berührten sich die beiden Blades und es gelang Dizzy, ihren Gegner in einen der Fahrstühle zu schupsen, von dem Kenny sehen konnte, dass er bis in die zweite Etage hinauffuhr und vorher nicht stoppen würde. Mit einem erneuten engen Haken schoss der Blade des Japaners auf den Treppenaufgang zu. Er wusste, dass sein kleines Vabanquespiel nur Erfolg haben konnte, wenn er schnell genug war. Mit verengten Augen beobachtete er, wie der Fahrstuhl gemächlich zur zweiten Etage hinauffuhr, während Dizzys Blade die Treppenstufen hoch hetzte um den Anschluss an ihren Gegner nicht zu verlieren. Dem ungeheuren Tempo, dass die Harpyie mit diesem Blade vorlegen konnte, war es zu verdanken, dass sie fast zeitgleich mit Kevins Blade auf der oberen Etage ankam. So stand der Blade des Chinesen genau in der richtigen Schusslinie, als Dizzy die Treppen verließ. Und Kenny setzte noch einen drauf. „Dizzara! Blitzkralle! JETZT!“ Das Bit-Beast gehorchte sofort. Sie schoss samt Blade auf ihren Kontrahenten zu und erwischte diesen mit einer solchen Wucht, dass beide Kreisel durch die Begrenzung gedrückt wurden. Doch während Kennys Blade noch perfekt im Gleichgewicht war und mit der Rotationsachse voraus auf dem Boden landete, überschlug sich der von Kevin zur Hälfte und landete mit dem Bit voraus auf dem Betonboden, wo er ein Stück schlitterte und dann im Nachbau eines Kiosks zum Liegen kam. »AUSGLEICH!!!«, brüllte DJ und frenetischer Jubel von den Rängen war die Antwort auf den beherzten Konter des Japaners. »Kenny schlägt in einer extrem schnellen zweiten Runde zurück und kann damit mit seinem Gegner gleich ziehen! – Die Blader bereit für das dritte und letzte Duell!« Beide Blader nahmen angespannt ihre Beys wieder in den Anschlag. Man konnte ihnen förmlich ansehen, dass sie noch einmal tief durchatmeten und dann auf das Startsignal warteten. Jetzt galt es, eine Entscheidung zu erzielen. »Blader bereit für das letzte Spiel? – Und 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« Kraftvoll rissen die beiden jüngsten Mitglieder ihrer jeweiligen Teams an den Ripcords und die Blades schossen ein letztes Mal in die Arena davon. Kaum dass sie in der Arena gelandet waren, nahmen sie einen geradlinigen Kurs ein, der nur einen einzigen Schluss zuließ: Sie würden sich unterhalb der ersten Plattform genau in der Mitte treffen und dort das Spiel entscheiden. Kurz bevor die beiden Beys unter dem Eiffelturm verschwanden, ließen die sie führenden Spieler auch noch ihre Bit-Beasts erscheinen. Wie zwei Ritter bei einem mittelalterlichen Lanzenturnier schossen Galman und Dizzara aufeinander zu. Ein Donnerhall jagte durch die Arena, als sie sich schließlich berührten und im selben Moment gab unter einem hässlichen Knirschen der Attackring des Rainbow Claw nach. Der Blade wurde aus dem Gleichgewicht gebracht und zur Seite geschleudert. Geschlagen blieb er, nachdem er einen Zaun durchbrochen hatte, auf der nachgebildeten Wiese liegen. »Aus für Kenny im zweiten Duell dieses packenden Finales!«, ließ sich DJ vernehmen. »Die White Tigers können dadurch ausgleichen! – Es steht jetzt 1:1 im Kampf um den Weltmeistertitel! – Wir bitten um ein wenig Geduld für den Wechsel des Tableaus.« „So ein Pech aber auch...“, entfuhr es Kai, kaum dass er den Ausgang des Kampfes und den momentanen Stand von 1:1 nach Punkten hatte sehen können. Er war seinem jüngsten Teammitglied nicht böse, das er das Spiel verloren hatte. Die Zeiten, an denen ein Kai Hiwatari nur ans Gewinnen dachte, die waren längst vorbei. Und dennoch wurmte ihn die Tatsache, dass Kenny nur verloren hatte, weil der Attackring nachgegeben hatte. Das war wirklich Pech allerhöchster Güte. „Tut mir leid... – Ich hätte den Riss gestern noch bemerken müssen, als ich mir die Blades noch einmal angesehen habe.“, tönte es schuldbewusst von Chef, kaum dass er wieder an der Teambank ankam. Er hatte den Kopf gesenkt angesichts der doppelten Niederlasge, die er hatte hinnehmen müssen; als Blader und als Techniker des Teams. Kai winkte ab. „Ach, nimm das doch nicht so tragisch, so was kann schon mal passieren... – Aber das bedeutet erhöhte Aufmerksamkeit für die Anderen! Nehmt sie nicht auf die leichte Schulter, noch haben wir das hier nicht in der Tasche. Denkt immer daran: Sie arbeiten mit allen Tricks, so wie wir auch!“ Synchrones Nicken war die Antwort auf Kais kleine Ansprache, denn jeder von ihnen wusste, dass hier mehr auf dem Spiel stand als nur ein bloßes Beyblade-Match unter Freunden. „Macht euch mal keine Gedanken, ich mach das schon!“, sagte Max im Brustton der Überzeugung, während er sein Blade schnappte und sich auf seinen Einsatz vorbereitete. „Ich werde mein Rematch gegen Gary ganz sicher nicht verlieren!“ Kai nickte ihm zu. „Wir verlassen uns auf dich...“ An der Teambank der White Tigers waren die Gedanken unterdessen ähnlich. Auch das chinesische Team wusste genau, dass sich die restlichen drei Spieler keinerlei Fehler erlauben durften, wenn sie die Chance auf den Gewinn der Weltmeisterschaft noch effektiv nutzen wollten. Und im Moment waren sie nahe dran, so dass ihr Traum wahr werden konnte. Gewannen sie würden sie die Bladebreakers zwar nicht vom Platz eins der Weltrangliste verdrängen können, da dazu der Punktabstand zu groß war doch zumindest würden sie als Weltmeister abtreten. Natürlich wusste Lee, dass Kai versuchen würde, diese Tatsache mit allen Mitteln zu verhindern und er wusste auch, dass Kevin in seinem letzten Spiel mehr Glück als Verstand gehabt hatte. Hätte Dizzara statt mit der Blitzkralle mit ihrer zweiten, wesentlich stärkeren Attacke Thunder and Crash angegriffen und hätte der Attackring des gegnerischen Blades nicht nachgegeben, wäre das Spiel für den jungen Chinesen wahrscheinlich ganz anders ausgegangen. So war in diesem Spiel das Glück eindeutig auf Seiten der White Tigers gewesen. Ob das noch mal klappte stand allerdings in den Sternen. Und nun stand das Duell der Schwergewichte an, wenn man es aus Sicht der Bit-Beasts betrachtete. Draciel gegen Galzzly; ein Duell, das vor 10 Jahren bei den asiatischen Meisterschaften zu Gunsten der Chinesen ausgegangen war. Aber Lee wusste, das Max alles daran setzen würde, dieses Mal nicht als der Verlierer vom Tableau zu gehen. Wenn er den Gesichtsausdruck des Amerikaners richtig deutete, dann gab es dieses Mal nur die Option Sieg für ihn, alles andere war indiskutabel. DJs Stimme riss den Leader des chinesischen Teams aus seinen Gedanken. »Meine Damen und Herren, der Tableauwechsel ist nun vollzogen! – Wir bitten die Spieler für das dritte Match ans Tableau! Für die White Tigers Gary mit Bit-Beast Galzzly und für die Bladebreakers Max mit Bit-Beast Draciel!« Begrüßt vom Applaus des Publikums traten die beiden Kontrahenten an das noch abgedeckte Tableau und nickten einander zu. »Und hier ist das Tableau für das dritte Match dieses Finales!«, rief DJ, als im selben Moment die Abdeckung beiseite fuhr. Oben in der Loge ächzte Michael gut hörbar auf, als er das Tableau sehen konnte. „Auch das noch... – Typhoon Lagoon...“ Tatsächlich entpuppte sich das Tableau als eines der größten Freibäder der Welt, in dessen Zentrum sich ein schon an der Miniatur gigantisch wirkender Turm, aus dem dutzende von Rutschen abzweigten, erhob. Das Original des riesigen Badeparks befand sich in Orlando, Florida, unweit dem Disneyworld und war diesem angegliedert. Emily legte den Kopf schief. „Na auf dem Tableau hat Max doch gleich einen strategischen Vorteil. Nein, eher zwei... – Sein Bit-Beast ist Element Wasser und er kennt den Park wie seine Westentasche...“ „Das Erste muss aber nichts heißen. Auch Bären, besonders Grizzlys können schwimmen...“, gab Bryan zu bedenken, während unten bereits das erste Spiel im Gange war. Fasziniert beobachtete der Russe, wie sich Max von seinem Gegner erst ein Stück über die Laufwege, die allesamt überflutet waren, treiben ließ, bevor er sich von ihm löste und selbst mit der Erkundung der örtlichen Gegebenheiten begann. Als gebürtiger Amerikaner kannte er Typhoon Lagoon wesentlich besser als sein chinesischer Kontrahent und so brauchte er nicht lange, bis er eine Abkürzung fand, die ihn hinter Garys Blade in Angriffsposition brachte. In der nächsten Kurve schoss Max’ Blade von hinten heran und versenkte das von Gary kurzerhand im Überlaufbecken. »1:0 Bladebreakers!«, tönte DJs Stimme durch den Dome, bevor er die beiden Blader wieder ans Tableau rief. „Bären können schon schwimmen, ob das Blade das allerdings auch kann ist die andere Frage...“, bemerkte Yuri trocken auf die Versenkungsaktion und wandte sich dann zu Spencer um. „Das Tableau wäre was für dich, meinst du nicht?“ Ein Nicken seitens des blonden Hünen war die Antwort. „Seaborg würde sich dort wie zu Hause fühlen.“, gab er zurück, bevor die Aufmerksamkeit aller in der Loge Anwesenden wieder auf das Tableau gelenkt wurde. Das zweite Spiel war inzwischen gestartet und Draciel hatte sich inzwischen auf die Spitze des Rutschturmes zurückgezogen und schien zu überlegen, welche der zwei abgehenden Rutschen er nun nutzen sollte. Da Garys Blade seinem eigenen dicht auf den Fersen war, entschloss er sich für die von ihm aus Linke, während Galzzly die entgegen gesetzte Rutsche hinabschlitterte, um Draciel unten abzufangen. Noch sahen beide Blader keinen Anlass, ihre Bit-Beasts einzusetzen und schienen lediglich das Tableau zu testen, doch Max hatte noch ein Ass im Ärmel. Sein Blade war zwar relativ schwer aber dennoch schnell und wendig, was er auch schon beim Duell gegen Salima eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte. „Meine Herren! – Es werden noch Wetten auf den Ausgang des Kampfes angenommen!“, lachte Rogue, während sie Max’ Blade dabei beobachtete, wie er die Rutsche herunterschlitterte. „Danke, ich verzichte...“, gab Bryan zurück. „Das ist eine eindeutige Sache... – Max spielt Gary an die...“ ...Wand, hatte er sagen wollen, doch er wurde eines besseren belehrt, als Max Blade plötzlich klirrend außerhalb des Tableaus landete. „Hm...“ machte der Blasslilahaarige. „Ich darf mich doch sicher revidieren, oder? Jetzt ist natürlich alles wieder offen...“ Sauer über seinen eigenen Fehler zischte Max durch die Zähne und verbiss sich im nächsten Moment einen typisch amerikanischen Fluch. Er hatte nicht aufgepasst und die Geschwindigkeit unterschätzt, mit der sein Blade die Rutsche heruntergeschlittert war. Dadurch hatte er das seines Kontrahenten verfehlt und sich selber über die Randbegrenzung aus dem Tableau geschossen. Nun allerdings stand die letzte Runde des Duells an und dieses Mal durfte er sich nicht wieder nur auf seine Kenntnis des Tableaus verlassen, dieses Mal musste er höllisch aufpassen, dass ihm so ein Schnitzer wie eben nicht noch einmal passierte. Kaum dass die Blades wieder im Tableau unterwegs waren, überschlug der Blonde noch einmal seine Chancen. Bei einem direkten Angriff sah es nicht gerade rosig für ihn aus, aber bei einem Gegner wie Gary brachte es auch nichts, wenn man sich ewig in die Verteidigung zurückzog. Schon lange war es auch bei den White Tigers üblich, dass jeder einzelne Spieler seinen Kontrahenten genau beobachtete und dann entsprechend reagierte. Max ließ Draciel kurz in Galzzlys Richtung zucken, bevor die Drachenschildkröte über dem Beyblade erschien und sich dann in Richtung des großen Rutschenpools zurückzog. Gary nahm die Herausforderung an und folgte seinem Gegner und rückte ihm dabei immer näher auf den Pelz. Der Blondschopf ließ sich davon jedoch nicht weiter beunruhigen sondern verfolgte stattdessen seinen Plan weiter. Kaum das Garys Bey an Draciel heran war, verengte Max seine Augen. Der Blade seines Gegners war schwer aber dennoch ein Angreifer, dessen Fähigkeiten zweifelsohne zu Lasten seiner Defense gingen und das war der einzige Punkt an dem er seinen Gegner in diesem Augenblick packen konnte. Und es war die perfekte Gelegenheit, den neuen Angriff zu testen, den er sich zm Teil von Tyson abgeschaut hatte. „Draciel! – Tsunami Hurricane Attack!“, schrie er und die schwarzlilane Drachenschildkröte antwortete mit einem heiseren Aufbrüllen und schoss nach vorn. Gary ließ Galzzly ebenso über seinem Blade erscheinen um die sich über Draciel aufbauende Wasserwand mit einem Gegenangriff zu zersplittern, doch die heranrollende Attacke nahm mit jedem Zentimeter, den Draciel zurücklegte an Stärke und Gewalt zu. Krachend donnerten die beiden Blades zusammen und Draciel begann, Galzzly rückwärts auf eine der Felswände hin zu drücken. Kaum dass sich die beiden Beys nahe genug an der Wand befanden, brach die riesige Welle über ihnen zusammen und begrub beide Blades und die unmittelbare Umgebung unter sich. Angespannte Stille durchzog den Dome, während die einhunderttausend Zuschauer darauf warteten, dass eines oder gar beide Blades aus den alles zermalmenden Fluten wieder auftauchten um den Kampf wieder aufzunehmen oder um den Sieger zu bestimmen. Brüllend tauchte schließlich Draciel aus der nassen Todesfalle wieder auf und lautstark verkündete das Bit-Beast seinen Sieg über den Kontrahenten. »Sieg für Max im dritten Duell dieses Finales! – Die Bladebreakers gehen damit wieder mit einem Punkt in Führung und nach dem Tableauwechsel folgt das Spiel der stellvertretenden Teamleader!« Nach einem freundschaftlichen Handschlag trennten sich Max und Gary voneinander und gingen zu ihren jeweiligen Teambanken zurück. Aufseufzend ließ sich der Blondschopf auf die Bank fallen und wandte dann seinen Blick in Kais Richtung. Ein anerkennendes Nicken war die knappe Reaktion des Teamleaders. „Das war knapp...“, sagte er nur und Max senkte schuldbewusst den Kopf. Kai schüttelte leicht den Kopf. „Nicht doch... – Ich habe es schon mehrfach gesagt und ich sage es wieder, so etwas kann jedem Spieler passieren und du solltest du dir deshalb jetzt keinen Kopf machen. Immerhin hast du gewonnen, oder nicht?“ Max nickte erneut und musste dann lachen. „Ja, du hast recht! Ich glaube ich mache mir da zu viele Gedanken. – Ich sollte mich freuen, dass wir jetzt wieder im Vorteil sind!“, stellte er fest während er seinen Blick wieder dem Tableau zuwandte. „Ich bin gespannt, was sie sich als nächstes ausdenken. Bisher waren die Tableaus in diesem Finale ja mehr als ausgefallen.“ „Ich bin auch neugierig! Immerhin muss ich jetzt auf dem nächsten Tableau gegen Mariah antreten. Und das, meine lieben Freunde, wird kein Zuckerschlecken.“, sinnierte Tyson, was Ray zu einem Auflachen animierte. „Ich wusste ja gar nicht, wie poetisch du sein kannst!“, gab er grinsend zurück. Tyson verzog das Gesicht. „Das hat nichts mit Poesie zu tun. Ich hab allen Grund, sie nicht zu unterschätzen. Ihr habt doch auch gesehen, was sie mit Bryan gemacht hat.“ „Schaffst du sie?,“ wollte Kai wissen. „Soll ich ehrlich sein?“, war die kurze Rückfrage des Blauhaarigen. „Ja...“ „Ich habe nicht die leiseste Ahnung...“ Kai nickte. „Ich verstehe... – Gib dein Bestes! Ob du gewinnst oder verlierst ist vollkommen egal. Ich will nur, dass du nicht kampflos aufgibst und vorher schon das Handtuch wirfst, denn dann brauchst du dich bei mir nicht mehr blicken zu lassen!“ stellte er fest, doch man konnte dem Klang seiner Stimme schon deutlich entnehmen, dass er das Ganze nicht so ernst meinte, wie er es die Anderen glauben machen wollte; zumindest bis auf die Tatsache dass Tyson sein Bestes zu geben hatte. Der Blauhaarige nahm Haltung an und salutierte scherzhaft. „Jawohl Sir!“, antwortete er, als sich DJ wieder einschaltete. »Der Tableauwechsel ist jetzt vollzogen! – Wir bitten die stellvertretenden Teamleader von White Tigers und Bladebreakers an das Tableau!« Unter dem Jubel des Publikums erhoben die beiden Spieler von der jeweiligen Bank und traten ins Scheinwerferlicht. »Es treten gegeneinander an: für die White Tigers Mariah mit Bit-Beast Galux und für die Bladebreakers Tyson mit Bit-Beast Dragoon!« Die beiden Spieler traten an die noch verdeckte Arena und nickten einander zu. Jetzt waren sie keine Freunde mehr, jetzt waren sie Kontrahenten, die sich im Kampf um den Weltmeistertitel gegenüberstanden. Und Tyson wusste, dass er es gegen Mariah mehr als schwer haben würde. »Meine Damen und Herren, hier ist das Tableau für den Kampf zwischen den stellvertretenden Teamleadern!«, meldete sich DJ wieder zu Wort, während die Abdeckung über dem Tableau zurückzogen und der Tummelplatz der beiden Beyblades nach oben gefahren wurde. »Es handelt sich dabei um eine Nachbildung des Atomiums, dessen Original sich in Brüssel befindet! – Die Blader bereit für das erste Duell!« Tief durchatmend legten die beiden Spieler ihre Beyblades an. »Und 3! – 2! – 1! – LET IT RIP!!!« Mit den Worten “Los geht’s! – Galux!” und „Komm schon, Dragoon!“ schickten die beiden Spieler ihre Kreisel in die, wie die drei Tableaus vorher, liebevoll gestaltete Arena. „Ich würde vorschlagen wir testen erst mal das Areal!“, schlug die Rosahaarige vor, kaum dass die Blades gelandet waren und bekam ein Nicken seitens Tyson als Antwort. Die nächsten Minuten verbrachten die beiden damit, die verschiedensten Laufwege, die es auf dem Atomium gab. Dazu zählten der komplette Platz unter dem kunstvollen Gebilde sowie die Verstrebungen zwischen den großen Kugeln. Allerdings mussten beide feststellen, dass die Bewegung auf den Verstrebung ebenso viel Geschick abverlangte, wie es bei dem Spinnennetz-Tableau im Kampf um Platz drei der Fall gewesen war. Dann gaben sie sich einen Blick des Einverständnisses und ließen ihre Blades unter dem Atomium in Stellung gehen. „Bereit?“, wollte Tyson wissen. „Immer!“, gab Mariah zurück. „Gib alles, was du hast und wehe du hältst dich zurück, nur weil ich eine Frau bin!“ Tyson lachte. „Am Tableau bist du keine Frau, da bist du ein Gegner wie jeder andere auch! Und ich gebe immer mein Bestes!“, gab er grinsend zurück, bevor er seine Augen verengte. „Es geht los! – DRAGOON!“ Aufbrüllend erschien der blaue Drache über dem Beyblade und der hochentwickelte Kreisel schoss nach vorn. Mariah ließ ihrerseits Galux erscheinen und im Nu hatten sich die beiden Bit-Beasts in einen heftigen Kampf verwickelt, so dass man kaum sehen konnte, was sich im Tableau abspielte. Immer wieder konnte man die metallenen Kreisel aufeinander knallen hören, während Dragoon versuchte, die kräftige und gleichzeitig auch wendige Bergkatze mit seinen Klauen zu erwischen, während Galux dem Drachen immer wieder an die Kehle springen wollte, dieser das bisher jedoch erfolgreich verhindern konnte. »Es sieht nicht so aus als wolle einer der beiden so schnell nachgeben!«, kommentierte DJ, während er, wie auch die anderen Zuschauer, gebannt dem Spiel folgte. Mariah hatte inzwischen erkannt, dass sie umdenken musste. Sie ließ Galux zurückspringen und zog sich erst einmal von ihrem Gegner zurück. Durch ihren höheren Balancewert konnte sie problemlos auf die Verstrebungen flüchten und Tyson hatte erst einmal das Nachsehen da er ihr nicht ohne weiteres folgen konnte. Doch der Japaner wusste auch, dass er sie nur aus der Balance bringen musste, um sie von den Verstrebungen stürzen zu lassen und das erste Spiel für sich entscheiden zu können. „Dragoon! – Delta-Hurricane-Attack!“, schrie er und binnen weniger Augenblicke baute sich ein unheilverkündender Sturm über dem Tableau auf. Mariah verengte ihre Augen. „Du spielst mir in die Hand, Tyson... – Galux! Seever Claw!“ Die geschmeidige Bergkatze stieß sich ab und der Blade schoss von oben seitlich auf den Dragoon Fantom Ultimate zu. Krachend traf er den weißblauen Blade mit der Seitenkante voraus knapp neben dem Bit und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Er geriet ins Trudeln und bohrte sich nur einen Moment später in eine der Kugeln, die sich direkt am Boden befand. »1:0 für Mariah! Die White Tigers verschaffen sich in der Aufholjagd einen Vorteil im Duell der stellvertretenden Teamleader! Die Blader bereit für das zweite Duell!« --------------------- So und da warens nur noch zwei... ENDSPURT! Kapitel 41: The Final Fight! - Bladebreakers vs. White Tigers (part two) ------------------------------------------------------------------------ Sooooooooooooooooooo... Wir präsentieren: Das 42. Kapitel Training im Schnee 3..., während unser Jubileum immer näher rückt! An dieser Stelle soll noch mal auf den Zeichen-WB aufmerksam gemacht werden. Er läuft nur noch bis zum 25.05. und wer noch teilnehmen will, der sollte sich beeilen! Näheres gibts hier: http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/wettbewerbe_alt/?doc_modus=detail&id=20984 Aber nun genug der Vorrede! Ihr wartet sicher schon aufs Chapter. Und hier kommts auch schon! Viel Spaß! Lillie & Venka ---------------------------- 42 – The Final Fight! - Bladebreakers vs. White Tigers (part 2) Tyson atmete tief durch und sammelte dann sein weißblaues Blade vom Boden auf. Mit kritischen Blicken musterte er die teilweise doch recht tiefen Kratzspuren, die Mariahs Red Lux hinterlassen hatte und ihm wurde klar, dass dieses Duell, welches das Letzte in seiner Karriere werden würde, auch das härteste von allen bisherigen war. Mariah wollte dasselbe, wie er auch; als Siegerin das Tableau verlassen und bisher standen die Chancen dafür recht gut. Wenn er sein Spiel jetzt in den Sand setzte, dann würde es ganz allein an Kai hängen bleiben, ob die Bladebreakers wie sie es vorhatten als Weltmeister abtraten oder ob sie sich mit dem Titel des Vizeweltmeisters begnügen mussten, wie es vor 10 Jahren den Demolition-Boys ergangen war. Das zu verhindern war eine der primären Aufgaben, die sich der Blauhaarige selbst gestellt hatte, aber er wusste genau, dass es gegen diese Gegnerin sehr schwer sein würde, das auch umzusetzen. Nachdenklich beobachtete Bryan oben in der Loge, wie sich die beiden Spieler für das nächste Duell bereitmachten. Er hatte im Halbfinale selbst erleben müssen, wie stark die chinesische Bladerin war und er gönnte es ihr von ganzem Herzen, dass sie jetzt da unten stehen durfte um im Finale gegen Tyson anzutreten. Zwar hätte er das auch gern selbst getan, aber das Schicksal hatte anders entschieden. Aber genau da lag das Problem, vor das sich der Japaner im Moment gestellt sah. Mariah war schwer einzuschätzen und schien ein seltenes Talent dafür zu besitzen, die Situationen immer noch zu ihren Gunsten entscheiden zu können, selbst wenn es schon so aussah, als ob sie den Kampf verloren hätte. Tyson musste höllisch aufpassen, um in diesem Spiel überhaupt noch eine Chance zu haben. Dazu kam noch, dass der Tableauvorteil auf Seiten der Chinesin lag und sie ganz genau wusste, wie sie diesen Vorteil am Besten auszunutzen hatte. Der Blasslilahaarige lehnte sich noch ein Stück weiter nach vorn, als DJ die beiden Beyblades mit den traditionellen Worten »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!!!«, in die Arena entließ. Krachend trafen sie in der Mitte aufeinander, bevor sie sich wieder zurückzogen, nur um sogleich wieder zu kraftvollen Angriffen anzusetzen. Beide Spieler hatten ihre Bit-Beasts erneut herausgerufen und keuchten von der enormen Anstrengung, die es sie kostete, die heiligen Wesen zu kontrollieren und zu führen. Das Publikum raste und die Anfeuerungsschreie übertönten beinahe sogar die knallenden Geräusche, die entstanden, wenn die Blades immer wieder zusammenstießen. Doch noch war nicht ersichtlich, wer der beiden Blader sich einen Vorteil erarbeiten konnte. Das Spiel war zu einem Tauziehen zwischen zwei ebenbürtigen Gegnern geworden und Zeo, der sich das Finale mit seinem Team ansah, wusste urplötzlich, warum er gegen Tyson so glatt und schnell verloren hatte. Zwischen ihm und einem seiner Vorbilder lagen vom reinen Können her Welten und das machte den Gedanken an die Niederlage im Viertelfinale doch etwas erträglicher. Auch an der Teambank der Bladebreakers wurde der Spielverlauf mit Argusaugen verfolgt. Für einen Moment wandte sich Ray jedoch von dem Spektakel ab und sah zu Kai hinüber, der mit vor der Brust verschränkten Armen ein Stück schräg neben ihm stand und mit verengten Augen in Richtung des Tableaus blickte. „Kai?“, fragte er. „Ja?“, war die knappe Rückfrage, doch der Teamleader der Bladebreakers wandte seinen Blick nicht von dem tosenden Kampf ab. „Was hast du? – Ist etwas nicht in Ordnung?“ Kai ging jedoch weder auf die Frage, noch auf Max fragenden Blick ein. Stattdessen wandte er sich an Kenny. „Wie siehst du das Spiel?“, wollte er wissen. Der Gefragte zuckte mit den Schultern. „Rein von der Stärke nehmen sie sich nicht das kleinste Bisschen, aber...“, „Aber?“, mischte sich Max ein. „...die Rotationsszeit des Red Lux ist einfach höher...“ Kai nickte. „Verstehe schon... – Er kann sie nicht schaffen...“ Ein Kopfschütteln seitens Kenny folgte. „Nein... – Technisch gesehen ist sein Sieg unmöglich... – Und ich denke, er weiß das...“ In der Tat hatte Tyson bereits festgestellt, dass sein Beyblade dem von Mariah zwar in fast allen Punkten beinahe gleich war, doch er hatte an den träger werdenden Bewegungen seines Beys auch schon gesehen, dass dies der Punkt war, an dem Mariah ihn packen konnte. Schon war es soweit, dass Dragoon Probleme damit bekam, der immer wieder zu Angriffen heransetzenden Galux auszuweichen oder ihr wirkungsvoll etwas entgegenzusetzen. Technisch gesehen war er schachmatt und Mariahs Blade kam auch nie lange genug nahe an seinen heran, als das der Japaner mit der verbliebenen Kraft einen wirkungsvollen Angriff aufbauen konnte. Alles, was er im Moment tun konnte, war zu warten, bis Mariah ihn aus dem Tableau kegelte. Davon allerdings hatten die Zuschauer nichts mitbekommen und so entschied sich der Blauhaarige für einen würdevollen Abgang. Er würde Dragoon noch einmal frontal attackieren lassen. Wenn er Mariah damit aus dem Spiel werfen konnte, war alles wieder offen. Wenn er es allerdings nicht schaffte, dann würde Kai in der nächsten Runde kein leichtes Spiel haben. Genau genommen war Variante zwei nicht wirklich von Vorteil, dennoch war es die einzige Möglichkeit, die Tyson noch hatte. Mit den Worten „Los geht’s, Dragoon! Alles auf einen Angriff!“, schickte er seinen wie zur Bestätigung aufbrüllenden Drachen gegen das Blade seiner Kontrahentin. Mariah roch den Braten, allerdings hatte sie auch bemerkt, dass die von Tyson gespielten Ausweichmanöver immer schleppender geworden waren und so ahnte sie, dass sein Blade kurz davor war, auszukreiseln, was ihr den Sieg bescheren würde. Jedoch war diese Art Sieg nicht unbedingt ehrenvoll für den Sieger und genau so verhielt es sich mit der Niederlage. Aus diesem Grund ging sie auf die Herausforderung ein und ließ Galux ebenso nach vorn stoßen. Krachend trafen die beiden Beyblades nahe der Tableaumitte zusammen und nur einen winzigen Augenblick später konnte man an einem klirrenden Geräusch hören, dass eines der beiden Blades durch den überaus heftigen Zusammenprall aus der Arena geschossen worden war. »Aus für Tyson und Dragoon!«, verkündete DJ nur einen Moment danach. „Mariah besiegt den stellvertretenden Teamleader der Bladebreakers in einem furiosen 2:0 und kann damit für ihr Team ausgleichen! – Nach dem Tableauwechsel wird das Spiel der Teamleader dieses Finale entscheiden müssen.« Mariah konnte ihr Glück kaum fassen, als sie an der Teambank ankam und ihrem Bruder lachend in die Arme sprang. Sie hatte das, von dem ihr Team am Anfang der WM gedacht hatte, das es beinahe unmöglich möglich war, nun doch möglich gemacht und die White Tigers waren dem Titel des offiziellen Beyblade-Weltmeisters so nahe wie nie zuvor. Doch Lee wusste, dass dieses nun folgende letzte Duell das Schwerste in seiner Karriere als Beyblader sein würde. Sein Gegner hieß Kai Hiwatari und in seinem Beyblade warteten drei übermächtige Bit-Beasts nur auf ihren Einsatz. Drei Phoenixe, die es zusammen mit ihrem Herrn zu schlagen galt und deren unterschiedliche Charakterzüge die Bewegungsmuster des Beyblades in verschiedenster Art beeinflussten. So war es Kais Gegner unmöglich, hinter die Taktik des Grauhaarigen zu kommen, da dieser nie zweimal hintereinander dieselbe Spielart anwenden würde. Nachdenklich blickte der Leader des chinesischen Teams zur gegenüberliegenden Teambank und sein Blick schien für einen Moment den von Kai zu treffen, der ebenso zu ihm hinüber sah. Sie wussten beide, dass es etwas wie dieses Duell nie wieder geben würde. An der Teambank der Bladebreakers hatte Kai auf den Versuch Tysons, sich für die Niederlage zu entschuldigen, nur abgewunken. Es war ihm scheinbar egal, dass er jetzt derjenige war, der seinem Team den Sieg erspielen musste. Vielleicht war es aber auch der Nervenkitzel, den er brauchte, wenn er bladete, denn um alles aus sich herauszuholen, benötigte er einen Ansporn, den es ohne Tysons Niederlage nie gegeben hätte. Es gab auf der Welt nicht viele Blader, die mit ihm und seinem Können mithalten konnten und alle befanden sie sich in den Top 5 und waren damit seine Freunde. Doch das schien den Reiz an der Sache für ihn nur noch zu vergrößern. Kai atmete tief durch, schloss noch einmal für einen Moment die Augen, da er an das Gespräch denken musste, dass er und Lee kurz vor dem Beginn des Finales geführt hatten. Sie hatten sich in einem der Gänge getroffen und der Chinese hatte seinen Gegner ernst angesehen. „Kai?“ „Hm?“ „Ich habe eine Bitte...“ „Die da wäre?“ Lee atmete tief durch und Kai hatte ihm ansehen können, dass es ihm ganz offenbar nicht leicht fiel, das auszusprechen, was er zu sagen beabsichtigte. „Ich möchte, dass du dich nicht zurückhältst, OK?“, hatte der Leader der White Tigers schließlich von ihm gefordert. „Ich will dass du dein Allerbestes gibst und mit voller Kraft losschlägst!“ Der Grauhaarige hatte versucht, etwas zu entgegnen, doch das Kopfschütteln seines Kontrahenten hatte ihn bereits vorher verstummen lassen. „Ich weiß, dass du immer dein Bestes gibst, wenn du spielst, aber ich bin hierher gekommen, um gegen die Besten der Besten zu kämpfen, denn wenn man selbst der Beste sein will, dann muss man die Besten schlagen! – Das waren deine Worte, erinnerst du dich?“ Ein Nicken war Kais Antwort gewesen. „Ja, das war am Baikalsee... – Vor fast 10 Jahren...“ „Genau deshalb!“, antwortete Lee und senkte den Kopf, bevor er ihn ruckartig wieder gehoben hatte. „DU bist der Beste der Welt und das schon seit 10 Jahren. Jeder weiß das und jeder wird dir meine Worte bestätigen! Niemand wird jemals wieder solche Fähigkeiten entwickeln, wie du sie hast!“ hatte er gesagt, was Kai zum Schmunzeln gebracht hatte. Der Chinese wusste offenbar ganz genau, was er wollte und wie er Kai am besten Honig um den Mund schmieren musste, damit er es auch bekam. Doch was dann kam, damit hatte der Leader der Bladebreakers nicht gerechnet. „Du weißt, dass ich den Besten mit allen Mitteln schlagen will! Aber dazu muss ich auch das mächtigste Bit-Beast schlagen, sonst wäre mein Sieg nur die Hälfte wert!“ Kai war bei dieser Forderung überrascht zurückgezuckt. „Das kann nicht dein Ernst sein! – Lee, das kannst du nicht von mir verlangen, er wird dich zerfetzen!“ „Ich habe keine Angst vor ihm, weil ich weiß, dass du ihn vollkommen unter deiner Kontrolle hast und es nicht mehr umgekehrt ist. Man konnte es sehen, als du gegen Kane angetreten bist. Ich weiß auch, dass du nur deshalb umgekippt bist, weil er sich seine zusätzliche Kraft aus deinem Hass und deiner Wut geholt hat! – Aber ich spüre jetzt weder Hass noch Wut in dir...“ Der Russe hatte leicht ungläubig den Kopf geschüttelt. „Lee, du bist verrückt...“, hatte er gesagt, bevor sich ein seltsames Leuchten in seinen Blick geschlichen hatte. „Aber wenn du es unbedingt so haben willst, dann kann ich dir diesen Wunsch erfüllen...“ fügte er hinzu, bevor er das schwarze Blade aus seiner Tasche geholt und es nachdenklich betrachtet hatte. „Aber auch ich habe eine Bedingung!“ „Die wäre?“ „Schlag Dranzer und du darfst gegen ihn antreten. Verliert Galeon gegen sie, werde ich dir nicht das Recht einräumen, allein gegen ihn anzutreten.“ Lee hatte bei dieser Antwort zufrieden genickt. „Mehr wollte ich nicht...“, hatte er gesagt und nun war der Augenblick der Wahrheit in wenigen Momenten gekommen. DJs Stimme brachte den Grauhaarigen allerdings dazu, seine Augen wieder zu öffnen und das Gespräch mit Lee in den Hintergrund rücken zu lassen, denn das Tableau war nun bereit für den Einsatz. »Meine Damen und Herren! Für das letzte Duell wird dieses Tableau zur Verfügung gestellt! – Eine Kopie der Inkastadt Machu Pichu, deren Original sich in den südamerikanischen Anden befindet!« Kai ließ seinen Blick über die Nachbildung der Ruinenstadt schweifen. Das Gelände war vielseitig und ließ beiden Bladern genug Raum, um die Stärken ihrer Bit-Beasts ausspielen zu können. »Es treten gegeneinander an: für die White Tigers Lee mit Bit-Beast Galeon und für die Bladebreakers Kai mit seinem Phoenix-Trio Dranzer, Black Dranzer und NEO-Dranzer!« Unter dem minutenlang anhaltenden Jubel des Publikums traten die beiden Teamkapitäne an das Tableau und gaben sich dann einen Blick des Einverständnisses, bevor sie ihre Blades und Shooter herausholten. Kais Blick blieb am Bit seines Blades hängen und erneut schweiften seine Gedanken ab. War es wirklich richtig, was er Lee vorgeschlagen hatte? Er wusste, dass der schwarze Löwe seines Konkurrenten den roten Phoenix schlagen konnte, da er Dranzer in punkto Kraft nicht unterlegen war. Damit brachte er den White Tigers zwar den Vorteil, aber Lee hatte dann die beiden schwersten Prüfungen noch vor sich. Und Kai war sich sicher, dass Galeon weder Black Dranzer noch NEO würde schlagen können. Doch sein Spiel, das Spiel des Teamleaders würde das Duell der Bladebreakers gegen die White Tigers entscheiden müssen; er war derjenige, der seinem Team jetzt noch den Weltmeistertitel sichern konnte. Kenny und Tyson hatten fantastisch gekämpft, waren aber Kevin und Mariah nicht gewachsen gewesen. Max und Ray hingegen hatten mit ihren überragenden Siegen diese Patt-Situation herausgespielt. Nun hing es von ihm ab, wer das Tableau als Weltmeister verließ; sein Team oder das seines Gegners. Lees Stimme riss den Russen allerdings aus seinen Gedanken. „Vergiss unsere Abmachung nicht!“, rief er und Kai antwortete mit einem knappen Nicken, als DJ nach der Bereitschaft der beiden Blader fragte, diese bejahten und das Publikum erneut in Jubel ausbrach. „Mach dich bereit...“, sagte der Grauhaarige ruhig. „Das wird ein Kampf, den du nie vergisst...“ „Das will ich...“ ...doch stark hoffen, wollte Lee noch sagen, doch er wurde von einem lauten »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!« unterbrochen. Nur einen Lidschlag später landeten die Blades in der Arena und schossen aufeinander zu. Krachend trafen die bei den Beyblades in der Mitte der Arena zusammen, bevor beide Blader sie zurückspringen ließen, nur um dann erneut einen Angriff auf den jeweilig anderen zu starten. "Bist du bereit?", wollte Kai von seinem Gegenüber wissen, nachdem er sich noch einmal mit einem schnellen Blick auf das Tableau vergewissert hatte, dass er es richtig eingeschätzt hatte und das die beiden Blader hier tatsächlich alle Fähigkeiten ihrer Bit-Beasts ausnutzen konnten. Für Galeon war der Untergrund wie geschaffen, da der machtvolle Löwe die Felsen und Ruinen der ehemaligen Häuser als perfekte Sprungrampen nutzen konnte, während der offene Himmel keine Begrenzungen oder Hindernisse für Dranzers Flügel darstellten. "Ich bin immer bereit!", gab der Chinese zurück. "Und Galeon ist es auch! - Leg los!", fügte er mit angehobener Stimme hinzu und der schwarze Löwe folgte dem Ruf seines Herrn indem er sich aufbrüllend aus dem Bit befreite. Kai ließ sich nicht lange bitten, doch es genügte ein ruhiges "Los!" seinerseits und die rote Phoenixlady antwortete mit einem hohen Schrei auf die Herausforderung seitens ihres Kontrahenten. Nur einen Lidschlag später schossen die beiden Blades erneut aufeinander zu, dieses Mal jedoch begleitet von den mächtigen Schutzgeistern, die in ihnen wohnten. Galeon schien auch nicht das geringste bisschen Respekt vor seiner feurigen Kontrahentin zu haben; kaum dass sich die Blades mit einem metallisch schleifenden Geräusch berührten, drückte er sich vom Boden ab und es war nur der Geistesgegenwart Dranzers zu verdanken, dass er mit seinen Klauen nur ihre langen Schwanzfedern erwischte, was sie allerdings mit einem verärgerten Pfeifton beantwortete. Kai musste schmunzeln, wusste er doch, dass sein Phoenixweibchen es hasste, wenn andere Bit-Beasts ihr, mit der Absicht sie zu schlagen und ihr Blade aus dem Tableau zu befördern, zu nahe kamen. Auch das war einer der Gründe, weswegen er die weniger kapriziöse NEO lieber beim Bladen einsetzte, da sie keinerlei Berührungsphobien hatte und sich mit Vorliebe einem Raubvogel gleich auf ihre Gegner stürzte. Galeon jedoch ließ sich von den Geräuschen, die Dranzer aufgrund seiner Attacke von sich gab, nicht beirren und setzte ihr, von Lee angestachelt, gnadenlos hinterher. Das Resultat war eine rasante Hetzjagd quer über das gesamte Tableau, bei der Dranzer, ganz entgegen Kais sonstigem Bladingstil, eher die passive Rolle einnahm, anstatt gegen ihren Gegner vorzurücken. "Dranzer, hör auf zu spielen!", erinnerte Kai sein Beast an den Ernst der Lage, in der sich beide befanden. "Greif an! Flame Saber, los!" Von ihrem Herrn zum Gegenangriff aufgefordert schien sich das Bit-Beast wieder aus seiner zickigen Phase zu erholen; sie machte beinahe auf der Stelle kehrt und binnen eines Lidschlages standen ihre Federn in hellen Flammen und auch das Blade war von goldrotem Feuer umhüllt. Lee musste grinsen, als er das sah. "Ich wusste, dass du mir so kommst, aber nützen wird dir das nichts! - Galeon! Abblocken! Rock-Thunder-Wall!" Der schwarze Löwe antwortete mit einem markerschütternden Aufbrüllen und die kleineren Felsbrocken, die durch die sich aufbauende elektrische Ladung in der Luft herumgewirbelt wurden, wehrten die heranrollende Attacke wirkungsvoll ab. Zwar erreichte Lee nicht dasselbe Ergebnis wie im Kampf gegen Michael doch Kais Blade war durch die wirkungsvolle Abwehr etwas aus der Balance geraten und der Grauhaarige brauchte einige Augenblicke, bis er es wieder im Gleichgewicht hatte. Das gab Lee allerdings die Möglichkeit, nachzusetzen. Mit den Worten "Los jetzt, Galeon! Dark-Lightning-Attack!", ließ er seinen Löwen erneut attackieren. Da die beiden Blades in einer der Senken aufeinander trafen und der dort aufgewirbelte Dreck den Zuschauern zunächst die Übersicht über das Geschehen raubte, wurde nicht sofort ersichtlich, wer von den beiden Spielern als Sieger aus dem ersten Match hervorgehen würde. Dann jedoch hob Kai die Hand und deutete auf Lee, was dieser mit einem verwirrten Blick quittierte. DJ jedoch sorgte für Aufklärung. »1:0 White Tigers im ersten Zusammentreffen von Kai und Lee in diesem Finale!«, erklärte er dem erstaunten Publikum, während Kai seinen Blade aufsammelte, ohne sich um die ihm geltenden verwirrten Blicke von bei den Teambanken zu kümmern. Niemand hatte eine Niederlage von ihm erwartet sondern eher dass er Lee ganz schnell zeigen würde, wo der Ausgang aus dem Tableau war. Nun aber stand es 1:0 White Tigers und die Bladebreakers waren im Nachteil. »Das chinesische Team erarbeitet sich mit diesem Sieg einen Vorteil gegenüber ihren japanischen Konkurrenten. - Die Blader bereit für das zweite Match!« An der Teambank der Bladebreakers waren die vier verbliebenen Spieler sprichwörtlich zusammengezuckt, als DJ die Niederlage ihres Kapitäns verkündet hatte. "Wie kann das denn sein? - Dranzer hätte Galeon locker gewachsen sein müssen!", murmelte Kenny, während Max nur ratlos mit den Schultern zuckte. Auch Tyson hatte auf die Niederlage seines in seinen Augen unbesiegbaren Teamleaders keine brauchbare Antwort und so verstrickten sich die drei sogleich in eine Diskussion, die in Anbetracht der Sachlage vollkommen unnötig gewesen wäre, da Kai nur das erste Spiel und nicht das ganze Duell verloren hatte. "Jetzt beruhigt euch mal, Auch Kai kann mal verlieren, das ist doch nun wirklich nicht der Weltuntergang. Außerdem hat er noch nie etwas ohne Grund getan? Also vertraut ihm, was er auch immer vorhaben mag." Tyson musste bei diesem Kommentar seitens Ray grinsen. "Deinen Worten entnehme ich, dass du dir auch nicht ganz so sicher bei der Sache bist, wie du uns das hier Glauben machen willst..." Der Schwarzhaarige verzog das Gesicht. "Da spricht der Anwalt vom Dienst, so wirklich kann man dir auch nichts vormachen." "Nicht mehr, aber das bringt der Beruf mit sich. Aber ich denke auch, dass unser werter Leader einen Plan verfolgt." "Vielleicht will er dem Publikum was bieten und seine drei Beasts zum Einsatz bringen...", mischte sich Max lachend ein. Ray zuckte mit den Schultern. "Ja, entweder das oder Galeon ist inzwischen so stark geworden, dass er mit Dranzer mithalten kann..." Inzwischen hatten die beiden Blader am Tableau ihre Beys wieder eingesammelt und diese erneut in die Starter einrasten lassen. "Ich hoffe, du vergisst dein Versprechen nicht!", sagte Lee und das verschmitzt und gleichzeitig triumphierende Lächeln, welches deutlich zeigte, dass er auf seinen Sieg gegen Dranzer Stolz war, zierte unübersehbar sein Gesicht. Kai antwortete mit einem leichten Kopfschütteln. "Ich hoffe nur, dass du auch weißt, worauf du dich da eigentlich eingelassen hast...", gab er zurück, als sich beide auf ein Zeichen DJs kampfbereit machten und die Blades anlegten. "Denn jetzt mein Freund werde ich mich nicht mehr zurückhalten..." fügte er hinzu und kurz darauf läutete DJ mit dem charakteristischen »3! -2! -1 ! -LET IT RIP!!!«, die zweite Runde ein. Kraftvoll rissen beide Blader an den Ripcords und die Blades landeten nur einen Augenblick später im Tableau. Lee verlor auch keine Zeit. Er rief Galeon heraus, damit dieser nicht von dem jede Sekunde erscheinenden gegnerischen Bit-Beast überrumpelt werden konnte. Und die sich bereits seit Kais Feststellung, dass er sich nicht mehr zurückhalten würde, um das Blade ziehenden schwarzen Nebelstreifen deuteten an, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis dieses auch erschien. "Lee ich glaube immer noch, dass du verrückt bist, so etwas von mir zu verlangen, aber du sollst deinen Willen haben!", wandte sich Kai mit verengten Augen an seinen Gegner und ein leicht zweideutiges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Wir werden dir keine Atempause lassen..." "Lass sehen!", forderte der Chinese, während sich die beiden Blades in der Arena wie zwei angriffsbereite Raubtiere umkreisten. "Wie du willst! -Los geht's! -Komm, BLACK DRANZER!" Der schwarze Phoenix folgte dem Ruf seines Herrn ohne zu zögern, auch wenn sein plötzliches Auftauchen über der Arena für teilweises Erstaunen und auch Entsetzen in den Zuschauerrängen sorgte. Auch DJ schien es kurzzeitig die Sprache verschlagen zu haben, wusste er doch nicht, was er zum Auftauchen des schwarzen Phoenix sagen sollte, da sich dieser bei seinem letzten Bladingeinsatz in diesem Turnier nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt hatte. Doch Lee zuckte nicht vor der ihm nun gestellten Herausforderung zurück. "Ich wollte es so aber ich werde jetzt nicht kneifen! -Galeon! Attacke!" Kai lächelte kurz. „OK, wie du willst...“, antwortete er und ließ seinen Bey ebenfalls zu einer Attacke ansetzen. Auf den Teambanken von White Tigers und Bladebreakers war das Erstaunen und zum Teil auch Entsetzen über das Erscheinen des schwarzen Phoenix sichtbar groß. „Was macht er denn jetzt? – Er kann doch nicht schon wieder diesen Teufel...“, entfuhr es Kevin, doch Mariah griff ihrem jüngeren Teamkollegen auf die Schulter und schüttelte nur den Kopf, was ihn dazu brachte, sich nach ihr umzusehen. „Lee wollte es so...“, sagte sie leise. „Er hat mir gesagt, dass er Kai in jedem Fall dazu herausfordern will... – Ein Duell gegen den Black Dranzer ohne Hass und ohne Zerstörungswut in Kais Willen... – Das war es, wovon unser Leader geträumt hat. Nicht zuletzt um zu beweisen, dass dieses Bit-Beast nicht mehr das Monster ist, wofür es alle halten, sondern das Kai es kontrollieren kann...“ Der Jüngere legte den Kopf schief. „Bist du dir sicher, dass Galeon den Black Dranzer schlagen kann?“, wollte er wissen. Mariah zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Lee wird schon wissen, was er tut...“ An der Teambank der Bladebreakers waren die Gedanken ähnlich, doch es war Ray, der seine Teamkameraden darauf brachte, dass es womöglich Lees Wille gewesen war, gegen das wohl mächtigste Bit-Beast der Welt und seinen Blader anzutreten. So blieb auch ihnen nichts weiter übrig als zu hoffen, dass Kai sich und den mächtigen schwarzen Phoenix vollkommen unter Kontrolle hatte. Unterdessen hatte es den ersten heftigen Zusammenstoß von Galeon und Black Dranzer gegeben. Lee hatte feststellen müssen, dass der schwarze Phoenix kein Kind von Traurigkeit war und, trotz dass er mehrere Gegentreffer hatte einstecken müssen, immer wieder zum Angriff vorrückte. Müdigkeit schien er nicht zu kennen und auch Kai sah noch sehr frisch aus, was davon zeugte, dass Black Dranzer seine Kraft aus sich selbst und nicht aus seinem Blader zog. Galeon jedoch begann, aufgrund seiner ständigen Attacken und Black Dranzers Gegenangriffen langsam aber sicher zu schwächeln und der Leader der Bladebreakers hatte diese aufkommende Schwäche seines Gegners bereits bemerkt. Wie er es sich gedacht hatte, war der Löwe dem Phoenix zwar an Ausdauer ebenbürtig, aber an Kraft deutlich unterlegen. Und da er die meiste Energie, die er besaß, in die Gegenangriffe steckte, kam an dieser Stelle die Verteidigung zu kurz. Und das war genau der Punkt, an dem er jetzt ohne Probleme ansetzen konnte. Er ließ Black Dranzer sich in die Mitte der Arena zurückziehen und wartete dann auf einer kleinen Anhöhe, die wohl die Ruine eines Tempels darstellen sollte, auf die Attacke seines Kontrahenten. Lee reagierte sofort auf den guten Angriffspunkt, den ihm Kai augenscheinlich darbot und ließ Galeon attackieren. Als er das siegessichere Lächeln auf Kais Gesicht bemerkte, war es zum Reagieren bereits zu spät. „Black Dranzer! – Verteidigen! – Black Spiral!“, befahl der Grauhaarige und der Phoenix zog sich in einen schützenden Wirbel aus schwarzem Nebel zurück. „Zu schwach, Kai!“, war Lees Kommentar, als Galeon heranrauschte und das Bey seines Gegners ohne Probleme von der Anhöhe herunterschubste. Der merkwürdige Nebel, der vorher Kais Blade und Bit-Beast umgeben hatte, zog sich nunmehr allerdings um Lees Blade und um den großen Löwen, während sich Kais Bey in einiger Entfernung immer noch wie unangetastet drehte. „Tja, Pech gehabt...“, gab der Grauhaarige grinsend zurück. „Black Dranzer! Lunairetic! – JETZT!” Ein hoher Aufschrei des Phoenix war die Antwort und im Nu wandelten sich die schwarzen Nebelschwaden, die Lees Blade einhüllten in blauschwarz glänzende Flammen, die nur einen Augenblick später explodierten und den Bey samt Bit-Beast beiseite schleuderten. Krachend ging der Löwe zu Boden. »Wie immer scheint es sich Kai in den Kopf gesetzt zu haben, das Spiel zu einem wahren Feuerwerk zu machen! – Doch noch hat er den zweiten Kampf nicht gewonnen!«, kommentierte DJ und kaum dass sich der Staub wieder gelegt hatte, stellte Lee sichtlich zufrieden fest, dass sein Blade trotz aller Kraft, welche diese Attacke mit sich gebracht hatte, doch noch kreiselte und auch Galeon rappelte sich wieder auf seine vier Pfoten. Herausfordernd brüllte er dem schwarzen Phoenix seine erneute Kampfbereitschaft entgegen. Doch bei dem >Lunairetic< genannten Angriff handelte es sich nur um die schwächere der beiden Finsternisattacken, die Black Dranzer zu bieten hatte. Im Laufe der Zeit hatten sich Dranzer und auch Black Dranzer die Licht- beziehungsweise Finsternisattacken von NEO angeeignet, während diese nun noch zusätzlich über einen Kombinationsangriff verfügte. Bei dem Ausruf „Black Dranzer! Leg nach! – Raus mit ihm!“, seitens Kai wurde Lee allerdings blass. Der Grauhaarige, der ihm am Tableau gegenüberstand, ballte die Hand zur Faust und rief: „Los jetzt! – FOREVER ZERO!“ Black Dranzer folgte dem Befehl mit einem herrischen Aufschrei und im nächsten Moment war das gesamte Tableau in einer schwarzen Kugel versiegelt, die sich rasch enger und enger um die beiden Blades und die in ihnen wohnenden Schutzgeister zog. Kaum dass diese nur noch einen Durchmesser von etwa 20 Zentimetern hatte und daher kaum noch genug Platz für die beiden Beys bot, wurde das von Lee wie von Geisterhand aus dem Tableau geschleudert und kreiselte dann schräg hinter seinem Besitzer aus. Nur einen Moment später zerplatzte die Kugel; in dem daraufhin entstehenden, gleißenden Licht erschien Black Dranzer wie der sprichwörtliche Phoenix aus der Asche und verkündete mit einem lauten Schrei seinen Sieg, bevor Kai ihn wieder in das Bey zurückkehren und dieses in seine Hand zurückspringen ließ. »AUSGLEICH!!!«, brüllte DJ. »Kai und sein Black Dranzer erspielen fair und in einem wahren Feuerwerk das 1:1 zwischen den White Tigers und den Bladebreakers!« verkündete er vollkommen außer Atem von dem harten Duell. Kai musste grinsen. Es war fast so, als habe sich der übereifrige Kommentator so sehr in das Spiel hineingesteigert, dass man hätte denken können, er habe selbst am Tableau gestanden und nicht nur zugesehen. „Was... – Was war das?“, wollte Lee wissen, nachdem er sichtlich erleichtert festgestellt hatte, dass sein Bit-Beast sich immer noch in seinem Bey befand und das dieses auch noch heil war, so dass er den Kampf fortsetzen konnte. „Forever Zero...“, gab Kai ruhig zurück. „Die durch die Attacke entstehende Kugel entzieht dem gegnerischen Bit-Beast die Kraft und zwingt es dadurch in den Bit zurück. Dann wird der gegnerische Blade mit Hilfe der entzogenen Energie aus der Kugel herausgeschleudert.“ Lee schluckte. „Das bedeutet, wenn du gleich damit angefangen hättest, anstatt mich über das Tableau zu hetzen und Galeon zu ermüden, dann...“ „...wäre von deinem Blade wahrscheinlich nicht mehr übrig als der Bit und ein Haufen Asche...“ „Und der Bit?“ Kai musste grinsen. „Ich habe ihm beigebracht, dass er alles an einem Blade zerstören kann, wenn er mag, doch den Bit und dessen Bewohner hat er heil zu lassen...“ „Wie es aussieht, hört er jetzt auf dich...“, gab Lee zurück, als DJs Stimme die Aufmerksamkeit der Beiden wieder auf das Tableau richtete. »Die Blader bereit für das dritte und damit letzte Duell!«, forderte er die beiden auf, woraufhin beide Blader anlegten. „Kai?“ wandte sich Lee noch einmal an seinen Gegner. „Ich weiß, ich habe schon jetzt gegen dich verloren, aber ich habe noch eine einzige Bitte: Zeig mir deinen besten Angriff!“ Ein knappes Nicken war die Antwort, bevor DJ die beiden Blades mit einem »3! – 2! – 1! – LET IT RIP!!!« ein letztes Mal in die Arena schickte. Sofort und ungerufen erschien Galeon über Lees Blade um jede drohende Gefahr abzuwehren, doch Kai lächelte nur, als er den kämpferisch erscheinenden Löwen vor sich sah. „Dranzer?“, rief er und der rote Phoenix erschien über dem Blade. Ein kurzes „Black?“ ließ auch den schwarzen Phoenix in der Arena erscheinen. „Unite!“, befahl er und die beiden Bit-Beasts verschwanden gleich darauf in einem gleißenden Lichtball. Mit einem herrischen Schrei sprengte sich schließlich ein Bit-Beast aus dem Lichtball frei, das vor fast 10 Jahren Kais Leben für immer verändert hatte. Seine vier riesigen Schwingen streckten sich herausfordernd aus und die insgesamt sechs langen Schwanzfedern schienen eine Art Schild um ihren Herrn zu bieten. »Kai will es anscheinend wirklich wissen...«, murmelte DJ mehr, als dass er sprach. »Er setzt in diesem letzten Spiel seine Trumpfkarte ein... – NEO-Dranzer...« Beinahe ehrfürchtig blickte Lee von dem riesigen doppelt geflügelten Phoenix zu Kai, der mit geschlossenen Augen am Tableau stand und dann den rechten Arm über den Kopf hob. „Was hat er vor?“, fragte der Leader des chinesischen Teams mehr sich selbst als jemand anderen, als Kais Stimme ihn zusammenzucken ließ: „NEO?“ Das riesige Bit-Beast antwortete mit einem Geräusch, das einem zärtlichen Zwitschern recht ähnlich war und das deutlich machte, dass sie ihn verstanden hatte. „Beende es.“, sagte der Leader der Bladebreakers in einem ruhigen Tonfall, als könne nichts ihn aus seiner inneren Balance bringen. Dann jedoch riss er seine rubinroten Augen auf und sein rechter Arm deutete in Sekundenschnelle auf Lees Beyblade. „Er will es, also zeig ihm alles, was du kannst!“, rief er. Angesichts der Entschlossenheit Kais war Lee schon drauf und dran einen Rückzieher zu machen, doch noch bevor er etwas sagen konnte, erscholl wieder Kais Stimme. „NEO! GALAXY EXPLOSION!“ --------------------------- Ja, wir Gemeinheimer machen hier Schluss. Weiter gehts dann in der 43, die wahrscheinlich auch das letzte Chapter wird... Bis dahin dann! Kapitel 42: The end... ---------------------- *reinschleich* Nicht hauen! Ich weiß, dass es zwei ganze Monate gedauert hat, bis wir euch wieder ein neues Kapitel präsentieren können und die Gewinner des WB's wundern sich wahrscheinlich auch schon, wo die Bücher bleiben, aber... Ich habe es nicht übers Herz gebracht... Ich war wie blockiert und konnte nicht schreiben obwohl ich genau wusste, was wie passieren würde... Verzeiht mir... Lillie: *kopfschüttel* Venka: -.- Anyways... Hier ist das letzte Kapitel zu "Training im Schnee 3" Viel Spaß! ------------------ 43 – The end... „NEO! GALAXY EXPLOSION!“ Lee zuckte zusammen, kaum dass die verhängnisvollen Worte seitens Kai ausgesprochen waren. Er hatte den Grauhaarigen dazu herausgefordert, seine stärkste Attacke anzuwenden und dieser hatte dieser Bitte wider besseren Erwartens nun tatsächlich auch entsprochen. NEO-Dranzer folgte dem Befehl seitens ihres Herrn ohne auch nur den Hauch einer Sekunde zu zögern. Sie streckte ihre langen schwarzen Schwingen aus und im Bruchteil einer Sekunde war das Tableau durch die augenblicklich von den Federn an Flügeln und Schweifen ausgehende Energie in dunkel gehüllt, so dass die von den Tribünen kommenden kleinen Lichter wie die Sterne am Nachthimmel aussahen. NEO selbst wirkte aufgrund der sofort auflodernden hellroten Flammen an ihrem zweiten Schwingenpaar, welches sie wie einen Schild vor ihrem Körper zusammengezogen hatte, wie eine Sonne, die über dem Tableau stand, das in diesem Fall den Planeten symbolisierte, der sie umkreiste. Sie hatte in der Tat damit die Illusion einer Art Galaxie erschaffen, doch wenn der Name der Technik hielt, was er versprach, dann würde sich eben jene Galaxie in wenigen Augenblicken in einer Supernova selbst zerstören. Galeon antwortete mit einem heiseren Aufbrüllen auf die sich ihm bietende Drohung, aber es war deutlich zu sehen, dass er durch die immer weiter ansteigende hochkonzentrierte Energie, die von seiner Gegnerin ausging, Stück für Stück zurückgedrängt wurde. Dennoch dachten weder er noch der Blader der ihn führte, an eine Aufgabe des Spiels, denn das wäre, wie Tyson es bereits bewiesen hatte, unehrenhaft gewesen und hätte keinesfalls ihrem Ehrgefühl entsprochen. „Komm schon!“, forderte er Kai erneut auf. „Zeigt uns, was ihr wirklich drauf habt!“ Doch dieser erneuten Aufforderung seitens des Leaders der White Tigers hätte es nicht einmal bedurft. Mit einem schrillen Aufschrei riss der machtvolle Phoenix seine roten Schwingen auseinander und entlud damit die gesamte Kraft, die er bisher gesammelt hatte. Die sich wie eine Druckwelle in alle Richtungen ausbreitende Energie tauchte das Tableau in ein gleißendes Licht und gab NEO das Aussehen einer Supernova; das Aussehen einer explodierenden Galaxie, die alles in ihrem vernichtenden Feuer verbrannte, was sich in ihrer unmittelbaren Reichweite befand. Sekundenlang raubte das gleißende Licht allen die Übersicht und als Lee wieder etwas erkennen konnte, befand sich nur noch Kais Beyblade in der Mitte der Arena. Sein eigener Blade war durch die von der gegnerischen Attacke ausgehenden Druckwelle aus dem Tableau geschossen worden und lag nun geschlagen etwa einen Meter neben ihm. Über dem Tableau stand NEO noch immer strahlend wie eine leuchtende Sonne und das von ihr ausgehende Licht tauchte die altehrwürdige Inkastadt Machu Pichu in einen goldähnlichen Glanz. »SIEG KAI HIWATARI, BLADEBREAKERS! – Damit geht die Krone im Beybladen erneut an...« Der Rest von DJs Satz wurde in dem aufbrandenden Jubel von den Tribünen verschluckt, während Kai erst sein Bit-Beast zurückkehren ließ, seinen Blade geschickt auffing und dann triumphierend den Arm nach oben riss. Der Sieg war sein und da er ihn hatte Ray widmen wollen, war es genau der Triumph geworden, den er sich für seinen Geliebten gewünscht hatte. An der Teambank der alten und nunmehr auch neuen Weltmeister war der Ausgang des Spiels mit Spannung erwartet worden, doch als Kai die beiden ihm zu Diensten stehenden Phoenixe zu einer Einheit verschmolzen hatte, war es ihnen klar geworden, dass ihr Leader den Kampf auf Biegen und Brechen für sich entscheiden würde. Und genau das hatte er getan. Er hatte sich, wie man es von einem Blader seines Kalibers erwarten würde, mit einem echten Knalleffekt verabschiedet. Kaum dass die Auswirkungen seiner Attacke verschwunden waren und Lees Beyblade geschlagen neben dem Tableau lag, waren die vier noch verbliebenen japanischen Spieler, so sie denn bei diesem spannenden letzten Match überhaupt noch saßen, aufgesprungen, um ihrem Kapitän zuzujubeln. Dann jedoch erinnerte sich Ray an das Versprechen, das er Kai auf dem Fernsehturm in Kairos Stadtmitte gegeben hatte; nämlich bei einem Sieg des Grauhaarigen das erste zu tun, was ihm in den Sinn kam. Und das tat er auch. In dem Moment, in dem Kai sich zur Teambank umdrehte, um sein Team zu sich ans Tableau zu rufen, war der Junge mit den goldfarbenen Augen, den er so liebte wie nichts anderes auf der Welt, schon fast bei ihm. Als habe er die Gedanken seines Geliebten gelesen, hob Kai seine Arme und fing den Chinesen auf, als dieser ihm förmlich in die Arme sprang. Dieses doch recht ungewöhnliche Verhalten allein genügte schon, um für leichtes Erstaunen im Publikum zu sorgen, doch der Schwarzhaarige setzte dem Ganzen nun auch noch die Krone auf. „Das erste tun, was mir in den Sinn kommt, oder?“ flüsterte er dem Grauhaarigen zu, bevor er ihn mitten im Dome vor mehr als 100.000 Zuschauern ohne jede Scheu dichter an sich heranzog und die Lippen des Russen mit seinen eigenen versiegelte. Kai musste in Gedanken schmunzeln, erwiderte aber den Kuss mit einer ebensolchen Leidenschaft, wie sein Geliebter. Man konnte die Verwunderung und die Überraschung über den Liebesbeweis zwischen den beiden Bladebreakers im Publikum förmlich spüren, doch diese Anspannung löste sich nur einen Augenblick später und ohrenbetäubende Jubelrufe begleiteten das glückliche Paar, das soeben unter dem Applaus der anderen Teams, bei denen es sich um die unteren Platzierungen bis hin zu Rang acht handelte, ihre Liebe unverblümt der Öffentlichkeit zeigte. Jetzt war es kein Geheimnis mehr, das es zu hüten galt; jetzt, am Ende ihrer Karriere war die Liebe zwischen ihnen offiziell. Minutenlang ging im Dome gar nichts mehr. Der Jubel, der den Weltmeistern und dem glücklichen Paar galt, schien nicht mehr abreißen zu wollen. Es war so, als hätten die tausenden von Fans bereits geahnt oder eher gewusst, was all die Jahre zwischen den beiden Top-Bladern ablief und sie freuten sich nun mit ihnen und für sie, dass sie es endlich öffentlich gemacht hatten. Dazu kam noch, dass Jesse, die Sarah aus der Loge in den Dome mitgebracht hatte, die Kleine plötzlich nicht mehr halten konnte und das blonde Mädchen ohne nachzudenken die Stufen hinauf zum Tableau auf ihre beiden Väter zulief und sich einem vollkommen verdutzten Kai in die Arme warf, kurz nachdem dieser Ray wieder losgelassen hatte. Jedenfalls nahm er die jetzt Kleine so auf den Arm, dass sie sich gleichzeitig auch an Ray ankuscheln konnte. Das wiederum hob den Niedlichkeitsbonus der sich dem Publikum bot um ganze 100 Prozent; wirkten die beiden Spieler zusammen mit dem Kind wie eine glückliche Familie, die keine bösen Zungen jemals auseinander reißen konnten. »Meine Damen und Herren! – Liebe Beyblade-Fans hier im Pyramide-Dome!« versuchte DJ erneut, sich Gehör zu verschaffen, was ihm aber zunächst nicht so recht gelingen wollte. Dann jedoch, nachdem die am Tableau stehenden und auf die Siegerehrung aller acht Plätze wartenden Teams ihre Unterstützung angeboten und die Fans durch Gesten einigermaßen beruhigt hatten, funktionierte es doch. Es ging eben nichts über Teamwork, selbst dann, wenn man nicht zur gleichen Mannschaft gehörte. »Ganz davon abgesehen, dass uns Kai und Ray von den Bladebreakers mit ihrem doch ziemlich offenkundigen Liebesbeweis hier gerade ganz schön überrascht haben, möchte ich an dieser Stelle noch einmal allen Teams für ihre Teilnahme und die fairen Wettkämpfe, die sie sich hier geliefert haben, danken!« sagte er und wurde wieder vom aufkommenden Jubel des Publikums unterbrochen, auch wenn es ihm diesmal gelang, sich leichter wieder Gehör zu verschaffen: »Wir kommen nun zum letzten Programmpunkt der diesjährigen Beyblade-Weltmeisterschaft; der Ehrung der ersten acht Plätze! – Wir beginnen mit dem diesjährigen Platz 8! Die Saint Shields aus Bolivien!« Jubel begleitete den Leader des doch noch recht jungen Teams auf seinem Weg zu DJ, wo er sich die Urkunde und die Ehrenmedaille für sich und seine Leute abholen konnte. Ozuma wusste, dass er stolz auf das sein konnte, was sie erreicht hatten und er nahm sich in diesem Moment fest vor, das diese Medaille nicht die letzte gewesen sein würden, die er zusammen mit seinen Freunden erobern wollte. Und irgendwann würde auch einmal eine goldene dabei sein, da war er sich sicher. In der Punktwertung folgten schließlich die Psykicks auf dem siebten Rang, danach kamen bereits die All-Starz auf Platz 6. Sie waren damit das am niedrigsten eingekommene Team der Top 5, aber Michael sowie auch dem Rest seines Teams schien das nicht das Geringste auszumachen. Sie alle waren froh, bei diesem Spektakel dabei gewesen zu sein und hatten ihr Bestes gegeben. In einem Wettkampf dieser Größenordnung war ein sechster Platz auch gar nicht so schlecht, wie es zunächst klang. Etwas anders sah es da schon auf Platz 5 aus. Es war deutlich sichtbar, dass sich die Majestics von dem vergangenen Turnier mehr versprochen hatten, aber Unterschätzung des Gegners und zu viel Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hatte sie einen weiter vorn gelegenen Platz und damit auch das Duell mit den Bladebreakers gekostet. Die einzigen, die sich darüber wirklich amüsieren konnten, waren seltsamerweise Tala und Oliver und das obwohl gerade die beiden von ihren Teamkameraden gerade in den wichtigen Spielen ein wenig hängen gelassen worden waren. Aber sie nahmen es mit Humor, brauchten doch gerade sie sich nicht hinter den erbrachten Leistungen zu verstecken. Von den Turnierneulingen am weitesten vorn hatten sich die NEO-Borg platziert. Ihre schnellen und sehr schwer berechenbaren Spielzüge hatten ihnen den eigentlich doch recht undankbaren vierten Platz eingebracht; waren sie nur einen einzigen Schritt vom Podest und somit von den großen Drei dieses Turniers entfernt. Dennoch war ihre Niederlage gegen die Bladebreakers im Halbfinale nicht als Verlust im eigentlichen Sinne zu sehen und die fünf Spieler wirkten eher, als würden sie diesen vierten Rang als Ansporn nehmen, in künftigen Meisterschaften welcher Art auch immer noch mehr Einsatz zu zeigen um dann weiter vorn platziert zu sein. »Rang Nummer 3 geht in dieser Weltmeisterschaft an die Vizeweltmeister von vor 10 Jahren! – Aus Russland, die...?« „DEMOLITION-BOYS!“ war die prompte Antwort aus dem Publikum, woraufhin die fünf Spieler vortraten und sich erst einmal mit einer tiefen Verbeugung bei ihren angereisten Fans für die Unterstützung während des Turniers und auch in den schweren Zeiten vorher bedankten. Sie waren das Team, welches nach der letzten Weltmeisterschaft die größte Veränderung durchgemacht hatte. Aus für die anderen Top-5-Teams ehemaligen erbitterten Feinden waren Freunde geworden und nun genossen sie nicht nur das absolute Vertrauen der anderen Teams sondern auch das ihrer Fans. Und das war nicht unwichtig, denn ohne Fans war ein gutes Beyblade-Team nur die Hälfte wert. Unter dem Jubel des Publikums und dem Beifall der anderen anwesenden Mannschaften bekam Yuri den bronzenen Pokal zusammen mit der Urkunde überreicht, während DJ den fünf Spielern die Medaillen umlegte. Auch der sonst so flippige Kommentator war einen Moment lang still, als er die Zeremonie vollzog, wusste er doch ebenso wie jeder andere auch, welch schweren Weg die Demolition-Boys hatten gehen müssen, um hier zusammen mit den Anderen stehen zu können. Und war der Weg auch noch so schwer gewesen, niemals hatten sie einen Rückzug gemacht. »Platz zwei in diesem Jahr hat im Vergleich zur letzten Weltmeisterschaft eine Verbesserung vollzogen, die immer noch ihresgleichen sucht! Vor 10 Jahren waren sie asiatischer Vizemeister, dieses Jahr stehen sie an zweiter Stelle an der Spitze der Besten der ganzen Welt! Aus China, die..?« „WHITE TIGERS!“ schallte es durch den gesamten Dome, was DJ dazu animierte, den Pokal und die dazugehörigen Medaillen an die Spieler und Spielerinnen des chinesischen Teams zu überreichen. In der Tat war der Sprung, den sie in den 10 Jahren gemacht hatten, beachtlich und so war es kein großes Wunder, dass die Vizeweltmeister so gefeiert wurden, als hätten sie die Weltmeisterschaft gewonnen. Dann allerdings wurde es im Dome schlagartig still. »Was viele von den eingefleischten Fans vorher schon zu wissen glaubten, ist am heutigen Tag tatsächlich wahr geworden. Vor 10 Jahren kamen sie praktisch aus dem Nichts und verzauberten mit ihren Bladingkünsten die ganze Welt. In den kommenden Jahren waren sie immer wieder für Überraschungen gut und haben alle und ich meine wirklich alle ihnen gestellten Schwierigkeiten mit Bravour gemeistert! Und hier, 10 Jahre nach ihrem fantastischen Durchmarsch durch dieses Turnier stehen sie erneut an der Spitze! – Meine Damen und Herren, liebe Beyblade-Fans! Die alten und neuen Weltmeister! – Aus Japan, die...?“ „BLADEBREAKERS!“ Mit diesen Worten seitens DJ und dem Publikum brach die bisher noch geordnete Siegerehrung im Dome zusammen. Der aufbrandende Jubel schien kein Ende nehmen zu wollen und so blieb dem Kommentator nichts anderes übrig, als den goldenen Pokal sowie die Medaillen für die 5 Spieler ohne etwas dazu sagen zu können zu überreichen, denn selbst wenn er es versucht hätte, so wäre er gegen den tosenden Beifall nicht angekommen. Mitten in dem ganzen Trubel drückte Kai seinen Geliebten und seine Tochter fest an sich. Auch wenn er es den Anderen gegenüber nicht zugegeben hätte, so war ihm der Weltmeistertitel eigentlich vollkommen gleichgültig. Er hatte längst alles, was er wollte, aber er wusste auch, dass es für sein Team keinen würdigeren Abschluss geben konnte, als das man die Bühne des Beybladens an der Spitze der Weltrangliste und als Sieger in einem bedeutungsvollen Turnier wie diesem verließ. Als sich nach endlos erscheinenden Minuten noch immer nichts tun wollte, was man als Abflauen des Jubels und Applauses werten konnte, ergriff Kai schließlich die Initiative und nahm DJ sein geliebtes Mikrophon weg. Jetzt galt es, den Schritt zu tun, über den sich die Teamkapitäne am vorangegangenen Abend noch einmal abgestimmt hatten. Es war der letzte gemeinsame Schritt, den die Teams zusammen gehen würden, aber es war auch einer der Schwersten. Kaum dass die Menschen im Dome die Mikrophonübernahme einer nach dem Anderen realisierten, flaute der Lärm ab und machte einem aufgeregten Gemurmel Platz. Ray legte seinem Geliebten die Hand auf die Schulter, als dieser sichtbar zitterte. Er mochte es nicht, vor großen Menschenmassen zu sprechen und diese Tatsache merkte man ihm mehr als deutlich an. Dann jedoch begann der Grauhaarige mit den Worten, die er sich zurechtgelegt hatte. »Zunächst möchten wir allen Danken, die den weiten Weg aus aller Welt hierher gekommen sind, um sich diese fantastischen Wettkämpfe anzusehen! Es ist schön, das der Bladingsport auch nach all den Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat und es war uns allen eine Ehre vor einem solch großartigen Publikum zu kämpfen! – Aber die Entscheidung, die wir vor dem Antritt in dieser Weltmeisterschaft getroffen haben, wird einschneidend für uns alle, Spieler wie auch Fans sein und sie ist uns nicht wirklich leicht gefallen.«, erklärte er an das Publikum gewandt, bevor er das Mikrophon an Robert weiterreichte. »Aber was sein muss, muss schlussendlich doch sein. Denn ein Sport, wie wir ihn in den letzten 10 Jahren ausgeübt haben, ist und bleibt nun mal ein Sport für Kinder und Jugendliche...« fuhr der Leader der europäischen Meister fort. »...für den Teams wie die unseren, die wir uns alle schon in den Mit-Zwanzigern befinden, nach unserem eigenen Ermessen bereits zu alt sind, auch wenn wir in dieser WM bewiesen haben, dass wir es immer noch drauf haben und keinesfalls zum alten Eisen gehören!« vollendete Michael den Satz, woraufhin vereinzelte Pfiffe von den versammelten Fans, welche die Bedeutung der Worte langsam zu realisieren schienen, zu den noch immer am Tableau stehenden Teams drangen, während Lee das Mikrophon übernahm. »Für uns wird es jetzt an der Zeit, diese Bühne zu verlassen und den jüngeren Teams die selbe Chance einzuräumen, wie wir sie vor 10 Jahren bekommen haben!« »Und daher haben wir uns entschlossen, uns von der Bühne des Profisports zu verabschieden und die Plätze der Top 5 an die uns folgenden Teams abzugeben! – Möge die neue Nummer 1 der offiziellen Beyblade-Weltrangliste dieser Ehre ebenso gerecht werden, wie es die Bladebreakers 10 Jahre lang waren!« vollendete Yuri die kleine Rede was im Publikum zunächst für Verwirrung sorgte, die dann aber in Bewunderung für den Mut, die Beendigung der Karrieren auf diese Weise bekannt zu geben, umschlug. Die fünf Teamleader nickten einander zu. Es war getan und ihre Zeit als Profibeyblader war jetzt endgültig vorbei Die Feiern zogen sich durch die ganze Nacht und schienen kein Ende nehmen zu wollen, wusste doch jeder, dass wenn sie auseinander gingen, sie nie wieder in dieser Form zusammenkommen würden. Ein Abschied von diesem Ort und ihren neuen Freunden würde das Ende einer Ära bedeuten und vieles, was passiert war, würde mit der Zeit in Erinnerungen verblassen, auch wenn manche einschneidenden Erlebnisse doch besser in Vergessenheit gerieten. Dennoch war diese gemeinsame Vergangenheit ein Teil von ihnen, der sie als das zusammengebracht hatte, was sie jetzt waren, der immer gegenwärtig sein würde und den niemand wirklich vermissen wollte, ganz egal um was es sich dabei handelte. Denn diese Ereignisse hatten dazu geführt, dass fünf miteinander rivalisierende Teams zu besten Freunden geworden waren. Am nächsten Morgen hatte man sich für die Abreise noch etwas ganz Besonderes für die fünf Teams ausgedacht. Die Spieler und Spielerinnen noch einige Tage gemeinsam an einem Ferienort, den sie nicht nennen wollten zu verbringen gedachten, waren alle fünf Maschinen bereits aufgetankt und startklar. Entgegen den Bestimmungen hatte man in Heliopolis auch die beiden Notlandebahnen bereit gemacht, so dass die fünf Challenger nunmehr startklar nebeneinander auf ihre Insassen warteten. In einem wahren Triumphzug wurden die Bladebreakers, die Majestics, die All-Starz, die White Tigers und die Demolition-Boys vom Hotel aus zum Flughafen begleitet, wo sie dann ein letztes Mal in ihrem Leben teamweise in die wartenden Jets kletterten. Eine knappe Viertelstunde später war es dann soweit. Synchron, fast wie einstudiert, setzten sich die fünf Challenger nach dem OK des Towers in Bewegung und gewannen auf ihrem Weg die Startbahnen hinunter rasch an Tempo. Zeitgleich hoben die schnellen Maschinen vom Boden ab und gewannen rasch an Höhe, bevor sie sich bei einer Runde um den Flughafen in einer Art Delta aufreihten um dann am blauen Himmel zu verschwinden. ***************************** Die Bladebreakers gewannen den Titel des Beyblade-Weltmeisters im September 2000 nach zähem Ringen gegen die White Tigers, die All-Starz, die Majestics und schließlich auch die Demolition-Boys. Sie erlangten damit verbunden auch den ersten Platz in der offiziellen Beyblade-Weltrangliste. 10 Jahre lang verteidigten sie beide Titel, ohne das eines der nachfolgenden Teams ihnen auch nur ansatzweise gefährlich werden konnte. In Kairo, dem Austragungsort der Weltmeisterschaft des Jahres 2010 gelang ihnen das Kunststück noch einmal, so dass sie sich als Weltmeister aus dem von ihnen so geliebten Sport zurückziehen konnten. An dieser Stelle verlassen wir die fünf Teams, die wir auf ihrem Weg begleitet haben. - >Training im Schnee...< geht damit seinem offiziellen Ende entgegen. Wie es weitergehen könnte, bleibt ganz allein eurer Fantasie überlassen. Wir wollen uns bei allen Lesern bedanken, die uns in den 4 Jahren hier auf Animexx die Treue gehalten haben und die mit unseren Charakteren gelacht, geweint und bei ihren Duellen und Erlebnissen mitgefiebert haben. Ohne euch hätten wir wahrscheinlich längst aufgegeben. Vielen Dank für alles! Lillie & Venka Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)